Die Insel der Linkshänder von Alexandre Jardin

Klapptext: Endlich ist es Lord Jeremy Stork gelungen, Emily, die Frau, die er seit 14 Jahren anbetet, für sich zu gewinnen. Eine Zeit voller Glückseligkeit bricht an - und findet gar zu bald ihr Ende. Lord Jeremy erkennt, daß es der grausame Alltag ist, der letztendlich selbst die größte Liebe zerstört. Dann liest er von einer geheimnisvollen Insel, deren Bewohner von einer neuen Gesellschaft der Liebe träumen. Sie haben merkwürdige Liebesrituale und -praktiken. Jeremy sieht mit einem Mal eine Chance, sein Leben ganz der Liebe zu Emily zu weihen.

Ist auch für Singles geeignet da das Leben auf der Insel menschlich artgerecht ist - interessant sind die verschiedenen Orte, wie etwa die Insel des Schweigens, wo man sich nur durch Gesten verständlich macht oder die Insel der Wahrheit, wo niemals gelogen wird. Auch die Natur wird respektiert, da es keine Autos und nichts gibt, was Schadstoffe erzeugt.
Meiner Meinung nach ein sehr lesenswertes Buch das zur Nachahmung empfohlen werden könnte...

William Paul Young erzählt in seinem Buch „Der Weg“ von der wundersamen Wandlung eines Mannes, der irgendwo zwischen Himmel und Erde feststeckt und von Gott die allerletzte Möglichkeit erhält, endlich einmal das Richtige zu tun. Nach einem Unfall fällt der skrupellose Multimillionär Tony Spencer ins Koma und „erwacht“ in einer surrealen Zwischenwelt. Dort trifft er auf einen Fremden, der als Jesus zu erkennen gibt, eine alte Indianerin, die sich als der Heilige Geist entpuppt und Jack, der Tony auf die Frage: „Und das Jenseits, also das Leben danach – wie ist es dort?“ eine Tulpe aus ihrem Topf nimmt, vorsichtig die Erde entfernt, bis schließlich die Zwiebel sichtbar wird und folgende Antwort gibt:
„Das ist eine Papageientulpe. Beachten sie ihre außergewöhnlichen Blütenblätter. Sie sind fast wie Vogelfedern geformt, mit ausgefransten Rändern und einer großen Farbenvielfalt: Gold, Apricot und Blauviolett. Sehen Sie? Hier gibt es sogar kleine Schluchten aus Grün, die zwischen den Gelbtönen hindurch laufen. Prachtvoll! Und nun, Tony, schauen Sie sich die Tulpenzwiebel an, von der diese herrliche Blüte produziert wurde. Sie sieht aus wie ein altes Stück Holz oder ein Dreckklumpen, etwas, das man wegwerfen würde, wenn man es nicht besser wüsste. Diese Zwiebel ist wirklich kein schöner Anblick, nichts, was unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht, ganz und gar gewöhnlich. Diese Wurzel, Tony, ist das Leben davor. Es ist alles, was Sie kennen und erleben, und doch ist es aufgeladen mit der Ahnung von etwas anderem, etwas Größerem. Und in allem, was Sie im Leben davor kennen und erleben, finden Sie Hinweise auf die spätere Blume: in Musik und Kunst und Geschichten und Familienleben und Lachen und Entdeckungen und Fortschritt und Arbeit und Gegenwart. Aber wenn Sie nur die Wurzel gesehen haben, können Sie sich dann das Wunder der Blume auch nur annähernd vorstellen? Tony, es wird für Sie der Moment kommen, wo Sie endlich die Blume sehen und in diesem Moment wird die Wurzel, ausnahmslos alles an ihr, Ihnen perfekt und absolut sinnerfüllt erscheinen. Dieser Moment ist das Jenseits, das Leben danach.“

Zitat von Steffi im Beitrag #18

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P.S.: und wieder diese Übereinstimmung,
Steffi war nämlich mit den Blüten und Goethe
ins Forum gestapft und las dann den
obigen Text ...

