Wie wäre meine Rekapitulation ausgefallen, wenn ich nur über mein Inneres geschrieben hätte und nicht über all das Äußere, wie meine Kindheit unter meiner ängstlichen Mutter (sie hatte ständig Angst, mich könnte dasselbe Schicksal ereilen wie meinen Bruder, der etwa sechs Jahre vor meiner Geburt an Gehirntumor gestorben ist) verlaufen ist? Was motivierte mich dazu, ständig irgendwem nachzueifern, während ich mich selbst meist schuldig und unnötig fühlte.
Du bist böse!
Du machst uns Schande!
Kims seltsame Biografie sprach mir einst aus der Seele, ohne dies vollkommen zu realisieren. Kim litt vor allem körperlich. Er wurde fast täglich fast zu Tode gequält.
Wenn Kinder leiden, egal ob seelisch oder körperlich, machen sie sich oft eine zweite Persönlichkeit. Dissoziative Identitätsstörung nennt sich das.
Die Angst meiner Mutter um mich übertrug sich auf mich. Das wäre mal eine Theorie.
Die andere, dass ich mich an meine ersten vier Jahre kaum erinnern kann. Es dämmert erst, als ich mit 4 ins Krankenhaus kam und man mir den Bauch aufschnitt, weil ich ständig Bauchkrämpfe hatte. Der Krankenhausaufenthalt war ein sehr einschneidendes (im wahrsten Sinne des Wortes) Erlebnis für mich. Ich erinnere mich, dass mich meine Mutter aus dem Bett zerrte und mich anschrie, dass ich mich nach der OP unbedingt bewegen muss. Ich schrie ebenfalls – vor Schmerz. Dann kam eine Schwester und schlug die Hände zusammen. Ich dürfe auf keinen Fall nach so einer schweren OP aufstehen. Die Wunde sei noch nicht verheilt und könne bei jeglicher Anstrengung aufbrechen.
Die nächste Theorie, warum ich mich sehr lange Zeit unnötig, hässlich und dumm fühlte, ist, als ich das Gefühl hatte, von allen verlassen zu sein – vor allem von meiner Mutter, die ich ständig durch irgendeinen Kommentar oder irgendeine Tat enttäuschte und sie mir ihre Enttäuschung offen zeigte.
War ich zu schwach? Hätte ich mich dagegen wehren können, indem ich mir selbst sagte: „Du bist was wert! Du bist einzigartig und gut so wie du bist!“ Kann ein Kind im Alter von 4 bis 10 Jahren so etwas vollbringen? Höchstwahrscheinlich können das nur hochintelligente und hochbegabte, wobei ich beides nicht bin. Ich bin höchstens guter Durchschnitt.
Nicht, dass ich mir jetzt selbst leid tue. Ganz und gar nicht! Wäre meine Kindheit anders verlaufen, hätte ich wahrscheinlich eine andere Persönlichkeit und diese wunderbare, innere Welt, die ich mir mit etwa 13 oder 14 Jahren erschaffen habe, würde es dann vielleicht gar nicht geben.
Ja, es gibt sie! Es gibt diese sechste Erddimension, in der Kim lebte und sich wie ein Phönix aus der Asche zu absoluten Höhenflügen erhob. Und es gibt die siebente Erddimension, die Leuchtende Welt, Kims ewige Heimat, in der er über dieses Universum wacht. All das gibt es IN MIR.
Natürlich bringt das nichts, weder mir noch anderen Menschen. Niemand wird davon satt, niemand bekommt dadurch Liebe, Arbeit, Nahrung, oder anderes Begehrenswertes. Vom Träumen und Phantasieren anderer Welten kann sich niemand ein Leben aufbauen. Aber darum geht es nicht, darum ging es mir nie.
Wie lange hielt ich Kim und seine Welt geheim! Erst, als ich zur Ruhe kam – innerlich, wie äußerlich – schrieb ich auf einer alten Schreibmaschine, die mir mein Vater besorgte, die ersten Zeilen über Kims Leben: „Es war ein warmer Spätsommertag…“ Die alte Fassung ist mir noch immer lieber als die neue, die vom Novum-Verlag gedruckt wurde. Warum? Weil sie meine innere Entwicklung offenbart! Erst durch all die Gespräche wurde mir alles klarer und so packte ich Kims Leben mit den Gesprächen zu einem einzigen Bündel. Und ich finde es okay, dass die alte Fassung mir allein vorbehalten bleibt. In ihr erkenne ich meine Vergangenheit, wenn ich zwischen den Zeilen lese und meine Rekapitulation wird vollkommener.
