Hier schien der Ort zu sein, wo alles entsteht und wohl auch wieder vergeht, eine Art Werkstatt oder auch Spielstätte, die uns und wohl auch allen anderen Lebewesen, die wir hier Einblick und Anteilnahme haben durften, zeigte, dass uns eine Kraft leitet, der wir uns niemals entziehen können. Und gleichzeitig sind wir selbst diese Kraft.

„Bewegung, mein Lieber, Bewegung. Sein Zittern geht seitwärts, während das Zittern der anderen Punkte entweder vor oder zurück geht. Unterschiede, wenn man beim Energiesehen überhaupt davon sprechen kann, erkennt man immer nur an der Bewegung. Wir, die vollkommen Lebewesen bewegen sind viel langsamer als andere Blasen. Das mag der einzige Unterschied sein. Es ist also gar nicht so einfach, Energie zu 'sehen' – wirklich zu 'SEHEN'. Versuch es, bitte, nicht zu verstehen. 'Sieh' einfach nur hin! Das ist die einzige Möglichkeit, mit ihm zu springen.“
Und ich 'sehe' hin.

Der erste Absatz stammt von Ysil, der zweite von Bela (auch genannt: Thygyrill), bevor sie in jeweils ihrer sich befindenden Sphäre vereinigten und zu einem vollkommenen Lebewesen wurden.

Worin besteht der Unterschied zwischen gewöhnlichen und vollkommenen Lebewesen? Es muss einen geben, sonst würde dies nicht geschehen.
Gibt es denn immer eine Grund, der zu verstehen ist?

Gestern sagte ich einen sehr wichtigen Satz zu irgend jemanden und doch viel mehr zu mir selbst: „Wir Menschen nehmen uns zu wichtig.“ Und weil wir das tun, verstehen wir nur wenig und wissen tun wir noch weniger. Wir wissen nichts. Der alte Hut. Wiederholungen und nichts als Wiederholungen.

Dennoch sei im Moment erwähnt, dass es genau diese Sphären, diese Dimensionen, diese Art der Wahrnehmungen war, die beide, Ysil und Bela, zu einem einzigen Wesen zusammen schweißten, obwohl sie sich in einer jeweils anderen Dimension befanden.

Gibt es denn immer einen Grund, dies zu verstehen?

Bela hat eine wunderbare Liste aufgelistet. Listig sogar, um ein wenig Wortspielerei zu betreiben, wo doch eh alles nur ein Spiel ist. Man müsste es nur glauben. Das Spiel. Das immerwährende Spiel, bis es der Quelle der Kraft zu bunt wird und sie ihre Tentakel einzieht.

Vielleicht sind wir tatsächlich in einer Wahrnehmungsblase gefangen, über die wir nicht hinaus kommen. Sie schreibt uns vor, wie wir die „Welt“ wahrzunehmen haben, auch wenn Freund Carlos das Gegenteil behauptet, von mehr Energie schreibt, die wir uns zusätzlich holen können, um schließlich doch die Blase zu durchbrechen. Bei der kleinsten Paradoxie stoßen wir an die Grenze dieser Blase, die uns (vielleicht jeden einzelnen von uns) unbarmherzig umschließt.
Und erst die Vorstellung, die ich mir von der Quelle der Kraft mache! Sie schwebt wie eine Qualle (auch ein schönes Wortspiel: statt Quelle heißt es Qualle der Kraft) im Nirgendwo. Kann nicht sein! Es gibt nämlich kein Außerhalb der Quelle der Kraft, denn sie ist alles, was ist und sogar alles, was nicht ist.

Wir machen uns Bilder, Metaphern, wenn wir uns etwas nicht naturgetreu vorstellen können. Und was ist mit der Zeit? Gehört sie auch zum Zwangswahrnehmen? Alle Leben passieren gleichzeitig. Ist das denn wichtig, wenn alles nur ein Spiel ist, wenn wir nichts anderes als Marionetten der Quelle der Kraft sind? Wir sind nichts. Wir sind zu klein, Herz. Kims Worte gewinnen mehr und mehr an Wert. Und was war das letztens, als ich schrieb: „Wir Menschen nehmen uns zu wichtig.“
Es gibt keine Menschen, keine Tiere, keine Pflanzen, keine Planeten, keine Sterne, keinen Sonnen, keine Aliens, kein Nichts. Es gibt nur Energie, reine, unverwundbare und eventuell ständig fließende Energie. Bei „ständig fließend“ bin ich mir noch nicht sicher, rein und unverwundbar – ja, auf jeden Fall. Und genau diese Energie besteht aus zwei, sich bedingende und doch total gegensätzliche Energiearten. Immer diese ständigen Wiederholungen, als möchte ich mir all dies ins Gehirn brennen. Nützt es denn was? Ins Gehirn brennen? Sie lässt mich eh nur spielen, tagträumen, phantasieren – sie, die Quelle der Kraft.

Erst wenn du nichts bist, wirst du alles sein. Ist ja logisch, wenn man bedenkt und vor allem daran glaubt, dass man in Wirklichkeit kein Mensch, sondern ein winzig kleines Energietröpfchen der ewigen Quelle ist und nichts und niemand anderen unterworfen ist, als ihrem Willen. Und dieses Tröpfchen wandert dahin und dorthin, bis es größer und größer wird, indem es Erfahrung (Energie) sammelt. Wo wandert es? Auf den unendlich langen Tentakeln, an denen es hängt.

Es bringt nichts, sich so was vorzustellen. Es ändert sich nichts an unserem Leben. Oder? Werden wir demütiger, genügsamer oder doch noch mehr paranoid und profitgierig? Wir leben ja jetzt, also wollen wir auch jetzt genießen und alles haben, was wir kriegen. Was gäbe es dagegen zu sagen, außer, dass wir dadurch wirklich über Leichen gehen? Man muss nicht sterben, um tot zu sein.
Was für ein Satz! „Man muss nicht sterben, um tot zu sein.“ Müsste man auf ein Leinentüchlein sticken, einrahmen und aufhängen, wo es jeder sehen kann.

Zurück zu den beiden Energien, die Ysil und Bela bestens verkörpern. Verkörpern, wir sind Körper, nehmen uns als Körper wahr, was eher zutrifft und deshalb verkörpern wir alles. Sonst verstehen wir nichts in unserer einengenden Körperblase. Was wäre, wenn wir tatsächlich alles, was ist, wahrnehmen könnten? Sicher erhebt sich dann auch die Frage, ob wir ohnehin alles, was ist, wahrnehmen, da sonst eh nichts da ist.

Ysil, die Andere Seite, das weibliche Prinzip, das Jenseits, das, was nie vergehen kann.
Bela, Diese Seite, das männliche Prinzip, die Welten mit all ihren Lebewesen, das, was kommt und geht.

Maria, die Andere Seite, das weibliche Prinzip, das Jenseits, das, was nie vergehen kann.
Kim, Diese Seite, das männliche Prinzip, die Welten mit all ihren Lebewesen, das, was kommt und geht.
Würde ebenso passen. Mein Lebenswerk als Metapher. Wie alles begann? Wissen wir.
„12. September 1981. Es war ein warmer Spätsommertag...“
Und nun? Aus dem einmaligen Liebespaar wurde Energie, reine und unverwundbare Energie.

Dennoch ist diese Geschichte hier eine ganz andere und man darf sie nicht zeitlich sehen. Mit „zeitlich“ meine ich, dass einiges früher und anderes wieder später passiert, obwohl vielleicht das Frühere ausschlaggebender für die Entwicklung ist. Zum Beispiel befanden sich Ysil und Bela getrennt in Dimensionen aus längst vergangenen Zeiten und die Geschichte „Sterne fallen nur nachts vom Himmel“ passierte unserer Wahrnehmung nach viel später und beide hatten von Drachenreitern und Energien keine Ahnung. Ein Hin und Her, wo sich niemand mehr auskennt. Warum? Weil in Wirklichkeit alles gleichzeitig passiert! Schwer vorstellbar für unser kleines menschliches Hirn. Für meines auf jeden Fall!

Ich schreibe vollkommen falsch, wenn ich schreibe, dass sich Ysil und Bela getrennt in Dimensionen aus längst vergangenen Zeiten 'befanden'. Sie befanden sich nirgendwo. Sie waren, sind und werden immer im so genannten Nichts sein – als Energietropfen an Energiestränge geheftet. Richtig geschrieben wäre: Ysil und Bela nahmen getrennt voneinander eine Dimension aus längst vergangenen Zeiten wahr. Zumindest so ähnlich.