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Textausschnitte aus dem Buch: DER GOBELIN von Fritz Habeck


Wer sind Sie wirklich?“ fragte ich.
„Die Wirklichkeit ist ein auf tausend Seiten gleichzeitig aufgeschlagenes Buch.“
„Das ist unmöglich.“
„Hinter den Möglichkeiten liegt ein unendlich großes Reich. Was halten Sie für wirklich? Was Sie sehen? Sie sehen mich. Was Sie hören? Sie hören mich. Was Sie angreifen können? Da ist meine Hand. Bin ich nicht wirklich?

*

„...abtreibende Hebammen hat man wahrscheinlich enthauptet oder gehängt, ebenso wie Lustmörder, Kinderschänder, Rauschgifthändler, Berufsverbrecher, Feldpostmarder und Verdunkelungsdiebe. Bestialische Form der Durchsetzung, nicht wahr? Aber ein Gesetz, dessen Einhaltung nicht mit allen Mitteln erzwungen wird, braucht man erst gar nicht zu erlassen, es ist Augenauswischerei. Ich bin für die Durchsetzung. Bin auch für Sterilisierung bei schweren Erbkrankheiten und für die Tötung von Missgeburten.“
Ich vermutete zunächst, dass er mich bloß reizen wollte.
„Das kannst du doch unmöglich ernst meinen!“
„Warum nicht?“
„Weil du immer für Humanität eingetreten bist!“
„Dann habe ich meine Absicht von Humanität geändert, will human sein gegenüber den Opfern und nicht gegenüber den Verbrechern. Ja, ich habe die Diktatur gehasst und geglaubt, dass nach der deutschen Niederlage alles so sein wird, wie sie es versprochen haben. Jetzt blasen sie mir seit 35 Jahren ihre Lügen ins Ohr und freuen sich schon auf die Zeit, wenn endlich die letzten Augenzeugen gestorben sein werden. Wie sagte man unter Hitler? An allen sind die Juden schuld. Wie sagt man heute? An allem war Hitler schuld. So einfach ist das. Folter, Hinrichtungen, Völkermord, das alles geht lustig weiter. Und in den eher friedlichen Gegenden? Forward Christian Soldieres haben sie gesungen. Was ist uns von den christlichen Soldaten beschert worden? Eine Kloake. Wir erleben einen totalen Sieg der Vulgarität. Ein missverstandener Realismus hat die Sprache des Abschaums zur Literatur erklärt.“

*
„...Erst wenn die Bäche breiter werden, folgt ihnen manchmal ein Pfad, die kleinen bahnen sich unbeobachtet ihren Weg, kaum jemand nimmt sich die Mühe, zu ihrem Geheimnis vorzustoßen, die meisten werden ihrer erst bewusst, wenn sie ihnen einen Namen gegeben haben und damit entzaubern. Ich gestehe Ihnen offen: Das Plätschern eines winzigen Bachs im tiefen Wald gibt mir die Kraft, unseren heutigen Wahnsinn weiter zu ertragen.“

*

„...Der Großvater, der hat wenigstens noch an etwas geglaubt, wenn es auch falsch war. Wir glauben an nichts mehr. Nach dem Versagen des Sozialismus in Ost und West gibt es keine Rettung. Eine Welt von Gaunern, der man sich anpassen muss, also keine Änderungen gegenüber der Welt vor zehntausend Jahren. - Komm, vergiss Opa, Mutter, Vater und alle Erfolgsgenerationen! Wir gehen jetzt los und zeigen den Scheißern, wie dreckig ihr angeblich sauberes Arschloch ist!“

