Die Quelle spricht zu uns. Manchmal durch Avatare, die auf die Erde kommen, um die letzten Menschen zu retten und manchmal spricht sie in uns zu uns.

Ich las letzte Woche in einem sehr unterhaltsamen Buch, dass es höchst unglaubwürdig sei, die Gebete Jesu genauso wieder gegeben zu haben, wie er sie gesprochen hat, denn man hätte nicht nur zugegen sein, sondern sich das Gebet Wort für Wort merken sollen. Außerdem wurden die Evangelien lange Jahre nach Jesu Tod aufgeschrieben und es waren nicht die Apostel, namens Matthäus, Markus, Lukas und Johannes.

Viele religiöse Schriften dienen nicht nur dem Volk, sondern viel mehr jenen, die Macht über das Volk haben wollen. Man muss unterscheiden können, welche Schrift einem zufließt und warum. Man muss auch zwischen den inneren Stimmen unterscheiden können, ob da nicht doch etwas zu viel vom Ego dabei ist.

Aber im Grunde genommen spielt all das keine Rolle, denn sie lachen darüber, weil sie wissen, dass in Wirklichkeit nichts Wirkliches zerstört werden kann. Ja, dieser Satz verleitet tatsächlich zum Schweigen, denn alles, was weiter gesagt, geschrieben wird, zählt nicht. Ist nicht wichtig. Nicht von Bedeutung.

Wir hören immer nur die eigene Stimme, egal, wie sie genannt wird. In unserem Kopf. In unserem Herz oder Bauch oder wo auch immer. Am besten im Geist als Geist. Schwebend sich verlierend in der Unendlichkeit auflösen. Sein. Nicht nur in Gott, sondern Gott selbst sein. Und Gott kann niemals zerstört werden.

Wozu also Wächter sein und etwas beschützen, was nicht beschützt werden kann? Lasst uns weg fliegen und unsere eigenen Äcker bestellen, solange noch Zeit ist.

Zeit? Was ist mit der Zeit? Wäre sie nur genauso wie der Raum, der sich durchschreiten lässt und wir uns in andere Räume begeben könnten, wo wir einst waren. Wo wir vielleicht ein wenig glücklich gewesen sind in dieser beschissenen Welt.

Warum kann man nicht durch die Zeit schreiten wie durch Räume? Noch einmal dies oder das erleben. Wie in einem Film. Nur, dass wir selbst dabei sind, indem wir die schönsten Erinnerungen noch einmal genießen dürfen.

Alles ein letztes Mal, auch wenn es immer ein letztes Mal ist. Alles geschieht nur einmal. Ein letztes Mal. Aber nur wenn man sehr aufmerksam ist.

Wir werden sentimental. Die Nostalgie. Damals war alles viel besser. Einfacher und leichter, weil auch wir einfacher und leichter waren. Innen. Außen werden wir weniger, immer weniger, bis wir uns auflösen und nur mehr Geist sind, der sich schwebend in der Unendlichkeit verliert.

Aber nur noch einmal. Bitte. Nur noch einmal dort sein – zu jener Zeit, an jenem Ort...

Wer ist Ich?

Viele Menschen wissen in der Pension nichts mit sich anzufangen. Manche waren wichtig im Job, identifizierten sich mit ihrem Job. Nun sind sie nichts. Pensionisten. Menschen, die man am liebsten tot sehen würde, weil sie zu viel kosten.

Bin ich mein Job? Bin ich meine Staatsbürgerschaft? Bin ich meine Vorlieben? Man denke an die spielerischen Fragen: Was ist dein Lieblingsfilm, dein Lieblingsbuch, dein Lieblingssong, deine Lieblingsfarbe, usw.? Wichtig wären auch die Horoskope! Was ist dein Sternzeichen, dein Aszendenz? Wie reagierst du auf dieses und jenes? Magst du Pizza? Oder doch lieber Griechisches?

Wer ist Ich?

Stellen wir uns vor, dass uns alles genommen wird und wir mit wortwörtlich leeren Händen auf der Straße stehen. Wir haben keine Wohnung, kein Dach über dem Kopf, nur das, was wir am Körper tragen. Keine Papiere, keine Erinnerung. Dann wird die Frage – wer ist Ich? - höchst interessant.

Nichts. So wie sich der jobverliebte Pensionist fühlt – als Nichts. Programmierung wurde gelöscht, heißt es dann. Was Besseres kann einem nicht passieren, würden Sila und Arima sagen. Der schnellste Weg durch die menschliche Bewusstseinsblase ist, sich nichts aneignen.

Ich denke dabei an die Geschichte mit dem Mann, der all seine Erinnerungen verloren hatte und doch fröhlich in den Tag hinein lebte. Nur seine Familie war traurig deswegen und suchte nach Lösungen, bis sie einen Heiler fanden, der dem Mann die Erinnerungen zurück holen konnte, worauf hin der Mann sehr böse war. Wie haben sie ihm das nur antun können, wo er doch so glücklich ohne Erinnerungen war!

Ob es tatsächlich für die meisten Menschen so ist, ist fraglich. Dennoch sagen die Weisen und Heiligen (!), dass man sich am besten von der Welt abwendet und nach Innen geht. Wir brauchen keine persönliche Geschichte, um uns selbst zu definieren. Wir sind alles und nichts.

Sila und Arima nicken und nehmen Pama in die Mitte, um durch den riesigen, bunten Park zu flanieren, in dem sie wieder einmal gelandet sind. Pama ist nur Gast hier. Sie hat sich zur Freude Silas materialisiert, weil ihre Doppelwesen hauptsächlich aus menschlichem Bewusstsein bestehen.

Zumindest sieht es so aus. Aber was bleibt übrig? Ist es uns, nachdem wir die menschliche Bewusstseinsblase verlassen haben (aus welchem Grund auch immer), egal, was in unserem Leben passiert ist? Lösen wir uns dann wirklich freiwillig und erleichtert, obwohl wir uns im Moment des Todes noch an unsere Lieben und an unsere Erinnerungen geklammert haben?

Wir machen uns Bilder davon, was wir uns gerade noch vorstellen können. Manola war kein Mensch mehr, als sie auf Avalon war. Und nicht nur das, - man darf die Multidimensionalität nicht vergessen. Selbst bei Menschen ist sie intakt (die sechs Erddimensionen, wobei manche Menschen sechs mal gleichzeitig existieren könnten) – nur leider nicht bewusst. Paolo und Selma waren vielleicht Menschen, aber es steckt so viel mehr in diesem Energiestrang, der sich Pama nennt und sich nur mehr zeitweise, wie auch raumweise materialisiert. Das Doppelwesen ist also auch nur eine Benennung wie viele, die nicht wirklich etwas aussagen.

Die gefiederte Schlange, auch Quetzalschlange genannt. Gott der Tolteken. Man kann ja in Lexika oder auf google nachschlagen, wenn man genaueres darüber wissen möchte.

Mir kam die „gefiederte Schlange“ in den Sinn, als ich an Sila und Arima dachte – an ihre Form, die keine mehr ist. Schlangenartig, nicht strahlenartig. Beweglich. Leicht. Frei von Blasen und Perlen oder was auch immer. Und doch wandern sie in beliebigen Gegenden herum, die sie sich selbst aussuchen.

Ist das die Freiheit, die Glückseligkeit, von der sie sprechen oder ist es nicht doch viel zu menschlich? Was ist für mich Freiheit und Glückseligkeit? Für dich? Für jeden Einzelnen?
Für jeden wird am Ende das Königreich bereits sein, das er sich erwartet, gewünscht hat.

Wohl auch zu menschlich. Menschliche Wünsche. Gesundheit. Schmerzfrei. Schönheit. Reichtum. Alles nicht nötig, wenn man Geist geworden ist und alles nach Innen projizieren kann. Das ist der Unterschied zum jetzigen Menschlichen. Wir projizieren nach außen. Später, als Geist wird nach Innen projiziert. Vollkommen schmerzfrei und in absoluter Schönheit,wie auch in fülligem Reichtum. Gesund ist der Geist sowieso, wenn er vom Körper und dem nörgelndem Hirn befreit ist.

