Natürlich muss ich Sir Lawrence beschreiben, da sogar Manola, als sie sich zu ihm drehte, der hinter ihr Platz genommen hat, lachen musste. Es war kein Auslachen, viel mehr war es ein Lachen vor Entzücken. „Süß“, war das erste, was ihr einfiel. Die anderen Drachen wirkten erhaben, riesig, kräftig und doch schlank, während Sir Lawrence fast um ein Drittel kleiner (aber noch immer gewaltig groß!) und plumper war. Sein schuppiger Körper war pink und sein runder Kopf (die Köpfe der anderen Drachen waren länglich und vorne schmal) orange, mit zwei großen, fast schwarzen Knopfaugen. Auch die Schnauze war rund, mit kleinen Nasenlöchern.
Ich erwähnte sechs Drachen, während sich hier auf der Drachenwiese fünf befanden. Der sechste gehörte auch zu Arima, vor allem, wenn er, was selten vorkam, Marias Gestalt annahm. Es war sozusagen Marias Drache, namens Don Ramiro, und seine Farbe war ausnahmslos türkisfarben – ähnlich Kims Augen.
Als Manola lachte, fielen auch Thygyrill, Bela und Ysil der „süße“ Drache auf und sie begannen alle sofort ihn zu liebkosen. Arima sah dem Treiben eine Weile zu, die Sir Lawrence immens genoss, während die anderen Drachen fast unbemerkt ihre riesigen Köpfe schüttelten und ihre Augen überdrehten. Schließlich schwang sich Arima auf seine Golden Lady und stieß einen hohen Pfiff aus. Sofort reagierten die Drachen und auch ihre Reiter, indem sie sich ebenfalls für den Flug bereit machten. Manola war die einzige, die ein wenig zögerte. Nicht, dass sie Sir Lawrence die Fliegerei nicht zugetraut hätte, - es war eher, weil sie an ihre Höhenangst von früher dachte.
„Keine Sorge, altes Mädchen. Du packst das und Sir Lawrence wird dich dabei unterstützen und natürlich auch Ysil, in deren Nähe du bleiben solltest“, munterte Arima sie auf, bevor es steil nach oben ging. Drachen starten immer sehr steil. Nase nach oben und los geht’s. Manola und Ysils Drachen flogen Kopf an Kopf, als wüssten sie, was zu tun war. Manola und Ysil blickten sich einen kurzen Moment lang in die Augen und es war, als würde dieser Blick sie endgültig vereinen und alle ihre Leben vor ihnen ausbreiten. Beide befanden sich geistig ganz wo anders und zugleich auch auf den Drachen. Sie genossen beide den Flug. Manola spürte nichts mehr von ihrer Höhenangst, während Ysil sie ein wenig spürte. Aber all das war nur ein kleiner Augenblick, aber einer, der die beiden für immer zusammen schweißte.
Bela und Thygyrill waren sich sofort einig, wobei Thygyrill die Oberhand gewann, die ihm Bela gerne überließ. Sie flogen über herrliche Landschaften und auch darüber hinaus, hoch zu den Sternen, zu anderen Planeten, wo die Vier alle ihre Leben erkannten und die beiden Strahlen vervollkommnet wurden. Aus den beiden Strahlen, die sich jetzt noch Ysil/Manola und Bela/Thygyrill nannten wird Sila, das Doppelwesen(der Name ist aus den Namen Ysil und Bela ntnommen) aber bis dahin wird es noch dauern, da im Buch, das nie geschrieben wurde, noch einige Geheimnisse offenbart werden.

Wie eine Einheit (bis auf Arima, der sich etwas absonderte, indem er einmal mit Golden Lady voraus und dann wieder hinten nach flog oder mit großem Abstand seitwärts dahin segelte) rauschten sie durchs Universum, durch Welten, die ihnen anscheinend bis jetzt völlig unbekannt waren. Es gab aber nicht wirklich etwas Unbekanntes im Universum, auch wenn es im ersten Moment neu erschien. Eine neue Idee. Ein Wesen, das man noch nie gesehen hat. Und doch! Die Überraschung war nie so besonders groß. Man staunte zwar über manche Lebewesen. Aber es war nur so ähnlich wie auf der Erde, wenn etwas Neues 'erfunden' wurde. Abweisung und Staunen waren stets die ersten und meisten Reaktionen. Aber man gewöhnte sich dann ja doch an die eingeführten Erneuerungen, als hätte es nie etwas anderes gegeben. Wir kennen das Unbekannte. Nur haben wir es vergessen, weil uns die Blasen (Perlen) daran hindern, etwas außerhalb von ihnen zu erkennen. Wir nehmen sozusagen beschränkt wahr, was ohnehin nichts Neues ist. Aber – ist es wichtig, alles wahrzunehmen? In diesem Fall – ja! Denn es geht um das Erkennen des gesamten Strahls. Es geht nicht darum, ob man tatsächlich über Neuerungen überrascht ist, als würde man sie nicht kennen.
Es geht auch nicht darum, den Sinn dieses Daseins zu ergründen, denn so einen Sinn gibt es nicht, auch wenn ein kluger Mensch mal meinte, auch im Dahinsiechen gäbe es einen Sinn. Welchen Sinn denn? Man gab dem Dahinsiechenden die Antwort, ob es ihm lieber wäre, wenn seine Frau darniederliegen würde oder ob es nicht so besser ist, dass er es hier leidend liegt. Ein anderer konnte den Tod seiner Frau (es kann auch umgekehrt gewesen sein – in diesem wie auch im oberen Fall) nicht überwinden. Da fragte ihn der kluge Mensch, der den wahren Sinn angeblich gefunden hat, ob es lieber gewesen wäre, seine Frau wäre an seiner Stelle und litt nun Seelenqualen seines frühen Todes wegen. Der Sinn, so erkenne ich es jedenfalls, wäre somit, anderen Menschen das Leiden abzunehmen. Wenn ich leide, leidet kein anderer – oder zumindest einer weniger, weil ja ich das Leid (wie Jesus Christus) auf mich genommen habe. Das mag jetzt sarkastisch von mir rüber kommen, aber schon Kim sagte, als wir dieses Thema einmal schriftlich durchsprachen, auch er könne am Leiden keinen Sinn erkennen. Aber auch nicht an der Freude! Setzte er diesen Satz damals auch hinzu? Vielleicht irgendwann einmal später. Nun gut, es wäre ja möglich, ob dieser Trost manchen Menschen im Leid hilft, aber mit dem Schmerz muss ja doch jede/r selbst fertig werden. Am besten ist es ohnehin in beiden Situationen gelassen zu bleiben, wenn man dies denn schafft.
In einer Welt, wo sich alles ständig verändert, kann es keine echten Überraschungen und auch keinen echten Sinn geben. Aber es wäre auch keine angenehme Welt, in der sich nichts mehr verändert. Und genau das erkannte Arima, um noch einmal das Thema aufzunehmen (wie ja auch im Buch, das nie geschrieben wurde, vieles immer wieder wiederholt wird). Die beiden Kräfte müssen gleichgestellt sein. Keine darf die Überhand haben und seien es nur Nanoprozente (oder das bisher kleinste Zeptometer). Im Fall dieses Universums, in dem sich Kim und seine Arme gegen die Wesen der Anderen Seite (Beständigkeit) und für die Wesen Dieser Seite (Veränderung) einsetzte, war es ganz klar, dass man ihm vorwirft, für Individualismus zu sein, was aber gar nicht stimmt. Kim war weder für noch gegen irgendeine Seite, weil er es gar nicht so betrachtete. Es war und ist eine Einheit für ihn, die nun mal aus zwei sich bedingenden Kräften besteht. Das ist das wahre Leben, in dem es kein Für und Wider gibt, keine Widersprüche, keine Paradoxien. Mit einem Wort, das ist wirklich unvorstellbar und das tatsächliche Unbekannte für Lebewesen wie uns Menschen.