*

„...Während Spitzweg aber dieses Bild malt, sterben tausende tuberkulöse Kinder, die täglich 14 Stunden in Fabriken arbeiten mussten, krepieren Soldaten auf den Schlachtfeldern, verfaulen Kranke, die keinen Arzt bezahlen können, werden die Mütter unehelicher Kinder in den Tod oder in die Prostitution getrieben, und daneben gibt es die vielen kleinen Gemeinheiten, Verleumdungen, Bosheiten, Betrügereien des Alltags wie seit dem Beginn der Menschheit. Spitzweg hat also gelogen? Nein. Er malt eine eigene Welt, und diese Welt ist wahr. Die sogenannte Wirklichkeit von damals gibt es nicht mehr; seine Welt lebt und wird immer leben, auch wenn eine spätere Wirklichkeit seine Bilder schon lange vergessen hat. Die Anerkennung durch die Wirklichkeit ist Zufall, meistens Lüge oder Unverstand und ganz unwichtig. Stoffwechseln und Fortpflanzung ergeben doch bloß Humus. Die wahre Schöpfung vergeht nicht. Sie ist nicht an Tatsachen gebunden und dem kleinen Wechsel entzogen. Du willst gläubig sein, Thomas, aber du glaubst an die Wahrheit.“
„Ich kenne den Satz. Mit ihm hast du gegründet, warum ich eurem Maskeradenkreis würdig erscheine. Und dann erklärst du mir wieder, dass es unzählige Wirklichkeiten gibt.“
„Menschliche. Man muss erst hinter der einen tyrannischen Wirklichkeit erkennen, dann kann man diese unzähligen Wahrheiten zu einer überirdischen vereinigen.“

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„Was bewusst werden soll, muss gedacht werden, und ihr denkt Welten, aber die Torwächter der Wirklichkeit nehmen euch das Beste ab und lassen euch nur mit Plunder passieren.“
„Es ist die Wirklichkeit, in der ich lebe.“
Sie schüttelte den Kopf und sah mich ein wenig mitleidig an. „Wie arm wärst du, wenn du recht hättest!“

Kommentar: Ein sehr menschlich (im positiven Sinn!) geschriebenes Buch, aus der Reihe „Phantastische Romane“.

Roberto Arlt "Die sieben Irren"



Klapptext

Remo Erdosain schlafwandelt durch die Tage. Der gescheiterte Erfinder steht, wie so vieles in diesem Roman von1929, am Rande des Abgrunds: Er hat Geld unterschlagen das Gefängnis wartete, in Wahnvorstellungen sieht er eine Giftwolke über der Stadt...

"Die sieben Irren" ist ein moderner Klassiker der lateinamerikanischen Literatur, der in eine Reihe mit den monumentalen Großstadtromanen von Dos Passos und Döblin gehört. In Arlts armen Teufeln und ihrer toxischen Männlichkeit, in seinen revolutionären Träumern und größenwahnsinnigen Sozialingenieuren treten die politischen Verwerfungen der zwanziger und dreißiger Jahren prägnant hervor - auch die jenseits von Argentinien.

Kritik

Grell und grotesk wie eine Gemälde von George Grosz und wuchtig wie ein Kinnhaken:
Roberto Arlts "Die sieben Irren" zeigt eindrucksvoll die revolutionäre Gewalt und den politischen Wahn der zwanziger Jahre. Die Farce kommt vor der Tragödie.

Arlt ist schnell, einer, der ins Risiko geht, anpassungsfähig, ein Überlebenskünstler. Arlt ist ein Russe, ein Dostojewski-Charakter.

Textausschnitt

"Woran denken Sie, mein Freund?", fragte der Goldsucher. Erdosain sah ihn lange an und erwiderte dann:
"Dass es unendlich traurig ist, als Feigling aufgewachsen zu sein."
Der Goldsucher zuckte die Achseln.
"Sie halten sich nur für feige, weil Ihre Lebensumstände Sie nie gezwungen haben, Ihre Haut zu retten. Ich möchte Sie sehen, wenn Ihr Leben am Abzug eines Revolvers hängt, ob feige oder nicht. In der Stadt kann man nicht tapfer sein. Sie wissen es: Wenn Sie einem elenden Kerl das Gesicht einschlagen, dann wird Ihnen die Polizei derartige Schwierigkeiten machen, dass Sie es vorziehen, den anderen zu erdulden, als auf eigene Faust für Gerechtigkeit zu sorgen. Das ist doch die Realität. Und man gewöhnt sich daran, sich zu beugen und seine Impulse zu zügeln..."

