Ich sah einen Engel fallen - goldenes Haar - leuchtende Gestalt - weiße Flügel.
Ich sah ihn hinab stürzen in die unendliche Finsternis - schwarzes Haar - dunkle Gestalt - schwarze Flügel mit spitzen Dornen.
Ich fühlte die Veränderung - meine Schläfen schmerzten - Hörner wuchsen.
Die Geburt - die endlos lange Geburt eines verstoßenes Engels - verbannt in die Ewigkeit des Bösen.
Spiegelbilder - nur vom Spiegel gesehen - verachtet.
Der Engel stürzt in die Unendlichkeit des Seins. Manche nennen es Leben - ich nenne es Tod. Sehnsucht nach dem Leben - sie nennen es Sehnsucht nach dem Tod.
Die Veränderung meiner Selbst. Hörner an meinen Schläfen - Dornen an meinen Flügeln.
Warum wurde ich verstoßen? Haben Engel keine Mütter? Haben Engel kein Zuhause?
Der Engel ist gefallen - in die unendliche Finsternis gestürzt - von allen Gefühlen verlassen - vergessen - nie da gewesen. Es war die Veränderung - die in eben diesem Moment gefühlte Veränderung, als der Engel stürzte. Er schlug nicht auf - er schwebte zu Boden und setzte mit seinen Füßen mit einer Leichtigkeit auf. Er bewegte sich langsam - er hatte unendlich viel Zeit. Es gab keine Zeit mehr - keine Gefühle - keine Träume - nur mehr Unendlichkeit.
Wenn Engel weinen - Tränen des Erstaunens - Tränen der Sehnsucht - Tränen der Erleichterung.
Sie sind gegangen - sie haben den Engel verlassen - sie haben die Veränderung bemerkt.
Warum urteilen sie? Warum benennen sie? Was bedeuten ihre Worte? Was nennen sie gut? Was nennen sie böse? Warum kann ich ihre Gedanken sehen? Warum sehe ich Bilder um ihre Köpfe? Ihre Köpfe sind so groß - so kahl - so leer. Ich kann die Bilder nicht deuten. Sie sind so anders als meine Bilder. Oder sind meine Bilder so anders als ihre Bilder?
Zweifel sich zu benennen - sich zu einem Wesen bekennen, das es nicht geben darf - das es nie geben durfte.
Verstoßener Engel - verraten und mißbraucht. Engel können niemals weinen - Engel sind unsterblich.
Sterben - Tod - geliebter Tod - ich sehe in deine Augen - so rein und klar. Ich erkenne die Liebe in deinen Augen - die Kraft der Weisheit - mein Leben.
Es ist die Zeit - Zeit bringt Veränderung. Die einzige Aufgabe der Zeit ist die Veränderung. Die Zeit hat den Engel verändert.

Es ist kalt und dunkel. Ich kann den Raum nicht fühlen. Der Raum ist weit - nicht zu berühren. Keine Grenzen - keine Wärme - nur Dunkelheit. Ich kann die Dunkelheit fühlen - sie ist unendlich. Ich kann die Kälte fühlen - sie ist unendlich.
Ihre Worte - die seltsamen Bedeutungen ihrer Worte - klein - groß - schön - häßlich - gut - böse.
Verworrene Bilder - Mißverständnisse. Ich fühle das Mißverstandene. Ich fühle verworrene Bilder.
Keine Einigkeit - keine Unendlichkeit. Ich suche die Unendlichkeit - die Nähe - die Wärme - die Liebe. Liebe?
Gefallen Engel kennen keine Liebe. Ihre Hörner sind das Zeichen des Bösen.

Du bist böse!

Keine Liebe. Ich spüre meine eigenen Hände, wie sie mich halten, mich wärmen mit meiner eisigen Kälte. Kälte wärmt. Ich kann sie fühlen - wie sie wärmer wird. Keine Kälte mehr. Aus gut wird böse - aus böse wird gut. Keine Bedeutung mehr - aber noch mehr Verwirrung. Was sagen sie? Was fühlen sie? Ich versinke. Ich tauche ein in den Nebel der Unendlichkeit. Meine eigenen Hände halten mich. Die Kälte wird heiß - unerträglich heiß.

Das Spiegelbild verändert sich. Graue Schatten - tiefe Furchen - glanzlose Augen - Hörner wachsen - Flügel schlagen um sich - wollen sich erheben - losreißen von dieser traurigen Gestalt - Dornen beißen sich ins Fleisch - Blut am Körper - Blut im Herzen. Der Engel quält sich selbst in seiner Schuldlosigkeit. Er spürt, daß er fliegen konnte und daß er es wieder will. Blut im Herzen. In welchem Herzen? Mein Herz - das Spiegelbild - die Hörner - das blutige Fleisch. Wo sind die Mütter der gefallenen Engel?

Die Zeit ist wieder da. Sie bringt Veränderung. Das Spiegelbild wird schwarz. Lüge - alles Lüge. Berge bilden sich am Horizont. Der Regen läßt nach. Ich höre ihre Fragen, auf die ich keine Antworten weiß. Wo der Regenbogen endet, werden alle Fragen beantwortet. Was endet? Kann es in dieser Unendlichkeit ein Ende geben? Kann es in dieser Unendlichkeit Antworten geben? Kein Regenbogen - keine Sonne im Hintergrund - alles dunkel.
Spiegelbild, sprich zu mir! Sag mir, wer ich bin! Bin ich der gefallene Engel? Warum Engel? Ich sah ihn fallen - sah sein Gesicht - seine Augen mit den Tränen. Es war mein Gesicht - meine Tränen - mein goldenes Haar - mein leuchtender Körper - meine weißen Flügel. Es war die Wahrheit - meine Wahrheit. Ich kenne dieses Spiegelbild. Es war vor langer Zeit - vor langer Zukunft. Damals waren es nicht meine Augen. Diese Augen - die Farbe dieser Augen - diese farblosen Tränen. Erinnerung an Engel - an Mütter von Engel. Geborgenheit - mein Weg ist lang. Meine Flügel wachsen und hüllen mich ein. Einmal waren sie weich und warm - jetzt sind sie hart und kalt. Ihre
Dornen verbrennen mein Fleisch. Wieder diese Worte!

Du bist böse!

Warum sind ihre Köpfe so groß - so leer - so dunkel? Alles ist dunkel. Der gefallene Engel stürzt in die endlose Finsternis des Bösen. Der Sturz - ich weiß nicht, ob er jemals aufhören wird. Die Leichtigkeit, mit der der Engel den Boden durchdrang. Der Sturz geht weiter - das Spiegelbild verändert sich. Schlangen wachsen aus meinem Kopf - sie kommen aus den Hörnern - aus der Stirn - aus den blinden Augen - aus dem stinkenden Loch, das sie Mund nennen. Meine Zähne wachsen - werden schwarz mit Bluttropfen. Blut an meinem Mund - an meinen Zähnen - an meinem Fleisch - keine Haut mehr - keine weißen, weichen Flügeln. Die Schlangen legen sich um meinen Hals und drücken zu. Leben - geliebtes Leben - ich kann dich fühlen. Nein - es ist der Tod. Jetzt ist es der Tod - die Unendlichkeit der Finsternis - das Schweigen - das Mißverständnis unausgesprochener Worte.
Mein Körper besteht aus Schlangen - unzählige Schlangen drücken mein Fleisch und bohren sich in meine Körperöffnungen. Mein Körper öffnet sich. Der gefallene Engel quält sich selbst. Schuld? Wer hat Schuld? Was ist Schuld? Keine Erinnerung mehr - vergessen - verraten - getreten.

Der Regen hat aufgehört - die Berge werden klarer. Sie nennen es Licht. In mir ist es dunkel - kein Licht - keine Wärme. Der Boden unter mir ist kahl. Die Schlangen sind weg. Sie haben sich in meinen Körper zurück gezogen. Ich weiß, sie kommen wieder. Auch die schwarzen Flügel mit den Dornen wachsen wieder. Sie decken mich zu und heben mich hoch. Sie tragen mich durch die Finsternis des Bösen. Das Spiegelbild wird immer häßlicher.
Es sind nicht meine Worte - es sind ihre. Ich habe keine Worte - nur Dunkelheit - Kälte. Es sind Gefühle - keine Worte. Kannst du die Dunkelheit nicht fühlen? Mein Spiegelbild nickt. Es ist erschreckend, wenn es nickt. Es hebt sich aus dem Spiegel und drückt seine Hörner in meine Augen. Es macht mich blind. Seine Flügel heben mich hoch und lassen mich fallen. Der Engel fällt.
Ich sehe in ihre leeren Augen - sie sind so leer wie ihre großen Köpfe. Sie nennen mich Kind - kein Engel - Kind. Ich kenne auch kleine Köpfe - sie sind noch nicht so leer, wie die großen Köpfe, aber schon fast mit der selben Leere gefüllt. Ich kann die Bedeutung nicht mehr erkennen - die Bedeutung ihrer Worte.
Irgendwann fiel das Wort Tisch. Ich sah ein seltsames Gebilde um ihre leeren Köpfe. Sie nennen es Tisch - Holz. Ich sah viele seltsame Gebilde um ihre leeren Köpfe. Warum nennen sie es Tisch? Warum nennen sie es Liebe? Warum nennen sie mich böse? Gefallene Engel - Kinder.
Werde ich wachsen? Werde ich den selben leeren, großen Kopf bekommen wie sie?
Die Schlangen wachsen wieder. Sie kommen aus meinem Kopf. Mein Kopf ist voll Schlangen - voll Hörner - voll Dornen. Ich bin böse. Große, leere Köpfe sind gut. Jetzt kenne ich die Bedeutung. Der Sturz hört für einen Moment auf. Ich kann mein Herz schlagen hören. Ich kann mein fließendes Blut fühlen. Nur für einen Moment.
Die Zeit schlägt - fließt - verändert. Sie läßt mich wachsen - läßt meinen Kopf groß und leer werden. Köpfe sind nun mal leer. Aber wo ist mein Herz? Wo ist mein Spiegelbild? Bleibe im Spiegel und sag mir, wo mein Herz ist. Nein, nicht dieses blutige Gebilde in meiner Brust - ich meine mein Ich - mein Selbst. Ich kann es doch fühlen - genauso fühlen wie die Schlangen auf meinem Kopf - wie die Dornen meiner schwarzen Flügel - wie die Hörner an meiner Stirn - wie die Tränen in meinen blinden Augen. Ich kann die Dunkelheit und die Kälte fühlen.
Wo ist der Regenbogen, von dem sie einmal gesprochen haben? Dort, wo alle Fragen beantwortet werden? Zum ersten Mal sehe ich Farben in ihren leeren Bildern - Farben, die aus leere Köpfe kommen. Leere Köpfe sind nicht böse. Ich bin böse. Sie sagen es mir und lachen. Lachen - es war ein seltsames Bild, als ich dieses Wort hörte. Ich kann Bilder um ihre Köpfe sehen. Können sie es auch? Was sehen sie um meinem Kopf, wenn ich die Dunkelheit und die Kälte fühle? Sehen sie den gefallenen Engel fallen?
Die Kälte schmerzt. Schmerz - ich kann dich fühlen - ich habe dich immer gefühlt, aber ich konnte dich nie benennen. Ich habe es um ihre leeren Köpfe gesehen. Wenn Engel weinen - Tränen des Schmerzes.

Er hat Schmerzen. Er weint.

Die Schlangen schmerzen - die Dornen meiner schwarzer Flügel schmerzen - die Hörner an meiner Stirn schmerzen. Schmerz - du warst schon vor der Dunkelheit und vor der Kälte mein ständiger Begleiter. Als der Sturz begann, bist du zu mir gestoßen und hast mich nie mehr verlassen. Ich könnte ohne dich sein. Wie ist es ohne dich? Was ist das Gegenteil von Schmerz? Gegenteil - dieses Bild um ihre Köpfe habe ich lange nicht verstanden. Gut und Böse - das Gegenteil. Was fühle ich, wenn ich keinen Schmerz fühle? Unendlichkeit?
Die Unendlichkeit war auch schon immer mein Begleiter. Die Unendlichkeit der Finsternis - der Kälte – des Schmerzes. Wärme? Sie kommt nach der Kälte - man nennt sie das Gegenteil der Kälte.
Vielleicht sind ihre Köpfe gar nicht leer? Vielleicht sind es ihre Schlangen - ihre Dornen - ihre Hörner, die mich quälen? Vielleicht ist mein Kopf leer?
Ich sehe wieder mein Spiegelbild. Mein Kopf ist nicht kahl. Schlangen wachsen aus meinem Kopf. Schlangen, die sich um meine knochigen Schultern legen und meine Brust streicheln. Sie berühren mich sanft. Sie tun mir nicht weh. Sanft - ist es das Gegenteil von Schmerz?

Es sind keine Schlangen. Es sind Haare.

Wo sind meine Hörner? Wo sind meine schwarzen Flügel? Sie hat zu mir gesprochen. Zum ersten Mal hat sie zu mir gesprochen. Ich habe Haare an meinem Kopf - keine Schlangen. Meine Stirn ist weich und rund. Mein Rücken - ich sehe Fleisch und Blut. Meine Brust - ich sehe die Spuren der Dornen. Schmerz.
Der gefallene Engel lächelt. Für einen Moment ein Lächeln. Für einen Moment ein Geschenk des Spiegelbildes.
Ich weiß, es kann sich jederzeit wieder verändern. Es kann wieder wachsen, wie die schwarzen Flügel mit den spitzen Dornen - wie die Hörner an meiner Stirn - wie die Schlangen aus meinem Kopf.
Mein Körper. Was ist mein Körper? Wozu ist er da? Um Schmerz zu fühlen? Warum habe ich zugelassen, daß der Engel fällt? Warum konnte er nicht bleiben, wo er war? Wo war er? Ich weiß es nicht mehr. Aber ich weiß, daß er fröhlich war, daß er Wärme und Geborgenheit gefühlt hat. Er hat sich verändert. Die Zeit hat ihn verändert.
Die Schlangen bohren sich wieder in die Öffnungen meines Körpers. Sie werden dicker und schmerzen noch mehr. Ich sehe meinen Körper im Spiegel - blutige Haut am Fleisch - Warzen an meinen Brüsten, aus denen Dornen wachsen - Gefühle zwischen meinen Beinen - eine Schlange, dick und kürzer als die auf meinem Kopf - sie wächst und schmerzt.
Sie ist wieder da und spricht zu mir. Ich kann nicht mehr sprechen. Ich will nicht mehr sprechen. Tränen des Schmerzes beschämen mich. Ich will sie schlucken - mit meinen Augen schlucken - vergessen. Die Schlange zwischen meinen Beinen weint - krümmt sich - zuckt. Sie will sich losreißen und fliegen wie meine schwarzen Flügel mit den Dornen.

Der Engel fällt weiter in die Unendlichkeit der Finsternis. Kein Engel mehr - kein Kind - sie nennen es Mann.
Sie ist eine Frau - das Gegenteil von Mann. Es ist ein Unterschied. Unterschied und Gegenteil. Wozu diese Benennungen? Wozu Worte? Um Schriften zu führen? Um zu wissen, was geboren wurde? Ich bin ein Mann.
Nein! Ich will ich selbst sein! Ich will mein Herz sehen, fühlen und kennen! Ich will kein Mann sein! Ich will diese kleine Schlange zwischen meinen Beinen nicht! Ich will nicht, daß sie weint!
Sie hat schon immer geweint. Sie machte mich naß. Die Nässe zwischen meinen Beinen brannte und löste die Haut von meinem Fleisch. Aber diese Tränen jetzt - sie brennen anders - sie gehen tiefer - sie sind wie die Gefühle des Schmerzes.
Ich habe keine blinden Augen - meine Augen sind grell. Sie sagt, daß sie grell sind - grell und schön.
Ich will keine Worte mehr hören. Ihre Stimmen sagen mir nichts. Ich kann ihre Stimmen nicht fühlen. Finsternis, hülle mich ein - Kälte, laß mich erfrieren - Schmerz, mach mich ohnmächtig.
Was kommt alles aus meinem Körper? Nässe, die brennt - die schmerzhafte Gefühle gibt - Tränen. Aus einer Öffnung kommen braune Schlangen - sie schmerzen auch. Sie schmerzten von dem Moment an, als sich die Schlangen meines Kopfes in die Öffnung bohrten. Sie haben mich aufgerissen und innerlich zerfetzt. Das Blut - mein ständiger Begleiter, der mich immerzu verläßt. Wieviel Blut ist in meinem Körper? Warum fließt es? Warum fließt es in meinem Körper und aus meinem Körper heraus? Warum schmerzt es?

Warum muß ich sprechen? Was soll ich antworten, wenn sie fragen? Ich kenne die Antworten nicht. Die Antworten sind am Ende des Regenbogens. Es gibt keinen Regenbogen.

Du bist böse!

Das waren die ersten Worte, die ich verstanden habe, seit ich den gefallenen Engel im Spiegel gesehen habe. Das erste Gefühl war Schmerz, dann kamen die Dunkelheit und die Kälte. Es war die Unendlichkeit des Sturzes.
Es gibt sie - die Hölle - sie sagen, daß es sie gibt - sie muß hier sein - hier, wo ich mich befinde. Engel müssen fallen, um in die Hölle zu gelangen. Jetzt sind wir Dämonen und Teufel - wir sind keine Menschen - keine Männer - keine Frauen - keine Kinder - wir sind Dämonen und Teufel. Man kann es nicht leugnen, aber sie wissen es nicht. Mein Spiegelbild gibt mir recht. Mein Körper wächst und mit ihm die Hörner, die Schlangen, die Flügel mit den Dornen und die kleine Schlange zwischen meinen Beinen, die an ihrem Kopf spitze Dornen trägt. Ihr Mund ist klein und speit Feuer - Feuer, das brennt - Feuer, das böse ist.

Du bist böse!

Ja, jetzt weiß ich es - ich erkenne die Bedeutung immer klarer. Die Berge am Horizont wachsen wieder - trotz des Regens. Ich suche den Regenbogen und kann ihn nicht finden. Keine Antworten auf meine seltsamen Fragen.
Es sind nicht meine Antworten, die ich gebe. Es sind ihre Antworten. Sie stellen ihre Fragen und wollen darauf ihre Antworten. Ich kann diesen fremden Raum nicht fühlen. Ich kann seine Wände nicht berühren. Sie sind so weit weg. Ich suche die Berge und kann sie nicht mehr finden. Die endlose Weite der Finsternis. Sie wächst, wie ich. Sie wächst, wie der Schmerz in mir. Blut an meinem Körper - Blut an meinem Spiegelbild. Die Sprachlosigkeit meines Herzens. Ihre Antworten - nicht meine. Wo ist der Raum? Was ist der Raum? Sie nennen es Schule. Ihre Antworten - nicht meine.

