22.7.2022
„Tatsächlich geschieht überhaupt nichts.“

„Die endgültige Wahrheit ist, so wie sie Ramana Maharshi, Nisargadatta Maharaj und die Weisen vor ihnen ganz klar ausgedrückt haben, dass es weder Schöpfung noch Zerstörung gibt, weder Geburt noch Tod, weder Bestimmung noch freien Willen, weder irgendeinen Weg noch eine Errungenschaft.“

Auch diese beiden Zitate stehen in dem Büchlein von Ramesh und sind wohl die wichtigsten im Advaita. Neti-neti – da sind wir schon wieder beim Nicht-dies-nicht-das oder Weder-noch. Erinnert auch ein wenig an Freund Carlos' Gewohnheiten eines Kriegers: „Ein Krieger handelt so, als sei überhaupt nichts geschehen, weil er an gar nichts glaubt, und doch akzeptiert er alles unbesehen. Er akzeptiert, ohne zu akzeptieren, und leugnet, ohne zu leugnen. Nie tut er so, als wisse er, noch tut er so, als sei nichts geschehen. Er handelt so, als ob er die Situation in der Hand hätte, auch wenn ihm vielleicht die Hosen schlottern.“
Funktioniert das im alltäglichen Leben? Sobald ich etwas wahrnehme, egal ob es sich um sehen oder hören handelt, bilde ich mir schon ein Urteil. Das mag ich nicht. Das mag ich. Das gefällt mir. Das gefällt mir nicht. Wie komme ich zu dem Schluss, dass es weder dies noch das ist? Einfach, weil es ist wie es ist, ohne mich zu fragen, wie es ist. Einfach, oder? Aber es ist ja weder einfach noch nicht einfach!
Wurden wir dazu erzogen, uns über alles ein Urteil zu bilden? Wen magst du lieber? Mama oder Papa? Meine Oma oder seine/ihre Oma? Diese Fragen und ich erinnere mich tatsächlich, wurden mir als Kleinkind gestellt. Sie wurden wahrscheinlich auch meinem Sohn gestellt – insbesondere von meiner Mutter.
Irgendwie schaltet sich automatisch der Urteilsmodus ein, weil wir Menschen nun mal so sind, wie wir sind. Wir urteilen. Wir mögen etwas und wir mögen etwas nicht. Ich würde gerne einen Menschen kennenlernen, der nicht urteilt – einen sogenannten Weisen. Obendrein würde ich gerne in so einen Weisen hineinsehen, um Bestätigung. Ja, ich will es bestätigt haben. Weil ich nicht glaube, dass es solche Menschen gibt. Sagt doch Ramesh selbst, dass es keine Erleuchtete gibt, dass es so was wie Erleuchtung gar nicht geben kann, da jeder und alles immer nur ein kleiner Teil der Verwirklichung Gottes ist und nicht Gott selbst. Gott alleine ist erleuchtet und der will es nicht wissen, weil er es nicht wissen kann, da es kein Gegenüber zur Bestätigung gibt. Gott, Bewusstsein, Geist, Quelle – auf jeden Fall etwas Unpersönliches, um nicht zu vergessen, dass es bei „Gott“ keinesfalls um den alten Herrn, mit dem langen weißen Haar und Bart, handelt.
Außerdem ist alles ein Konzept, auch das, was „Gott“ betrifft. Wir kreisen um einen Begriff, der sich nicht beschreiben lässt. Mag sein, dass wir uns teilweise der Wahrheit nähern, aber auch das ist ein Konzept. Sagt auch Herr Karl. Alles Konzepte, aber – wen kümmert's?! Wir lieben es, Konzepte zu machen. Nur so konnte unsere Menschenwelt entstehen und auch die, von denen wir meinen, sie erkannt zu haben, wie etwa die Welten anderer Spezies, wie der der Tiere und Pflanzen. Ja, darauf komme ich immer wieder zurück, weil ich nicht wahr haben will, dass uns Tiere und Pflanzen derart unterlegen sind, wie das allgemein geglaubt und manchmal sogar gewusst wird. Sie sind anders, aber uns in vielen Dingen sogar überlegen. Und ich glaube obendrein, wir wissen gar nichts über sie.
Wie kann eine Katze wissen, dass es mit ihrem Leben zu Ende geht und sie sich Stunden vorher an einem Ort verkriecht, wo sie niemand finden kann? Ja, auch viele Menschen können den nahen Tod spüren, aber sie ziehen sich nicht zurück, wie das einst die Indianer (Legenden?) taten. Sie haben Angst und klammern sich an das Leben und an die Hände ihrer Liebsten.
Hatte meine Katzenprinzessin Wuli Angst, als sie in dieser Nacht Richtung Parkplatz und dann runter ins Gebüsch trottete? Ging sie überhaupt dorthin oder war ihr Weg ein ganz anderer? Anscheinend hat sie kein Auto überfahren, da ich alle Nachbarn nach ihr gefragt habe und niemand sie gesehen hat. Die Ungewissheit ist schrecklich. Hab ich sie immer gut behandelt? Na ja, nach dem Tod meines Mannes hab ich sie irgendwie links liegen gelassen, obwohl sie meine Nähe suchte. „Ich hab ja nur dich“, schien sie mir mit ihren Blicken zu sagen und das tut mir jetzt weh. „Ich hab dich so lieb, Wuli“, möchte ich raus schreien, dorthin, wo sie jetzt ist, „aber ich hab diese Zeit der Trauer gebraucht. Erst, als du durch Bluthochdruck fast blind geworden bist, habe ich den Wert deiner Seele erkannt.“
Das nur zu Frage, ob ich das alles auch leben kann, was in all den klugen Büchern steht. Nachdem Wuli weg war, gab es abends und einige male die ganze Nacht Gewitter. Davor hatte sie Angst. Wäre sie noch da gewesen, hätte ich sie bei mir im Bett gelassen, wo ich doch meine, den Schlaf so sehr zu brauchen? Wäre ich für sie da gewesen? Oder hätte ich sie vor die Tür gesetzt, da sie eh die ganze Wohnung als Schutz gehabt hätte – außer das Schlafzimmer, außer das Bett, außer mich – vor allem außer mich, da sie so sehr auf mich fixiert war.