Zwei sich bedingende Kräfte können sich nicht gegenseitig bekämpfen, würde man sagen. Doch, sie können und zwar dann, wenn eine Kraft überwiegt. Wie bereits geschrieben, sobald eine Kraft nur minimal überwiegt, gibt es ein Problem. Man könnte dieses Problem auch das eiserne Zeitalter nennen, denn als das Segelschiff in See stach (so wird das erste Aufwachen eines Universums genannt und wird sicher noch genauer beschrieben), war alles noch okay. Auch dann noch, als sich die Föten (das zweite Aufwachen des Universums) lange weigerten, geboren zu werden. Es begann, man darf sich nicht wundern, als humanoide Lebewesen das Universum bevölkerten. Und dazu gehörte auch Kim. Schwachsinn? Leider nein, denn so steht es im Buch, das nie geschrieben wurde und es ist das wahre Buch, in dem alles möglich, wie auch unmöglich ist.
Wie jetzt? Soll das bedeutet, dass die menschlichen Wesen an allem Schuld haben? Durchaus nicht. Von Schuld ist auch nie die Rede gewesen. Es ist vielmehr das, was man Evolution nennt. Ein Stein kam ins Rollen und rollte weiter und brachte dadurch alle anderen Steine (wobei einige nicht ganz dazu zu passen schienen), ebenso zum Rollen. Das, was die eine Seite aufforderte, stärker zu werden, das, was das eiserne Zeitalter auslöste, war nichts anderes als das Ego. Das Ich, von dem niemand so recht wusste und weiß, was es wirklich ist. Erst durch das humanoide Wesen entwickelte es sich zu dem, was sich gegen die Andere Seite richtete und die sich natürlich ebenso rüstete und schon ging es los, - die eine Kraft wollte die andere umpolen und umgekehrt.
Warum war es ein humanoides Wesen, das den Kampf aufnahm, um alles wieder ins rechte Lot zu rücken? Den Beelzebub mit dem Beelzebub austreiben? In etwa – ja! Kein Lebewesen ohne vorherrschendes Ego (das Ego könnte vergleichbar mit einem Prozessor eines Computers sein) hätte eine Unstimmigkeit der Kräfte bemerkt und noch weniger etwas dagegen unternommen. Jedes wild lebende Tier verteidigt zwar sein Revier und kämpft ums Überleben, aber es würde niemals zwischen 'wenn und aber' abwiegen. Die „Prozessoren“ bei Tieren (und Pflanzen und allen anderen nicht humanoiden Wesen) sind etwas anderes als das Ego, sonst wären sie in so vielen Dingen den Menschen nicht überlegen.
Ysil/Manola und Bela/Thygyrill verstanden immer mehr. Das Ego war so groß, dass sich die Kraft (Kim nannte sie Wesen Dieser Seite) Dieser Seite fast verdoppelte und die Kraft (Kim nannte sie Wesen der Anderen Seite) der Anderen Seite etwas unternehmen musste. Natürlich überlegten die Kräfte nicht so wie Humanoiden das tun. Die beiden Kräfte kennen kein Ich, kein Ego, denn sie existieren – wie man so sagt – Hand in Hand. Sie brauchen einander genau in dem Maß, dass keine die anderen übertrifft. Nur in Gleichheit ergeben sie eine Einheit, welche die ewige Glückseligkeit der Quelle der Kraft ausmacht.
Hätte man wissen können, dass das Ego derartige Scherereien macht? Und hätte die Quelle etwas dagegen unternehmen können? Da sind wir nun bei der alles entscheidenden Frage, die sich so viele Menschen stellen: Wie kann Gott so etwas zulassen? Kim sagte einst in einem der unzähligen Gespräche, die in irgendwelchen Schriften aufgezeichnet sind: „Gott lobt nicht. Gott straft nicht.“ Natürlich nicht, denn Gott ist nichts anderes als eine Energiequelle, aus der alles hervor geht, die aber mit dem, was hervorgeht, nichts mehr zu tun hat. Sie zieht es wieder an sich, in sich hinein, aber sie wird davon nicht berührt. Es ist, als wolle sie – im übertragenen Sinn – mit ihrem erschaffenen Kind nicht wirklich etwas zu tun haben, sobald dieses Kind „raus spielen“ geht.
Man sollte nicht zu viel darüber nachdenken, aber es macht auch Spaß, sich derartige Gedanken zu machen. Man weiß es ja nicht, aber vielleicht kommt man an den Punkt, wo man sich sagt: Wenn ich es nicht selbst mache, macht es keiner. Und genau das ging damals in Kim vor, als er die Wahl hatte, den Titel anzunehmen oder nicht. Er war nie DER König des Universums. Zumindest sah er sich nie so, eher, so meinte er, sei er der Sklave des Universums. Und doch nahm er die schwere Aufgabe an.

Es ist kein Widerspruch zu oben Geschriebenem, dass ein Stein den anderen ins Rollen brachte. So etwas passiert, wenn Strahlen sich im Erschaffen von Welten versuchen. Man nennt es auch Kollateralschaden. The Thing that should not be. Das Ego, das nie sein durfte und doch war und ist. In jedem Universum gibt es derartige Schäden. Gäbe es keine, würde das Universum für immer bleiben. Suchen wir wirklich das Paradies auf Materie, wo wir es doch auf Geist bereits haben/hatten? Man sucht nach Besserem. Das haben Lebewesen in sich. Auch wir Menschen. Schneller, weiter, größer, mächtiger. Es muss mehr geben. Das setzt die Kraft Dieser Seite voraus. Veränderung und nach Zerstörung Wiederaufbau. Genauso muss es sein, auch wenn die Kraft der Anderen Seite besänftigt. Geh es ruhig an. Alles hat seine Zeit. Alles ist da. Immer. Für immer. Stabilität und Verlässlichkeit. Die Seite des Mystischen. Die Seite des Herzens. Die Seite des Geistes. Während die Kraft Dieser Seite der Materie und vor allem der Logik, die dieses verdammte Ego hervorbrachte, angehört. Es muss nicht verdammt werden, wenn es richtig angewendet wird. Auch das hat Kim erkannt, als er seine Armee zusammen stellte. Es gibt einen Weg des Herzens, der beide Kräfte mit einschließt. So war es auch, bevor das Ego sich entwickelt hat. Aber das Ego könnte so eingebettet werden, dass es seine Kräfte nicht übersteigt und nicht immer überbewertet.
Am effektivsten war es ohnehin in (verfälschtes Wort, da ohnehin immer alles IN der Quelle ist, auch wenn es weder INNEN noch AUSSEN gibt) der Quelle. Hier war/ist die Kommunikation zwischen den beiden Kräften authentisch, wahr.
Ich schrieb weiter oben, dass die Quelle erschafft und mit ihrer Schöpfung kommuniziert. Nun, das schrieb nicht ich – das steht so im Buch, das nie geschrieben wurde und ich wies bereits auf mögliche Widersprüche im eben genannten Buch hin. Könnte es also sein, dass die Quelle jene Kraft ist, die man die Kraft der Anderen Seite nennt und ihre Schöpfung ist die Kraft Dieser Seite? Auf keinen Fall! So steht es auch im Buch, das nie geschrieben wurde, wo auf diesen Widerspruch hingewiesen wird. Alles besteht aus diesen beiden Kräften, - die Quelle, ihre Schöpfung und die Schöpfungen ihrer Schöpfung. Das, was die Quelle erschuf und was immer ihr Strahlen ist, hat eine ganz andere Bedeutung. Es ist das, was Ewigkeit und Unendlichkeit genannt werden könnte, obwohl es das, was es wirklich IST, bei weitem übersteigt. Es ist ewiger als ewig und unendlicher als unendlich. Für die Quelle und ihr Strahlen gibt es nichts anderes, hat es nie etwas anderes gegeben und wird es auch nie etwas anderes geben. Alles andere ist bloß ein Spiel irgendwelcher strahlenden Spaßvögel, denen es in dieser absoluten Wohlfühlheit zu langweilig geworden ist, was kaum zu verstehen ist. So in der Art steht es im Buch, das nie geschrieben wurde, weil es nicht so einfach ist, eine passende Erklärung dieses Phänomens abzugeben. Aber es wird sich geben. Es steht ja noch mehr darüber im Buch, das nie geschrieben wurde.
Weiters steht im Buch, das nie geschrieben wurde, dass Bela/Thygyrill und Ysil/Manola während ihres Ritts auf den Drachen, zusammen mit Arima, vieles beobachtet hatten, was sie nur schwer einordnen konnten. Warum war da plötzlich ein riesiges Meer? Nicht zu vergleichen mit dem großen See auf der Leuchtenden Welt, denn es war tatsächlich ein mehr als riesiges Meer. Ein Bild von einem Meer. Das darf man hierbei nicht vergessen. Es war nur ein Bild. So könnte man auch sagen, dass die Meere auf der Erde bloß weitere Bilder von diesem Meerbild sind. Alles war Meer, was die Vier (Arima war das alles bereits bekannt) sahen. Rund um nichts anderes als Meer in all seinen herrlichen Blautönen. Die Weite, die kein Ende nahm, war nicht erschreckend. Sie beruhigte sogar, bis zu diesem Moment, als an irgendeinem Horizont ein riesiges Segelschiff auftauchte. Es musste riesig sein, sonst hätte man es auf diesem riesigen Meer nie entdeckt.