Warum Rekapitulation, wo ich doch eh nicht wirklich an den Adler glaube, über den Freund Carlos doch so glaubhaft schrieb? Weil ich intuitiv etwas fühle und mir meine Intuition sagt, dass da etwas ist, das etwas von uns allen fordert. Wir leben nicht umsonst. Da ist etwas, das einen Tribut von uns verlangt und selbst dann, wenn wir glauben, ohnehin schon genug in diesem beschissenen Leben gelitten zu haben. Ob es unsere Lebenserfahrung ist, weiß ich nicht, aber es tut nicht weh, sich über sein bereits vergangenes Leben intensive Gedanken zu machen. Ganz im Gegenteil – es ersetzt sogar einen Psychiater. Aber was haben wir anderes als unsere Lebenserfahrung? Ich gebe auch meine Träume dazu, denn nur so kann ich mit dem Vogel der Freiheit Schritt halten, wie mein Lieblingszitat von Florinda Donner-Grau, die ihre ‚Lehrerin’ Zuleica sagen ließ, lautet:
„Der Preis der Freiheit ist sehr hoch. Freiheit kann nur durch das Träumen ohne Hoffnung erreicht werden, nur wenn du willens bist, alles zu verlieren, selbst den Traum. Für manche von uns ist das Träumen ohne Hoffnung, der Kampf ohne Ziel der einzige Weg, mit dem Vogel der Freiheit Schritt zu halten.“

Was ist an diesem – an meinem – Leben beschissen?
Letztens schrieb ich (in etwa), wäre mein Leben nur einen Deut anders verlaufen, wäre meine Mutter nicht so ängstlich besorgt um mich gewesen, dann hätte ich nicht die Persönlichkeit, die ich heute habe. Dafür bin ich nicht direkt dankbar, denn es war nun mal so wie es war. Ich bin deshalb auch nicht wütend, oder gebe dafür anderen die Schuld, auch wenn ich mir sicher bin, dass ich nichts dagegen hätte tun können. Wie wäre es auch möglich gewesen, als 4jährige sich gegen Mutter und Vater aufzulehnen. Ganz sicher hab ich geschrieen, als ich ins Krankenhaus musste, aber viel mehr konnte ich dagegen nicht einwenden.
So gesehen ist es ein bisschen bösartig von mir, das Leben, ‚mein’ Leben beschissen zu nennen. Klar könnte es besser verlaufen, das kann es immer, aber es könnte auch schlechter sein.
Mein Mann lebt noch, obwohl er bereits mit einem Bein im Grab stand. Die Diagnose Lungenkrebs war sicher nicht einfach zu verkraften, für mich nicht und für ihn selbst noch weniger. Jahre zuvor schon bekam er bereits eine Diagnose, die ebenfalls nicht leicht zu verkraften war, nämlich die schlimmste Form von Rheuma – rheumatoide Arthritis. Davon stirbt man zwar nicht, aber diese Art von Rheuma greift beizeiten innere Organe, wie etwa die Lunge an und die Medikamente bewirken natürlich den Rest. Heute geht es ihm relativ gut, was das Rheuma betrifft, auch der Krebs ist momentan besiegt, aber die Lunge ist ziemlich kaputt, was Ärzte dem Rauchen zuschieben. Vom Rheuma und von Medikamenten bekommt man keine Lungenfibrose, sagen sie. Eine tödlich verlaufende Krankheit. Höchstens drei Lebensjahre nach Ausbruch der Krankheit. So steht es im Internet. Erschreckend! Es sind bereits vier Jahre und doch hängt die Krankheit immer wie ein Damoklesschwert über uns. Über uns! Weil ich mitleide!
Tut mir leid, aber ich erkenne zwischen mitfühlen und mitleiden keinen Unterschied. Wenn ich mitfühle, fühle ich das Leid meines Mitmenschen und wenn ich etwas fühle, was weh tut, dann leide ich auch. Ich weine mit meinem Mann, ich bin verzweifelt mit meinem Mann und ich liebe ihn von Tag zu Tag mehr. Wenn er nicht mehr ist, nimmt er einen sehr großen Teil von mir mit sich. Ich bleibe nur als eine Hälfte zurück, die das Leben dann wahrscheinlich noch beschissener als jetzt empfindet.