Die gefiederte Schlange gibt es auch in Freund Carlos' Büchern. Wenn die gesamte Zauberertruppe, samt Nagual, wie Don Juan einer war, sich ihrer wahren Form bewusst wird, sie sich irgendwie vereinen und zusammen wie eine leuchtende Schlange davon fliegen. So in der Art habe ich den Abgang von Don Juan und seinen Zauberern, seinen Wissenden, in Erinnerung. Wie Carlos es geschrieben hat.

Losgelöst. Persönliche Geschichten sind nicht mehr nötig. Noch ist es unvorstellbar, dass man sich den Gefühlen, die man als Mensch hatte, so leicht entziehen kann, - auf die man vielleicht auch stolz war, denn Empathen sind gefragt. Gefühle für andere und von anderen, was manchmal ganz schön belastend ist.

Ja, vielleicht ist man dann froh, wenn man davon befreit ist und vor allem von diesem lächerlichen und viel mehr scheinheiligen Gewissen. Das darf man doch nicht! Das gehört sich nicht. Moralaposteln sind noch nie gefragt gewesen. Sie predigen meist Wasser und trinken Wein, wie man das so sagt. Die blödsinnigen Sprichwörter ist man dann auch los.

Ja, es beschäftigt mich – das Loslösen. Vor allem das innere Loslösen, denn die Wohnung kann voll mit Gerümpel sein, wenn man sein Herz nicht daran hängt. Schaut, was ich alles gar nicht brauche! Wenn ich es verlieren würde, auch egal. Ist ja fast alles ersetzbar. Na ja! Gerade das hat nichts mit innerer Freiheit zu tun. Dieser Hintergedanke, wenn dann etwas verloren geht. Macht nichts. Alles ersetzbar. Und hier liegt der Hund begraben. Tief. Sehr tief sogar, denn die Ehrlichkeit zu sich selbst ist hier mehr als gefragt.

Die gefiederte Schlange leuchtet hell am Sternenhimmel. Mein neues Sternzeichen. Sila und Arima winken.

Irgendwie ahnen wir die Projektionen nach Innen, wo doch einige meinen, sie hätten das Schicksal in ihren Händen und würden selbst die Realität schaffen. Auf eine gewisse Weise tun sie es, denn der Hirngeist (das Bewusstsein, das sich aus dem Körper entwickelt), bewirkt doch einiges.

Wenn du die Welt nicht ändern kannst, ändere deine Einstellung zu ihr. Dämlicher Spruch, aber doch einigermaßen wahr. Oder: Wie ich in den Wald hinein rufe, so schallt es heraus. Es gibt eine höhere Macht, gegen die wir nicht ankommen.

„Die Hölle, das sind die anderen“, meinte einst Jean-Paul Sartre in seinem Drama „Geschlossene Gesellschaft“. Das müssen sie auch sein, wenn diese Welt hier eine Strafe für etwas sein soll, was wir einst getan haben, wenn es denn so etwas wie Karma gibt.

Ich selbst bin das Gute. Alle und alles andere ist schlecht und böse und will mir ständig an den Kragen. Immer sind die Anderen schuld. Selbst Verantwortung übernehmen ist nicht drin.
Sollten wir aber, da es im Übergang sehr wichtig ist und wir uns nicht mit Nichtigkeiten aufhalten sollen, die die Protagonisten in William Paul Youngs Büchern, welche ein ödes Feld vor sich sehen, das sich von Tag zu Tag ergiebiger zeigt. Das öde Feld ist die Seele, die sich vernachlässigt fühlte und erst in den Stunden nahe dem Tode, schreit sie auf und bittet den Körper, der sie umhüllt, um Hilfe.

In Wirklichkeit sind wir keine Zweiheit – Körper und Geist. Wir sind immer Geist. Wir nehmen uns nur als Körper wahr. Wir nehmen alles wahr – uns und alles um uns herum.

Das Innen liegt brach. Meistens zumindest, da es nicht einfach ist es zu durchdringen. Es liegt tiefer als ich dachte. Und ich bin mir sicher, die Madonna werden ich dort nicht finden. Jesus auch nicht. Vielleicht Krishna, den blauen Gott, der mir das Lied des einsamen Hirten auf seiner Flöte vorspielt? Wäre eine Option, die ich im Moment begrüßen würde.

An Sila oder Arima wage ich nicht zu denken, denn sie sind ja bloß meine Phantasie. Stehen sie am Ende da und geleiten mich über das brache Feld, weil ich nicht an mein Innen glauben kann? Bin ich mir selbst zu minder? Arima kann genauso gut blau sein und auf einer Flöte „Einsamer Hirte“ spielen. Und Sila tanzt dazu. Meine inneren Landschaften sind viel schöner als jene außerhalb, auch wenn sich Maya sehr bemüht. Maya, die Kraft der Täuschung, die uns immer wieder vom Wahren ablenkt – vom Inneren.

Es geht doch nicht, dass sich jeder nach Innen wendet. Dann redet ja keiner mehr mit anderen. Jeder lebt in seiner eigenen kleinen Welt und dümpelt vor sich hin, wobei das bei den meisten eh der Fall ist, nur eben auf eine andere Art.

Ist doch gut! So können wie wenigstens keinen Schaden im Außen anrichten und das Außen reagiert nicht mehr. Ganz, ganz langsam löst es sich auf und wir stehen im strahlenden Licht der Wirklichkeit. Wir alle!

Glaube! Man muss glauben! Glaub an dich!

Aber selbst das löst sich auf, weil es auch bloß Bilder und vor allem menschliche Vorstellung ist. Vielleicht ist es der letzte Schritt, die letzte Sprosse der Leiter, dass wir dann endlich die Wanderschuhe, die Leiter wegwerfen können.

Im Grunde genommen brauchen wir nichts. Weder Wanderschuhe, noch Leitern und auch keinen Glauben. Wenn wir unberührt von allem bleiben, kommen wir auch so durch die Hölle und erkennen schließlich, dass wir doch selbst diese Macht sind, gegen die wir nicht ankommen.

Multidimensionalität. Ein Traum? Ein Wunschtraum? Was bedeutet Multidimensionalität überhaupt? Gleichzeitig an unzähligen Orten zu sein, wie auch gleichzeitig in unzähligen Zeiten zu sein. Die schönen Erinnerungen noch einmal zu erkennen und erschreckend festzustellen, dass die Person von einst heute nicht mehr die Selbe ist.

Nein, nein, ich vergesse nicht, dass alles nur Wahrnehmung ist und die Wahrheit, die Wirklichkeit, das ist, was wahrnimmt oder zumindest zum Teil das ist, was wahrnimmt und vergessen hat zu erkennen.

Es ist deshalb so schwierig und wohl auch unglaubwürdig, weil das, was wir wahrnehmen, fest ist. Wir stoßen uns daran und tun uns weh, wenn wir uns daran stoßen. Das muss doch wirklich sein! Das muss die einzige Wirklichkeit sein. Alles andere ist Humbug. Esoterischer Quatsch. Wirklichkeitsfremd. Reif fürs Irrenhaus.

Andererseits, was bringt mir diese Feststellung, die nicht zu beweisen ist? Was bringt sie mir im so genannten Leben, in dem ich mich als Mensch wahrnehme? Zuversicht? Trost? Wofür und wozu?

Sila und Arima schütteln ihren Köpfe. Wenn sie Köpfe hätten. Aber meine Vorstellung ist nun mal eine andere, eine menschliche, weil ich sie mir nicht anders vorstellen will. Sila, als kleine, zarte Fee in Hippiekleidung, Blumen, Federn und Bänder im bunten Haar und Arima in seiner herrlichen Schönheit, die alles weitem übertrumpft. Und beide weder Mann noch Frau. Herzen haben kein Geschlecht.