Der gefallene Engel liegt in Ketten. Sie haben ihn gefangen. Es ist der einzige Grund, ihn zu beachten. Man muß den gefallenen Engel in Ketten legen, sonst bricht er aus. Aber er kann nie wieder fliegen. Die schwarzen Flügel mit den Dornen sind zu schwer. Die Dornen drücken die Flügel nieder. Sie drücken sich immer wieder ins blutige Fleisch. Die Schlangen winden sich und schreien. Sie dürfen nicht schreien - nie mehr weinen. Spiegelbild, wo ist mein Herz? Es liegt in Ketten, wie der gefallene Engel. Warum? Die Ketten glühen und brennen auf dem blutigen Fleisch. Wo ist mein Körper? Der Schmerz zerfrißt ihn.
Ich hätte nie zulassen dürfen, daß der Engel fällt. Aber wie kann man sein Spiegelbild aufhalten? Nein, ich bin nicht wie ihr. Ich kann Bilder um eure Köpfe sehen. Ihr seht, was ihr sehen wollt. Warum muß ich eure Antworten lernen? Warum dieser kalte Raum, dessen Wände ich nicht berühren kann? Ich darf mich nicht wehren - ich kann mich nicht wehren - ich liege in Ketten.
Es wird wieder Tag - ich kann das Licht fühlen - ich kann es nicht sehen, aber fühlen. Das Blut verklebt meine Augen. Das ist nicht die Wärme, die ich damals fühlte. Wo sind die Mütter der gefallenen Engeln? Gefallene Engel haben keine Mütter. Mütter wollen keine gefallenen Engeln. Ich habe keine Mutter.
Wer bist du? Du bist ihre Mutter, und sie nennt sich meine Schwester, wenn sie zu mir spricht. Ich habe keine Mutter. Ich bin böse.
Der gefallene Engel fällt wieder. Er sehnt sich nach dem Leben, das sie Tod nennen. Es war im Mutterleib. Es war die Wärme, die Geborgenheit, die weichen, weißen Flügeln, das goldene Haar, der leuchtende Körper.
Warum hast du mich fallen lassen, Mutter? Gefallene Engel haben keine Mütter. Der Spiegel lügt nicht.
Ich will nicht mehr, daß sie zu mir sprechen, obwohl ich alles tu, was sie verlangen. Ich weiß nicht mehr, was sie verlangen. Ich weiß nicht mehr, was ich spreche. Mein Herz ist so weit weg. Es kann keinen Kampf mehr geben - keinen langen Weg. Ich habe mich ergeben. Der gefallene Engel kennt kein Zurück. Es kann kein Zurück geben. Der Engel ist zum Teufel geworden - schlechter und heimtückischer, als alle Dämonen zusammen. Der Spiegel lügt nicht. Er sieht die Farbe der Augen - das tiefe, leuchtende Türkis eines verwunschenen Sees. Er sieht die Schlangen am Kopf, die sich in alle Öffnungen des Körpers bohren. Er sieht die schwarzen Flügeln mit den Dornen, die die Haut vom Körper lösen. Er sieht die kleine Schlange zwischen den Beinen, wie sie Feuer speit und die Finsternis im Herzen verbreitet.

Du bist böse!

Das sagt das Spiegelbild. Ich habe nicht wirklich gelernt - ich habe nur nachgesagt, was sie mir vorgesagt haben. Ich habe mich nicht wirklich verändert - ich bin nicht wirklich gewachsen - ich blieb, was ich immer war - der gefallene Engel, der zum Teufel wurde. Ich war immer ein Teufel - niemals ein Engel. Der Mutterleib konnte es auch nie verhüllen. Er hat es immer gespürt und ausgespien. Es war nie Leben - es war immer nur Tod. Es war immer die Hölle. Ich wollte nie sprechen lernen - niemals so sein, wie sie. Aber der Engel ist gefallen und hat sich ergeben. Er wurde abermals in Ketten gelegt.

Die Funktion der Zeit ist die Veränderung. Mein Gefühl täuscht mich nicht. Es kommt aus meinem Herzen, das ich nie gefunden habe. Mein Spiegelbild täuscht mich nicht.
Sie spritzen Gift in meine Venen - sie wollen mich verändern. Ich spüre die Dornen an meinen Flügeln. Laßt mich fliegen - laßt mich das Leben finden - Tod.
Sie sprechen noch immer zu mir. Manche nennen sich Freunde. Mein Weg findet den Haß - mein Weg kann nur den Haß kennen - nein, kein Kampf. Ich will mich ergeben und dazu bekennen, was ich bin. Obwohl ich nicht glauben will, was mein Spiegelbild sagt, will ich mich dazu bekennen. Ich spüre den Schmutz an meinem Körper - die Fäulnis der Hölle.
Gab es einmal Liebe? Die Augen des Spiegelbilds leuchten. Sie zeigen mir ein Gesicht. Ein Gesicht aus meinem Herzen. Die Erinnerung holt mich ein. Als der Fall des Engels begann, begleitete ihn ein Gesicht. Ich habe es ganz deutlich im Spiegel gesehen. Als die Schlange zwischen meinen Beinen das erste Mal Tränen des Schmerzes weinte, erschien ein zweites Gesicht. Es war der Weg, den ich gehen sollte - zu dem ich sie führen wollte. Alles Lüge.
Endlose Finsternis hüllt mich wieder ein. Es ist das Gift in meinen Venen, das mich immerzu ruft und nach mehr verlangt. Ich gebe dir meinen Körper, wenn du mir mein Herz gibst.
Wohin hätte ich sie führen sollen? Vater, du sprichst zu mir! Ich weiß, daß es einen Vater geben muß. Sogar Teufel werden gezeugt.
Der Tod an meiner Seite. Meine Schulter streift ihn sanft. Ich liebe die Augen des Todes - des Lebens.
Sie haben mich in ihr System eingefügt. Ich spreche ihre Worte. Ich will keine Gefühle mehr. Ich will so sein wie sie. Dazu gehören - gesehen werden - beachtet werden - das selbe Recht haben, wie sie. Ich bin nur ein Teufel, böse und doch mit einer Sehnsucht, die ihr alle fühlt.
Keine Gefühle mehr - mein Weg geht weiter. Alles wächst über sich hinaus und erdrückt mich. Sogar die Berge am Horizont wachsen und erdrücken mich. Ich sehe zu ihnen hoch und möchte sie erklimmen. Aber ich weiß, daß ich mich dann nicht besser fühle. Also, wozu erklimmen? Ich würde über euch stehen - zu euch hinab sehen. Ich würde schreien - meinen Schmerz bezwingen und niemanden mehr an mich heran lassen. Ich lasse niemanden mehr an mich heran. Aber das Gift in meinen Venen - es verlangt nach mehr.
Ich kann den Regenbogen sehen. Meine schwarzen Flügel flattern - sie heben mich hoch und tragen mich ans Ende des Regenbogens. Ich sehe die Antworten - ich sehe die Lügen. Alles Lüge - wie ich es schon immer gefühlt habe. Ihr lebt nicht das Leben - ihr lebt den Tod. Ich spüre meine Schreie in mir - ich spüre, wie sie mich verlassen, mit ihren Worten. Es ist nur mehr das Gift, das aus mir spricht - das mich belügt - scheinbar stark macht und mich nebenbei schwächt. Nur mehr das Gift - niemals das Herz.
Die Ketten werden schwerer - sie brechen meine Knochen. Die Schlangen quetschen mich und lassen das Blut aus meinem Körper fließen. Ich kann die Schmerzen nicht mehr ertragen.
Laßt mich mein Leben leben. Der Schrei ist nur in mir. Ihr könnt mich nicht hören. Ihr könnt die Bilder nicht sehen. Wo sind sie, die sich Freunde nennen? Haß saugt sich in mein Blut. Schmerz, mein ständiger Begleiter - aber der Schmerz lähmt. Der innere Kampf hat längst begonnen - er wird niemals enden. Wie hat es begonnen? Ich sah einen Engel fallen....
Vater, ich habe sie angeführt - ich werde sie einmal anführen - ich werde sie in die tiefste Hölle führen und zu dem machen, was ich bin. Es kann nichts mehr gerettet werden - nur mehr vernichtet. Vater, ich sehe in mir deine Augen, die nun meine Augen sind. Vater, ich habe dich in mir aufgenommen. Teufel haben keine Eltern.
Die Ketten brechen mein Herz. Sie haben mich zu dem gemacht, was sie sind. Jetzt kommt meine Rache. Die Rache des schwarzen, gefallenen Engels. Die Flügel schlagen wieder. Sie heben mich hoch zum Regenbogen, um die letzten Antworten zu finden. Die Lügen offenbaren sich als dunkler, beißender Nebel. Es war nie ein Regenbogen - es war das Tor zur Hölle. Der gefallene Engel stürzte bis zum Ende des Regenbogens, der keiner war. Er badete in den Lügen, welche die Menschen am Leben erhält. Verzweiflung, wenn ich ihre Worte hören muß. Haß, wenn ich ihre Bilder sehe. Es war damals so klar, als ich suchte. Jetzt, wo ich gefunden habe, ist es dunkel. Damals, als ich gesucht habe, hätte ich verstanden, aber jetzt ist alles an mir verseucht, - mit ihrem System eingehüllt. Worte, so schwer wie die Ketten an meinem Körper. Die Schlangen an meinem Kopf brechen. Sie stoßen ihre Köpfe ab und bluten wie die Dornen an meinen schwarzen Flügeln. Die kleine Schlange zwischen meinen Beinen wächst und sucht Schutz in einer Öffnung. Sie spürt die Angst des Wesens, an dem sie festgewachsen ist. Das war es nie, wonach ich suchte. Das zweite Gesicht, dessen Bedeutung ich nicht verstehen kann, legt sich auf meinen Körper und vereint sich mit ihm. Das ist es, wonach ich suchte. Lust - Verlangen - Opfer der Sehnsucht - Träume, die nie wahr werden. Schlangen aus allen Öffnungen - Dornen am ganzen Körper. Die Flügel sind zu schwer - sie heben mich nicht mehr hoch. Eine Frau - eine Frau, wie meine Schwester - eine Frau, in deren Öffnung meine kleine Schlange Schutz sucht. Sie sucht die Lüge, das Verderben, den Schmerz und noch viel mehr den Haß auf das Leben. Ich liebe den Tod.
Wenn Engel fallen, wissen sie nicht wohin. Ich wußte es nie. Ich war nie ein Engel, auch wenn mir das Spiegelbild goldenes Haar, einen leuchtenden Körper und weiße Flügel zeigte. Es zeigte mir einen Traum, als ich das wahre Spiegelbild sah.

Todesengel mit der Sense in der Hand - du bist schön, hat sie gesagt und gelächelt - schöner Todesengel.
Ich will nichts mehr fühlen - nicht mehr atmen - nicht mehr keuchen - stöhnen - schreien - fliegen. Meine Flügel sind so schwer. Der Todesengel mit dem Gift in seinen Venen. Er kommt ohne Warnung und nimmt sich, was sich ihm bietet. Er beachtet nichts - er nimmt. Kalte Wärme - kalter Hauch des Todes - Abschied. Schmerz - mein Herz fühlt - Abschied - ausgestoßen - verraten - getreten - mißbraucht. Mein Kopf zerreißt - Haut löst sich vom Körper - Einsamkeit - Angst. Meine ständigen Begleiter nehmen zu. Der gefallene Engel fällt weiter in die unendliche Finsternis. Keine Hand mehr zum Halten - nur die eigene - das Gift zerfrißt das Herz. Die Sense war ein Messer - blutige Klinge - blutiger Griff in meiner Hand. Der Todesengel kommt immer ohne Warnung. Sie war meine Schwester, die einzige, die wirklich zu mir sprach. Todesengel - Mörder.

Neue Umgebung läßt das Herz nicht atmen. Neue Träume verblassen durch das Gift in meinen Venen. Küsse, Umarmungen, leere Phrasen, Angst. Neue Begleiter nehmen zu. Der Todesengel fällt weiter. Das Spiegelbild verändert sich. Ich sah auch andere Engel fallen. Sie fielen tiefer. Sie fielen in das Leben. Trauer legt ihre Ketten um mein Herz. Dunkelheit zerrt es in die Unendlichkeit der Hölle. Sie sprechen von der Sonne, von der Freude. Wo? Wie erleben? Wie lachen? Sie haben es mir gelernt. Nachgemacht, - nicht meine Antworten - ihre.
Die Straßen sind so weit - die Räume sind so weit - keine Wände zu berühren - keine Freunde - kein Lachen.
Neue Stadt - sie nennen es Stadt - kein Vertrauen - Sehnsucht nach dem alten Zuhause. Engel haben kein Zuhause. Sehnsucht - Leere. Wenig Worte - tiefe Gefühle - unergründlich - unverstanden - Verwirrung. Augen so tief, so grell - Spiegelbild, ich finde dich neu. Ich sah die gefallenen Engel auf der Straße - verlorene Herzen - vergiftet - hoffnungslos. Sie waren wie ich - verbunden durch vergiftete Herzen. Neues Leben? Keine Hoffnung in mir - versuche nur zu leben - fühle Angst und Einsamkeit vor der neuen Umgebung.

Ich verstehe dich nicht.

Ich weiß. Keine Hoffnung. Kann nicht sprechen - kann nur fühlen.

Was fühlst du?

Angst - Einsamkeit - Schmerz - Dunkelheit - Tod. Der Spiegel schenkt mir ein Lächeln - für einen Moment des Glücks. Kein Schmerz - sanftes Streicheln der Schlangen auf meinem Kopf.

Schlangen auf deinem Kopf?

Sie berühren mich, wenn ich es nicht will. Die Dornen an meinen schwarzen Flügeln peitschen mich.

Dornen? Schwarze Flügeln?

Weißt du nicht, daß ich der gefallene Engel bin?

Sprich zu mir, wie sie es dir gelernt haben.

Kann nicht sprechen - kann nur fühlen - bin nicht wie ihr.

Du hast Schlangen auf deinem Kopf?

Ja, sie haben gesagt, daß es Haare sind.

Ja, es sind schöne Haare, wenn sie gewaschen sind.

Ich kann meine Schlangen nicht ertränken.

Es sind Haare! Haare fühlen nichts!

Es sind meine Haare - ich fühle.
(Gespräche, wie diese, führen zu nichts. Sie verlaufen unter meinem Herzen. Sie enden bei meiner kleiner Schlange zwischen meinen Beinen. Ich versuche wegzugehen. Ich weiß nicht mehr wohin.)
Wohin gehen wir? Suchen wir Räume, deren Wände ich nicht berühren kann?

Willst du sie berühren?

Ich will den Raum fühlen.

Du siehst ihn.

Meine Augen sind nicht wie eure Augen - meine Augen fühlen.

Woher kommst du, daß deine Augen fühlen?

Ich bin der gefallene Engel - ein Todesengel, mit einem blutigen Messer in der Hand.

Es war nicht dein Messer.

Es war meine Hand.
(Gespräche, wie diese, führen zu nichts.)
Es sind keine Gespräche. Es ist Hilfe.

Hilfe?

Du brauchst Hilfe, sonst verirrst du dich.

Ich habe mich verirrt - verirrt im Leben, das ich Tod nenne.

Was ist für dich das Leben?

Der Tod.

Du fühlst, also lebst du.

Kann nicht mehr fühlen - muß sprechen, um verstanden zu werden.

Lerne!

Ich habe gelernt - gelernt, daß Gespräche, wie diese, zu nichts führen.

Neue Räume - leere Köpfe - unverstandene Worte - keine Freunde. Neue Begleiter - lerne - spreche ihre Phrasen - vergessene Gefühle - vergessenes Herz. Kann nicht mehr denken - nicht mehr fühlen - wieder Gift in meinen Venen - Bruchstücke der Erinnerung. Spreche - Schmerz - Angst - Gefühle verlieren - neue Worte lernen – Worte tun weh.
Wozu Räume? Wozu Geld? Geld - kaufe - verkaufe Körper wie damals, als ich gefallene Engel in den Straßen sah - Schlangen in meinen Öffnungen - kleine Schlange windet sich - kleine Schlange weint. Gift in meinem Körper - keine Freunde - keine Hoffnung. Kann nicht mehr sprechen - Schlangen auf meinem Kopf sind müde. Kann dich nicht mehr verstehen. Du sprichst leere Worte aus deinem leeren Kopf. Versuche es nicht! Es führt zu nichts, wenn du zu mir sprichst.
Wohin führst du mich? Körper wehrt sich - schlägt um sich - Schlangen werden wieder wach - Flügel schlagen - wollen sich erheben - keine Kraft - Dornen stechen - Schmerz.
Liege in Ketten - Gestank - Öffnungen leeren sich - Gift verläßt den Körper. Wie schon so oft - hoffnungslos.
Kann nicht leben - kann nicht sterben - Angst.
Wer bestimmt, daß man geboren wird? Wer fragt danach? Sie lassen dich einfach fallen. Es war die Geburt, als der Engel fiel. Ich darf es niemandem erzählen - niemandem vom Spiegel erzählen. Ich muß lernen - sprechen wie sie - lachen wie sie - leben wie sie. Keine Kraft - kein Wille - kein Interesse.

Du mußt zu dir finden.

Wer bin ich?

Manchmal ein Verrückter. Deshalb bist du hier.

Du kannst mich nicht verrückt nennen, weil ich nicht so bin wie ihr.

Wie nennst du andere, die du nicht verstehst?

Ich benenne nicht. Sie sind, wie sie sind.

Du kannst sie ändern.

Ich will nichts ändern. Herzen bleiben, wie sie sind. Ich sehe nur die Herzen. Leere Herzen, die ich nicht verstehen kann.

Wir verstehen uns untereinander, aber wir verstehen dich nicht.

Ich bin böse.

Wer hat das gesagt?

Das sagen alle. Gefallene Engel sind Teufel. Teufel sind böse.

Warum lachst du jetzt?

Sie haben es mir gelernt.

Wie ist dein wahres Lachen?

Gibt es ein wahres Lachen?

Was fühlst du, wenn du lachst?

Trauer - Hoffnungslosigkeit - Bemühen, um zu verstehen - Bemühen, um verstanden zu werden.

Gespräche, wie diese, führen wirklich zu nichts. Du mußt endlich lernen, dich klarer auszudrücken.

Kann nicht - kann nur fühlen. Was fühlst du, wenn ich lache?

Ich denke, daß du in diesem Moment glücklich bist.

Was ist Glück?

Du sagtest einmal, wenn dir dein Spiegelbild ein Lächeln schenkt.

Du bist verrückt. Verzeih....

Was soll ich verzeihen?

Weil ich dich benenne - weil ich dich verrückt nenne.

Es ist normal zu benennen.

Normal zu benennen? Zu verurteilen? Verändern zu wollen? Nein, keine Systeme - kann Systeme nicht verstehen.

Es muß ein System geben.

Um zu verändern?

Um einzugliedern.

Keine Gespräche mehr. Kann nicht mehr sprechen. Schlafen - will schlafen.

Wirst du wieder aufwachen?

Keine Gespräche mehr.

Kann die neue Umgebung nicht begreifen - will nicht begreifen - will alleine sein - alleine mit dir. Angst vor Fremden - darf nicht sprechen - darf nicht fühlen. Die Dornen meiner schwarzen Flügeln peitschen nicht mehr.
(Es waren keine Dornen.)
Stimmen im Nebel - unverstandene Worte - Schmerzen vergessen. Sie nennen es Irrenhaus. Sie nennen es Entzug. Kein Gift mehr in meinem Körper.
Wieder Stimmen im Nebel - unverstandene Worte - neue Stadt - neue Räume. Keine Schmerzen - es war ein Unfall. Ein Unfall? Narben auf meinem Körper - Schandmale des Bösen - nur Teufel haben Narben von den Dornen ihrer schwarzen Flügeln. Keine Dornen? Keine Flügeln? Keine Schlangen auf meinem Kopf? Keine Hörner an meiner Stirn?
Es ist wieder eine neue Stadt - zum zweiten Mal eine neue Stadt. Engel haben kein Zuhause.
Damals kannte ich nur diesen kalten, dunklen Raum. Sogar am Tag war es dunkel, als sie von der Sonne, vom Licht sprachen. Es war mein Kindheitsraum. Ich sah die Spinnen - hatte Angst - aber dann liebte ich sie, weil sie die einzigen waren, die zu mir kamen und mich nicht verletzten. Meinen Kindheitsraum haben sie Dachboden genannt. Finstere Winkel mit gespenstischen Schatten in der Dunkelheit. Dort sah ich zum ersten Mal das Gesicht meiner Mutter, die mich fallen ließ. Es war meine Kindheit. Keine Mutter - keinen Vater - adoptiert, nennen sie es.
Meine Jugend? Ich hatte keine Jugend. Das Gift hat sie mir genommen. Ich verkaufte meinen Körper - mein Herz. Babystrich - Kinder, die nie Kinder waren - nie mehr Kinder sein werden. Verkaufte meinen Körper - Gift in meinen Venen. Der gefallene Engel fand zu seinesgleichen.
Ich kann sprechen - ich habe es mir selbst gelernt - aber ich darf nicht sprechen. Ich habe Angst vor Mitleid.
Wer bin ich? Kein Mensch, kein Mann, keine Frau, kein Kind mehr. Gedanken werden klarer - nicht meine - ihre Antworten - ihre Worte - ihre Gedanken. Muß mich verständlich machen - muß werden wie sie. Keine Arbeit - kein Geld, haben sie gesagt. Welches System haben sie? Muß wieder lernen - verstehen - eingliedern - verändern. Es tut weh, ein Fremder zu sein. Es tut weh, wahrzunehmen, daß man sich verkaufen muß. Spiegelbild, werde wieder klar. Ich will dich nicht verlieren - ich will mich nicht verlieren. Hilfe? Keine Hilfe von anderen. Stolz - Schande - Mitleid. Ich will kein Mitleid. Es war ein Unfall.
Ich hörte sie sprechen - sie sprachen über mich. Es war kein Unfall. Es waren nicht die Dornen der schwarzen Flügeln. Es waren seine Zieheltern. Sie haben ihn mißbraucht. Meine Kindheit - meine Jugend. Es waren die Dornen meiner schwarzen Flügeln. Es war der Todesengel, der aus dem Haus in die Dunkelheit floh. Ich hörte sie sprechen. Seine Schwester stürzte über die Treppe und fiel ins Messer, das sie in ihrer Hand trug. Man machte ihn dafür verantwortlich. Man nannte ihn Mörder und warf ihn aus dem Haus. Ihn, den man nie wollte.
Warum habt ihr mich adoptiert?, - fragte ich einmal.
Um nicht herzlos vor den Menschen im Dorf dazustehen, - sagten sie.
Meine Kindheit - meine Jugend. Meine Schwester, die eigentlich nicht meine Schwester war, ist tot - erstochen - vom Todesengel mitgenommen.
Es wird heller in meinem Kopf. Ich habe richtig gelernt. Ich habe ihre Antworten unter dem Regenbogen gefunden. Ich weiß, was geschehen ist. Es waren nicht die Dornen meiner schwarzen Flügeln. Ich wußte es immer. Hat mein Spiegelbild gelogen? Spiegelbilder können nicht lügen. Das Spiegelbild hat mir die Augen des Fremden gezeigt.