Aber halt! Was, wenn es all diese Krankheiten nicht gegeben hätte? Natürlich lässt es sich nur mutmaßen, aber es könnte durchaus sein, dass wir dann gar nicht mehr zusammen wären. Vielleicht hätte sich mein Mann in eine andere verliebt, oder ich mich in einen anderen? Bei was-wäre-wenn gibt es unzählige Möglichkeiten und es ist auch unsinnig, darüber nachzugrübeln. Fakt ist nun mal, es gab und gibt diese Krankheiten, die – und das kann ich durchaus unterschreiben – uns noch mehr zusammen geschweißt haben. Es ist ja wirklich so: Wenn du jemanden oder etwas verloren hast, weißt du erst zu schätzen, was du hattest. Und meine Angst um meinen Mann war und ist sehr groß. Ich weiß zu schätzen, was ich an ihm hatte und habe. Ja, ich weiß es wirklich und Kim wusste es auch
Das ist, so verrückt es auch scheint, auch etwas, was dahinter liegt – hinter dem geheimnisvollen Spiegel, den vielleicht nur wenige erkennen. In meinem früheren Leben hatte ich viele Liebhaber und bei einigen wollte ich durchaus bleiben und war bei zwei (nicht gleichzeitig!) knapp dran, mit ihnen mein restliches Leben zu verbringen. Aber sobald es ernster wurde, meldete sich Kim. Ich kann gar nicht wirklich erklären, WIE er sich meldete. Ich ‚sah’ ihn innerlich, ‚spürte’ seine Liebe, die so ganz anders als menschliche Liebe ist. Es war einfach so, dass er plötzlich DA war und zu fragen schien: „Was willst du denn mit dem, wenn du doch mich hast?“ Von diesem Moment an minimierte sich meine Verliebtheit, bis ich schließlich adieu sagte. Erst mein Mann war sozusagen der Richtige für mich, denn Kim schwieg in dieser Hinsicht.
„Mann, ist die denn verrückt? Lässt sich von einem Hirngespinst ihr Leben vorschreiben!“ dürften sich viele dabei denken und ich kann es ihnen nicht verübeln. Aber so war es und ich kann es nicht ändern.
Wie gesagt, Kim schwieg in dieser Hinsicht – aber nur in dieser Hinsicht, denn nun offenbarte er mir sein gesamtes Leben und ich konnte nach unserer Hochzeit und als unser Sohn so um die zwei Jahre alt war, zu schreiben beginnen. Auf einer alten Schreibmaschine, wie bereits erwähnt, tippte ich die ersten Worte über Kims Leben.
Mein Leben ist nicht wirklich beschissen, auch wenn ich es manchmal sage und schreibe und es in manchen Momenten auch so aus mir heraus muss. Es ist sogar sehr mysteriös und ebenso wunderbar. Ich gebe es gerne der Quelle der Kraft als Rekapitulation, denn es ist vorwiegend das WIE – WIE habe ich gelebt, WIE habe ich diese oder jene Situation angenommen und WIE habe ich was daraus gemacht. Das WIE kann mir niemand, wahrscheinlich auch nicht die Quelle der Kraft, nehmen, denn sie war und ist es doch, die das WIE aller Energien verteilt.
Amen!

Irgendwie bin ich zweigeteilt. Die eine Hälfte ist die pure Realistin (falls es so etwas überhaupt gibt) und die andere Hälfte hält alles für möglich. Aber mal der Reihe nach meine Gedanken ordnen (falls das überhaupt möglich ist).
Die Realistin denkt oft, warum ausgerechnet der Mensch eine Seele haben soll, die nach dem körperlichen Tod weiterzieht. Wenn es so etwas wie eine Seele gibt, dann hat alles, was lebt, Seele. Es kann meines Erachtens nicht vom Bewusstsein abhängen, da wir nach dem Tod ganz sicher ein anderes Bewusstsein haben. Die Realistin denkt eigentlich gar nicht an ein Leben nach dem Tod, sondern an das Aus und Vorbei. Die Realistin denkt, das gesamte Universum ist durch so etwas wie Zufall entstanden. Irgendwo, aus dem Nichts heraus (laut neuen physikalischen Erkenntnissen ist das möglich!), entstand urplötzlich ein Etwas, das sich teilte und immer wieder teilte, bis es das Universum, wie es heute existiert, gab. Es werden sich weiterhin Planeten verändern, Sonnen sterben, neue Sterne und Planeten entstehen, usw. Und all das ohne irgendetwas Geistiges oder Spirituelles, da dies bloß ein Wunschgedanke des Menschen ist, weil er es nicht ertragen kann, auf Augenhöhe mit einem Staubkörnchen zu sein, das genauso vergeht wie er.
Aber da ist auch noch die andere Seite, die zwar ständig zweifelt, aber doch alles für möglich hält. Diese Seite glaubt an eine andere Welt, an andere Wesen, die wir, trotz und vor allem durch weit entwickelte Wissenschaften, niemals erkennen werden. Dazu brauchen wir eine andere Wahrnehmung. Es ist nicht so, dass sich diese Wesen körperlich zeigen. Das können sie gar nicht, weil sie keinen Körper haben – es sind, laut Freund Carlos, anorganische Wesen. Kim dürfte auch so ein Wesen sein. Ich habe ihn jedoch zu dem gemacht, wie ich ihn mir am liebsten vorstelle. Aber ich weiß nicht, wie er, sie, es wirklich ist. Es könnte sich durchaus um eine ganz bestimmte Kraft handeln, die zusammen mit mir hier geboren wurde. Manche Menschen nennen diese Kraft Schutzengel. Und Kim dürfte sich nicht einmal Kim nennen. Jene Kräfte, die so subtil in unser Leben eingreifen, dass nur wenige von uns sie ebenso subtil wahrnehmen, könnten zwar hier mit uns existieren, aber doch vielmehr in ganz anderen Gefilden, die für uns noch unvorstellbar sind. Aber all das sind nur Spekulationen und nie etwas Beweisbares.