Aber es gibt noch eine Frage, bevor das Segelschiff anlegt. Wie könnte das Ego eingebettet werden, um seine Kräfte nicht zu übersteigen. Und – warum hat es solch enorme Kraft? Das Ego ist ein Großteil der menschlichen Bewusstseinsblase. So einfach ist die Antwort. Und – eine so enorme Kraft hat es gar nicht. Es überschätzt sich selbst, weshalb ich oft den Satz „Der Mensch überschätzt sich“ höre und dem beipflichte. Der Mensch an sich ist nichts. Genauso alles andere, das von Blasen oder Perlen überschattet wird. Die Blasen verhüllen das Wahre. Der Mensch, alle Tiere, alle Pflanzen und alle anderen Lebewesen, die es noch geben möge, sind nichts. Sie sind Spiegelbilder einer Wahnvorstellung, wie es der „Kurs in Wundern“ so schön ausdrückt.
Unlängst las ich den Satz „Die Frage >Wer bin ich?< kann nicht von dem beantwortet werden, der sie stellt“. Und noch ein bemerkenswerter Satz: „Geh in die Stille und werde, der du bist.“ Alles Sätze von erleuchteten Weisen. Von Gurus. Von göttlichen Avataren.
Im Buch, das nie geschrieben wurde, steht, dass kein Lebewesen, solange es die Wahrnehmungs- oder Bewusstseinsblase durchbrochen hat, das wahre Selbst erkennen kann. Und wenn es das tut, gibt es keine Fragen mehr. Das deckt sich mit dem oben genannten Satz, dass die Frage >Wer bin ich?< nicht von dem beantwortet werden kann, der sie stellt. Okay, ich kann in die Stille gehen, aber solange ich mich als menschliches Wesen wahrnehme, bin ich nicht der (Strahlen sind geschlechts- und alterslos wie die Quelle), der ich bin.
Aber noch immer stellt sich die Frage: Wie könnte das Ego eingebettet werden, um nicht Überhand zu nehmen? Ein Beispiel wären die Leuchtende Wesen. Sie nehmen sich nicht wichtig und respektieren sich gegenseitig. Es gibt keine Machtkämpfe, keine Eifersucht, keine Gier. Natürlich haben sie es einfacher als ihre Vorfahren, die Menschen. Sie müssen nicht arbeiten, um sich Nahrung und ein Dach über dem Kopf leisten zu können. Andererseits habe ich schon immer gesagt, dass im menschlichem System von Anfang an der Wurm steckte und sich bis heute zu einem riesigen Drachen entwickelt hat. Mit diesem System wird sich der Mensch selbst zerstören. Nur wenige werden übrig sein und den Weg auf die Leuchtende Welt schaffen. Also wäre die einzige Möglichkeit, das Ego einzubremsen, auch das menschliche System von Grund auf zu ändern. Wie Naturvölker leben, von denen es nur mehr wenige auf der Erde gibt, wäre ein ganz heißer Tipp.
Natürlich ist der Mensch nicht wirklich der Vorfahre der Leuchtenden Welt. Wenn jemand bis jetzt so weit gelesen hat, wird er erkannt haben, dass auch die Erde und die Leuchtende Welt nichts sind, da ihre Wirklichkeit ebenso wie alle Lebewesen von Blasen oder Perlen verhüllt sind.
Die wahre Welt leuchtet grenzenlos und ist nicht von irgendwelchen Abteilungen, wie Blasen, begrenzt. Menschen und Leuchtende Wesen und die Erde und die Leuchtende Welt könnte man deshalb eine Entwicklungsphase nennen, weil die Blasen nahe beieinander liegen. Affen, bzw. die Wahrnehmungsblase gewisser Affen, liegt nahe der menschlichen Bewusstseinsblase, deshalb erscheint der Eindruck, wir Menschen würden vom Affen abstammen. Aber selbst das mit der Nähe der Blasen ist höchst verfälscht, weil es sich einerseits um eine geistige Welt handelt, die weder Zeit noch Raum braucht, aber andererseits die Blasen doch Zeit und Raum inne haben. Also, wie immer man es dreht und wendet – bei Erklärungen dieser Art kommt kaum etwas heraus. Aber eine gewisse Vorstellung von der wahren Wirklichkeit blitzt ja doch ein wenig durch.

Sollen wir uns also die Frage „Wer bin ich?“ gar nicht stellen? Wem stellen wir diese Frage? Demzufolge keinem Ich, keinem Ego, um es lateinisch auszudrücken. Das Buch, das nie geschrieben wurde, muss gründlich übersetzt werden. Es ist ja ein universelles Buch und sollte von allen Lebewesen verstanden werden. Dennoch muss jede Spezies das Buch, das nie geschrieben wurde, übersetzen – artgerecht übersetzen.
Anfangs schrieb ich: 'Das Buch, um das es sich in dieser Schrift handelt, sollte von einem Ereignis auf der Leuchtenden Welt erzählen.' Ja, auch! Aber nicht nur, wie sich nun herausstellt. Es ist auch teilweise die so genannte Lebensgeschichte Thygyrills und Belas und schließlich die Geschichte vom Doppelwesen Sila – entstanden aus den Parallelleben Ysil und Bela. Im Buch, das nie geschrieben wurde, steht sozusagen alles. Es IST die Bibliothek und sie IST an keinem bestimmten Ort. Sozusagen befindet sie sich nicht zwischen diesem und dem achtzigsten Universum.
Da fällt einem doch gleich die Akasha-Chronik ein. Das Buch das alle Schöpfungskreationen, alle Ereignisse und Interaktionen, alle Gefühle, Wahrheiten und Schwingungen speichert. Die Akasha-Chronik ist ebenso ein Buch, das nie geschrieben wurde. Es schrieb und schreibt sich selbst. Aber das Buch, über das ich hier schreibe, wurde tatsächlich nie geschrieben, nicht einmal von sich selbst. Warum nicht? Und warum schreibe ich darüber? Die Antwort zur ersten Frage ist: Weil es nicht nötig ist und weil sich Antworten in einem so genannten höherem Stadium erübrigen. Und warum ich darüber schreibe? Weil ich noch auf Antworten warte.
Erwarte ich Antworten? Im Grunde genommen nicht, weil ich der Ansicht bin, dass ein Mensch, der sich noch immer als Mensch wahrnimmt, nicht erkennen kann, wer oder was er wirklich ist. Und was, wenn er tatsächlich „nur“ ein Mensch ist? Etwas aus Fleisch und Blut, das geboren wurde und stirbt? Etwas, entstanden aus Evolution? Nichts anderes als eine winzige Amöbe, die kommt und wieder vergeht und nach der kein Hahn schreit? Und nur, weil wir denken, denken wir uns derartige Phantasien, wie einen Himmel, ein Nirwana, eine Erleuchtung, usw. aus? Ist es das?
Natürlich müssen auch diese Zweifel einfließen. Denn sie entsprechen teilweise der Wahrheit. Wir selbst – wir, dieses Bündel Fleisch, Blut und Knochen und alles andere, was dazu gehört – haben nicht die Kapazität, die gesamte Wahrheit zu erfassen. Wir erfassen sie nicht einmal teilweise, weil unsere Vorstellungskraft nicht ausreicht. Es ist ja schön, darüber zu phantasieren oder philosophieren, zu ergründen versuchen, was nicht zu ergründen ist, aber es bringt uns nicht weiter, bevor wir nicht die Eierschale (wenn es denn eine gibt!) durchbrochen haben. Mit Eierschale meine ich die menschliche Bewusstseinsblase. Wenn das Kücken an einer bestimmten Stelle der Eierschale lang genug pickt, bricht sie und das Kücken kann schlüpfen. Wir müssen an diese bestimmte Stelle gelangen. Müssen? Das ist es ja. Es lässt sich nichts erzwingen und Zweifel sind immer gut. Sonst verrennt man sich und kommt nie an diese bestimmte Stelle. Und wo wir schon beim Zweifel sind – wer weiß, gibt es diese bestimmte Stelle überhaupt. „Geh in die Stille und werde, der du bist“ - trifft es schon besser. Es lässt sich nicht sagen, nicht einmal malen oder musikalisch darstellen, wer wir sind. Still sein, abwarten und Tee trinken. Es kommt wie es kommen muss.
Das Segelschiff legt an. Es lässt die Föten an Land gehen. An Land, da plötzlich so etwas wie Land – wie eben zuvor das riesige Meer – auftauchte. Die Drachenflieger beobachten atemlos. Auch für sie wird all das, was sie meinen zu erkennen, übersetzt. Es ist nicht einfach, in das Gehirn getrennter Wesen zu blicken, um artgerecht übersetzen zu können. Sie drehen und wenden das Erkannte dann ja doch wieder so, wie sie es für richtig halten. Wenn sie nur einmal alles sein lassen könnten, wie es ist. Thygyrill und Bela wissen nicht, wie ihnen derartige Gedanken kamen. Föten! Ausgerechnet Ungeborene! Aber das ist schon okay so, denn es muss abgewogen werden, ob es sich auszahlt, an Land zu bleiben. Als Fötus kannst du dich immer weigern, lebend geboren zu werden. Manche tun es noch immer, aber es hilft ihnen wenig, denn Selbstmord bringt einem nicht weiter, so groß die Hoffnung auch sein mag.