Du hast so seltsame Augen.

Warum?

Die Farbe ist so grell, - so unwirklich.

Sie ist da, also ist sie nicht unwirklich.

Du bist seltsam.

Wenn es meine Augen sind, bin ich es auch. Meine Augen gehören zu mir, wie die Schlangen auf meinem Kopf, die ihr Haare nennt.

Du hast Schlangen auf deinem Kopf?

Laß mich lachen, um vergessen zu können, daß ich Schlangen auf meinem Kopf habe. Du bist ein Mädchen.

Man nennt mich so.

Ich bin ein Mann.

Du bist auch eine Frau.

Wer sagt das?

Alle lieben dich.

Alle lieben mich? Warum? Weil ich eine andere Schlange zwischen meinen Beinen habe, als sie?

Du hast Schlangen auf deinem Kopf und eine Schlange zwischen deinen Beinen?

Ich habe schwarze Flügel mit Dornen, aber sie schlagen nicht mehr.

Und du hast Hörner an deiner Stirn.

Sieht man das?
(Es ist nicht das Gespräch, das ich führen wollte. Es war ein ganz anderes Gespräch - mit ihren Worten - ihren Antworten. Es sind immer andere Gespräche. Nie Gespräche, die ich führen will - Gespräche, die zu nichts führen.)

Willst du lesen?

Was soll ich lesen?

Andere Wirklichkeiten.

Ich weiß, daß es andere Wirklichkeiten gibt. Sie sind in mir.
(Es ist schon wieder zu viel von meiner Seele. Ich muß lernen, verstanden zu werden.)
Ja, ich würde gerne lesen.
(Habe ich das wirklich gesagt?)

Ich bringe dir morgen Bücher mit.

Willst du mit mir schlafen?
(Ich sah es in ihren Augen - um ihren leeren Kopf, der diesmal gar nicht so leer war. Ich fühlte sogar Verbundenheit - etwas von einem gefallenen Engel. Ein Name in meinem Herzen.)
Meine Schlange findet den Weg. Ich weiß, es sind Dornen um ihren Kopf, die sich nach innen bohren und schmerzen. Schmerz, mein erster Begleiter.
Es ist das Gesicht in meinem Herzen, das mich verfolgt, wenn ich meine kleine Schlange in die Öffnung führe und sie zum Weinen bringe. Ein Gesicht wie ein Engel - strahlend und schön. Es ist nicht dein Gesicht. Auch wenn ich es dir sagen kann, tut es weh. Es darf nicht weh tun.

Jeder Mensch hat Träume.

Ich weiß nicht, wie ich das Gesicht nennen soll. Es hat auch einen Körper. Einen schönen Körper, wie eine Frau aus einer anderen Welt. Ich kenne keine andere Welt. Oder doch? Ja, ich fühlte die Wärme, die Geborgenheit und etwas Liebe, die sich in meinem Herzen breit machte, die ich nicht verlieren wollte. Aber es war im Mutterleid, der mich ausspie und fallen ließ. Ich sah einen Engel fallen....

Nenne es Judith.

Meinst du das Gesicht?

Ja, das Gesicht und den Körper dieser Frau aus einer anderen Welt.

Manchmal nenne ich es Angelia - wie Engel, manchmal auch Marian, Tanja, Joanna....

Nenne es wie du willst, aber laß dir diesen Traum niemals nehmen.

Es gibt noch ein Gesicht. Ich sah es, als ich die Wärme, die Geborgenheit und etwas Liebe fühlte. Aber dieses Fühlen ist Erinnerung. Ich habe es nie wirklich gefühlt.

Du bist aus einer anderen Welt.

Mädchen, warum sagst du das?

Du sprichst ganz anders. Du sprichst meinen Namen ganz anders aus.

Vielleicht liegt es daran, weil ich meine ersten Worte in einer anderen Sprache lernte.

Ich weiß, du bist in England aufgewachsen.

Ich bin nicht aufgewachsen - nur gewachsen - wie die schwarzen Flügeln auf meinem Rücken.
(Darf nicht sprechen - nichts aussprechen - muß wieder lernen.)
Ja, ich bin in England aufgewachsen. Ich habe mir leicht getan mit der deutschen Sprache. Mein Freund, mit dem ich hier her gekommen bin, hat mir die deutsche Sprache gelernt. Ich lerne schnell. Ich sehe Bilder um eure Köpfe und kann deshalb schneller lernen, als ihr.
(Du hast dich wieder versprochen. Du darfst nicht alles sagen. Sie halten dich sonst für verrückt. Du hast doch die Verrückten im Sanatorium gesehen, als du den Entzug gemacht hast.)
Damals haben sie mich eingesperrt - ans Bett gebunden und über die Krämpfe meines vergifteten Körpers gelacht. Es war nicht das Heroin in mir - es war das Böse in mir. Es ist noch immer in mir. Es wird mich nie verlassen. Ich weiß, daß ich Schlangen auf meinem Kopf, Hörner an meiner Stirn und schwarze Flügel mit Dornen auf meinem Rücken habe. Und, daß ich eine Schlange zwischen meinen Beinen habe, die alle berühren wollen. Ich bin Mann, Frau und Kind.

Du bist schön.

(Du bist böse!)
Ich höre es noch immer, wenn ich die Dornen meiner Flügel spüre. Sie peitschen mich wieder

Warum?

Es ist ein Fluch, der die Menschen dazu treibt. Sadomasochistische Gefühle nennen sie es. Es hat etwas mit Sex zu tun. Ich weiß, Sex und Gewalt ist das selbe. Es gibt keine Liebe für ein Findelkind. Ich verdränge es immer und nenne es gefallener Engel. Man hat mich in einer alten, verbeulten Reisetasche vor der Haustür gefunden. Sie wollten mich nicht. Sie nahmen mich wie einen räudigen Hund auf, den sie an der Kette hielten.
(Er wurde immer nur gequält.)
Keine Worte mehr - keine Sprache - keine fremde Sprache mehr - zu viele Bilder - kann nicht mehr verstehen.
Sag es ihnen nicht! Hilf mir!

Es gibt eine andere Welt mit Geräuschen - mit Klängen, die mich mein Herz spüren lassen. Ich verstehe diese Sprache, ohne Bilder um ihre Köpfe sehen zu müssen. Diese Welt läßt mich träumen - läßt den gefallenen Engel auferstehen. Sein Haar wächst und spinnt sich selbst zu Gold. Seine Flügel werden weich und weiß. Er lacht und erkennt seine wahren Gefühle, nach denen er sich sehnt. Er muß nicht mehr träumen. Er kann endlich tot sein - leben. Er spürt die Schlange zwischen seinen Beinen nicht mehr. Sein gesamter leuchtender Körper spürt. Er muß nicht mehr weinen. Er erkennt das Glück. Er ist kein Mann, keine Frau, keine Kind. Er ist endlich wieder ein Engel. Ich weiß, wie ihr das nennt. Ich nenne es Glück. Glück, mein neuer Begleiter für wenige Stunden. Nur für einen Moment. Möchte länger bleiben - sauge mich auf und halte mich fest. Deine Augen - deine gelb leuchtenden Augen - Spiegelbild, du bist schön. Nein, nicht schön - du hast dich nur für einen Moment verändert. Bald wirst du wieder fallen. Braune Haut - fahle Haut - die sie samtweich nennen.
Ist das Musik?

Das weißt du doch!

Ja, ich weiß. Keine Umarmungen mehr - blinde Augen - leere Köpfe. Neuer Begleiter verläßt mich wieder. Nur einen Moment des Glücks - die andere Welt - sie nennen es Musik. Es ist schön, Musik zu machen - mit der Stimme zu spielen - sie nennen es singen.
Kein Glück - keine Hoffnung. Will nicht mehr sprechen - darf nicht mehr sprechen. Der Engel fällt wieder.
Du hättest es ihnen nie sagen dürfen, daß ich der Junge bin, der adoptiert und von seinen Zieheltern mißhandelt wurde. Du hättest ihnen nie sagen dürfen, daß ich keine Kraft habe.

Du bist stärker, als wir alle zusammen.

Es ist in mir und kann nicht heraus. Es will und darf nicht heraus. Es zerfrißt mein Herz und läßt mich vergessen, wer ich bin. Es ist das Böse, das in mir schlummert und nur darauf wartet, bis es befreit wird.

Befreie es!

Ich darf nicht. Kannst du nicht verstehen, daß es mein Herz zerfrißt? Mein Herz ist alles, was ich habe.

Du läßt es zu!

Ich kämpfe in mir. Es muß nicht gesehen werden, wie ich kämpfe. Es muß nicht verstanden werden, wie ich leide.

Du leidest?

Weißt du nicht, wie es ist, wenn der Schmerz dein ständiger Begleiter ist und du nur Liebe in dein Herz lassen kannst, die du nie erfahren hast?
Wenn ich es nur aussprechen könnte. Aber ich darf es nicht, weil ich Angst vor den leeren Räumen habe, in denen sie mich niederbinden und verändern wollen. Ich will nicht verändert werden. Ich will mein Herz nie mehr verlieren. Meine Träume - das Gesicht - es macht mich stark. Es läßt mich hoffen, endlich gefunden zu werden.
Aber ich lerne - werde wie sie - nur scheinbar, denn ich darf mein Herz nie verlieren.


Wohin gehen die leeren Köpfe? Wohin zieht es sie in dieser blinden Eile?

Du weißt, daß sie nach Hause, zur Arbeit, oder einkaufen, zu Freunden, in Bars, oder in Cafés gehen.

Wozu ist es gut, daß sie alles ihr Eigen nennen?
(Ich will nicht wirklich fragen - es nicht wirklich verstehen. Ich weiß, es ist das System.)

Sprich zu mir, wie damals. Ich will wieder dein Freund sein.

Sehe Augen - trübe Augen - ohne Hoffnung - kein Vertrauen mehr. Vertrauen? Es ist nicht direkt das Vertrauen - es ist viel mehr die Sehnsucht nach Verbundenheit. Ich habe es einen kurzen Moment lang gefühlt, als ich mit dem Mädchen sprach. Für einen Moment fühlte ich mich verstanden. Aber dann fühlte ich, daß es zu mir spricht. wie Menschen mit Kinder sprechen.
Mit dir ist das Lachen und das Glück ein Versuch so zu sein, wie sie.

Du läßt dich gehen und verlierst dich im Selbstmitleid.

Selbstmitleid? Ich will nur vergessen - schwarze Flügel mit Dornen - Schlangen.
(Hilf mir!)
Keine Hilfe von Fremden. Wahre Herzen helfen sich selbst. Niemand sieht, wie ich um mein Herz kämpfe und das Böse in mir erstickt. Haß schmerzt.
Ich will dir nicht weh tun, mein Freund. Du bist doch mein Freund? Das hast du immer gesagt. Aber es ist nicht mehr wichtig. Das, was wir in uns haben - was niemand sieht - nur fühlt.

Wehre dich endlich!

Hast du nicht verstanden, was ich gesagt habe? Ich will dir nicht weh tun. Was habe ich dir getan, daß du mich verletzen willst? Aber ich weiß, das bist nicht mehr du. Das sind die Dornen meiner schwarzen Flügel.
Es sind nur Gedanken - sie sagen, daß er nie viel spricht - nur einmal seine Gedanken lesen.
Nein, ich zeige euch meine Gedanken nicht. Sie sperren euch ein mit ihrer Finsternis. Wo bin ich?


Ich weiß, daß ich nichts besitzen kann - nicht einmal das, was sie Leben nennen. Aber es ist noch immer mein Körper, den sie nehmen. Warum? Warum sagen sie, daß alles um mich anders ist, als ich es fühle? Warum sagen sie mir, was ich fühle? Kennen sie mein Herz?
Sie wollen mich tot schlagen. Willkommen Tod! Wie lange habe ich auf dich gewartet? Wie lange muß ich noch warten? Rettet mich nicht mehr. Ich will eure Hilfe nicht. Ich habe eure Hilfe nie gewollt.
Ich erinnere mich an den großen, kalten Raum meiner Kindheit - an die Spinnen - die tiefen Rillen am Boden. Ich nahm die Dunkelheit in mir auf. Es waren nie die Dornen meiner Flügel, die sich ins Fleisch bohrten, die Adern zerrissen und das Blut fließen ließen. Es war etwas anderes. Manchmal war es die Sehnsucht nach dem Leben - den Tod. Ich hielt die Dornen meiner Flügel nicht mehr aus. Ich habe sie mit ihren Worten gefragt: Warum liebt ihr mich nicht?

Du bist eine Schande für uns! Du bist böse!

War ich damals auch böse, als ich die Wärme, die Geborgenheit und etwas Liebe fühlte?
Wenn es in dir ist, läßt es dich nicht mehr los, auch wenn es nur ihre Worte sind. Sie fressen sich ins Herz und zerreißen es. Ich habe nicht gelernt - konnte nie lernen - war verurteilt zum Schweigen.

Sprich nur, wenn du gefragt wirst!

Das wollte ich immer tun - aber etwas Liebe - ein bißchen festhalten - bitte. Wozu? Ist es nicht immer das selbe? Die selben Schlangen? Nur die Schlangen auf meinem Kopf sollt ihr halten - ein bißchen streicheln - ein bißchen festhalten. Ich habe gesehen, wie sie sich festgehalten haben - wie sie gelacht haben und glücklich waren. Ich sah die Bilder um ihren Kopf. Sie waren wirklich glücklich. Ich will es auch fühlen! Ich will nicht mehr in die Dunkelheit fallen! Haltet mich auf! Laßt mich nicht mehr fallen! Ich kann nicht mehr fallen!

Er hat uns seine Tränen gezeigt. Habt ihr es alle gesehen?

Ich wollte euch meine Tränen nicht zeigen. Keine Kraft mehr - kein Kampf mehr.
Du hast dich mein Freund genannt und jetzt stürzt du mich in die tiefste Schlucht der Hölle. Ketten legen sich um mein Herz. Sie halten den Engel auf - er will nicht mehr aufgehalten werden - auch wenn er sich dagegen wehrt.
Es ist die einzige Möglichkeit zu leben - fallen - in die endlose Dunkelheit des Bösen fallen. Ich will nicht mehr daran erinnert werden, wie die Dornen peitschen - wie die Knochen brechen - wie das Licht in einem meiner Augen erlischt. Sie haben es getan - es ist der Fluch, der den gefallenen Engel quält.


Kleine Schlange gewinnt an Wert - kleine Schlange sehnt sich. Ich bin ein Mann - will fühlen wie ein Mann. Aber die kleine Schlange mit ihrem großen Kopf und den spitzen Dornen tut weh. Die Dornen bohren sich in den Kopf der kleinen Schlange. Kein Gesicht kann diesen Schmerz löschen. Ich will endlich fühlen. Nicht euer Gefühl - mein Gefühl - meine Worte - meine Antworten. Ich kämpfe wieder, weil sich der Haß in mir aufbäumt und mich verbrennt.
Nicht ändern - nicht eingliedern. Menschen müssen sich der Allgemeinheit eingliedern, sonst werden sie verstoßen. Es gibt keine Individualität. Es gibt nur Weiße, Schwarze, Gelbe, Rote und Mischlinge. Darunter gibt es Reiche, Arme, Gute, Böse, Schöne, Häßliche.....
Eingliederung - es kann keine Individualität geben. Warum nicht? Kann nicht mehr sprechen - will nicht mehr verstanden werden. Ich weiß, daß ich nicht verstanden werden kann, so sehr ich mich auch bemühe, eure Worte zu gebrauchen. Selbst mit euren Worten kann ich nicht verstanden werden.
Siehst du jetzt, wie sinnlos die Gespräche mit mir sind?

Sag es mit deinen Worten.

Ich habe keine Worte - kann nur fühlen.

Fällt der Engel wieder?

Ja, er fällt und schlägt hart auf. Zum ersten Mal schlägt er hart auf und bleibt zerschmettert am Boden liegen. Die Flügel können nicht mehr schlagen. Die Dornen haben sich im Fleisch verfangen. Schlangen stecken in allen Öffnungen und lassen den Engel nicht mehr atmen.
Wo bin ich? Warum hast du mich belogen?

Niemand hat dich belogen. Du mußt selbst wissen, wo du bist. Du bist alt genug.

Was ist alt genug?

In deinem Alter mußt du auf eigenen Beinen stehen und selbst um dein Recht kämpfen.

Ich kämpfe um mein Herz. Das ist mein einziges Recht. Mein Herz sagt mir, daß das, was ihr Leben nennt, der Tod ist. Mein Herz sagt mir, daß ich Schlangen auf meinem Kopf, Flügel mit Dornen auf meinem Rücken, Hörner an meiner Stirn und eine kleine Schlange zwischen meinen Beinen habe.

Hör auf mit diesem Schwachsinn!

Du wolltest meine Worte hören. Das sind sie.

Zwingst du uns, dir weh zu tun?

Ich will Freunde und sie zu nichts zwingen. Ich will Liebe, die in meinem Herzen eingesperrt ist. Einmal spürte ich das Glück. Ihr nennt es Musik. Ihr habt auch meine Musik nicht verstanden. Aber ihr habt es trotzdem geliebt, wenn ich gesungen und getanzt habe.

Du hast nicht getanzt. Du hast dir zwischen die Beine gefaßt.

Ich wollte die kleine Schlange in meinen Körper drücken. Ich wollte sie endlich mit meinem Körper vereinigen. Ich wollte meinen Körper mit meiner Musik vereinigen. Ich weiß, daß ihr nicht verstanden habt. Keine Erinnerung mehr. Will endlich vergessen - will leben - sterben.


Es ist immer das selbe. Keine neue Umgebung kann das Herz verändern. Keine neue Umgebung kann neue Begleiter schenken. Ich will keine Namen nennen - nichts benennen - nur Gefühle - kein Atem mehr - Schmerz - mein ständiger Begleiter. Es war so viel Schmerz, daß ich nicht mehr vergessen kann. Du kannst mich nicht rufen, wenn du weißt, daß ich nie wieder zurück kommen will. Gibt es keine Rücksicht auf gequälte, gefallene Engel? Kennen sie die Rache des Teufels nicht, wenn er einmal losgelassen wird? Sie sagt, daß sie meine Mutter ist. Jetzt habe ich endlich eine Mutter. Meine Mutter will meine kleine Schlange. Sie kann nicht meine Mutter sein. Sie hat nicht das Gesicht, das ich fühlte, als ich mitten in der Wärme, der Geborgenheit und etwas Liebe schwebte.
Sie sperren mich ein - legen mich wieder in Ketten und wollen Gefühle von mir, die ich nie verstehen kann. Sie geben mir Gift zu trinken - sie verändern mich - sie machen den Teufel größer, der sich in der Dunkelheit verrennt. Meine Mutter, die nicht meine Mutter sein kann, hat mich verkauft.