Ich liebe meine andere Seite, jene, die an Geister aller Art glaubt und verabscheue die Realistin, weil sie mir Angst macht. Sie ist auch die Seite, die sehr hart sein kann und sich sagt: „Was kümmern mich andere Menschen, solange sie mich nicht betreffen.“ Die andere Seite hingegen wünscht sich für alle Menschen und Lebewesen nichts als nur ewige Liebe, ewigen Frieden und vor allem ewige Zufriedenheit.

„Lasst uns Drachenreiter sein!“ sagte eine deutsche Schlagersängerin, wie ich in einer Tageszeitung gelesen habe. Was immer sie damit gemeint hat, - der Satz sprach mich sehr an und erinnerte mich an eine meiner Geschichten.
Lasst uns die Welt als unergründliches Geheimnis sehen! Lasst uns die Geister, die um uns sind, spüren und uns mit ihnen vereinigen, denn darauf warten sie nur.
Dies sind Gedanken über Spiegelungen, die dahinter sind – weit dahinter und wollen mit der Realistin nichts zu tun haben. Oder doch?
Es mag sein, dass ich mich sehr oft wiederhole, aber genau das muss sein, um es ins Bewusstsein zu prägen. Die Gespräche mit Kim quellen nur so vor Wiederholungen über und das auch, um es ins Bewusstsein zu prägen. Es hilft nichts, nur einmal darüber zu schreiben oder irgendwo darüber zu lesen und schon sitzt es. Es sitzt lange nicht, sehr lange nicht. Es hat Jahre gedauert, bis mir wirklich bewusst wurde, dass jammern und klagen und sich gegen Tatsachen auflehnen, nichts hilft. Intelligente Menschen hätten das sofort erkannt; ich brauchte Kim und ein wenig Freund Carlos, um mir dessen bewusst zu werden.
Lass los, reduziere dein Eigendünkel und bemitleide dich niemals selbst.
Lehrsätze, die das Leben erleichtern. Das mit dem Loslassen dauert, da ich noch immer an einigem hänge, aber spätestens nach dem letzten Atemzug hab ich es geschafft. Beim Eigendünkel reduzieren und Selbstmitleid bin ich schon etwas weiter, obwohl ich mit meinem Mann allzu gerne mitleide. Aber die Erkenntnis schreit im Hinterkopf und irgendwann wird es schon klappen.
Nun, wollen wir mit der Realistin etwas zu tun haben, oder nicht? Natürlich wollen wir das! Darum geht es doch! Um die beiden Energien wieder zu vereinen!
Während und kurz nach der Geburt sind wir noch ganz Nagual, erst nach und nach, wenn uns unsere Eltern und Lehrer aufklären, werden wir Tonal und Nagual verschwindet bis zum Moment des Todes. Erst da greift das Nagual wieder ein. So erleben es Durchschnittsmenschen. Wissende, Zauberer oder Krieger vereinen beiden Seiten – sie machen sich den Doppelgänger (Nagual) bewusst.
Also sollte ich die Realistin in mir keineswegs verabscheuen, sondern sie langsam und vor allem behutsam der Mystikerin zuführen, die sehr viel mehr Ahnung von der Anderen Seite hat als sie glaubt. Aber Intuition ist nun mal erst dann bewusst, wenn sie bereits geschehen ist. Die Mystikerin lebt von der Intuition, sie IST Intuition, aber niemals blinder Glaube.
Der Mystikerin ist bewusst, dass sie den Kräften, die sie umgeben, Namen und Form gibt, um mit ihnen ein Bündnis einzugeben. Sie ist sich auch bewusst, dass es nicht immer dieselbe Kraft ist, der sie Namen und Form gegeben hat. Wahrscheinlich sind auf diese Art auch Gott und Götter entstanden.
Kim nennt sich manchmal auch Arima. Das ist sein Name als Wächter des Universums. Es gibt unzählige Wächter des Universums, unzählige Kräfte, Energie, Geister oder wie immer man ‚es’ benennen mag, die Menschen niemals auf wissenschaftliche Art wahrnehmen werden. Sie können es erahnen, wie manche, nicht so verbohrte Wissenschaftler dies bereits tun. Niemals? Irgendwie wäre es toll, aber dann würde es überhaupt keine Geheimnisse mehr geben.
