Wie im täglichen Leben. Das Karussell des Schicksals haben wir nicht in der Hand. Auch wenn wir das behaupten wollen. Es spielt mit uns. Wir Spielfiguren. Eine Macht, die uns führt? In den Abgrund des Vergessens. Mehr ist nicht drin.
Es sollte bergauf beginnen. Das tut es auch. Kinder sehen nicht. Kinder fühlen. Kinder hören nicht. Kinder fühlen. Alles nach Gefühl. Deshalb schreien sie, wenn sie wütend sind und lachen, wenn sie fröhlich sind und weinen, wenn sie traurig sind. Aber nur dann, wenn Erwachsene sie lassen. Ansonsten werden sie dieselben Krüppel der unerkannten Macht des Schicksals.
Poetisch sollte es sein. Verwirrend auch. Die Rede ist misslungen. Zumindest die Anfangsrede. Mal sehen, wie es weitergeht. Und ob es weitergeht. Inzwischen fragen wir uns, wo die Kinder spielen.

Bergauf oder hinunter. Könnte auch heißen hinauf und hinunter. Beides sehr beschwerlich. Warum nicht einfach gerade aus? Das wäre zu einfach und außerdem sind wir nicht – bin ich nicht – alleine auf der Welt. Da kommen immer Dinge dazwischen. Und dann der blöde Spruch von Gott, den man zum lachen bringt, wenn man Pläne macht. Ist Er wirklich so boshaft, dass er uns nichts vergönnt? Und – IST Er überhaupt? Die Fragen aller Fragen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Wer oder was bin ich? Wir wollen das nicht logisch beantworten. Wir haben genug von Logik, die alles erklärt wissen will und dann doch nichts erklärt.
Wir wollen träumen – von Welten, in denen es ständig gerade aus geht oder in denen gar nichts geht, sondern alles so schön bleibt, wie es ist. Schön. Friedlich. Und angenehm warm vor allem. Es ist so kalt im Moment. Innen wie außen. Irgendetwas bahnt sich an. Es wird nicht mehr besser. Den Höhepunkt haben wir erreicht. Verschwendet haben wir alles. Und jetzt kommt die Rache der unerkannten Macht. An sie könnte ich glauben. Wahrhaftig und unpersönlich. Genauso!



Schnell auf in andere Welten, bevor diese hier zugrunde geht. Wir können nicht mehr warten. Das wahre Träumen bringt uns nach Shambala oder nach Shangri-La oder gar auf die Nebelinsel Avalon, wo die Hexe Morgana wohnt, die man auch 'die Fee' nennt. Ein sagenumwobener Ort, dieses Avalon, auf dem das Schwert Excalibur geschmiedet wurde, welches nur Artus aus dem Felsen ziehen konnte und so König wurde. Und Morgana? Es ranken sich viele Geschichte um diese geheimnisvolle Frau. Am schönsten ist jene, in der sie Artus' Schwester und keine böse Frau ist.
Zuerst wenden wir uns dem mystischen Shambala zu. Es ist ein buddhistisches Königreich, angeblich irgendwo in Zentralasien verborgen, das wahrscheinlich von nicht sehr ehrbaren Kriegern gestört wurde und vielleicht noch wird. Nicht sehr erstrebenswert, sich dort oben nieder zu lassen.
Shangri-La ist schon besser. Es ist ein fiktiver Ort (so wird es gesagt und geschrieben), wo Menschen in Frieden und Harmonie leben. Herz, was willst du mehr?
Es gibt viele derartige 'fiktive' Orte, wobei auch Atlantis ein solcher sein soll. Als erster entdeckte ihn in seiner Phantasie angeblich Plato.
Sampanna ist auch so ein Ort. Man gelangt über einen beschwerlichen Weg in seine Nähe und doch nicht von selbst dort hin. Geflügelte Wesen holen dich ab, wenn du bereit bist für eine derartige Welt. Man muss bereit sein. Immer. Und vorbereitet.

