Man kann auch der Wolf sein oder vielleicht auch der Hirte. Beide ziehen jedoch ein heftiges Karma mit sich, das sich auf Millionen von Jahren auswirken kann. Oder man kann die Ganzheit sein, die man ja ist, aber als die man sich nicht wahrnehmen kann, weil sie multidimensional ist. Sie ist das Multiversum, denn nur Geist braucht weder Zeit noch Raum und ist von unendlicher Nichtmasse. Antimaterie wäre übertrieben. Das haben wir also schon wieder mal verwechselt. Menschen können halt immer nur in eine Richtung gehen.

Vielleicht solltest du zurück nach Sampanna und abwarten, was sich tut und ob sich überhaupt in diesem Hamsterrad was tut. Hättest dein Glücksland gar nicht verlassen dürfen. Und doch bist du wieder ins Meer gesprungen, an Land geschwommen und hast wieder den Kreislauf akzeptiert, den du vorher noch verweigert hast. Totgeburt, weil man den Kaiserschnitt versäumt hat. Zu deinem Glück, Arima. Ein anderer unserer Aspekte hatte nicht so viel Glück. Man holte ihn aus dem Bauch seiner Mutter, die ihn, wie auch sein Vater, mit derart beschissenen Genen versorgte, dass er frühzeitig erkrankte und ebenso frühzeitig starb.

Klar, es sind schon Jüngere gestorben. Babys, die noch nicht mal geboren wurden. Abgetriebene oder jene, die man besser abgetrieben hätte. Abgedriftet in ein Milieu, das wir uns lieber nicht vorstellen wollen. „Just another little child was born in the ghetto“, sang der großartige Elvis und ich hatte Tränen in den Augen. Heute nicht mehr. Hab kein Mitleid mehr mit den Menschen. Sind selbst schuld, wenn sie Kinder in diese beschissene Welt setzen. Damals war es vielleicht noch mit dem Gewissen zu vereinbaren. Aber heute? Heute sind jene, die verweigern, die wahren Helden. Jene Föten, die sich weigern, das Land zu betreten und die für sich selbst etwas suchen, was nur für sie bestimmt ist. Sampanna. Geh zurück, Arima. Geh zurück.

Diesmal hattest du es doch leichter. Oder, Arima? Geboren in Geborgenheit. Wie schön das klingt und doch unvorstellbar, da es sich um ein ganz anderes Universum und eine ebenso ganz andere Spezies handelt. So wie damals, als du als kleiner, dicker Mann in der Wüste aufgetaucht bist und Ernst geholfen hast, den Weg nach Hause zu finden. Buddhi (mit vollem Namen „Buddhita“) wäre ein langes Buch wert gewesen. Der weibliche Buddha, der auch unter einem Baum erleuchtet wurde. Erinnerst du dich, Arima?

Und jetzt? Immer wieder diese Frage, die nicht wirklich beantwortet werden kann. Alles ist anders und doch gleich. Es gibt keine Erleuchtung, sagtest du eben. Ganz wie Herr Karl. Und wie sagtest du, als du aus der Quelle der Kraft heraus gesprochen hast? „Die Welt muss nicht gerettet werden. Sie rettet sich schon selbst.“ Was also hast du damals getan, als König oder Wächter des Universums? Keine Energie wieder gerade gerichtet? Nein? Also war alles nur ein Spiel. Das Spiel des Lebens. Nicht Shivas Tanz, denn der tanzt, wie du, für sich alleine. Arimas Tanz.

Jeder sollte seinen eigenen Tanz tanzen. Wir alle sollten tanzen. Feiern. Fröhlich sein. Und endlich aufhören zu glauben, dass man das Brot im Schweiße seines Angesichts verdienen muss. So was kann nur ein profitgieriger und machtgieriger Vollidiot geschrieben haben. Wie kann es sein, dass sich derartige Schriften so lange halten? Tausende sind ihnen verfallen. Aber dann kam ja einer, der das alles auf den Kopf stellen wollte, aber man hat ihm nicht geglaubt. Und zu guter Letzt hat man das, was er angeblich sagte, noch umgeschrieben, damit es so halbwegs zu den alten Schriften passt.

Das könntest du gewesen sein, Arima. Und wieder haben sie dich eingesperrt, weil dir keiner glauben wollte. Warum auch? Die Welt heilt sich selbst. Die Lebewesen auch. Vor allem jene, die meinen, bewusst zu sein und somit das Recht auf Götter zu haben. Glauben sie zumindest, um die Meute wieder mal im Griff zu haben. Die Schafe, die dem Wolf folgen. Hirten gab es bis jetzt kaum und wenn, hat man sie nicht erkannt.

Ja, ja, ich weiß schon, was du meinst. Es gibt nichts zu tun, aber du tust es immer wieder, weil das nun mal deine Art ist. So sprach der Skorpion und stach mal wieder zu. Es ist die Art der bewussten Lebewesen, etwas zu tun, obwohl es nichts zu tun gibt. Aber die Hände in den Schoß legen, ist auch nicht drin. Sollen alle nur da sitzen und ins Leere starren, bis die Erleuchtung über sie kommt, die es gar nicht gibt? Oder einfach nur fröhlich sein und tanzen bis zum Umfallen. Das materielle Leben ist nun mal kompliziert. Vom Geistigen reden wir erst gar nicht. Aber ich denke eben an den Skorpion, der immer wieder zustechen muss, weil das nun mal seine Art ist.


https://www.phiessences.com/de/Tier-Esse...3/Skorpion.html

Der innere Ring und der äußere Ring waren etwas ganz anderes, als gedacht. Die Geburt war Nebensache. Es war der Körper und das jeweilige Bewusstsein dazu, - die so genannte Bewusstseinsblase. Beides ist unser aller Gefängnis. Durchbrechen? Unmöglich! Sich damit abfinden? Wahrscheinlich bleibt uns nichts anderes übrig. Es stimmt schon, die Welt kann man nicht retten. Dazu sind wir zu klein, Herz. Aber wir können uns selbst retten. Das hätten wir vielleicht in der unsichtbaren Hand.

