Schon wieder der paradoxe Gedanke, dass wir uns nichts ohne Veränderung vorstellen können, obwohl wir uns oft wünschen, dass es so bleiben könnte, wie es ist. Ähnlich dem Paradoxon von Endlichkeit und Unendlichkeit.
Tag für Tag ein und dasselbe. Aufstehen, sich waschen, frühstücken, arbeiten gehen, nach Hause kommen, essen, fernsehen, schlafen gehen. Und das Jahrelang, mit kleinen Unterbrechungen, wie etwa Sonn- und Feiertage und Urlaube, wo es entweder ans Meer oder in die Berge zum Schiefahren geht. Irgendwann nach diesen endlosen Jahren die Pension und man fragt sich, wo all die Jahre hin sind.
Sicher gibt es ein wenig mehr Abwechslung. So krass ist es beileibe nicht. Man bekommt ja auch Kinder, die ein wenig Schwung in die Eintönigkeit des Alltags bringen. Man lernt neue Leute kennen. Man macht vielleicht Schulungen oder Umschulungen.
Nur, was wäre, wenn für alle Nahrung und ein Dach über dem Kopf da wäre, wir uns um nichts davon kümmern müssten und wir tun und lassen könnten, was wir wollen? Was würden wir mit unserem Leben wirklich anfangen? So leben, wie einst die Hippies im Summer of Love? Ist doch auch die Gefahr der Eintönigkeit gegeben. Reisen, wohin und wann man will? Irgendwann kommt auch hier das Einerlei des Tages zustande.
Und wie wäre es täglich mit krassen Veränderungen? Frauentausch? Berufstausch? Haustausch? Gibts ja schon im TV. Im 'echten' Leben wäre es etwas zu kompliziert. Vor allem der Berufstausch. Man kann keinen Maurer in ein Büro setzen oder einen Sekretär auf eine Baustelle schicken. Schicken kann man sie schon, aber sie würden keine gute Arbeit abliefern. Haustausch oder Wohnungstausch? Wer will das wirklich, ohne sich um sein Hab und Gut zu sorgen?
Was habe ich nur für Gedanken, wenn mir meine Phantasiewesen fehlen? Sie haben sich verkrochen. Brauchen Pause. Ich mag keinen Pausen. In der Schule waren sie mir zwar das Liebste, außer Kunst und Sport, aber beim morgendlichen Schreiben – meine Begete – sind sie mir nicht erwünscht. Es fehlt etwas, wenn ich mal keine Begete schreibe. Passiert manchmal, vor allem wenn ich mal beim Einkaufen länger aus bin und mein Magen nach Frühstück knurrt, dass ich nicht mehr schreiben mag. Interessant, was?
Schreiben, um zu schreiben. Das kann's ja auch nicht sein. Kommt hervor, ihr Wesen. Zeigt euch und erzählt mir, wie man ohne Veränderungen leben kann. Von Moment zu Moment? Kommt, ihr substanzlosen Schönheiten. Erzählt mir wieder einmal von euren Träumen, die eure Welt zusammen halten. Und lasst euch nicht zu lange Zeit, sonst muss ich neue Phantasiewesen (er)finden und ihr wisst, es lauern einige im unentdeckten Land und freuen sich, endlich entdeckt zu werden.

Das Land der Unentdeckten. Sie erinnern ein wenig an jene Menschen, die nichts zu sagen haben. Die so genannten Statisten. Jene, die einfach nur tun, was man ihnen anschafft. Die grauen Mäuse. Niemand weiß etwas oder über sie, außer vielleicht die Verwandten, die es gar nicht mehr gibt. Bekannte? Nicht einmal das. Die Nachbarn kümmern sich ohnehin nicht. So eine graue Maus lebt unerkannt in den Tag hinein. Im Grunde genommen müsste so ein Mensch glücklich sein. Er hat vor allen und allem seine Ruhe. Niemand hüllt ihn energetisch ein, indem man über ihn spricht.
Freund Carlos riet allen angehenden 'Zauberern', sich von allen los zu sagen. Brecht alle Bindungen ab, egal ob Verwandte, Freunde oder Bekannte. Baut ein riesiges Fragezeichen um euch auf. Macht euch unerreichbar und unsichtbar. So behält ihr eure Energie für euch und niemand zapft sie an.
Genauso geht es den Wesen im Land der Unentdeckten. Niemand weiß etwas über sie. Man weiß ja nicht einmal, wo dieses Land ist. Natürlich ist das Land ebenso wie seine Wesen unsichtbar. Sozusagen substanzlos wie alle Phantasiewesen. Und wie alle Götter. Moment! Götter? Da werden ganz sicher Einsprüche kommen. Man kann doch Gott nicht mit Phantasiewesen gleichsetzen. Ja, nicht einmal vergleichen. Ach, nein? Hat schon jemand einen Gott oder gar DEN Gott gesehen? Ja? Also doch nicht! Mit Phantasiewesen oder Märchenfiguren ist es dasselbe. Man kann sie sich nur vorstellen und selbst damit liegt man daneben, weil sie für jeden einzelnen Menschen etwas anderes ist. Nicht jeder stellt sich Schneewittchen gleich vor. Gut, sie hat schwarzes Haar, rote Lippen und weiße Haut. Aber wie ist sie gebaut? Eher mollig oder gar vollschlank? Oder doch schlank oder ein Hungerhaken wie ein Model? Man kennt die Geschichte, aber man kennt Schneewittchen nicht. Sie stellt für jeden ein anderes Bild dar, auch wenn Schneewittchen tausende Male abgebildet wurde. Nein, das ist sie nicht. So stelle ich sie mir nicht vor. Schneewittchen hat kein so rundes Gesicht und gar nicht so riesige Augen. Schneewittchen als Manga? Geht gar nicht! Für manche aber schon.
Und Gott und die Götter? Klar ist es etwas anderes, denn Gott sagte selbst, man solle sich kein Bild von ihm machen. Außerdem ist das kein äußerliches Bild wie das von Schneewittchen, sondern viel mehr ein inneres Bild. Eine Art innere Beschreibung eines vollkommenen Wesens, das alles im Griff hat, außer, dass es nie einen Stein erschaffen kann, der so schwer ist, dass es ihn selbst nicht heben kann. So oder so wäre das Wesen nicht vollkommen.
Das Land der Unentdeckten. Ich komme ihm näher. Ihm und seinen Wesen. Vielleicht haben sich dort ja auch meine Lehrer und der/die Oberlehrer/in Arima versteckt. Kann ja sein. Man weiß es nicht. Noch nicht.