Vorbereitet sein. Vorbereitet sein für die stillen, geheimen Orte, die einen glücklich machen. An die man sich auch geistig zurückziehen kann. Vor allem geistig! Materiell ist es nicht mehr möglich. Es hat sich zu viel verändert und das Haus – eigentlich die Villa – steht vielleicht gar nicht mehr da.
Das große, schwarz lackierte Schmiedeeisentor mit seinem unmelodischen und doch so schönen Gesang, wenn man es öffnet, während aus dem Taxi die Koffer gehoben werden. Angekommen! Endlich angekommen! Der Kiesweg knirscht beim Laufen und Augen für die bunten und unterschiedlichen Dahlien habe ich noch keine. Augen gerade aus! Zur Villa hoch, wo am Eingang ein großer, schlaksiger, alter Mann neben einer kleinen, molligen, alten Frau mit O-Beinen lächelnd seine Arme ausbreitet.
„Großvotta, kaunst du net owa kumman auf an schnö'n Kaffee?“ ertönt in meinem Kopf und so oft denke ich, es wäre schön, wenn es so wäre, wenn es auch ganz anders wäre als damals. Damals, als unbekümmertes Kind, das sich stets so sehr auf die Ferien in der Wachau gefreut hat und das als Erwachsene nie vergessen hat, wie es war, wenn die Koffer aus dem Taxi gehoben wurden, wenn das sanft kreischende Schmiedeeisentor geöffnet wurde, um dem Kind den Weg zum Opa frei zu machen.
Wir sind mit dem Zug gefahren. Der Geruch der geteerten Eisenbahnbohlen bringt mich noch immer zurück in die Zeit der glücklichen Kindheit. Am Bahnhof stehen und auf den Zug in die Wachau warten. Ich werde den Teergeruch auf Holz immer lieben. Ungesund? Aber wenn es doch glücklich macht!
Die Fahrt war immer ein Abenteuer. Das Warten auf die Tunnel, wenn es im Zug finster wurde. Damals wurde das Licht selten eingeschaltet. Wir mussten einmal umsteigen. Egal, denn das Paradies kam immer näher. Krems/Stein am Bahnhof. Ein Taxi, bitte! Rosenhügel 11. Das teure Villenviertel. Mein Opa ließ sich was kosten. Aber die Villa war ein Schnäppchen und das war gut so. Sie hätte meiner Mutter gehören sollen. Aber das gehört nicht hier her. Hier träume ich mich ins Paradies, das es vielleicht materiell gar nicht mehr gibt, aber geistig ist es da und vor allem entwickelt es sich weiter. Ja, ich bin vorbereitet auf den Weg zwischen den Marillenbäumen und den herrlichen Dahlien.

Ein Sturm kommt auf. Und er wird stärker werden als er es jemals war. Die höchste je gemessene Windstärke beträgt 408 Stundenkilometer und wurde, laut Wikipedia, am 10. April 1996 des tropischen Zyklons 'Olivia' auf der westaustralischen Insel Barrow Island gemessen. Es ist kein Sturm mehr, was kommen wird und auch kein Zyklon. Es wird etwas stärkeres werden, das alles hinweg fegt, was ihm nicht gefällt. Gottes Atem wird man es nennen, weil alle ein schlechtes Gewissen haben und sich sehr gut vorstellen können, dass Gott Rache will. Seine Schöpfung wurde zerstört. Irreparabel. Gott hat den Menschen nicht erschaffen. Der Mensch war so etwas wie ein Kollateralschaden oder viel mehr eine Fehlentwicklung der Natur. Gott hat für einen Moment nicht hingeschaut und schon war er da, der Zerstörer, der Widersacher, der, der auch den Satan erfunden hat und sich nun selbst darin sieht.
Was machst du die Menschen immer so schlecht? - fragt das Gewissen. So schlimm sind sie doch nicht. Es sind nur einige wenige von ihnen, die das Sagen haben und die Herde folgt denen nun mal, die sagen, wo es lang geht.
Aber der Sturm bahnt sich an. Trotz der geistigen Flucht ins Paradies, wo ich mir vorstelle, wie ich die Villa betrete, über die schwarz-weißen Kacheln des Vorraums schreite, mich nach links in das Turmzimmer wende. Kleine Türmchen zieren die Villa. Ich bin mir zwar nicht mehr sicher, aber auf der alten schwarz-weiß Aufnahme sind sie zu sehen. Das Foto wurde auf einem Hügel aufgenommen, - wahrscheinlich vom Marillenhain aus. Vom Fenster aus blicke ich hinunter in einen Garten, wo ein kleiner Bach, eigentlich ein Rinnsal, entlang des Zauns dahin plätschert. Wahrscheinlich hat es gestern geregnet, denn meist ist der Graben leer. Zwetschgenbäume und hohes Gras. Dort unten wird selten gemäht. Das Gras darf wachsen, um später als Heu verfüttert zu werden. Als Kind war ich nur selten dort unten. Und jetzt?
Lass den Sturm zu! - ruft das Gewissen. Sturm besagt nicht immer nur Vernichtung. Er kann dich auch weiter bringen. Tiefer hinein in das Traumland. Bis du erkennst, dass es kein Traum, sondern die wahre Wirklichkeit ist.