Man sollte sich nicht fragen, was wofür und wer für wen steht. Das Buch, das nie geschrieben wurde, enthält keine Gleichnisse oder Vergleiche. Da gibt es nichts, was aussagen würde, dass das Meer die Quelle darstellt und das Segelboot die erste abtrünnige Seele. Es ist ein Geistbuch und ein Abstraktes noch dazu. Wie bereits geschrieben, es muss erst von der jeweiligen Spezies übersetzt werden, wobei 'übersetzen' auch nicht das rechte Wort ist. Wahrer wäre der Ausdruck 'dechiffrieren'. Aber doch stellt sich die Frage, wie man auf ein Meer, ein Segelboot und darauf einen alten Mann und einen Jungen (auf die beiden komme ich noch beizeiten zurück) kommen kann? Wie kann das abstrakt dargestellt werden? Klar, wir müssen nichts abstrakt darstellen, wie müssen das Abstrakte übersetzen. Wie komme ich darauf, etwas zu übersetzen, bzw. enträtseln (dechiffrieren), was ich gar nicht sehe? Das Buch, das nie geschrieben wurde, enthält zwar Ähnliches wie die Akasha-Chronik, aber es ist viel mehr etwas Phantastisches, etwas, das zwar eintreffen könnte, aber auch nicht. Es ist ein zweischneidiges Schwert. Es sagt „Ja“ und zugleich „Nein“ aus. Es ist voll mit Paradoxien, die ein gewöhnlicher (wenn überhaupt!) menschlicher Verstand nicht erfassen kann. Wie komme ich nun dazu, ich, kleines Würstchen von Menschenkind, über dieses Buch, das nie geschrieben wurde, zu schreiben? Man mag es verzeihen, es ist sehr schlecht Geschriebenes. Unbedingt gibt es bessere Beschreibungen, viel bessere sogar, da diese mehr als stümperhaft ist. Aber ich bemühe mich und versuche wenigstens an der Oberfläche zu kratzen, wobei das schon schwer genug ist. Und erschreckend.
Die Vorstellung, wie Föten das Segelboot verlassen, ist tatsächlich erschreckend. Blutunterlaufende Embryos, mit blinden Augen, feuchter Haut, unbehaart und unförmig sind nun mal erschreckend. Man kann aber auch eine andere Phantasie haben. Eine lieblichere, wie etwa, dass man sich kleine Engelwesen vorstellt, wie die beiden süßen Kleinen von Raffael, die etwas gelangweilt nach oben blicken.


Quelle: https://www.sueddeutsche.de/kultur/raffa...engel-1.1367488

Meine Phantasie ist zuweilen etwas erschreckender, weil es nun mal erschreckend ist, die wohlige Heimat zu verlassen. In diesem Fall halte ich es sehr wohl mit dem "Kurs in Wundern", der diese Tat leugnet und besagt, dass es nur ein winziger falscher Gedanke war, der von Gott im selben Moment schnell zugedeckt wurde. Es ist nicht passiert. Nie und nimmer verlassen die Föten das Segelschiff und das Segelschiff erscheint auch nicht auf dem unendlichen Meer und es gibt kein Meer. Es gibt nur das ewige, unendliche, glückselige Sein.
Und doch sind wir hier. Und wir träumen. Von anderen Welten, vom Paradies, vom Himmel, von Wesen, die uns immer lieben und beschützen. Unser Vorstellungsvermögen erscheint höchst egoistisch. Wir fordern, geben aber nichts. Wir beklagen uns, tun aber selbst nichts.
Ich muss noch mal auf den Gedanken zurück kommen, dass Zweifel unbedingt sein müssen, dass wir sie mit einbeziehen müssen und sie wohl mehr aussagen als all diese Träumerei und Phantasie. Klare Logik ist hier gefragt und sie kann uns tatsächlich weiter bringen. Lass all die Träumerei und Phantasie los und du stehst nackt und einsam da. Kein Sicherungsseil, kein Sicherungsnetz. Der freie Fall ist vorgeplant. Und er kommt. Darauf warten wir unser ganzes Leben. Er ist der Traktor, der uns vorwärts zieht. Er – der Tod. Der Tod, der nicht sein soll, nicht sein darf, weil das Leben sonst keinen Sinn hat. Sinnsuche – hatten wir schon. Aber die Wiederholungen im Buch, das nie geschrieben wurde, übersteigen meine bei weitem. Man muss Geduld haben. Geduld ist ganz wichtig. Fast wichtiger als Gelassenheit, denn die kommt mit der Geduld.

Mit klarer Logik meine ich nicht nur den blinden Glauben an die materielle Welt, etwas, was das Geistige vollkommen leugnet. Klare Logik bedeutet hier (und vor allem im Buch, das nie geschrieben wurde) die Überzeugung, nichts zu wissen und alles los zu lassen. Was wissen wir schon wirklich von der Welt. Wissen wir mit absoluter Sicherheit, dass es sie so gibt, wie wir sie wahrnehmen? Ist alles so, wie wir es wahrnehmen? Zeigen uns doch die kleinen Unterschiede, dass es nicht so sein kann, denn viele Tiere nehmen die Welt anders wahr als wir Menschen. Es geht bei der klaren Logik darum, selbst zu erkennen, was ist und wer oder was wir sind und das ohne Religionen, Philosophien und anderen Fremdkörpern. Ja, Fremdkörpern! Denn all das habe nicht ich selbst erkennt. Das plappere ich nur nach, wie etwa diesen Satz, den ich irgendwo gelesen habe: „Es kann nicht sein, dass wir hier sind, um nicht zu sein.“ Es ist ein Satz, der mich nachdenklich macht und der auf eine gewisse Art auch im Buch, das nie geschrieben wurde, steht. Für mich sagt dieser Satz eindeutig aus, selbst für sich selbst zu erkennen, ansonsten sind wir tatsächlich nicht. Ansonsten sind wir tatsächlich hier, um nicht zu sein, um uns nicht zu verewigen, wie wir sind. Allgemeines Wissen, Meinungen, Äußerlichkeiten, all das Wahrgenommene sind Hirngespinste im wahrsten Sinne des Wortes. Mag man mich für verrückt halten, aber ich bin der Überzeugung (auch wenn Überzeugungen nicht mal einen Furz wert sind), dass dieses von Menschen so gepriesene Allgemeinwissen genauso richtig und gleichzeitig falsch ist, wie irgendwelche Religionen, Philosophien und Phantasien.
Erkenne dich selbst! Ja, auch nachgeplappert, aber das sind Worte generell nun mal. Wir müssten jede/r für sich eine eigene Sprache entwickeln, oder es so machen, wie Leuchtende Wesen, die sich einzig und allein durch ihre Gefühle äußern und damit ihrer Wahrheit näher sind als manch andere Lebewesen. Gefühle können nicht lügen, aber sie können täuschen, weil auch sie von Wahrnehmungen abhängig sind. Es bleibt uns nur eines, um die Eierschale (Blase) zu durchbrechen – alles zu los lassen. Lassen wir uns fallen, aber ohne Sicherheitsnetz, denn so was gibt es nicht.
Wie geht es nun weiter mit unseren Drachenfliegern und ihren Beobachtungen, die außerhalb von Zeit und Raum stattfinden. Man sieht – besser gesagt, man liest, dass etwas außerhalb von Zeit und Raum stattfindet und erkennt bereits die Paradoxie, denn stattfinden kann nur etwas in Zeit und Raum. Aber es ist ja so, dass sich die Drachenreiter in Zeit und Raum befinden und etwas beobachten, was nicht in Zeit und Raum passiert. Das heißt, es muss gar nicht passiert sein uns wenn das so ist, dass gar nichts passiert ist, dass gar kein Ereignis stattgefunden hat, löst sich alles einfach auf. Dann hat es uns nie gegeben und wird es uns auch nie wieder geben. Nicht die Drachenreiter und uns auch nicht. Nichts und niemanden hat es je gegeben. Das könnte sein, wenn wir alle, jede/r einzelne, zu uns selbst finden. Das wäre DIE Erlösung das endgültige Heimkehren in die Quelle. Das war und ist der wahre Endkampf, wie Kim in einer meiner Geschichten („Der Verrückte“) sagte: „Mir liegt nichts daran, wie das Wetter draußen ist, was der letzte modische Schrei ist und wie verrückt sich Politiker aufführen, oder was im Sport los ist, usw. All das hat keine Bedeutung. Sich darüber Gedanken zu machen oder gar darüber zu reden ist nichts anderes als Energieverschwendung und ebenso Zeitvergeudung. Und glaube mir, ich kann auch gar nicht mehr darüber reden. Meine Welt ist viel zu groß. Sie ist total ausgefüllt und hat keinen Platz mehr für seichte Konversation. Wir haben keine Zeit mehr dafür. Selbst wir beide die Gleichzeitigkeit kennen, haben wir für derartige Spielchen keine Zeit mehr. Der Tod sitzt auf unseren Schultern und wartet schon auf den letzten großen Kampf. Wir müssen handeln, makellos handeln, um das menschliche Bewusstsein zu durchbrechen.“