Das Geschäft mit dem Tod. Sterben wollen. Nicht müssen, obwohl das auf jeden Fall eine Option ist, die erfüllt werden muss. Man sieht es doch. Tote atmen nicht. Tote bewegen sich nicht und sie sprechen nicht. Nicht wie wir es gewohnt sind. Sie sprechen telepathisch zu uns. Manchmal auch bildhaft. Sozusagen in Bilder. Nein, nicht sie, nicht diese leblose Hülle, sondern ihr Geist – das, was (vielleicht) übrig bleibt.
Das Geschäft mit dem Tod kann noch was werden, vor allem wenn es die letzte Pille gibt. Einfach so. Weil man nicht mehr will. Dann geht man in die Apotheke und kauft sich die letzte Pille. Wie teuer wird sie sein, wenn es sie mal gibt? Was kostet ein Menschenleben?
Vom Plateau aus, auf dem ich einst mit Kim hockte und nach unten in das Land der Götter und Phantasiewesen blickte und vielleicht auch in das Land der Unentdeckten, wanderten auch einige der Toten umher. Sie klammerten sich an ihre Götter. Wortwörtlich. Hängten an ihren Armen und Beinen wie Klammeraffen und ließen sich kaum abschütteln.
Man muss keine Angst vor dem Tod haben. Entweder geht es irgendwie weiter oder es ist Ende. Wenn Ende ist, spürt man eh nichts mehr. Aus und Vorbei. Game over. Oder es geht mehr um das Persönliche, das stirbt, während das Sein ewig währt. Hab mal gehört oder eher gelesen, dass sich die Toten keinen Deut mehr um die Lebenden kümmern. Alles vergeben und vergessen. Sie wollen weiter. Dass sie mal beleidigt wurden, oder sonst welche Scherereien hatten, ging sie nichts mehr an. Wie neu geboren flatterten ihre Geister davon. Das ist dann wirklich die Leichtigkeit des Seins.
Ich sehe mich selbst auf dem Plateau. Rötlich braun ist der Boden an manchen Stellen. An anderen hellbraun wie der Sand an Meeresstränden. Einige Büscheln Gras wehen im sanften Wind. Ich gehe. Nein, ich schwebe. Berühre kaum den Boden. Ich sehe klar. Trotz dem rötlichen Dämmerlicht.
Im Abendrot möchte ich sterben. Wenn die Sonne unter geht. Oh, how I wish to go down with the sun. Ein wunderschöner Song von Nightwish – einer meiner Lieblingssongs. Vielleicht erklingt er sogar, wenn ich langsam, ganz knapp über den Boden dahin gleite.
Über mir ist der Himmel dunkelblau. Ich erreiche die Klippe und hocke mich im Schneidersitz auf den Boden. Wie viel Zeit ist inzwischen vergangen? Keine Zeit. Ich blicke hinab in die Schlucht. Und da sind sie. Winken mir zu und fragen mich, wo ich denn so lange geblieben sind. Alle, die ich einst kannte und auch jene, die ich nie kannte.
Das Geschäft mit dem Tod sollte kein Geschäft sein. Sterben muss gratis werden und auch bleiben. Geht ja nicht, dass sich nur die Reichen den Freitod leisten können.

„Ja, das ist das Erwachen, auf das sich der Titel dieses Berichts bezieht: die Erkenntnis des eigenen Todes, die Erkenntnis einer umfassenden großen Leere, in der Sonne sich zu Nebeln ballen, in der kein lieber Gott über uns wacht wie ein Vater, in der wir kleiner sind als ein Staubkorn auf dieser Erde. Die warme Knabenwelt versinkt, frierend stehen wir in der Kälte des Universums. Allein.“
Diese Schlusszeilen im Buch „Meine Zeit vor dem Erwachen“ von Fritz Habeck drücken genau das aus, was auch ich mir vom Tod vorstelle. Ich habe das Buch noch nicht gelesen, kenne nur den (phantastischen – im wahrsten Sinne des Wortes) Roman „Der Gobelin“ von ihm.
Kein persönlicher Gott. Kein persönliches Abholen aus dieser Welt in das Jenseits. Das Jenseits, was immer das auch sein mag. Und wieder kommen mir die Worte in den Sinn: Wir nehmen uns einfach zu wichtig. Zu wichtig, um zu glauben, wir oder etwas von uns wäre unsterblich. Das Selbstmitleid zwingt uns ebenso zu diesem Gedanken, dass es doch nicht aus und vorbei sein kann. Wozu dann dieses Leben? Warum habe ich mich hier und dort eingeschränkt? Mich nicht durchgesetzt, obwohl es mir dann besser gegangen wäre? Hätte ich doch! Wäre ich doch! Und dann ist es zu spät und wir sagen uns – wieder mit diesem Selbstmitleidsgehabe – ach, es war schon gut so wie es war. Es konnte halt nicht anders sein.
Bestimmung? Vielleicht auch das. Lässt sich nicht beweisen, ob alles bestimmt ist oder wir doch einen freien Willen haben. Wenn wir glauben, dass wir uns genau dafür entschieden haben, kann es durchaus sein, dass genau das für uns bestimmt war. Dann gibt es keine Zukunft. Dann ist alles Vergangenheit, weil demnach alles schon passiert ist und spielen es wie Marionetten an einer langen, langen Schnur nach.
Aber halt! Wer oder was hält diese Schnur? Das vollkommen Unpersönliche. Das Ich lässt uns nach dem Tod im Stich. Es existiert nicht mehr. Schon klar, dass uns da eine Kälte überkommt – es uns eiskalt über den Rücken läuft. Aber da ist nichts dann nichts mehr, was Kälte fühlen könnte. Es ist die Erinnerung an den Körper. An das Fühlen von Wärme und Kälte. Und das Fühlen des Alleinseins. Auf uns selbst gestellt. Endlich! Jetzt erst können wir uns durchsetzen. Jetzt können wir der Unpersönlichkeit da draußen zeigen, wer wir wirklich sind. Nichts anderes als ein Staubkorn und ein winziges Teilchen eben dieser Unpersönlichkeit. Der winzig kleine Tropfen versinkt im riesigen Meer.