Wenn man 'Etwas' sieht und andere sehen dieses 'Etwas' nicht, ist man dann verrückt? Man muss dieses Phänomen auf verschiedene Arten sehen. Nicht, dass dies bei mir schon der Fall wäre, aber es könnte ja einmal eintreffen. Dinge 'sehen' mag vielleicht verrückt sein, wenn es sich um das gewöhnliche Sehen handelt.
Es gibt aber ein anderes 'Sehen'. Es ist nicht das 'Sehen' der Tolteken, nicht das 'Sehen' der Schamanen – es ist das geistige 'Sehen', das man im engeren Sinn auch Vorstellungskraft nennen kann.
Schließe die Augen und 'sehe' den Kiesweg vor dir, wo links in den Blumenbeeten die herrlich bunten Dahlien blühen. 'Höre' das Knirschen unter deinen Sandalen, wenn sich die Kieselsteinchen aneinander reiben. Rechts stehen zwei, drei kleine Obstbäume und weiter vorne die Steintreppe zum Marillengarten hoch. 'Sehe' gerade aus zur Villa, zum Eingang, der sich über wenigen Stufen befindet. Es ist niemand da. Du bist alleine. Die Tür ist offen. Drei, vier, fünf Stufen hoch. Die schwarz-weißen Fliesen glänzen, als hätte sie jemand eben gereinigt. Aber sie sind trocken. Keine Rutschgefahr. Wo einst die Küche war, gerade aus, der riesige Fauteuil, mit den vielen Decken, wo die zwei Dackeln ihren Platz hatten, dort ist jetzt ein heller, großer Raum, mit breiten Fenstern und luftigen Vorhängen. Der Dielenboden aus echtem Holz knarrt nicht, wenn du den Raum betrittst.
Hast du alles gesehen? Auch die Bilder an den Wänden? Die Staffelei im ersten,großen Raum? Den Schrank mit all den Farbtöpfen und Pinseln? Das Turmzimmer betreten wir später. Und das Bad gegenüber wird benutzt, wenn nötig. Das WC natürlich auch. Wir haben es uns hier häuslich eingerichtet. Wir, die Gedanken im Geist, die das echte 'Sehen' immer besser beherrschen. Einmal wird es so weit sein, dass wir, wenn wir nach dem 'Sehen' die Augen öffnen, wirklich dort sind, was wir 'gesehen' haben. Ganz sicher wird es so sein.

Nebel kommt auf. Er verdeckt das, was gerne vergessen wird. Wie etwa das leere Haus, das leere Zimmer und das Gemälde, das ich eben fertig gestellt habe. Es zeigt eine junge Frau, die buchstäblich die Wände hochgeht. Sie hockt in einer Ecke, die Arme hochgestreckt, die Finger wie Krallen an den Wänden, der Mund ein einziger Schrei und Tränen, viele Tränen. Oder das Buch, was zeitlich vor dem 'Die-Wände-hochgehen' war, mit dessen Protagonistin ich mich identifiziert habe. Es war lange Zeit mein Lieblingsbuch. 'Ich habe dir nie einen Rosengarten versprochen', von Hannah Green. Die Freiheit so zu sein wie man ist, hat man nur in gewissen Anstalten. Zumindest für eine Weile. So lange, bis sie angestrengt versuchen, dich wieder in die so genannte Gesellschaft einzugliedern. Aber vorher darfst du ausflippen so viel du willst. Einfach herrlich! Während dem Lesen habe ich oft Musik gehört, 'Genesis', bereits ohne Peter Gabriel, was dieser Band meines Geschmacks nach nur Defizite einbrachte. Es war vor allem der Song 'Untertow'. Was würdest du tun, wenn du wüsstest, dass dies der letzte Tag deines Lebens ist? Gute Frage, die die Jungs damals stellten. Der junge Frühling muss doch den alten Winter besiegen, denn wir wollen noch einmal die Bäume aufwachen und aufblühen sehen. Es war keine Depression. Ich würde es eher Hysterie nennen, worin ich mich hinein steigerte. Aber die junge Frau, die die Wände hochgeht, - war sie so etwas wie eine Warnung? Geh wieder auf Saison und lass den Mann Mann sein. Frauen können sich auch alleine im Leben durchsetzen. Das weiß ich heute. Das würde ich vielleicht heute tun. Aber nicht in derselben Situation. Nicht im selben Alter. Nein, ich würde es nicht tun, denn damals spielten so viele andere Faktoren mit, dass ich gar nicht mehr weiß, ob es am Mann und nicht vielmehr an einer Frau lag, die sich immerzu einmischte und die ihre Tochter noch immer als kleines Mädchen sah, dem man sagen muss, was es tun soll. Unter deiner Würde, - so sagte sie und die junge Frau ging die Wände hoch.
Damals, im Sommer, in der Wachau, war es noch ganz anders. Damals wurde das kleine Mädchen vielleicht sogar geliebt, falls es wirklich ein Wunschkind und nicht bloßer Zufall war, den man nicht mehr verhindern konnte. Der kleine Sohn war tot. Tragisch. Sieben Jahre später fasste man Mut, wieder ein Kind zu bekommen oder war die Schwangerschaft doch ein tragischer Unfall. Jetzt war das Kind da und man musste durch. Ich weiß nicht, wie es war. Ich weiß nur, dass ich mich ab einem gewissen Alter nicht mehr geliebt fühlte. Boshaft soll ich gewesen sein. Mag schon sein. Irgendwo und irgendwie leben Kinder den Verlust von etwas noch aus. Sie machen das wohl instinktiv oder so was in der Art. Mörder und Psychopathen leben den Verlust von etwas auch aus. Die anderen haben sich in der Gewalt. Tun sich selbst und nicht anderen Gewalt an. Aber man kann doch nicht durch die Straßen laufen und Menschen wahllos töten, nur weil es einem nicht gut geht! Warum nicht?
Der Nebel wird dichter. Es ist kaum mehr etwas zu sehen. Die Idylle der Kindheit hat sich verdunkelt und legt etwas anderes frei, mit dem man sich versöhnen muss. Auch das muss angesehen und vor allem angenommen werden, sonst öffnen wir das nächste Mal die Augen und sind in der Hölle.