Zeig uns deine Schlange!

Nein, sie nennen es nicht Schlange. Ich mag diese Worte nicht, die ich aussprechen muß. Es gibt so viele Worte, die ich nie aussprechen wollte.

Sag: Schwanz! Sag: Fick mich! Sag es!

Ich spreche ihre Worte und verstehe nicht. Schwarze Flügeln schlagen wieder um sich. Wo bin ich hier? Wo ist
mein Herz? Sie nennen es Nachtclub für anders veranlagte Männer. Was sind anders veranlagte Männer? Schwule? Meine Mutter, die nicht meine Mutter sein kann, hat mich an einen Nachtclub für anders veranlagte Männer verkauft. Sie ist nicht meine Mutter. Ich weiß, damals habe ich mich auch verkauft - selbst verkauft, um zu Gift zu kommen. Ich war zu jung, um zu verstehen. Jetzt nicht mehr. Jetzt bin ich alt genug, um auf meinen eigenen Beinen zu stehen. Wo sind meine eigenen Beine? Ich will wieder zurück! Ich will leben! Sterben!
Da ist ein Freund, der dem gefallenen Engel die Flügel wieder anklebt. Er will ihn fliegen lassen, obwohl er weiß, daß er nie wieder fliegen wird.
Habt ihr nicht verstanden, was ich sagen will? Ist alles so sinnlos, was ich fühle? Es bringt nichts. Was soll es bringen? Wenn ich das Glück fühlen will, muß ich um mein Herz kämpfen. Wenn ich wirklich lache, wird man mein Herz sehen.
Ich kenne diese Stadt. Ich war schon einmal hier. Ich habe hier Freunde verloren, die keine waren. Sie haben mir zuviel Gift gegeben und haben mich in ein Haus gebracht, wohin sie Menschen bringen, die sich nicht eingliedern wollen. Es war diese neue Stadt, als der Todesengel kam und meine Schwester mitnahm. Mein Freund hat mich hier her gebracht, weil sein Vater hier lebt, und jetzt hat mich meine Mutter, die nicht meine Mutter ist, hier hergeholt. Man hat sie in ein Haus gesperrt, das sie Gefängnis nennen. Man hat sie und den Besitzer des Nachtclubs für anders veranlagte Männer in ein Gefängnis gesperrt.
Freund, der mir die Flügel wieder anklebte, - warum gibt es Gefängnisse?

Um Menschen, wie dich, vor gewissen Menschen zu schützen.

Was sind gewisse Menschen?

Böse Menschen.

Ich muß schweigen - ich bin böse. Ich werde fliegen, auch wenn ich es nicht kann. Nichts ist, wie es scheint. Kannst du mich wenigstens verstehen, Freund, der mir die Flügel wieder anklebte? Es muß eine andere Welt geben. Ich sehe doch die funkelnden Sterne über mir.
Ich wußte nicht, daß meine kleine Schlange Leben geben kann. Weißt du, daß ich einen Sohn habe, den ich nicht sehen darf?

Wie lebst du?

Ich darf es nicht sagen. Du weißt doch, daß ich schwarze Flügel auf meinem Rücken habe. Sie sagen, daß ich es zulasse und mich nicht wehre, wenn die Dornen meiner Flügel mich peitschen.

Wie wehrst du dich?

Ich kämpfe um mein Herz.

Ist es schwer?

(Wie gerne würde ich solche Gespräche führen, aber niemand spricht wirklich so mit mir.)
Es ist nicht leicht, aber wenn du es wirklich willst und weißt, daß dein einziges Eigentum dein Herz ist, magst du diesen Kampf.

Versteht es niemand?

Ich weiß nicht, was sie mit wehren meinen. Was meinen sie mit: Warum läßt du es zu?

Mach das selbe, was sie mit dir machen.

Ich weiß nicht, wie es geht. Das Böse schlummert nur in mir und wartet, bis es befreit wird. Ich weiß, wenn ich es befreie, werde ich mein Herz verlieren. Mein Herz ist alles, was ich habe. Ich weiß wirklich, daß es mein einziges Eigentum ist. Sie aber nennen alles ihr Eigentum. Sie wissen noch immer nicht, daß am Ende des Regenbogens nur Lügen sind.

Vielleicht brauchen sie diese Lügen.

Wozu? Um ihr Herz zu verlieren? Keine Erinnerung mehr! Bitte, nicht! Laßt mich endlich vergessen und fragt mich nicht, wie es war, als ich dort oben stand, mit dem Gift, das ich trinken mußte, mit den Bildern, die ich sehen mußte.
(Es geht alles viel zu schnell. Mein Herz ist noch immer bei dem Freund, der mir die Flügel wieder anklebte. Aber mein Körper ist schon in der Stadt, in die mich mein Freund brachte, der einmal mein Freund war. Verwirrung - erlöse mich!)

Zieh dich aus!

Muß ich es so tun, wie dort oben, als mich leere Köpfe anstarrten und alles blind und taub werden ließen? Sie haben gestöhnt, und ich sah Bilder, die mich blind und taub werden ließen. Ich spürte nur ihre Blicke auf meinem nackten Körper. Was ist so anders an mir, wenn ich nackt bin? Sie wollen, daß meine kleine Schlange weint, daß man meinen lauten Atem hört. Sie lieben meine Stimme, weil sie tiefer geht. Ich bin anders und weiß, daß ich es nie ändern kann.
(Mein Herz ist wieder da.)
Ich spüre das Blut in meinen kranken Venen. Meine Haut brennt und verlangt nach mehr. Sie verlangen niemals nach mehr - sie kennen meine Gefühle nicht. Laßt mich sprechen - laßt mich meine Worte sagen - was und wie ich fühle. Seht ihr nicht die Bilder um meinem Kopf? Seht ihr nicht den Engel vor euch, der nicht versteht, warum er immerzu fallen muß? Jetzt kann ich besser verstehen. Sie wollen wirklich nur meine kleine Schlange, die ich jetzt Schwanz nenne. Sie wollen auch die kleine Öffnung, aus der braune Schlangen kommen, die mir weh tun. Das machen nur Männer. Anders veranlagte Männer?

Du bist anders.

Wie anders?

Deine Ausstrahlung sagt uns, daß du keiner von uns bist.

Was bin ich? Wer bin ich? Ich will wieder ein Engel sein und etwas Liebe fühlen. Engel haben kein Geschlecht. Sie fühlen mit ihrem ganzen Körper. Sie fühlen mehr, als ihr mit euren Schwänzen und Scheiden. Engel fühlen eine andere Lust, mit ihrem ganzen Körper, nicht eure geborgte Lust, von der euch einmal jemand erzählt hat, daß ihr euch deswegen schämen müßt, - es geheim machen müßt, in Räumen, deren Wände ich nicht berühren kann. Ich schäme mich auch, weil ich eure geborgte Lust nun kenne und mich ihr ausgeliefert fühle. Ich weiß, es ist sehr spät für mein Alter, aber ich wäre trotzdem lieber ein Kind, als ein Mann, der, wie ihr immer sagt, nehmen muß, was sich ihm bietet. Ich bin kein Mann - keine Frau. Ich bin ein gefallener Engel, deshalb bin ich anders. Ich weiß nun, wie alles begonnen hat. Ich weiß, was wirklich mit mir geschehen ist. Ich habe die Worte in mir, als du ihnen alles erzählt hast, - als du gesagt hast, daß ich ein kleiner Junge war, der in einer kalten Nacht von seinem Ziehvater vergewaltigt wurde, - daß dieser kleine Junge von seinen Zieheltern mißhandelt wurde, - daß dieser kleine Junge seinen Körper verkauft hat, um zu Gift zu kommen, - daß dieser kleine Junge aus dem Haus geworfen wurde, weil seine Schwester seinetwegen in ein Messer fiel und starb, - daß dieser Junge das Dorf verließ und in die Stadt zu deinem Vater ging, der den Jungen nicht aufgenommen hatte, - der Junge lebte bei Freunden, die sich Freunde nannten, aber keine waren, denn sie gaben ihm Gift. Niemand hat verstanden, daß sich der Junge von einem anderen Gift befreien wollte. Es war das Gift, das alle anders nennen.

Du bist anders.

Du hast den Jungen verraten, mein Freund. Du hast gewußt, daß er seine Mutter suchte, sie aber nie gefunden hat. Sie hat ihn verkauft, wie du. Du bist nicht mehr mein Freund, denn du quälst mich, wie alle anderen. Es sind nicht die Dornen meiner Flügel. Jetzt weiß ich es, und ich glaube, ich habe es immer gewußt. Ich konnte es nicht verantworten - nicht meinetwegen, sondern euretwegen. Haß verbrennt mich. Kann euch nicht hassen - kann nur meine schwarzen Flügeln mit den Dornen hassen.
Weißt du nun, wie ich mich fühle? Weißt du nun, daß eigentlich ich es bin, der nichts versteht?


Ich suche meine Mutter - will ihren inneren Leib wieder finden - Wärme - Geborgenheit - etwas Liebe. Sie hat mir geschrieben. Diesmal ist es wirklich meine Mutter.

Du hast für alles eine Entschuldigung.

Ich nenne es nicht Entschuldigung. Ich nenne es das Sein.

Das Sein?

Du weißt, daß ich nichts verändern will und kann. Niemand kann etwas verändern. Alles ist, wie es ist. Du siehst nicht ein, daß ich so bin, wie ich bin. Wenn ich sage, daß ich mich wehre, glaubst du mir nicht. Du verstehst nicht, wie ich mich wehre. Du weißt nicht, daß man nicht immer alles sehen muß. Du bist nicht mehr mein Freund.

Was hat dich verändert?

Es ist nur die Zeit, die verändert.

Wehre dich endlich und gebrauche nicht mehr diese unsinnigen Ausreden von Herz verlieren.

Du nennst meine Gefühle unsinnig, obwohl du mich verraten hast?

Laß uns neu beginnen.

Willst du mich wirklich zu meiner Mutter begleiten?

Ich muß es tun, sonst rennst du wieder in eine Falle. Diesmal will ich selbst sehen, ob es wirklich deine Mutter ist.

Sie hat mir nicht geschrieben - es war ihr Sohn. Sie hat einen Sohn - nicht mich. Ich möchte sie nur einmal umarmen - Wärme - Geborgenheit - etwas Liebe. Nur ein Moment des Glücks beim Abschied. Sie wollte mich nie haben. Sie hat mich fallen lassen.

Geh zu ihr! Sie ist deine Mutter!

Sie wollte mich nie haben - sie will mich auch jetzt nicht. Es ist das Gesicht, das ich damals in diesem großen, dunklen Raum fühlte. Es ist die Stimme, deren Sprache ich nicht verstehen kann - aber ich fühle. Ich weiß, es ist das Gesicht, das ich fühlte. Ich kenne meine Mutter - ich habe sie immer gekannt. Ich habe auch damals gewußt, daß es nicht meine Mutter sein kann, die mich verkaufte.
Das verblaßte Bild einer tiefen Erinnerung im Herzen meiner Mutter. Niemand wußte, woher er kam - niemand wußte, wohin er ging. Er war mein Vater. Sie sagt, daß man ihn getötet hat. Er war schön - er war mein Ebenbild. Er war anders. Was haben sie zu ihm gesagt, als er ein Kind war?

Du bist böse!

Ich bin wie er.

Du hast eine seltsame Ausstrahlung, die jeden Menschen anzieht. Weißt du nicht mehr, was sie in dieser Bar zu dir gesagt haben? Weißt du nicht mehr, daß damals der Umsatz in diesem Lokal unheimlich gestiegen ist? Es war deinetwegen, weil du diese seltsame Ausstrahlung hast. Wenn du einem Menschen in die Augen siehst, - egal, ob Mann, oder Frau, muß er dich haben. Und du wehrst dich nie. Du bist ein Mann, aber normale Männer verlieben sich unsterblich in dich. Weißt du nicht mehr, wie sie dich angesehen haben, als wir hier her gekommen sind? Als sie sagten, daß sie verstehen können, warum ich mit dir schlafe?

Meine wahre Mutter ist anders. Sie hielt mich nur fest, und ich spürte ihre Wärme.

Aber sie hat dich abgewiesen, und du mußtest wieder gehen. Sie hat es dich nicht spüren lassen.

Du meinst, sie hat mich weggeschickt, weil ich anders bin?

Du bist anders.

Ich kenne meinen Namen, aber ich weiß, mein Vater würde mich anders nennen. Ich spürte für einen kurzen Moment seine Kraft, als meine wahre Mutter von ihm erzählte.

Dein Vater ist tot. Er ist vor deiner Geburt ermordet worden.

Ich habe nie gesagt, daß ich mir aus Namen etwas mache, aber jetzt, wo ich die Stimme meines Vaters in mir fühle, möchte ich meinen wahren Namen wissen.

Hörst du mir nicht zu? Dein Vater ist tot!


Wohin gehen wir? Neue Räume? Räume, die ich nicht berühren kann?

Alle Räume sind gleich.

Ich kann die Qualen nicht mehr vergessen. Die Räume werden enger und erdrücken mich. Alles wird enger und erdrückt mich. Die Liebe all dieser Mädchen, die ich kannte, wurde enger und erdrückte mich.

Warum nennst du niemals Namen?

Weil sie keine Bedeutung haben. Weder die Namen, noch die Mädchen - weder die Qualen, noch die Dornen meiner Flügeln.
Da ist ein Gesicht - ein schönes Gesicht, wie aus einer anderen Welt in meinen Träumen. Ich spüre meinen Vater in ihr. Sie ist nur für mich da - für meine Träume. Aber dieses Mädchen hier - sie zählt nicht für mich - du kannst sie haben.


Die Zeit verändert. Ich will nicht mehr zurück. Ich stehe auf meinen eigenen Beinen. Es ist zuviel geschehen in letzter Zeit. Zu viel, um sich darüber Gedanken zu machen. Es zählt nicht, was geschehen ist, da es immer das selbe ist. Der selbe Schmerz - Qualen. Alle Freunde haben mich verlassen. Ich spüre keine Verbundenheit mehr. Frauen - Männer - Kinder - es ist alles das selbe. Niemand wird jemals wissen, wie ich fühle. Es ist alles sinnlos, - sagen sie. Sie sagen es, weil sie nichts verstehen.
Das Mädchen ist jetzt bei ihm. Ich will nicht mehr leben. Nicht wegen dem Mädchen, das kurz bei mir war. Es ist niemals wegen eines Mädchens, weshalb mein Herz blutet. Ich werde niemals das Gesicht vergessen. Erst wenn ich das Gesicht vergesse, wird mein Herz wirklich bluten.
Sie haben mich wieder in ein anderes Haus gebracht. Diesmal wollte ich es. Sie nennen es Sanatorium - Irrenhaus - das Haus, wohin ich gehöre. Das Haus, wohin sie Menschen bringen, die sich nicht eingliedern können, oder wollen. Ich konnte und wollte nicht mehr bei ihnen bleiben. Aber dieses Haus - ich will und kann auch hier nicht bleiben. Sie nehmen auch meinen Körper und quälen mich.
Er hat ihnen wieder alles erzählt - alles über den gefallenen Engel - alles über die Dornen seiner schwarzen Flügeln - alles über die Schlangen, die sich in alle Öffnungen bohren. Sie wissen alles, und ich schäme mich, weil sich der gefallene Engel selbst quälte. Er wehrte sich nie. Sie wissen nicht, daß er sein Herz, das sein einziges Eigentum ist, verloren hätte, wenn er sich gewehrt hätte.
Ein Mann bringt mich weg von diesem Haus, das sie Irrenhaus nennen. Er sagt, daß er mir helfen will. Ich will keine Hilfe, denn ich kann die Bilder um seinem Kopf sehen.
Das Haus, das er sein Eigentum nennt, ist groß. Ich habe nur ein Eigentum - mein Herz. Nimm mich....

Ich will dir nicht weh tun.

Du gibst mir, und ich gebe dir.

Du hast nur dein Herz, das du geben kannst.

Niemand will mein Herz. Alle wollen nur meinen Körper.

Weil du schön bist.

Ich bin böse. Die Schlangen bohren sich wieder in meine Öffnungen und tun weh. Ich lasse es zu. Ich weine, aber man kann es nicht sehen. Es weint nur mein Herz.

Mein Haus ist dein Haus.

Ich habe nur mein Herz.
(Gespräche wie diese, führen zu nichts.)
Sie finden nur in mir statt. Meine Zunge ist lahm und fühlt nicht die Worte, die ich wirklich ausspreche. Es sind nicht meine Worte - es sind ihre Worte.
Da ist ein Mädchen - ich sehe nur einen Spiegel. Er sagt, daß es sein Mädchen ist. Ich sage, daß es mein Spiegel ist. Es ist mein Ebenbild. Ich kann mich selbst in ihm sehen. Es ist böse, wie ich. Der gefallene Engel quält sich selbst. Er nimmt sich selbst und beschimpft sich selbst. Hure! Schmutzige, billige Hure! Du bist böse! Du bist schmutzig!

Du hast mein Mädchen genommen.

Ich habe nur einen Spiegel gesehen.

Du mußt gehen und das Mädchen mit dir nehmen.

Der Spiegel ist schwer....

Kein anderer Ort - kein anderer Raum kann das Herz verändern. Kein Spiegel kann das Herz verändern. Ich sehe nur den Spiegel - er tut weh. Ich kann nicht mehr fühlen, was wirklich geschieht. Schmerz - mein erster Begleiter hüllt mich ein und läßt mich fallen. Die Zeit verändert nicht mehr. Sie läßt den Engel zwischen Zeit und Raum stehen.
Aufwachen. Ich liege in einem Krankenhaus - sie nennen es so. Ich brauche kein Krankenhaus. Meine Wunden heilen von selbst. Das Sonnenlicht heilt meine offenen Wunden.
Sie sagen, daß mein Spiegel zerbrochen ist. Sie nennen es Selbstmord. Mein Herz blutet. Zum ersten Mal blutet es wegen eines Mädchens. Es hat mich nicht verlassen - es ist nur für immer gegangen. Es sagte, daß es mich liebt. Etwas Liebe. Habe ich es nie gefühlt?
Aufwachen.


Ich erinnere mich wieder an eine Welt, in der ich leben konnte. Musik - ich schreibe - ich singe wieder. Ich möchte wieder leben. Meine Hände gleiten über die weichen Saiten meiner Gitarre. Gott, hast du mir die Musik ins Herz gelegt? Sie sagen, daß meine Stimme seltsam ist. Was ist nicht seltsam an mir? Alles ist seltsam an mir. Ich bin seltsam - böse - schmutzig. Musik läßt mich den Schmerz vergessen, daß mein Herz blutet.

Mädchen, warum hast du das getan? Warum konnte ich die wahren Bilder um deinem Kopf nicht sehen? Warum hast du sie vor mir versteckt und dich als Spiegel getarnt?

Du hast dich auch vor mir versteckt.

Jetzt, wo du nicht mehr da bist, kann ich deine Stimme hören.

Du hast dein Herz in Ketten gelegt. Ich wollte es befreien.

Du hattest nicht das Gesicht, von dem ich träume. Du hattest nicht den Körper, von dem ich träume.

Du kannst nicht von Träumen leben.

Ich kann nicht mehr leben - nicht mehr von Träumen - nicht mehr von der Wirklichkeit.

Du mußt leben und ihnen deine Musik geben. Sie ist dein Herz.

Mein Herz ist alles, was ich habe.

Deshalb gib ihnen deine Musik. Sie ist das Wahre.

Warum kann ich jetzt deine Stimme hören?

Weil du erst jetzt meine Liebe fühlen kannst.

Deshalb mußtest du sterben - leben?

Ich mußte nicht sterben. Ich wollte sterben, um dein Herz zu öffnen.

Niemand kann mein Herz öffnen. Niemand kann mein Herz verstehen. Dein Tod macht mich nur schuldig.

Mein Leben war vorbei. Es war Schicksal.

So leicht kannst du es mir nicht machen.

Das Schicksal ist nicht leicht. Alles ist, wie es ist. Das sagst du doch auch immer.