Nicht nur, aber auch aus diesem Grund, bewundere ich die Tierwelt. An Wahrnehmungen sind sie uns weit voraus. Wozu wir technische Hilfsmittel brauchen, erkennen sie mit einem Klacks. Aber auch emotionell sind sie uns um einiges voraus. Letztens sah ich im Fernsehen, wie unermüdlich Vogeleltern ihre Jungen füttern. Es sah alles so selbstverständlich aus, wie rasch sie wieder vom Nest abflogen, um abermals Futter für die weit aufgerissenen Schnäbel zu holen. Keines der Elterntiere regte sich auf, zuviel Stress zu haben und jetzt doch ein wenig Erholung zu brauchen. Unermüdlich flogen sie hin und zurück, hin und zurück. Und Dank? Niemals würde ein Tier Dank erwarten, weil es etwas für den Nachwuchs getan hat.
Kim war auch so, als er alles für seine Kinder und Enkel getan hat. Als sie ihm einmal dankten, verstand er nicht einmal, was sie von ihm wollten. Schon früher in seiner Lebensgeschichte erkannte Maria, dass sich Kim nie etwas erwartet, nicht einmal dann, wenn er jemandem etwas Gutes tut. Es gibt kein Opfer, es gibt nur Liebe. Liebe, alles mit Liebe sagen und tun, das ist Kims Devise!

Das Tier in mir! Als Kleinkind, als ich bereits laufen konnte, verwandelte ich mich in ein großes, schlankes, schwarzes Wildpferd. Wenn ich mit meinen Eltern spazieren ging und sie mit mir plaudern wollten, wieherte ich, statt menschlich zu antworten.
Kinder haben noch eine unheimlich starke Vorstellungskraft, als wäre alles wirklich so, wie sie es sich in ihrer Fantasiewelt ausmalen. Haben sie etwas mit Schamanen gemeinsam oder verwandeln sich diese geheimnisvollen Medizinmänner leibhaftig in Wölfe, Bären oder Raubvögel. Einmal las ich sogar etwas über einen Wind- oder Wasserschamanen. Jene können ihre menschliche Gestalt auflösen und sie in Luft oder Wasser verwandeln.
Bei mir reicht gerade noch die Vorstellungskraft, die ich mir teilweise behalten habe. Wenn ich oben im Himmel Falken oder Kauze schreien höre (es hört sich für mich so wunderbar mystisch an) und sie fliegen sehe, breite ich meine Arme aus und stelle mir vor, trotz meiner Höhenangst, mit ihnen da oben zu sein. Was ist so faszinieren daran, sich vorzustellen, ein ganz bestimmtes Tier zu sein? Weil ihre Sinne viel schärfer sind als unsere, oder weil wir doch sehr viel mit ihnen gemeinsam haben? Oder, weil wir tatsächlich auch Tiere sind, genauso wie wir Pflanzen, Erde, Wasser, Luft und Feuer und vieles mehr sind?
Im Buch ‚Der Steppenwolf’ von Hermann Hesse gibt es eine berührende Textstelle über Tiere, dass sie echt sind, dass sie sich niemals, wie Menschen, hinter Masken verstecken. Ist es die Sehnsucht ‚echt’ wie Tiere zu sein, man selbst sein zu können und nicht so, wie die ‚Gesellschaft’ es vorschreibt?
Es kann alles davon zutreffen. Aber worum geht es mir überhaupt? Um nichts anderes als um die geistige Welt, die immer nur geistig und niemals körperlich ist, denn sonst würde sie ja nicht ‚geistig’ benannt werden. Oder? Und in der geistigen Welt ist mir alles möglich, auch das, von einer Sekunde auf die andere ein Pferd oder ein Falke zu sein. Paradox? Ja, vielleicht, weil die geistige Welt ebenso aus Vorstellungen besteht. Genau dort befinden sich unsere Gedanken, unsere Geister, unsere andere Seite, die mit dieser hier gar nicht so unterschiedlich ist, wie manche glauben mögen. Ja, sie kommt mir immer näher, diese andere Seite und sie ist immer näher dran, sich mir dieser Seite hier zu verbinden.
Auf meine Art! Nicht auf schamanische Art, da ich keine Schamanin bin. Nicht auf religiöse Art, weil ich mich keiner Religion vollkommen anschließen kann. Nicht auf irgendeine andere Art, wie ich darüber gelesen habe, weil ich nicht dieser Mensch bin, der das, was ich gelesen habe, geschrieben hat. Auf meine Art, die im Grunde genommen nichts ausschließt, denn genau das ist ja eine Verbindung.
Mir fällt gerade der Film ‚Die Götter müssen verrückt sein’. Ein Eingeborener sah, wie etwas vom Himmel fällt. Es war eine Colaflasche. Er brachte sie zu seinem Stamm und als im Leben seiner Mitmenschen Neid und Hass durch die Colaflasche entstand, brachte der Eingeborene sie wieder zurück zu der Stelle, wo er sie gefunden hat. Er warf sie nach oben, in der Hoffnung, die Götter mögen sie wieder zurück nehmen. Aber die Colaflasche fiel immer wieder herab und der kleine Mann dachte, die Götter wollen sie auch nicht mehr.