Menschen sterben. Immer wieder. Vom Plateau aus kann ich sie sehen. Wie sie kommen und wieder gehen. Manche erscheinen nur ganz kurz. Wie elektrisiert flammen sie auf und sind schon wieder weg. Wohin? Neu geboren? Wieder geboren?
Gestern war Weltfrauentag. Warum mir das eben jetzt einfällt? Weil ich Maria Magdalena, genannt Miriam, in der Schlucht neben Götter, Göttinnen Märchen- und Phantasiewesen sehe. Sie war eine der ersten Frauen, die sich durchsetzen konnte. Wir wollen jetzt nicht darüber diskutieren, ob es sie wirklich gab oder nicht. Das ist sinnlos. Wenigstens eine Sinnlosigkeit kann ich mal sein lassen. Und vielleicht kann Miriam mir sagen, was mit den kurz aufflammenden Menschen passiert.
Das Geheimnis wird nicht verraten. Außerdem kann mich niemand da unten sehen. Ich bin ja nicht wirklich auf dem Plateau. Ich stelle mir nur vor, dort oben zu sein und hinab zu blicken in eine Landschaft, die wunderschön und ein wenig an Arimas Vergnügungspark erinnert.
Vorstellung ist das halbe Leben, wenn nicht mehr. Im Geiste können wir überall sein. Im Geiste können wir alles tun und sogar unsere Sinnesorgane auskosten. Wir wissen, wie etwas schmeckt, das uns gut schmeckt und es im Geiste immer wieder erleben. Wir wissen, wie etwas riecht und können es im Geiste wieder erleben.
Gerüche erinnern uns an Vergangenes. So wie mich die geteerten Balken zwischen den Eisenbahnschienen an die sommerlichen Fahrten in die Wachau erinnern. Oder die von der Sonne getrockneten Handtücher, als wir am Fluss gebadet haben und es noch kein Freibad gab. Ich freute mich auf diese kleinen Ausflüge. Mama und Papa fuhren mit dem Rad und ich durfte bei Papa hinten sitzen. Wir fuhren hinunter zur Feistritz, ein kleiner Fluss, an dem Badegäste willkommen waren. Es führten sogar bequeme Steinstufen in den Fluss. Damals konnte ich noch nicht schwimmen und durfte nur bis zu einer bestimmten Stufe gehen. Natur pur war das noch. Sogar das Picknick schmeckte mir damals, obwohl ich es mit Essen nicht so hatte. Mama wollte mich mästen. Damit ich so 'rund und xund' aussehe wie mein Cousin. Was die Handtücher betrifft – noch heute, wenn ich sie im Sommer von der Leine nehme und daran rieche, schließe ich die Augen und sehe mich auf diesen Steinstufen hocken und meinen Eltern beim Schwimmen zusehen. Wie unbeschwert alles damals noch war.
Wir sollten nicht erwachsen werden. Unser Gehirn sollte sich nicht weiter entwickeln. Naivität, Kindlichkeit, sogar kindisch sein ist doch etwas Schönes. Das ist es, was Miriam mir sagen will. Sie sieht mich doch und winkt mir zu. Es gab eine Zeit, da wünschte ich mir, Miriam zu sein, weil sie Joshua gekannt hat. Ich hätte ihn auch gerne gekannt und ihn so viel fragen wollen. Sagte er doch so schön: „Und werdet ihr nicht wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen.“


Bild: https://treuimglauben.de/jesus-christus/begegnung-mit-jesus/

Menschen konstruieren sich ihre Welt selbst. Zumindest jene, die etwas zu sagen haben. Die Menschenwelt. Gesetze und Regeln fest gemacht. Aber wie ist das nun bei Tieren? Haben sie auch ihre eigenen Welten?
Wieder der Blick hinunter zu Miriam. Meine Lehrer, samt Oberlehrer, kann ich nicht entdecken. Ist mir auch nicht mehr so wichtig. Vielleicht brauchen sie wirklich Ruhe vor mir und nun erbarmt sich die alte Miriam, aus einer Zeit, von der wir nicht genau wissen, ob es sie (die Zeit und Miriam) auch gab. Joshua sitzt bei den Kindern, von denen einige immer wieder aufflammen und plötzlich erlöschen. Blitztote nennt man sie, weil sie erscheinen und vergehen wie Blitze. Aber sie hinterlassen keine Brandspuren und setzen auch nichts in Brand. Sie sind zu substanzlos, wie alles hier. Wenn ich intensiver darüber nachdenken würde, dass dieses Plateau gar nicht fest ist, sondern nur aus Geist ist, würde ich vielleicht ins Bodenlose fallen. Nein! Natürlich nicht! Ich bin ja auch nur geistig hier.
Klar haben auch Tiere ihre eigenen Welten. Pflanzen ebenso. Jedes Lebewesen geht eine Fusion mit der Erde ein – mit dem Planeten, auf dem es geboren ist. Es ist eine Interaktion, wodurch Welten entstehen. Welten, die nicht immer sichtbar sind, die man aber trotzdem erforschen kann, wenn man genug Geduld und vor allem Demut hat.
Was anderes, obwohl ich mit dem Thema „eigene Welten“ noch nicht fertig bin. Ist ja auch nichts Neues, dass ich ein und dasselbe Thema tausend Mal durchkauen muss. Spuck ich es aus oder schlucke ich es dann? Jetzt aber! Es geht um den Tiefschlaf und darum, dass man sich daran nicht erinnern kann. Viele können sich nicht einmal an ihre nächtlichen Träume erinnern. Dann erscheint die Nacht wie wenige Augenblicke und nicht an die 7 oder 8 Stunden.
Während des Tiefschlafs scheint das Ichbewusstsein abhanden gekommen zu sein. Da ist nichts. Dennoch leben wir weiter. Es gibt da noch etwas, was das Gehirn am Leben erhält. Aber es ist nicht das Ich, das wir uns ohnehin nur denken oder denken, dass wir mit ihm denken. Es ist auch nur eine menschliche Konstruktion, die aber doch vom Körper, genauer gesagt vom Gehirn ausgeht. Sozusagen bin ich gar nicht so weit vom Thema „eigene Welten“ abgekommen.
Ramana Maharshi sagt, im Tiefschlaf existiert man jenseits des Bewusstseins. Er nennt es zwar Geist, aber da ich glaube, dass Geist das Allumfassende ist, ändere ich seine Aussage mit Bewusstsein. Sozusagen befindet man sich im Tiefschlaf jenseits der menschlich konstruierten Welt.
Was ist es wirklich, das sich tagaus und tagein und nachts um den Lebenskreislauf in unserem Körper kümmert? Der Körper selbst? Wie ein Perpetuum mobile? Einmal in Gang gesetzt, funktioniert der Körper so lange, bis die Energie aufgebraucht ist. Welche Energie? Und wenn sie aufgebraucht ist, was dann? Was bleibt tatsächlich?
Miriam gibt mir zu verstehen, solange ich mich selbst mit dem Ichgedanken und dem Körper identifiziere, werde ich dieses Geheimnis, das wahrlich eines ist, nicht ergründen können. Und wenn ich nur für einen Augenblick den 'seligen Moment' (der eine Stufe 'höher' ist als der Tiefschlaf) erleben kann – wirklich nur für einen klitzekleinen Augenblick – werde ich wissen, wovon sie spricht.


