Ich hab eine Geschichte geschrieben, in der es darum geht, alles, was einen stört, verletzt oder eben auf andere Art negative Auswirkungen hat, in einen anderen Blickwinkel zu sehen.
„Und der andere Blickwinkel soll natürlich positiv sein.“
Klar! Immerhin ist nicht alles nur schlecht oder nur gut. Alles hat seine guten, wie auch schlechten Seiten.
„Schlecht und nicht böse?“
Ist egal, welche Wortwahl ich gebrauche. Vielleicht wäre besser, wenn wir positiv und negativ sagen. Es ist gar nicht so leicht in der heutigen Zeit, etwas Positives zu erkennen. Krieg, der gar nicht so weit weg stattfindet, in allen Ländern gibt es so was wie eine Wirtschaftskrise, das Klima spielt verrückt, wahrscheinlich aufgrund unserer Machenschaften und eine neue Virusmutation ist auch schon da, was noch nicht alles ist, da es Insekten gibt, die ebenso schwere Krankheiten auslösen können, wenn sie einen stechen oder beißen.
„Die globale Welt. Auch wenn es noch Grenzen auf den Landkarten gibt, aber die Welt ist kleiner geworden. Man kann überall hin und nimmt natürlich mit den Flugzeugen allerhand mit nach Hause. Das begann bereits damals, als die großen Weltentdecker mit ihren Schiffen in den noch fremden Meeren herumsegelten.“
Die Menschen hätten in den Höhlen bleiben sollen.
„Menschen sind Eroberer und Entdecker. Das ist ihre Natur. Indem nun auf der Erde angeblich alles entdeckt wurde, geht es ab in den Weltraum. Was meinst du, was erst los ist, wenn der Mensch einen Stoff entdeckt, mit dem man schnell genug fliegen kann, um in die nächsten Galaxien zu gelangen?“
Dann wäre das Horrorszenario perfekt. Ich denke dabei an den Film 'Event Horizon', in dem das verschollenen Raumschiff durch ein schwarzes Loch in ein anderes Universum geflogen und als eine Art intelligentes Wesen zurückgekehrt ist, das die Fähigkeit hat, die schlimmsten Ängste aller Menschen an Bord real werden zu lassen.
„Angst ist tatsächlich ein Hemmschuh der Menschheit. Wenn erst mal die Angst vor irgendwas oder irgendwem überwunden und schließlich verschwunden ist, kann sie in höhere Bewusstseinsgefilden aufsteigen. Aber das ist ein noch schwierigerer Weg, als das Ego an seinen wahren Platz zu schaffen.“
Andererseits würde die Profitgier weniger werden, denn auch da geht es um Angst. Angst, zu wenig zum Leben zu haben. Die Angst ist also wirklich ein Hemmschuh und zwar kein kleiner, da es sich immer um Angst handelt, was die Menschen negativ handeln oder denken lässt.
„Wenn die Angst verschwindet, könnte man sagen, verschwindet auch alles Negative.“
In der verbotenen Frucht des Paradieses war nicht die Erkenntnis versteckt, sondern die Angst.

Angst ist schwer zu überwinden. Wenn man sich ihr stellt, muss das nicht heißen, dass man sie überwindet, man kann sie dadurch auch verschärfen.
„Du redest von Krankheiten.“
Angst ist eine Krankheit.
„Die Angst, zu wenig zu haben, obwohl der Keller voller Kohlen ist?“
Klingt zweideutig. Andererseits, wenn es eine Seele gibt, einen Geist, ist es kein Wunder, dass Angst ausgelöst wird, plötzlich in so einem Gefängnis zu stecken.
„In so einem Gefängnis zu stecken oder sich als so ein Gefängnis wahrzunehmen?“
Ach, wieder mal die Bewusstseinsblase.
„Warum auch nicht? Die Karotte baumelt lustig vor uns her. Das mag wohl auch eine Krankheit sein.“
Wahrscheinlich ist die ganze Welt eine einzige Krankheit.
„Jetzt würde der richtige Blickwinkel gut tun.“
Im Kurs heißt es auch, dass man alles von einem anderen Blickwinkel wahrnehmen sollte. Da gibt es diese Übungen. Ich nenne sie manchmal auch Gedankenmanipulation.
„Wie gesagt, wir stecken von klein auf in Gedankenmanipulationen. Auch hier tut ein richtiger Blickwinkel gut, indem wir uns für die für uns richtige Gedankenmanipulation entscheiden.“
Wie gesagt – dito – da gibt es diese Übungen, wo man sich sagen soll, dass nichts eine Bedeutung hat oder dass ich nichts verstehe, was ich in diesem Raum sehe. So beginnen die Lektionen im Übungsbuch.
Im Handbuch für Lehrer steht unter '5. Wie wird Heilung vollbracht': Heilung geht mit dem Verständnis dessen einher, wofür die Illusion der Krankheit da ist.
„Vom Kurs aus gesehen ist die Welt ganz sicher eine Krankheit. Wir nehmen etwas wahr, was es nicht geben kann und nicht geben darf. Diesen einen Gedanken, der nicht mal gedacht wurde und dennoch ist der Wahnsinn da, der nur durch den Kurs ausgemerzt werden kann. Oder zumindest – um deinen Vorwurf, ich sei zu sarkastisch, zu unterbinden – der Wahnsinn, der unter anderem auch durch den Kurs ausgemerzt werden kann.“
Was war das denn jetzt?
„Ich habe mich verleiten lassen. Aber Spaß beiseite. Es stimmt schon. Man kann den Teufel nicht mit dem Teufel austreiben.“
Ich sollte ein großes Fragezeichen tippen.
„Verstehst du nicht? Die Welt ist eine Krankheit in der nur Krankheiten existieren. Eine Manipulation nach der anderen. Warum sollte man da auf irgendetwas etwas geben? Man kann also den Teufel nicht mit dem Teufel austreiben, denn jede – unter Anführungszeichen – 'Heilung' ist genauso eine Krankheit, wie die gesamte Krankheit selbst. Es ist nur eine andere Krankheit.
Und wenn du nun wieder sagen willst, dass Herr Karl dasselbe sagen würde – das ist ebenso eine Krankheit und selbst das würde er sagen. Du siehst, es ist hoffnungslos. Die Schlange beißt sich immer wieder in den eigenen Schwanz. Kein Entkommen!“
Also kann es auch keinen richtigen Blickwinkel geben.
„Nicht wirklich, aber es kann einen geben, wo du dich selbst und die Welt vielleicht etwas angenehmer wahrnimmst. Ansonsten kannst du getrost sagen, dass alles Scheiße ist.“
Es ist Pfingstsonntag. Nun kam wirklich der Heilige Geist über uns.