Tagsüber war ich für sie da und dieses eine Mal werde ich hoffentlich nie vergessen. Es war vielleicht eine Woche oder 10 Tage, bevor sie für immer verschwand. Es war späterer Nachmittag als das Gewitter begann und wir beide gingen ins Schlafzimmer. Ich legte mich aufs Bett und Wuli hopste zu mir. Ich lag seitlich Richtung Fenster und drückte sie mit ihrem Rücken an meinen Bauch und streichelte sanft ihren Bauch, was sie liebte. Ich hörte ihr wohliges Schnurren, obwohl draußen das Gewitter tobte. Sie hatte keine Angst mehr und ich dachte: „Wenn uns jetzt mein Mann und meine Eltern sehen könnten!“ Immerhin war Wuli 5 Jahre bei meinen Eltern und ich war es, die sie, bevor Mama starb, nicht zu uns nehmen wollte, weil ich befürchtete, dass es unserem Kater nicht recht wäre. Es war ein Moment der Liebe, als wir beide so im Bett lagen – ein Moment, der nur uns beiden gehörte und in dem sie – wie ich so sehr hoffe – spürte, wie gern ich sie habe und dass sie für immer meine allerbeste Freundin war und ist.
Aber es ist ja nichts geschehen. Soviel dazu, ob wir das auch leben können. Herr Karl würden die Hände zusammenschlagen und laut lachen. Natürlich können wir das nicht leben, weil wir ein winziges Teilchen sind, das sich von der Einheit getrennt fühlt, das nicht wissen kann, dass all diese Individuen, die es wahrnimmt, in Wirklichkeit gar nicht getrennt, sondern eine Einheit sind.
Und schon wieder lande ich bei einem Konzept. Also lasse ich es dabei, gestehe mir zu, dass dieser Moment mit Wuli etwas Einmaliges war, und dass ich trotz aller Konzepte mein morgendliches Schreiben noch immer liebe. Alles Liebe. Was sonst?

25.7.2022
Statt weder noch, gäbe es auch das „So-wohl-als-auch“. Tot und lebendig gleichzeitig. Liebe und Hass (Angst?) gleichzeitig. Alles Liebe wäre zu einfach. Es gibt da ja noch ein „Was-sonst?“. Liebe hat viele Gegenteile. Vielleicht ist da die Liebe und alles andere an Manifestationen sind ihre Gegenteile. Und dann heißt es auch noch, dass alles Konzepte sind. Vielleicht nähern wir uns gar nicht der Wahrheit-Wirklichkeit, sondern entfernen uns immer weiter von ihr, je länger die Manifestationen (das Universum) existieren. Und selbst wenn sie nicht existieren, existieren sie noch immer. Gleichzeitigkeit.
Ich bin alles. Ich bin, was ich wahrnehme. Ich bin Wahrnehmung. Hat Buddha DAS so erkannt? Fühlte er sich in die Blume hinein, die er damals hochhielt, als man von ihm einen Vortrag erwartete. Brauchte er nicht, denn alleine Wahrnehmung genügt. Ich bin das alles, weil ich das alles wahrnehme.
Und schon wieder ein Konzept, denn die menschliche Wahrnehmung ist ausbaufähig. Da geht noch mehr. Ich wollte schon schreiben, dass sie fehlerhaft ist. Vielleicht ist sie das ja auch. Menschenwelt – Mutationswelt. The thing that should not be.
Es geschieht nichts und doch geschieht alles. Es gibt erleuchtete Weise und es gibt sie nicht. Wie sonst hätte Ramesh von Ramana Maharshi und Nisargadatta Maharaj als Weise gesprochen? Abgesandte Gottes. Boten Gottes. Engel. Ja, Engel, denn als ich heute, bevor ich mich zum PC setzte, spazieren war, dachte ich plötzlich, dass Wuli ein Engel war. Kater Punktie vielleicht auch, aber ich empfand es beim Gedanken an Wuli viel mehr. Sie war ein Engel. Ein Bote Gottes, der mir sagte, dass ich nie alleine bin.
Das Konzept der Bestimmung, dass alles bereits geschehen ist und dass nur Gott, die Quelle, das All-Ein-Bewusstsein geschehen lässt. Ich könnte es glauben. Auf jeden Fall erscheint das Leben einfacher, wenn auch nicht leichter. Dein Wille geschehe. Selbst wenn ich überzeugt wäre, dass es meine Entscheidung ist, ist es sie nicht. Das Gehirn dient als Empfänger. Und wozu das alles? Weil es einfach Spaß macht, würde die Quelle sagen. Und ich sag es auch, wenn mich jemand fragen würde, wozu ich all diesen Schwachsinn schreibe. Einfach, weil es mir Spaß macht. Oder ist es die Quelle, der es Spaß macht?

26.7.2022
Langsam, langsam. Die Gedanken kreisen zu schnell.
Ramesah unterscheidet zwischen arbeitendem und denkendem Verstand. Weise oder so genannte Erleuchtete arbeiten mit dem Verstand und der Durchschnittsmensch denkt mit dem Verstand. Was bedeutet das? Arbeiten ist nun mal arbeiten. Etwas tun und das mit voller Aufmerksamkeit ohne sich etwas zu erwarten. Es gibt weder Lohn noch Tadel, weder Gold noch Pech. Der Weise weiß, dass alles was er tut und sagt, die Quelle ist und nicht er selbst, denn ihn gibt es gar nicht. Na ja, und denken ist nun mal denken. „Was, wenn ich das mache? Was könnte dann passieren. Und wenn das passiert, was ist dann? Kommt das gut bei den anderen an?“ Das ist der denkende Verstand, der meist den Teufel an die Wand malt. Was alles passieren könnte, wenn … Darauf gibt es tausende von Antworten, die ich besser sein lassen sollte. Ich weiß ja nicht, was in den nächsten Sekunden passiert. So gesehen mache ich mir mit dem denkenden Verstand das Leben nicht einfach. Und schon taucht auch der Spruch „Willst du Gott zum lachen bringen, mach Pläne“ auf.