Buddhita saß unter einem Baum, unter einem Bodhibaum. Aber was erkannte sie, als sie stundenlang, tagelang, an den Stamm gelehnt saß und ein dämliches Grinsen ihr ansonsten hübsches, rundes Gesichtchen zierte? Was immer sie erkannte, es musste erheiternd gewesen sein. Aber wir dürfen nicht über jene lachen, die sich abmühen, weil sie etwas ganz Besonderes sein und darstellen wollen. Mitgefühl wäre gefragt. Aber das ist so ermüdend, weil sie eh nichts begreifen. Oh, Hochmut kommt vor dem Fall und das bedeutet: Level muss wiederholt werden.

Irgendwann ist alles vorbei. Out and over. Oder: game over. Also lasst uns ein neues Spiel beginnen. Besser gesagt: Lasst uns den nächsten Level angehen. Das Spiel ist fertig gespielt. Erprobt und für gut befunden. Es kann auf die Schafe losgelassen werden. Ein Level nach dem anderen. Das Spiel, das nie begonnen hat und nie enden wird. Ihr kommt da nicht raus! Genau das brachte Buddhita unter dem Bodhibaum zum grinsen. Ab und zu fiel ihr von oben eine saftig süße Feige in den Mund. Der Baum beschenkte seine Freundin nicht nur mit Erkenntnisse.

Von einer Bewusstseinsblase in die andere. Ein Level nach dem anderen. Dabei sind alle schon gespielt. Gleichzeitigkeit und Multidimensionalität. Wir überlisten Zeit und Raum. Wäre schön. Aber das spielen sie nicht für uns. Wir müssen selbst spielen. Ein Schritt nach dem anderen. Einen Zaun nach dem anderen überspringen. Man wird uns zählen und vielleicht dabei einschlafen. Für einen klitzekleinen Moment schläft der Hirte ein und vielleicht auch der Wolf, der draußen lauert. Draußen ist es stürmisch und chaotisch. Draußen – außerhalb der Bewusstseinsblase. Aber wir haben immer Zeit, uns zu erholen, um in die nächste Blase einzutauchen – um durch den nächsten Ring zu schlüpfen. Ab ins nächste Gefängnis. Wer zum Teufel hat dieses verdammte Spiel erfunden?!

Wir! Wir haben dieses verdammte Spiel erfunden und nichts dazu gelernt. Wie auch? Woher soll es auch kommen? Aus der Quelle? Alles Spinnereien. Unsinn. Quatsch. Humbug. Oder wie immer man all diese Träumereien von Bewusstseinserweiterung und all dem spirituellen Zeug nennen mag. Ist ja auch nur ein Spiel, um sich die Langeweile zu vertreiben. Fantasy-Bücher sind sehr unterhaltsam. Manchmal kann man auch darüber lachen. Aber nur manchmal, ansonsten ist fast alles zum Weinen.

Mach dich nicht zum Narren. Aber die Narrenkappe steht mir gut. Und eitel genug bin ich auch noch, um sie zu tragen. Bei jeder Kopfbewegung klingelt sie wie alte Schellen und erinnert mich an die Welt da draußen. An den Lärm. Den Radau, den die Menschen in ihrer Welt machen. Ich verstehe sie nicht mehr. Die nicht und die nicht und die noch weniger. Es gibt keine Fundstellen mehr. Nichts, worüber es sich lohnen würde zu sprechen, geschweige denn zu schreiben.

Alles hoffnungslos. Und dann ist doch noch die Frage da, wie man nur in so ein Schlamassel hinein geraten ist. Oder hat sich noch nie jemand die Frage gestellt, was das denn ist – das Sein? Sein oder nicht sein? Was ist das alles? Zeit, die vergeht. Zeit, die etwas in uns hinterlässt. So genannte Erinnerungen. Die Kindheit. Die Jugend. Wohin geht das alles? Midlifecrisis? Dazu ist es bereits zu spät. Woher komme ich und wohin gehe ich? Aus dem Nichts ins Nichts.

Der Mensch nimmt sich zu wichtig. So einfach ist das. Diesmal sind die Fundstellen realistisch. Was ist denn das schon wieder? Realistisch gibt’s nicht. Es gibt die Menschenwelt und alles andere wird ausradiert. In der Menschenwelt hat nichts anderes Platz als nur der Mensch. So verhält er sich auch. Und ich gehöre dazu. Nahe dem Wahnsinn, weil diese Welt nicht mehr zu verstehen ist. Kopfschütteln. Die Narrenkappe läutet wieder. Die fünf Minuten vor zwölf können wir uns auch sparen, denn um diese Welt ist es nicht schade. Nicht um die Menschenwelt.

„Leider begingen viele Initianden an diesem Punkt zu glauben, dass sie die absolute Wahrheit erlangt haben, nur weil sie mit einer größeren Kraft als der des eigenen Selbst in Verbindung getreten sind.“ (Elizabeth B. Jenkins)
Oder: Wir sind nicht mehr und nicht weniger als das, was wir sind und dem es nichts hinzuzufügen oder wegzunehmen gibt. Erkenntnis macht den Geist nicht größer. Gedanken haben kein Gewicht. Und die Seele? Wird sie ewig leben? In einer Welt wie dieser ist das irrelevant.

Es muss eine neue Menschenwelt geben. Und viele andere neue Welten, in denen wir herum tollen können. Das Tollhaus ist eröffnet! Es gibt so viel, was wir nicht brauchen. Alles im Überschuss. Vor allem hier. Und dort? Hunger, Elend und Krieg. Das ist es, was sich ändern muss. Sofort! Von einem Moment auf den anderen. Oder doch wieder nur Schritt für Schritt. Kleine, winzige Trippelschritte. Es ist auf keinen Fall lustig.

Unsere Schuld? Weil wir Jahrzehnte das Leben genossen oder viel mehr ausgebeutet haben, ohne nachzudenken. Wer denkt schon gerne? Und dann noch selbständig! Geht gar nicht. Man hätte uns alles sagen müssen. Aber wer hätte verzichtet? Schon wieder so viele Fragen. Man müsste radikal durchgreifen. Auch nicht gut. Von einem Extrem ins andere. Mittelwege würde ich auch nicht vorschlagen. Entweder gut oder böse. Oder gar nichts.