Denk an einen deiner Lieblingssprüche! Wie war das noch mit der Erwartung? Aber ich kann mich noch nicht mit der Quelle identifizieren! Doch, du kannst, indem du dich ihr ergibst. Lass los.

Wie sagte Krishna zu Arjuna? „Ergib dich Mir!“ Dann bist du alle Sorgen los, denn die Quelle kennt keine Sorgen. Sie ist Eins mit sich selbst. Das ist wahre Multidimensionalität. Nicht das Suchen in der Vergangenheit, die gar keine ist. Sei einfach. Alles andere ergibt sich von selbst. Und schwierig ist davon gar nichts. Schon gar nicht das Sein, denn es ist ewiglich. Es hat weder Anfang noch Ende.

Die Buddhawelt ist fade. Dort ist nichts. Es dürfte in der Quelle kaum anders sein.

Und wer sagt dir, dass es so ist? Dein kleines menschliches Hirn, das sogar die wunderbare Phantasie begrenzt?

Silas Stimme kann hart sein. Viel härter als Arimas Stimme, die immer weich und sanft, mit einem lächelnden Timbre darin, klingt. Eine lächelnde Stimme.

Ergib dich Mir. Lächelnd. Dazu musst du dich nicht zu Meinen Füßen werfen. Du brauchst nur zu erkennen, dass du Ich bist und wenn du es zu anmaßend findest, erkenne wenigstens den kleinen Teil in Mir, der du bist. Ergib dich Mir. Sanft. Ohne großes Aufsehen. Es geht ganz einfach. Es ist der heilige Augenblick. Man nennt ihn meistens so, auch wenn er nicht heilig ist. Offene Weite – nichts von heilig. Aber phantastisch. Genauso wie du es willst.

Wunschtraum? Multidimensionalität ist kein Wunschtraum. Und wenn wir wirklich erwachen, ist da nichts. Im Nichts erwachen. Im reinen Sein. Leere. Kein Bewusstsein, kein Auge, keine Nase, kein...
Worte, nichts als Worte. Es kann nichts vergehen. Es wird nichts vergehen. Das betrifft aber nur das Wirkliche. Es betrifft das, was für dich wirklich ist.

Sila nähert sich langsam und Arima breitet seine Arme aus. „Ergib dich Mir.“

So viele Leben und jedes anders. Andersartig. Fremdartig vielleicht. Aus menschlicher Sicht vor allem. Hier entpuppt sich die wahre Ganzheit des Selbst. Das Ganze ohne Blasen oder Perlen. Ohne Anhang. Frei und luftig. Und doch noch immer Erinnerungen.

Es geht nichts verloren, - sagte Kim einst. Als Arima bestätigt er es.

Mag die Buddhawelt auch fade sein, aber die Welt Silas und Arimas und all den anderen Ganzheiten ist es nicht. Verbunden mit der Quelle sind sie sicher. Hier gibt es Sicherheit.

Ergib dich Mir! - sagt immer nur die Quelle. Alle anderen spielen sie nur. Wie Kinder, die gerne die Erwachsenen nachmachen. Die Kinder der Quelle der Kraft. Ich sollte diese Geschichte umbenennen in „Die Kinder der Quelle der Kraft.“ Aber es geht ja hauptsächlich um Sila und Arima, die so viele Leben gelebt haben – wortwörtlich durchlebt und dadurch alle Blasen oder Perlen durchbrochen haben.

Das große Theaterstück hat begonnen. Alle Freiheiten sind erlaubt. Welch paradoxer Satz! Jetzt kennen wir alle Rollen und tun uns leicht. Früher – wenn es denn ein Früher gab – waren wir bloß zu einer mickrigen Rolle verdammt und wussten es nicht einmal. Na ja, manchmal waren es auch zwei oder drei Rollen gleichzeitig, aber wirklich bewusst war uns das nie.

Bewusst sind wir erst jetzt, - könnte man so sagen.
Wir waren es, aber wir haben es nicht erkannt, weil wir uns zu sehr um Wahrnehmung gekümmert haben. Dennoch – wir mussten da durch, sonst hätten wir es doch jetzt nicht so schön.

Könnte man meinen. Ja, das kann man so stehen lassen, auch wenn es noch immer viel zu menschlich anmutet. Was weiß ein Mensch schon über andere Lebewesen? Was kann er schon wissen, wenn er sich über sie stellt? Erst Aug in Aug kann sich ein bisschen Wahrheit erkennen lassen, aber niemals von oben herab. Die Vogelperspektive. Selbst die Froschperspektive wäre nicht das Wahre, denn Arschkriecher gibt es genug.

Ja, auch das gehört zur menschlichen Bewusstseinsblase, um nun wieder ein wenig Abstand zu Sila und Arima zu bekommen, die ja auch viel zu menschlich durchkommen. Aber so ist das nun mal. Sie möchten so gerne zu uns durchkommen, aber uns fehlt die Energie dazu. Zu wenig, um zu verstehen. Das bisschen Bewusstsein, auf das wir so stolz sind, reicht nicht aus, um das Ganze zu erkennen. Müsste eh logisch sein. Oder?

Da helfen nicht mal technische Hilfsmittel. SETI ruft ins All. Search for extraterrestrial intelligence. Sie rufen ständig zurück, aber wir können sie nicht hören. Und vielleicht sind sie schon da, aber wir können sie nicht sehen, weil sie mikroskopisch klein sind. Viren? Vielleicht, aber eher nein. Es sind kleine grüne Männchen und Weibchen, die uns beobachten und nicht verstehen, warum wir sie nicht wahrnehmen.

Würden wir uns ein Bild von den Energiesträngen (Ganzheit des Selbst) samt Blasen machen, dürfte die menschliche Blase ziemlich weit entfernt von jener der grünen Winzlinge sein. Es ist eher ein Konglomerat von Blasen, was gleichzeitig auch den Planeten ausmacht, denn auch Planeten sind Lebewesen. Alle Tier- und Pflanzenarten, die es auf der Erde gibt, gehören zu dieser Anhäufung. Wie ein Knäuel umgeben sie den Energiestrang und sind viel zu weit weg von jenen Blasen, die uns Menschen so interessieren würden, weil uns die Arten, die wir zu kennen glauben, zu minder sind. Der Blick nach unten. Wir blicken lieber hoch und sehen nichts. Wir blicken nach unten und sehen nichts.

Lasst uns spielen gehen, meint Sila, flechtet sich die roten Zöpfe, zieht ein buntes Kleidchen und viel zu große Schuhe an und hopst auf flauschigen Wolken davon. Arima lacht und die Sonne geht auf. Anders lässt sich das alles eh nicht ertragen.

Auf- und Abwinde inbegriffen und die vielen Luftschlösser nicht vergessen. Da drinnen spielt es sich ab. Eine Party nach der anderen. Genauso, wie man es will. Ohne Menschen. Nur Geister. Gehören doch in Schlösser. Vor allem in Luftschlösser.

Sila schwebt darüber hinweg. Sie hat sich nie etwas aus Partys oder Menschenversammlungen aller Art gemacht. Ist all dem immer, wenn es ging, aus dem Weg gegangen. Hat Umwege gemacht, wenn es nötig war.

Damals saßen sie in Gastgärten, lachten und johlten und betranken sich bis nach Mitternacht. Sila, nein, nicht Sila, sondern ein Aspekt von ihr, ging gerne nachts spazieren, wenn alles ruhig war. Aber das war es nicht mehr. Überall gab es plötzlich Lokale, vor denen Jubel und Trubel herrschte.