Aldous Huxley "Die ewige Philosophie" (Philosophia perennis)

Eine Anthologie und Interpretation großer mystischer Texte aus drein Jahrtausenden. Mit großer Brillanz entwirft Aldous Huxley (1894 - 1963 - war einer der wichtigsten Zivilisationskritiker des 20. Jahrhunderts. In seinem berühmtesten Roman "Schöne neue Welt" zeichnet er ein düsteres und prophetisches Zukunfstbild) eine Gesamtschau der spirituellen Traditionen in Ost und West.

Als Huxley 1937 in die USA auswandert, begegnete er dort Krishnamurti, der ihn zu einer intensiven Beschäftigung mit den alten Weisheitslehre inspirierte, Di8e Früchte dieser Arbeit wurden vor allem in dem 1944 erschienenen Werk "Die ewige Philosophie" sichtbar.

Da streckte er seine Hände aus, hinaus aus dem offenen Fenster, hinauf zu den Sternen. Er wusste, bei ihnen gab es keine Einsamkeit, denn sie kannten nichts anderes als das Alleinsein. Keine Zeit, denn sie kannten nur das langsame Abbrennen der Jahrtausende. Kein Glück, keine Traurigkeit und keine Verantwortung, denn sie kannten nur Stille. Seit er ein Kind war, hatte er sie aufgesucht, um Befreiung von dem, was ihn umgab, zu erfahren. Und jetzt bat er sie um das, was sie ihm immer geschenkt hatten. Er bat sie nicht mit Worten, sondern mit dem Zittern seines Körpers, mit flehend ausgestreckten Händen. Er bat sie um Befreiung, Unterweisung, Belehrung, Aufmerksamkeit. Er bemühte sich, zu ihnen aufzusteigen.
Aber sie wollten ihn nicht. Hoch oben verströmten sie ihr Licht, stumm und kalt und entschieden. Und in diesem Moment konnte Gracian nichts an ihnen erkennen, was man für menschlich erachten konnte.

(aus „Die Sterne können warten“ von Jay Basu)

E. M. Cioran

Vom Nachteil, geboren zu sein

»Man kann nicht nachdenken und bescheiden sein. Sobald der Geist sich in Bewegung setzt, nimmt er den Platz Gottes und alles sonstigen ein. Er ist Indiskretion, Übergriff, Profanierung. Er ›arbeitet‹ nicht, er zersetzt. Die Spannung, die sein Vorgehen verrät, beweist Brutalität und Unerbittlichkeit. Ohne eine kräftige Dosis Grausamkeit könnte man keinen einzigen Gedanken zu Ende führen.«
Dieses Bekenntnis Ciorans – das Bekenntnis zur Destruktivität des Geistes könnte man ohne weiteres als Motto über die hier versammelten Gedanken und Aphorismen setzen. Unter Ciorans Philosophenhammer bleibt nichts heil, In einer Manier, die manchmal an Nietzsches und Georges Batailles intellektuelle Unnachsichtigkeit gemahnt, verletzt und verstört er alles, was uns als hoch und heilig gilt. Da bleibt nichts in Ordnung, kein Stein bleibt an seinem scheinbar angestammten Platz. »Alles ist Trug, ich habe es immer gewusst« Auch das Denken selbst noch, das den Trug entlarven sich anschickt, entpuppt sich als Trug und Selbstbetrug.
Jenseits aller intellektuellen weltanschaulichen Lager hat Cioran in seinen Aphorismen eine Position bezogen, die er selbst als die des Zweiflers, des radikalen Skeptikers bezeichnet. Skepsis, »das ist der Rausch der Ausweglosigkeit«. In solchen Paradoxien treibt sich Ciorans Denken herum, und man würde es missverstehen, wollte man ihm seine Paradoxien zum Vorwurf machen. Denn Paradoxien sind ja nicht dazu da, um ausgelöscht zu werden, sondern um in ihrer Existenz etwas von der Paradoxie menschlicher Existenz fassbar zu machen.