Wieder denke ich an den Skorpion und seine Art. Denke auch an den Tiger und seinen Jagdinstinkt. Sind wir Jäger oder eher Gejagte? Wir sind was wir sind. Auch wenn wir manchmal in luftdichten Höhen schweben, wo das Gehirn kaum mehr Sauerstoff abkriegt, verändern wir uns nicht wirklich. Und Kräfte und Mächte, die größer, höher sind als wir? Alles nicht messbar. Außerdem ist die Außenwelt immer unser Feind.

Wir haben keine Freunde mehr da draußen. Sagte schon Don Juan zu Freund Carlos. Einen Baum umarmen kann dir mehr schaden als nützen. Sie wissen um unsere Art. Bäume haben vielleicht mehr Intelligenz als wir Menschen. Also auch etwas Größeres, Höheres als wir. Lassen wir erst mal die Tier- und Pflanzenwelt Tier- und Pflanzenwelt sein und kümmern wir uns um eine neue Menschenwelt. Wie? Wenn ich das nur wüsste.

Arima hat sich schon wieder nach „Sampanna“ verzogen. Er hat das Heldentum aufgegeben. Für immer und ewig. Er beharrt nach wie vor darauf, dass es nichts zu retten gibt. Nicht einmal uns selbst. Dabei dachte ich, es handelt sich endlich um eine ganz neue Wiedergeburt meines ewigen Protagonisten. Mitnichten! Und die Fundstellen interessieren ihn überhaupt nicht mehr. „Lass es gut sein, wie es ist“, seine Devise und: „Frag ja nicht nach, WIE es ist!“

Ich will auch nach Sampanna. In dieses Land, in dem für immer die Sonne scheint, in dem Milch und Honig fließen und auf den Bäumen und Büschen die saftigsten Früchte wachsen. Halt! Ich winkle meine linke Hand, die Fingerspitzen nach oben, die rechte Handfläche legt sich auf die Fingerspitzen der linken Hand. Auszeit! Halte die Welt an! Sampanna ist Geist. Dort gibt es nichts und doch alles, bis auf Gegensätze. Bis auf Gegensätze! Nondualität!

In (oder auf?) Sampanna gibt es keine verwundbaren Körper. Und auch keine verletzlichen Seelen. Es ist vielleicht das, was der Menschenwelt am meisten fehlt. Kein Wunder, dass sich Arima wieder mal dorthin verzogen hat. Kein Leuchtendes Wesen würde es länger als einen Tag in unserer Menschenwelt aushalten. Dabei sind Leuchtende Wesen eine Art Weiterentwicklung der Menschen. Wenigstens in meiner Phantasie, um ein bisschen (gute?) Menschenwelt zu retten, falls das auf diese Art möglich ist.

So viel Lug und Trug und davon nehme ich mich nicht aus. Immerhin habe ich längst das „Arschloch“ in mir erkannt. Schock pur! Aber das muss sein. Man muss sich seinen unzähligen Schatten stellen. Sagt zumindest der große Carl Gustav Jung. Und was andere erst sagen. Tu dies und du das. Denke dies und das. Sie sagen uns ja doch, was wir tun sollen. Sei nicht so oder so. Sei anders. Aber niemand sagt: Sei einfach! Oder nur: Sei!

Auszeit! Es ist wie es ist. Sich echauffieren bringt nichts. Man macht sich damit nur selbst fertig. Aber in Zeiten wie diesen ist das nicht immer einfach. Sei einfach. Sagt sich so leicht. Es tun ist eine ganz andere Sache. Dann kommt auch noch der Kalte-Jahreszeiten-Blues dazu. Und vom Träumen hat sich noch nie was geändert. Andererseits, - der Mensch lebt nicht nur vom Brot allein. Es gibt ja doch einige Sprichwörter, die nicht so dumm wirken, wie man auf dem ersten Hören meint.

Tanzen und Träumen – das sind ja mal zwei ganz anständige Fundstellen bis jetzt!

Wieder einmal begebe ich mich auf das Plateau und blicke hinunter auf das wunderschöne Land. Sampanna? Möglich und vielleicht sogar sicher, denn Arima hockt neben mir und wir beide lassen unsere Beine (in Jeans) über die steilen Klippen baumeln. Wunderbarer Weise habe ich keine Höhenangst. Im Gegenteil. Irgendwie zieht es mich ganz sanft hinunter in dieses herrliche Land, in dem es all die wundervollen Landschaften wie auf der Erde gibt, aber doch um einiges zauberhafter.

„Es ist magisch“, - höre ich Arima sagen. „Es ist die Magie der Gedanken.“ Materialisierte Gedanken? „Kann man so sagen, aber ich würde an deiner Stelle nicht darüber nachdenken. Genieße einfach diese Gestalten da unten und beobachte, wie friedlich sie sind.“

Langsam denke ich, es handelt sich bei diesen Fundstellen nur um mich selbst und nicht um Arima, der einst eine Geburt verweigerte und im „Jenseits“ einige Fundstellen fand, um sich dann doch wieder zu einer Geburt zu entschließen. Es ist ein wenig verworren, da ich schon mal über das nächste Universum schrieb und er damals Ernst und seine Tochter Buddhie und noch einige andere Wesen traf. Multiversen. Nicht eins nach dem anderen, sondern unzählige gleichzeitig. Ohne Anfang und ohne Ende. „Ich würde an deiner Stelle nicht darüber nachdenken“, höre ich wieder Arimas Stimme in mir.

Das tägliche Schreiben ist meine Morgenmeditation. In diesem Momenten versinke ich in mir selbst und bin dann genau dort, worüber ich schreibe. Meistens zumindest. Ab und zu ufert es etwas aus, wenn etwas nicht passt. Na ja, alles passt nie. Nun aber zurück auf das Plateau, wo Arima (in Jeans und T-Shirt, wo vorne eine Hand mit hochgestreckten Mittelfinger drauf ist) noch immer neben mir hockt. Ist das nicht ein bisschen heftig? - frage ich und weise mit dem Kopf auf den Aufdruck seines Shirts. „Es ist nicht mein Problem, wie es aufgefasst ist. Wenn sich jemand betroffen fühlt, selbst schuld.“ So ist er. Typisch. Und andererseits wieder so untypisch, da er nie Lebewesen verletzen würde. Was, wenn sich jemand dadurch verletzt fühlt?