Aber egal. Wenden wir uns wieder einmal den beiden Energien zu. Welche war zuerst da? So, wie wir Menschen die Welt wahrnehmen, müssten wir sagen, es war die Energie der Anderen Seite, denn die Energie Dieser Seite entwickelte sich erst durch Wahrnehmung, durch Bewusstsein.
Heißt das, die Quelle der Kraft war am Anfang unbewusst? Da haben wir schon das Problem und stoßen beim kleinsten Denkakt an die Grenze der Blase, die uns umschließt, - die mich umschließt und ich habe damit ein Problem.
Auf jeden Fall kann ich mir vorstellen, dass die Persönlichkeit, die wir entwickeln, das Leben, das wir erleben, weniger als einen Furz wert ist, wenn wir sterben. In dieser Hinsicht bin ich auf der Seite von Freund Carlos. Der Adler frisst alles auf. Zurück bleibt die leere Hülle, die entweder in der Erde vermodert oder im Feuer zu Asche wird.

Es gibt aber noch etwas in uns, das wir ein Leben lang vernachlässigen, weil wir ja mit so viel Wichtigerem (meistens mit uns selbst!) beschäftigt sind. Natürlich beschäftigen wir uns dann auch mit uns selbst, wenn wir uns der Anderen Seite von uns zuwenden, aber das ist das wahre Selbst, das überlebt, während das Selbst Dieser Seite ein menschlich konstruiertes Selbst ist und vergeht. Aber wie zum wahren Selbst gelangen? Freund Carlos hat da mehrere gute Vorschläge, wie etwa sich weniger wichtig nehmen, das Selbstmitleid ablegen und vor allem die Rekapitulation des Lebens (ein schwieriges Unterfangen, was aber angeblich viel Energie wieder bringt, die wir in gewissen Situationen verloren haben).

Kim meinte, wir müssten uns nur erinnern. Wie haben wir als Kind die Welt wahrgenommen? Wie oft haben wir etwas zum aller ersten mal gesehen und haben darüber gestaunt? Wir sehen alles immer wieder zum ersten Mal, ohne uns dessen bewusst zu sein. Wir leben in einer Welt der Veränderungen. Pardon – wir nehmen eine Welt der Veränderungen wahr! Nichts bleibt, wie es ist. Aber jene winzigen Veränderungen fallen uns nicht auf, es sei denn, wir sehen einen Menschen oder irgend ein Ding nach Jahren wieder. Dann fallen uns gewisse Veränderungen vielleicht auf. Aufmerksamkeit wäre also gefragt – vollkommene Aufmerksamkeit!

Wir sind nicht alle gleich. Jede und jeder spricht auf etwas anderes an. Aber unsere Gewohnheiten und all die Bequemlichkeiten, die uns das moderne Leben bieten, wollen wir nicht aufgeben. Gerade die Gewohnheiten und Bequemlichkeiten sind es, die uns abstumpfen und uns noch weiter vom wahren Selbst entfernen.

Peter Pan nannte mich Kim manchmal, obwohl ich sicher das Kind-sein ebenso verloren habe wie viele andere Menschen. „Bleibe mein Peter Pan und werde nie erwachsen!“ Und doch mache ich ausgerechnet Kim zur Energie Dieser Seite, denn nur für sie hat er gekämpft. Verständlich, denn kaum ein Lebewesen möchte, dass die Quelle der Kraft ihre Tentakel einzieht und es keine Energiestränge zum wahrnehmen für die Energietropfen gibt.
Kim ging es nie um sich selbst. Er lebte und kämpfte für andere. Er war DAS Beispiel für wahre Energie Dieser Seite. Ja, das soll es auch geben, denn nichts in diesem Universum existiert umsonst.

Don Juan nannte die wahre Energie Dieser Seite ein perfektes Tonal. Aber Worte können verwirren, viel mehr verwirren, als sie erklären könnten. Hat doch jeder seine eigenen Vorstellungen. Wie schnell können da Missverständnisse auftauchen.
Kim war nie einer vieler Worte. Zumindest anfangs nicht – die ersten vier oder fünf Bücher. Dann trat sein wahres Ich hervor und er spielte den „Hans Dampf in allen Gassen“. Er spielte tatsächlich Leben, aber er spielte es auf eine andere Art, die nicht einfach zu verstehen ist. Von sich aus (es wird weiter unten erklärt) spielte er nicht wirklich und doch spielte er, weil er intuitiv weiß, dass es die Quelle der Kraft ist, die spielt. Und die Quelle der Kraft liebt Spiele wie ein kleines Kind...

Das beste Beispiel war, als Melanie mit ihrer Tochter zu Besuch kam und Kim in einem Fauteuil saß und mit seinem langen Haar Zöpfchen drehte. Es war dies die Zeit, als Kim für die Öffentlichkeit bereits tot war und er ohnehin einen anderen, der sich Richard (Richie) nannte, spielen musste. Seine engsten Freunde wussten Bescheid, aber Melanies Tochter gehörte in diesem Moment noch nicht zu den Eingeweihten. Sie beäugte „Richie“ sehr verwirrt und wusste nicht, ob sie ihn für verrückt halten sollte, da man ihr über ihn kaum etwas erzählt hatte. Auf jeden Fall war sein Verhalten für einen Durchschnittsmenschen nicht normal, denn zusätzlich zum Zöpfchen flechten kam noch ab und zu ein tiefes Brummen aus „Richies“ Kehle. Trotz dieser Ablenkungen erzählte Melanies Tochter, die übrigens auch Maria hieß, über ihr Studienproblem. Sie studierte Chinesisch und würde Hilfe brauchen. Plötzlich erklang Kims Donnerstimme, die alle zusammen zucken ließ: „Ich kann dir helfen!“
Aber wozu nacherzählen, wenn das Original (noch dazu mit alter Rechtschreibung!) noch da ist:

"Kannst du denn chinesisch?"
"Perfekt!", sagte Richie und lächelte sonnig.
"Seit wann kannst du denn chinesisch?", fragte Andy, und ich spürte, daß er etwas nervös wurde.
Andy hatte Angst, Kim könnte sich vor Melanies Tochter verraten.
Richie grinste, lehnte sich zurück und verschränkte seine Arme vor der Brust. Gelangweilt starrte er zur Zimmerdecke hoch und spitzte seine Lippen. Dann sah er Andy plötzlich mit großen Augen an.
"Oh, weißt du, Andy, - in diesem Moment gab es mir plötzlich im Kopf einen Stich und ich kam drauf, daß ich auf einmal perfekt chinesisch kann."
Wir lachten alle über Richie, als er sich mit beiden Händen von hinten über den Kopf fuhr und sein langes Haar ins Gesicht zog.
"Er ist ein bißchen verrückt, Maria", sagte Andy. "Wir kennen ihn ja schon. Also gewöhn dich auch daran, falls du länger hier bleiben willst."
Durch eine schnelle Kopfbewegung zurück, fiel Kims Mähne wieder aus dem Gesicht. Er grinste Maria an. Sie lachte und schüttelte ihren Kopf.
"Ja, ich weiß. Mama warnte mich schon, daß es in diesem Haus nicht ganz normal zugeht und ich besser nicht darüber nachdenken soll. Aber ich möchte Richie trotzdem prüfen.
Was heißt auf chinesisch - ich liebe dich, - Richie?"
Richie wiegte seinen Kopf hin und her und öffnete kurz seinen Mund. Er schien zu überlegen, und wir warteten bereits darauf, daß sein Kopf zu qualmen beginnt. Wieder spitzte er die Lippen und schüttelte wild seinen Kopf, daß seine Mähne wieder ins Gesicht fiel.
"Nein, das sage ich nicht. Das sage ich wirklich nicht", meinte er trotzig.
"Warum nicht?", fragte Maria.
"Weil ich mich schäme", sagte Richie und grinste schmutzig, daß wir abermals alle lachen mußten.
"Nun Spaß beiseite", sagte Maria, nachdem wir uns beruhigt hatten. "Richie, kannst du mir wirklich helfen?"
Richie nickte etwas zu übertrieben.
"Gut! Ich habe meine Bücher und Unterlagen für die Prüfung im Hotel. Ich könnte morgen vorbei kommen, wenn es dir recht ist", sagte Maria.
"Du glaubst ihm wirklich?", fuhr Andy auf. "Er ist doch verrückt. Es hat ihm den Verstand genommen, daß er wie Kim aussieht. Er ist größenwahnsinnig geworden und ist jetzt nur im Haus, weil wir uns um ihn kümmern müssen. Es wäre doch schade, wenn dieser hübsche Junge im Irrenhaus landen würde. Hier hat er es gut, und bis jetzt war er auch noch nie bösartig. Nun, - und wir können uns an seinem schönen Anblick erfreuen."
Richie warf Andy einen sehr bösen Blick zu und knurrte aus tiefster Kehle.
"Hörst du? Manchmal benimmt er sich wie ein Tier. Nun, eigentlich können wir es nicht verantworten, daß du mit ihm alleine in einem Zimmer bist und chinesisch lernst. Bist jetzt war er wirklich noch nie bösartig, aber es wird immer schlimmer mit ihm, und dann weiß man wirklich nicht, ob er in seinem Wahn nicht doch gewalttätig wird", sagte Andy.
Maria war sich nicht mehr sicher, ob das alles nur Spaß war, oder nicht. Langsam tat sie mir leid.
"Er sieht doch völlig normal aus", sagte sie verwirrt, und wir lachten wieder.
"Ihr macht mich wirklich fertig", stöhnte Maria. "Solche Typen gibt es nicht einmal im verrückten New York."
"Was ist denn, Maria?", fragte Melanie ernst. "Glaubst du nicht, daß Richie verrückt ist?"
Maria zuckte mit den Achseln und sah Richie prüfend an, der in diesem Moment mit seiner langen Mähne spielte und sich ein kleines Zöpfchen drehte, das er über die Stirn ins Gesicht hängen ließ.
Wir mußten uns das Lachen verkneifen.
"Nun?", fragte Melanie abermals. "Du mußt das schon selbst heraus finden. In diesem Haus gibt es nämlich verschiedene Wirklichkeiten. Wenn Richie in deiner Wirklichkeit normal ist, dann mußt du ihm schon vertrauen. Und wenn nicht, dann glaube ruhig, was dir diese anderen Verrückten hier erzählen. Aber wer wirklich verrückt ist, - das mußt du selbst heraus finden, liebste Tochter."
"Mama! So hast du noch nie geredet! Gehörst du auch zu diesen Verrückten?", fragte Maria total verwirrt.
"Zu diesen Verrückten?", fragte ich lächelnd. "Dann meinst du also, daß wir die Verrückten sind und Richie völlig normal ist?"
Maria blickte noch mal zu Richie, der sich bereits sein zweites Zöpfchen drehte.
"Richie, kannst du mir zuhören, während du dir dieses Zöpfchen fertig drehst?", fragte Maria.
"Klar!", sagte er mit Donnerstimme, daß wir alle erschrocken zusammen zuckten.

Nicht nur aus diesem Grund meinte Kim in den Gesprächen ich soll Peter Pan bleiben und nie erwachsen werden. Kinder bis zu drei oder höchstens vier Jahren haben noch ein perfektes Tonal. Nicht nur, weil sie noch über für sie Neues staunen können, sondern weil sie sich authentisch verhalten. Ihnen ist es noch egal, was andere über sie denken.
Wie oben erwähnt, war es für Kim kein Spiel, als würde er einen Verrückten spielen. Tage später, als seine Freunde dies für ein verrücktes Spiel hielten, sagte er selbst:

"Ich kenne meine Verrücktheit selbst ganz gut. Aber ich kenne sie als eine andere, als du. Ich brauche diese Verrücktheit. Sie macht mich flexibel, und nur so kann ich das gesamte Universum begreifen und die Wünsche aller Wesen akzeptieren. Wenn ich diese Verrücktheit nicht hätte, würde ich nichts anderes verstehen, als nur meinen eigenen Willen und damit mehr Schaden anrichten, als ohnehin schon ist. Mein eigener Wille zählt nur für mich, für mein Herz alleine und nicht für das gesamte Wohl des Universums. Deshalb sage ich immer, daß ich auf den Endkampf warten muß, denn nur zu diesem Zeitpunkt sind alle Wesen bereit.
Manola begreift jetzt meine Verrücktheit. Sie weiß, wozu ich sie brauche. Ich verstelle mich auch nicht, - das tu ich übrigens nie. Es kommt immer alles aus meinem Herzen, - aus mir. Und ich sage auch immer die Wahrheit, die ich in meinem Herzen fühle, und genauso handle ich auch.“

Für verrückter halte ich übrigens das Treiben der Menschheit. Im Angesicht des bevorstehenden Todes lassen sie sich versklaven und tun, als würde ihr Leben ewig dauern. „Das mach ich in der Pension“, heißt es, oder „Das kann ich später auch noch machen.“ Was, wenn es kein „später“ gibt?
Und was sie alles mit sich herum schleppen! Das Ego, das sich natürlich niemals auslöschen lässt, sollte leicht sein und nicht voll gefüllt mit allen möglichen und vor allem unmöglichen Gedanken.
Wenn wir auch nicht dazu da sind, das Universum zu retten, wie Kim in meinen Phantasiegeschichten, könnten wir ja versuchen, uns selbst zu retten. Diese Seite muss leer sein, sonst erkennen wir die Andere Seite nie.

In der Fernsehserie „Friends“ will niemand mit Phoebe, hervorragend dargestellt von Lisa Kudrow, joggen, da ihr Laufstil der eines verrückt flatternden Huhns ist. Erst, als eine der Freundinnen versucht, so mit ihr zu laufen, stellt sie fest, dass dies unheimlich viel Spaß macht.
Man muss und soll auch nicht alles so machen wie andere, sondern selbst kreativ sein. Kreativität erweckt übrigens beide wahre Seiten im Menschen. Und manchen Menschen erscheinen kreative Menschen ohnehin irgendwie verrückt. Also auch wieder eine Art von Verrücktheit.

Nun wieder zurück zu Ysil und Bela. Was meinten sie mit ihren letzten notierten Absätzen? Ysil ist sich sicher, dass sich niemand der Quelle der Kraft entziehen kann, da sie und alles andere selbst diese Kraft ist. Und Bela 'sieht' hin. Wohin? Was 'sieht' er? Und warum will sich Kim als schwarzes Einhorn unbedingt von der Quelle der Kraft befreien, obwohl das unmöglich scheint?
Kim liebte die Quelle der Kraft. Er hätte sich niemals von ihr getrennt. Er hätte eher das Gegenteil gewollt. In einem Kapitel der Gespräche sagte er sogar, er sei mitten in der Quelle der Kraft, was dem Nirwana im Buddhismus gleich kommt.
Ich bin mir noch unschlüssig, was das schwarze Einhorn damit bezweckt hat, ein froschähnliches Wesen zu isolieren und es zu missbrauchen, um der Quelle der Kraft zu entkommen, nur weil diese froschähnlichen Wesen sich in eine andere Richtung bewegen.
Eine andere Richtung brauchen wir alle und mehr Energie, um dies auch zu schaffen und nicht stets zu sagen: „Ach, morgen ist dazu auch noch Zeit!“