Herausgeber ‏ : ‎ Suhrkamp Verlag; 1. Edition (2. September 1979)
Sprache ‏ : ‎ Deutsch
Taschenbuch ‏ : ‎ 165 Seiten
ISBN-10 ‏ : ‎ 3518370499
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3518370490
Originaltitel ‏ : ‎ De l'inconvénient d'être né

Rezension aus Deutschland vom 27. September 2016:

Rabenschwarze Philosophie und Metaphysik oder der totale Verlust an westlich tradierten und geglaubten Illusionen und Ideen

In meinen Augen ist Emil Cioran der radikalste und ignorierteste Denker in der europäischen Geistes- und Philosophiegeschichte. Mit Cioran endet endgültig die Vorstellung von einer sinnvollen Welt, der Glaube an Gott oder Götter, der tröstende Gedanke über ein Leben nach dem individuellen Tod und der optimistische Fortschrittsglaube an die Entwicklung der Menschheit in der Geschichte. Doch die größte Fessel, von der sich Cioran losreißt, ist die von fast allen Menschen geteilte Bindung an das eigene Ich. Deshalb sympathisiert Cioran mit der indischen Philosophie, deren wesentliches Streben es ist das Ich zu überwinden. Cioran teilt Buddhas Erkenntnis von der Existenz als Qual und dem Nirwana als Ausweg von dieser. Er löst sich von allerlei Hirngespinsten, die in unseren Köpfen wuchern, und Bindungen. Die totale Desillusionierung macht ihn für das tägliche Leben untauglich, es lähmt seine Handlungen und Taten, er zweifelt an der schöpferischen und erfüllenden literarischen Arbeit.

Cioran hält sich sehr oft auf Friedhöfen auf, der Gedanke an den Tod ist sein ständiger Begleiter. Auf den Friedhöfen findet er jedoch kein Geheimnis oder Mysterium, sondern nur lächerliche Inhaltslosigkeit. Einmal sieht er eine schwangere Frau auf einem Friedhof, die für ihn eine "Leichnamträgerin" ist und die dazu führt, dass Cioran über den Gegensatz zwischen dem aggressiven schwangeren Bauch und den verwitterten Gräbern sinniert, "zwischen einer falschen Verheißung und dem Ende aller Verheißungen." Angesichts des Todes schwankt Cioran "unaufhörlich zwischen dem "Geheimnis" und dem "Garnichts", zwischen den Pyramiden und dem Leichenschauhaus." Wir Menschen hätten jedoch nicht diese trostlose Aussicht auf unser elendes und unbegreifliches Ende, wenn wir nicht vorher geboren worden wären. Deswegen der geniale Titel "Vom Nachteil, geboren zu sein" der als Überschrift für die vorliegende Aphorismensammlung steht. Unser Eintreten in die begrenzte irdische Existenz hat fast nur Nachteile, es bedeutet Ankettung an unseren Körper und es bürdet uns eine schwere Last auf, das "Ich": "Uns hätte erspart bleiben sollen, einen Körper mitzuschleppen, die Last des Ich reichte aus." Der moralische Nihilismus und die Leugnung der Freiheit kommt von der Infragestellung der Geburt: "Das Problem der Verantwortung hätte nur einen Sinn, wenn man uns vor unserer Geburt befragt hätte und wir eingewilligt hätten, eben der zu sein, der wir sind." Cioran hat eine starke Tendenz zum Gnostizismus: "Thraker und Bogomilen - ich kann nicht vergessen, dass ich mich in den gleichen Landschaften ergangen habe wie sie, noch dass die ersteren über die Neugeborenen weinten und die andern, um Gottes Unschuld zu sichern, Satan die Verantwortung für die Infamie der Schöpfung zuschrieben", und wähnt sich in einem "metaphysischen Exil", ferngehalten von seinem eigentlichen Ort. Er bleibt jedoch radikaler Skeptiker und Zweifler, der sich von keiner Doktrin, keinem Glauben und keinem System abstumpfen lässt. Religionen sind für ihn nur die "vielen Varianten des geistigen Abstiegs", ein System in der Philosophie ist die "ärgste Form des Despotismus" ("Aristoteles, Thomas von Aquin, Hegel - drei Knechter des Geistes."), und auch Revolutionen sind nicht sein Metier: "Für die Apokalypse würde ich mich zur Not inkommodieren, aber für eine Revolution... An einem Untergang oder einer Genesis mitwirken, einem letzten oder ersten Unheil, ja, aber nicht an einem Wandel in Richtung auf irgendeine beliebige Verbesserung oder Verschlimmerung."