„Du denkst du zu viel!“ Da hat er recht. Also blicke ich wieder hinab auf die herrliche Landschaft und die bunte Gesellschaft, die sich dort herum treibt. Luzifer winkt mir von unten zu. Ich weiß nicht, wieso mir so viel an Luzifer liegt. Ich mag diesen Kerl einfach. Nicht nur, weil er Arimas Ebenbild (bis auf das Muttermal unterm linken Auge) ist, sondern weil ihm ein Mythos nachhängt, der einfach „cool“ ist. Er scheißt sich nichts und sagt, was Sache ist. Wenn es schon Licht gibt, dann für alle. Wunderschöne Devise und auch ein bisschen kommunistisch, was man eigentlich Joshua nachsagt, der bei uns Jesus-Christus genannt wird. Der treibt sich übrigens auch dort unten herum – gar nicht weit weg von Luzifer.

In einer meiner Schriften machte ich Joshua und Luzifer zu Zwillingsbrüder. Jeder könnte so einen Zwillingsbruder oder auch eine Zwillingsschwester haben, denn Luzifer war nur für Joshua sichtbar – für alle anderen war er gar nicht vorhanden. Die unsichtbaren Geschwister oder Spielkameraden, die man als Kind, besonders als Einzelkind, sehr oft hat.
Ich machte Joshua auch zu einem Aspekt Arimas. Das musste sein, da ich mit dieser Religion aufgewachsen bin. Joshua, für mich ein Rebell, gehört einfach dazu. Genauso wie Arima, der mir sehr viele Geheimnisse verraten und mir oft Mut zugesprochen hat und das auf eine Art und Weise, die ich selbst nur schwer verstehe. Und ohne wenn und aber glaube ich, dass wir nun mal von Kräften umgeben sind, die um einiges stärker sind als wir und sie uns einiges zuflüstern, egal auf welche Art.

Buddha meditiert unter einem Apfelbaum und direkt ihm gegenüber hockt Buddhie unter ihrem alten Bodhie-Baum. Wie schon mal erwähnt, sieht Buddha wie Keanu Reeves aus und Buddhie wie seine Zwillingsschwester, nur etwas molliger. Shiva tanzt mit seiner Frau Parvati in einem der unzähligen weißen Pavillons zu Krishnas Flötenspiel. Und irgendwo frühstückt Schneewittchen mit ihren sieben Zwergen, samt Prinz, in einem kleinen Häuschen hinter den sieben Bergen.

Phantasie – was für eine herrliche Fundstelle!

Nicht, dass ich mich über Religionen lustig mache, weil ich sie Phantasien nenne. Phantasie ist was „Gutes“ - etwas, wie das Wort an sich ja schon ausdrückt - Phantastisches. Aber ich denke mal so, dass sich derartige Kräfte, die uns noch dazu nicht allzu bekannt sind oder nicht mehr bekannt sind, kaum anders darstellen lassen. Unbekanntes durch Bekanntes darstellen. Genauso meine ich das. Und dazu braucht es nun mal auch Phantasie. Die so genannten Legenden der Götter, Göttinnen, Heiligen und Helden wiederholen sich ja in den Geschichten, wie ich immer wieder feststelle.

„Du denkst zu viel. Du zerpflückst alles, bis nichts mehr übrig bleibt.“ Arimas sanfte Stimme ermahnt mich. Irgendwie hat er ja recht, aber das ist nun mal meine Art. Ich bin eine Denkerin und nicht mal eine gute Denkerin. Das meiste plappere ich eh nur nach und gebe vielleicht etwas anderen Senf dazu. Vermische sozusagen die Geschichten miteinander, wodurch eventuell eine neue entstehen könnte. So haben es die Philosophen im alten Griechenland auch gemacht. Pro und Kontra mischen und schon war eine neue Philosophie da.

Nur, wie passen Schneewittchen, die sieben Zwerge und der Prinz dazu? Viele Märchen waren wie der erhobene Zeigefinger. Sie sollten den Kindern und eventuell auch manchen Erwachsenen ein wenig Moral beibringen. Religionen sind nicht viel anders. Auch sie erheben den Zeigefinger und trichtern Moral ein. Und die sogenannten „Archetypen“ (C.G. Jung!) der Märchenfiguren sind auch nicht zu unterschätzen. Außerdem, als es noch viele Götter gab, standen auch sie für jeweilige Eigenschaften und Arten oder Unarten der Menschen. Die Göttin der Weisheit. Die Göttin der Liebe. Der Gott des Handels. Der Gott des Krieges. Und über all diese Götter immer einen Hauptgott, wie auch eine Hauptgöttin. Sehr oft war auch ein Gott dabei, der sich gegen alle stellte. Loki war so einer und natürlich wieder Luzifer, der gefallene Engel.

Quantensprung! Oder eher Realitätssprung, da die Frage eigentlich ganz normal ist: Wie haben unsere Urahnen herausgefunden, welche Gaben der Natur weder giftig noch ungenießbar sind? Haben sich vielleicht einige freiwillig geopfert oder wurden manche dazu gezwungen? Opfer für die Gemeinschaft oder Zwang gegen Gemeinschaft?

Es passt ein wenig in die heutige Zeit, deshalb der Quantensprung von Sampanna bis ins eiskalte, eiserne Zeitalter. Weg von dem bequemen Platz auf dem Plateau, das von weichem Moos gesäumt ist und genau für unsere Gesäße die richtigen Mulden am Rand der Klippe aufweist, wo wir wie in warmem Wasser unsere müden Füße herab baumeln lassen und den herrlichen Ausblick genießen.

Und jetzt hier vor dem Computer, der, genauso wie das TV-Gerät auf den Müll gehört und man am besten irgendwohin in die Einöde oder gar in ein Kloster zieht. Weg von dieser Zeit der Rastlosigkeit und Häme. Weg von Rücksichtslosigkeit und Profitgier. Weg von den Menschen dieser Zeit, in der sich die meisten als Opfer fühlen, aber das glatte Gegenteil sind.