In der Nacht, als ihre Mutter starb, es war ungefähr halb drei, saßen sie noch in den Gastgärten, lachten und waren fröhlich, während sie klopfenden Herzens, mit gesenktem Kopf vorbei eilte. Für Umwege war keine Zeit. Sie musste hoch zu ihrer Mutter und das war der kürzeste Weg. Die Pflegerin hatte Angst vor Toten. Vor Geistern.

Wie es wohl als Geist ist? Unbeschwert, frei vom Körper und eine Erholungspause von der einengenden Blase. Man nimmt nicht mehr wie ein Mensch wahr. Man nimmt sich nicht mehr als Mensch wahr. Der Überblick ist ein wenig größer, falls man noch etwas in der menschlichen Bewusstseinsblase zu erledigen hat. Meistens ist das der Fall, denn sie lässt sich nicht so schnell durchschreiten, außer man hat sie bereits durchschritten und ist zum menschlichen Avatar geworden. Kann alles frei entschieden werden, wenn man Menschenfreund ist. Sie aber war viel mehr ein Tierfreund.

Tiere brauchen von uns sich keine Hilfe. Sie brauchen nur Hilfe vor den Menschen. Es gibt aber Krafttiere, die sich von anderen Tieren unterscheiden. Damit meine ich nicht die schamanischen Helfer. Es sind tatsächlich Tiere, die unter uns leben und die über mehr Energie verfügen. Sozusagen tierische Intelligenzbestien, die eine Menge bewirken können. Sila und Arima wissen mehr darüber, denn sie waren oft derartige Lebewesen, die über mehr verfügten als andre.

Aber wie ist das nun mit den Geistern? Mit denen, die in Wolkenschlössern leben und mit denen, die man für tot erklärt hat, weil sie sich nicht mehr als Menschen wahrnehmen, sondern als das, was sie in Wirklichkeit sind.

Wahrscheinlich sind sie im ersten Moment verwundert. Noch lagen sie siechend in einem Krankenbett, bekamen kaum noch etwas mit, da ihre Sinne – nach und nach jeder einzelne – schwanden und plötzlich, von einem Moment auf den anderen...

Nein, meint Arima. Hat auch Kim schon gemeint. Der Tod kommt auf leisen Sohlen und ist immer sanft und langsam, niemals von einem Moment auf den anderen, auch wenn es für andere ganz anderes erscheint.

Kim „sah“ einst den Tod seines Freundes und Bandkollegen. Er fuhr dem Tod auf dem Motorrad entgegen und der Tod nahm ihn sanft in seine Arme und trug ihn schwebend fort. Kein Blut, kein Schmerz, kein Geschrei, kein Weinen. Alles rein und steril und fast schon zu kitschig.

Und jene im Siechtum werden sanft erweckt. Ganz langsam. Wie kleine Kinder, die sanft von der liebenden Mutter wach gestreichelt werden. Sie lächeln und schließlich lachen sie und fühlen sich endlich wieder frei. Sie erinnern sich endlich an das Wahre, - an ihr wahres Sein.

Alles vergeben und vergessen, denn es war ja nur ein Spiel. Mein Gott, wie konnte ich nur! Der Nachbar, der immer Streit mit mir anfing – das ständige Hin und Her. Wie friedlich alles hätte sein können, wenn wir nicht alles so ernst genommen hätten. Und – ach, wie muss sich erst ein Mörder fühlen! Wie straft er sich selbst? Gar nicht, denn auch er kann lachen, da er erkennt, dass nichts Wirkliches sterben kann. Ob er sich daran erinnert, wenn sich die menschliche Bewusstseinsblase abermals um ihn schließt?

Sila tanzt durch die Schlossräume. Sie fordert Arima auf, mit ihr zu tanzen, doch der schüchterne Jüngling senkt seinen Kopf. Lieber schnappt er sich die Luftgitarre und spielt für Sila alle ihre Lieblingslieder.

Sie haben ihre Mutter und ihre vier Geschwister getötet. Einfach so. Profitgier nennt man es auch, wovon niemand wirklich etwas hat. Eine Zeit lang vielleicht etwas Geld, das man mit Wolfsfellen verdienen kann.

Vom Rudel ist nicht mehr viel übrig. Kia hat sich im Schock abgesondert. Nur ihr Vater war ihr gefolgt, um sein letztes Kind zu beschützen.

Es war so schön, mit dir durch die Landschaften zu jagen. Erinnerst du dich? Vater und Tochter spürten den Wind im Fell. Wir zwei. Nur wir zwei. Immer wieder. Du, mein Beschützer, den ich so oft missverstanden habe. Mein Engel. Mein Schutzengel. Wir waren nie getrennt. Nur scheinbar, weil wir nichts von einander wussten. Vielleicht nichts wissen durften?

Es ist immer dieser Schein, der alles verdunkelt. Man meint, das Helle sei das Gute. Weder noch! Aber wir müssen die Dunkelheit mit einbeziehen. Sie ist so warm und heimelig. Das Grelle habe ich noch nie gemocht. Man muss sich erst mit ihm versöhnen.

Ja, es mag gefährlich sein, zu sagen, dass man nichts verdammen soll, was den Tod bringt. Alle sind entschuldigt. Keine Schuld. Keine Sühne. Dennoch müssen wir uns einst selbst verzeihen.

Wir hätten gegen dieses Verbrechen nichts tun können. Es lag in meiner Natur, mich zu rächen, auch wenn du mich davon abhalten wolltest, in das Lager der Wilderer zu gehen. Ich habe sie alle zerfleischt. Unkenntlich gemacht. Wollte ihnen die Haut abziehen, wie sie es mit Mutter und meinen Geschwistern getan haben.

Ja, ich erinnere mich nur zu gut an dieses Leben. Habe ich dafür gesühnt? Wölfe ticken anders als Menschen. Ganz anders. Sie sind selbst von den Hunden weit entfernt, auch wenn es heißt, der Hund stammt vom Wolf ab. Schon lange nicht mehr. Es wäre als würden Menschen vom Affen abstammen. Alles nicht wahr. Alles Deckmäntel, die sich als Blasen oder Perlen auf den Energiesträngen tarnen.

Ja, vielleicht gibt es so etwas wie Karma. Strafen, die man sich selbst auferlegt. Weil man büßen will. Wenn wir aber klar sehen, verzeihen wir alles, ohne überhaupt verzeihen zu müssen. Verzeihen ist die schlimmste Rache, - sagte Kim einmal, der Vater aller Väter. Alles, nur nicht heilig und auf keinen Fall Gott Vater. Dann schon eher Gott Mutter.

Es war ein Verbrechen. Sogar für Wölfe. Wolf gegen Mensch. Die Strafe ist klar und logisch. Was du den Menschen angetan hast, hast du dir selbst angetan. Werde Mensch! Werde Suchender, der nichts findet. Alles so hell und grell, dass man kaum etwas sehen kann.

Nicht mit der Dunkelheit müssen wir uns versöhnen. Die ist uns allen geläufig. Die Versöhnung findet im Licht statt. Im Licht, das alles bloß legt.

Todesstrafe. Wir sind alle davon betroffen. Der eine früher, der andere später. Aber alle haben sie ein und denselben Termin. Etwa 8 Milliarden Menschen zur Zeit! Das Erschießungskommando wartet. Selbstmordattentäter sind ebenso bereit. Zur falschen Zeit am falschen Ort? Niemals. Der Tod kommt immer im rechten Moment und am rechten Ort.

Man denke nur an die Geschichte des Mannes, der vereiste, um dem Tod aus dem Weg zu gehen. Wie überrascht beide waren, als sie sich an diesem seltsamen Ort trafen, den der Mann für seine Flucht ausgesucht hat.

Strafen wir uns tatsächlich selbst? Es kann nicht anders sein, denn die Quelle der Kraft straft nicht.

