Die Wandlung selbst ist unendlich. Immer wieder wandelt sich alles. Alles fließt, wie bereits ein Philosoph aus dem alten Griechenland bemerkt hat. Und der Mensch beobachtet und macht Notizen. Also gibt es doch etwas Unendliches – das Pendant zum Endlichen, das uns stets vor Augen steht, liegt und sitzt.
“Deshalb wird immer wieder ein neues Universum entstehen. Wer von uns will die Quelle aufhalten? Wer ist mächtiger als sie?“ fragt Arima in die Runde und schon sind einige versucht, mit dem Finger auf ihn zu zeigen.
Aber all das sind bloß Fabeln, Legenden – eben Geschichten wie einst Joshua mit Gleichnissen seine kleine Welt erklärt hat. Übrigens ist mit dem Kamel und dem Nadelöhr nicht das Tier und auch nicht das Loch der Nadel, wo ein Faden durchgezogen wird, gemeint. Na ja, vielleicht meinte er das Tier, aber irgendwo las ich mal, dass das Nadelöhr ein kleine Luke in einer Stadtmauer sei. Aber wie auch immer, was Joshua damit wirklich meinte, ist allen klar. Oder? Kein Reicher wird jemals in den Himmel kommen. Echt jetzt? Na ja, auch das meinte er nicht so. Es sind eher die Klammerer, die nichts und niemanden loslassen können, denen der innere Frieden verwehrt sei, denn das Himmelreich, wie Joshua auch sagte, sei in uns – inwendig.
Ja, es sind irgendwie Fabeln und Legenden, wie sie auch im Buch, das nie geschrieben wurde, zu finden sind, wenn man das Buch auch wirklich findet und es auch dechiffrieren kann. Wenn man es nicht dechiffrieren kann, kann es passieren, dass man sich darin verirrt wie in einem Labyrinth und nie wieder heraus findet. Und der Weg heraus ist schwer – davon kann ich ein Lied singen.
Ist nicht wahr, denn jede Wahrnehmung ist anders. Jeder „liest“ anders im Buch, das nie geschrieben wurde. Jeder findet darin sein ganz eigenes Universum, deshalb gibt es so viele davon. Es sind Synonyme. Was bedeutet es, wenn aus Kim ein kleiner, dicker Mann wird? „Mädchen“, würde er sagen, „das Leben besteht nicht aus hübschen Knaben. Lenke deine Aufmerksamkeit nicht auf das Äußerliche.“ Aber wie war das noch mal mit den Menschen, die nichts im Innen haben – es erst mal auffüllen müssen. Haben wir nicht Kaspar Hauser einst erwähnt, der angeblich Jahrelang keine Menschenseele zu Gesicht bekam, keine Sprache lernte, einfach nichts lernte, weil er ständig eingesperrt war und auf höchst geheimnisvolle Weise Nahrung bekam? Was hatte er „in sich“? Doch nur das, was sich ihm im Außen geboten hat. Außerdem ist man sich bis heute nicht sicher, ob alles nicht doch ein Schwindel war. Dennoch gibt es einige solcher Fälle, etwa, dass Menschen in der Wildnis von Tieren aufgezogen sind. Tarzan lassen wir aber mal beiseite.
Wenn nun das Himmelreich inwendig in uns sei, wo, verdammt noch mal, ist es wirklich? Banalität war schon immer meins. Wir machen es uns selbst. Geistiges muss auch entwickelt werden, genauso wie sich der Körper entwickelt, genauso entwickeln sich diese seltsamen, subtilen und vor allem unsichtbaren Drähte zum Geist. Andererseits machen wir gar nichts selbst – es wird uns getan.
Man kann es drehen und wenden wie man will. Alles ist wahr. Nichts ist wahr. Und wenn es doch so viele Wahrheiten wie Lebewesen gibt, ist das ein ganz schöner Kuddelmuddel. Aber warum auch nicht? Und die Lieblingssätze stehen auch noch immer.
Und was gibt es Neues im Neuen Universum? Was wurde aus Ysil, Bela, Manola und Thygyrill? Sila! Was oder wer sonst? Und wie? Sie waren es schon immer. Sie war es schon immer. Und im nächsten Universum wird aus Sila so was wie ein Känguru. Nein! Nichts wird! Alles ist! Alles Energie, die sich durch irgendwelche Blasen Wahrnehmungen aufzwingt. Bildgeschichten. Wir erklären es nur in Bildgeschichten. Formulierungsversuche, die nicht direkt erzählt werden können. Kim als Beispiel der Vollkommenheit, die es nie geben kann. Und der alte Mann und der kleine Michel? Alles ist. Alles Energie. Immer. Immerzu. Immerfort. Und doch steht alles immer still.
Aber um das zu „verstehen“ ist es noch zu früh. Viel zu früh. Bis dahin beobachten wir und sind auf der Hut, denn hinter der nächsten Ecke könnte etwas lauern, womit wir rein gar nicht gerechnet haben. Aber wenn man genauer im Buch, das nie geschrieben wurde, recherchiert, könnte man es eventuell wissen.