Arima ermahnt mich wieder und meint, auch schlechte Zeiten können lehren. Ja, was denn? Geduld? Unter anderem! Haben wir ja nicht. Geduld. Wir sind sehr ungeduldig, wenn es um schlechte Zeiten geht. Man will wieder die guten Zeiten haben. Die unbekümmerten, leichten, beschwingten, wie man sie als Kind hatte. Kinder haben sie vielleicht auch heute noch, obwohl die Zeiten andere geworden sind.

Kümmere dich nicht um andere. Kümmere dich um dich. Aber das wäre genau der Egoismus, der im Moment unserer Zeit kursiert. Alle kümmern sich nur um sich selbst. Möglich, aber es gibt eine andere Art, sich um sich selbst zu kümmern – sich um das Selbst kümmern, denn das ist frei von allem. Nicht schon wieder diese Leier. Aber sie wird dich verfolgen, bis du erkannt hast.

Trost spenden. Abwarten. Das Selbst ist immer. So sagen die Weisen des Advaita. Und so hart es auch klingen oder sein mag, durch Mitleid ist es noch keinem besser gegangen. Weder dem, mit dem man Mitleid hat und noch weniger dem, der mitleidet. Schon gar nicht dann, wenn es keine Abhilfe gibt. Komm selbst da durch! Das ist dein Weg und das sind deine Steine, die auf deinem Weg liegen. Also räum sie selbst weg oder bau ein Schloss damit.

Fundstelle gleich Baustelle!

Das Schloss hinter den Bergen. Nicht das von den Zwergen. (Reimt sich!) Es ist Arimas Schloss, in dessen Umgebung er einst zwei Seelen das Drachenreiten beibrachte. Ysil und Bela, Aspekte Arimas Kinder Manola und Thygyrill. Wie wurde dieses Schloss erbaut? Es wurde nie erbaut. Er war, ist und wird immer sein.

Mal halb lang, denn es wird langweilig. Immer dieselbe Leier. Immer wieder das Schloss und die Drachen und die Einhörner oder das Plateau und darunter all die Götter und Dämonen, die eh nur Hirngespinste oder Denkhilfen sind. Denkhilfen? Ja, das, was man sich nicht vorstellen kann, wird zu etwas gemacht, das man sich vorstellen kann.

Wieder mal an die Grenzen der Phantasie gestoßen? Aber es geht immer weiter. Hier kann es kein „Ende“ geben, keinen letzten Satz. Zumindest wird er nicht bewusst geschrieben. Schreiben um des Schreibens willen. Das wahre Tun. Oder? Nichttun wäre besser. Freund Carlos wusste es. Er wusste, wie man die Welt anhält und die Blase durchbricht, um mit der toltekischen Schlange ins Unbekannte zu fliegen. Sein Ego war so angeschlagen, dass es sich nicht mehr aufbäumte, sich nicht mehr gegen den Flug ins Nichts wehren konnte.

Und die Ernte? Wieder mal dieses so paradoxe Problem. Man soll sich keine Ernte erwarten. Man tut ja auch nichts dafür. Es kommt wie es kommt und es kommt, wenn man nicht darauf vorbereitet ist. Genau in so einem Moment, wo man ins Leere starrt („Narrenkastl schaun“, nannte es meine Mutter), überkommt es einen wie ein Blitz. Aber nicht der Blitz der so genannten Erleuchtung, denn den gibt es nicht, sondern der Blitz, der dich niederwirft, der dich zu Boden drückt, in den Boden hinein, immer tiefer und tiefer in den Abgrund.

Schamanen durchleben die Hölle, bevor sie wieder lächeln können. Jene, die erkannt (ist was anderes als erleuchtet sein!) haben, gingen ebenfalls durch die Hölle, bevor sie ihr selbstgefälliges Lächeln für immer aufsetzen. Okay, worin besteht der Unterschied zwischen „erkannt haben“ und „erleuchtet sein“? Ganz einfach, man erkennt, dass es keine Erleuchtung gibt. Ganz so wie die alten Zenbuddhisten sagen: „Vor der Erleuchtung Wasser tragen – nach der Erleuchtung Wasser tragen.“

Es hat sich nichts geändert. Und warum nicht? Weil du eh schon dort bist, wo du immer hin wolltest, es dir aber nie bewusst war. Und plötzlich tun sich die Tore des Paradieses auf, man wird leicht und leichter und fliegt mit der toltekischen Schlange ins wundervolle Unbekannte, in dem es keine Unterschiede mehr gibt. Alles ist gleich. Alles aus ein und demselben Geist gemacht. Gleichgültigkeit – kein gar so schlechtes Wort. Alles hat die gleiche Güte – nichts besser oder schlechter. Alles gleich. Alles gültig. Alles hat seine Berechtigung.

Nachplapperei. Auch nichts Neues und genauso langweilig wie deine ewigen Seelenlandschaften. Fehlt nur noch der riesige Park mit den Pavillons und den bunten Vögeln und seltsamen Tieren. Bunte Vögel und seltsame Tiere habe ich nie erwähnt. Aber es passt. Weiße Pavillons und herrliche Pfaue, die ihre Räder schlagen und ja, seltsame Tiere, - Löwen mit gefärbten Mähnen... Vergiss es! Das ist zu gewöhnlich. In Sampanna wird nichts gefärbt. Da ist alles Natur – die Natur des Geistes, auch wenn alles seine Berechtigung hat, lassen wir keine gefärbten Mähnen zu.

Und wo bleibt die nächste Fundstelle? Die liegt im Moment der Verwirrung oder Verirrung noch ganz tief unten – unter der Erde, dort, wo der Erdkern glüht.

Bis zum Mittelpunkt der Erde. Dort, wo das Höllenfeuer ewig brennt. Was aber, wenn der Erdkern erlischt? Kein Feuer mehr. Keine Wärme. Alte Erde. Einmal wird auch sie nicht mehr sein. Nicht mehr in dieser Form. So wie sich alles wandelt, wird auch sie sich wandeln und das gesamte Universum mit ihr. Fundstelle Wandel.

Alles ändert sich. Dabei gäbe es einige Momente, die länger sein könnten. Momente, in denen man sich restlos zufrieden fühlt. Da passt alles. Es könnte nicht besser sein. Ganz oben auf der Achterbahn der Gefühle. Und plötzlich geht es runter. Rasant. Ganz runter bis es brennt. Kalt brennt. Eiskalt brennt. Jene Momente sollen schnell vergehen, aber meist sind sie es, die sich in die Länge ziehen.