Warum nicht? Diese Frage beschäftigt mich. Warum nicht mit einem Maschinengewehr auf die Straße gehen und Menschen wahllos niedermähen? Natürlich würde jeder 'normale' Mensch sich diese Frage gar nicht stellen. Aber bergauf hinunter muss sie drinnen sein, denn wir nähern uns nun den tiefsten der tiefen Welten, die in vielen von uns lodern.
Das Böse fasziniert. Nicht nur, weil es ohne böse kein gut geben würde. Es stellt sich ja auch die Frage, warum ein Mensch böses tut. Gottbefohlen glaube ich nicht, da ich an keinen persönlichen Gott glauben kann. So sehr ich es auch möchte. Schicksalsmacht? Kommt vielleicht schon eher hin. Wir haben uns unsere Lebensrollen nicht ausgesucht. Glaube ich zumindest, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sich eine 'Seele' ein Leben als Amok laufender Massenmörder aussucht. An eine Seele glaube ich übrigens auch nicht, zumindest an keine persönliche. Wenn, dann ist alles im Geiste eins. Getrennt sind wir hier sowieso, als muss es nicht auch noch geistig sein. Ist der Film denn schon fertig, aber wir durchlaufen ihn erst? Wer hat den Film gemacht? Fragen, die alle nicht beantwortet können. Zumindest nicht von mir.
Aber die Frage, warum es denn verpönt ist, Menschen zu töten, kann beantwortet werden. Weil es der Gesellschaft schadet. Tatsächlich? Einige wären froh, wenn es weniger Menschen auf der Erde geben würde. Wahrscheinlich treten deshalb immer wieder irgendwelche Viren und Seuchen auf. Aber man will ja nichts gesagt haben und niemanden verdächtigen. Das tun nur Verschwörungstheoretiker. Na ja, Politiker sind dazu da, um das Volk zu schützen. Jeden einzelnen vom Volk. Also muss ein Mord bestraft werden. Diebstahl ebenso.
Die Menschenwelt ist eine ganz eigene Welt. Sie wurde von vielen, vielen Menschen Jahrhunderte lang zusammen gebastelt. Die Menschenwelt kämpft gegen Naturgewalten und wird verlieren. Es gibt zu wenig Gutmenschen. Das sind die ersten, die schreien, wenn ein Mord passiert. Gewalt geht gar nicht. Das wurde uns eingebläut. Gewaltlose Anarchie wäre eine Lösung, aber dafür ist die Menschheit noch nicht bereit und noch nicht reif genug. Sind sie es, wird es wahrscheinlich zu spät sein.
Manipulierte Hampelmännchen und natürlich Hampelfrauchen, um den heutzutage so tollen Genderwahn nicht zu vergessen. Man bedenke, dass Schwarze einst keine Menschen waren. Gleichgeschlechtliche Liebe war Sünde. Die Indianer wurden eh fast ausgerottet und so auch viele andere indigene Völker, um der edlen weißen Menschenrasse Platz zu machen. Und diese edle weiße Menschenrasse betoniert die Erde nun nach und nach zu. Schöne, heile Welt.
Ich glaube, genau deshalb finde ich es gar nicht so verpönt, wenn Menschen auf die Straße gehen und andere Menschen wahllos niederschießen.

als ich das Foto sah,
wollte ich gleich den Schrecksmiley setzen.

Aber dann sah ich den Text dazu (wir nun wieder).
Ich hatte am Totenbett meiner Mutter zu Schwester
und Schwager gesagt, wenn ich mal ins
Krankenhaus muss, erschießt mich bitte.

Und diese Woche zum Haushaltsauflöser,
ich kann ja nicht mit dem Gewehr kommen.
Ich wurde bedrängt, die Wohnung früher
abzugeben, um die Miete zu sparen.

Ja, ja, der Gedanke ist schnell da - und bekanntlich sind Gedanken frei... gefährlich wird es nur, wenn sie zur Tatsache werden.
Nächstens geht es wieder bergauf - ohne wilde Schießerei.