Kia, die Wölfin. Sie war auf der Jagd nach Menschen. Zuerst aus Rache, dann wahllos. Wut, Verzweiflung und Trauer hat sie dazu getrieben. Kia ließ sich gehen. Der alte Wolf an ihrer Seite konnte dagegen nichts tun, obwohl er ihr ständig sagte, sie stelle sich mit den Menschen auf ein und die selbe Stufe.

Dann ging der Schuss nach hinten los. Zuerst lief der alte Wolf in die Menschenfalle. Vor Kias gelben Wolfsaugen. Sie raste vor Schmerz. Aber sie konnte fliehen. Heulte nächtelang den Mond an und hörte nebenbei noch immer die Schmerzensschreie ihres Vaters, die sie nie mehr aus ihren Ohren bannen konnte.

Wie später Maria, als Kim als roter Wolf die letzten Menschen mit seinem eigenen Fleisch rettete. Eine Geschichte, die auch genauer überdenkt werden sollte, da sie Zeit und Raum irgendwie durcheinander brachte.

Kia kannte bereits alle Tricks der Menschen, samt ihren Fallen. Fast alle. Kinder waren für sie tabu. Ausgerechnet ein Kind war es, das ihr den Tod brachte.
Einwanderer zogen mit ihrem alten Kutschenwagen, der von ebenso alten Pferden gezogen wurde, durch das Land, um sich irgendwo sesshaft zu machen. Es war ein junges Paar mit einem Mädchen, um die fünf Jahre alt. Damals gehörte das Land offenbar noch niemandem und man konnte den Ort, den man wählte, für sich beanspruchen. Offenbar deshalb, weil die Urbevölkerung bereits Kilometer für Kilometer zurück gedrängt wurde, die für die Siedler bloß „Wilde“ waren.

Kia schlich des Nachts um den Wagen herum, als das kleine Mädchen heraus hopste. Konnte es nicht schlafen oder muss es Wasser lassen? Man weiß es nicht. Auf jeden Fall landete es direkt vor den Vorderfüßen der Wölfin. Beide erschraken, aber beide fassten sich schnell. Die Kleine begann Kia am Kopf zu streicheln. So etwas hat die Wölfin noch nie empfunden. Es fühlte sich gut an, als die sanfte Hand des Mädchens weiter über den haarigen Rücken strich. Kia schloss vor Vergnügen kurz die Augen und erinnerte sich kaum mehr, warum sie hier war. Sie war hier, um zu töten Alle Menschen sollen tot sein! Statt dessen erhielt sie den tödlichen Schuss, als der Vater des Mädchen bemerkte, was da vor sich geht.

Kia rannte im Schock in den nahen Wald, wo sie schwer verletzt unter einem dichten Gebüsch liegen blieb. Sie dachte an ihre Familie, an ihre Mutter, an ihre Geschwister, mit denen sie so gerne herum tollte. Sie dachte an ihren Vater. Wird sie alle wieder sehen? Was werden sie zu ihren Gräueltaten sagen, die sie mit Menschen auf die selbe Stufe stellte? Kia starb ohne Antworten.

Vielleicht war es das, was der Aspekt „Kia“ dazu brachte, sich im nächsten Leben als Mensch wahrzunehmen. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Aber manche Bewusstseins- oder Wahrnehmungsblasen können durchaus eine Strafe sein. Wie die Todesstrafe, wie das Ende des menschlichen Lebens durchaus aussehen kann. Wissen Pflanzen oder Tiere, dass sie einst sterben müssen? Dass es sie einst nicht mehr geben wird? Man weiß es nicht, aber die meisten Menschen sagen: „Nein, sie wissen es nicht“.

Und kann sich ein und derselbe Aspekt als mehrere unterschiedliche Spezies wahrnehmen? Hintereinander? Gleichzeitig? Oder ist es nicht viel mehr so, dass die einzelnen Aspekte eines Energiestranges immer nur von einer bestimmten Blase besetzt wird? Dieser Aspekt hat sich als Katze, dieser als Wolf und jener als Mensch und wieder ein andere, der ganz oben am Strang als kleines, grünes Männchen, usw. wahrgenommen. Eine Ganzheit besteht aus so und so vielen Aspekten und jeder einzelne von ihnen hat eine ganz bestimmte Aufgabe, die er erledigen muss, sonst wird die Blase nicht durchbrochen. Erst wenn die Aufgaben erledigt sind und das von vorne bis hinten, ist man frei von der Blase und erkennt endlich, wer man wirklich ist und dass alles bloß ein gemeines Spiel war.

Und die Geschichte mit dem roten Wolf? Zeit und Raum spielten verrückt. Die Wolfsmütze, die einer der letzten Menschen aus dem abgezogenen Fell des Wolfs (bei lebendigem Leib!) genäht hat und die wie durch ein Wunder in die Vergangenheit reiste, wo Kim sie als ganz besonderes Geburtstagsgeschenk bekam. Wie und wodurch kam sie dort hin? Und wie konnte Kim wissen, dass er einst als roter Wolf den letzten Menschen die nötige Kraft geben wird, damit sie überleben?

Fragen über Fragen, denen man sich nähern kann. Aber, ob sie wirklich beantwortet können? Wohl kaum, aber man versucht es, auch wenn man weiß, dass man es niemals wirklich kann. Und doch – die Möglichkeit besteht, nah an der Wahrheit zu sein, wenn es denn so etwas wie Wahrheit überhaupt gibt.

Rekapitulation bringt eigene Energie und gibt fremde Energie zurück. Wie kann es zweierlei Energien geben, wenn doch alles immer nur die Quelle der Kraft ist? Jetzt plötzlich wieder zwei oder gar mehr Energien, die Kim und seine Armee auf die Reihe bringen muss?

Die Rekapitulation des Menschen ist fast das Selbe wie die Rekapitulation der Ganzheit. Sila rekapituliert ihre Aspekte. Sendet zurück und holt ein. Eins nach dem anderen. Ein Schritt nach dem anderen.
Bricht die Blase, ist der Energieaspekt anderen Energien schutzlos ausgeliefert. Ein Aspekt greift den anderen an. „Dies ist ein räuberisches Universum“, sagte einst schon Don Juan zu Freund Carlos.
„Dies ist wahr“, sagt Arima und nickt, als ich endlich verstehe, was den Endkampf ausmacht. Es war nichts Persönliches. Das ist es nie, auch wenn es für viele Menschen so scheint.

Wieder fällt mir Kims Rede ein, die er als „Der Ver-rückte“ Maria hielt:

„Mir liegt nichts daran, wie das Wetter draußen ist, was der letzte modische Schrei ist und wie verrückt sich die Politiker aufführen, - oder was im Sport los ist usw. All das hat keine Bedeutung. Darüber zu reden ist nichts anderes als Energieverschwendung und ebenso Zeitvergeudung. Und glaube mir, ich kann auch gar nicht mehr darüber reden. Meine Welt ist viel zu groß. Sie ist total ausgefüllt und hat keinen Platz für lockere oder seichte Konversation.
Wir haben keine Zeit mehr dafür, Maria. Selbst wenn wir beide die Gleichzeitigkeit kennen, haben wir für solche Spielchen keine Zeit. Der Tod sitzt auf unseren Schultern und wartet schon auf den letzten großen Kampf. Wir müssen handeln, - makellos handeln, um das menschliche Bewusstsein zu durchbrechen.
Schau dich um! Alle Menschen tun so, als ob sie unsterblich wären, als ob sie Unmengen von Zeit hätten. Und was tun sie? Sie reden über das Wetter, regen sich über die Nachbarn auf, weil die den größeren Fernseher haben, - sie schimpfen auf die Politiker und - und - und. Aber was tun sie wirklich? Sag es mir! Vom reden lässt sich nichts verändern, - und man kann auch niemand und nichts verändern, man kann nur bei sich selbst anfangen. Aber tun sie das?
Diese paar Menschen, die eben bei mir waren, haben verstanden. Sie haben ihre Herzen zum Teil erkannt. Und wenn du dabei gewesen wärst, hättest du verstanden, warum ich mit ihnen Gespräche führe. Sie wissen, dass eine Veränderung nur dann stattfinden kann, wenn sie sich selbst erkennen, - wenn sie erkennen, dass es eigentlich kein Innen und kein Außen gibt.“

Es geht immer nur darum, die Bewusstseinsblasen oder Wahrnehmungsblasen zu durchbrechen – von vorne bis hinten. Durchleben und durchbrechen. Aber es muss auch einen Schutz geben. Der menschliche Aspekt einer Ganzheit ist sehr schwach, weil er nichts anderes kennt, als Gefangenschaft. Das System lässt nicht locker.