Zeit ist relativ. Sagte schon Einstein. Auch wenn er es anders meinte, kann uns dies bei Wartezeiten beim Arzt oder im Amt sehr bewusst werden. Da kriecht sie dahin, aber wehe, uns geht es einmal gut – schwupps, alles schon vorbei bevor man es richtig genießen konnte. Dabei vergeht die Zeit in beiden Situationen immer gleich schnell oder gleich langsam – wie immer man es nennen mag.

Die einzige Funktion der Zeit ist Veränderung,- schrieb ich schon mal, vielleicht auch schon mehrmals. Aber Zeit ist auch Bewegung. Von hier nach dort, obwohl sich von hier nach dort nichts verändern muss. Und doch tut es das. Für uns kaum bemerkbar. Jeder Moment ist ein anderer, ein neuer.

Neu? Determinismus! Alles schon passiert! Oder um genau zu sein: Alles schon vorbestimmt, denn die Dominosteine sind gelegt und sie können nicht anders fallen. Sie müssen sogar so fallen, denn so will es das Gesetz. Gott ist auch gegen Naturgesetze machtlos. Na, so was!

Die Frage ist ja die: Wie mache ich mir das Leben so, wie es mir gefällt. Pippi lässt grüßen! Egal, ob vorbestimmt oder nicht. Da ist noch immer (wenn auch vielleicht scheinbar!) die Entscheidungsfreiheit, ob ich zum Frühstück Schwarz- oder Weißbrot esse. Und wenn beides vorhanden ist und ich mich nicht entscheiden kann, esse ich eben ein Stück davon und ein Stück hiervon. Auf die Art könnte das Leben einfach sein.

Wären da nicht immer diese Steine im Weg, die sich nicht und nicht zu einem Schloss bauen lassen. Man möchte sie hoch heben, aber sie sind einfach zu schwer. Man stolpert und fällt, schlägt sich die Knie auf und vielleicht schlimmer noch, - man bricht sich ein Bein. Und dann? Dann lernt man vielleicht im Krankenhaus neue Menschen kennen, während einem das Bein eingegipst wird.

Es gibt also nicht nur durchwegs gute oder schlechte Momente. Jeder gute Moment hat auch seine Schattenseite (man bedenke: erst wenn die Sonne scheint, gibt es Schatten), wie auch jeder schlechte Moment seine guten Seiten hat oder haben kann, wenn man sie erkennt.

Vielleicht lässt sich auf diese Art Dualität überlisten. Fundstelle Dualität!


(Quelle: https://www.acredia.at/news-presse/meldu...nternehmenswelt)

Himmelblau und die rosarote Brille. So lässt sich's leben. Auf jeden Fall. Auf alle Fälle. Fallweise. Und schon wieder der Fall hinab. Kann man auch hinauf fallen? Ja, wenn man schon ganz unten ist. All die verstoßenen Engel!

Ja, hatten wir schon, - diesen Gedanken, sich bewusst zu sein, ein Nichts zu sein. Etwas zu sein, das ständig zu etwas hoch blicken muss. Das hatten wir noch nicht. Aber Luzy (Luzifers Inkognito-Nickname, den er aber selbst nicht ausstehen kann) kann ein Lied davon singen. Ständig vor dem Thron Gottes herum buckeln, ihm dies oder das zu bringen, dabei ist er kaum besser als die anderen Götter, die schon dazu imstande sind, sich selbst Nahrung oder sonst was zu besorgen. Außerdem leidet er an Größenwahn. Er sei der einzige und wahre Gott. Ha!

Man soll nicht spotten! Wir wissen ja nichts. Und was, wenn es ihn doch gibt, den alleinigen Gottvater, der zugleich auch Gottmutter ist? Wird man wegen Gotteslästerung von Gott bestraft? Luzy grinst. Er hat wirklich dasselbe bubenhafte Grinsen wie Arima. Einst Kim, den ich noch immer mit frisch kurzgeschnittenen Haaren, nacktem Oberkörper, in Jeans und barfuß die Treppen hoch laufen sehe und wie er mir dieses freche und zugleich süße Grinsen nach unten wirft und ich nicht imstande bin, es aufzufangen, um es für die Ewigkeit aufzubewahren.

Natürlich wird man nicht bestraft, denn man ist ja ein Nichts. Niemand wird sich wegen ein Nichts echauffieren. Also blicken wir zum Himmel hoch, setzen die rosarote Brille auf und sehen alles in Lila. Jetzt ist es Shiva, der grinst. Lila – das ist doch dieses göttliche Spiel und wenn man es wirklich drauf hat, setzt man die Brille nie wieder ab, auch wenn sie noch so verschmiert ist. Besser verschmiert als eine schwarz-weiße Welt. Ist sie ja nicht. Die Welt ist grau. Unzählige Grautöne, die erst durch das Sonnenlicht dementsprechend echte Farben bekommen, die wir aber nicht sehen. Nur Götter können echte Farben sehen.

Und was lehrt uns diese Fundstelle, falls sie denn eine ist? Es kommt doch nicht auf die Fundstellen an. Das ist bloß ein Titel, um unterscheiden zu können. Ich kann nicht allen meinen Schreibereien denselben Titel verpassen. Da würde ich mich nicht mehr auskennen, wo welche Geschichte oder wo welches Gespräch sich versteckt. Fundstelle, bergauf hinunter, das Buch, das nie geschrieben wurd – alles bloß Titel.

Aber nicht immer. Ausnahmen bestätigen die Regel. Manchmal sagt der Titel schon einiges aus. Manchmal ist das beste am Geschriebenen der Titel. Ich bin immer beeindruckt von Simmels Buchtitel. Etwa: „Mich wundert, dass ich so fröhlich bin.“ Oder: „Die Antwort kennt nur der Wind.“ Oder: „Der Stoff aus dem die Träume sind“. Die Buchtitel des Johannes Mario Simmel sind so was von poetisch, dass sie beinahe Gedichte genannt werden können.