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Im Kurs ist es der „heilige Augenblick“, der Moment, in dem wir erfahren können, wie es ist, Eins mit dem 'Vater' zu sein. Miriam nennt es den 'seligen Moment'. Zufall? Warum legte ich ihr gedankenlos diese zwei Worte in den Mund? Keinen Moment dachte ich an den Kurs und dass Joshua ihn einer Psychiaterin aus New York in den 1970iger Jahren übermittelt hat.
Man soll über Dinge, denen man nicht auf den Grund gehen kann, keine Zeit verschwenden. Verbinde dich mit dem Selbst und alles ist geritzt.
Es gibt so was wie visionäre Phantasie. Aber vielleicht nur in Phantasiegeschichten. Man kann ein Studium in visionärer Phantasie abschließen. Aber wirklich nur in Phantasiegeschichten. Warum sollte es das auf dieser Erde nicht geben? Weil die Menschen, allen voran die Erwachsenen, den Draht zu anderen Welten gekappt haben. Den Kindern lassen sie nicht mehr die Freiheiten der Phantasie. Nicht mal das Christkind lassen sie ihnen, weil sie sie nicht belügen wollen. Vielleicht mit Recht. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich einst an es geglaubt habe. Das Christkind, das im Schnee glitzernde Spuren hinterlässt. In Wirklichkeit waren es Reflektionen des Lichts der Straßenlaternen. Einst fragte ich Kim dazu und er meinte, es könnte durchaus beides sein, denn wir haben keine Beweise, dass es nicht so sein könnte. Warum sollte also nicht ein Geistwesen seine Spuren hinterlassen haben? Immerhin sind auch wir Reflektionen des Geistes. Möchte ich meinen. Möchte ich glauben und heimkehren zum Geist. Mit fliegenden Fahnen, wie man so sagt.
Man tut sich als Ungläubiger leichter, sich Gott vorzustellen. Als etwas oder jemandem, dem man vertraut, das und den man lieben kann. Aufrichtig und bedingungslos lieben kann. Gott kann man sich als alles vorstellen, sogar als Pflanze, wenn man Pflanzen liebt. Das soll nicht komisch klingen und ich mache mich absolut nicht lustig darüber. Immerhin bin ich am überlegen, ob nicht Arima 'mein Gott' sein könnte. Zu unglaubwürdig? Weil von mir erdacht?
Man soll über Dinge, denen man nicht auf den Grund gehen kann, keine Zeit verschwinden. Verbinde dich mit dem Selbst und alles ist geritzt. Geritzt? Wie denn? Lass dich fallen und glaube daran, dass die Hand offen und nicht zur Faust geballt ist. Gott macht keine Faust. Niemals. Denn er hat keine. Gott ist Geist. Vorstellbar als flauschige, weiche Wolken, in die man sich getrost fallen lassen kann. Man wird nicht nass und man fällt man auch durch. Sie fangen einen auf, lassen einen ein wenig hochschnellen, was durchaus lustig ist, denn man fällt wieder weich hinein wie in Watte. Wattewolken! Das ist es! Mein Gott besteht aus Wattewolken und das ist kein Scherz.
Miriam blickt zu mir hoch und schüttelt lachend ihren schwarzen Lockenkopf. Und im Hintergrund, bei den Kindern, höre ich Joshua lachen. Gott hat eben Humor und die beiden wissen das. Im Gegensatz zu mir.


Bild: https://www.oegym.de/watte-im-kopf/

Es gibt verschiedene Arten Gott zu finden, wobei 'finden' nicht das rechte Wort ist. Ist ja schon alles da. Gott ist da.
Eine dieser Arten nennt man Yoga.
Jnana Yoga, z.B., ist die Art Yoga, die auf Erkenntnis der höchsten Wahrheit und die Verwirklichung des Eins-Seins mit Gott zielt.
Bhakti Yoga ist der Weg der Liebe und Hingabe und einer der spirituellen Hauptpfade zur Selbstverwirklichung. Meines Erachtens ist es die Vereinigung mit Gott selbst (sozusagen mit sich selbst).
Karma Yoga ist der Weg des selbstlosen Dienens. Das Dienen reinigt das Herz. Egoismus und die Vorstellung des Getrennt-Seins verschwinden und reine Liebe und Barmherzigkeit entwickeln sich.
Was oder wer immer 'Gott' sein mag, er ist ich. „So ham“ - ich bin er. Sehr vermessen, aber nicht, wenn man dieses Geständnis allen Lebewesen zugesteht.
Miriam hält eine Grünpflanze in ihren Armen und wiegt sie wie ein kleines Kind. Die Wurzeln wickeln sich zärtlich um ihre Unterarme und die langen, breiten Blätter streicheln sanft ihre Wangen.
Es ist Leben. Egal, was wir essen. Alles lebt. Der Mensch ist nicht mehr und nicht weniger als das winzigste Staubkorn. Wir töten, um zu leben. Die Natur lebt vom Töten. Ohne Tod kein Leben? Fressen und gefressen werden. In dieser Hinsicht unterscheidet sich der Mensch nicht von der Natur.
Ich habe den Kurs nicht vergessen. Gestern sagte ich noch, statt den strafenden, rachsüchtigen Gott in den Hauptreligionen, sollte es besser diese drei Religionen geben: 1. Advaita Vedanta, die uralten indischen Schriften. 2. den Kurs in Wundern und schließlich 3. den Nagualismus, wie ihn Freund Carlos beschrieben hat. Man müsste Gott nicht mehr suchen und würde sich niemals getrennt von irgendetwas fühlen, auch wenn sich diese drei doch ziemlich widersprechen, denn nur der Kurs sagt, dass es die Welt nicht gibt. Freund Carlos beschreibt noch mehr Welten, die wir, wo wir doch nichts als ein Montagepunkt sind, alle möglichen Welten durch Fixierungen erkunden könnten, auch wenn 'die Welten' aus leuchtenden Energiefäden bestehen.. Und im Advaita gibt es die Welten, aber diese Welten, um es ganz grob zu erklären, sind Gott selbst als illusionäre Vorstellung, genannt Maya. Es gibt nur Gott – Gott in seinen unzähligen Ausführungen. Alles ist Brahman.
Mein Vater sagte oft, es würde genügen, sich nach den 10 Geboten zu richten, dann wäre die ganze Welt in Ordnung. Aber wenn sich Menschen nach etwas richten, sind sie nicht mehr sie selbst. Das würde auch für meine drei Favoriten gelten. Außerdem, Glaube lässt sich nie erzwingen. So gerne man möchte, es geht einfach nicht.
Aber meine drei Favoriten sind genial geschrieben worden. So empfinde ich es nun mal. Es ist ein gutes Gefühl, über Advaita zu lesen, die Aussagen eines der unzähligen Vertreter, wie etwa Ramanas Gespräche, - oder im Kurs zu stöbern, die Übungen (die ich nie ernsthaft machen würde) zu lesen und sich vorzustellen, wie schön es wäre, wenn es so wäre und schließlich Freund Carlos' phantastische Erklärungen in seinen Büchern, die ich immer wieder lesen könnte. In allen dreien mag Wahrheit stecken, falls es überhaupt so etwas wie Wahrheit gibt. Sagen wir es mal so – es mag vielleicht ein bisschen Ehrlichkeit darin stecken. Miriam nickt und streichelt liebevoll über die Pflanze in ihren Armen.