Als ich mit meiner Mutter am Weihnachtsabend auf den Friedhof ging (was bei uns so Tradition war, da mein kleiner Bruder, ihr kleiner Liebling im Grab lag) und auf den schneebedeckten Wegen ein Glitzern sah, sagte meine Mutter, dies sei die Spur des Christkindes. Wie schön und geheimnisvoll war die Zeit damals für mich!
Genauso geheimnisvoll war die Colaflasche für den kleinen Mann und sein Volk. Niemand sagte ihm, dass die Colaflasche aus einem Flugzeug geworfen wurde und es die Schwerkraft ist, welche die Flasche zu Boden fallen lässt und es keine Götter gibt. Ich erfuhr später, dass es kein Christkind gibt, welches glitzernde Spuren im Schnee hinterlässt, sondern dies nichts anderes als die Reflexion des Lichts ist.
Warum halten wir nicht beides für möglich? Es gibt durchaus göttliche Wesen (undefinierbare Kräfte!), aber das heißt nicht, dass die Colaflaschen auf die Erde werfen. Und es gibt durchaus unsichtbare Wesen (undefinierbare Kräfte!), die aber niemals Spuren hinterlassen, weil sie rein geistige (unsichtbare!) Wesen (undefinierbare Kräfte!), sind.
Diese beiden Seiten zu vereinen – darum geht es mir. Durch die Wissenschaft wurde vieles entzaubert, aber sie kann uns nicht alles erklären, auch nicht, dass wir ebenso ‚geistige Körper’ haben und nicht nur materielle, die obendrein vergänglich sind, während unser geistiger Körper unveränderlich und ewig ist. Und – wir haben viele geistige Körper, die sich gleichzeitig (!) in diesem unendlichen und ewigen Energiestrang befinden, der sich zeitweilig in Räumen aufhält, in denen er sich als feste Körper wahrnimmt und deren Ursprung und wahres Zuhause stets die ewige und unendliche Quelle der Kraft ist.
Es fällt mir wieder leichter, beim Spaziergang als schwarzes Pferd neben meinem Mann herzu treiben. Nur das Wiehern als Antwort, wenn er sich nebenbei mit mir unterhält, fällt mir noch schwer.

Nein, keine göttlichen und auch keine unsichtbare Wesen, selbst wenn Menschen gerne interpretieren und wir uns alles so zurechtlegen, um es für uns verständlich zu machen, sondern Kräfte, was ich gestern in meinem Geschreibe noch ausgebessert habe. Götter und andere Wesenheiten sind die Sache anderer, nicht meine. Ich glaube eher an Kräfte, die von außen, wie auch von innen etwas bewirken. Und eben diesen Kräften schreiben wir Menschlichkeit (Gott hat uns nach seinem Ebenbild bemacht…) zu, wie wir das auch gerne bei Tieren in gewissen Filmen tun.
Als das schwere Erdbeben in Italien war, wachte ich in den frühen Morgenstunden auf (es dürfte 2 Stunden später nach dem Unglück gewesen sein) und musste plötzlich an jene unglücksbringende Wesen denken, über die in einem Horrorroman geschrieben wurde. Jene Wesen tauchen aus dem Untergrund auf und je mehr gesichtet werden, umso furchtbarer wird die kommende Katastrophe. Also fragte ich mich, warum ich ausgerechnet so urplötzlich an so etwas denken muss. Natürlich glaube ich nicht, dass es jene Wesen waren, die mich weckten, denn sie stammen aus einem fiktiven Buch, was aber nicht heißt, dass fiktive Schriften weniger wahr sein können als wissenschaftliche Sachschriften! Übrigens kann nur der Held des Romans diese Wesen sehen. Und nebenbei bemerkt, kann er Tote sehen.
Nun, ich könnte sagen, es war Zufall, denn ich bin schon mehrmals ziemlich früh aufgewacht und hab mich dabei nicht sehr wohl gefühlt, auch wenn ich nicht, wie diesmal, an jene schreckliche Wesen denken musste. Also? Schon wieder die üblichen Zweifel?
Niemand hat etwas davon, da diese Begebenheit niemanden gewarnt oder geholfen hat. Also nichts von Frühwarnsystem! Viel mehr denke ich, dass stets alles mit allem verbunden ist und besonders feinfühlige Lebewesen spüren, wenn irgendwo ein extremes Gefühl Überhand nimmt, egal wo immer das auch passiert. Der Schrecken in den Regionen, wo das Erdbeben stattfand, dürfte überdimensional gewesen sein, keine Frage!