Bei mir sind weder Titel noch Inhalt (bei keiner falschen Bescheidenheit!) nennenswert. Muss ja so sein, wenn man sich als Nichts fühlt. Das Nichts, das aus dem Nichts kommt und ins Nichts geht. Aber mal ehrlich, - glaubt wirklich jemand, dass der Tod nichts verändert? Dass wir, bloß körperlos, noch immer hier herum geistern, oder von irgendwo da oben herab schauen, obwohl wir tot sind? Oder, dass wir, mit diesem Bewusstsein, diesen Erinnerungen, noch immer irgendwo vorhanden sind? Was bedeutet es denn, das Ego verlieren? Es bedeutet, von einem Moment zum anderen ein Nichts zu sein. Und komme mir jetzt ja keiner mit dem ewigen Selbst! Nicht heute!

Heute auch nicht. Und auch keine Paradoxie. Eine Bekannte sagte mir, dass mein Mann nicht mehr ist. Sie habe erst jetzt erfahren, dass er nicht mehr ist. Bevor sie es erfahren hat, war er. Welch seltsame Formulierung. „Habe erst jetzt erfahren, dass dein Mann nicht mehr ist.“

Er hat mich aufs Schreiben gebracht. Unterschwellig. Er ließ mir Zeit zu schreiben. Zeit, mich mit dir zu unterhalten, Arima – damals noch Kim. Kim, mein Geist. Er war stolz auf die Buchveröffentlichungen, auch wenn sie nichts brachten, außer, dass ich meine „Werke“ in Buchform in Händen halten durfte. Er gab mir diese wunderschönen Zeiten. Und jetzt ist er nicht mehr. Über ein Jahr schon ist er nicht mehr.

Die alte Schreibmaschine, auf der ich die ersten Seiten tippte. So viele Farbbänder! Und dann der erste Computer und das erste Schreibprogramm. Kims Leben musste getippt werden. In allen Einzelheiten und das mehrmals hintereinander, bis es wirklich passte, bis der arme Junge über seine seltsamen Augen und seine seltsame Art aufgeklärt wurde. Leuchtendes Wesen.

Ich erinnere mich. Fundstelle Erinnerung. So gerne denke ich zurück. Es gibt mehr Zurück als Vorwärts. So viele Jahre werden es nicht mehr sein. Aber ich habe schon immer gerne über den Tod nachgedacht. Darüber, nicht mehr zu sein. Klingt seltsam. Er ist nicht mehr. Ich werde nicht mehr sein. Nicht mehr hier auf der Erde, auch wenn unsere Körper hier begraben sind. Verbrannt oder nicht verbrannt. Auf jeden Fall gehören sie der Erde.

Asche zu Asche. Staub zu Staub. Erde zu Erde. Und was ist mit den Sternen? Keine Sternenkinder? Alles nur Theorien. Wir wissen nix. Gar nix. Meine Theorie? Daran darf ich festhalten. Arima – die Ganzheit, in der all die Seelen schwimmen, die uns bekannt sind. Wir beide sind. Sind in ihm – in dieser von mir geschriebenen und er(ge)fundenen Ganzheit.
„Wogga-Woid“ nannte es meine Mutter – dieses Schwimmen in einem Irgendwo, bevor man geboren wird und vielleicht auch, wenn man nicht mehr ist. „Woid“ steht für Wald. Die steirische Sprache ist nicht immer einfach. Was „Wogga“ heißt, habe ich nie heraus gefunden, aber es klingt so wässrig, wie die Mangrovenwälder, die immer unter Wasser stehen.

Man schwimmt in dir, Arima. Sampanna – das bist du selbst. Jetzt weiß ich, warum Herr Karl immer sagt, man kann nicht glücklich sein, weil man ja selbst das Glück ist. Wir sind Paradies. Wir sind Sampanna. Auf jeden Fall sind wir! Zumindest wird es gewünscht. Nächste Fundstelle: Wünschen.


Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Mangrove_(%C3%96kosystem)

Durch die Blume. Der Wunsch, alles durch die Blume sagen und gesagt bekommen. Dann tut's nicht so weh. Direktheit ist so brutal. Und ehrlich muss es deswegen auch nicht sein. Man kann auch direkt flunkern. Mag sein, dass Direktheit spontan ist und das Gefühl des Moments ausdrückt, was zwar Ehrlichkeit bedeuten kann, aber im nächsten Moment wieder eine ganz andere Ehrlichkeit sein kann.

Ich denke eben an etwas, das ich mal gelesen habe – über eine alte indianische Schamanin, die von ihrer Schülerin gerügt wird, weil sie am Vortag etwas ganz anderes zu ein und demselben Thema gesagt hat. Die alte Indianerin lachte und meinte: „Das war gestern. Heute ist es ganz anders.“

Unsere Gefühle ändern sich wie unsere Gedanken. Alles dreht sich im Kreis. Mal oben – mal unten. Ja, auch der Kreis kann ein Oben und ein Unten haben. Je nach dem wie man ihn aufstellt oder aufhängt oder von welcher Seite man ihn betrachtet. Heißt aber nicht, dass alle guten Gefühle und guten Gedanken oben sind, während alle schlechten Gefühle und schlechten Gedanken unten sind.

Wir wissen nicht, von welcher Ecke der Hase hervorspringt, wie Don Juan, laut Freund Carlos, mal gesagt haben soll. Mal sind es gute und mal sind es schlechte Gefühle und Gedanken. Abwechselnd. Und manchmal fragen wir uns tatsächlich, woher sie denn kommen und wohin sie wieder gehen. Sollte man nicht. Einfach beobachten und ziehen lassen, egal, um welche Art Gefühle und Gedanken es sich handelt.

Ich beneide Autisten. Man sagt ihnen nach, dass sie keine Gefühle haben und sich deshalb nicht von ihnen beeinflussen lassen. Ich beneide Mr. Spock, wie cool er immer war, während sich Dr. McCoy immens aufregen konnte. Man wird deswegen nicht kalt. Arima, damals noch Kim, könnte ein Lied davon singen, als er alles daran setzte, sein Selbstmitleid los zu werden. Von da an war er stark und noch empathischer, weil da Platz für andere war und nicht nur für sich selbst und sein aufgebauschtes Selbstmitleid, samt plärrendes Ego.