Man weiß nicht, sind die Blasen die Verdammnis oder kommt die Verdammnis erst, wenn wir ohne Blasen anderen Energien schutzlos ausgeliefert sind. Es kann auch beides sein. Oder beides nicht sein. Aber das Leben hier, so viel steht fest, ist kein Honigschlecken.

Was war nun dieser Kampf, dieser Endkampf, der auch schief ausgehen hätte können (schief ausgehen wird?), Arima? Sila, hast du eine Erinnerung daran? Oder gab es auf Avalon keinen Endkampf? Die Rekapitulation muss weiter gehen, Sila. Halte nicht immer nur an der Wölfin fest. Das war kein gutes Leben, wenn ich mir ein Urteil erlauben darf. Gibt es tatsächlich unterschiedliche Energien?

Jeder Mensch bekommt bei seiner Geburt eine gewisse Menge an Energie, mit der er haushalten sollte und wenn möglich, sie durch enthaltsames und diszipliniertes Leben sogar vergrößern kann. Woher nimmt er diese Energie, wenn nicht durch Raub?

Der Mensch hat nur Feinde im Universum. So wäre es auch nicht ratsam, Bäume im Wald zu umarmen. Sie geben nicht. Sie nehmen, wenn man nicht vorsichtig ist. Aber wir haben ja diesen Schutz, diesen Verstand. Alles verstandesmäßig erklären und ja keine Phantasmen zulassen. Wo kämen wir denn da hin, wenn nicht ins Irrenhaus?

Das mit der Energie ist so eine Sache. Es ist immer ein und dieselbe, da immer alles aus und von der Quelle kommt. Aber Wahrnehmung verändert die Energie und jedes Lebewesen nimmt anders wahr, auch wenn es unter der selben Blase steckt. Vor allem die menschliche Bewusstseinsblase fördert Individualismus und dadurch auch das Ego. Und das Ego, das sich mehr und mehr aufbläht, verschmutzt die Energie, bis sie unkenntlich wird. Kein Mensch kommt deshalb je auf die Idee (es sei denn, er leidet unter irgendwelchen psychischen Krankheiten) er sei kein Mensch, sondern nimmt sich nur als solcher wahr.

Kim und seine Armee kämpften doch gegen Dämonen – oder gar nur gegen einen, der sich Ego nennt. Kim und die Wächter der Erde. Oder war es die gesamte Galaxie, in der sich der blaue Ball lustig um die Sonne dreht? Es menschelt wieder zu sehr. Auf jeden Fall war die Erde im Endkampf mit einbezogen. Mehr müssen wir nicht wissen. Obwohl wir könnten, wenn wir endlich etwas gegen diese Blase tun würden. Schutz kommt von oben. Dessen bin ich mir sicher.

Natürlich ging der Endkampf weit über unser Sonnensystem hinaus. Kim und Maria sammelten die möglichen Krieger aus allen möglichen (vielleicht auch, aus menschlicher Sicht, unmöglichen) Welten zusammen. Im zwölften Buch wurde alles dokumentiert. Besonders witzig war die Königin der Aquarianer, die sich für etwas Besseres hielt und einen mächtigen Dämpfer vom „König des Universums“ verpasst bekam. Ob sie wirklich ein Fischgesicht hat? Vielleicht aus menschlicher Sicht, weil wir uns nichts anderes als Pflanzliches, Tierisches oder Menschliches vorstellen können. Mineralisch vielleicht? Sandmenschen? Den Steinfresser gibt es schon. In der unendlichen Geschichte.

Wie war das weiter oben mit dem Konglomerat von Blasen? Bestimmte Blasen hängen irgendwie zusammen, weil sie einen Planeten bilden. Es menschelt zu sehr, denn Zeit und Raum muss nicht immer Zeit und Raum aus menschlicher Sicht sein.

Die menschliche Sicht, bereits mit diesem hier vier mal erwähnt. Streck dich mal. Blick hoch und über den Tellerrand hinaus. Geht nicht. Zu wenig Energie. Hab sie mit Eitelkeiten verplempert.

Hyperraum und Stringtheorie. Wissenschaftler haben noch mehr Phantasie als gewöhnliche Menschen, die tagtäglich ihren gewohnten Trott leben und das vollkommen unbewusst. Würden sie aufmerksamer und bewusster ihren Trott leben, würden sie erkennen, dass es gar kein Trott ist, da jeder Moment, wirklich jeder Moment, immer anders ist. So wie kein Ei dem anderen gleicht, ist es mit den Momenten, die sich in den Hyperraum ausbreiten und in den Strings bis zum „Geht-nicht-mehr“ verbiegen.

Reisen ohne Raumschiffe. Es geht. Kim und Maria taten nichts anderes. Schon auf der Erde, als sie sich ins so genannte „Reich des Bösen“ beamten – oder soll ich „träumten“ schreiben? Tolteken träumen sich in andere Welten.

Kim bekam einst von einem alten Indianer eine Zauberdecke, mit der er allerhand Wunder erlebte. Ich habe nur einmal von der Decke berichtet, als Kim Manola in einem LSD-Trip beistand. Der alte Indianer, wahrscheinlich einer der übrig geblieben Tolteken aus uralten Zeiten, nannte Kim „Offenes Rohr“.

Es dürfte sich dabei um einen ganz besonderen schamanischen Titel handeln. So offen, dass alle Kraft hindurch gehen kann, die man für seine Aufgaben braucht. Da bleibt nichts hängen und wird auch nichts schal, wie stehendes Wasser. Mit der Energie ist es ähnlich. Steht sie, wird sie schal und verwandelt sich in etwas ganz anderes. Energie muss sich bewegen. Muss bewegt werden. Alles fließt. Und alles, was fließt, ist rein und wahr.

Kim gab seine Kraft an Maria weiter und zu zweit gelang ihnen das Reisen in andere Welten ganz ohne technische Hilfsmittel.

Armando Torres, angeblich ein Freund von Freund Carlos, erwähnte dies (das Reisen ohne technische Hilfsmittel in fremde Welten) in seinem Buch „Die Gefiederte Schlange“. Wie blöd die Spanier damals waren, als sie das Land der Tolteken eroberten. Gold war ihnen wichtiger als die Geheimnisse der uralten Schamanen. Es ist aber fraglich, ob sie den Spaniern das Geheimnis verraten hätten, denn die Kraft ist sehr wählerisch und Freiwillige verabscheut sie ohnehin.

Der alte Indianer verriet Kim das Geheimnis, weil er „sah“, dass er es bereits in sich hatte und man nicht viel dazu tun musste. Kim brauchte nicht belehrt werden. Er war schon immer offen für die Kraft, die wie Strom durch alle seine Leitungen schoss.

Es klärt sich langsam alles auf. Auch der Endkampf wird noch sein tiefstes Geheimnis bloß legen. Sila und Arima rekapitulieren zusammen. Dabei lassen sie einiges an Energie zurück, die man fangen kann, wenn man sehr aufmerksam ist. Aufmerksam und bewusst, aber nicht zu bewusst, denn es gibt unzählige andere Bewusstseine, die dann einiges verwirren können. Man erkennt es an meinen Schreibereien.