Es kostet viel Kraft die "grausamen Gedanken" von Cioran auszuhalten, sie schmerzen, sie desillusionieren, ja sie foltern uns. In ihrer Kühnheit und ihrem "heiligen Lakonismus" treffen die Gedanken und Aphorismen aber immer wieder ins Schwarze und zeichnen sich durch ihre Originalität, ihre fantastischen, geistreichen, sarkastischen und deftigen Formulierungen aus (z.B.: "Man möchte zuweilen ein Kannibale sein, nicht um den oder jenen aufzufressen, sondern um ihn auszukotzen"; "Massakrierte Bäume. Häuser erheben sich, Schnauzen, Fratzen überall. Der Mensch wuchert. Der Mensch ist der Krebs der Erde"; "Je weiter es sich von der Morgenröte entfernt und im Tag fortschreitet, desto mehr prostituiert sich das Licht und wird - Ethos der Abenddämmerung - erst wieder rein, wenn es verschwindet.") Wir brauchen solche Bücher, die mit ihren Erkenntnissen und Gedanken ernst machen, die die Sprache foltern um literarische Originalität zu erreichen, kurz gesagt wir brauchen furchtlose, schonungslose und kompromisslose Leute die ihre düstere und schmerzvolle Philosophie im Garten oder bei sich zu Hause lehren und vertreten und nicht auf dem ruhigen, beamteten und einschläfernden Lehrerpult oder Hochschulpodium: "Das Katheder ist das Grab des Philosophen, der Tod allen lebendigen Denkens."

Zitate aus "Aufzeichnungen aus der Altersresidenz" von Robert Adler

"Heute ist Vollmond", sagteich zu Frau H., "da werden die Leut' wieder deppert."
"Na, daran liegt es nicht", sagte Frau H., "die sind grundsätzlich deppert."

*

Frau H. :"Weißt, ich tät mir halt leichter, wenn ihr mir in der Früh schon sagen täts, ob ich in der Nacht verstorben bin. Weil ich selber merk des jo net."

*

Herr H. :"Wo bin ich hier?"
Pflegerin: "Wo glauben Sie denn, dass Sie sind?"
Herr H. :"Weiß ich net, hier sind lauter Sterblinge."

KATERHERZ UND TIGERSEELE
(Der Roman erschien 1986 unter dem Titel "Die geliehene Seele" im Verlag Hieronimus, Zürich und Corcelles)

von

Dorothea Sara

Heyne Verlag ISBN 3-453-03143-1

Buchbeschreibung

Hauptfiguren:

Diogenes, Versicherungsbbeamter in Zürich, Reinkarnation des griechischen Philosophen Diogenes

Hieronymus, Bibliothekar, Reinkarnation des Kirchenheiligen Hieronymus

Masköttchen, Barkätzchen in der Stadt Howelta (im Jenseits), inkarniert in Zürich als Bardame unter dem Namen Mascotte Tichat (nachdem sie ihre wahre Gestalt als Katze in die Gestalt eines Menschen umwandeln ließ, sagte sie, zurück im Jenseits und wieder Katze: "Nie wieder Mensch!")

Kater Hermann, Angestellter der Todesversicherungsgesellschaft Morta in der Stadt Howelta. Hermann leiidet unter Karnaltendenzen und muss deshalb auf Anraten seines Psychiaters, Dr. Josef Wahnowitz, eine Inkarnationskur vornehmen. Sen großer Freund, der Tiger Aster, leiht ihm dazu seine Seele.