Thygyrill: „Und ich sehe hin. Nimrod sieht hin. Er 'sieht' und 'sieht' nichts. Nichts, das irgendwie vergleichbar wäre mit etwas Bekanntem. Er interpretiert es als leuchtendes Meer aus Wellen, die eigentlich wie Bänder aussehen, oder vereinzelte leuchtende Felder, obwohl überhaupt nichts leuchtet oder irgendwo Helligkeit oder gar Dunkelheit wäre. Und doch gibt es Unterschiede. Aber sie sind unerklärbar.
Ich bin nicht Nimrod. Nimrod wird immer nur Nimrod bleiben. Die Welt des Nimrod war eine seltsame Welt. Es gab dort Lebewesen, die nur von einzelnen Grauen, wie die Bewohner der Städte sich dort nannten, gesehen werden konnten. Jeder Graue besaß ein Einhorn. Wozu und warum, wurde nie geklärt, wie so vieles nicht. Es wurde einfach ohne Hinterfragen getan. Bevor das Einhorn starb, gebar es ein Junges. Bei den Grauen war es ebenso. Bevor sie starben, gebaren sie einen jungen Grauen, der nach wenigen Minuten, auf sich allein gestellt, voll lebensfähig war. Dies mutet wie Wiedergeburt an, was es aber nicht ist. Der geborene Graue hat mit dem eben verstorbenen Grauen absolut nichts zu tun. Nicht einmal emotional verbindet die beiden etwas.
Es gibt keine Wiedergeburt und auch die Rede von der Ganzheit des Selbst ist Quatsch. Natürlich nicht wirklich Quatsch, weil es, menschlich gesehen, nicht verständlich erklärbar ist.
Ich bin Thygyrill und Thygyrill wird auch immer nur Thygyrill bleiben. Genauso ist es mit Bela, auch er wird immer nur Bela bleiben, oder mit der alten – na gut, mit der etwas älteren Frau, die gerne schreibt und damit auch nichts erklärt und ohnehin nur Phantasiegeschichten schreibt.
Wir sind weder miteinander verwandt, noch sind wir so was wie eine Seele, die von Geburt zu Geburt ständig wächst. Am ehesten würde zutreffen, wenn ich sage, dass wir eine Art Familie sind, so was wie Verwandte, die an einem Strang hängen. Und doch erklärt auch das nichts. Dennoch verbindet uns etwas. Es ist das Ja und Nein gleichzeitig und deswegen zu paradox nicht nur für das menschliche Gehirn, sondern auch für das nicht vorhandene Gehirn Leuchtender Wesen, wie auch anderen Lebewesen.
Auch das mit den beiden Energie ist absoluter Blödsinn. Es gibt nur eine Energie und das ist die reine und unverwundbare Quelle der Kraft, die form- und zeitlos IST. Das reine Sein. Mag es auch so erscheinen, als wären wir Marionetten – selbst das, obwohl auf eine gewisse Art richtig, erklärt nicht die ganze Wahrheit.
Wir sind so fern von der Wahrheit, dass wir alles, was dieses Thema betrifft, immer nur glauben oder uns vorstellen können. Dennoch behaupten einige, zu wissen. Das tat ich als Nimrod auch und später als Thygyrill, als mir Arima beim Energie 'sehen' half. Aber ich 'wusste' nur im Moment des 'Energiesehens', in diesem einmaligen Augenblick, im Eins-sein mit der Quelle der Kraft.“

Wahre Worte? Kann sein.
Eben dachte ich an das tibetische Totenbuch, an den Bardo des Sterbens und den Bardo des Werdens. Im Bardo des Sterbens, so habe ich es verstanden, muss ich alles loslassen. Alles, was mir dort begegnet, ist aus meinem Geist. Mein Geist muss geleert werden, um zur nächsten Stufe des Bardo zu gelangen. Bin ich leer, bin ich nicht mehr. Oder bin ich erst dann wirklich ich?
Nichts anderes bedeutet es, wenn Don Juan darüber spricht, das Tonal zu leeren. Oder wenn ich darüber schreibe, die Energie Dieser Seite zu leeren, da sie mit allzu viel Schwachsinn gefüllt ist.
Wir können uns also schon im weltlichen Leben leeren. Natürlich nicht ganz, sonst würden wir hier nicht funktionieren und im Irrenhaus landen. Wir können aber auch so tun, als würden wir noch immer mitspielen, jedoch mit dem Wissen, dem bewussten Wissen (!), dass wir nichts, absolut nichts, auf die Andere Seite mit nehmen können. Genau das wäre doch das wahre Spiel – das Spiel des Lebens.

Und der Frosch? Was ist mit dem Frosch, dem so genannten Springer? War er nur Mittel zum Zweck? Und zu welchem Zweck? Vielleicht, um den tumben Nimrod aufzuwecken?

Fragen über Fragen, die niemand interessieren. Und wieder das Nicht-tun des Schreibens. Ich habe nichts mit zu teilen, auch wenn ich alles teile. Man muss vorsichtig mit seiner Energie umgehen. Wenig Berührungen und das gilt nicht nur körperlich. Man sollte auch das Geistige für sich behalten, auch wenn es eh individuell verstanden wird. Jeder und jede lebt in seiner, ihrer kleinen Welt und macht sich das, was wahrgenommen wird, für sich selbst zurecht. Also hat es gar keinen Sinn, das Geistige auszuteilen.
So war das mit der Esoterik. Geheimwissen nennt man es auch. Es hätte Geheimwissen bleiben sollen. Es hätte viele Leben gerettet, wenn es geheim geblieben wäre. Man hätte selbst in sich hinein gehorcht und die so genannte innere Stimme erhört, die Andere Seite, die einem hilft, Diese Seite zu leeren.

Frösche sind anders. Zumindest dieser Frosch in Nimrods Welt und seine Artgenossen, falls es welche dort gibt. Und wenn, sind es Energiefrösche, so genannte Krafttiere, wie Schamanen das so sagen. Falls das überhaupt stimmt, denn manches Geheimwissen wurde maßlos verfälscht. Haben Schamanen wirklich Krafttiere?
Freund Carlos hatte eines, - einen Säbelzahntiger. Gelten ausgestorbene Krafttiere auch? Alles ist möglich. <--- sagte eben die innere Stimme.

Was mich bei Freund Carlos ein wenig irritiert, ist, dass er nur dem Menschen mehr Bewusstheit zutraut. Tiere sind ausgeschlossen. Sie haben zwar Bewusstsein, aber das ist beschränkt und kann nicht willentlich von ihnen erweitert werden. Sagt Carlos. Und was ist mit dem Hund Manfred, der in Taisha Abelars Buch herum geistert? Und den Bäumen, die im Patio des „Hexenhauses“ stehen? Nelida, eine der „Hexen“ sagte, diese Bäume werden einst mit ihnen am Adler vorbei gehen, weil es Zauberbäume sind. Und Manfred ist ein Zauberhund.
Warum diese Unterschiede? Ganz klar, - es kann nicht jeder ein Zauberer, nicht eine jede eine Hexe werden – sein. Der Geist entscheidet!
In meiner kleinen Welt sind Tiere den Menschen überlegen, weil ihre Andere Seite überwiegt. Es hat auch den Anschein, dass sie, im Gegensatz zu den Menschen, ständig im Hier und Jetzt leben, keine Entscheidungen, sie gefällt haben, bereuen und stets Eigenverantwortung übernehmen. Alles, was Menschen nur sehr selten tun.

Nimrods (Thygyrills) Krafttier ist ein Frosch. Eindeutig! Ein riesengroßer, brauner, mit hässlichen Warzen übersäter Frosch, mit einem breiten Maul und weit hervorstehenden gelben Glupschaugen. Es war nicht nur das schwarze Einhorn, das Nimrod die Kraft zum 'Sehen' borgte – es war der Frosch, der ihn regelrecht führte und ihn von da an für immer begleiten wird.
Mich ekelt ein wenig vor Frösche. Sie sind eigentlich die einzigen Tiere, zu denen ich ein sehr seltsames Verhältnis habe. Wenn man das überhaupt so sagen kann, da ich überhaupt kein Verhältnis zu ihnen habe. Höchstens in der Phantasie. Geträumt habe ich auch noch nie von einem Frosch. Oder erinnere ich mich nicht an einen Froschtraum?

In Nimrods Welt gibt es einige dieser Frösche, die eher Springer genannt werden. Frösche nenne ich sie, weil ich als Mensch stets vergleiche. Menschen spielen gerne Schubladenspiele. Anders scheint ihre Wahrnehmung nicht zu funktionieren. Ist es uns überhaupt möglich, gänzlich ohne Beurteilung und Vergleiche wahrzunehmen?

Eigentlich hätte ich sie Kröten nennen müssen, denn nur Kröten sind braun und haben Warzen. Richtigstellung! Vor Fröschen ekelt es mich gar nicht so. Die kleinen grünen Laubfrösche sind doch süß. Aber so eine dicke, fette Kröte, die mitten in einem Salatbeet hockt, kann einem mit ihrem Aussehen schon ein wenig erschrecken.
Da gibt es doch ein Gedicht über „Die Kröte“ von Johannes Trojan:

„Giftig bin ich nicht
Kinder beiß ich nicht
Wurzeln mag ich nicht
Nach Blumen frag mich nicht
Würmlein und Schnecken
Die lass ich mir schmecken
Ich sitz in dunklen Ecken
Und bin sogar bescheiden
Doch keiner kann mich leiden
Das trübt mich in meinem Sinn
Kann ich dafür, dass ich hässlich bin?“

Was könnte noch über Ysil gesagt werden? Sie hat ihre Kraft voll im Griff. Immerhin ist Manola Kims leibliche Tochter, die nach ihrem Tod die Nachfolgerin von Morgana, der Priesterin, wurde.