Es muss auch wieder bergauf gehen. Ganz hinauf. Direkt auf die Spitze. Darüber hinaus wäre zu viel. Noch. Das geistige Bergauf. Was ist nicht geistig? Alles ist geistig. Unser Denken, unser Reden macht unsere Welt aus. Denken ist geistig. Sprache ist geistig. Da ist nichts Materielles. Deshalb Selbstverantwortung und nicht alles den Anderen in die Schuhe schieben. Wenn ich mich nicht geliebt fühle, liegt es an mir. Ich kann mich ja auch geliebt fühlen. Und wenn nicht, muss ich mich damit versöhnen und einsehen, dass nicht alle, nicht alles, geliebt werden kann in einer Welt der Gegensätze.
Viele Menschen bilden sich auch irgendetwas ein und glauben fest daran. Der Glaube ist alles. Er kann positives Denken, wie auch negatives Denken sein. Wir können nicht in den Anderen hinein sehen, deshalb machen wir uns ein geistiges Bild von ihm. Wir machen ihn zu etwas, was er vielleicht gar nicht ist. Wir machen ihn zu dem, wie wir ihn fühlen, denken, beurteilen und schließlich verurteilen. Würden wir alle alles so vorurteilslos erkennen, würden wir über die Bergspitze hinaus kommen. Wo wir dann landen? Wer weiß, wer weiß?
Ich lande in Sampanna. Es war nicht Mephan, der Geflügelte, der mich in seine starken Arme nahm und mit mir hoch in diese Anderswelt flog. Es waren auch nicht Shiran, der Vierarmige oder Sitira, die Schöne, die mich dort hin brachten. Es war der heimliche Regent dieser Welt, Arima, das Doppelwesen. Doppelwesen nicht nur, weil er sich mit seiner über alles Geliebten für immer vereinigt hat; Doppelwesen vielleicht auch, weil er mein zweites Leben, mein Parallelleben war und ist. Seit einem gewissen Alter ist er bei mir und lebt sein Leben in meinen Gedanken. Let me dream inside of you.
Schließ die Augen und stell dir die allerschönsten Landschaften aller Welten vor. Schließ die Augen und stell dir die herrlichsten Bauten aller Welten vor. Da habe ich übrigens den weißen Tempel 'Wat Rong Khun' in Thailand vor Augen – vor offenen, wie geschlossenen Augen. Schließ die Augen und stell dir die allerschönsten Lebewesen aller Welten vor, die in dieser Prachtwelt in Liebe und Harmonie wandeln.
Es ist nicht mehr die Leuchtende Welt. Sie könnte ja einmal wirklich wahr werden, wenn die Sonne die Erde dermaßen verbrennt, dass die Erde gleichfalls zu einer Sonne wird, wenn auch nur für wenigen Stunden. Jeder Moment zählt und Feuerwesen sind auch Lebewesen. Alles lebt. Meint zumindest Elbin Lotte, die ich mir auch sehr gut in Sampanna vorstellen könnte. Freund Carlos? Ja, er würde einer der Drachenreiter sein, der ständig nach weiteren derartigen Welten sucht. Oder er würde sich in der überdimensional großen, weißen Kuppel niederlassen, in der endlich wieder seinen Freund und Meister Don Juan und alle anderen der Zauberertruppe finden. Es steht eine Kuppel in dieser Welt, direkt in der Mitte, auch wenn es in dieser Welt keine Mitte gibt. Alles ist Mitte. Im Geiste ist alles möglich. Alles, was man sich vorstellen kann. Alles, nur nicht nichts.

Es ist von heute auf morgen Sommer geworden. Kurze Hosen und Sandalen. Endlich! Und raus aus dem Haus in die Wiese oder mit Opa nach oben in den Marillenhain. Natürlich nicht ohne Jause, wo wir uns dann ganz oben platzierten und hinunter nach Stein blickten, direkt in den Gefängnishof hinein, wo die Schwerverbrecher, wie Opa sie nannte, ihre Runden drehten. Ich erinnere mich auch noch an die Gräser, die so komische Gebilde hatten, die man pflückte, oben zusammen hielt und auf die Hand drückte. Das machte einen lustigen Knall. Hat mir auch Opa gezeigt und auch das Musizieren mit dicken Grashalmen, die man zwischen den beiden Daumen presst und dann heftig hinein bläst.
So war es all die Jahre, bis Opa starb. Ich war damals 8 Jahre alt. Das letzte Mal im Paradies. Vom kalten Fürstenfeld in die warme Wachau. Warm und sonnig. Nicht heiß und dunstig wie es an den heutigen Sommertagen meistens ist. Urlaub. Ferien. Sommer. Ich konnte mir den Bereich Rosenhügel 11 winterlich gar nicht vorstellen. Nicht mal herbstlich. Die Wachau, das schöne Krems an der Donau, das war Sommer pur. Ist es noch. Nur für mich.
Wie ist es auf Sampanna? Natürlich immer Sommer! Warm und sonnig. Es gibt dort einen Fluss und einen See. Der Fluss ist nicht so breit wie die Donau. Meine Mutter und mein Cousin haben die Donau mal schwimmend überquert. War nicht ganz ungefährlich wegen der Schiffe. Meine Wachauer Cousine (hab ja noch eine in Tirol) und ich blieben inzwischen am Ufer und auf den Steinen hocken. Dort hockten wir übrigens oft und warteten auf ein Schiff, das Wellen bis zu uns hoch schlug.
Auf Sampannas Fluss fahren keine Schiffe, höchstens Boote, wenn das jemand will. Ruderboote oder sich einfach in einem alten Holzkanu treiben lassen. Treiben lassen ist auf Sampanna ohnehin angesagt. Ins Kanu legen und den kleinen Sommerwolken zusahen, wie sie dahin ziehen und immer wieder andere Figuren annehmen. Einmal war ein Wolkenpferd am Himmel und plötzlich entpuppte es sich zu einem wirklichen Pferd. Ein fliegendes Pferd kam direkt vom Himmel herab geflogen und landete am Ufer. Es sah mich an und es sah aus, als würde es lächeln. „Hallo Pegasus!“ begrüßte ich es und dann flog es wieder davon.