Bild: https://www.bellaflora.at/produkte/s/gruenpflanzen/

Die Verschmelzung mit 'Gott' ist der Verlust der Individualität. Verlust? Ist es nicht. Sagen die Weisen.
Im Phantasieroman „Shannara“ geht es um einen Baum, der die Elfen beschützt. Auserwählte pflegen und hegen diesen Baum. Würde er sterben, kämen die Dämonen über das Land und würden alles zerstören. Schließlich ist es so weit und der Baum liegt im Sterben. Im Grunde geht es darum, dass sich der Baum (wie in meiner Geschichte „Mayla“) mit einer oder einem der Auserwählten vereinigt – sie/ihn praktisch in sich aufnimmt. Amberle, eine der Protagonisten der Chronik, ist so eine Auserwählte. Als der Baum das erste Mal zu ihr sprach, fühlte sie bereits, wie er mehr und mehr von ihr Besitz nahm. Sie bekam Angst und floh. Aber als der Baum im Sterben lag, war sie die Einzige, welche die Elfen und ebenso alle anderen Völker von den Dämonen retten konnte. Sie überwand ihre Angst und rettete den Baum und somit auch die Elfern und alle anderen Völker.
Fühlt man auch Angst, wenn man sich 'Gott' ergibt? Oder ist es nicht eher so, dass man sich dem, den man liebt, den man sogar bedingungslos liebt, mit Freuden ergibt? Ich liebe dich und will deshalb so sein wie du. Ich will du sein. Man bewundert den oder die Geliebte mit jeder Faser seines Seins. Dann ist es keine Angst, so zu werden wie der andere. Außerdem, kann man den Schriften trauen, gibt es gar keinen Anderen und es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als sich zu ergeben. Das Ich los lassen und zum Selbst werden, das man ohnehin bereits ist und schon immer war und auch immer sein wird.
Ist es so, Miriam? Du bist die Einzige, die zu mir hoch zum Plateau blickt und sich zu erkennen gibt. Alle andere nehme ich nur verschwommen wahr, als würden sie genau dies bezwecken.
Natürlich bezwecken sie das. Du kannst das Außerhalb nicht mit dem Innen vergleichen. Wenn man sich einem Außerhalb ergibt, macht es Angst, weil man tatsächlich das, was Individualität genannt wird, verliert – sozusagen sein Ego aus lauter Liebe – wobei es sich gar nicht um Liebe, sondern um Abhängigkeit handelt – aufgibt. Aber im Innen gibt es nichts, was aufgegeben werden könnte. Man findet nur zur wahren Individualität zurück und die befindet sich immer in Gott.


Bild: https://www.shannarawiki.net/ellcrys/

Amberle wurde zum Baum. Es war keine Vereinigung oder Verschmelzung. Sie selbst wurde zum Baum, da der alte Baum, genannt '“Ellcrys“ starb. Die Auserwählten waren meistens männliche Elfen. Wurde einmal eine weibliche Elfe auserwählt, bedeutete das Schwierigkeiten. Dann brauchte der Ellcrys eine besondere Pflege oder er spürte seinen bevorstehenden Tod. Der Ellcrys war immer eine weibliche Elfe, verbunden mit der Erde, entstanden aus einem ganz besonderem Zauber. Der Baum nahm Amberle nicht die Individualität, da sie selbst der Baum war. Was sich veränderte, war die Individualität selbst.
Elfen werden zwar um einiges älter als Menschen, aber Bäume werden noch sehr viel älter als Elfen. Es gibt Bäume, die werden mehrere tausend Jahre alt. Einer der ältesten Bäume der Erde ist über 5000 Jahre alt. Was der alles schon mit bekommen hat! Wahrscheinlich wurde der Ellcrys noch älter. Man müsste den Autor Terry Brooks fragen, der angeblich mit seiner Familie in Australien lebt. Seine Shannara – Chroniken sind faszinierend. Einige der wenigen wirklich guten Fantasieromane.
Wir werden nicht zu Gott. Wir sind bereits Gott. Wir können nicht zu etwas werden, was wir nie waren und nie gewesen sind. Wir sind keine Menschen. Das dort ist keine Katze und das da drüben sind keine Bäume. Wir sind Wahrnehmung. Falsche Wahrnehmung. Im Traum sind wir der Wahrheit näher. Traumzeit. Wartezeit. Zeit ist relativ. Es gibt keine Zeit.
Miriam hält mir keine Rede. Es sind meine Gedanken, die still sein sollten. Gedankenkontrolle. Alles raus. Den Geist leeren wäre der falsche Weg, denn der Geist ist von Natur aus leer. Aber halt!Der Geist erscheint nur für uns Menschen leer, weil wir seine Fülle nicht erkennen können. Wir meinen, wir sind das Volle, wir, das wahre Bewusstsein. Aber das ist nur Schall und Rauch. Wir sind Geist. Wir sind wahre Energie, die sich fälschlicherweise als etwas wahrnimmt, was nicht ist und nicht sein kann.
Wirklichkeitsverweigerer? Auf zum Psychiater!
Miriam lächelt, so wie die Lehrer oder wenigstens einer von ihnen immer gelächelt hat. Ja, es ist schwer in einer Welt wie dieser auf seine Träume zu achten. Was nicht passt, passt einfach nicht oder es wird passend gemacht. Egal, ob Mensch oder Tier oder Pflanze oder Ding. Es muss in das System passen.
Was sagt der Kurs?