Richtigstellung? Es kann nicht erklärt werden, weil es über den menschlichen Verstand hinaus geht. Einerseits gibt es keine Wiedergeburt, andererseits sprach Kim oft über die Ganzheit des Selbst, die aus mehreren Leben besteht, die alle gleichzeitig passieren. Er sagte aber auch, die einzig wahre Ganzheit ist immer nur die Quelle der Kraft.

Und genau das weiß Ysil. Auch wenn sie im Tod bewusst in ein anderes Leben 'hinüber' gegangen ist, schenkt sie dem keine Bedeutung. Sie ist voll und ganz der Kraft ergeben. Krafttiere oder Rituale oder andere so genannte Hilfsmittel sind für sie reine Energieverschwendung. Ysil hat sich voll und ganz der Quelle der Kraft ergeben und erfährt, wie es ist, alles und nichts gleichzeitig zu sein.

Don Juans Lehren bestehen aus Pirschen, Träumen und Absicht.
Ich setze Pirschen mit der Rekapitulation gleich, denn beides erforscht das Verhalten in den jeweiligen Situationen. Ich pirsche mich selbst an, indem ich abermals 'erlebe', was ich in einer bestimmten Situation mit einem bestimmen Menschen empfunden habe. Die Rekapitulation dauert ein ganzes Leben. Sie hört nie auf, denn der innere Schweinehund schläft nie. Er muss ständig 'angepirscht' werden.
Die Gefahr besteht allerdings, dass man nach der Rekapitulation im Irrenhaus landet, denn sie reduziert einen zum Nichts. Man erkennt die Sinnlosigkeit und Dummheit der Menschheit und fragt sich, wie man sich im Angesicht des Todes so wichtig nehmen kann. Man erkennt vor allem die eigene Sinnlosigkeit und Dummheit und dass man sein ganzes bisheriges Leben ein vollkommener Idiot war. Diese Gefahr besteht aber nur, wenn man sich von der Rekapitulation etwas erwartet. Don Juans Lehren setzen immer voraus, dass nichts dabei heraus kommt und genau das setzt Makellosigkeit voraus. Ein Widerspruch, den nur jemand 'versteht', der sich der Kraft bereits zum Großteil ergeben hat.

Das Träumen ist kaum etwas anderes als tiefe Meditation. Man versinkt in sich selbst und geht über sich selbst hinaus. Auch das kann ins Irrenhaus führen, wenn man sich zu oft in anderen Welten aufhält und dann auch noch stolz darauf ist, was einem alles gelingen kann. Auch hier gilt – sich nichts zu erwarten.
Warum also diese Lehren? Was bringen sie, wenn man sich eh nichts erwarten kann? Innere Zufriedenheit? Oder doch Wahnsinn, weil eh alles nur Quatsch ist?

Während Thygyrill sich mit all dem herum schlug und unbedingt ein Zauberer werden wollte, der frei am Adler vorbei zieht, widmete sich Ysil sofort der dritten Lehre. Sie erscheint am einfachsten, vielleicht sogar am bequemsten und ist doch die schwierigste.

Und hier kommt wieder Kims wohl schönster und wichtigster Spruch:
„Wenn du dich der Kraft ergeben hat, führt sie dich genauso wie dich das Ich geführt hat. Der einzige Unterschied ist, dass du dich nicht mehr nach dem Sinn der Sache fragst und noch weniger, was für dich dabei heraus springt.“

Genau aus diesem Grund kann es keine Erwartungen geben und auch das wusste Ysil. Deshalb 'beabsichtigte' sie die direkte Verbindung zur Kraft – zur Quelle der Kraft, wo es keine Unterschied gibt und geben kann.
Und was sagt uns das?

Glaube nichts, weil ein Weiser es gesagt hat.
Glaube nichts, weil alle es glauben.
Glaube nichts, weil es geschrieben steht.
Glaube nichts, weil es als heilig gilt.
Glaube nichts, weil ein anderer es glaubt.
Glaube nur das, was du selbst als wahr erkannt hast.
Siddhartha Gautama

Glaube nur das, was du selbst gelebt hast. Wirklich gelebt hast! Sicher kommt einem Geistiges genauso gelebt vor wie Körperliches, wenn man es nachträglich betrachtet – wenn man es rekapituliert.
Ysil glaubte an nichts. Sie interessierte sich zwar für alles, aber sie hielt, im Gegensatz zu Bela (Thygyrill, Nimrod, ältere Frau, usw.), Abstand zu allem. Sie war also nicht Feuer und Flamme für das, was sie gerade las, hörte, mitbekam, usw. Und sie war nie nah dran, alles selbst zu versuchen, was sie gerade las, hörte, mitbekam, usw. Ysil war bei Verstand, total bei Verstand und sie war stets rational.
Man meint, die Andere Seite sei eher jenseits des Verstandes und alles andere als rational. Ysil war da vielleicht eine Ausnahme und hatte stets genug Kraft, um all dem Unsinn, dem sich die meisten Menschen ergeben, zu widerstehen.

Wenn man, wie Ysil, stets von außergewöhnlichen Wesen umgeben ist und sich mit Leichtigkeit in die Weiten des Universums befördern kann, ist es leicht, ein Realist zu sein, - jemand, der bloß die Tatsachen, das selbst Erlebte, akzeptiert.
Wer braucht da schon Spekulationen, wie Bela sie viele Leben lang mit sich herum geschleppt hat? Wenn es Tag ein, Tag aus kaum Abwechslung gibt, träumt man sich doch gerne in den Tag hinein oder setzt sich gerne der eigenen Phantasie aus und denkt schließlich, dass es vielleicht auch so sein könnte.

Es gibt sie schließlich doch, die Wesen der Anderen Seite. Es gibt auch die Energie der Anderen Seite. Beides ist sich sehr ähnlich, da beides statisch, sozusagen unveränderlich ist. Rein und unverwundbar, wie die Quelle der Kraft selbst.
Es waren und sind nicht jene Wesen, die anfangs die Erde und andere Planeten bevölkerten, als die Energie der Anderen Seite noch überwog – jene Monsterwesen, die Panik und Verwüstung auslösten, wodurch es wichtig war, dass sich die Energie Dieser Seite entwickeln musste und dem Horrortreiben teilweise ein Ende bereitete.

Es waren und sind tatsächlich Wesen, die ihre Gestalt ändern können und doch stets ein und dieselben bleiben. Zum Unterschied der Wesen zu den Anfangszeiten leben Wesen der Anderen Seite ewig, während die Monsterwesen sterblich waren.
Die Wesen der Anderen Seite sind die wahren Götter, auch wenn sie nichts für die Wesen Dieser Seite tun können. Vielleicht 'sahen' die Menschen sie früher und kamen deshalb auf Götter und Göttinnen, wie im alten Griechenland oder im alten Rom. Hindus beten heute noch die alten Götter und Göttinnen von damals an und erhoffen sich von ihnen ein langes und reiches Leben.

Ysil könnte jede Menge Geschichten von den Wesen der Anderen Seite erzählen. Ysil, wie auch Maria, sind keine Wesen der Anderen Seite, auch wenn beide zur Anderen Seite tendieren. In dieser Beziehung unterscheiden sie sich keineswegs von ihren anderen Hälften Bela und Kim, die mehr zu Dieser Seite tendieren und so beide (Ysil-Bela als Sila und Maria-Kim als Arima) vereint die vollkommenen Lebewesen darstellen.

Es begann bereits in dem Leben, als Ysil und ihre Gefährten des Waldes von den Stadtwesen gejagt wurden. Jene Tore, die sich vereinzelt im Wald befanden und hinter denen sie Schutz fanden, wurden von Wesen der Anderen Seite aufgestellt.

Der Vergleich mit der Kerzenflamme war gar nicht so schlecht, um wieder auf mein Lieblingsthema Nummer 2 (oder doch 1?) zurück zu kommen, den Tod. Nummer 1 (oder 2?) wäre die Wahrnehmung. Wie nehmen wir die Welt wahr, oder nimmt uns die Welt wahr und wir bloß ihre Reflexionen? Lohnt sich, auch auf diesen Gedanken zurück zu kommen.