Die Quelle der Kraft dehnt sich aus und zieht sich wieder zusammen – ein Universum entsteht und vergeht wieder. Trifft das eher zu, als die unzähligen Energiestränge? Oder ist es nur ein einziger Strang, der aus der ewigen Quelle in die Unendlichkeit fließt, aber aus unzähligen einzelnen Fäden besteht?
Ich weiß es nicht und je mehr ich darüber nachdenke, glaube ich, möchte ich es gar nicht wissen, da ich das Geheimnisvolle viel zu sehr liebe.
Ich weiß nur, dass mir manchmal (für mich) Unerklärliches passiert, was doch darauf schließen lässt, dass unter unserm Himmelszelt mehr existiert als wir kleinen Menschlein ahnen.
Einmal rief ich in meiner Angst Jesus an, indem ich das Lied aus dem Musical Jesus-Christ-Superstar anstimmte, und der (betrunkene!) Fahrer lenkte das Auto direkt auf den einzigen Baum zu, wo ein ziemlich steiler Abgrund war. Der Baum hat uns vor einem vielleicht tödlichen Absturz gerettet.
Und einmal, als ich noch reiten ging und im Pferdestall vorne bei meinem Lieblingspferd stand, das sehr empfindlich ist, wenn andere Menschen im Stall sind, hörte ich innerlich eine Stimme, die ‚spring!’ rief, als ich gerade seitlich an meinem Lieblingspferd vorbei ging und zwei Leute in den Stall kamen. Also machte ich intuitiv, ohne nachzudenken, einen weiten Satz und spürte nur noch den Windhauch der nach hinten ausschlagenden Hufe.
Aber wieso reagieren Kräfte auf ein Lied und warum sprechen sie unsere Sprache? Ja, ich liebe das Geheimnisvolle und je mehr ich versuche, es zu erklären, umso mehr rede ich mich in einen Wirbel hinein. Es ist wie es ist. Akzeptiere es mit Dankbarkeit!

Irgendwo in diesem Geschreibe über Spiegelungen schrieb ich folgendes:
Wunderbare Worte! Wir müssen handeln! Wir müssen endlich etwas tun! Die Frage ist nur, ob es wirklich etwas ändert, wenn wenige Einzelne, etwas tun. Sie gehen unter und waren vielleicht für kurze Zeit eine Art Modeerscheinung. Und wenn schon! Es geht gar nicht um die Allgemeinheit, denn jedem kann man es nie recht machen und das ist auch gut so. Wer will schon den Einheitsbrei?
Und nun denke ich mir: Wenn sich etwas ändert, dann immer nur für den Einzelnen selbst. Jeder für sich nimmt anders wahr und erlebt sein Leben auf eine ganz spezielle Art und Weise, das (logischerweise) niemand anders für ihn erleben kann. So logisch sich dies auch anhört, ist es gar nicht, denn ich möchte noch weiter gehen, dass jeder einzelne Mensch nicht nur sein Leben, sondern auch seinen Tod und das Darüber hinaus auf eine ganz spezielle Art und Weise erlebt. Den Tod erleben ist zwar ein Widerspruch, aber nur wenn man ihn als den Gegenpart des Lebens erkennt. Für mich ist der Tod der Gegenpart der Geburt. Und das, was dazwischen liegt?
Viele meinen, dieses Leben sei nur ein Traum, aus dem wir einst erwachen und endlich wieder dort sind, wo wir alle hin gehören und wo wir absolute Glückseligkeit erfahren. Ich wünsche mir, dass es so ist. Ja, ich wünsche es mir wirklich und jeder und jede, sowie auch alle anderen Lebewesen, sollen ihre ganz spezielle Glückseligkeit erfahren. Das geistige Reich braucht keinen Raum, keine Zeit. Deshalb benenne ich es auch unendlich und ewig und so ist für jedes einzelne Lebewesen im so genannten Jenseits auch ein ganz spezielles eigenes Reich möglich.
Ich habe meine einstige Tennispartnerin und Freundin aus den Augen verloren, obwohl sie im selben Ort lebte wie ich und ich fast täglich an ihrer Wohnung vorbei ging. Wir trafen uns zwar noch, nachdem wir mit dem Tennis spielen aufgehört haben, aber auch diese Treffen wurden immer seltener, bis sie schlussendlich endeten. Manchmal sah ich sie noch mit dem Rad vorbeifahren und wir grüßten uns winkend. Und vor wenigen Tagen erfuhr ich, dass sie gestorben ist – nach geduldig ertragener Krankheit im Alter von 64 sanft entschlafen. Sie hinterlässt Mann und Sohn.
Vielleicht fühlt sie es oder sie ist bereits so weit weg in ihrer ganz speziellen Glückseligkeit, aber wie auch immer – ich widme ihr diese heutigen Gedanken über das Leben und den Tod, der uns wieder in unsere wahre Heimat führt.