Einfach so in den lieben Tag hineinleben geht aber auch nicht. Planlos sein. Irgendwas nehme ich mir ja doch für den nächsten Tag und wenn es bloß einkaufen ist. Die Einkaufsliste schreiben, damit mein zunehmend dementes Gehirn nichts vergisst, wobei ich bereits mit Liste etwas vergessen habe. Kann man halt nichts machen. Gottes Wille. Dein Wille geschehe. Um jetzt nicht auf den Gedanken zu kommen, wenn schon alles Gottes Wille ist, kann ich mir ein Gewehr kaufen und alle die, die ich nicht mag, über den Haufen schießen. Ist ja nicht mein Wille, denn ich hab keinen. Es ist Gottes Wille. Und Kim, mein Geist, meinte auch: „Verurteile keine Krankheit, keinen Unfall und keinen Mörder, denn der Tod kommt immer zur rechten Zeit am rechten Ort.“ Ja, sagt Ramesh. Ja, das kann durchaus passieren. Bisher herzensgute Menschen werden zu Berserker. Kann vorkommen, weil genau das die Programmierung ist, die Gott für mich vorgesehen hat. Er spielt mit uns wie mit Marionetten im Kasperltheater und einige davon haben die Rolle des Bösen. Warum? Weil es ihm Spaß macht!
So könnte man es sehen. Als Konzept natürlich, denn was kann der Mensch, das kleine, beschränkte Wesen, in seiner kleinen, beschränkten Menschenwelt schon erkennen? Deswegen sind mir Menschen, die sagen: „So und nur so ist es!“ sehr suspekt. Das gilt auch für bestimmte Religionen. Aber es gibt auch Schriften, die sagen: „So könnte es sein.“ Schriften, die davon ausgehen, dass wir zu klein sind, um das große Ganze zu entschlüsseln. Und doch versuchen wir es immer wieder. Warum? Ich mache es, weil es mir Spaß macht. Und das mit dem Gedanken, dass es mir ganz sicher nicht gelingen wird, auch nur einen ganz kleinen Teil des Ganzen zu erraten. Erraten! Genau!

27.7.2022
Lange Zeit, eigentlich bis von kurzem, kreiste das Paradoxon in meinem Kopf herum, dass man sich nichts erwarten und die Erleuchtung (was immer das wirklich ist) dennoch anstreben soll. Aber von der Erleuchtung erwarte ich mir doch was! Ein einfacheres, wenn auch nicht leichteres Leben!
Und nun steht im Büchlein von Ramesh: „Die Quelle löst die Suche aus und beginnt damit, den Prozess der Zerstörung des Egos in Gang zu bringen.“ Und weiter: „Der entscheidende Punkt dabei ist: Die Quelle hat das Ego erschaffen und die Quelle ist im Begriff, das Ego in einem bestimmten Körper-Verstand-Organismus zu zerstören. Aus diesem Grund hat auch das Ego nichts damit zu tun.“
Nicht ich suche nach Erleuchtung, sondern die Quelle ist es, die mich dazu bringt, danach zu suchen. Wenn die Quelle nicht will, dass ich suche, geht gar nichts. Alles vorherbestimmt und damit löst sich auch das Paradoxon auf. Klar sucht das Ego – suche ich nach Erleuchtung, weil ich mir was erwarte, aber auch das ist Bestimmung. Die Erwartung fällt ja dann weg, wenn die Suche erfolgreich war, weil dann auch das Ego von der Quelle aufgelöst wurde.
Die Frage ist jetzt, kann ich das alles, was ich aus diesem bemerkenswerten Büchlein gelesen habe und noch lesen werde (bin ja erst etwa bei der Hälfte), vollkommen und absolut und bedingungslos akzeptieren? Nein, kann ich nicht, auch wenn ich ebenso an Vorbestimmung glaube. Sobald wir geboren wurden, ist unser Schicksal bereits bestimmt. Der Film ist bereits gedreht und wird nun angeschaut.
Ist ja auch so, dass aus einem Bohnensamen nur Bohnen und keine Himbeeren werden. Auch das ist Vorbestimmung. Die Natur zeigt es uns immer wieder, wenn auch manchmal nur sehr subtil..
Ich kann das alles also nur teilweise glauben und mir das Leben einfacher machen, wenn ich mehr dem arbeitenden Verstand zugeneigt werde und dieses idiotische Kopfkino endlich abstellen könnte.
Ramesh schreibt auch über das buddhistische Glaubenskonzept der Wiedergeburt und des Karmas. Hier ergibt alles einen Sinn, denn wenn ich gut war, steht mir ein gutes Leben bevor und war ich böse, wird mein nächstes Leben nicht so gut verlaufen. Die Frage ist nur, WER oder WAS bestimmt das alles. Gott, die Quelle, das All-Ein-Bewusstsein?
Nicht dass das Advaita-Konzept keinen Sinn ergeben würde, das tut es für mich durchaus und ich schrieb auch schon, bevor ich dieses Büchlein in die Hände bekam, dass ich mich wie eine Marionette fühle. Es fehlt halt noch etwas, der vielleicht letzte Arschtritt, dem die Quelle diesem Körper-Verstand-Organismus, der sich Elisabeth nennt, geben sollte …

28.7.2022
Wie anmaßend ich sein kann. Der letzte Arschtritt? Als wäre ich schon Gott selbst! Da braucht es noch einige Arschtritte, würde ich sagen. Was mir da wieder eingefallen ist …
Außerdem gibt es keine Erleuchtete, denn wirkliche Erleuchtete sind keine Individuen. Sie erkennen, dass es gar keine Individuen gibt und sind eins mit der Quelle, ohne die es nichts Zweites gibt. Verstanden? Ja, manchmal und dann setzt wieder das Gehirn aus und macht Pause. Obwohl, braucht man dazu ein Gehirn? Klar doch, denn es empfängt ja die Gedanken.
Ich frage mich tatsächlich, woher die Gedanken kommen und bin noch immer auf keinen grünen Zweig gekommen. Wurde durch unser angeblich fortschrittliches Gehirn das Bewusstsein und somit die Gedanken erschaffen, oder bekamen wir unser angeblich fortschrittliches Gehirn, um Bewusstsein und Gedanken zu empfangen? Input – Output. Computergesteuert von der Quelle. Was erfahre ich? Das eine oder das andere? Ich kann es nicht sagen. Ich weiß es nicht. Ist es so, dass das Gehirn alles viel schneller erfasst und dann erst die Gedanken kommen? Oder ist es viel mehr meine Wahrnehmung, welche die Gedanken erfasst?