Wir sind also nichts als Kerzenflammen, die erlöschen und nie wieder kehren. Zurück bleibt das zerronnene Wachs und ein wenig Docht. Kerzen können hunderte von Flammen haben, wenn sie durch Wind oder Menschenhand ständig ausgelöscht werden. Demnach könnte man die Kerze mit der Ganzheit des Selbst vergleichen, während die Flammen ihre einzelnen Leben sind.
Die Flammen stellen unsere Persönlichkeit dar, das, was wir während des gesamten Lebens alles erleben und vor allem das, was wir während unseres gesamten Lebens hinein interpretieren. Es sind dies unsere Nichtigkeiten (nicht im Leben, aber im Tod!), die keinen wirklich interessieren.

Übrigens, heute Nacht träumte mir von einem weißen Huhn, das ins Freie flüchtete. Ich musste es einfangen, da es draußen über Nacht erfriert. Traumdeutung? Was soll ich zurück halten, was verheimlichen? Erfrieren meine geistigen Ergüsse?
Weiß, - dazu komme ich auch noch, zu Thygyrills Energie 'sehen', als er nur weiß 'sah'.

Jetzt aber noch zu der Flamme und der Kerze. Und dann schwebt noch ein Gedanke über mir, - mein zweites Lieblingsthema, die Wahrnehmung und die Frage, die ich schon weiter oben stellte, ob es uns möglich ist, ohne Beurteilung und Vergleiche wahrzunehmen. Aber eins nach dem anderen, auch wenn ich am liebsten alles gleichzeitig erledigen möchte.

Apropos Traumdeutung, wenn man von einem Huhn träumt, bedeutet es, dass man belanglosen Dingen nicht zu viel Bedeutung schenken sollte. Sind das hier belanglose Dinge? Ist denken belanglos? Manchmal fürchte ich – ja. Aber es macht so viel Spaß. Und manchmal zehrt es an mir. Ich wäre freier, innerlich freier, wenn ich es nicht so zwanghaft machen würde. Und manchmal ist es tatsächlich zwanghaft. Ich muss schreiben. Ich muss schreiben. Besser wäre doch: Ich darf schreiben oder ich will schreiben.

Das Kerzenwachs, das zurück bleibt, entsteht durch die Flamme, also ist auch etwas im Wachs etwas von der Flamme enthalten, nämlich das Wichtige, das reine Sein. Könnte man so sehen, wenn auch bereits das Wachs das reine Sein darstellt. Aber wie mehrmals gesagt, Vergleiche bringen wirklich nichts.

Don Juan sagte, wenn man den inneren Dialog abstellt, nimmt man die Welt so wahr, wie sie ist. Wenn wir nichts mehr vergleichen, nichts mehr beurteilen, sind wir innerlich still. Die Welt mag vielleicht die gleiche bleiben, aber sie ist nicht mehr die selbe. Don Juan spracht nicht in Metaphern. Das, was er sagte, meinte er genauso, wie er es sagte. Die Welt verändert sich, wenn wir innerlich schweigen, wenn wir wieder zur Kindheit zurück gehen, wo wir alles (wie?) zum ersten Mal sahen.

Und schon zwirbelt sich der nächste Gedanke in mir hoch: Zurück zur unbeschwerten Kindheit – das silberne Zeitalter und noch weiter zurück in den Mutterleib – das goldene Zeitalter, die Einheit, die absolute Geborgenheit und Glückseligkeit.
Träumen wir uns tatsächlich zurück in den Mutterleib. Seneca meinte, es gibt keinen Grund, Angst vor dem Tod zu haben, denn wir kehren dorthin zurück, woher wir gekommen sind.

Ist der Tod für jeden gleich oder kommt es wirklich darauf an, wie wir gelebt haben? Freund Carlos sagt, es ist das zweite. Jeder kann dem auflösenden Tod entkommen, wenn er genug Energie sammelt. Lebt er das Leben eines Durchschnittsmenschen, löst sich sein Bewusstsein auf und wird vom Adler gefressen.
Im Grunde genommen sagt das nichts anderes aus, wie so viele Religionen und Dogmen, obwohl Don Juan darauf beharrt, dass die Lehren der Kraft keine Dogmen sind. Man ergibt sich der Kraft (wie Kim schon empfahl) und schon weiß man, was man zu tun hat.

Wäre es nicht wunderschön, im Moment des Todes eine weiße Leinwand rund um sich zu sehen, in der sich ein sanftes golden leuchtendes Licht entpuppt, das zu einem goldenen Tor wird, das sich öffnet und wir vollkommen unvoreingenommen hindurch schreiten und wir in einer traumhaften Landschaft all jene Menschen, wie auch Tiere und eventuell auch Pflanzen treffen, die uns wichtig waren und wir dort ein ewiges Fest zusammen feiern?

Es kommt nichts dabei heraus, sich über Tod und Wahrnehmung (meine Lieblingsthemen) den Kopf zu zerbrechen. Wahrnehmung lässt sich verändern, wenn man ein bisschen an sich arbeitet. Deshalb finde ich gewisse Themen von Freund Carlos durchaus annehmbar und auch nachmachbar. Und wenn ich auch stets Feuer und Flamme für alles möglich bin, - das Feuer brennt stets herab und die Flamme erlischt und ich bleibe der selbe Idiot, der ich schon immer war. Wenigstens bleibe ich mir selbst treu. Mir selbst? Wer bin ich selbst?
Aus! Schluss für heute!

Sila, es war bereits Sila, auch wenn ihrer beider Leben nach menschlichem Zeit(er)messen erst viel später zusammen trafen und sie sich als Ysil und Bela, nachdem sie ihre Drachen bezwungen hatten, zu Sila vereinigten.
Sila schritt durch den Wald. Sie war ein sehr zierliches Wesen, im Gegensatz zu Ysil, die an die zwei Meter groß war und wie eine wilde Kriegerin wirkte. Es war also nicht so wie bei Kim und Maria, dass eine/r der beiden die Gestalt behalten hätte. Sila wurde zu einem eigenständigen Wesen, auch wenn sie beide Persönlichkeiten, Ysil und Bela, in sich vereinte. Sila war klein und zart, kaum einen Meter fünfzig bei knappen 35 Kilo. Und doch wirkte sie/er, da sie auf eine gewisse Art geschlechtslos, wie alle Waldbewohner, war groß und strahlte eine unheimliche Kraft aus. Sila war ein Zauberwesen und auf Zauberwesen waren die gewöhnlichen Stadtbewohner neidisch. Neid war aber nicht der Grund, warum sie diese elfenhaften Wesen jagten. Es war viel mehr die Angst, von ihnen verhext zu werden, obwohl das niemals der Fall war. Dennoch gaben sie den Sirenen, wie sie die Waldbewohner nannten, stets die Schuld, wenn irgendetwas in ihrer Stadt oder mit ihnen passierte. Jede Krankheit, jeder Unfall und jede Katastrophe (von denen es nur wenige gab) war für die Stadtbewohner ein Fluch der Sirenen.
Sirenen singen. Sila und ihre Waldbewohner sangen auch. Sie hatten wunderschöne Stimmen, denen die Stadtbewohner gerne lauschten, obwohl sie Angst hatten, dadurch verhext zu werden. Es waren ganz mutige Stadtbewohner, die sich in den Wald trauten und die Sirenen jagten. Mutige und profitgierige Stadtbewohner, da es für jede tote Sirene ein immens hohes Preisgeld gab. Aber nicht alle kamen wieder heil aus dem Wald heraus. Manche kamen nie wieder und manche kamen als komplett Verrückte zurück. Und wieder waren die Sirenen an allem Schuld, obwohl sie absolut keine Schuld hatten.
Es lag an den Wesen der Anderen Seite, die den Sirenen sehr zugetan waren. Vor allem Sila hatte es ihnen angetan. Ihretwegen stellten die Wesen der Anderen Seite eine Art Tore auf. Wenn eine Sirene von ihnen hindurch ging, sobald Jagd auf sie eröffnet wurde, war sie verschwunden. Und wenn ein Jäger hindurch ging, war er auch verschwunden. Aber beide, die Sirene und der Jäger kamen nicht am selben Ort an. Die Sirene wurde von Engel beschützt und die Jäger von Teufeln gequält. Ja, man sie durchaus Engel und Teufel nennen, denn eine derartige äußere Form nahmen die Wesen der Anderen Seite an.
In Wirklichkeit waren und sind Wesen der Anderen Seite anorganische (wie Don Juan sie nannte) Wesen oder eine rein energetische Konstruktion, die ebenso wie Wesen Dieser Seite an den Tentakeln der Quelle der Kraft hängen und ebenso Marionetten waren. Der Unterschied besteht darin, dass dies den Wesen der Anderen Seite bewusst ist, während Wesen Dieser Seite, vor allem wir Menschen, glauben, alles in eigener Hand zu haben, weil wir ja so wichtig sind und uns außerdem ein göttliches Wesen erschaffen hat und wir deswegen noch wichtiger und sowieso die absolute Krönung der Schöpfung sind.