Oft denke ich mir, welch ein Glück, dass ich nicht als Floh auf die Welt gekommen bin, wenn gerade einer von unserem Kater auf mich überspringt, auch wenn ich mir sehr oft wünsche als Tier geboren worden zu sein. Wenn möglich als frei lebendes Wildtier, aber bitte nicht als Floh! Und dann frage ich mich, welchen Sinn hat das Leben für Lebewesen, die kurz nach der Geburt sterben oder gar tot geboren wurden. Oder für Lebewesen, die bereits seit der Geburt krank und verstümmelt sind und in ihrem kurzen Leben von anderen Menschen wegen ihres Andersseins gehänselt und gequält werden. Klar, nur der Mensch fragt nach dem Sinn und will alles erklärt und nach bestimmten Reihenfolgen geordnet haben. Selbst das Chaos hat seine Ordnung, nur verstehen wir diese Ordnung nicht.
Aber selbst wenn all das keinen Sinn hat und die Natur sich willenlos, ohne geistigen oder gar religiösen Hintergrund, wie wir das gerne hätten, entwickelt hat, gibt es für jedes Lebewesen einen ganz speziellen Moment, wo es sagt, denkt oder fühlt, dass sich das Leben, egal wie es verläuft und wie lang oder kurz es ist – genau für diesen einen speziellen Moment hat es sich gelohnt auf dieser Welt zu sein.
Meine einstige Tennispartnerin und Freundin glaubte nicht an Gott, Götter oder Engel oder dergleichen. Sie liebte die Natur und ähnlich wie mein Mann ging sie liebend gerne auf die Suche nach Pilzen. Ihre Religion, ihr Glaube waren die Natur und vor allem ihre Familie. Leb wohl, liebe Freundin – es waren schöne Stunden, die ich mit dir verbringen durfte.

Wir sind wahrnehmende Wesen, um es abermals mit Freund Carlos’ Worten, die er Don Juan in den Mund legte, zu sagen. Oder: wir nehmen uns als wahrnehmende Wesen wahr, um es mit Kims Theorie der Bewusstseins- oder besser Wahrnehmungsblasen auszudrücken.
Es sind Bilder, Vorstellungen, die wahrscheinlich nur einen winzigen Teil deutlich machen können, von dem, was wirklich Sache ist. Und kein Wunder, sind wir doch in einer der unzähligen Blasen gefangen, die uns eine Welt vorspiegelt, die der Wahrnehmung entspricht, die eben jene bestimmte Blase vorschreibt.
Wenn ich mir vorstelle, dass unsere Erde, mit all ihrer Schönheit und gleichzeitig auch Grausamkeit, das gesamte Universum, diese Unendlichkeit, wie wir zu meinen glauben, nichts anderes als irgendeine illusorische Vorstellung von vielen ist, wird mir schon etwas schwindlig. Aber es könnte doch so sein!
Wir sind in Wirklichkeit unzählige, unendliche Energiefäden, die aus einer ewigen Quelle, der ‚Quelle der Kraft’, strömen. Jeder einzelne dieser Fäden fließt in raum- und zeitlosen Dimensionen (Jenseits, geistiges Reich oder wie immer man ‚es’ nennen mag), die bespickt sind mit unzähligen Blasen, in denen irgendwelche Welten vorgegaukelt werden, die uns eigentlich zur Unterhaltung dienen sollten.
Die Frage ‚Warum?’ stelle ich nicht mehr, da in dieser Welt stets Grenzen herrschen, die erst dann überwunden werden, wenn ich die menschliche Wahrnehmungsblase durchbrochen habe und wieder in raum- und zeitlosen Dimensionen glückselig dahinschwebe, bis ich, ein unendlicher und ewiger Energiefaden, wieder in irgendeine der unzähligen Blasen eintauche.
Mag es auch nur Phantasie sein, was es unzweifelhaft auch ist, denn ich bin zu klein, zu unbedeutend, um die wahre Wirklichkeit zu erkennen und vielleicht nicht einmal einen winzigen Teil davon. Es ist ja nur ein minimaler Splitter des Energiefadens, der von der menschlichen Bewusstseinsblase beherrscht wird, wobei andere Teilchen gleichzeitig durch andere Blasen fließen.
Auch die Frage ‚Wo beginnt es und wo endet es?’ wäre in meiner Situation sinnlos, da ich gerade vermeintlich ein Leben lebe, wo es Anfang (Geburt) und Ende (Tod) tatsächlich zu geben scheint. Und genau um das Dazwischen geht es hier und jetzt!
Dennoch, es ist immer wieder schön, sich andere Vorstellungen zu machen, zu träumen – zu phantasieren und dadurch vielleicht zur Erkenntnis zu kommen, nicht immer alles so todernst zu nehmen.