Nichts ist schneller als das Licht. Nicht einmal die Gedanken. Sagt die Wissenschaft. Licht ist faszinierend, wie ich eben auf einer Internetseite gelesen habe: „Licht ist wohl die faszinierendste und rätselhafteste Erscheinung der Natur und auch heute noch nicht in ihre Wesen verstanden. Egal, wie schnell jemand einem Lichtstrahl hinter her zu laufen versucht, er entfernt sich trotzdem mit der gleichen Geschwindigkeit. Nichts bewegt sich so wie das Licht, denn eigentlich ist es nicht von dieser Welt. Es kann weder altern, weil es die Zeit nicht kennt, noch kann es stillstehen, weil es den Raum nicht kennt. Es ist ein Grenzgänger, ein Mittler zwischen Raum und Zeit und hebt beide im Grunde erst aus der Taufe.“ Warum fragt man sich dann, ob Gedanken vielleicht schneller oder wenigstens gleich schnell sind, auch wenn das nicht der Fall ist? Vergleiche mit dem Licht? Weil es so faszinierend und wie nicht von dieser Welt ist? Da kreisen meine Gedanken wieder!
Gestern notierte ich mir, dass man einen bestimmten Körper-Verstand-Organismus braucht, um bestimmte Gedanken zu empfangen. Idioten oder Frösche oder Steine können damit nichts anfangen, wie es Terry Pratchett in einem seiner Bücher einmal formuliert hat. Ich liebe derartigen Schwachsinn, der allerdings seinen intellektuellen Tiefgang hat. Also nichts gehen Terry! Hat uns also die Quelle doch einen ganz bestimmten Körper gegeben, um … Halt! Diesen Körper gibt es gar nicht, sagt Advaita, da es nur die Quelle gibt.
Ramesh fragte, ob es den Schatten gibt. Ja und nein. Ebenso könnte man das mit dem Universum und allen seinen Lebewesen sehen. Gibt es das Universum und alle seine Lebewesen. Ja und nein. Verstanden? Jein!
Ich möchte mich schon wieder bei mir selbst entschuldigen, weil ich über Unsagbares schreibe und mir auch noch darüber Gedanken mache, obwohl ich weiß, dass es unmöglich ist, etwas zu erkennen. Wie auch? Ich müsste über das Ganze hinaus schauen und bin ja doch nur ein ganz, ganz winziges Teilchen dieser unsäglichen Materialisation, die angeblich die wunderbare Quelle verdeckt.

29.7.2022
Hab ich auch ein Konzept? Ein ganz eigenes? Irgendwie schon, denn vor Jahren schrieb ich: Der Sinn des Lebens? Vielleicht gibt es gar kein Leben? Vielleicht gibt es nur das viel, viel, viel Größere, das keinen Platz einnimmt und keine Zeit braucht. So gesehen ist der Traum oder die Kreation nicht verschieden vom viel, viel, viel Größeren, sondern nur eine Art Teil, ohne wirklich Teil zu sein. (aus: Kühlschränke, Pizzabäcker und andere Kleinigkeiten)
Und ein Teil dieses Teils ist wiederum ein weibliches Menschenkind, das unheimlich (!) gerne schreibt und ab und zu auch malt und einen heftigen Sprung an der Schüssel hat und obendrein – nicht zu vergessen – ein zwideres Hexenweib ist. Mein Konzept besagt also, dass es da so was wie eine Ganzheit gibt, womit ich nicht das viel, viel Größere meine, sondern einen winzigen Teil davon, der anscheinend im Laufe seiner Irrfahrt (wie Odysseus) alle möglichen Leben durchläuft, von der Mikrobe bis zur Wesenheit, die in oder auf Sampanna die letzte Vorbereitung zur Quelle erlebt. Diese möglichen Leben können auch einen Planeten oder eine Sonne oder einfach bloß einen Windhauch ausmachen, denn alles lebt – alles ist da. Und dennoch ist es nicht DAS – nicht dieses viel, viel Größere, das uns gleichzeitig durchdringt und umgibt. Ohne „Es“ könnten wir nicht existieren, aber „Es“ nimmt von uns nichts an, auch wenn es uns möglicherweise dirigiert, wie Ramesh sein Konzept beschreibt.
Da ist also die Ganzheit – eine Art Gott (Geist) für mich, denn ich bin ja nur ihr menschlicher Aspekt, wobei die Ganzheit durchaus mehrere menschliche Aspekte haben kann, wenn das ihr so genannter „Charakter“ ist. Nicht alle Ganzheiten leben das gleiche durch. Sie sind durchaus verschieden. Manche lassen vielleicht das menschliche Leben aus, - diese Gesegneten! Von mir aus kann es gleich auf die Leuchtende Welt (Weiterentwicklung der Erde und der Menschen) gehen, so wie ich sie beschrieben habe.
Phantasie! Ja klar, denn die Quelle lässt sich nicht durchschauen. Sie durchschaut uns. Ist sie sich jedes Sperlings bewusst, der vom Dach fällt? Ist das, was ihr Durchschauen ausmacht, Bewusstsein? Es gibt ja nur Bewusstsein und dieses Bewusstsein ist die Quelle. Sagt Ramesh. Sagt Advaita. Was sage ich? Sie ist die Kraft, die mich ausmache. Sie ist die Kraft, die alles ausmacht. Und doch – so könnte man sagen – beschmutzt sie sich nicht an ihren Kreationen. Vorbestimmung? Ja! Die Quelle müsste „wissen“, was noch alles passiert und demnach ist bereits alles oder gar nichts passiert. Und wenn sie es „weiß“, ist sie sich auch jedes Sperlings bewusst, der vom Dach fällt.
Jedes Lebewesen ist gleich viel wert. Ob Pflanze, Tier oder Mensch oder was auch immer – kein Unterschied, denn alles ist von der Quelle durchdrungen. Es gibt so ein schönes Bild (weiß nicht mehr, wo ich es gesehen habe), das verschiedene Lebewesen zeigt, die von einem Weisen beobachtet werden. Er sieht nicht die unterschiedlichen Spezies. Der Weise sieht Gott in ihnen – er sieht nur Atman.