Die inneren Schwingungen ändern. Entweder langsamer oder schneller. Dann entkommt man der Zeit und dem Raum dieser Wirklichkeit. Lassen wir das mit den unteren und oberen Welten. Sie haben damit nichts zu tun und sind nicht einmal wirklich. Zumindest nicht so wirklich wie das, was wir Wirklichkeit nennen. Aber wir können sie erfahren. In ihnen leben. Zuerst nur gedanklich. Gewissermaßen als Vorstellung.
Physiker, so genannte Wissenschaftler, wie auch Ärzte, sind inzwischen (wenigstens einige wenige von ihnen) der Meinung (manche sind sich sogar sehr sicher), dass es so etwas wie ein Leben nach dem Tod gibt, da das Bewusstsein nicht sterben kann. Sie nennen es sogar Seele. Die Seele bleibt im Universum. Was sie dort tut, dürfte den Wissenschaftlern noch ein Rätsel sein.
Ich könnte mir vorstellen, dass sie dort draußen, im so genannten Nichts, in das sie fliehen (vor allem, wenn das Leben ziemlich beschissen war), ihre eigenen Welten kreieren. Sie schließen sich zusammen und bilden neue Planeten. Für uns (noch) Lebenden unsichtbar. Unsichtbar deshalb, weil wir eine andere innere Schwingung haben. Man nimmt man, dass wir Gemeinschaft, Mitgefühl und Liebe lernen sollen. Das natürlich auch, aber ich denke, es geht um sehr viel mehr.
Aber was ist diese innere Schwingung? Der Blutfluss kann es nicht sein und auch nicht Atmung, obwohl es möglich ist, sie durch Atmung zu ändern. Meditierende sind Reisende. So sagt man. Sie reisen in Welten, wie sie noch keiner gesehen hat. Irgendwie hat die innere Schwingung etwas mit Wahrnehmung zu tun. Man nimmt anders wahr. Ohne Wahrnehmung geht es nun mal nicht. Deshalb haben wir einen Körper, um sie zu lernen, zu erkennen. Die Seele lernt. Sie erlernt die Wahrnehmung, um, nachdem sie den Körper verlassen hat, eine neue Welt zu erschaffen, in der sie zufrieden leben kann. Vielleicht sogar mit vielen anderen Seelen, weshalb Mitgefühl, das Miteinander wichtig wäre.
Woher aber kommt die Seele? Vom Körper? Ist sie das, was das Gehirn entwickelt oder war sie schon früher da? Ach, schon wieder solche Fragen, die man nur spekulativ beantworten kann.
Bewusstsein ist für mich das, was das Gehirn mit den Jahren entwickelt. Ist es das? Oder komme ich mittlerweile ins Zweifeln? War doch zuerst Geist, dann Materie oder...?
Wie nehmen Babys wahr? In den ersten Tagen sehen sie kaum etwas. Sie fühlen Berührungen. Sie hören wahrscheinlich und vielleicht riechen sie sogar. Schmecken tun sie auf jeden Fall. Denke ich mal, da sie Muttermilch sehr zufrieden einsaugen. Aber hat das etwas mit Bewusstsein zu tun?
Man mag über meine Fragen lachen. Das tu ich ja auch selbst. In diesem Alter muss man sich doch nicht mehr mit derartigen Albernheiten beschäftigen. Außerdem ist eh alles schon erwiesen. Ist es das? Vielleicht von anderen. Aber nicht von mir für mich selbst.
Die gewöhnlichen fünf Sinn eines Menschen haben mit Wahrnehmung zu tun. Aber mit Bewusstsein? „Es ist im weitesten Sinne das Erleben mentaler Zustände und Prozesse. Eine allgemein gültige Definition ist aufgrund unterschiedlichen Gebrauchs mit verschiedenen Bedeutungen schwer möglich“, - schreibt Wikipedia. Es gibt ja verschiedene Bewusstseinszustände, wozu das Wachsein, der Schlaf und Bewusstlosigkeit zählen. Träume sind auch Bewusstseinszustände. Hört der Traum auf, wenn wir aufwachen oder geht er ohne uns weiter? Oder sind Träume bloß das, was das Gehirn zu verarbeiten hat?
Hat nun das Gehirn etwas mit diesem ominösen Begriff 'Bewusstsein' zu tun oder nicht? Ist Bewusstsein eine Art Empfänger? Fragen über Fragen, die nicht mal Wikipedia wirklich beantworten kann. Es muss also nicht gelacht werden.
Aber vielleicht haben die inneren Schwingungen etwas mit dem Bewusstsein zu tun. Sie lassen uns erstens anders wahrnehmen und zweitens lassen sie uns etwas wahrnehmen, was die so genannte Wirklichkeit verbirgt. Also lasst uns meditativ reisen lernen, um später mal eine fast perfekte Welt zusammen zu kreieren. Für diese hier dürfte es nämlich bald zu spät sein.