Das sagt mein Herz, - nicht meine Zunge.

Mein Herz ist auf meiner Zunge.

Das war es nie!

Weil du die wahren Bilder nicht um meinem Kopf gesehen hast.

Warum hast du sie vor mir versteckt?


Er ist wieder da. Er, der sich einmal Freund nannte. Er, der mich verraten hat. Damals, als ich ihn kennen lernte, fühlte ich Verbundenheit. Damals waren wir Kinder. Damals konnte uns der Fluch noch nicht erreichen. Von dem Moment an, als das Kind aus uns floh, nannte ich ihn tot. Nein, ich hasse ihn nicht. Ich kann nicht hassen.
Er hat das Mädchen bei sich, das Mädchen, das kurz bei mir war. Sie brachte mein Herz nicht zum Bluten. Sie hat mich nie verlassen.
Mein Freund, den ich tot nenne, gibt mir einen Brief. Ich weiß, meine Mutter ist nicht tot.
Warum schlagen die Dornen wieder um sich und zerfetzen meine Wange? Ich habe keine Angst vor Narben. Ich habe nur Angst vor dir. Schmerz und Angst - meine ständigen Begleiter.
Mein Freund, den ich tot nenne, sagt, daß er alles weiß, - alles über den Mann, der den gefallenen Engel aus dem Irrenhaus zu sich nach Hause gebracht hat, wo sein Mädchen war - der Spiegel.
Ich weiß, der Spiegel hatte einen Geliebten. Er kam in die Wohnung und wollte meinen Körper. Er schlug mich, und dann schlug mich auch mein Spiegel. Aber ich habe nichts gesehen - nichts gespürt. Es war nur das Aufwachen im Krankenhaus. Ich wußte nicht, daß der Spiegel zu mir zurück wollte, um mir seine Liebe zu geben. Ich wollte und konnte den Spiegel nicht mehr sehen.
Du hast mich geschlagen - nicht die Dornen meiner schwarzen Flügel. Siehst du die Wunde in meinem Gesicht?
Ich verlasse euch nicht wegen der Wunde. Ich verlasse meine Vergangenheit.

Sie wird dich immer begleiten. Wohin willst du gehen?

Nach L.A., wo es einen Arzt gibt, der meine Wunde heilen kann. Nicht alle meine Wunden heilen von selbst.

Deine Vergangenheit auch nicht.

Ich weiß, aber niemand kann sie sehen.

Du siehst sie, und man sieht sie in deinen traurigen Augen, die dich immer verraten werden.

Du wirst mich immer verraten, Freund, den ich tot nenne.


Los Angeles - ich nenne dich Stadt der Musik. Der Arzt heilte meine Wunden. Die Wunde in meinem Gesicht war mir egal, aber die Wunde zwischen meinen Beinen, - die letzte, tiefe Erinnerung an meinen Freund, den ich tot nenne, schmerzte. Die Narbe blieb - sie wird immer bleiben. Immer tiefer bohren sich die Erinnerungen und werden immer bewußter. Ich will sie nicht mehr fühlen. Was haben sie mir angetan? Es waren nicht die Dornen meiner schwarzen Flügel - es waren ihre Hände - Peitschen - die mich quälten. Sie sagen, daß es ein Fluch ist, der sie überfällt, daß sie mich quälen müssen. Sie sagen, daß es meine Ausstrahlung ist, daß sie meinen Körper nehmen müssen. Ich wußte es immer, Sex und Gewalt ist das selbe.
Die letzte tiefe Erinnerung - Hände hielten mich fest - meine Beine wurden auseinander gerissen - es war eine Bohrmaschine zwischen meinen Beinen, mit der sie mich töten wollten. Es ist schon lange her, aber es schmerzt noch immer, - auch jetzt noch, obwohl der Arzt in L.A. meine Wunde heilte.
Wie oft habe ich schon an ein neues Leben geglaubt? Das erste Mal, als ich mit meinem Freund, den ich tot nenne, England verlassen habe. Das zweite Mal, als ich mit meinem Freund, den ich tot nennen, Deutschland verlassen habe. Das dritte Mal - Los Angeles. Meine Augen werden mich verraten. Sie sind die Fenster zum Herzen. Fenster zu meiner Vergangenheit. Ich hatte immer Angst. Ich werde nie vergessen.
Los Angeles - Stadt der Musik - ich wandere durch deine Straßen - durch deine einsamen Straßen, wo leere Köpfe an mir vorbei gehen. Deine Straßen sind einsam, wie ich. Du bist meine Freundin, L. A. - Stadt der Musik - Stadt der verlorenen Engel.

Ich höre Musik aus einem Lokal, das noch nicht geöffnet ist, aber sie sagen, daß ich bleiben darf.
Ich mache auch Musik. Ich schreibe Musik. Ich schreibe Texte. Ich weiß, daß ich nur in der Musik leben kann.
(Du mußt leben und ihnen deine Musik geben. Sie ist dein Herz. Sie ist das Wahre.)
Ich sehe nicht ihre Gesichter - nicht die Bilder um ihre Köpfe. Ich fühle nur ihre Musik. Sie lachen, wenn ich spreche, weil sie fühlen, daß wir die selbe Sprache sprechen.

Wir kommen aus München, aus Deutschland.

Ich komme aus Wien, aber ich bin Engländer, - eigentlich Rumäne, weil ich in Rumänien geboren wurde.
(Warum benennen?)

Gefällt dir unsere Musik?

Ich liebe Musik - ich schreibe Musik und texte. Könnt ihr einen vierten Musiker brauchen?

Hast du die Text- und Notenblätter bei dir?

Sie sind im Hotelzimmer.
Ich bemühe mich zu sprechen. Ich werde ihnen niemals zeigen, daß ich ein gefallener Engel bin. Sie sehen mich seltsam an, aber ich will ihre Bilder um ihre Köpfe nicht sehen. Sie kommen mit mir in mein Hotelzimmer und sehen sich meine Text- und Notenblätter an. Ich glaube, sie mögen meine Musik. Ich kann das Leuchten in ihren Augen fühlen. Mehr will ich nicht fühlen.
Es sind drei junge Männer - etwas jünger als ich - sie sehen nicht jünger aus. Man sagt, ich werde nie älter aussehen. Es hängt mit meiner Ausstrahlung zusammen, daß ich immer jung aussehe. Ich bin anders.
Ich will glücklich sein, aber ich fühle die Ruhe vor dem Sturm in meinem Herzen. Ich habe diese seltsame Ruhe schon gespürt, als ich in L.A. angekommen bin. Es ist die Vergangenheit, die sich in mir rührt und mir sagt, daß sie bald heraus kommen wird.
Es gibt nicht viel zu sagen über die nächsten Tage. Sie waren einfach nur mein Leben - mein Tod. Ich bin wieder auf einer Bühne gestanden und habe gesungen. Die Menschen mochten mich. Es war wie auf einem einsamen Boot mitten im Ozean, wo weit und breit nichts als das Wasser der Liebe ist. Wo ist die Liebe, die mich beschützt? Ist sie das, was ich mein Leben nenne - meine Musik? Sie muß da sein - ich habe sie in diesen Tagen gefühlt. Aber das Boot mitten im Ozean kam in einen Sturm, aus dem sich Hände bildeten und nach mir faßten. Ich will diese Hände nicht. Ja, ich möchte ein Star werden, der Musik macht, - aber kein Star, dem sich so viele Hände entgegen strecken, die ihn töten wollen. Es ist nur die Musik aus meinem Herzen, die ich euch geben will - nicht mehr - ich habe nicht mehr.

Du bist der Engel, auf den wir gewartet haben. Du bist ein Elfenwesen.

Ich bin der gefallene Engel. Ich werde wieder kommen, und wenn ich noch gut genug bin, werde ich meine Lieder wieder singen.
Die Zeit drängt. Der Sturm kommt langsam auf. Ich muß wieder alleine sein. Ich muß zurück nach Wien - in meine Wohnung - in den Raum, dessen Wände ich nicht berühren kann. Lebt wohl, Freunde, - ich werde mich wieder melden. Ich kann euch nicht vergessen. Ihr seid meine Musik. Neue Freunde - neues Leben - Tod.


Wien
Die Wände werden enger. Sie erdrücken mich. Ich kann meine Angst sehen. Es bilden sich Bilder um meinem Kopf, die mich erdrücken, wie die Wände meiner Wohnung. Ich kann nicht mehr schlafen. Ich habe Angst vor meinen Träumen. Spiegel - hast du diese Träume gemeint? Nein, von diesen Träumen kann ich wirklich nicht leben. Es war die Ruhe vor dem Sturm. Die Vergangenheit bäumt sich auf und peitscht mein Herz. Ich spüre Hände auf meinem Körper - Peitschen auf meinem blutigen Fleisch. Keine Haut mehr - sie haben sie zerfetzt. Ich sehe meinen Ziehvater, der schon lange tot ist. Ich habe nicht geweint, als ich den Brief meiner Ziehmutter bekam und sie mir schrieb, daß er tot ist. Nie geweinte Tränen. Er ist nicht tot. Er lebt in meinen Träumen und zerrt mich an den Haaren vom Dachboden in den Keller, wo Ketten an den Wänden sind. Der gefallene Engel liegt in Ketten. Keine Haut mehr am Körper.
Alpträume nennen sie es. Ich habe Alpträume und Angst vor der Nacht. Ich will nicht mehr schlafen, weil ich dann nicht mehr weiß, wo ich bin.
Seine Zieheltern haben ihn mißhandelt. Alles wird klarer. Die Alpträume zeigen es mir. Das große Haus in Wien, wohin mich mein Freund, den ich tot nenne, brachte. Ich bin wieder dort. Ich weiß nicht mehr, daß es ein Alptraum ist. Für mich ist es die Wirklichkeit. Und doch kann ich die Wirklichkeit nicht mehr vom Traum unterscheiden. Die Bilder wechseln zu schnell. Meine Wohnung - der Keller im Haus meiner Zieheltern - das große Haus in Wien - die Bohrmaschine, die meine Eingeweiden zerfetzte, - die Peitschen - Hände - Vergewaltigung. Man kann einen Mann nicht vergewaltigen. Ich war nie ein Mann, wie es ein Mann sein sollte. Ich war eine verfluchte Kreatur, die sie nie benennen konnten. Elfenwesen, sagte mein neuer Freund der Musik. Kein gefallener Engel?
Laßt mich los, Träume! Laßt mich in die Wirklichkeit zurück! Wo ist die Wirklichkeit? Gibt es keinen Unterschied zwischen Vergangenheit und Gegenwart? Unterschied? Wie lange habe ich gebraucht, um dieses Wort zu verstehen? Wie lange habe ich gebraucht, um überhaupt Worte zu verstehen? Sie haben sich nie um mich gekümmert. Sie haben mich als Baby schreien lassen, bis ich gefühlt habe, daß es sinnlos ist, zu schreien. Babys schreien nur, um Aufmerksamkeit zu erwecken. Ich erweckte nie Aufmerksamkeit und hörte für immer zu schreien auf. Sie haben mir ihre Worte nie gelernt. Ich habe es mir selbst beigebracht, weil ich die Bilder um ihre Köpfe sehen konnte. Liebe, als ich dieses Wort hörte, habe ich nichts verstanden. Wo ist die Liebe, die mich beschützt?
Alptraum, laß mich los!
Wo ist meine wahre Mutter? Ich habe sie gesehen, aber sie war verwirrt. Ich sehe aus wie mein Vater, von dem niemand weiß, woher er kam. Meine wahre Mutter sagte, daß sie ihn im Wald, wo er versteckt gelebt hat, kennen gelernt hat. Dort haben sie ihn getötet. Es war in Rumänien - in einem armen Land, - wie sie sagte.

Wir hätten dir nichts bieten können, deshalb brachten dich Freunde in einer Reisetasche nach England.

Vielleicht etwas Liebe?

Dein Vater war wie du. Er war seltsam.

Ist er wirklich tot? Ich kann ihn fühlen.

Er ist tot. Ich sah ihn nie wieder.

Kannst du ihn nicht fühlen?

Ich werde ihn nie vergessen.

Alpträume, laßt mich los! Ich will vergessen - will nicht, daß man die Traurigkeit in meinen Augen sieht. Gift in meinen Venen - krankes Blut. Ich wollte nur etwas Liebe - etwas Glück. Es machte mich nicht glücklich. Durch das Gift habe ich einen wahren Freund verloren. Mein wahrer Freund, du bist so einsam gestorben, als das Gift dein Herz lähmte.
Wo bin ich hier? Ich sehe mein Zimmer - den Raum, in dem ich zu Bett gegangen bin. Ich sehe die Wärter vom Irrenhaus, die das Gift aus meinem Körper drängten. Ich sehe die Wärter vom Irrenhaus, die mich quälten. Ich war schon zweimal im Irrenhaus. Ich will nicht wissen, wie. Ich will nur vergessen. Ich sehe auch dein Gesicht vor mir, Freund, den ich tot nenne. Du warst schon in meiner Kindheit bei mir und hast mich beschützt. Aber du warst nie die Liebe, die ich wollte. Damals, als wir Kinder waren, warst du ein wahrer Freund, aber dann, als wir langsam zum Mann wurden, warst du nicht die Liebe, die ich wollte. Kein Mann - keine Frau - kein Kind.
Angst schnürt meine Kehle zu. Alptraum, wo ist die Wirklichkeit? Führe mich zurück.
Die tiefste Ebene ist nicht tiefer, als die höchste Ebene. Es gibt viele Dimensionen - viele Wirklichkeiten. Aber sie wissen das nicht. Sie kennen nur die Lügen am Ende des Regenbogens. Wahrscheinlich brauchen sie diese Lügen. Ich glaube jetzt auch, daß sie diese Lügen brauchen. Sonst würden sie so weit kommen, wie ich jetzt. Wo bin ich hier?
Es ist ein weicher Boden, auf dem ich sitze. Alles ist ruhig und friedlich. Ich will eure Stimmen nicht mehr hören, die mich rufen. Laßt mich in meiner Wirklichkeit. Es kann niemals eure Wirklichkeit sein, denn ihr habt nicht mein Herz. Ihr könnt niemals so sein, wie ich. Ich kann niemals so sein, wie ihr. Nein, ihr könnt nicht verstehen - ihr wollt nicht verstehen. Ihr müßt euer Leben in Eile leben, das ihr Arbeit und Pflicht nennt. Was habt ihr von euren Mühen? Glaubt ihr, damit die Antworten am Regenbogen zu verstehen? Die wahren Antworten werdet ihr niemals finden - ihr werdet nur die Lügen finden, weil ihr sie braucht. Es ist nichts Böses - es gibt nichts Böses - auch nichts Gutes. Alles ist, wie es ist. Aber ihr benennt alles, weil ihr eure blinde Sprache braucht und niemals fühlen könnt. Die wahren Antworten kann man nur fühlen. Meine Wirklichkeit zeigt mir, wie und was ich bin. Ich gehöre nicht zu euch. Ich habe nie zu euch gehört.

Kämpfe! Sag dir, daß du leben willst!

Eine Stimme spricht zu mir. Aber wie kann ich sie hören, wenn ich in meiner Wirklichkeit bin? Ist sie mein Herz? Mein Herz war schon immer in meiner Wirklichkeit. Wo ist mein Körper? Ich muß ihn zu meinem Herzen holen. Aber das darf ich nicht. Ich will doch zu euch gehören. Ich will endlich zu jemandem gehören. Stimme, melde dich wieder! Hole mich zurück! Musik, ich muß euch ein Stück meines Herzens geben!

Kämpfe! Sag dir, daß du leben willst!

Ich will leben. Ich muß leben. Musik, meine erste große Liebe. Ich weiß nicht mehr, wann ich dich das erste Mal gefühlt habe. Mag sein, daß es in der Küche meiner Ziehmutter war. Es war Rock n´ Roll - manchmal war es auch Klassik. Ich liebe jede Musik, die mein Herz öffnet. Ich fühlte die Musik schon immer in mir, aber sie war nie mein ständiger Begleiter. Der Schmerz und die Angst lähmten sie.
Es gab eine Lehrerin in der Schule, die mir lernte, wie man Musik schreibt, wie man sie auf einem Klavier spielt, oder auf einer Gitarre. Sie schenkte mir eine Gitarre, und ich fühlte die Noten in meinem Herzen. Ich nahm die Gitarre nach Wien mit und spielte seltsame Lieder. Sie sagten, daß es seltsame Lieder sind. So verdiente ich zum ersten Mal ehrliches Geld. Gibt es ehrliches Geld, wenn man ein Stück seines Herzens verkauft? Ich habe meine Lieder nicht wirklich verkauft. Ich habe sie verschenkt. Musik - meine erste Liebe. Aber ich mußte diese Liebe verlassen. Ich hatte keine Kraft mehr, weil die schwarzen Flügel mit den Dornen ständig um sich schlugen. Es war ein Fluch. Ich will nicht mehr daran erinnert werden. Viel lieber will ich an L.A. erinnert werden, wo ich zum ersten Mal Ruhm fühlte. Zum ersten Mal das Gefühl, daß ich gut bin. Ja, ich will leben und die Liebe wieder finden. Sprich zu mir, Stimme! Sag mir, wo ich bin!
Die Dimension verschlingt mich wieder. Da ist ein großes, alles verschlingendes Eisentor über mir. Es fällt, und ich kann mich nicht dagegen wehren. Manchmal fühle ich mich sicher, wenn es fällt - nur manchmal. Stimme, hole mich heraus aus meiner Wirklichkeit! Ich will endlich einer von euch sein!

Ignoriere das Eisentor! Blicke nie wieder hoch!

Ich glaube, das Eisentor kam, als ich nicht mehr wußte, wo ich bin, als ich nicht mehr von Traum und Wirklichkeit unterscheiden konnte. Ich war gleichzeitig an verschiedenen Orten und spürte verschiedene Schmerzen.
Die Stimme lacht. Sie freut sich, weil sie die Ursache meiner Verrücktheit erkannt hat. Die Ursache meiner Verrücktheit?

Ignoriere das Eisentor! Blicke nie wieder hoch!

Ich will nicht hoch sehen, aber die Hörner blenden mich. Ich muß sehen, ob sie noch da sind, und dann sehe ich das Eisentor. Ich muß wieder lernen. Ich muß mich endlich zu den wahren Tatsachen bekennen. Ich muß endlich sprechen. Ich glaube, ich spreche. Ich glaube, man versteht mich schon besser. Verdrängen ist nicht gut. Es ist wie das Heroin in meinen Venen, das mich täuschte. Ich wußte schon, daß man mich schlecht behandelt hat. Ich habe sie einmal verraten - meine schwarzen Flügel mit den Dornen. Ich habe es zu der Mutter meines Freundes, den ich tot nenne, gesagt. Nicht die Dornen meiner Flügel peitschen mich - es sind meine Zieheltern. Nicht die Schlangen auf meinem Kopf drängten sich in meine Öffnungen - es war der Schwanz meines Ziehvaters.
Verstehst du, was ich meine? Er war damals mein Schulfreund, - der Freund, den ich tot nenne. Er suchte verzweifelt meine Freundschaft.
Es ist schon seltsam für mein Alter. Ich bin fast 30 und kann die Liebe nicht erkennen. Sex und Gewalt ist das selbe. Weißt du, wie es ist, wenn du 6 Jahre alt bist und dein Ziehvater steckt seinen Schwanz in deine Öffnung? Weißt du, wie es ist, wenn dich drei Männer zum Waldrand schleppen? Weißt du, wie es ist, wenn dich vier Frauen in ihre Wohnung schleppen? Weißt du, wie es ist, wenn dich alle Menschen verschleppen?
Es ist so viel passiert, worüber ich noch nicht sprechen kann. Ich bin dann dort und bekomme Angst. Ich weiß dann nicht mehr, was mein Körper tut. Die Eisentür fällt wieder und beschützt mich vor meinem Körper. Dann ist mein Herz an einem sicheren Ort, der mir so vertraut ist, wie der Mutterleib, aus dem ich gefallen bin. Ich bin der gefallene Engel.

Siehst du die Eisentür nicht mehr?