Ich könnte mich also getrost fallen lassen und wirklich alles der Quelle überlassen – bedingungslos. Aber kann ich? Ich glaube, ich kann nicht mal mein Konzept vollkommen akzeptieren, das eigentlich gar nichts Neues ist, sondern so was wie ein Sammelsurium von alten indischen Philosophien. Ein bisschen Buddhismus ist wahrscheinlich auch dabei, denn Nirwana ist bei mir Sampanna.

31.7.2022
Ramesh war aufwühlend und er löste sicher heiße Diskussionen aus. Gestern sah ich im TV wieder mal Erinnerungen an die Nazi-Zeit – als vor einer Grube, in der bereits Tote lagen, Menschen erschossen wurden. Als nächstes war die Rede vom Papst, der die indigene Bevölkerung in Kanada um Verzeihung bat, weil durch die Missionare viel Schreckliches passiert ist. Was Menschen Menschen alles antun! Und dazu soll Gott, die Quelle oder wie auch immer – Ja sagen?! Das kann kein guter Gott sein, sagen wohl die meisten.
Gott, die Quelle, Bewusstsein, All-Ein-Bewusstsein oder DAS oder wie auch immer – ist nicht gut und auch nicht böse. Die Quelle ist jenseits von gut und böse, wie Nietzsche das schon ausdrückte. Nur sie ist wirklich und was nicht wirklich ist, kann nicht zerstört werden. Die Erscheinungswelt ist nicht wirklich. Sie ist bloß eine Verwirklichung, deren Sinn sich uns winzigen Teilchen dieser Erscheinungswelt entzieht. Sie vergeht, weil alles in ihr vergeht. Wir sind es, die etwas gut oder böse nennen.
Starker Tobak! Aber so was in der Art meinte schon Kim in unseren frühen Gesprächen. Die Quelle ist jenseits, aber auch mittendrin. Sie ist in uns und um uns herum. Sie ist unpersönlich und gleichzeitig persönlich, aber in Wahrheit ist sie viel mehr. Deshalb könnte man auch sagen: Sie ist weder dies noch das, denn das „Viel-mehr“ können wir nicht erfassen.
Aber was hilft mir das im alltäglichen Leben? Freund Carlos sagte es mir schon vor mehr als 30 Jahren: „Nimm dich nicht so wichtig!“ Wenn mir etwas gegen den Strich geht, nicht so läuft, wie ich es gerne möchte, mir ins Gedächtnis rufen, dass es nie nach mir geht, denn da muss noch etwas sein, - etwas viel Gewaltigeres, von dem all das ausgeht. So was kann beruhigen. Manchmal und immer öfter.
Nur darf ich nie vergessen, dass das auch ein Konzept und nicht die Wahrheit ist. Und dann darf ich auch von einem Jenseits träumen, in dem wir uns alle so wiedersehen, wie wir uns gekannt haben, aber mit einem viel größeren Herzen, das weiß, dass wir weder was Gutes noch was Böses getan haben.

1.8.2022
Und schon ist wieder ein Monat vergangen und wir haben den Ersten eines neuen Monats. Menschen brauchen derartige Daten. Dazu noch den Tag und die Uhrzeit: 08:45. Man muss ja wissen, wann man die Arbeit begonnen hat. Ich kann da nicht viel mitreden, da es schon sehr, sehr lange her ist, seit ich etwas für die Gesellschaft getan habe. Es wäre schon interessant zu wissen, wie das alles begonnen hat. Zuerst die Tauschgeschäfte und dann die vielleicht die kleinen Gefälligkeiten. Wenn du mir dabei hilfst oder dies und das machst, bekommst du die Keule vom Wildschwein. Oder so ähnlich wird es damals wohl zugegangen sein, bis einer erkannte, dass jemand gewisse Gefälligkeiten sehr gut kann. So dürften nach und nach auch die Namen entstanden sein, wie etwa Bauer, Maurer oder Meier. Das letztere ist übrigens ein königlicher Hausverwalter. Kommt aus dem Mittelhochdeutschen. Eben bei Wiki nachgesehen, denn die wissen ja alles.
Mein Geburtsnachname kommt von der Slawischen Seite. Heute würde man sagen Kroatisch, obwohl es in Serbien eine Stadt mit demselben Namen gibt. Auf Deutsch bedeutet mein Geburtsname „Sauerbrunn“. Saurer Brunnen. Ob es so was gibt? Heilwasser – sagt Wiki. Vielleicht waren meine Ururururgroßeltern Heiler, die an einer Quelle lebten, deren Heilwasser einige Menschen gesund gemacht hat. Namensforschung – so weit wie möglich zurück forschen, welcher Abstammung ich bin. Irgendwie wäre ich neugierig. Was, wenn da ein Massenmörder dabei ist? Oder gar mehrere und meine Ururururgroßeltern gar keine Heiler waren, sondern Kinder verschleppt und missbraucht haben. Gab es damals wohl auch schon. Vielleicht sogar schon in der Steinzeit. Der Mensch ist ja eine Missgeburt der Natur. Oh, das war jetzt aber hart, denn es gibt ja auch die Guten. So schlecht sind die Menschen auch wieder nicht, dass man sie Missgeburten und ungewollte Mutation der Natur nennen könnte. Ungewollt von wem? Wenn die Natur was erschaffen will, tut sie es! Die Natur?
Na ja, wie auch immer, so schlimm, wie ich es immer an die Wand male, ist es wirklich nicht. Immer diese blöden Sprüche. An die Wand malen. Über den eigenen Schatten springen. Aber immer noch besser als mit Fremdwörtern herumwerfen, die man selber nicht wirklich versteht und erst bei Wiki nachsehen muss ...
Wie gesagt, so schlimm, wie einige uns weismachen wollen, ist es gar nicht. Schrieb gestern in der Sonntagszeitung (ja, heute ist Montag!) Robert Schneider, der Autor von „Schlafes Bruder“; übrigens auch eines meiner Lieblingsbücher. Er lebt in einem kleinen Bergdorf in Vorarlberg. Dort geht es ja doch noch ruhig zu. Aber mal selbst lesen, was er so schreibt:
„Das wird ein verheerendes Gewitter, - sagt meine Frau und zeigt mir auf einer App in ihrem Handy die Gewitterzelle, die sich gerade über den Säntis aufbaut. Ich halte dagegen. Mal abwarten, was dann wirklich daraus wird.