Vielleicht ist die Erde auf dieselbe Art entstanden. Seelen haben sie gemacht. Aus der Erinnerung an alte Welten und deren Verbesserungen. Viel dürfte sich nicht verbessert haben. Aber es wird immer besser. So wie das kleine Lieschen in ihrem Schulaufsatz „Mein wunderbarer Glaube“ geschrieben hat, dass es irgendwann mal eine Welt geben wird, in der es nie wieder Streit und Krieg geben wird.
Indes hier geht es um kreierte Welten. Wir sind die Götter. Nein, nicht wir – die Seelen, die uns leiten, die tief in uns stecken, die nach uns rufen. Wir hören sie nur selten. Wir hören uns selbst nicht zu. Wie kann man dann von uns verlangen, anderen Menschen zu zuhören?
Kreativ sein ist Seele sein. Träumen ist Seele sein. Träumen von einer Welt, wie sie schöner nicht sein kann. Aus Erinnerungen geboren. Anders geht es nicht. Die Sommerzeit in der Wachau ist der Grundriss. Das, was darauf gebaut wird, die Vollendung. Man muss sich daran gewöhnen. An diesen Blick nach innen. Daran, die Welt innerlich zu sehen, in die man wieder hinein geboren wird. Der Kreislauf der Seelen. Sie bauen und bauen, bauen darauf, dass es einmal ganz gut sein wird.
Mephan, der Geflügelte hat es schon immer gewusst. Er ist auch einer der Erbauer von Sampanna. Es ist ja praktisch, wenn man fliegen kann und nebenbei den Beruf als Dachdecker kennt. Wenigstens gedanklich. Mephan fliegt gerne über die Dächer der kleinen Siedlung, in der er eine kleine Villa bewohnt. Die Villa verändert sich oft. Mephan kann sich nicht entscheiden, ob sie eher rund wie eine Kuppel oder eckig, mit Türmen, sein soll. Manchmal ist sie so und manchmal anders und dann wieder ganz anders, wo man sich fragt, wo diese Seele einst wohl gewesen ist, um derartige Erinnerungen mit sich herum zu schleppen. Manches vergisst man lieber, aber gute Erinnerungen sollten bleiben. Das sagt auch Mephan, der Geflügelte. Der Engel aus Sampanna.

Ich dachte, Sampanna ist so was wie die letzte Sprosse der spirituellen Leiter, nach der man sich mit der Quelle vereint. Oder wenigstens eine der höchsten Welten. „Hoch oder nieder wird von Menschen gemacht“, gibt mir Mephan zu verstehen. Willst du damit sagen, Arima lügt mich an? „Niemals! Aber Arima sagt nicht so und nur so. Er weiß von der Freiheit des Geistes.“
Jetzt wird es interessant, denn Arima hat mir noch nie etwas über die Freiheit des Geistes erzählt.
„Das muss er auch nicht, denn jede Seele muss selbst drauf kommen.“ Menschen muss man sagen, was sie zu tun haben. „Aus Gewohnheit, aber wenn man sie lässt, sind sie gar nicht so verkehrt. Ich steckte auch mal in einem menschlichen Körper.“ Du warst sicher Dachdecker. Mephan lacht.
Es ist ein fast so angenehmes Lachen wie das von Arima. Prinzipiell sind sich die Bewohner von Sampanna ohnehin sehr ähnlich. Man könnte sie mit den Leuchtenden Wesen vergleichen, auch wenn sie nicht leuchten. Außer, sie wollen leuchten. Ich vergleiche sie gerne mit den Feenzeichnungen Isabel Pècot.
„Nein, war ich nicht. Ich war eine Seele, die in einem menschlichen Körper steckte. Das war alles.“ Menschen definieren sich mit ihrer Nationalität, ihrem Beruf, ihr... „Ich weiß. Ich kenne die menschliche Welt und ich weiß, wie schwer es ist, über ihren Tellerrand zu blicken und noch schwerer ist es, über ihren Tellerrand zu klettern. Aber das geht nur, wenn du wirklich weißt, wer und was du bist. Vorher ist alles nur Theorie und ein nutzloses Geschwafel.“ Die Frage ist nur, wie ist das zu schaffen? „Wenn du bereit bist, kommt es wie von selbst.“ Und das bin ich erst, wenn das, was ich denke, sage und tue ein und dasselbe ist. „Richtig! Nur verwechsle da nichts. Es geht nicht ums Gutsein. Du kannst durchaus als so genannter böser Mensch über den Tellerrand blicken.“ Ich glaube kaum, dass ein Mörder spirituelle Größe hat. „Warum nicht? Wenn er weiß, dass er ohnehin nichts tötet, nichts töten kann, da die Seele immer da ist?“ Aber nur, wenn er es weiß. „Nicht unbedingt. Wer wäre da, um ihn zu verurteilen, außer er sich selbst?“ Starker Tobak, Mephan. „Um über den Tellerrand der Menschenwelt hinaus zu blicken, musst du alles los lassen, alles fallen lassen. Und vor allem du selbst sein. Das, was du fühlst und denkst, raus lassen, bis nichts mehr davon vorhanden ist. Glaube an nichts und lebe. Lebe, als gäbe es nichts zu verlieren, auch wenn du glaubst, alles zu verlieren.“
Und was ist mit Friede, Freude, Eierkuchen auf Sampanna? Es ist doch eine friedliche, harmonische Welt. Und wenn du sagst, es gibt keine Rangordnungen (so wie ich das verstanden habe)... „Stimmt, Rangordnungen gibt es in der Menschenwelt, aber nicht für Seelen. Sampanna ist eine friedliche, harmonische Welt, weil wir Sampannaer das so wollen. In den Welten, in denen es hart auf hart zugeht, ist es so, weil die Bewohner dieser Welten es so wollen.“ Dann müsste es auch in der Welt, in der ich lebe, so zugehen, wie die Bewohner es wollen. „In einem Menschenkörper kann sich die Seele nur schwer entfalten, um sich mit den anderen Seelen einzustimmen. Deshalb gibt es dort auch Unterschiede. Deshalb ist die Dualität eine Domäne der Menschenwelt.“