Nein, sie ist verschwunden. Ich bin nicht gerade erleichtert darüber, weil ich mich nicht mehr schützen kann. Es war eine friedliche Welt. Ich hörte nur die Stimmen, aber sie konnten mir nichts tun. Irgend etwas wollte mich von diesem Platz weglocken, aber der Platz hatte genug Kraft, um mich festzuhalten. Jetzt ist der Eingang zu meiner Wirklichkeit - zu meiner Welt - verschwunden. Jetzt bin ich wieder bei euch, wie ich es wollte. Aber ich bin noch immer nicht einer von euch. Ich glaube, das werde ich nie sein.

Du mußt dich erst von deiner Vergangenheit befreien.

Wie kann ich mich von meinem Herzen befreien, wenn es alles ist, was ich besitze?

Deine Vergangenheit hat dich nicht geformt. Es war dein Herz, das dich geformt hat. Deine Vergangenheit hätte dich zu einer Bestie machen müssen, aber du hast nie Rache verübt.

Rache und Haß hätten mir mein Herz genommen. Ich wußte nie, was sie meinen, als sie sagten: Wehre dich!
Ich konnte den Schmerz, den ich fühlte, nie weiter geben. Ich wollte es nie, weil ich sah, daß es gute Menschen waren. Sie taten nur mir weh. Verstehst du?

Glaubst du wirklich an den Fluch deiner Ausstrahlung?

Was sollte es sonst sein, wenn du überall gute Menschen siehst und über dein Spiegelbild erschrickst? Ich würde mich sogar selbst quälen.

Tust du es denn?

Manchmal, wenn ich an meine Vergangenheit denke und über sie reden möchte.

Du wirst gesund werden.

Ich weiß, ich bin wieder in einem Irrenhaus - in einem Sanatorium. Mein Freund, den ich tot nenne, hat mich hergebracht. Er wußte, daß ich aus L.A. zurück bin und kam in meine Wohnung. Ich hatte Alpträume und wußte nicht mehr, was Wirklichkeit ist. Bin ich wirklich krank? Weißt du, ich fühle mich eigentlich nicht krank. Ich denke, ich war schon immer so. Ich wollte mich wirklich verständlich machen, als ich diese Gespräche führen wollte, die niemand mit mir führte. Ich wollte, daß man mein Herz fühlt, aber Menschen fühlen nicht, wie ich.

Du bist ein Mensch.

Sieht man das?

Eigentlich nicht, denn kein Mensch ist so schön, wie du.

Kein Mann - keine Frau - kein Kind.
Es ist schön, mit der Stimme zu sprechen. Ich fühle Vertrauen. Wenn sie nicht da ist, fühle ich mich einsam. Dann fühle ich wieder Schmerzen und Angst. Es ist seltsam, wenn sie mich wegführen, meine Arme in diese seltsame Jacke stecken, weil mein Körper nicht wie mein Herz ist. Er wehrt sich. Ich will mich nicht wehren, aber ich habe Angst. Sie binden mich im Bett fest und spritzen wieder Gift in meine Venen. Es ist kein Gift, - sagen sie. Es macht mich nur ruhig. Es macht meinen Körper ruhig und meine Sinne blind und taub, daß ich nichts mehr sehen - nichts mehr fühlen kann.
Eine dunkle Gestalt neben dem Bett meines Bettes. Etwas funkelt. Es ist wie die lange Sense des Todesengels. Meine Schwester.... Der Todesengel kommt immer ohne Warnung. Er nimmt sich, was sich ihm bietet.
Nein, ich konnte nichts sehen. Ich fühlte nur den Todesengel. Stimme, wo bist du? Hilf mir! Sie sagen, daß der Mann im Bett, neben meinem Bett, erstochen wurde und ich den Mörder gesehen haben muß. Ich habe nichts gesehen, außer den Todesengel, der auch meine Schwester mitgenommen hat.
(Sie hätten bessere Vorkehrungen treffen müssen. In einem Sanatorium, wie diesem, darf es nicht passieren, daß ein Patient an ein Messer kommt.)
Ich habe wirklich nichts gesehen.

Ich werde dich von hier wegbringen.

Schon wieder wegbringen? Stimme, aber ich bin krank.

Du bist nicht mehr krank. Du brauchst nur Ruhe, und ich werde sie dir geben. Ich werde zu dir in die Wohnung kommen und dir alles bringen, was du brauchst. Du darfst keine Angst mehr haben.

Ich muß wieder in meine Wohnung zurück? Dorthin zurück, wo ich den Spiegel nicht erkennen konnte? Wo ich nicht wußte, daß der Spiegel ein Mädchen ist, das mich liebt? Dorthin zurück, wo meine Alpträume begonnen haben?

Du darfst keine Angst mehr haben.

Ja, ich werde kämpfen - ich will wieder leben - so werden, wie ihr.
Stimme, wer bist du? Erst jetzt kann ich deine Hände fühlen - deine Lippen. Nein, es ist noch zu früh, meinen Körper freiwillig zu geben. Weißt du nicht, daß ich noch immer ein Kind bin. Ich bin kein Mann. Ich habe Angst.
Sie hat mich in die Arme genommen und geküßt. Ist sie die Wiedergeburt des Spiegels? Ich darf nicht mehr an der Wirklichkeit vorbei gehen. Ich darf die Liebe nicht mehr übersehen, die ich nicht wirklich sehen kann. Sie ist immer da, wenn ich sie brauche. Sie war meine Ärztin, die mich aus meiner Welt zurück geführt hat. Sie hat ein Recht auf meinen Körper - auf mein Herz.
Ich habe es schon so oft getan - tun müssen. Warum kann ich die Liebe nicht fühlen, von der sie sprechen? Ja, Stimme, dir will ich sie geben, weil ich dich brauche. Ich will und kann nicht mehr ohne dich sein. Meine kleine Schlange ist meine Waffe. Mit ihr kann ich dich an mich binden. Sie gibt Gefühle, die kein anderer Mensch geben kann - sagen sie. Welche Gefühle? Sag es mir, Stimme!

Das Gefühl ist so seltsam, wie du. Es ist wie in einer anderen Welt.

Das haben sie auch immer gesagt. Selbst Männer sagten das, wenn sie ihre Schwänze in mein Arschloch steckten.

Sprich nicht so!

Sie wollen, daß ich so spreche. Sie können mich nicht anders verstehen. Ich kann nicht mehr sagen, daß sich die Schlangen meines Kopfes in die Öffnungen bohren. Verstehst du jetzt, wie sehr ich leide? Verstehst du jetzt, daß ich es auch einmal fühlen möchte? Es hat mich krank gemacht - verrückt gemacht. Du kannst das Mädchen fragen, mit dem ich im großen Haus in Wien seltsame Gespräche führte. Ich habe ihr von meinem Traum erzählt - vom Gesicht - vom Körper.

Welcher Traum? Welches Gesicht?

Ich darf nicht sprechen. Ich will dir nicht weh tun, Stimme. Das Mädchen war mir vertraut. Sie war eine der wenigen, der ich meinen Körper freiwillig gegeben habe. Sie hatte Angst vor meinen grellen Augen. Meine Augen sind anders.

Du bist anders.

Das hat sie auch gesagt. Sie sagte, ich bin seltsam, wie meine Augen. Damals wollte ich endlich fühlen, wie die Liebe ist, von der sie sprechen und vor der sie sich schämen. Sie machen es nur, wenn niemand zusieht. Aber manchmal machen sie es auch, wenn jemand zusieht. Und dann lachen sie darüber. Ich glaube, ich werde diese Liebe nie verstehen.

Tut es dir weh, wenn du liebst?

Du meinst, wenn ich ficke? Nein, das darf ich dir nicht sagen. Ich will doch so sein, wie ihr. Ja, es tut weh, weil meine kleine Schlange Dornen auf ihrem Kopf hat, die sich nach innen bohren.

Warum sprichst du so vulgär?

Alles ist, wie es ist. Egal, wie ich es benenne. Namen haben keine Bedeutung. Ich will nur wissen, wie mich mein Vater nennt.


Sie sagt, ich darf den Freund, den ich tot nenne, nicht mehr sehen. Jetzt ist er hier. Ich habe Angst. Die Stimme wollte mich beschützen - mich verändern - mich so machen, wie sie sind. Die Stimme sagt, daß mein Freund, den ich tot nenne, das Schlimmste in meinem Leben war - das Böse meiner Vergangenheit. Er quälte mich am meisten. Es begann in Wien - in diesem großen Haus, als er mich nicht mehr beschützen wollte. Er war der größte Dorn meiner schwarzen Flügeln. Es war nur der Fluch.

Er ist ein anderer geworden. Du kannst ihm nicht mehr weh tun.

Stimme, wie kannst du das sagen? Du kannst mein Herz niemals verändern. Sie ist auch da, - das Mädchen, das kurz bei mir war. Sie ist nun die Frau des Freundes, den ich tot nenne. Sie haben Kinder. Ich habe auch ein Kind.
Stimme, weißt du, daß ich einen Sohn habe? Es war damals, als das Gift in meinem Körper war und ich mich am Bahnhof verkauft habe. Ich sah sie jedesmal, wenn ich mit dem Bus nach London gefahren bin. Sie war neu in unserem Dorf. Sie sah aus wie ein schwarzer Engel. Nein, sie war nicht das Gesicht. Ich wollte sie nur ansehen, wie man einen Baum im Frühling ansieht, wenn er zu neuem Leben erwacht. Es war nicht das Gefühl, von dem sie sprachen. Sie ist die Mutter meines Sohnes. Sie schickt mir Fotos - Papier, das mein Sohn sein soll. Sie hat ihn damals zu mir gebracht - in dieses große Haus in Wien, aber sie konnte nicht lange bleiben, sie hatte einen anderen Vater für meinen Sohn gefunden. Dann war ich selbst ein Dorn meiner Flügeln. Selbstmordversuch, - nannten sie es. Ich habe schon viele Selbstmordversuche hinter mir. Anfangs waren es Hilferufe, die von niemandem gehört wurden. Später war es die Sehnsucht nach dem Leben - dem Tod.
Warum denke ich jetzt daran - jetzt, wo er hier ist? Will ich meine Angst verdrängen? Er hat die Augen meines Ziehvaters. Alle haben die Augen meines Ziehvaters, wenn sie mich quälen.

Er ist noch immer der selbe. Er wird sich nie ändern. Man kann noch immer alles mit ihm machen. Er wird sich nie wehren.

Sie verlassen mich - ich bin alleine. Die Stimme verachtet mich. Ich habe sie verloren. Sie sagt nicht, daß ich sie verloren habe, aber ich kann es fühlen. Als wir beide alleine waren, waren wir glücklich. Aber ich war niemals ein anderer, Stimme. Damals, auf unserer Insel hast du mich mit anderen Menschen reden gesehen, aber ich war immer der selbe. Du weißt doch, daß ich sprechen kann, wie sie es mir gelernt haben. Ich konnte es immer, weil ich es mir selbst beigebracht habe. Du wolltest diese große Villa auf unserer Insel kaufen - ich habe sie dir gekauft. Du hast dich wie in einer anderen Welt gefühlt und an mich geglaubt. Weißt du nicht, daß man an sich selbst glauben muß? Als meine Freunde, die in ich in L.A. kennen gelernt habe, gekommen sind, hast du mir zugesehen, wie ich Musik gemacht habe. Zum ersten Mal hast du mich leben gesehen. Aber verstanden hast du nichts. Meine Freunde wissen nichts vom gefallenen Engel. Neben ihnen fühle ich mich wohl, weil ich so sein kann, wie ihr. Ich will meine Vergangenheit hinter mir lassen. Ich will wirklich ein neues Leben beginnen.

Du kannst nicht lieben.

Ich kann diese Liebe, die ihr kennt, nicht fühlen. Ich kann nur den Schmerz und die Angst fühlen.
Es ist wirklich besser, wenn du gehst. Du bist nun auch ein Dorn meiner schwarzer Flügeln. Das Blut auf meiner nackten Brust....
Wer wird mich trösten? Das Zurücklassen meiner Vergangenheit? Bin ich nun gesund, weil du gehst? Leb wohl, Stimme. Du weißt, daß du immer in meinem Herzen bleibst.


Die Taschen sind gepackt und auf der Reise nach München. Meine Wohnung ist verkauft. Neues Leben - neue Freunde. Warum muß ich dich noch einmal sehen, Freund, den ich tot nenne? Was willst du von mir, wenn ich meine Vergangenheit zurück lasse?

Sie hat dich geliebt. Warum gehst du?

Sie ist gegangen. Sie wird immer gehen. Sie kann nicht bleiben, weil sie nicht mein Traum ist. Aber du weißt nichts von meinem Traum, obwohl du immer alles weißt und verrätst. Du hättest es ihnen niemals sagen dürfen. Leb wohl, Vergangenheit!
München
Ich war mir noch nie so bewußt, wenn ich eine Reise machte, daß ich einem neuen Leben entgegen fliege. Ich sehe aus dem Flugzeug hinunter auf die Stadt, von der ich mir einmal erhoffte, daß sie mir ein neues Leben geben würde. Jetzt weiß ich, daß ich nur dann zurück kommen werde, wenn ich ein Star bin. Ich werde Musik machen. Ich werde die Liebe finden, die mich beschützt. Neue Freunde warten auf mich - neue Freunde, die ich in L.A. kennen gelernt habe. Ich lasse Wien zurück und sage ihm, daß ich nur dann zurück komme, wenn ich ein Star bin. Man muß die Orte immer besänftigen, sonst verlassen sie einem nie. Ich habe keine Vergangenheit mehr. Sie kennen sie nicht. Sie wissen nichts.


Ich liege in einem Käfig. Ich spüre die Haut auf meinem Körper nicht mehr. Sie ist wieder blutig. Ich will den Schmerz nicht mehr spüren - Angst. Warum tötest du mich nicht? Warum gibst du mir nicht das Leben, von dem ich immer geträumt habe?
Meine Wohnung sollte mein Schutz sein, aber einer der Freunde der Musik hat diesen Schutz nicht erkannt.
Wofür willst du mich bestrafen, Freund der Musik? Weil du mich liebst? Ja, ich weiß, Liebe tut weh. Aber du kannst mich nicht lieben, wenn du mich quälst. Deine Hände sind wie Dornen, wenn du mich berührst. Du bist nicht sanft. Du bist nicht die Liebe, die mich beschützt.

Du wolltest mich verlassen. Du sprichst mit allen, als ob du sie liebst. Du hast auch die Musiker in London geliebt.

Ja, ich war in London, aber um Musik zu machen. Wir haben bessere Chancen, wenn man meinen Namen kennt. Du weißt, der Freund, der mich Elfenwesen nennt, spricht andauernd von einem Manager. Hast du ihn schon gesehen? Weißt du, daß es ihn gibt? Wird er uns zu Stars machen?

Willst du, daß ich dich liebe?

Frage mich nicht, was ich will. Ich hätte es niemals zulassen dürfen. Deine Hände - die Dornen - sie quälen meine kleine Schlange nur. Sie weint nicht - sie blutet.
Es war schön, mit den berühmten Stars Musik zu machen. Sie haben mir gezeigt, wie ich mein Herz noch weiter öffnen kann. Sie sagten, ich soll mich in unterdrückte Menschen hinein fühlen. Niemand kann das besser, als ich.
Stimme, du hast gesagt, daß ich nicht lieben kann. Jetzt weiß ich, daß ich es wirklich nicht kann. Es tut weh, - ich will niemandem weh tun. Sie sagen immer, daß sie mich lieben, - sie tun mir immer weh.
Was ist geschehen? Warum sagt mir niemand, was geschehen ist?
Warum sperrt man mich nicht in ein tiefes Loch und läßt mich verhungern? Warum läßt man mich bei den Menschen?

Du hättest ihn nie bei dir wohnen lassen dürfen. Hast du nicht gespürt, daß er vor lauter Liebe zu dir verrückt wurde?

Sie sind alle verrückt. Ich wollte die Wohnung für mich alleine - zu meinem Schutz.
Was ist geschehen? Stimme, bist du wieder bei mir?

Du hast im Schlaf gesprochen und meinen Namen gesagt. Deshalb haben sie mich angerufen, und ich bin sofort zu dir nach München gekommen.

Ich konnte nicht sprechen - nur fühlen.

Im Schlaf konntest du es. Du hattest einen schweren Schock.

Was ist geschehen? Nein, ich will es nicht wissen. Hat sich der Spiegel abermals das Leben genommen?

Das Leben geht weiter. Du hast keine Schuld. Wir beide werden wieder auf die Insel fliegen. Du brauchst wieder Ruhe. Du wirst dich erholen, und wenn wir zurück sind, wirst du mit deinen Freunden Musik machen und ein Star werden.

Du bist wie eine Mutter, die ich nie hatte. Weißt du, wie ich dich wirklich sehe?
Wer war der Mann, der an mein Bett kam?

Er ist Arzt. Er hat dich verarztet, als dich deine Freunde aus dem Käfig befreiten.

Er hatte gute Augen. Ich habe noch nie solche Augen gesehen. Ich habe ihm alles erzählt. Ich habe mich selbst verraten. Ich mußte es tun, sonst wäre ich an meiner Vergangenheit erstickt. Er wird mich nicht verraten.

Als Arzt ist es seine Pflicht. Du kannst ihm vertrauen.

Vertrauen? Es war mehr als Vertrauen. Ich fühle Verbundenheit. Ich erzählte ihm auch von meinem Traum - vom Gesicht - vom Körper, von dem ich dir nie erzählen darf. Ich sagte ihm auch, daß meine kleine Schlange Dornen auf ihrem Kopf hat, die sich nach innen bohren, aber wenn ich das Gesicht vor mir sehe, tun die Dornen nicht weh.


Die Stimme war mit mir auf unserer Insel. Sie sagte, der Mann, mit dem sie sprach, sah mich surfen. Ich surfe wie ein Weltmeister. Ja, ich weiß, daß ich sehr viel kann. Ich kann es, weil ich die Bilder um ihre Köpfe sehe. Ich kann diese Bilder in mir umsetzen, dann kann ich alles, was auch Weltmeister können. Nein, darauf bin ich nicht stolz. Der Mann, mit dem die Stimme sprach, ist ein Musiker - er sagte, daß er ein Drummer ist.
Wir brauchen einen neuen Drummer, weil der andere zum Spiegel wurde und zerbrochen ist. Ich habe ihn fallen lassen.
(Du hast keine Schuld.)
Der neue Drummer fragte, welche Musik wir machen. Ich konnte es ihm nicht sagen. Es ist nur die Musik meines Herzens. Mein Freund, der mich Elfenwesen nennt, sagte, daß uns der Manager spielen hören will. Es gibt ihn wirklich, - den Manager. Ich habe ihn gesehen, und er hat mich angestarrt. Mein Freund, der mich Elfenwesen nennt, sagte, so geht es jedem, der mich zum ersten Mal sieht. Sie erstarren alle und erkennen den gefallenen Engel. Nein, es sind meine seltsamen Augen und meine Ausstrahlung.


Heute machen wir unsere erste LP, die unser Manager - unsere Plattenfirma verkaufen wird. Ich kann meine Musik nicht verkaufen - sie ist mein Herz. Ich kann mein Herz nicht verkaufen.
Das Studio ist ein seltsamer Raum. Die Wände sind nicht so eng und nicht so weit weg. Ich kann sie nicht berühren, aber sie erdrücken mich nicht. Sie sagen, daß wir eine Rockband sind. Sie benennen alles und stecken alles in Schubladen. Manche nennen es Rockmusik. Ich nenne es Metall, weil meine Gitarre so metallisch klingt. Manchmal nenne ich es Schweben, denn manchmal läßt mich meine Gitarre schweben. Wir sollen Rockmusik machen, - sagt unser Manager. Metall ist zu schwer, - es kommt nicht an. Schweben ist zu leicht - es fällt nicht herunter.
Wenn Musik in mir ist - wenn ich in der Musik bin, ist mir das Gesicht und der Körper meines Traumes nahe. Ich spürte an diesem Morgen, daß mein Herz anders klopft. Ich spürte, daß es ein ganz besonderer Tag wird. Es war nicht die Aufregung in meiner Stimme. Es lag ein anderer Zauber in meinem Herzen, den ich schon an diesem Morgen fühlte. Ich kann nicht glauben, daß meine Augen geschlossen sind. Laßt uns eine Pause machen. Ist es ein Traum? Gibt es das Engelsgesicht mit dem herrlichen Körper wirklich? Ich wage kaum zu fragen.