LEKTION 159
Ich gebe die Wunder, die ich empfangen habe.
Absatz 1: Niemand kann geben, was er nicht empfangen hat. Ein Ding zu geben erfordert erst einmal, dass es in deinem eigenen Besitz ist. Hier stimmen die Gesetze des HIMMELS und der Welt überein. Hier jedoch trennen sie sich auch. Die Welt glaubt, um ein Ding zu besitzen, muss man es behalten. Die Erlösung lehrt, dass es anders ist. Geben ist die Weise, wie du begreifst, dass du empfangen hast. Es ist der Beweis dafür, dass dein ist, was du hast.

Niemand kann sein, was er nicht ist. Elfen, Bäume und Götter und alle anderen, die da unten in der Schlucht wandeln (ja, Bäume wandeln auch!), sind dem wahren Sein näher. Sie wissen um ihre Vergänglichkeit und halten nicht daran fest. Wir klammern uns an den letzten Strohhalm, würden alles um einen weiteren Atemzug tun. Warum?
Es ist Angst, sagt Miriam leise. Und Angst essen Seele auf. Wenn die Angst wie ein Schleier beiseite gewischt wird, offenbart sich... Was, Miriam? Was?

Die Schlucht verbreitet sich zu beiden Seiten. Bund angelegte Blumenbeete und Wege aus Moos und bunten Mosaiksteinen. Bäume aller Art ragen hoch in den blauen Himmel. Es müssen einfach gewohnte, bekannte Bilder vom Paradies sein, die wir uns machen. Fremdes erschreckt uns. Gerade in Tagen wie diesen. Apokalypse now. Endzeitstimmung, auch wenn es nicht wirklich so schlimm ist. Noch nicht. Suchen wir Trost?
Wisch den Schleier weg, dann erkennst du, dass nichts passiert. Stillstand. Es tut sich nichts. Absolut nichts. Ihr seid die wahren Wesen der Anderen Seite. Glaubt euch zu bewegen, aber ihr tretet an ein und derselben Stelle. Kein Ort. Keine Zeit. Bewegungen im Außen zählen nicht. Die Inneren sind es, die etwas bewirken.
Sei nicht so streng, Miriam. Oder war Joshua so streng?
Er war einer der wenigen, der erkannte, dass äußere Bewegungen nichts bringen. Aber niemand verstand.
Was ist mit Buddha, der ständig unter einem Baum saß?
Er war einer der ersten, der das Lebewesen Baum erkannte. Bäume scheinen sich nicht zu bewegen, aber ihre Bewegungen nach innen bewirken mehr, als ihr euch vorstellen könnt.
Der königliche Gang eines Prinzen. Und das strahlende Buddhalächeln.
Arima lächelt verwegen. Aber immer sanft. Er sagte auch, dass nichts geschieht, dass wir uns nicht wirklich bewegen, sondern in der menschlichen Bewusstseinsblase nicht weiter kommen. Aber genau das wäre die wahre Bewegung. Durch die Blase und raus aus der Blase, um endlich wieder das zu sein, was man ist. Gerade in Tagen wie diesen.
Und der Kurs? Was sagt der Kurs? Miriam nickt und lächelt. Aber ich wage sie nicht zu fragen, ob es tatsächlich Joshua war, der Helen diese vielen Worte durchgab. Ich möchte es auch gar nicht wissen, sonst wirken sie nicht mehr so tröstlich, falls es doch nicht Joshua war, der ihr diese Worte in die tippenden Hände schickte.

LEKTION 160
Ich bin daheim. Die Angst ist hier der Fremde.
Absatz 1. Angst ist ein Fremder auf der Liebe Wegen. Identifiziere dich mit der Angst, und du wirst dir selbst ein Fremder sein. Und dadurch bist du dir selber unbekannt. Das, was dein SELBST ist, bleibt dem Teil von dir fremd, der denkt, er sei wirklich, aber anders als du. Wer könnte unter solchen Umständen geistig gesund sein? Wer sonst als ein Verrückter könnte glauben, dass er ist, was er nicht ist, und gegen sich selbst urteilen?
Absatz 2. Ein Fremder ist in unserer Mitte, der von einer Idee kommt, die der Wahrheit derart fremd ist, dass er eine andere Sprache spricht, auf eine Welt schaut, die die Wahrheit nicht kennt, und das versteht, was die Wahrheit als sinnlos ansieht. Noch sonderbarer: Er sieht gar nicht, zu wem er kommt, und er behauptet doch, dass dessen Wohnstatt ihm gehöre, während der nun fremd ist, der zu Hause ist. Und doch, wie einfach wäre es zu sagen: »Dies ist mein Zuhause. Hierher gehöre ich, und ich gehe nicht weg, nur weil ein Irrer sagt, ich müsse das.«


Bild: https://www.kunstnet.de/kunst/luftblasen

Nicht dies, nicht das. Nicht ja, nicht nein. Nicht für, nicht gegen. Brauchen wir alles nicht. Nicht mal daran denken.
Verstehe ich selbst, was ich da schreibe?
Aber es ist so, ohne zu sagen, dass es tatsächlich so ist. Wofür entscheide ich mich, wenn es nur eine einzig mögliche Entscheidung gibt? Entsage der Welt – bedeutet nicht, Asket und Eremit zu werden. Es bedeutet viel mehr: Misch dich nicht ein. Es ist weder dies noch das eine Entscheidung wert. Es geht nur in eine Richtung und das ist nicht einmal eine Richtung. Es ist das, wo man schon ist, schon immer war und schon immer sein wird.
Jetzt ist aber genug mit diesen Pseudoweisheiten. Bringt ja nichts, wenn man sie nicht lebt. Sie nicht erfährt. Sondern immer wieder bei diese Entscheidungsschienen mitmacht. Aber es ist schon ein kleiner Schritt nach unten (in die paradiesische Schlucht), wenn es einem bewusst ist, dass man sich schon wieder für etwas entschieden hat, das keinen Wert hat und die inneren Energien nur durcheinander bringt. Gelassen bleiben und lächeln. Immer wieder, bis es ganz echt, total authentisch ist.
Gut so, - sagt Miriam.