So abgehoben müssen wir natürlich nicht sein. Immerhin sind wir noch Menschen und kein Leuchtendes Wesen (Kim wurde zwar auf der Erde geboren, aber als Leuchtendes Wesen, was wieder eine Erklärung wert wäre...). Wir unterhalten uns durch Worte, wodurch Missverständnisse vorprogrammiert sind und nicht durch Gefühle, was zwar auch problematisch werden kann, wenn das Gegenüber schnell beleidigt ist. Leuchtende Wesen sind nie beleidigt und sie haben auch nie Gefühle, die ihr Gegenüber beleidigen könnten.
Es wäre interessant, sich nur mit Hilfe der Gefühle – das, was man im Moment gerade fühlt, empfindet – zu verständigen. Wozu Worte? Um sich zu profilieren? Um anzuecken? Man darf Gefühle nicht mit Gedanken verwechseln. Gefühle, das sind bei Leuchtenden Wesen vor allem Liebe, dann Freude oder Glück, manchmal auch Mitleid (Mitgefühl) und nur selten Furcht; vor allem damals, als Ake regierte, herrschte viel Furcht unter den Leuchtenden Wesen. Aber das sind alles andere Geschichten, die zwar auch im Buch, das nie geschrieben wurde, verzeichnet sind. Es wäre einfach zu viel, wenn ich auf alles eingehen würde. Es würde dieses Buch hier sprengen und das möchte ich nicht und es wäre vielleicht noch verwirrender, als es ohnehin schon ist.
Der Grund, warum ich die Kommunikation der Leuchtenden Wesen erwähne, ist, weil so klar wird, warum Kims Stimme jedem Lebewesen durch und durch geht und sie sich oft stark verändert. Es liegt am Leuchtenden Wesen. Kims Stimme sind Gefühle, die stark berühren und da er die Liebe selbst ist (wie alle seine Freunde stets betonten), wirkt sie auf Menschen höchst erotisch, wie eben alles an ihm erotisch wirkt.
Wie geschrieben, so abgehoben müssen wir natürlich nicht sein, dass uns alles nichts mehr angeht und wir uns nur mehr auf den Tod, bzw. das, was Tod genannt wird, konzentrieren. Aber wir können dem allen den Ernst nehmen, nichts mehr so wichtig nehmen, am allerwenigsten uns selbst. Immerhin haben wir mehrmals die Erfahrung gemacht, dass nichts von Dauer ist, dass alles irgendwann mal endet (auch wir müssen mal von hier verschwinden) – das eine früher, das andere später und wir somit nicht wirklich etwas besitzen, bzw. nichts in der Hand haben. Es gibt eine Kraft, die über uns steht und gegen die wir nicht anders ankommen, als uns zu ergeben. Sie ist das, was den Tod hinfällig macht, den es ohnehin nicht gibt. Gleichzeitig aber gibt es ihn, denn wir erfahren ihn ebenso immer wieder. Wie jetzt? - wird man sich fragen. Gibt es den Tod oder gibt es ihn nicht. Was wahr ist, kann nicht sterben. Nur das Unwahre ist vergänglich und stirbt. Klingelt es?
Sozusagen wäre die Haltung in der Welt, aber nicht von der Welt sein, ein großer Schritt auf die Quelle zu, in der wir ohnehin fest verankert sind, es aber nicht wahrnehmen, weil uns die menschliche Bewusstseinsblase die wahre Wirklichkeit verhüllt.
Unsere vier Drachenreiter fühlen sich ganz schön verarscht bei diesen Gedanken, die ihnen in dem Moment durch den Kopf gehen, als der alte Mann am Ruder das Segelschiff Richtung Land steuert und der kleine Michel den Anker wirft, während ein paar Beiboote, die das gesamte Segelschiff wie eine zweite Haut umgeben, aufs Wasser gleiten und an Land fahren. Wer oder was sich auf den Booten befindet, wurde bereits beschrieben: es sind Föten. Was noch nicht beschrieben wurde, sind der alte Mann und der Junge, der der kleine Michel genannt wird. Da gibt es nichts zu beschreiben. Es ist nun mal so dechiffriert worden und braucht keine weitere Umschreibung. Soll sich doch jede/r selbst seinen Reim darauf machen! Darum geht es doch! Nichts glauben, selber nachforschen und dann ablegen, loslassen! Klar, eine gewisse Richtung braucht jeder, aber doch nur bis zu einem gewissen Grad.
Es sind die Föten, die an Land gehen – jene, die vielleicht wie kleine Engelwesen aussehen sollten, es aber nicht tun, weil es Föten sind – Ungeborene, wie aus einem einzigen, riesigen Uterus herausgeschnitten – blutig, runzlig, unförmig – mit einem Wort: hässlich.

Es liest sich alles wie eine Wiederholung von bereits bestehenden Schriften. Was es ja auch ist, da es nichts Neues zu melden gibt. Es ist alles, was geschrieben werden kann, bereits geschrieben. Alles andere wäre und ist nur eine Draufgabe, ein vielleicht etwas tiefer Gehen, die Widersprüche, die gar keine sind, aufzulösen oder was auch immer. Das Buch, das nie geschrieben wurde, beinhaltet all das und natürlich sehr viel mehr. Auch das mit den Föten. Es dürfte sich – bildlich gesprochen – um zerknitterte und schmutzige, fleckige Seiten handeln, die nur schwer zu übersetzen, bzw. dechiffrieren sind. Das Meer, das Segelschiff – nur ein Gedanke, aber der alte Mann, der das Schiff an Land steuert und der kleine Michel, der Anker wirft und die Beiboote runter ins Wasser lässt, ist mehr als ein Gedanke. Es ist ein Gedanke, der weiter gedacht wird. Es ist etwas, das nie geschehen hätte dürfen und im Grunde genommen ja auch nie geschah. Das muss wiederholt werden. Und zwar ständig. Es müsste sogar jeder zweite Satz so lauten, dass nichts geschehen ist, obwohl es uns so vorkommt. Es kommt uns wirklich nur so vor und wie nehmen uns bloß als Menschen wahr, sind aber keine. Wir sind reine Energie – unterschiedslos und eins mit der Quelle der Kraft. Aber sag das jemandem. Er oder sie würde dich für verrückt halten. Oder sag jemandem das, was Kim (der Verrückte) zu Maria sagte. Kein Wunder, dass er im Irrenhaus war, als er das sagte. Kim, der Verrückte, ist übrigens ein (mögliches) Parallelleben Kims, wo er sein gesamtes Leben im Irrenhaus fristet und Maria die Geschichte des wahren Kims erzählt, vom Leuchtenden Wesen und vom Endkampf gegen die Dämonen, die gar keine sind, sondern nur eine Kraft, der plötzlich ein Machtgehabe in den nicht vorhandenen Kopf gestiegen ist.
Natürlich handelt es sich hier nicht nur um Wiederholungen. Es gibt ja keine Wiederholungen, denn alles, wirklich alles, passiert wie zum ersten Mal. Wie! Dabei passiert gar nichts. Da ist er wieder, dieser ständig zu wiederholende Satz. Und er muss immer WIE zum ersten Mal gelesen werden, um das Bewusstsein - das aus dem menschlichem Gehirn - müde werden und sich abschalten lassen. Erst dann steigt der Geist auf und erkennt sich endlich selbst. So in der Art erzählen es die Weisen, die sich ja auch immer wiederholen. Ramana Maharshi sagt ständig, dass man das Selbst nicht suchen muss, da es ohnehin immer da ist. Und doch ermuntert die Menschen dazu, es zu suchen, weil es der einzige Sinn unseres Daseins ist, auch wenn wir nicht wirklich da sind, sondern im Selbst, in Gott, immer und ewig verankert sind.
Die Föten gehen an Land. Es ist ekelerregend, wie sie sich bewegen und welch abartige Geräusche sie machen. Man graust sich vor sich selbst, wenn man bedenkt, dass man aus diesen Dingern entstanden ist, dass sie den Grundstein für all das hier gelegt haben. Aber ich habe auch wieder das Bild von Allessandro Sicioldr vor Augen, das er „Canto della Grotta“ nennt.
Hier sieht man, wie sich die Föten weiter entwickeln und aus ihnen vogelähnliche Wesen mit Menschenköpfen werden. Zumindest könnte man sich das so vorstellen, denn es gibt unter vielen Künstlern Visionäre, wie z.B. Herr Sicioldr einer ist.



Natürlich haben sich die Föten auch anders entwickelt – wurden zu Planeten, zu Sternen, zu anderen Lebewesen oder was auch immer. Zumindest entstand aus ihnen das Universum. Es mag verwirrend sein, da sie ja „an Land“ gegangen sind. Sozusagen war schon „Land“ da. Nein, war es nicht da. Aber anders lässt sich das, was im Buch, das nie geschrieben wurde, nicht übersetzen.
In einer anderen Schrift gab ich den Vogelwesen Namen. Die vier Drachenreiter erkennen sich in einem der Vogelwesen wieder. Arima erkennt sich auch wieder. Schande über uns, - denken sie. Arima mit eingeschlossen. Es hätte nicht passieren dürfen. Es ist ja auch nicht passiert. Nicht vergessen, bis die Föten sich wirklich dazu entschlossen haben „geboren“ zu werden, denn noch ist es nicht so weit.