Sie ist die zukünftige Frau unseres Managers. Hände weg!

Hände weg? Habe ich wirklich gefragt?
Meine Füße bewegen sich - treten aus der Tür und tragen meinen Körper an ihrem Körper vorbei. Mein Haar streift ihre Wange - meine Schlangen streicheln ihr Gesicht.
Ich werde es ihr niemals sagen können. Alle meine Liebeslieder gelten nur dir - alle meine Träume gelten nur dir. Du weißt nicht, daß du schon immer in meinem Herzen existierst, obwohl ich damals nicht wußte, daß es dich wirklich gibt. Weißt du, daß meine Mutter auch schon immer in meinem Herzen existierte, obwohl ich sie vorher noch nie gesehen habe? Sie sah aus wie mein Traum. Auch du siehst aus wie mein Traum. Du warst das zweite Gesicht, das in meinem Herzen erschien, als meine kleine Schlange das erste Mal weinte.
Jetzt steht der Manager vor mir - ihr zukünftiger Mann. Er ist ein Mensch, wie alle anderen. Er hat sich eingegliedert. Er wird nie ein gefallener Engel sein.
(Zeig ihnen nicht die Traurigkeit in deinen Augen!)

Das ist Maria, meine Freundin.

Maria - Engelsgesicht - ich wollte schon immer wissen, wie man dich nennt. Ich wollte schon immer wissen, wie mich mein Vater nennt. Namen haben keine Bedeutung - dein Name ist mein Herz - Maria - Engelsgesicht.
Hast du Angst vor meinen seltsamen Augen, Maria? Du bist mein Mädchen, aber du darfst es niemals wissen. Du darfst es niemals erfahren, weil er dein zukünftiger Mann ist. Nur er kann dich beschützen. Er ist stark. Ich kann es in seinen Augen sehen. Ich möchte so sein, wie er. Ich möchte er sein.
Es tut weh, zu wissen, daß es dich gibt und du nun nie wieder mein Traum sein kannst. Ich habe dich in dem Moment verloren, als ich dich gefunden habe. Wie lange habe ich nach dir gesucht? Du bist der Regenbogen, an dessen Ende nur Lügen sind. Meine Wahrheit zählt nicht. Meine Wahrheit kann niemand verstehen.
Meine Füße tragen mich wieder in den Aufnahmeraum. Ich spüre deine Blicke auf meinem Rücken. Sie sind leichter als meine schwarzen Flügeln. Du darfst niemals wissen, daß ich schwarze Flügeln auf meinem Rücken habe. Du darfst niemals wissen, daß sich meine kleine Schlange nur nach dir sehnt. Ich will nur dein Licht, das deinen Körper formt und sich mir öffnet. Laß mich nur für einen Moment in dein Licht schlüpfen - nur für einen Moment den wahren Wert der Liebe erkennen. Es sind nur unsere Herzen, die sich vereinigen. Unsere Körper dürfen sich niemals vereinigen.

Sie ist die zukünftige Frau unseres Managers. Hände weg!

Wir sind fertig mit den Aufnahmen. Es war die wahre Liebe, die mich beflügelt hat und euch Kraft gab.

Was ist los mit dir, Elfenwesen? Warum bist du so blaß?

Der Korridor ist so dunkel und so unendlich lang. Seine Wände sind so kalt. Ich drücke meine heiße Stirn an die kalten Wände und spüre meine Tränen. Sie hält mein Herz noch immer fest, aber ich muß es zurück holen. Du kannst nicht verstehen, was geschehen ist, Freund, der mich Elfenwesen nennt.


(Er ist Arzt - es ist seine Pflicht zu schweigen - du kannst ihm vertrauen.)
Es ist mehr als Vertrauen. Ich muß ihm alles sagen, sonst erstickt mein Herz, das in ihr war. Ich kenne seine Wohnung. Er sagte, daß ich immer zu ihm kommen kann, wenn ich ihn brauche. Jetzt brauche ich ihn, denn er kennt meine Träume. Er weiß, daß ich anders bin.
Doktor, mein Traum ist Wirklichkeit geworden. Weißt du, daß ich immer nur für meinen Traum gelebt habe? Weißt du, daß sich mein Herz nach ihm geformt hat? Aber jetzt ist nichts mehr so, wie es war, seit ich weiß, daß es sie gibt.

Du bist der einzige, der sein Herz behalten hat. Glaube an deinen Traum, und er wird sich erfüllen.

Er darf sich nicht erfüllen, Doktor. Ich habe seine Augen gesehen - seine Stärke, mit der er sie beschützen wird. Gefallene Engel können das Engelsgesicht nicht beschützen. Sie darf nie wissen, daß ich schwarze Flügel mit Dornen auf meinem Rücken habe.

Liebe heilt alles.

Wie kann ich wissen, was sie fühlt, ob sie mich fühlt....
Ich habe sie verloren, als ich sie endlich gefunden habe. Ich habe Angst in ihren Augen gesehen. Ich weiß, daß sie mir ausweichen wird, und das ist gut so. Sie wird sich vor mir verstecken. Sie weiß nicht, daß mein Herz in ihr war, das sie erschreckt hat.
Ich spürte Verbundenheit - die Verbundenheit gefallener Engel.

Warum fühlst du Verbundenheit?

Weil ich meinen Vater fühle.

Wer ist dein Vater?

Er wurde vor meiner Geburt getötet. Das hat meine Mutter gesagt.


Wo ist deine Mutter?
Als ich sie sah, wußte ich, daß meine Träume die Wirklichkeit sind. Das Engelsgesicht ist auch Wirklichkeit.
Sie haben mir geschrieben, daß meine Mutter tot ist, weil sie mich nicht haben wollte. Sie hat mich ein zweites Mal weggeschickt. Aber ihr Tod war nur eine Lüge am Ende des Regenbogens. Mein Freund, den ich tot nenne, hat mich verraten. Er hat ihr gesagt, daß ich schwarze Flügel mit Dornen auf meinem Rücken habe. Man hat meine Mutter in ein Sanatorium gebracht, weil sie ihre Tränen nicht mehr halten konnte.

Deine Mutter ist in Rumänien in einem Sanatorium? Tust du etwas für sie?

Ich schicke Geld, damit es ihr besser geht.

Weiß sie das?

Sie will nichts wissen - nichts über mich. Sie hat mich fallen lassen.
Mutter, schau, was aus mir geworden ist. Sie haben einen Star aus mir gemacht. Mutter, warum sprichst du nicht mit mir?

Ich habe keinen Sohn.

Mutter, ich möchte, daß du glücklich bist. Du mußt nichts mehr über mich wissen, wenn es dich unglücklich macht. Sie haben einen Star aus mir gemacht. Ich wollte berühmt werden, aber diese Berühmtheit wollte ich nie. Sie lassen mich jetzt nicht mehr alleine auf die Straße gehen, weil Menschen, die sich Fans nennen, mich erdrücken wollen.
Die Stimme ist noch bei mir, aber sie beschützt mich nicht mehr. Es war seltsam, als ich in ihre Augen sah, nachdem mein Traum Wirklichkeit geworden ist. Ich sah zwei Welten und wußte, für eine muß ich mich entscheiden. Sie ist immer da und wartet immer auf mich. Aber da ist noch eine Welt, in der ich träumen kann, - eine Welt, nach der sich meine kleine Schlange sehnt. Meine kleine Schlange und mein Herz sind eins, wenn ich in dieser Welt träume. Ist sie die Liebe, die mich beschützt?

Du kannst nicht lieben.

Wirst du mich wieder verlassen, weil du das sagst, Stimme? Der Star zählt nichts - es gibt keinen Star, Stimme. Sie machen etwas aus mir, was ich niemals sein kann.
Erinnerst du dich nicht mehr an die Tage auf unserer Insel? Nein, es ist nicht mehr so, daß ich dich brauche.

Du wehrst dich noch immer nicht.

Erinnere mich nicht daran. Sie kennen meine Vergangenheit nicht.

Aber sie kennen die Gegenwart und wissen, daß man alles mit dir machen kann. Du hast es zugelassen, als ihr auf Tournee wart

Sie kennen meine Vergangenheit nicht.

Sie wird dich immer wieder einholen, weil du es zuläßt.

Es waren die Schlangen meines Kopfes, die sich in meine Öffnungen bohrten. Es waren die Dornen meiner schwarzen Flügel.

Du verdrängst wieder alles, obwohl du weißt, daß das nicht gut ist. Willst du wieder aufwachen und nicht mehr wissen, was die Wirklichkeit ist? Erkenne endlich, daß es die Menschen sind, die dich quälen.

Nichts kann das Herz verdrängen - keine neue Umgebung - keine neuen Freunde. Ich lebe in meiner Musik - das ist alles, was ich fühle. Ich sehe mich nicht mehr. Ich sehe nicht mehr das Spiegelbild, wenn es nickt und sich die Hörner in meine Augen bohren. Es ist wie ein Film, von dem ich nicht weiß, daß ich der Hauptdarsteller bin. Der Hauptdarsteller ist nur scheinbar der Star, von dem sie alle schreiben. Man hört überall seine Musik und sagt, daß so etwas, wie er, noch nie dagewesen ist.

Deine Musik hat alle Verkaufszahlen überboten. Kein Star hat so viele Platten verkauft, wie du.

Wir sind eine Band - wir alle sind der Star.

Du bist der Star und wirst es immer bleiben. Du brauchst mich nicht mehr.

Nein, ich brauche dich nicht mehr, Stimme. Leb wohl und kehre nie wieder zurück, sonst wird mein Herz bluten.


Es ist die Zeit, die Veränderung bringt. Sie hat mich verlassen, und ich kann wieder träumen - muß träumen, um den Schmerz der Dornen meiner kleinen Schlangen zu vergessen.
Maria - Engelsgesicht - mein Mädchen, das du niemals sein kannst, nur du kannst mich retten. Unser Manager war da, - dein zukünftiger Mann, - dein Beschützer, - er hat mir eine Zeitung gebracht. Du wirst sie auch lesen.
Dort steht alles über den gefallenen Engel - über die schwarzen Flügel mit den Dornen - über die Schlangen auf seinem Kopf. Ich sah die erste Zeile. Die dunkle Vergangenheit des Stars....
Du hast mich wieder verraten, Freund, den ich tot nenne. Wie kannst du mich an die ganze Welt verraten? Du hast meine Vergangenheit verkauft. Jetzt kann sie jeder schwarz auf weiß sehen.

Ist es wirklich wahr?

Suchst du in meinen Augen die Traurigkeit, Beschützer des Engelsgesichts?
Er hat sie längst gefunden, weil sie alle gerätselt haben. Woher kommst du? Was hast du früher gemacht?
Ich konnte keine Antworten geben. Aber jetzt wissen sie die Wahrheit über meine Vergangenheit.
Es ist wirklich wahr. Aber laß mich jetzt alleine. Ich will nicht, daß du meine Traurigkeit siehst.
Die ganze Welt weiß, daß ich der gefallene Engel bin. Laß mich alleine. Es beunruhigt mich nicht, daß es die ganze Welt weiß. Es beunruhigt mich nur, daß sie es weiß. Engelsgesicht, wie siehst du mich jetzt? Erkennst du nun auch, daß ich nicht diese Kraft habe, die er in seinen Augen hat? In meinen Augen ist nur Traurigkeit, die dich hinab ziehen wird in die endlose Dunkelheit der Hölle. Niemals darfst du wissen, daß du schon immer in meinem Herzen existiert hast. Laß mich endlich auf den Grund fallen. Ich möchte zerschmettern und nie wieder fallen. Dunkelheit hülle mich ein - Tod - Leben - ich warte.


Ich habe mein Ziel erreicht. Was war mein Ziel?
(Niemals, gefallener Engel - du bist anders.)
Selbstgespräche heilen - Selbstgespräche verwirren nicht. Es waren immer Selbstgespräche, die ich führte und die zu nichts führten. Ich wollte mir selbst beweisen, daß ich auch anders fühlen kann. Ich bin ein Star - ich bin jemand. Wenn ich nur gewußt hätte, daß sich alles nach außen richtet. Niemand sieht das Innere - das Herz. Was ist ein Star? Diese Frage hätte ich mir viel früher stellen müssen. Mir? Nein, diesen Menschen, die sich Fans nennen. Diesen Menschen, die über mich schreiben und sagen, wie ich bin. Wie bin ich? Was bin ich? Sexsymbol nennen sie mich - meine seltsamen Augen - meine seltsame Ausstrahlung. Meine kleine Zauberschlange, die Gefühle wie kein anderer Mensch gibt. Sexsymbol - der Star, der zum Sexsymbol geworden ist. Jetzt noch mehr, wo sie alles wissen.
Stimme, wärst du doch bei mir. Du hast es immer gewußt. Kein Arzt kann diese Wunden heilen - nur dein Wissen. Wenn ich auch manchmal in deinen Augen die Augen meines Ziehvaters gesehen habe, warst du mir doch vertrauter als alle anderen. Manchmal hast du mich beschützt - vor mir selbst beschützt. Du hast gewußt, daß ich mich niemals wehre. Ich habe mich nicht verraten.
Während der Tournee sind Männer in unsere Garderobe gekommen und wollten uns Gift verkaufen. Ich hatte Angst. Mein Freund, der mich Elfenwesen nennt, hat meine Angst gesehen. Er fragte mich, ob ich schon einmal Gift genommen habe, weil ich Angst habe. Er fragte mich, wie alt ich war, als ich das erste Mal Gift genommen habe. Ich sagte, es war nach der Grundschule - damals war ich 14.

Haben deine Eltern nichts bemerkt?

Ich habe keine Eltern.
Mein Freund, der mich Elfenwesen nennt, sah mich seltsam an. Er wollte in meinen Augen lesen. Er wollte die Bilder um meinem Kopf sehen.

Hattest du Geld für das Heroin, oder hast du dir das Geld so beschafft, wie es Jugendliche in dieser Situation tun?

Ich nickte nur stumm.

Dann hast du deinen Körper schon mit 14 Jahren verkauft?

Ich nickte wieder stumm, und es ekelte mich, weil ich seinen Schwanz in meiner Kehle spürte - in meiner Öffnung - in meiner Hand. Es ekelte mich nicht vor seinem Schwanz, sondern vor mir selbst, weil ich schmutzig bin. Es ekelt mich immer vor mir selbst, wenn ich meinen Körper verkaufe - verschenke. Sei es aus Liebe, sei es wegen Geld. Liebe? Wo ist die Liebe, die mich beschützt?
Ich glaube, mein Freund, der mich Elfenwesen nennt, wußte schon lange alles über mich. Jetzt weiß es die ganze Welt. Ich bin eine Maschine, an der sich die ganze Welt befriedigen kann.
Es gab Partys im Studio. Sie wollten den Star ganz privat kennen lernen. Nur geladene Gäste - Techniker - Produzenten - auch Frauen. Was ist privat?

Zieh dich aus! Einer von uns hat Geburtstag, und du sollst das Geschenk sein.

Es war nur mein Körper, Stimme. Mein Herz soll dir gehören. Warum nennst du es Vergewaltigung, wenn ich mich nicht wehre? Nur, weil ich nicht will, daß sie meinen Körper nehmen. Es ist, weil sie mein Herz nicht sehen.
Ich wußte immer, daß es eine Lüge vom Ende des Regenbogens ist. Mein Herz war immer bei dir, Engelsgesicht. Aber der Mensch braucht etwas zum Festhalten - gehalten werden. Du kannst mich nicht halten. Jetzt noch weniger, wo du den gefallenen Engel kennst. Nichts kann das Herz verändern - auch nicht der Star. Es wird immer das selbe bleiben.

Hure! Dreckige Hure! Du bist böse!


Laßt mich gehen. Ich bin müde von allem - müde vom Leben - vom Tod.

Zieh dich aus!

Laßt mich gehen. Keine Zeit mehr - keine Veränderung - Musik - aufwachen - Türe zusperren - Qualen - Vergewaltigung, die keine ist, weil sich der gefallene Engel nicht wehren kann.

Ist es die Angst, die dich lähmt?

Manchmal, aber viel mehr ist es der Schmerz, den ich nicht weitergeben kann. Ich kenne mein Herz. Meine Wunden heilen schnell. Es ist keine Zauberei. Alles ist, wie es ist.
Ich möchte nach Hause gehen, aber da ist noch jemand. Sie zerren mich wieder zu ihren Partys, und die Qualen beginnen von neuem. Kein Tag ändert sich.
Zu Hause - meine Wohnung - Geisterschloß - Erinnerungen holen mich ein - kann sie nur ertränken. Neue Droge Alkohol. Es kann keine Rettung geben - die Hölle wird immer tiefer. Sie löscht meine Alträume - ertrunken.
Stimme, jetzt wo du nicht mehr bei mir bist, habe ich etwas Neues gefunden. Du würdest es nicht gut heißen, und ich weiß selbst, daß es meinen Körper nur quält. Aber das Leben muß weiter gehen - die Welt der Musik erwartet mich. Sie sehen nicht mehr meine Musik - sie sehen das Sexsymbol. Alkohol - ertränke das Sexsymbol.

Es ist keine Lösung, wenn du dich betrinkst und jede Nacht wilde Orgien feierst.

Der Alkohol hat mein Herz ertränkt.

Dann trinke nicht mehr.

Meine Hände zittern - hilf mir - halte mich nur diese Nacht, und ich werde überleben.
Das erste Glas ist das Schwerste. Noch bin ich ruhig - fast wieder ich selbst. Alkohol, bald löst du meine Zunge - läßt mich Worte sagen, die mich an mein Herz erinnern, aber niemals mein Herz sein können, sonst würde es niemals geschehen.
Junge, du bist ein Schwein - nimmst Mädchen mit nach Hause, die du gar nicht liebst. Du liebst doch eine andere.

Welches Mädchen liebst du?

Halt dein verdammtes Maul! Dich hat kein Schwein gefragt!
(Alkohol, du löst meine Zunge.)

Wenn du dich nur sehen könntest, Elfenwesen. Du bist so fremd geworden. Besaufst dich und lachst alle an, bis sie mit uns in deine Wohnung gehen. Du solltest dich sehen, wenn du nackt im Bett liegst und sie auf dir hocken und du diese verdammte Flasche Whisky in deiner Hand hältst und dich damit ertränkst. Trinkst du, um nichts mehr zu fühlen?

Alkohol ertränkt den Schmerz der Dornen meiner kleinen Schlange. Sie gehört nicht mehr zu mir. Sie hat noch nie zu mir gehört. Sie hört nicht auf mein Herz.
Alkohol, ich will vergessen, daß es mich gibt.
Manchmal sehe ich die selbe Sehnsucht in euren Augen, wie in meinen. Manchmal weiß ich, daß wir alle das selbe suchen, es aber niemals finden werden.
Es bedeutet nichts mehr, was mit mir geschieht. Es bedeutet nichts mehr, daß es die Dornen meiner schwarzen Flügeln, die Schlangen auf meinem Kopf wieder gibt.

Bist du am Ende?

Ich war schon immer am Ende, aber der Fall hört trotzdem nicht auf. Kein Arzt kann diese Wunden heilen.