Silas Augen waren 'hart wie zwei Skarabäen aus schwarzem Kristall' (so poetisch beschreibt Juan Ramos Jimenez die Eselsaugen seines Plateros). Der Widerspruch zwischen Dunkelheit und Durchsichtigkeit, der auch Sila inne wohnt. Ist sie doch ein Wesen, welches die Energien Dieser, wie auch der Anderen Seite gleichmäßig aufweist, wie es nur selten bei Lebewesen vorkommt, weshalb sie auch „vollkommenes Lebewesen“ genannt wird.
Dasselbe betrifft Arima, obwohl dessen Augen kaum wie schwarzer Kristall wirken. Freund Carlos nannte die Augen der Hexen schwarz wie Obsidianperlen. Vor allem das linke Auge (linke Seite, Nagual, Andere Seite) blickte eiskalt, hart und leer in die Welt, weil es das Weltliche nicht mehr widerspiegelte. Man sagt, Türkis sei eine der kältesten Farben. Arimas Augen sind türkisfarben, sogar grell leuchtend türkis.

Warum diese Kälte und Härte? Hier hat es nichts mit der Welt zu tun, da es hier auch nicht um die Welt der Menschen, um die Erde geht. Und doch – sieht man in die Augen eines Wildtieres, kann man auch hier zuweilen Härte und Kälte erkennen. Tiere sind womöglich hart und kalt und nur wir Menschen interpretieren etwas anderes in sie hinein, wie wir das gerne bei allem Möglichen tun.

Meinem Glauben nach entstehen Bewusstsein und Gefühle nach der Geburt, weil sie vom Körper erzeugt werden. Bewusstsein entsteht im Gehirn und Gefühle durch Hormone. Was so viele mit Bewusstsein verwechseln, nenne ich den all umfassenden Geist und das, was von uns (vielleicht) übrig bleibt, wenn wir sterben, könnte man die Seele nennen, wobei mir die Bezeichnung 'Energie der Anderen Seite' lieber ist. Es entspricht mehr meiner eigenen kleinen Welt.

Es liegt vor allem am Gefühl. In Silas oder Arimas Welten wird nicht mehr zwischen Gut und Böse oder anderen Gegensätzlichkeiten unterschieden, weil hier nicht mehr unterschieden, bewertet oder verglichen oder beurteilt wird, was für uns Menschen anscheinend ein Ding der Unmöglichkeit ist. Sie werfen in ihren Augen nichts mehr zurück, weil nichts mehr in sie eindringt. Sila und Arima sind nicht einmal wie Spiegel, die zwar alles widerspiegeln, aber nichts aufnehmen. Sie spiegeln nichts wider, absolut nichts und doch nehmen sie alles wahr. Unmittelbar und so wie es ist. Hier kann niemand mehr sagen: „So wie du die Welt wahrnimmst, so bist du.“ Oder: „Was du im Anderen siehst, bist du selbst.“ Reflexion ist des Menschen Sache, bei Sila und Arima und ähnlichen Lebewesen ist es anders.

„Es gibt keine zwei Welten“, sagte Arima einmal. „Es gibt nur eine einzige wahrnehmbare Welt.“
Gut! Es gibt aber noch einen Zusatzsatz: „Diese einzig wahrnehmbare Welt kann unterschiedlich wahrgenommen werden.“

Die Andere Seite, das Nagual oder wie auch immer ist Nichts, Leere, Geist. Es ist das Reine und Unverwundbare. Warum dann „Energie sehen“? Um die einzig wahrnehmbare Welt, wie sie ist, wahrzunehmen! Wenn es nur so einfach wäre. Nun, es ist sogar noch einfacher. Alles ist Energie. Alles leuchtet. Die Welt, die wir wahrnehmen, ist kein Nichts – sie ist das, was die Quelle der Kraft aussendet. Die Welt ist ihre Tentakel, ihre Fühler oder wie auch immer. Und das, samt Lebewesen, die ihre Marionetten darstellen.
Man könnte wiederum auf den 'Kurs in Wundern' zurück kommen und sagen, dass die Quelle Kraft nicht einmal daran gedacht hat, irgendetwas aus sich heraus zu lassen, weil das unmöglich ist, denn die Quelle der Kraft ist nicht formbar, nicht veränderlich, und das wäre sie, wenn sie etwas aussendet. Die Quelle der Kraft ist das Wahre, die einzig wahre Welt, während alles andere ein Nichts, die Leere, ja, ein absolutes Hirngespinst ist.

Silas kalte, harte Augen sind in dieser Welt, in der sie sich befindet, nicht selten. Wenn die Wesen der Anderen Seite humanoide Formen annehmen, erkennt man sie an ihren Augen, die ebenso hart und kalt blicken und absolut nichts widerspiegeln. Sie glänzen zwar, aber sie erscheinen irgendwie leblos, als wären sie gar nicht wirklich da.
Sie wissen, wer und was sie sind. Teil einer Kraft, die so mächtig und gnadenlos ist, dass Gefühle oder Ähnliches hier vollkommen fehl am Platz sind. Und schon gar kein Selbstmitleid, das vor allem Kim in seiner Vorahnung unerbittlich bekämpft hat. Er wusste, dass es nur unnötig Energie kostet, sich ständig mit sich selbst zu beschäftigen oder wichtigtuerisch in sich hinein hören. Die innere Stimme ist da draußen! Sie umgibt uns wie Eis und Schnee in einer stern- und mondlosen Nacht aus Schwärze und Leere. Sila und Arima wissen das und ihre Einsamkeit tut nicht einmal weh. Wie auch, wenn sie doch Tatsache ist?

Gibt es Privilegien im Universum? Lohnt es sich, für ein Leben nach dem Tod zu leben oder so zu leben, als wäre die nächste Sekunde die letzte? Mir gefällt das zweite Lebensart, weil sie ehrlicher ist. Ich lebe, wie ich bin. Ja, auch dann, wenn ich nicht wirklich weiß, wie ich bin. Das stellt sich ohnehin bei spontanen Handlungen heraus. Handeln ohne zu überlegen. Eiskalt und hart. Ohne Rücksicht auf Verluste. Hab ja nichts zu verlieren.
Wobei aber „handeln ohne zu überlegen“ nicht unbedingt klug ist. Aber damit ist ohnehin etwas anderes gemeint, nämlich, dass dabei keine Gedanken an Profit jeglicher Art vorhanden sind. Man handelt ohne sich etwas zu erwarten.
Und ohne Rücksicht auf Verluste bedeutet ebenfalls etwas anderes, nämlich nicht mehr das Bedürfnis zu haben, „gut und lieb“ vor anderen dazustehen oder unbedingt von anderen „geliebt“ zu werden.

Mein Geschreibe steckt voll Widersprüche. Es kann ja auch alles zutreffen. Meine Themen sind die Fragen der Menschheit, die nicht wirklich beantwortet werden können. Woher sollen wir auch wissen, ob wir alles wahrnehmen, was wahrzunehmen ist, ob es da vielleicht noch etwas gibt, was menschliche Sinne nie und nimmer wahrnehmen können? Und dann erst recht der Tod! Was wissen wir über ihn? Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nichts. Alles reine Spekulationen. Alles Geschreibe, das keinen Sinn macht.