Unsere Gesellschaft ist so überhitzt, wie der Sommernachmittag. Überall wittert sie Untergang. Am anderen Morgen beginnen wir doch wieder unser Tagwerk. Wie immer. Wo ist der Krieg, wo sind die leeren Regale? Wo werden im Herbst die leeren Gastanks stehen? Wer wird alles erfrieren? Ich ahne, nein, ich weiß, dass ich im kleinen etwas gegen diese Untergangsstimmung tun muss. Es ist einfach: Zuversicht stiften auf den ausgetretenen Pfaden meines Gegenübers.
Die bedrohliche Gewitterzelle über dem Säntis geht in ein kurzes Sommergewitter über. Die Verheerung bleibt aus.“
Na, bitte! Ist doch wirklich so, wie Ramesh sagt: Weg mit dem denkenden Verstand! Aber auch nur dann, wenn es die Quelle so will. Na, bravo!

2.8.2022
Hin und her. Rauf und runter. Mal so und mal anders. Dieses ewige Seelengewitter – oder viel mehr Seelenwetter. Bewölkt oder stürmisch? Unwetter oder Schönwetter. Man könnte es wirklich mit dem Wetter vergleichen. Also sind wir gar nicht so viel anders als die Natur!
Na, wie sind wir heute drauf? Im Moment tut sich die Sonne noch schwer, durch den Wolkenschleier zu kommen. Vielleicht sollte etwas Wind aufkommen und die Wolken wegblasen. Aber darum sollte ich mich gar nicht kümmern, da es eh nicht an mir liegt, sondern an der Quelle, die mich genauso, wie ich bin und wie ich mich fühle, programmiert hat. Laut Ramesh! Advaita sagt im Grunde genommen das Selbe, aber eben nicht so direkt. Es geht ein wenig um die Ecken, bis es am Ziel die volle Wucht entgegen schleudert. Nichts für zarte Gemüter und schon gar nichts für Egos. Die tun sich da besonders schwer beim akzeptieren.
Da hab ich doch gestern im letzten Kapitel von „Wen kümmert's“ folgendes gelesen:
„Der wichtigste Punkt in Maharajs (Nisargadatta) Lehre ist der, dass wir in diesem Lebens-Traum nicht die geträumten Charaktere sind, die wir gedenken zu sein, sondern dass wir der Träumende sind. Lediglich unsere fälschliche Identifikation mit dem geträumten Charakter als getrenntem unabhängigen Wesen, dem 'Tuenden', ruft die Illusion von 'Gefangensein' hervor. Aus dem gleichen Grund ist es unmöglich, dass der geträumte Charakter, die bloße Erscheinung, 'erwacht' oder 'befreit' wird. Tatsächlich liegt Erwachen in der Auflösung dieser 'Erscheinung' und Befreiung besteht in der völligen Auslöschung der falschen Wesenheit, mit der wir uns irrtümlicherweise identifiziert haben. Aus dem gleichen Grund kann Erwachen oder Befreiung auch nicht durch irgendwelche Bemühungen 'erlangt' werden. Wer soll denn die Bemühungen anstrengen? Ein Phänomen, eine bloße Erscheinung? Erwachen kann nur geschehen!“
Wie ich auch immer dachte! Es kann nicht sein, dass ich Würstchen, dieser Ich-Gedanke, etwas zu sagen habe. All das löst sich auf, genauso wie sich einmal mein Körper auflösen wird. Alles wird verstreut im Universum der Gedanken und im Universum der Materie. Was erhalten bleibt, ist immer nur die Quelle, die mich geträumt hat und deshalb ebenso persönlich wie unpersönlich ist. Nicht sie ist in mir, sondern ich bin in ihr. Atman ist vielleicht nur das, was man Lebenskraft nennen könnte.
Klar, wieder nur ein Konzept und weder dies noch das. Es gibt also nichts zu tun, wie auch der gute Herr Karl sagt. Und doch geht der Wahnsinn weiter wie bisher. Muss ja auch. Gar nichts tun wird auf die Dauer langweilig. Und wenn mal einer gar nichts tut, ist es eben Bestimmung.
Ja, daran könnte ich direkt glauben. Der Arschtritt? Wozu? Es kommt wie es kommt und es ist geschehen, was geschehen ist. Genauso wird es einfacher, aber nicht leichter. Danke, Ramesh!

3.8.2022
Ein Suchspiel. Die menschliche Rasse ist für die Quelle ein Suchspiel. Wir suchen unser ganzes Leben nach irgendwas und wenn wir es finden, wollen wir mehr oder wollen wir es nicht mehr. Unzufriedenheit macht sich breit. Wer sucht, findet Unzufriedenheit. Dabei sucht sich die Quelle selbst. Ich möchte nicht wissen, welche Spiele sie sich für andere Spezies aussucht oder ausgesucht hat, wenn es denn so ist, dass nur sie das Sagen hat. Irgendwie schrecklich. Ja, ein schreckliches Konzept und doch irgendwie glaubhaft für ein kleines Menschlein wie mich.
Deshalb forschen Wissenschaftler ständig. Die ganze Menschheit forscht. Erforsche dich selbst. Lerne dich selbst kennen und lieben. Lerne von der Natur. Erforsche sie und auch die Tiere. Aber die spielen andere Spiele.
Noch mal zurück zum Würstchen und Ich-Gedanken, worüber ich gestern geschrieben habe. Heißt das nun, dass wir endgültig verschwinden? Okay, ich habe mich in die Quelle manövriert, anstatt zu sagen, sie sei in mir, wobei ich Atman die Lebenskraft nannte. Aber die Quelle kann nicht geteilt werden. Sie ist Eins. Sie ist das All-Ein-Bewusstsein und es gibt in Wirklichkeit nur sie. Uns - mich - gibt es gar nicht, obwohl ich mich eben jetzt tippend vor dem PC sitzend wahrnehme.