Dr. M. Katzenbaum, Hersteller der Seele Asters, inkarniert in Zürich als Psychiater

Booby, die Eule und der gute Geist der Geschichte. Sie werden nun endlich erfahren, warum Booby seit dem Jahre 1978 auf der Schweizer Fünfzigernote abgebildet ist. (Ich hab geheult, als Booby in der Karnalwelt - so wird die Erde im Buch beschrieben - nach 100 Jahren Lebenszeit, starb, war es doch ein Sonntag wie bei meiner Wuli. Hier die Textstelle, wo am Montag trotz allen die Sonne aufging: "Als die Sonne aufging, lag eine kleine tote Eule unter der alten Eiche. Vom Kirchturm her flogen sieben Raben ((Wulis Begleiter war oft die Krähen, die von ihrem Futter profitierten, das sie über ließ)) im Staffelflug der Eiche zu. Die Raben waren die Totenwächter. Sie waren gekommen, um Totenwache für Booby zu halten.)

Diogenes, Hieronimus, Der Kater Hermann und Dr. Katzenbaum treten alle zur gleichen Zeit - im Jahre 1924 - eine Inkarnation auf der Erde an. Während Hermann 6 mal für ein Interim in die Geistige Welt zurückkejrt, bleiben Diogenes, Hieronimus und Dr. Katzenbaum drunten, in der Karnalwelt. Masköttchen folgt einige Jahre später. Durch seine Beziehungen zu Hermann, Hierony,us und Diongenes entstehen Verwirrungen und Probleme, die selbst Dr. Katzenbaum nicht zu lösen vermag.


Ich liebe diesen Fantasyroman und hätte ihn am liebsten in einem Stück gelesen - 493 Seiten ...

Daniel Pinchbeck "2012 Die Rückkehr der gefiederten Schlange"



Während einer Reportage über schamanisches Reisen am Amazonas erfuhr der Journalist und Autor Daniel Pinchbeck mehr über die Prophezeiung des Maya-Kalenders und erkannte - überwältigt von seinen Erlebnissen - dass die Menschheit vor der Wahl steht, entweder eine höhere Bewusstseinsstufe zu erreichen oder auf eine ökologische Katastrophe zuzusteuern: Mit der Rückkehr der Gottheit Quetzalcoatl - der gefiederten Schlange - steht das Jahr 2012 für den Übergang von unserer jetzigen Lebensform zu einer neuen, die in eine höhere Bewusstseinsform mündet. Der US-Bestseller- und Kult-Autor Daniel Pinchbeck beschreibt, wie wir uns auf diese spirituelle Veränderung vorbereiten können. Eine fesselnde Prophezeiung, die glaubhaft die Notwendigkeit der Erweiterung unseres Bewusstseins vor Augen führt.

Daniel Pinchbecks "2012 Die Rückkehr der gefiederten Schlange" ist eine schillernde, farbenfrohe Reise durch die fantastischen Schichten des Bewusstseins, Kornkreise und uralte Prophezeiungen und gleichzeitig eine fesselnde und zutiefst persönliche Odyssee einer Transformation. Seine Schlussfolgerungen sind überraschend stichhaltig, originell und Gott sei Dank optimistisch!

copyright Daniel Pinchbeck 2006
ISBN: 978-3-7205-9000-6

p.s. Vielleicht überholt, aber gleichzeitig noch immer höchst aktuell. Im Buch befinden sich unter anderem Zitate von William Blake, Carlos Castaneda, Franz Kafka, Lao Tzu, Nisargadatta Maharaj, Friedrich Nietzsche, Rainer Maria Rilke, Rudolf Steiner, Ken Wilber und viele andere ...

danke, klingt toll.
Bist Du schon am Lesen
oder noch am Lesen?

Noch! Und noch immer be-geist-ert.