Was bedeutet dieses Zögern, diese Überlegung, sich wieder zurück zu ziehen und so zu tun, als wäre nichts gewesen? So zu tun, als wäre nichts gewesen ist etwas anderes als „es ist nichts passiert“. Solange wir nur so tun, lässt sich nichts umkehren. Es ist auch kein Umkehren, denn kein Fluss kehrt je an seine Quelle zurück und so ist es auch mit den Föten und mit uns. Wir kehren nicht zurück. Sogar die Drachen bejahen dieses Faktum. Sie wissen, dass sie sterblich sind, dass sie vergehen, als wären sie nie hier gewesen. Und doch bleibt alles und ist alles DA. Nichts kann jemals verschwinden. Wie lässt sich dieser Widerspruch erklären? Was soll denn erhalten bleiben, wenn nichts passiert ist? Die flüchtigen Bilder auf der Leinwand sagen doch nichts über uns SELBST aus. Sie sind hingeworfen, wie der Knochen einem räudigen Hund hingeworfen wird. Nichts Ernstes. Und vor allem schnell vorbei. Schattenbilder und das nicht mal vom Selbst. Irgendwelche Bilder, unzusammenhängend und verwirrend. Klar, nur die wahre Wirklichkeit kann nicht verstört werden, aber hier geht es um etwas anderes. Hier geht es darum, was wir sind – was dieses Ding ist, als das wir uns wahrnehmen.
Sir Lawrence setzt zur Landung an. Er ist immer der erste, der landet. Manola freut es. Die anderen folgen und am Schluss, nach dreimaligem Kreisen (das ist ein Tick von ihr) gleitet Golden Lady königlich herab und setzt sanft und lautlos auf.
„Was war das denn?“ stößt Thygyrill aufgeregt hervor.
„Was meinst du?“ fragt Arima.
Es ist nicht so einfach, Dialoge oder generell Gespräche zu dechiffrieren, wie sie im Buch, das nie geschrieben wurde, angegeben werden. Ja, ich muss es „angeben“ nennen, denn geschrieben steht ja nichts. Aber wenn etwas angegeben oder angedeutet wird, trifft es das, was das Buch, das nie geschrieben wurde, ist, schon eher.
„Diese grausigen Dinger, die von den kleinen Booten an Land gekrochen sind.“
„Ich habe Horrorfilme einmal geliebt, bis ich die Krise bekam“, erinnert sich Ysil.
„Welche Krise?“ fragt Bela nach.
„Angstzustände. Sie kamen einfach.“
„Dann hast du zu viele Horrorfilme gesehen.“
„Daran lag es nicht. Es war ein Hirnfehler, nehme ich an. Außerdem kotzte mich die Welt schon immer an.“
Man darf hier aber nicht vergessen, dass Ysil und Bela keinen Menschen sind, die auf dem Planeten Erde lebten. Sie sehen zwar wie Menschen aus, lebten zum Großteil auch so verschwenderisch wie Menschen, aber sie waren/sind keine und ihr Planet ist auch nicht die Erde gewesen, sondern irgendein ähnlicher Planet, weit, weit, weit von der Erde und ihrer Galaxie entfernt.
„Mich erfreute das Leben auch nicht gerade“, stellt Bela fest. „Also habe ich mich irgendwie abgekapselt, mir eine eigene Welt erschaffen.“
„Das hab ich auch gemacht“, bindet sich Thygyrill ins Gespräch mit ein. „Ich hab eine eigene Stadt kreiert und es gibt sie immer noch. Wir könnten dort hin. Es ist nicht weit. Gleich hinter der Wiese dort drüben Ich wohne in einer Art Tempel. Alles ist weiß. Auch die Blumen und Blüten der Sträucher im Garten sind weiß.“
Die Drachen heben wieder ab und unsere fünf Freunde schlendern langsam Richtung Thygyrills Stadt, während sich das Gespräch weiter fortsetzt.
Manola: „Ich habe Horrorfilme gehasst. Fernsehen war nie meins und Kino schon gar nicht. Am liebsten war ich in meinem Atelier und habe Daddy gemalt.“
Ysil: „Daddy?“
Manola deutet auf Arima.
Manola: „Er – also die Hälfte von ihm war mein Daddy und die andere Hälfte war meine Mum.“
Ysil: „Wow!“
Manola: „Wow?“
Ysil: „Na, wenn ich so einen gut aussehenden Vater gehabt hätte, wäre ich nicht so depressiv geworden und hätte Selbstmordversuche unternommen.“
Manola: „Glaub nicht, dass das so einfach war, sich in den eigenen Vater zu verlieben. Aber mit den Jahren legte sich alles und da ich auf mein Herz hörte, fand ich auch meinen wahren Partner. Aber Daddy war immer meine Nummer 1, da half auch die so genannte große Liebe nichts.“
Thygyrill: „Bei Menschen ist Liebe nur ein Wort.“
Manola: „Woher willst du das wissen? Okay, ja, Leuchtende Wesen wissen tatsächlich mehr über Liebe und leben sie intensiver als Menschen. Aber das Gelbe vom Ei ist es auch nicht.“
Thygyrill: „Stimmt, es gibt andere Lebewesen, welche die Liebe fast schon perfekt praktizieren.“
Arima räuspert sich.
Thygyrill: „Was? Habe ich was Falsches gesagt?“
Arima: „Liebe wird nicht praktiziert. Liebe ist. Und selbst diese beiden Worte sagen nichts aus. Wir haben die Liebe verlassen und schleppen nur kleine Aspekte von ihr herum. Diese hässlichen Dinger, die ihr an Land gehen gesehen habt, haben sich von ihr los gerissen. Aber nicht alle hässlichen Dinge sind böse. Manchmal kann dich ein wunderschöner Engel schneller vernichten als ein riesiges, hässliches Monster.“

Thygyrill: „Sind wir wirklich nur flüchtige Bilder auf einer Leinwand?“
Arima lächelt und sieht Manola an.
Arima: „Nimm deinen Bruder an der Hand und zeig ihm die Leinwand, auch wenn du keine Filme oder kein Kino mochtest.“
Manola: „Wie soll ich das anstellen?“
Arima: „Als multidimensionales Wesen brauchst du nur den Gedanken denken.“
Manola denkt sich mit Thygyrill in einen Kinosaal, wo gerade ein spannender Film gezeigt wird. Beide sitzen bequem und blicken auf die Leinwand. Nach und nach steigern sie sich in die Filmszenen hinein und identifizieren sich bald mit dem Helden, der alle in letzter Minute vor einem schrecklichen Desaster rettet. Manola denkt sich mit Thygyrill wieder zurück und beide befinden sich nun mit den anderen im weißen Tempel, in der großen Halle.
Thygyrill: „Ich verstehe. Aber auch wenn ich mich zeitweise, wie auch teilweise mit dem Filmhelden identifiziert habe, war ich noch immer ich.“
Arima dreht die Augen über.
Arima: „Es war ja nur ein lebhaftes Beispiel. Dein wahres Selbst hat sich gewissermaßen selbst vergessen, so wie du dich während des Films auch zeitweise selbst vergessen hast. Dein Selbst erkennt sich vollkommen in jenen Wesen, die es fälschlicherweise wahrnimmt. Um vollkommen erkennen zu können, seid ihr hier. Es geht um Sila.“
Sila, das Doppelwesen, entstanden aus Ysil und Bela – Manola und Thygyrill. Sila wird nicht Sila ausgesprochen, sondern 'Scheila' – das 'ei' wie Ei. Es ist nicht wichtig, wie es ausgesprochen wird, da in derartigen Sphären, in der sie sich befindet, Sprachen sicher nicht mehr wichtig sind. Dennoch wird dies auch im Buch, das nie geschrieben wurde, in etwa genauso erwähnt.
Manola: „Was hat Sila mit dem Film zu tun?“
Arima: „Sie ist im Moment euer Projektor. So wie sich die Menschen damals an Gott oder was auch immer geklammert haben, im Glauben, er habe sie erschaffen und sei für sie verantwortlich, so ist Sila jetzt euer Gott, eure Göttin.“
Thygyrill: „Was ist das jetzt für eine neue Masche?“
Arima: „Es ist keine neue Masche. Oder wollt ihr sofort zur Quelle der Kraft, - zum Absoluten übergehen?“
Arima erklärt es Stufe für Stufe. So ist es am einfachsten. Bist du ganz oben, kannst du die Leiter wegwerfen. Man braucht keine Götter, wenn man erkennt. Aber bis dahin ist es besser, wenn man sich an die wahren Götter wendet, die man in sich selbst erkennt.
Ysil: „Es ist nicht einfach, die wahren Götter zu erkennen. Wir hatten viele Götter und alle haben uns betrogen. Warum? Weil es sie nicht gab.“
Arima: „Es geht nicht darum, ob es sie gibt oder nicht gibt. Es geht darum, was du fühlst. Wenn du es schon so genau nimmst, ob es etwas WIRKLICH gibt, dann kannst du davon ausgehen, dass es dich, mich und alles andere hier auch nicht WIRKLICH gibt. Manola, du hättest auch Ysil mit ins Kino nehmen sollen.“
Ysil: „Ich weiß, was Kino ist. Bei uns gab es etwas Ähnliches, in dem wir das Gefühl hatten, uns selbst zu verlieren.“
Arima: „Du glaubst immer nur an dich selbst. Du betest zu dir selbst. Du bist selbst das Absolute. Aber so lange du das nicht tatsächlich erkennst und nicht lebst, solange du dich sozusagen mit den flüchtigen Bildern auf der Leinwand identifizierst, musst du mit weiteren Täuschungen Vorlieb nehmen. Du siehst, auch Täuschungen können dich zur Wahrheit bringen.“