Durch die Blume hätte ich es trotzdem gerne. Man will ja niemanden verletzen. Ganz im Gegenteil. Man will mit allen und allem auskommen. Brüderlein und Schwesterlein fein. So soll es sein. Geht das? Ich meine, geht das vollkommen ehrlich oder geht es dann darum, wer den anderen durch Hilfeleistung übertrumpft. Ich bin empathischer als du. Ätsch!

Der Skorpion ist wieder da und seine Art zu stechen. Die Art der Menschen hat mit Empathie nichts am Hut. Menschen sind nicht empathisch und wenn, nennt man sie „krank“. So wie Autisten. Die sind auch „krank“. Mr. Spock war nicht „krank“ - er war ein Außerirdischer, ein Vulkanier, dessen Art es mit Gefühlen nicht so hat. Aber halt! Mr. Spock war auch halb Mensch, denn nur sein Vater war Vulkanier, während seine Mutter Mensch war. Und doch setzte sich meistens der Vulkanier in ihm durch. Sein Glück?

Fundstelle Glück? Eher nicht, denn auch Glück geht immer wieder vorbei. Wie bei einem offenen Paternoster. Man kann ihm nachschauen, wie es wieder nach oben oder unten fährt. Wir sind noch immer bei der Fundstelle „wünschen“. Ich wünsche mir weniger Gefühle und weniger Gedanken. Am besten gar nichts von beiden. Oder zumindest sehr wenig.

Was zählt, sind die Fakten. Das, was sicht- und tastbar ist. Es kann auch riech- und hörbar sein. Aber wir wollen nicht mehr über sechste oder siebte Sinne reden. Auch wenn wir sie uns manchmal wünschen würden. Ein bisschen Zauberei wäre gut. Hokuspokus und schon fühlen wir uns wohlig in der Mitte. Ja, Mitte! Nicht links und nicht rechts, sondern die goldene Mitte. Damit fährt man am besten. Dann ist es auch egal, ob es nach oben und unten geht. Das wollte ich sagen. Und nur das. Alles andere ist Beiwerk.

Fundstelle: Beiwerk, Zierde oder Dekoration. Es weihnachtet nämlich bald – in etwas mehr als einen Monat. Das sind Fakten, die sich bereits in den innerstädtischen Straßen zeigen. Bald läuft auch wieder die Weihnachtsmusik in allen Geschäften. Dann ist die Mitte erwünscht. Die absolute Mitte der Gelassenheit.

Plateau – die Wolken zum Greifen nah – weiches Moos am Boden. Und keine Höhenangst, wenn ich ganz nach vor gehe, mich ins weiche Moos setze und gute 300 bis 400 Meter hinab sehe. Eigentlich ist es gar keine Entfernung nach unten. Meine Augen zoomen die Szenen, die gerade in meinem Kopf (?) sind, ganz nah heran, als würden sie vor mir am Abgrund in der Luft schweben.

Sampanna zu betreten fällt mir noch schwer, auch wenn ich darüber schreibe, wie schön die bunten Anlagen, mit den Pavillons sind, die weiten Wiesen und Berge, wo Arimas herrliches Schloss steht und davor die Drachen und Einhörner und anderes wildes Getier grasen. Dann erst die Seen, in denen man im immer im warmen Wasser schwimmen und tauchen kann. Ganz nach unten, wo eine weitere zu bestaunende Welt sich offenbart.

Das alles nur von weitem. Mit Abstand. Und auch wenn sich das Plateau auf (in?) Sampanna befindet, so ist es irgendwie nur ein Tor, das man mutig durchspringen muss. Über den Abgrund hinaus. „Spring!“ ruft Arima. Es ist noch zu früh.

Freund Carlos sprang. Und mit ihm all die Atome, die seinen Körper ausmachten, sie sich aber irgendwie voneinander lösten und erst nachdem er unten ankam, wieder zusammensetzten. So blieb er unverletzt. Aber das, was unten ankam, war nicht mehr das, was gesprungen ist. Nur ein obdachloser Alkoholiker erkannte das. Als er ins Lokal kam, in dem Carlos an der Bar stand und ihn anblickte, erstarrte er und lief schreiend wieder hinaus. Als der Barkeeper fragte, was der Mann denn hatte, meinte Carlos: „Er ist der einzige Freund, den ich auf der Welt habe.“ Und das war die Wahrheit, schrieb Freund Carlos weiter, wenn ich unter >Freund< jemanden verstehe, der durch die Maske hindurchsieht, die man trägt, und der weiß, woher man wirklich kommt.

Wir werden diese Maske erst los, wenn wir springen. „Spring!“ ruft Arima abermals. „Was hast du schon zu verlieren?“ Gute Frage. Mein Leben vielleicht? „Nicht mal das.“ Wie recht er hat. So gesehen könnten wir sorglos alles unternehmen, was uns Spaß macht. Ohne Rücksicht auf Verluste, weil wir eh nix haben. Wieso schaffen wir das nicht? Pardon! Wieso schaffe ich das nicht? Weg mit der Maske und ab in den Abgrund. Loslassen! Scheiß drauf! Scheiß auf alles! Ist ja alles nicht wichtig.

Und wenn ich dann ganz alleine dastehe und niemand mehr zu mir hält, auch gut. Dann haben sie ohnehin nie zu mir gehalten. Dann war das alles nie echt. Von einem Moment zum anderen ganz anders. Denke dabei an die alte Indianerin. Dann ist sie auch nicht echt. War ja eh nur eine harmlose Schamanengeschichte.

Es gibt Menschen, die gehen da durch. Aber nur wenige. Authentizität ist genauso selten wie Empathie. Nach unten treten ist leicht. Nach oben eher nicht, denn die da oben könnte man ja noch brauchen. Brauchen! Das menschliche Synonym für Liebe. Aber die Menschheit muss sich weiter entwickelnd. Shiva tanz noch immer. Direkt unter mir. Graziös bewegen sich seine vielen Arme und Beine. Und wenn ich genauer hinsehe, sind es unzählige Arme und Beine, die wahrscheinlich je für eines der unzähligen Universen gelten.

Gibt es in einem dieser unzähligen Universen eine authentische und empathische Menschheit? Wenn, Arima, dann zeig mir schnell, ganz schnell diese Fundstelle.