Was ich über die Bewusstseinsblasen geschrieben habe, ist ja auch bloß eine Wahrnehmung von vielen (ein Konzept von vielen!). Aspekte der Ganzheit stürzen sich als reine Energien in unterschiedliche (imaginäre) Bewusstseinsblasen und nehmen sich als das wahr, was die Bewusstseinsblasen vorschreiben, wie zum Beispiel wir Menschen in der menschlichen Bewusstseinsblase.
Es ist nur Wahrnehmung und es gibt ja auch andere Wahrnehmungen – vielleicht die absolute Wahrnehmung, die nur der Quelle zusteht, die sich selbst hypnotisiert, indem sie irgendwas erschafft, mit dem sie spielen kann und im Eifer des Spiels hoffentlich nicht vergisst, dass all das ihre eigenen Kreationen sind. Zu naiv? Okay, dann ist es eben nur ein naives Konzept, wie der Vater im Himmel, der auf seinem Thron hockt und alles überwacht und sich manchmal sehr wundert, was er da alles erschaffen hat.
Was nun? Das Innere nach außen und das Außen nach innen? Ramesh sagt oder sagte (er weiß ja nun wie es wirklich da „drüben“ ist, da er 2009 verstorben ist), wir können durch tiefe Meditation diesen Zustand erreichen, den man Erleuchtung nennt. Man kann eins werden mit der Quelle. Aber angeblich hält dieser Zustand nicht an. Und außerdem kommt er nur, wenn es Bestimmung ist, wenn der Film, den die Quelle machte, auch so abläuft.
Es ist ja eh nur das Ego, dieser Ich-Gedanke, mit dem ich mich so gerne identifiziere, der sich an all diese Konzepte klammert, die ihn überleben lassen, - die ihn zu einer Seele machen, die von einer Welt zur anderen wandert und ihre Lieben immer wieder trifft. Die Seelen (vielleicht die einer Ganzheit?) machen ihr eigenes Schauspiel und sind mal Geschwister, mal Eheleute und mal Freunde und manchmal auch Feinde. Nach dem ganzen Theater treffen sich die Seelen wieder und kreieren ein neues Stück. Warum vergessen wir das, während wir spielen???

4.8.2022
Die Vorstellung der Seelen, die sich immer wieder für ein neues Leben beraten, finde ich wunderschön, bis auf die mögliche Tatsache, dass sie, wenn sie sich als Materie wahrnehmen, vergessen, dass sie Seelen sind und diese Leben selbst kreiert haben. Eigentlich ist es kaum anders, als das, was Ramesh meint, denn bei seinem Konzept ist es die Quelle, die die Theaterstücke geschrieben hat und ihre Schauspieler vergessen, dass sie bloß eine Kreation ihrer Selbst sind.
Na ja … Etwas verständlicher für meinen begrenzten Verstand sind da schon die Seelen. Andererseits, wenn ich träume und mich irgendwie anders träume als ich im Wachzustand bin, ist jene, die ich träume, irgendwie ja auch ich. Und wenn ich aufwache, ist dieses andere Ich nicht wirklich verschwunden. Es ist wie bei meinen Gedanken. Da und gleichzeitig nicht da.
Okay, lassen wir diese haltlose Gehirnakrobatik. Ich hätte aber noch ein Konzept, das ich bereits durchgekaut habe, es mir aber so gut gefällt, dass ich es abermals durchkauen möchte. Entschuldige ich mich schon wieder bei mir selbst wegen der ständigen Wiederholungen?!
Nun, ich denke dabei an Kim/Arima, der durch meine Schreibereien eine sehr lange Evolution durchmachen musste. Vom armen, gequälten Menschen zum Leuchtenden Wesen bis zum Drachenhüter und weiter bis Sampanna, der so genannten Endstation, bevor es wieder ab in die Quelle geht. Wollte schon schreiben: ab in die Heia! Passt ja auch irgendwie, denn alle „Advaita-Philosophen“ vergleichen das All-Ein-Bewusstsein mit dem Tiefschlaf.
Das wäre dann die Entwicklung von der Mikrobe bis zur Wesenheit, die in oder auf Sampanna die letzte Vorbereitung zur Quelle erlebt. Natürlich habe ich über Kim nie als Mikrobe geschrieben. Kleinstlebewesen haben wahrscheinlich keine so interessante Geschichte, dass man über sie schreiben könnte. Gräser, irgendwelche Pflanzen oder Bäume wohl auch nicht. Bei Tieren sieht es schon anders aus, denn da wurde Kim zum roten Wolf, da er (?) mal ein Wolf war.
Was passiert nach Sampanna, dem wohl herrlichsten Paradies, das man sich (kaum) vorstellen kann? Man möchte doch nie mehr raus aus dieser Traumlandschaft und seinen Wesen, deren Gesellschaft man niemals wieder missen möchte. Aber wenn die Mama ruft, müssen die Kinder nach Hause. Und irgendwann ruft die Quelle. Und dann?
Herr Karl meint, dann geht die ganze Scheiße wieder von vorne los. Worüber ich ja auch schon geschrieben habe. Kim im neuen Universum als kleines, dickes Männchen, das einen Kerl, namens Ernst aus einer wüstenähnlichen Gegend rettet. Und dann war auch noch die Rede von Buddhita, einer Tochter von Ernst und andere Geschichten.
Schließlich ist da noch das unendliche Meer, auf dem ein Segelschiff fährt. Der alte Mann steuert es und der kleine Michel leistet ihm Gesellschaft. Das Schiff transportiert Seelen. Manche wollen nicht von Bord, weil sie das ganze Prozedere kennen und es nie wieder durchmachen wollen. Es hilft nichts. Sie müssen. Und wenn sie an Land gehen und sich als irgendeine Materie wahrnehmen, haben sie eh wieder alles vergessen.
Über das Fragezeichen im vorvorletzten Absatz denke ich noch nach ...

5.8.2022
Fragezeichen – na, gut. Das ist jetzt das Spielchen mit den Aspekten der „Ganzheit des Selbst“, wie Kim es in unseren (Selbst)Gesprächen nannte. Und das ist vielleicht auch das mit dem „Mikroben bis zum Wesen in oder auf Sampanna“, wie ich mir das so vorstelle. Die Frage ist jetzt aber, ist es Evolution oder steht jede Spezies für sich? Und noch eine Frage gäbe es zu diesem Konzept: Ist das alles gleichzeitig? Wahrscheinlich komme ich wieder auf die Antwort: Neti – neti – weder dies noch das.