Wenn Erklärungen nur so einfach wären. Das mit dem Stufe-zu-Stufe klingt zwar einfach, ist es aber nicht. Es gibt so viele so genannte Projektoren, dass man kaum Übersicht hat. Schon die menschliche Bewusstseinsblase ist so ein Projektor und zwar ein sehr mächtiger. Man darf auch nicht vergessen, dass dies alles bloß Vergleiche sind oder viel mehr Beschreibungen von Vergleichen. Die Wahrheit, die Wirklichkeit ist wieder etwas ganz anderes, - wahrscheinlich etwas Unvorstellbares. Und doch kratzen wir hier an der Oberfläche. Es sei auch noch zu erwähnen, dass es sehr gefährlich ist, tiefer zu kratzen, denn allein die Aussage Arimas, dass es nicht darum geht, ob es etwas gibt oder nicht gibt, kann die menschliche Psyche schädigen, was weiteres Stufensteigen hinfällig macht. Wir brauchen den klaren Verstand dazu, so paradox das auch sein mag.
Die Gespräche im weißen Tempel, in der großen Halle gehen weiter.
Bela:“Unsere Welt gibt es schon ewig, obwohl du, Thygyrill, meinst, sie erst erschaffen zu haben.“
Thgyrill: „Aus uns entsteht Sila und das, obwohl sie war, bevor wir waren.“
Bela: „Woher weißt du, dass sie vorher war?“
Thygyrill: „Der Anfang ist immer wie das Ende. Aber ich weiß nicht, woher ich das weiß.“
Arima: „Adam und Eva.“
Manola: „Komm mir nicht mit der verdammten Bibel und diesem ekligen Jahwe, der die beiden aus dem Paradies vertrieben hat. Damit hat alles angefangen – all das Elend.“
Arima scheint nicht richtig zu hören. Zumindest lässt dies auf seine Gesichtsmimik schließen.
Arima: „Ich dachte, du glaubst – hast nie an die Bibel geglaubt – an das alte Testament zumindest, denn Jesus hast du eine Zeitlang verehrt.“
Manola: „Wenn du schon sagst, dass es alles gibt und gleichzeitig alles nicht gibt.“
Arima: „Was sagt dein Herz, Manola?“
Manola: „Es zog mich zuerst zwar zu Jesus, aber vieles, was in den Evangelien stand, passte nicht zu dem Jesus, den ich fühlte. Dann hörte oder las ich einiges über Krishna und fühlte, dass er passender ist. Dennoch – das sind alles vorgefertigte Geschichten, an die ich nie wirklich glauben konnte. Mein Held warst und bist immer du, - du und Mum natürlich auch.“
Manola setzt leise hinzu: „Immerhin steckt sie jetzt in dir.“
Arima: „Oder ich in ihr.“
Manola: „Was?“
Arima: „Vergiss es. Nun gut. Was hat dich daran gehindert, mich als deinen Gott zu sehen?“
Manola: „Ganz ehrlich? Ja? Es waren die sexuellen Gedanken. Götter begehrt man nicht auf diese Art.“
Arima lacht auf.
Arima: „Wer hat dir denn diesen Schwachsinn erzählt? Das höchste Gefühl des menschlichen Körpers ist nun mal der Orgasmus. In Frankreich nennt man ihn den 'kleinen Tod'. In indischen Schriften hat man die Sexualität der Körper schon gepriesen. Manola, ich hätte nie gedacht, dass dir der alte Jahwe solche Angst einjagt.“
Ysil: „Bei mir war es auch ein alter Gott, der mir plötzlich die Angst brachte. Und das, obwohl es ihn nie gab.“
Dazu muss ich erwähnen, dass Götter (ob es sie gibt oder nicht, spielt tatsächlich keine Rolle) einem wirklich alles Mögliche einjagen können. Ich denke dabei an die Biografie „Ich habe dir nie einen Rosengarten versprochen“ von Hannah Green. Ihre Götter, die sie in den Wahnsinn trieben, waren Bilder von William Blake. In der Menschenwelt schien es zwar etwas anderes gewesen zu sein, aber lassen wir Ysil das erklären.
Ysil: „Man sagte, es sei meine Zurückgezogenheit gewesen. Meine Mutter schleppte mich schon als 16jährige zu einem Psychiater.“
Auf einen fragenden Blick von Manola sagt Ysil weiter: „Ja, unsere Welt war eurer Menschenwelt sehr ähnlich. Thygyrill scheint sich da phantasiemäßig geschont zu haben.“
Bela: „Moment – kurze Unterbrechung, Ysil. Ich wollte doch wissen, wie es sein kann, dass es unsere Welt schon sehr lange gibt und Thygyrill sie erst vor kurzem erschaffen hat?“
Arima: „Vielleicht verstehst du bald, wie unsinnig das Phänomen Zeit ist, wenn man sich teilweise, wie wir jetzt, außerhalb der Zeit befindet.“
Ysil erzählt ungerührt weiter: „Meine Mutter schleppte mich deshalb zum Psychiater, weil ich nie etwas zu Ende brachte. Mit 16 war ich bereits an fünf verschiedenen Schulen, wobei andere zwei benötigen. Mich kotzte das Leben einfach an. Es gab nichts, was mich interessierte. Welchen Beruf ich mal ausüben möchte – daran dachte ich nicht einmal. Ich wollte nichts tun. Einfach nur da sitzen und nichts tun. In meinen eigenen Gedanken versinken. Und dann war er da – der alte Gott der Ismerer. Ismerer sind (angeblich) unsere Vorfahren. Man fand alte Schriften von ihnen, die eine ziemlich komplexe Religion, mit der ich euch nicht langweilen möchte, darstellten. Auf jeden Fall wusste ich, dass die Erscheinung in meinem Kopf Ismer war, der alte Gott, der sein Volk (angeblich) nach sich benannte. Ich erschrak, als ich ihn in meiner ersten Vision sah. Und er kam immer öfter, genauso wie meine Angstattacken, die mich zum Selbstmordversuch trieben.“
Manola: „Es schien ein echter Gott gewesen zu sein.“
Ysil lacht bitter auf.
Ysil: „Irgendwann kam ein (weiterer) Wissenschaftler drauf (ein Wissenschaftler, der von Anfang an diese Schriften angezweifelt hat, sperrte man zuerst weg, weil diese Schriften sehr bequem für die Regierung waren), dass es die Ismerer gar nicht gab und sich jemand einen Scherz erlaubte und diese Schriften so präpariert hat, dass sie uralt aussahen. Es war damals ein Mords Wirbel und ein Drunter und Drüber, aber schließlich siegte die Wissenschaft vor der Politik. Soviel zu Ismer, den es doch nicht gab.“
Manola: „Warum schiebst du es dann auf einen Gott, wenn doch du selbst es warst, die sich in die Angstzustände trieb?“
Ysil: „Sehr kluge Einsicht, Manola. Wenn wir das nur immer gewusst hätten, hätten wir viele Probleme leichter gelöst. Wie Arima schon sagte: 'Du glaubst immer nur an dich selbst. Du betest zu dir selbst. Du bist selbst das Absolute.' Das hätte man uns von Anfang an sagen müssen.“

So viele Leitern, so viele Stufen. Aber was passiert nun mit den Föten?
Bela: „Diese Visionen vom Meer und vom Schiff...“
Arima: „Es war keine Vision.“
Manola lacht auf und lehnt sich bequem auf einem weißen Fauteuil zurück.
Manola: „Wie jetzt? Keine Visionen? Kein 'Es-ist-egal-ob-es-etwas-gibt-oder-nicht'?“
Arima: „Es waren Szenen vom nächsten Universum.“
Thygyrill: „Wir sind außerhalb der Zeit. Da scheint alles möglich zu sein.“

Ein neues Universum ist entstanden. Nachzulesen im „Großen Buch“, auch „Akasha-Chronik“ genannt. Das Weltgedächtnis. Der Traum des Einen.
Auf Seite 1 stelle ich mir das Bild „Canto della grotta“ von Alessandro Sicioldr vor. Die Föten schwebend als seltsame Engelwesen über einer Landschaft, die sich erst formt. Ein Turm (der von Babel?), auf dem eine rot gekleidete Figur mit schwarzer Mütze oder schwarzem Haar hockt - als Zeichen, dass es auch Menschenwesen im neuen Universum geben wird.
Auf Seite 2 schippern der alte Mann und der kleine Michel (einfach nur eine Vorstellung von zwei Gestalten, die noch immer geistig sind) auf einem herrlichen Segelschiff (auch geistig) durch ein unendliches (geistiges) Meer, um das Nadelöhr zu finden, wodurch der Urknall ausgelöst wird – ein leises „Plopp“ und ein schier unfassbar riesiger Baum, der auf Seite 3 zu sehen ist, entsteht im leeren Raum.
Auf Seite 4 entsteht eine kleine, feine Stadt, in der Menschenwesen in ihren kleinen Häusern Möbel hin und her schieben wie im Spiel „Sokoban“. Irgendwann wird sich herausstellen, dass Sila (das Doppelwesen aus Thygyrill, Kims und Marias Sohn auf der Leuchtenden Welt und Manola, Kims und Marias Tochter auf der Erde – wobei dies bloß zwei Aspekte von vielen in Sila sind) die Gründerin der kleinen, feinen Stadt ist.
Auf Seite 5 im Großen Buch lässt Pama (das Doppelwesen aus Paolo und Selma – nachzulesen bei „Im Westen nichts Neues“) die Landwirtschaft entstehen.
Auf Seite 6 vergnügen sich die Gopis mit dem Gott Krishna. Nur Spaß! Aber es könnte zu treffen, wäre da nicht Arima mein Favorit, der allen Lebewesen mit seiner prunkvollen Villa, dem prächtigen Park mit allen möglichen Bäumen, Sträuchern und Blumen und vielen, vielen Pavillons das Leben versüßt.
Auf Seite 7 (der Tag des Herrn?) verwüsten Soldaten den Erdboden, bis auf einen Baum, unter dem sie schließlich müde und erschöpft Platz nehmen.
Auf Seite 8 (womit mein Geschreibe „Nachtgedanken“ endete) erscheint ein neuer Soldat, der sich zu nur einem Soldaten (ich habe ihm den Namen Ernst gegeben, weil er als einziger ernst geworden ist, im Gegensatz zu den anderen Soldaten, die sich fast zu Tode lachen) gesellt. Es ist Arima, der die Gestalt des neuen Soldaten angenommen hat. Arima mit dem Messias-Syndrom. Helfen, retten und dafür leiden, weil die Menschenwesen Hilfe und Rettung nicht verstehen. Auch Sila nimmt Gestalt an, da sie Arima nicht alleine lassen will. Sie kommt in der Form eines seltsamen Tieres, das einem Känguru gleicht und sich leider (noch) nicht verständlich machen kann.
Die Seiten sind eine Art ko(s)mische Ebenen, wobei auf Ebene 1 (Seite 1) durchaus mehrere Bilder erscheinen können. Man darf aber nie, nie, nie vergessen, dass es sich tatsächlich nur um Erscheinungen handelt. Ob fein- oder grobstofflich spielt absolut keine Rolle. Alles nur Bilder. Alles nur Träume.