Isabel Pècot

Die Schwingung ändern, Welten kreieren, aber vorher immer über den Tellerrand hinaus blicken und dann, wenn möglich, ins Leere springen. Ist ja so. Das, was nicht der Menschenwelt entspricht, ist die Leere. Das Nichts. Das vollkommen Unbekannte. Vielleicht auch Unerkennbare. Wir stecken in einer Blase fest, die sich nur schwer, wenn überhaupt, durchbrechen lässt. Was ist dahinter? Erkennen wir das Dahinter überhaupt?
Schon so oft zitierte ich in meinen Schreibereien die Geschichte der Indianer, die keine Schiffe sahen, als Columbus das Land eroberte, weil sie noch nie Schiffe gesehen hatten und keine kannten. Sie wussten nicht, was auf sie aus dem Meer zukam. Irrten am Strand hin und her und wunderten sich über diese Ungetüme oder dieses Ungetüm, falls es nur ein großes Schiff war, mit dem Columbus die Ureinwohner erschreckte.
Würden wir auch erschrecken, wenn wir ins Unbekannte vorstoßen, oder ist uns das gar nicht möglich, weil wir stets alles mit dem Bekannten vergleichen und schließlich gleichstellen? Es muss angepasst werden. Sonst geht gar nichts. Anpassen und eingliedern.
Mephan schüttelt seinen Lockenkopf. Ja, ich stelle ihn mir mit dunklen Locken vor, dunkler Haut, aber anders als Arima, der eher sonnengebräunt wirkt. Mephan ist wirklich dunkelhäutig, aber nicht schwarz, wie die meisten Menschen aus dem Sudan. Auch seine Schwingen sind schwarz. Wenn ich ihn in meinen anderen Geschichten auch anders beschrieben habe, - JETZT sehe ich ihn so. Er trägt einen goldfarbenen Lendenschurz. Sonst nichts. Er ist schön. Groß, stark und dennoch zart, wie die Zeichnungen von Isabel Pècot. Aber ich sollte ihn nicht beurteilen, weil alles unvergleichlich ist, aber nichts mit anderem konkurriert. Ansehen und wirken lassen. Es geht, wenn man ein wenig umdenkt. Manchmal zumindest.
Wo sind die anderen? Mephan zuckt mit den Schultern und blickt in der Gegend herum. Wie sieht sie aus? Die Gegend. Einfach herrlich. Sommerlich und doch erfrischend. In der Nähe plätschert ein kleiner Bach, von denen es viele auf Sampanna gibt. Wir hocken in einer Wiese, in der einige Obstbäume stehen. Ja, auch Marillenbäume. Meine kleinen, knorrigen Lieblinge. Als Kind bin ich gerne auf ihnen herum gekraxelt. Es war leicht hoch zu klettern, eben weil sie klein und knorrig waren/sind.
Mephan lächelt. Auch er scheint sich an eine bestimmte Zeit in seinen vielen Leben zu erinnern, wo er restlos oder zumindest annähernd restlos glücklich war. Das ist der Punkt, von dem wir ausgehen müssen, können, um den Tellerrand erst mal zu erkennen. Die Grenze der Menschenwelt. Haben wir sie nicht schon längst erreicht? Die Gespräche mit Arima, wo es schon oft darum ging, dass das, was intuitiv gefühlt wird, nicht mehr in Worte zu fassen war. Natürlich kann es auch an meiner Unfähigkeit der Ausdrucksweise liegen. Aber wenn nicht, - wie geht es dann weiter?
Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn ist hauchdünn,- spricht eine leise Stimme in mir, auch wenn ich mich keineswegs wahnsinnig finde und schon gar nicht genial. Obwohl, - manchmal, um ganz ehrlich zu sein, fühle ich mich schon genial, was wiederum ein Anzeichen für Wahnsinn sein könnte.