LEKTION 161
Gib mir deinen Segen, heiliger SOHN GOTTES.
Absatz1. Heute üben wir anders und beziehen Stellung gegen unseren Ärger, damit unsere Ängste verschwinden und der Liebe Raum anbieten mögen. Hier ist die Erlösung in den einfachen Worten, in denen wir den heutigen Gedanken üben. Hier ist die Antwort auf die Versuchung, die niemals scheitern kann, den CHRISTUS dort willkommen zu heißen, wo einst Angst und Ärger vorherrschend waren. Hier ist die SÜHNE vervollständigt, die Welt sicher übergangen und der HIMMEL jetzt wiederhergestellt. Hier ist die Antwort der STIMME FÜR GOTT.


Bild: https://www.netzwerk-esoterik-ausstieg.d...soterik/mystik/

Arimas Parkanlage. Ari. Klingt etwas vertrauter. Näher an Kim. Unten in der Schlucht wirkt alles viel größer. Logisch. Von weitem, noch dazu von oben, ist die Perspektive eine ganz andere. Sie verkleinert. In der Nähe vergrößert sie. Wie groß oder wie klein ist alles wirklich?
Es gibt viele Pavillons hier unten in der Parkanlage, die natürlich nicht jene ist, über die ich bereits geschrieben habe. Dies hier ist eine Art Vorstufe. Hier werden jene betreut, die wiedergeboren werden. Deshalb die vielen Blitze oder das, was ich als Blitz empfinde. Seelen, die, nachdem sie ihre Hüllen verlassen haben, nur kurz hier aufflammen und wieder verschwinden. Nur wenige bleiben länger, weil sie das hier nicht einordnen können. Sie können sich zwar so etwas wie ein Paradies vorstellen, aber sie glauben nicht wirklich daran. Man muss glauben. Sagte schon Don Juan zu Freund Carlos.
Die Pavillons hier sind bunt. Nicht nur weiß. Und sie sind nicht so groß, wie jene in Aris Garten. Hm, Ari klingt auch dämlich. Bleiben wir bei Arima. Zu Kim zurück wage ich nicht. Kim ist bloß eine Erfindung, - eine kleine Idee, die ich mir ausgedacht habe oder ein Energiefunke, der mich getroffen hat und mir die Wahl ließ, wie ich mir alles vorstelle. Ziemlich sadistisch. Aber das ist das Leben hier auf der Erde nun mal. Es lässt uns keinen Freiraum.
Bevor ich mich mehr und mehr in Worten verliere, auf die ich gleich zurück komme, möchte ich noch etwas zu den Farben der Pavillons sagen. Farben sieht man nur im Licht. Wenn es dunkel ist, gibt es nur grau in grau. Farblos. Wenn es nun aber nur im Licht Farben gibt, gibt es dann überhaupt Farben wirklich?
Was ich damit – wie groß oder wie klein alles wirklich ist und ob es Farben wirklich gibt, da man sie ja nur im Licht sehen kann – sagen will, ist, dass unsere so genannte Wirklichkeit gar nicht so wirklich ist. Aber das wissen wir ja. Daran zweifelt kaum mehr jemand. Oder?
Ja, ich bin hier herunten (wo alles viel wirklicher ist) und blicke zum Plateau hoch. Es war ganz einfach. Ist ja auch nur eine Vorstellung (obwohl sie wirklich ist). Im Geiste, der eigentlich leer sein soll. Aber ganz leer ist er nie, versichert mir Miriam, die rechts neben mir steht und wie ich zum Plateau hoch blickt. Er ist nur mit anderen Dingen gefüllt. Mit den wahren Dingen, die ich jetzt noch nicht verstehe und die ich ab und zu nur latent fühle, ohne sie erklären zu können. Der Grund der Unerklärlichkeit ist, dass man diese Dinge nicht mehr erklären kann. Deshalb gab mir Arima auch die Freiheit, sein Leben nach meinem Belieben zu beschreiben, obwohl es gar keines dieser Art gab. Arima ist eine Persönlichkeit Gottes. Eines der Abbilder...
Nicht schon wieder! - schreit es in mir und ich erkenne diese Stimme ganz genau. Hat sie doch viele Jahre zu mir gesprochen. Natürlich nicht, Kim – Arima – ich würde das nie wagen. Und doch drängt es mich, mir in Zeiten wie diesen, einen ganz persönlichen Gott zu erschaffen. Einen, an den ich wirklich glauben kann und nicht einen, der von irgendjemanden erfunden wurde und der ohnehin nur sein oder ihr persönlicher Gott ist. Oder seine oder ihre persönliche Göttin. Finde deinen eigenen Lehrer – heißt es im Kurs. Er ist in dir selbst. Er ist das Selbst – heißt es im Advaita-Vedanta. Verschmelze mit ihm. Werdet eins. Werde das, was du schon immer gewesen bist, bist und sein wirst.
Nicht schon wieder diese Pseudospielchen. Belassen wir es bei der Phantasie und bei diesem herrlichen Park, der in der Sonne in allen Farben strahlt. In den Pavillons gibt es Musik und Vorlesungen. Natürlich ist jede Kunstart hier gefragt. Es gibt Parkbänke, gut gepolstert, auf denen Frauen hocken und stricken oder häkeln. Sie sehen jung aus, obwohl sie wahrscheinlich schon über 80 sind – waren, als sie hier her kamen. Sie werden auch nicht lange bleiben. Ein Mann ist auch darunter. Er fragt eine der Frauen gerade, welches Muster sie beim Sticken bevorzugt. Da bahnt sich was an. Wenn die beiden in etwa gleichzeitig verschwinden – sich wie Blitze auflösen – dann wird das was in ihren nächsten Leben. Es muss nicht unbedingt was Gutes sein, - versichert mir Miriam – aber du weißt ja – setzt sie hinzu – du weiß ja, dass Menschen über das Gute und Böse noch lange nicht hinweg sind, obwohl es da einen gab, der Jenseits von Gut und Böse schrieb.