Also, welche Vorstellung gefällt mir am besten, selbst wenn es in Wirklichkeit und Wahrheit weder dies noch das ist? Irgendwie die ersten zwei, denn unter der dritten kann ich mir nur schwer etwas vorstellen, denn das wäre dann ja die Ganzheit des Selbst selbst. Sie ist sich all ihrer Aspekte gleichzeitig bewusst. Aber nicht so wie die Quelle, die von allem unberührt ist und dennoch teilhat. Die Ganzheit des Selbst besteht tatsächlich aus all ihren Aspekten. Aber eben nicht ganz so einfach, denn die Ganzheit des Selbst ist ebenso reine Energie wie die Quelle, aus der sie entstanden ist. Wie Ramana angeblich sagte, ist die Quelle das Eine ohne ein Zweites. Er nannte es Ich-Ich – und sobald eine Verwirklichung aus der Quelle kam, war es das Ich-bin. Da war schon ein Zweites und schon kam ein Drittes und Viertes und das Segelschiff des alten Mannes und des kleinen Michels war randvoll mit Seelen.
Und dann? Na ja, dann stürzten sich die kleinen Seelen (Aspekte) der großen Seelen (Ganzheiten des Selbst) in die imaginären Wahrnehmungs- oder Bewusstseinsblasen und bildeten das Universum oder vielleicht auch gleich mehrere Universen gleichzeitig.
Apropos Wahrnehmung! Habe ich jemals geschrieben: Wir sind Wahrnehmung oder ich bin Wahrnehmung? Wenn, dann ist das falsch! Ganz falsch! Auch Freund Carlos schrieb, dass wir wahrnehmende Wesen sind und nicht Wahrnehmung. Wahrnehmung ist! Sobald das Ich-bin da ist, ist auch Wahrnehmung da. Gleichzeitig! Muss ja auch so sein. Aber ich kann nie sagen, dass ich Wahrnehmung bin. Ich kann nur sagen, dass ich als Wahrnehmende das Wahrgenommene wahrnehme – mehr nicht. Darauf brachte mich gestern Herr Karl, der in seinem Buch „Das Ich und seine Taktiken“ folgendes schreibt:
„Das, was immer präsent ist, was immer da ist, was ununterbrochen ist, das ist einfach nicht in deiner Wahrnehmung, weil es die Wahrnehmung selbst ist und nie wahrgenommen werden kann.“
Und weiter:
„Ohne Wahrnehmung gäbe es gar nichts, über das wir reden können – kein Reden, kein Hören, keine Sensation. Wahrnehmung ist die Basis, der Urgrund davon, dass überhaupt etwas Wahrnehmbares entstehen kann, und die ist immer da. Die ist eigentlich immer die einzige Qualität, die die kommt und nie geht. Bevor überhaupt etwas wahrgenommen werden kann – auch der Wahrnehmende – ist das da.“

6.8.2022
Bald ist alles nur mehr Erinnerung. Was Neues? Kein Interesse mehr. Nie mehr? Nie wieder! Zumindest nie wieder in dieser Form, in der wir uns, in der wir alles, einst kannten. Es verändert sich alles. Und das immer schneller. Zeit ist Veränderung und nicht immer nur das, was man an Zeigern der Uhren abliest. Zeit und Raum. Und mitten drin die Vergänglichkeit.
If I could turn back time. Ich würde und könnte nichts anders machen. Aber nochmal erleben. Und dann? Nach „mir wurscht“ ist „und dann?“ mein zweites Mantra. Wen kümmert's – meinte Ramesh. Herr Karl auch. Mir ist's wurscht. Und dann? Ja, was dann? Eh egal. Alles. Es kommt und es geht. Und man kann nichts aufhalten – nichts festhalten
Gestern habe ich als letztes den Steg weggeräumt, auf dem Wuli, meine Prinzessin, auf den Balkon und in die Wohnung gekonnt hat. Jetzt gibt es nichts mehr, was mich an sie erinnert, außer zwei Fotos. Eines hängt in der Küche an der Pinnwand und eines habe ich zu Punkties Foto dazu gesteckt. Aber immer, wenn ich durch den Vorraum in die Küche gehe, schweift mein Blick dorthin, wo ihr Katzenklo stand und in dem, wenn sie herinnen übernachtet hat, geschlafen hat. Kranke Katzen tun das. Hab ich gelesen. Aber meine Prinzessin blieb sauber. Hat nie gestunken, auch wenn sie reingemacht hat. Ich schau auch auf den Platz, wo ihre Futterschüsseln standen. Ich sehe das Nichts, was mich an sie erinnert.
Sie war ein Engel, der urplötzlich am Straßenrand in einem Kukuruzacker erschienen und nachts, vom 19 zum 20 Juni, wie vom Erdboden verschluckt worden ist. Ich hätte diesen Engel gerne noch länger bei mir gehabt. Warum tut es so weh? Noch immer?
Da gibt es keine klugen Sprüche und Gedanken über die Quelle. Oder doch? Hat die Quelle diesen Engel zu sich geholt? Ins Katzenparadies. Muss so sein. Sie war eine der besten Katzen, die es gibt. Hat keinem anderen Tier etwas zuleide getan. Keine Mäuse getötet und auch keine Vögel. Mit den Vögeln hat sie 'gesprochen'. Und sie wurde geliebt. Sehr sogar. Auch wenn ich mit ihr geschimpft habe. Unberechtigt. Es lag nur an mir, weil ich sie nicht immer verstanden habe. Katzensprache ist nicht so einfach zu verstehen. Es ist eine andere Welt. Eine andere Bewusstseinsblase. Haben Katzen Bewusstsein? Vielleicht sogar mehr als Menschen. Oder sage ich besser, ein anderes, ein tieferes Bewusstsein? Ist für Katzen die Spitze des Eisberges viel höher, als die der Menschen?
Es ist das „Nie wieder“, was so weh tut. Das tut es auch noch immer wenn ich an meinen Mann denke. Pass gut auf unsere Wuli auf, falls sie bei dir ist, Schatz. Und sag ihr, dass sie mir so sehr fehlt. Genauso fehlt wie du.