Energieverschleiß wegen Energieraub. Energiemissbrauch trifft es am ehesten. Man kann Energie „sehen“, nur hat das nichts mit den Augen zu tun. Sagte, bzw. schrieb auch Freund Carlos. Es ist der Blick über den Tellerrand hinaus. Das, was wahr, was wirklich ist. Das Erkennen. Nicht das Wahrnehmen.

Auch wenn Freund Carlos schreibt, dass wir wahrnehmende Wesen sind, sozusagen nichts als Wahrnehmung (bedingt durch den Montagepunkt) sind, möchte ich ihm ein wenig widersprechen. Oder vielleicht hat er doch recht, denn wie wir uns verhalten und wie wir leben, sind wir tatsächlich bloß Wahrnehmung.

Außer wir identifizieren uns mit dem Wahren, mit der Energie, die sich, bedingt durch die Blase, die sie umhüllt, als menschliches Wesen wahrnimmt. Nehmen wir uns dann als Energieaspekt eines Energiestranges wahr, oder gar als gesamter Energiestrang? Das Erkennen dürfte ein wenig weiter reichen, aber das Erkennen der Ganzheit dürfte noch weit sein. Aber durch diesen Über-den-Tellerrand-Blick sind wir anderen Energien schutzlos ausgeliefert, wie ich schon weiter oben schrieb. Diesen (räuberischen) Energien galt der letzte Kampf, da es bereits eng wurde und die Gefahr bestand, dass das Universum zusammen bricht und alles Theater umsonst war.

Energiestränge lernen. Das ist der Grund für die Blasen. Im Grunde genommen haben sie bereits gelernt. Alles da. Es liegt an der Zeit, am Handicap, dass wir Zeit noch nicht richtig verstehen, wobei es gar nichts mit „Verstand“ zu tun hat, da dieses Phänomen weit über den menschlichen Verstand hinaus geht. Die Dimension Zeit ist also in der menschlichen Bewusstseinsblase nicht enthalten. Unsere Welt ist nur dreidimensional. Mehr ist nicht drin.

Es gibt Welten, die zehn- und mehrdimensional sind. Unvorstellbar für unser winziges Bewusstsein. Für uns, die Krönung der irdischen Schöpfung. Und nicht mal das ist sicher, denn, wie schon mehrmals erwähnt, bin ich mir nicht sicher, ob Tiere uns nicht einiges voraus haben. Auf jeden Fall in der Lebensweise.

Was nun? Ist das alles, was den Endkampf ausmacht? Räuberische Energien? Abfall der Bewusstseins- und Wahrnehmungsblasen? So könnte man es auch nennen. In der menschlichen Blase ist es das Ego, entstanden aus dem Individualismus. Aus dem Ego entsteht Gier, Selbstmitleid, und viel Abfall mehr. Und aus Gier und allem anderen Abfall entsteht wieder etwas, denn die Schlange beißt sich ständig in ihren eigenen Schwanz. Das ist im Moment der Stand der Dinge – der Stand der menschlichen Bewusstseinsblase.

Es hätte auch anders kommen können, denn selbst in einem Kollektiv gibt es Individualismus. Jedes einzelne Wesen hat eine eigene Aufgabe. Aber die Aufgabe dient dem Kollektiv. Man hat es ja versucht, aber damals waren wir zu weit weg vom Mittelpunkt, der „Verstand“ genannt wird. Der Punkt „Wille“ war zu chaotisch, um ein fixes System zu gründen. Das System entwickelte sich aus der Evolution und ließ nichts anderes zu. Das ist nun mal die Macht der Blasen. Der Entzug der Freiheit kostet halt, genauso wie der Wiedergewinn der Freiheit. Loslassen, was uns lieb geworden ist. Es muss sein, denn es kann gar nicht anders sein. Ansonsten wird der Müll zu viel, - nicht nur für unsere Erde.

Es sieht nur so aus, als gäbe es eine Entwicklung. Das liegt an unserer Zeitwahrnehmung. Je mehr wir – bildlich gesehen – die Blase durchschritten haben, umso mehr nehmen wir wahr. Dürfte logisch sein, wobei Logik hier kaum einen Platz hat.

Schritt für Schritt. Moment für Moment. Sekunde für Sekunde. Alles nacheinander und niemals alles zusammen. Wir sollten uns davon entwöhnen, sonst kommen wir nie weiter.
Wahrnehmung kann trainiert werden, bis sie über sich hinaus wächst und zur Erkenntnis wird.

Dürfen die Müllenergien nicht sein oder sind sie einfach ein Nebenprodukt, das ohnehin miteinbezogen wurde und wird? Musste der Endkampf sein? War er auch einkalkuliert?

Im Hintergrund murmelt es: „Nichts ist jemals geschehen.“

Und doch ist es ein Lernen der Ganzheiten? Was und wozu lernen sie, wenn sie ohnehin vollkommen sind?

Bist du vollkommen, Mensch? Ein vollkommener Mensch. Von vorne bis hinten die Blase durchschritten und knapp vor dem Durchbruch. Hätten wir gerne. Damit wir die Scheiße hinter uns haben.
Vollkommenheit wird überbewertet. Auf das Absolute hat nur die Quelle alle Rechte. Alles andere ist im ständigen Werden und Sein gleichzeitig.

Die Kinder gehen zum Spielen raus und verlaufen sich plötzlich. Das war noch nie da. Auch nicht, dass sich die Mutter gar keine Sorgen macht. Kein Wunder, weiß sie doch Bescheid, dass da ein Kind unter den Kindern ist, das alles regeln kann. Alles einkalkuliert im planmäßigen Theaterstück. Von wegen Stegreif!

Die Mutter muss das auserwählte (von wem?) Kind nicht prüfen, wie es in den Büchern steht. Und doch tut sie es. Warum? Um den anderen Kindern Vertrauen zu schenken. Sie vertrauen dem Auserwählten. Sie nageln ihn nicht ans Kreuz, sondern gehen mit ihm durch Dick und Dünn, um das Universum zu retten.

Kehren sie jemals wieder? Sie sind ja schon da. Die Kehrseiten lassen sich nicht abschütteln. Hier das Ja und dort das Nein. Es gibt mehr als das. Lasst das endlich in euer Bewusstsein strömen, sonst geht es nie weiter.

Wussten sie, dass es nicht nur zwei, sondern mehrere Geschlechter gibt? Hier auf der Erde! Tatsächlich! In der Natur gibt es vieles, was den Menschen zum staunen bringt oder bringen könnte. Manche Tiere (auch Pflanzen!) wechseln innerhalb eines Lebens mehrmals ihr Geschlecht. Bei Menschen scheint das verpönt zu sein. Na ja, nicht verpönt, aber für einige erscheint es unnatürlich. Dabei lebt die Natur es vor. Natürlich und nicht operativ, - werden jetzt manche denken. Man ist, wie (wer?) man ist. Man soll Gott nicht ins Handwerk pfuschen.

Was hat das jetzt mit dem Endkampf zu tun? Er wird alles verändern. Alles wird freier sein. Alles wird klarer sein. Aber alle müssen bereit dafür sein. Alle. Ausnahmslos. Für Toleranz darf es keinen Platz mehr geben, denn was wir tolerieren, missfällt uns. Kein Missfallen mehr. Nur mehr Zuspruch, um die anderen zu stärken. Energiezufuhr statt Energieraub.

Welten in denen Götter wohnen. In fast jeder Kultur ist davon die Rede, am beeindruckendsten bei den Tolteken, wie Freund Carlos oder Armando Torres es sieht. Im Traum (das Träumen der Tolteken!) erschaffen sie eine Stadt, in der sie nach ihrem Tod leben werden. Don Juan und sein Nagualtrupp leben angeblich in einer überdimensional großen Kuppel, die der Mittelpunkt der Stadt sein soll.