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Es ist erholend, durch die Schlucht zu wandern. Fast schwerelos. Die Berührung des Bodens spüre ich kaum. Und doch ist sie da. Erinnerung. Man erinnert sich an alles. An den Geschmack von frischem Obst. An das Aroma von Kaffee oder Tee. An alle Gerüche, die man lieb gewonnen hat. Die Illusion der Illusion. Aber das macht nichts. Man kann sich vom Menschsein – von der Menschwahrnehmung - nicht so schnell trennen. Man hat das Menschenkostüm trotz aller Mängel ja doch liebgewonnen. Es sind vor allem die Augen, die sich an so vieles gewöhnt haben. Bäume, Blumen, zierliche Gebäude und Gebäude, die einen zum Staunen bringen und all die schönen Wesen, denen man hier begegnet. Man möchte für immer hier bleiben. Im Paradiesgarten. Viele sind für immer hier. Na ja, fast für immer, denn auch hier endet irgendwann mal alles und dann ist man vielleicht froh, dass es endet. Aber was bedeutet hier schon Zeit?
Es liegt viel mehr an der Art des Sehens. Man sollte sich an das wahre Sehen heran wagen. Freund Carlos machte das Energiesehen auch Probleme. Er verließ sich ebenso auf gewohntes Schauen. Sozusagen auf den gewohnten Blick. Die Blickrichtung ändern. Schielen. Und nie etwas direkt ansehen. Der Blick muss schweifen. Schweben.
Miriam nickt. Sie kennt meine Gedanken und weiß wie ich wahrnehme.
Das tun alle, wenn sie her kommen. Kaum einer weiß etwas über Energie. Sie sind wie Pferde mit Scheuklappen. Aber man kann es ihnen nicht übel nehmen. Niemand hat es ihnen gesagt und von selbst auf so was drauf kommen ist nicht leicht. Außerdem ist alles eine Frage der Reife. Seelen müssen reifen. Niemand kann etwas überspringen. Jede Stufe muss betreten und überwunden werden.
Bergauf oder hinunter?
Das spielt keine Rolle. Wahrscheinlich lieben Bergsteiger oder Menschen aus den Bergen mehr das Bergauf.
Aber sie steigen auch gerne wieder hinunter.
Möchte man meinen. Die meisten glauben, bergauf wartet die Erleuchtung. Aber sie kann genauso gut in einer Schlucht, ganz tief unten, auf sie warten.
Was ist Erleuchtung?
Zu erkennen, was ist. Die Beseitigung von Hindernissen. Das, was im Wege steht. Erleuchtung ist. Sie muss nicht erst erlangt werden. Sie muss erkannt werden. Erkannt werden, was ist.
Obwohl man nichts überspringen kann?
Auf einer ganz bestimmten Stufe liegt die Erkenntnis. Man muss sie nur aufheben und am Schalter links abgeben. Wird sie anerkannt, ist es gut. Wenn nicht, ist es auch gut. Dann sehen wir halt weiter.
Die Anweisungen sind eigentlich ganz klar. Und wenn sich alle danach halten, kann nichts schief gehen. Irgendwo sehe ich eine Treppe. Noch immer das Altbewährte, denn ich kann schielen so viel ich will. Ich sehe eine Treppe und keine Energiefäden oder Energiepunkte. Eine prunkvolle Treppe und sie führt nach oben. Von Nebelschwaden bedeckt. Ich wage den Aufstieg. Miriam nickt mir aufmunternd zu.


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Es heißt, im Todeskampf, sofern es tatsächlich ein Kampf ist, zieht das eigene Leben an einem vorbei. Bereue ich etwas? Nein, ich bereue nichts, - wie schon die kleine Piaf sang. Es hätte gar nicht anders sein können. Und irgendjemandem Vorwürfe zu machen, wäre nichts anderes, als sich selbst Vorwürfe zu machen und etwas zu bereuen. Es gab keinen anderen Weg. Keine Kreuzung, an der man sich wirklich entscheiden hätte können. So etwas gibt es nicht. Es gibt nur dieses elendige Was-wäre-wenn. Gedankenspiele. Wortspiele. So elendig wie lächerlich.
Die Treppen noch werden steiler und mir geht langsam die Luft aus. Ich bin alleine hier oben. Es heißt ja auch, beim Sterben bist du allein, auch wenn dich tausende umringen. Der Tod ist das einzig Wahre im Leben. Er ist nicht nur Schlafes Bruder - und damit sind nicht irgendwelche nächtliche Träume gemeint, sondern der selige Tiefschlaf – er ist auch der Bruder der wahre Abenteuer im Kopf. Auch da ist man allein. Ich phantasiere alleine. Niemand kann in meinen Kopf reinschauen, wenn ich jetzt diese steilen Treppen immer höher und höher hinauf steige.
Der Tod ist der beste Ratgeber im Leben. Eigentlich ist er der wahre Gott, der einzige, der immer für uns da ist. Wenn wir uns über etwas aufregen, wenden wir uns nach links und fragen den Tod, ob es sich lohnt, sich aufzuregen. Nein, sagt der Tod, denn es kommt, wie es kommen muss. Wenn wir vor etwas Angst haben, wenden wir uns nach links und fragen den Tod, ob es sich lohnt, Angst zu haben. Nein, sagt der Tod, denn es kommt, wie es kommen muss.
Ergib dich mir, sagt Krishna, aber in Wahrheit sind es die Worte von Freund Hain. Er hat auch viele Namen. Sensenmann, Knochenmann, Schnitter und vielleicht der schönste – Todesengel.
Tod, wo ist dein Stachel? Er hat keinen, wenn man sich ihm freundlich nähert. So wie du in den Wald rein schreist, so schallt es heraus. Der Tod dein Spiegelbild.
Heiße ihn willkommen. Zu jeder Zeit. Dann ist er schon zu Lebzeiten dein Freund. Vor allem, weil er dieses vermaledeite Ego in seiner knochigen Hand wie nichts zusammen quetscht. Es ist ja auch nichts. Ein Konstrukt des menschlichen Bewusstseins, auf das wir so stolz sind und es sogar einigen Tieren nachsagen. Wenn sich selbst jemand im Spiegel erkennt, heißt das noch lange nicht, dass er sich mit einem Ego identifiziert. Tiere haben kein Ego. Keines wie Menschen. Tiere haben ein echtes Ego. Sie verstellen sich nicht. Wieder fällt mir dazu die Textstelle aus Hesses Steppenwolf ein, wo Hermine über die Echtheit der Tiere philosophiert:
„Nun, sieh dir doch ein Tier an, eine Katze, einen Hund, einen Vogel oder gar eins von den schönen großen Tieren im Zoologischen, einen Puma oder eine Giraffe! Du musst doch sehen, dass sie richtig sind, dass gar kein einziges Tier in Verlegenheit ist oder nicht weiß, was es tun und wie es sich benehmen soll. Sie wollen dir nicht schmeicheln, sie wollen dir nicht imponieren. Kein Theater. Sie sind, wie sie sind, wie Steine und Blumen oder wie Sterne am Himmel. Verstehst du?“
Man muss bereits im Leben sterben. Ansonsten wird das nichts. Sonst schaffe ich diese prächtige Treppe nach oben nicht und mir geht vorher die Luft aus.


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