Hab mir das Buch "Shiva - der wilde, gütige Gott: Tor zur Wahrheit, Weisheit, Wonne" von Wolf-Dieter Storl bestellt - Ankunft 20. Juni 2023

Shiva, »der Gütige«, ist nicht nur einer der vielen Götter. Er ist der Gott der Götter, der Urgrund allen Seins, die letzte und einzige Wirklichkeit. Die Welt und all ihre Geschöpfe entspringen seiner ekstatischen Meditation. Die unendliche, sich immer wandelnde Vielfalt der Schöpfung ist seine Shakti, seine weibliche Schöpferkraft. Wie ein Kind, das sich in seinem Spiel verliert, verliert sich Shiva in seiner Lila, seiner tanzenden Shakti. So kommt es, dass viele Geschöpfe – insbesondere jene, die in menschlicher Gestalt auf Erden leben – ihr wahres Shiva-Wesen vergessen. Ihr Spiel wird todernst. Gefangen sind sie in Illusion und Wahn (Maya). Doch dann kommt Shiva, ihr eigentliches Selbst, daher und befreit sie von dem Wahn und lässt sie wieder in die universelle Wonne eintauchen. Von diesem Shiva, wie er in der Vision indischer Weiser und Seher gesehen und verehrt wurde, wollen wir hier erzählen. Auch von dem Kraut, das er vor allem liebt, von Ganesh, dem mächtigen Elefanten, und von Nandi, dem weißen Stier, von Shivas weiblicher Gestalt als Parvati, der Mutter des Universums, vom Berg Kailash, von Ego-Dämonen, die uns in leidvollem Wahn verfangen, und vielen anderen Wunderwesen.

Mal gespannt bin ...

Hab heute das Buch bekommen - freu - und schon mal was abgetippt:

Shiva, der wilde, gütige Gott von Wolf-Dieter Storl

Ausschnitte aus Vorwort und Einführung

Wir opfern dieses kümmerliche Ego dem allumfassenden Selbst. Durch diesen Akt werden wir aus unserem mikrokosmischen Gefängnis befreit, und die ängstliche Egosucht zerrinnt in der Wonne und dem Wunder des Universums. Der Egozwerg mit seinem spitzen Intellekt kann das große Mysterium nämlich nicht erfassen, aber das Mysterium Shivas erfasst das beschränkte Ego, zertrümmert es, trinkt es aus und lässt uns eins werden mit unserem wahren Selbst. Wundert es da, dass der Egomensch diesen Zerstörer fürchtet und meint, er habe es mit einem Teufel zu tun?

So hat Shiva jede Strömung aufgesogen. Er kann alles vertragen, alles auf sich nehmen, auch das Gift der Welt, das Götter und Dämonen gemeinsam aus dem Tiefen des Universums herausgequirlt haben und das die Schöpfung zu zerstören drohte. Ertrank es und rettete somit die Welt, ebenso wie Christus den Kelch der Verderbnis bis zum letzten Zug leerte.

Auch für uns Europäer ist der zottelhaarige Gott mit dem Dreizack nicht bloß ein historisches, religionswissenschaftliches Kuriosum. Schon wandert er unerkannt durch die Gassen und Hirne der Wohlstandsgemeinschaft. Erhascht man seine Erscheinung, beginnen verborgene Saiten tief in der Seele zu vibrieren. Er beunruhigt, er fasziniert. Chaos, Wandel, Zerstörung sehen die einen, Erlösung, Ekstase die anderen. Kein ängstliches Kreuzschlagen, kein Sachverständigengutachten kann ihn bannen, Der aufklärerische Rationalismus zerbricht an ihm. Unsere ausgeklügelten Ordnungssysteme haben nicht mehr Bestand als Sandburgen am Meer. Weltkriege, Wirtschaftskrisen, Umweltkatastrophen, Terroranschläge folgen aufeinander. Antibiotika wirken nicht mehr, Erdöl geht bald aus. Die Mauern unseres Weltbildes zeigt Risse. Der wilde Gott winkt hindurch und lässt uns Dimensionen schauen, die uns schwindlig machen, uns den Atem rauben, unsere Vorstellungswelten zum Wanken bringen.

(Woran erinnert mich das bloß ... ?)