Thygyrill erschuf auch eine Stadt, die noch immer existiert. Irgendwo soll es dort auch eine riesige Kuppel geben. Man kommt nur im Traum (kann auch ein gewöhnlicher Traum sein) oder im Tod dort hin.
Sila hat diese Stadt perfektioniert oder zumindest erneuert oder etwas hinzugefügt. Arima half ihr dabei.

Ist das der Grund für die Blasen oder Perlen? Sind sie Werkzeuge, um für die Ewigkeit eine Stadt zu bauen? Es menschelt zu sehr. Aber jedes Lebewesen baut sich ein Heim. Vor allem Insekten sind darin Meister, wenn man Ameisen, Bienen oder gar die großen Baumeister, die wir Termiten nennen. Sie kannten bereits eine Klimaanlage, da wohnten wir noch in staubigen Höhlen. In dieser Hinsicht menschelt es ganz und gar nicht.

Aber nehmen wir einmal an, es gibt so einen Ort, der nicht unbedingt wie eine Stadt der Menschen aussieht, sondern luftiger ist, biegbar, so, wie man es im Moment gerne hätte. Man kommt nur über die Kuppel in diese Stadt. Es ist eine riesige, weiße Kuppel und sie ist genauso überdimensional, wie Freund Carlos sie beschrieben hat. In dieser Kuppel befinden sich unendlich viele Türen. Nur eine ist für dich bestimmt. Findest du sie, ist es gut und du kannst in der Stadt deiner Träume dein Traumhaus erkennen.

Vielleicht lebt Freund Carlos jetzt in so einem Traumhaus. Zusammen mit Don Juan und dem lustigen Don Genaro und allen anderen des Zauberertrupps. Die Hexe Zuleica würde ich gerne kennen lernen. Die verrückte Hexe des Westwindes. Mich selbst, wenn ich eine dieser Hexen sein könnte, würde ich eher als Hexe des Ostens sehen. Es sind wohl die schwächsten und unauffälligsten Hexen des Nagualtrupps. Sie sind die morgendliche, sanfte Brise, während die Hexen des Nordens die Kräftigsten (Sturm, Orkan) sind. Der Westen steht für Verrücktheit und der Süden für geheimnisvolle Dunkelheit, wobei die Hexen dies nur nachts sind. Tagsüber sind sie die freundlichsten Menschen des Trupps.

Ich schweife ab, aber die Geschichten von Freund Carlos faszinieren mich nun mal. Es sind Geschichten, die uns weiter bringen. Geschichten, die über das so genannte Normale hinaus gehen. Phantasie und Sciencefiction sind die Vorreiter einer zukünftigen Welt, eines zukünftigen Bewusstseins.

Andererseits ist es nicht ratsam, sich irgendetwas zusammen zu träumen (reimen?). Es könnte einem im Tod vom Wesentlichen ablenken. Den Geist reinigen, wie es im Bardo des tibetischen Buddhismus empfohlen wird. Der Geist muss leer sein, los gelöst von allem. Dafür sorgt schon der Adler der Tolteken, der das gesamte Lebensbewusstsein verschlingt. Und wieder erklingt das Herz-Sutra, in dem es heißt: Ohne Augen, ohne Ohren,... ohne Bewusstsein, usw.

Und doch können wir eine Stadt erschaffen – vielleicht unser Traumhaus in unserer Stadt, wo wir für die Ewigkeit glückselig sein können. Warum eine Stadt? Warum ein Traumhaus? Man bindet sich schon wieder an etwas. Mit leeren Händen kam ich. Mit leeren Händen ging ich. Und jetzt sind nicht einmal mehr Hände da. Nichts ist da. Nichts ist jemals geschehen.

„Es ist für Menschen unmöglich, den Adler anzubeten, ihn um etwas zu bitten oder auf Gnade zu hoffen. Der menschliche Teil des Adlers ist zu gering, um ihn als Ganzes zu beeinflussen.“ (Carlos Castaneda – die Gabe des Adlers oder Die Kunst des Pirschens)

So weit so gut. Ich will Freund Carlos nicht die Worte im Mund umdrehen, aber wenn er die überdimensional große, weiße Kuppel erreicht hat, müsste (?) er wissen, dass jeder für sich sein eigenes 'Königreich' in sich trägt. Ob dieses Königreich Bestand hat, liegt an der Energie, ob sie stark genug ist. Der menschliche Teil dürfte jedoch im Energiestrang der Ganzheit auch zu gering sein, um sie als Ganzes zu beeinflussen.

Wie oben geschrieben, gibt es in allen Kulturen eine Art Gottesbild oder Welten, in denen nur die Götter existieren. Bei Carlos ist es der Adler, der Bewusstsein verleiht und wieder nimmt. Gott hat es gegeben; Gott hat es genommen – wie es in der Bibel heißt.

Es müsste klar sein, dass es kein wirklicher Adler ist, genauso wie Gott höchstwahrscheinlich kein alter Mann, mit langem Haar und Bart ist, der auf einem Thron hockt. Ausschließen würde ich dieses Bild aber nicht, denn wer weiß schon, welche Abgründe sich im Innersten eines Menschen auftun. Der Adler wird also nur so genannt, weil er dem 'Sehenden' wie einer erscheint – mit hoch aufragenden dunklen Flügeln.

Die Theaterwelt ist eine bunte Welt. Hier existieren alle möglichen, wie auch unmöglichen Vorstellungen. Man beachte die Zweideutigkeit des Wortes „Vorstellung“, was durchaus beabsichtigt ist.
Aber die Theaterwelt endet. Immerhin hatte sie einen Anfang. Sicher? Weiß ein Mensch von sich aus, wann er begonnen hat zu sein? Vielleicht hat er inzwischen lange geschlafen, dass er sich nicht mehr erinnern kann, einst ein süßer kleiner Hund gewesen zu sein, den man dem süßen kleinen Sohn zu Weihnachten geschenkt hat und der nach zwei Monaten genug vom süßen kleinen Hund hatte, also setzte man ihn auf der Autobahn aus, was das Einschläfern beim Tierarzt erspart. Und schau mal, jetzt ist dieser süßer kleine Hund der süße kleine Junge, der ein ziemlich hartes Leben vor sich haben wird. So könnte es durchaus sein.

Wir gehen dorthin, woher wir gekommen sind, meinte einst Seneca. Niemand stößt sich daran, dass er an Vorher keine Erinnerung hat, sozusagen vorher nicht war. Warum also die große Frage nach dem Nachher? Maarten 't Hart stellte diese Frage in seinem sehr unterhaltsamen Buch „In unnütz toller Wut“. Vielleicht, weil wir vorher nicht wussten, wie es ist lebendig zu sein?

Gott, die Götterwelten – und man kommt unweigerlich zum Thema 'Tod'. Wenn denn das Leben nichts anderes als eine Vorbereitung auf den Tod ist, würden viele sagen, ist es unnütz, denn vorher waren wir auch schon tot und brauchten keine Vorbereitung.

Die Seele (Aspekt eines Energiestranges oder der gesamte Energiestrang, Ganzheit des Selbst oder wie immer man es nennen mag) wird nicht geboren. Sie ist. Sie ist Teil der Quelle und ständig mit ihr verbunden wie die Strahlen mit der Sonne. Betrachten wir dieses Bild genauer, stellen wir fest, dass nur die Sonne wirklich ist, denn ihre Strahlen sind nichts als Reflexion. Es ist ihr Licht, das sie ausstrahlt. Immer. Überall. Ewig.

Alles andere ist Theater und braucht keine Vorbereitung. Das ist es, was ich glaube, bzw. glauben will. Das Selbst wurde genauso wenig geboren wie die Quelle. Deshalb kann es auch nicht sterben. Die Frage ist nur, wie erreichen wir dieses Selbst, das in Wirklichkeit die Quelle selbst ist, - wir, die Kasperln dieses riesigen, multidimensionalen Theaterstücks?