Sila lebte, als wäre die nächste Sekunde ihre letzte. Sie scheute sich nie, sie selbst zu sein. Als Manola hatte sie noch einige Probleme.
Ja, ich weiß, die Widersprüche! Aber ich bleibe jetzt einmal dabei, dass Manola und Sila und Bela zu einem so genannten Energiestrang gehören und irgendwie miteinander verbunden und vielleicht sogar ein und dieselbe „Seele“ sind.
Dann noch mal: Als Manola hatte sie noch einige Probleme. Immerhin war sie die einzige Tochter des berühmtesten Stars der Welt und wurde nur seinetwegen umgarnt. Jedes Mädchen wollte ihre beste Freundin sein und jeder Junge mit ihr gehen, wie man so sagt. Da passiert schon einiges mit einem, wenn man dann erkennt, wie es wirklich ist, dass nicht sie die Auserwählte, sondern ihr geliebter Daddy die Ursache des Werbens ist. Erst dann zog sich Manola zurück und begann zu malen, wofür sie schließlich lebte.

In meinem Archiv „Lebenswerk“ steht einiges über Manola geschrieben. Es gab unter anderem ein seltsames Erlebnis, das Manola dazu befähigte, Kim auch nach seinem Abgang wahrzunehmen. Begonnen hatte alles mit einem LSD-Trip, der Manolas harten Energiekern ein wenig lockerte. Später lernte sie mit Kims Hilfe, die linke Bewusstseinsseite zu erkennen. In der linken Seite erschuf sie Kims Doppelgänger. Freund Carlos lässt grüßen! Aber nur so schaffte es Manola später, bewusst „hinüber“ zu gehen und auf Avalon die Nachfolgerin Morganas zu werden.
Avalon lässt sich auf Dieser Seite nicht erkennen und schon gar nicht betreten. Es ist eine Insel auf der Anderen Seite und hat mit dem, was wir Menschen Wahrnehmung nennen, kaum noch etwas zu tun.

Dasselbe betrifft Sila und ihre Welt, denn auch hier handeln Wesen der Anderen Seite. Vielleicht gibt es auch hier, in der Menschenwelt, Wesen der Anderen Seite. Das will ich keineswegs ausschließen. Aber wenn, dürfte es sehr schwer sein, sie zu erkennen, da sie sich unserer gewohnten Wahrnehmung entziehen.

Manolas und Kims Lieblingsplatz war eine kleine Lagune am See, in der Nähe von München. Die Stelle war nicht all zu weit weg von ihrem Haus (eigentlich eine riesige Villa!). Am liebsten fuhren sie mit Kims Harley dorthin und widmeten sich der linken Bewusstseinsseite.
Als Kim und Maria bereits auf der Leuchtenden Welt und Kinder und Enkelkinder bereits groß waren, befürchtete die Familie, dass Manola verrückt geworden war, weil sie nachts im Nachthemd oft zur Lagune wanderte. Es wäre ein Fußweg von zwei bis drei Stunden gewesen, aber Manola legte ihn (im linken Bewusstsein) in wenigen Sekunden zurück, was keiner wusste. Manola behielt ihr Geheimnis für sich. Erst nach ihrem „Tod“ enthüllte ihr Tagebuch der Familie alles und man freute sich mit Manola. Sie lasen von Kims Versprechen, dass er sie im Tod in seine Arme nehmen und sie auf Avalon bringen wird, wo eine bestimmte Aufgabe auf die zukünftige Oberpriesterin wartet. Das Versprechen wurde gehalten, denn auf Avalon erwachte sie auf einer Wiese, in der Nähe der Klosteranlage, und erkannte, dass sie wieder jung und schön war. Manola hatte sie nicht verändert. Selbst als Oberpriesterin, in einer Art „nächstes Leben“ bliebt sie Manola und vergaß auf keine Minute ihres letzten Lebens, denn schon damals war ihre Energie auf beide Seiten zu gleichen Teilen ausgerichtet.

Wie ergibt man sich der Kraft? Vielleicht genauso, wie ich es oben beschrieben habe. So leben, als wäre jede Sekunde die letzte. Sich von niemandem und nichts etwas erwarten. Anderen nicht um jeden Preis gefallen wollen. Nicht urteilen. Nicht be- und verurteilen. Und wohl noch vieles mehr, bis man das Gefühl für die eigene Persönlichkeit verliert, ohne dabei verrückt zu werden. Falls das möglich ist.

Sila hatte damit keine Probleme. Ihr gelang das von einem Leben zum anderen, wenn man das so sagen kann. Wenn man das überhaupt erklären kann.

Irgendwie habe ich es leid, stets zu schreiben, dass das, worüber ich schreibe, gar nicht erklärt werden kann. Warum schreibe ich dann? Ist es meinem Bewusstsein irgendwie behilflich, wenn es ohnehin wertlos ist, ein Bewusstsein zu haben, das einem im Tod eh genommen wird? Vielleicht ja, weil es da ja noch etwas anderes geben könnte – nämlich die Andere Seite, das linke Bewusstsein, die unsterbliche Seele, die von nichts behaftet ist.
Genau diese Haltung ist die falsche, denn so erhofft man sich bereits im Leben einen Logenplatz im Paradies. Ich habe ja gar keine Garantie, ob es nach dem Tod überhaupt etwas gibt. Selbst dann nicht, wenn mir tausende von Toten erscheinen und mir bestätigen, dass es ein Leben nach dem Tod gibt und dass es wunderbar ist. Aber nur dann, wenn man „anständig“ gelebt hat. Es könnte sich ja um Halluzinationen handeln, wie es schon im Tibetischen Totenbuch steht, dass man nach dem Sterben mit allen möglichen Dämonen, wie auch Engel zu kämpfen hat, die aus dem eigenen Bewusstsein entspringen. Erst, wenn man erkennt, dass es sich dabei um die eigenen Vorstellungen handelt, lösen sie sich auf und man steht vor einer leeren, weißen Leinwand, die sich langsam wieder mit einem neuen Panorama selbst bemalt, was man gar nicht richtig mit bekommt und schon befindet man sich im nächsten Leben und schreit sich Säugling wortwörtlich die Seele aus dem Leib, weil die Seele mit dieser Welt nichts anzufangen weiß und sich bis zum nächsten im Hintergrund versteckt.

Sila ist ein Lebewesen, bei dem es „normal“ ist, dass es damit keine Probleme hat. Sirenen sind so, dass sie so leben, als wäre jede Sekunde ihre letzte. Sie erwarten sich von niemandem und nichts etwas und wollen niemandem gefallen. Sie urteilen, be- und verurteilen nicht und wohl vieles mehr, ohne dabei verrückt zu werden, weil sie den Spiegel der Selbstbetrachtung (wie Freund Carlos es ausdrückt) schon vor der Geburt zerschlagen haben. Das bedeutet, Sirenen sind nun mal so, ohne etwas dafür getan zu haben. Und wir Menschen sind auch so, wie wir sind, auch wenn uns vieles davon gar nicht gefällt und wir nichts, absolut nichts dagegen tun können, weil wir nun mal genauso sind, wie wir sind. Echt jetzt?
Wenn wir tatsächlich Marionetten der Quelle der Kraft sind, dann ja. Und schon höre ich Kim im Hintergrund und denke an die Szene mit einem seiner Freunde, der da meinte, wenn eh der Endkampf irgendwann stattfindet und alles gerettet wird, kann er ja die Hände in Schoß legen und nichts Gutes mehr tun. Gerade das ist die falsche Haltung, denn niemand kann wirklich sagen, dass genau das, was man tun 'will', nicht auch der Wille der Quelle der Kraft ist. Noch ein Thema, das niemals beantwortet werden kann und bei dem sich schon die besten Philosophen die Zähne ausgebissen haben: Ist alles vorbestimmt oder haben wir einen freien Willen?

Sila nähert sich dem steinernen Gebilde, das wie ein Tor aussieht. Nur, dass ein Tod hier nicht vonnöten ist. Es steht eher im Wege und doch ist es ein Durchgang mitten im Weg, den Sila täglich mehrmals geht, um den Tieren im Wald durch ihre Energie Nahrung zu geben. Sila und die anderen Sirenen nähren den Wald. Wenn es sie, die Sirenen, nicht mehr gibt, stirbt alle Natur auf dem Planeten und die Stadtbewohner müssen verhungern. Aber das wissen sie nicht und werden es auch nie wissen, weil sie stur und ängstlich und der Meinung sind, dass sie ewig leben werden, weil sie die Krönung der Schöpfung ihrer Welt sind.