Das war ein Ausschnitt (eine Zusammenfassung einer meiner anderen Geschichten) aus meiner Geschichte „Co(s)mic Dreams oder Ko(s)mische Träume“. Das ist es, was mit den Föten passiert ist.
Ich habe schon immer über das Buch, das nie geschrieben wurde, geschrieben. Nichts Neues also. Und doch möchte ich tiefer gehen. Für mich. Nur für mich. Egoistisch? Ramana Maharshi sagt, wenn nur einer zu Gott findet, ist tausenden von Menschen geholfen. Wie soll das funktionieren? Geistig natürlich! Wenn man glaubt und nicht nur wenn man glaubt. Es passiert alles in der geistigen Welt.
Arima: „Es geht nicht nur um Zeit. Ihr und viele andere seid nun so weit und erkennt das Spiel, das gespielt wird und sich materielles Universum nennt. Und doch sollt ihr noch immer mitspielen, so tun als ob. Nur so wird das Rätsel gelöst. So tun als ob und das wahrhaftig. Ein schwieriges Unterfangen, vor allem dann, wenn das Schicksal hart zuschlägt. Ihr löst euch auf. Ihr werdet zu Sila. Ihr vergeht. Die vom Projektor geworfenen Bilder verändern sich und werden zu Sila.“
Manola: „Ich habe sie schon immer 'in mir' gespürt und auch schon immer nach ihr gesucht. Sie hatte schon so viele Namen. Einmal schrieb ich eine Geschichte über zwei Wölfe, über einen Wolfsvater und seine Tochter, die ich 'Kia' nannte. Die beiden Wölfe vereinten sich und ihre Welt war dadurch gerettet. Wenn sie uns jetzt in sich vereint, haben wir nichts verloren. Im Gegenteil, wir sind sehr viel mehr durch sie.“
Arima lächelt verhalten.
Arima: „Schön, wenn du es so siehst, Manola. Ihr seid ja auch so weit, um zu verstehen, was mit euch passiert. Richtig, Ysil? Bela?“
Ysil: „Verstehen würde ich es nicht nennen, aber da ich mit meinem letzten Leben nicht klar gekommen bin, habe ich nichts dagegen, mich selbst zu vergessen und in das eingehen, was wirklich ist. Oh, mir ist schon klar, dass auch Sila eine Projektion ist, aber es dürfte sich bei ihr bereits um das Tor zur ewigen Quelle handeln.“
Arima nickt zufrieden.
Bela: „Sila wird uns nicht vernichten. Sie wird uns wie eine wertvolle Perlenkette in sich tragen, so wir sie schon lange in uns getragen haben. Ich sehe sie direkt vor mir. Ja, ich konnte mir dieses wundervolle Wesen – auch wenn es in Wirklichkeit eine mehr als subtile Form hat – schon immer vorstellen.“


(drawing by Isabel Pecot)

Die Götter fressen uns auf. Wenn man den Schriften Glauben schenken darf, sagte schon Krishna „Ergib dich mir!“ und meinte damit: „Geh in mir auf!“ In Krishna aufgehen. Wie ein Same. Wir machen die Götter aus, wenn sie uns in sich aufnehmen. Sie werden, was wir sind und nicht umgekehrt. Könnte man meinen. Wenn dann nicht dieser Satz von Arima wäre: „Es geht nicht darum, ob es sie gibt oder nicht gibt.“ Und auch dieser: „So tun als ob.“
Hier müssen wir tiefer graben und sich auf das Grab einlassen. Erde heilt. Man gräbt irgendwo in der Einsamkeit eine Grube, legt sich hinein und deckt sich mit etwas zu – vielleicht mit Gras, oder mit Decken, um von möglichen Spaziergängern nicht gesehen zu werden. Im Grab liegen ist nämlich etwas sehr Persönliches, das die Persönlichkeit teilweise auslöschen kann. Da liegt man nun, schließt die Augen und spielt 'tot'.
Die Föten wussten es noch. So hässlich sie auch waren, aber sie wussten Bescheid über ihre Nichtexistenz. Natürlich wussten auch der alte Mann und der kleine Michel. Und auch alle anderen, die nach ihnen kamen, wie z.B. Sila, das Beuteltier. Sie war, bzw., sie wird kein Känguru sein, aber ein ähnliches Tier, sozusagen ein Beuteltier. Selbst Arima wird seltsam aussehen im neuen Universum. So steht es geschrieben. Auch in dem Buch, das nie geschrieben wurde. Arima, verkleidet als Soldat und so weit ich mich an meine eigene Schreiberei erinnern kann, war er klein und dick. Und doch schien etwas durch, nämlich das Wahre Arimas. Auch Sila beeindruckte als Beuteltier. Man hatte sie sofort lieb, falls es so was im neuen Universum geben wird. Das 'lieb-haben'. Man hat vieles lieb und wenn man etwas lieb hat, hat man anderes nicht lieb. Sobald sich eine Seite zeigt, ist die andere nicht weit, nämlich direkt dahinter. Die zwei Seiten einer Medaille sind immer da. Keine Seite existiert ohne die andere. So hat man es uns gelernt in der Menschenwelt. Wenn es denn nun alles gibt, kann man durchaus auch die andere Seite sehen, nämlich, dass es nichts gibt. Eine Seite nennt sich 'Alles' und die andere Seite nennt sich 'Nichts'.
So etwas wird einem im Grab auf jeden Fall bewusst. Und fragt man sich dann: „Gibt es mich?“ fällt die Antwort wie ein zweischneidiges Schwert aus. Ja und nein. Das Schwert schneidet tief und fragt: „Wozu dann das alles?“ und meint damit das, was 'Leben' genannt wird. Von irgendwoher kommt dann eine leise Stimme: „Um genau das zu erkennen!“ „Wie jetzt?“ wird man sich fragen. „Na, um zu erkennen, dass es dich gibt und gleichzeitig nicht gibt, weil du bloß eine Projektion von etwas viel Größerem, Mächtigeren, bist. Im Grunde genommen bist du gar nicht wirklich da. Streck die Arme aus und zieh dich Sprosse für Sprosse an der Leiter hoch. Fühlst du die Veränderung? Zählen die unteren Sprossen noch, wenn du weiter nach oben geklettert bist? Fühlst du, dass du nicht die bist, die klettert, dass du auch nicht die Sprossen und auch nicht die Leiter bist?“ „Eher nicht. Ich blicke bereits nach oben nur nächsten, um auch diese, an die ich mich jetzt klammere...“
Das Klammern! Nicht klammern! Oder vielleicht nur so tun als ob? Da sind wir jetzt an diesem Punkt einer kleinen Erleuchtung, wenn wir es tatsächlich gut durchdacht und es ebenso gut leben können. „...an die ich mich jetzt klammere, los zu lassen und nach der nächsten greife.“ Wir brauchen diese Sprossen. Wir brauchen diese Scheiß Welt, um von ihr los zu kommen.
Paradox, aber genauso ist es. Wir müssen satt werden. Wenn uns der Magen übergeht, fressen wir nichts mehr. Genauso ist es mit der Welt. Irrsinn? Ja, vielleicht auch ein bisschen Wahnsinn. Nur – man muss sich nicht unbedingt in der Einsamkeit ein Erdgrab schaufeln. Man kann sich auch aufs Bett legen und sich denken, man liegt in einem Erdgrab und mit viel Vorstellungskraft kann man dann sogar die Erde riechen. Man weiß doch noch wie Erde riecht. Oder?
Ysil: „Sie hätten nicht an Land gehen dürfen.“
Arima: „Wer hätte es ihnen verbieten sollen? Etwa die Quelle, die immer alles im Griff hat, auch wenn es uns ganz anders erscheint? Natürlich sollen sie an Land gehen. Genauso wie sie das tun, - aber nur mit dem Wissen, dass alles nur ein Spiel ist. Es ist immer die alte Leier solange die Welt von nichtigen Gedanken abhängt.“