Wenn die Zeit nicht mehr verändert, werde ich es selbst tun. Weißt du, daß ich das Leben nicht mehr ertragen kann? Meine Welt der Musik will mich verlassen, weil sie den Alkohol nicht mehr ertragen kann. Ich kann ihn auch nicht mehr ertragen. Der Alkohol ist mein letzter Begleiter. Mein Fuß drückt das Gaspedal durch. Ich liebe Bäume, aber ich hätte nie gedacht, daß einer von ihnen mein Tod - mein Leben - sein wird.
Schmerz, ich kann dich noch immer fühlen. Du drückst in meiner Brust - mein Arm tut weh. Kann ich nicht sterben? Wie viele Selbstmordversuche habe ich schon hinter mir? Der ersten, als ich spürte, daß mich niemand haben will - Klinge an meinen Venen - Tabletten in meiner Kehle - Messer an meinem Herzen knapp vorbei. Mein ganzes Leben war ein Selbstmordversuch.
Baum, warum hast du mir den Tod nicht gegeben? Wo ist die Liebe, die mich beschützt? Gib mir mein Herz zurück, Baum!
Es war ein Unfall. Ich liege im Krankenhaus. Sie haben mich gefragt, ob ich jemanden habe, den sie verständigen sollen. Niemand wartet auf mich zu Hause. Wißt ihr nicht, daß die Einsamkeit zu meinen ständigen Begleitern gehört? Ja, ich bin ein Star, von dem sie schreiben, daß ihn die ganze Welt liebt. Wer ist die ganze Welt? Nur einen dieser ganzen Welt und ich wäre nie mehr einsam. Nur ein Engelsgesicht...
Ich weiß, daß nachts die Sterne vom Himmel fallen und der Mond die Sonne zudeckt. Ich kann niemanden sehen, wenn sie den Raum betritt. Sie ist wie ein Stern vom Himmel - mein Mädchen vom Mond. Glaube mir, es war ein Unfall - ich war zu betrunken. Es war die Droge Alkohol. Es tut weh, wenn du spürst, daß du sie brauchst, wie eine Droge. Warum bist du so grausam, Engelsgesicht? Warum läßt du dich wieder vor mir blicken? Spürst du nicht, wie sehr ich nach dir dürste? Nein, du quälst mich nicht - es ist nur mein Herz, das sich nach dir sehnt.

Da ist er wieder, der Hauptdarsteller, der nicht weiß, daß er der Star des Films ist. Das Leben geht an ihm vorbei, wie ein Film. Er will nichts mehr fühlen. Die Zeit steht wieder still.
Sie sprechen über uns, Engelsgesicht - sie können plötzlich Bilder um unsere Köpfe sehen. Sie sagen, es liegt ein Zauber in der Luft, wenn wir uns gegenüber stehen. Das darf dein Beschützer niemals hören.
Der Hauptdarsteller sucht einen Ausweg. Sie werden das nie wieder sagen, wenn sie mich mit ihr sehen. Sie ist schön, - sagen sie. Es tut weh, daß ich ihre wahre Schönheit nicht sehen kann.
Nein, ich habe nicht vergessen, daß du an diesem Weihnachtstag bei mir warst, Engelsgesicht. Ich werde niemals eine Sekunde vergessen, in der du bei mir warst. Wenn du bei mir bist, laufen wir über bunte Blumenwiesen und hören Musik aus dem Paradies. Wenn sich unsere Gläser berühren, fühlen wir die Energie unserer Herzen, wie sie sich vereinigt. Aber das darf keine Bedeutung haben.
Die Bedeutung ist, daß sie schön ist. Das schöne Mädchen wird meine Frau. Sie kann so lange bleiben, wie sie will.
Ich fühle nichts - nur Alpträume, die dich nicht schlafen lassen.
Mein Leben geht an mir vorbei. Ich will nicht fühlen, daß die Zeit noch immer still steht. Nichts kann sie dazu bringen, sich zu verändern.
Das schöne Mädchen sagt, daß sie meine Alpträume nicht mehr aushalten kann. Sie sagt, ich soll in ein Sanatorium gehen. Sie sagt, dort werden sie mich dazu bringen, daß ich meine Vergangenheit los werde.
Schönes Mädchen, siehst du nicht das Blut auf meinem Körper? Sie sperren die Türe zu - feiern ganz private Partys. Meine Vergangenheit ist noch lange nicht vorbei. Manchmal hast auch du die Augen meines Ziehvaters.
Der Hauptdarsteller führt nicht Regie. Wer ist der Regisseur? Das Schicksal? Ich laß mich treiben, weil es der einzige Weg ist, diese Hölle zu akzeptieren. Ihr wißt nicht, daß ich schon so viel gekämpft habe, so sehr versucht habe, mein Herz zu behalten.

Wehre dich!

Ihr habt es noch immer nicht verstanden.

Du mußt deine Alpträume los werden!

Sie sind mein Leben.

Du mußt uns dein Leben erzählen. Du mußt uns alles ganz genau erzählen.

Könnt ihr die Bilder um meinem Kopf nicht sehen? Könnt ihr nicht fühlen, daß ich nicht mehr bei euch bin, wenn ich es erzähle? Wißt ihr nicht, daß mein Körper dann nicht mehr weiß, was er tut?

Er ist zu stark. Er zerstört den Raum.

Laßt mich gehen. Es hat keinen Sinn. Das schöne Mädchen wird meine Alpträume nicht mehr spüren. Sie kam mich besuchen und hat mir gesagt, daß sie für immer gehen wird.
Elektroschocks - verbrannte Haut am Körper - Qualen. Fragt mich nicht mehr und mein Körper wird ruhig bleiben. Von Elektroschocks wird er nicht ruhig.


Nein, ich bin nicht ganz alleine. Da ist noch ein Mädchen. Ich habe damals in England mit ihr Musik gemacht. Ich habe sie nicht wirklich gesehen. Sie ist nur ein Freund, der mich trösten will, weil ich jetzt alleine in meiner Wohnung bin, die mir Schutz geben sollte.
Ihr könnt nicht sagen, daß es Liebe ist, wenn ihr mein Herz nicht kennt.

Schicke dem schönen Mädchen Rosen, und sie wird sich an dich erinnern.


Laßt euch treiben, wie ich es tue. Ich weiß, ihr seid nicht in der selben Hölle, wie ich. Auf euch lastet kein Fluch. Es ist wieder das selbe. Aber in diesen neuen Tagen gibt es keinen Alkohol mehr.
Das Proben - so viel Musik in meinem Herzen. Das ist die Zeit, die ich liebe. Nur mehr Musik, und ich weiß, daß ich lebe - sterbe. Was nachher geschieht, ist nur mehr treiben lassen. Ich weiß, meine ständigen Begleiter werden mich niemals verlassen.

Warum bist du nicht zu der Party gekommen? Du weißt, daß ich dich deshalb bestrafen werde.

Ich weiß. Sind wir im Mittelalter? Bin ich eine Hexe, weil du mich auf die Streckbank bindest? Bin ich ein Mann, eine Frau, ein Kind? Du kannst mich nicht bestrafen, wenn du nicht weißt, wie das Schicksal zu mir ist. Sie haben die Türe zugesperrt und mich festgehalten. Das passiert immer nach den Proben.

Warum atmest du so schwer?

Siehst du nicht, daß ich auf der Streckbank liege? Siehst du nicht, wie du mich quälst? Es ist die Wirklichkeit, und du kannst sie nicht sehen. Ich habe immer gewußt, daß ihr denkt, mein Herz kann nicht fühlen. Ihr glaubt das, weil der Schmerz schon immer mein ständiger Begleiter war. Ich kann nicht mehr atmen....


Doktor, du bist immer die letzte Hoffnung. Kein schönes Mädchen kann mir diese letzte Hoffnung geben. Weißt du, daß ich das Engelsgesicht wieder gesehen habe? Es lag in seinen Armen, von denen ich mir wünsche, daß es meine wären.

Sie haben deine Arme ausgerenkt. Wie kannst du diese Schmerzen nur ertragen?

Es hat keine Bedeutung mehr, was sie mit meinem Körper machen. Ich muß mich treiben lassen, um diese Hölle zu akzeptieren.

Es muß eine Bedeutung haben, sonst verlierst du dich. Du darfst nichts mehr verdrängen. Du weißt, daß es damals kein Unfall war, als du im Baum den Tod gesucht hast. Hast du dich damals auch treiben lassen?

Ich wollte, daß sich die Zeit wieder bewegt. Ich wollte mein Schicksal sein, aber ich kann niemals mein Schicksal sein. Ich muß mich treiben lassen.
Weißt du, daß ich für das Engelsgesicht meine Lieber schreibe? Sie darf es niemals wissen.

Du mußt Geduld haben.

Wozu? Ich würde sie nur in meine Hölle ziehen. Es gibt keine Liebe, die mich beschützt. Das habe ich nun erkannt, als ich fühlte, daß der einzige Weg, diese Hölle zu akzeptieren ist, daß ich mich treiben lasse.

Es ist schwer, dich zu verstehen.

Das sagen sie auch alle. Doktor, warum fühle ich mich bei dir wohl? Warum sind deine Augen so rein? Willst du meinen Körper nicht?

Du bist noch ein Kind. Man sieht nur nach außen den Mann, aber innen bist du noch immer ein Kind, das man beschützen muß. Ich kann kein Kind mißbrauchen.

Warum verstehst du das? Warum verstehen sie das nicht? Nur das Engelsgesicht kann das Kind mißbrauchen.

Würde es das?

Ich glaube nicht, aber warum sagen mir meine Träume, daß sie die Liebe ist, die mich beschützt?

Weil du als einziger dein Herz behalten hast.

Weißt du wie ich mein Herz behalten habe, Doktor?

Ich weiß es, aber es ist schwer zu verstehen.

Du fühlst es, Doktor - es ist der einzige Weg, es zu fühlen.


Ich habe wieder einen Sohn. Stimme, warum hast du mir das verschwiegen? Wie konntest du mich mit diesem Wissen verlassen? Weißt du noch, als du damals meinen ersten Sohn gesehen hast? Es war ein schwerer Weg für mich, als ich nach langer Zeit wieder das Haus meiner Ziehmutter sah. Sie ist eine andere geworden - sie ist alt geworden und hat viel geweint. Es waren meine Tränen, Stimme. Hast du mein Zittern gefühlt, als ich das Haus betreten habe?

Gib mir keinen Brief. Weißt du nicht, daß sie die schlimmen Erfahrungen meiner Vergangenheit sind? Das erste Mal stand eine Lüge in einem Brief, daß meine Mutter tot ist. Das zweite Mal stand in einem Brief, daß sie mich nie haben wollte und sie für mich tot sein muß, obwohl man sie in ein Sanatorium gebracht hat. Das dritte Mal stand in einem Brief, daß ich die wahren Bilder nicht gesehen habe - der Spiegel nahm sich das Leben.
Gib mir diesen Brief nicht. Ich habe selbst einen Brief. Das schöne Mädchen, das damals wegen der Rosen wieder zu mir zurück gekommen ist, hat mich abermals verlassen. Gib mir diesen Brief nicht. Ich weiß, die Stimme ist krank, aber mein Herz wird nicht akzeptieren, daß sie tot ist.
Wo bin ich hier? Die Tournee war zu schnell vorbei. Der Brief, - ja, ich weiß, - die Stimme wurde vom Todesengel mitgenommen. Engelsgesicht, sag mir, wo ich hier bin! Meine Beine haben mich zu schnell getragen. Es war nicht deshalb, weil dein Beschützer sagt, daß ich immer zu ihm kommen kann, wenn mein Herz blutet - es war deinetwegen, Engelsgesicht. Mein Herz spürt, daß es dich braucht, wenn es blutet.

Weine, wenn es dir hilft. Du mußt dich deiner Tränen nicht schämen.

Ich kann dich nicht sehen, wenn sie den Raum betritt. Du bist der, der ich sein will. Du kannst niemals mein Freund sein, auch wenn du dich so nennst. Ich bin nicht mein eigener Freund. Deine Arme sind meine, wenn du sie hältst.
Engelsgesicht, du darfst meine Hände nicht berühren. Laß mich gehen. Ich weiß nicht, wo ich hier bin.


Einsamkeit umhüllt mein Herz. Mein kleiner Sohn - ich darf ihn nicht halten. Ich hätte das Sanatorium nicht frühzeitig verlassen dürfen, als das schöne Mädchen sagte, daß ich dort meine Alpträume loswerden muß. Sie haben mir einen Brief mitgegeben, dessen Worte ich nicht verstehen kann.

Er ist krank. Er ist noch immer krank.

Ich bin anders - meine Vergangenheit hat mich nicht so geformt, wie ihr denkt. Ich habe mein Herz behalten, weil ich euch meinen Schmerz nicht weiter geben kann. Es ist nicht einfach, den Schmerz zu behalten. Ihr habt nie gewußt, wie schwer mein innerer Kampf ist. Ihr werdet es nie wissen.
Stimme, ich vermisse dich nicht mehr. Der Todesengel hat dich mitgenommen. Du hättest deinen Sohn beschützen müssen. Ich kann ihn nicht beschützen - darf ihn nicht beschützen - bin krank.


Der Teufel hat viele Stimmen. Keine Angst, Engelsgesicht, du bist zu schade für die Hölle. Siehst du das Mal an meiner Handfläche?

Warum hast du ihnen gesagt, daß du der Antichrist bist?

Wieder die kalten Wände des Korridors an meiner heißen Stirn. Nichts kann die Tränen aufhalten. Ich kann nichts hören, wenn sie mein Herz umklammert. Sie hat es weggeworfen, eingegraben, wie ein Hund, der seinen stinkenden Knochen nicht mehr haben will. Ich bin es nicht wert, beweint zu werden. Du weißt, daß ich niemals der Star war und niemals einer sein werde. Laß mich gehen und vergessen.
Seht ihr, daß ich hier bin? Laßt mich einige Worte zu euch sagen, um fühlen zu können, daß es mich gibt. Wißt ihr nicht, daß man mich nie sehen wollte? Der Junge, der nur vom Spiegel gesehen wurde. Es steckt zu tief in mir - diese Angst - nicht zu sein - nichts zu sein. Nein, es waren nicht so sehr die Qualen, - die Angst, - es war das Nichts sein. Seht ihr, daß ich hier bin?
Vater, sag mir meinen Namen. Sie hat das Mal an meiner Handfläche gesehen. Aber ich weiß, wer ich wirklich bin. Gefallener Engel, - nur vom Spiegel gesehen. Engelsgesicht, - es waren nur Worte, aber du wirst nie wissen, wie weh sie mir wirklich tun.


Meine Wohnung ist leer ohne euch. Stimme, du hast mich schon zu oft verlassen. Der Todesengel war schon immer dein Begleiter. Schönes Mädchen, hätte ich dich suchen sollen? Wo bist du, - Mädchen, mit dem ich in England Musik machte? Kannst du mich nicht mehr trösten?
Seht ihr, daß ich hier bin?
Ich weiß, Vater, - deine leise Stimme in meinem Herzen. Einmal werde ich der eine sein....
Werden mich meine ständigen Begleiter dann verlassen?
(Sie werden größer und stärker, und du wirst sie bewußt einsetzen können.)
Bewußt? Laß uns noch nicht von einer Zeit sprechen, die ich noch nicht verstehen kann. Was meinst du damit, daß ich der eine sein werde? Ich habe deine Stimme schon so oft gehört, als ich den gefallenen Engel im Spiegel sah. Ich weiß, ich hätte ihn nicht fallen lassen dürfen. Wie hätte ich den Spiegel belügen können, Vater? Kleine Stimme in mir, du machst mich nur verrückt. Ich darf dir keine Bedeutung mehr geben.

Es gibt nur mehr schwarze Tage in meinem Leben - manchmal kleine Lichtblicke, wenn das Engelsgesicht erscheint.
(Was geschieht mit dir, wenn du dich treiben läßt?)
Ich kann noch nicht darüber sprechen.
(Du hast erkannt, daß es nicht die Dornen deiner schwarzen Flügel waren. Was ist es jetzt?)
Das Treiben lassen.
(Brauchst du immer eine Ausrede, wenn du die Hölle betrittst? Warum kannst du es noch immer nicht mit ihren Worten sagen?)
Du weißt, vor ihnen spreche ich mit ihren Worten. Meine Worte würden mich verraten. Niemand kennt mein Herz, weil ich nie mit meinen Worten vor ihnen spreche. Es ist auch immer das selbe. Ich habe es schon so oft erwähnt, wie es ist, wenn sie nach den Proben die Türe zusperren.
(Du läßt es zu. Ein Mann über 30 darf das nicht mit sich geschehen lassen. Was ist mit den Partys? Was geschieht auf diesen Partys?)
Du weißt, was geschieht. Sie haben ein Bett im Nebenraum, und ich muß mich nackt hinlegen. Dann kommen sie - einer nach dem anderen - eine nach der anderen. Sie nehmen den Körper des berühmten Stars. Manchmal peitschen sie den Körper des berühmten Stars. Sie nennen sich Sadomasochisten.
(Geschieht es jeden Tag?)
Meistens.
(Warum sprichst du nie darüber? Warum klagst du ihnen nie dein Leid?)
Wozu klagen, wenn ich es zulasse?
(Meinst du wirklich, daß du dein Herz verlierst, wenn du es nicht zuläßt?)
Du sprichst doch zu mir, Herz. Du weißt selbst, daß du dann gehen wirst. Was bleibt mir dann? Nur mehr eine leere Hülle, die nie wieder gefüllt werden kann.
(Wäre dir das nicht lieber?)
Es wäre einfacher - nicht lieber.
(Menschen wählen das Einfache.)
Ich weiß, aber das ist nicht mein Weg. Mein Weg bist du, Herz. Ich bin kein Mensch.
(Meinst du, dein Vater hat dir das gegeben?)
Meine Augen sind die Augen meines Vaters. Er ist wie ich. Das sagte meine Mutter, als ich damals bei ihr in Rumänien war. Sie hat mich wieder fallen lassen.
(Du warst zu alt, um noch eine Mutter zu brauchen. Jetzt bist du noch älter - schon über 30.)
Der Doktor sagt, daß ich noch ein Kind bin.
(Glaubst du das, obwohl du wirklich sehr jung aussiehst? Nun, man würde dich höchstens auf 20 schätzen.)
Herz, wie kannst du von Glaube sprechen, wo du doch nur fühlen kannst?
(Ja, ich fühle, daß du noch immer ein Kind bist.)
Herz, hast du gesehen, wie mich ihre Augen gestreichelt haben?
(Sie haben mich gestreichelt.)
Ja, sie haben dich berührt und werden dich nie wieder loslassen. Sie hat mich gerufen, weil mich ein Freund sehen wollte.
(Hast du wirklich gewußt, wer er ist?)
Ich werde nie einen Freund vergessen.
(Du hattest noch nie einen Freund.)
Herz, willst du wirklich, daß ich dich verliere? Du hast gesehen, daß er nun bei mir eingezogen ist. Ich bin nicht mehr alleine. Man sieht mich wieder.
(Du wirst immer alleine sein - man wird dich nie sehen. Das weißt du selbst. Erst das Engelsgesicht wird deine Einsamkeit vertreiben.)
Es darf niemals sein.
(Ich kann nicht ohne ihn leben. Das Engelsgesicht hat mich gestreichelt.)
Herz, du darfst es niemals zulassen.
(Du läßt es auch zu.)
Das ist etwas anderes, Herz.
(Es ist das selbe. Spürst du nicht, daß sie dich will? Hast du es nicht in ihren Augen gesehen?)
Ja, ich habe es gesehen, aber ich muß es schnell wieder vergessen.
(Warum fragst du sie nicht, ob sie deinen Körper will?)
Er will meinen Körper, - der Freund von damals, - vom großen Haus in Wien, - der mir die deutsche Sprache im Dialekt gelernt hat, - der jetzt bei mir eingezogen ist. Aber er ist mein Freund und nimmt mich nicht. Noch nicht...
(Du könntest weglaufen, weil du das Schicksal schon vorher spürst.)
Nichts kann das Herz verändern - keine neue Umgebung - kein neuer Freund.
(Ich weiß.)
Warum sollte ich dann weglaufen? Du wirst doch immer bei mir sein, Herz.
(Vielleicht will ich nicht mehr bei dir sein, weil du immer alles zuläßt.)
Herz, warum verwirrst du mich so? Warum quälst du mich nun auch, - du, das Einzige, was ich noch habe?
Warum bin ich jetzt in das Lokal gegangen, wo wir den Freund wieder treffen, den ich tot nenne?
(Ich dachte, er lebt in Wien.)
Nein, sein Vater hat auch eine Fabrik in München. Jetzt lebt er in München - in meiner Nähe. Er wird wieder kommen und mich quälen. Weiß er nicht, daß schon so viele an seiner Stelle sind? Weiß er nicht, daß sie die Türe zusperren und Partys feiern? Soll ich mein Schicksal wieder in meine Hände nehmen? Schon einmal durchdrang eine Klinge meine Brust. Diesmal will ich es richtig machen und mein Herz durchbohren. Ja, auch dich, Herz, denn du willst, daß ich dich verliere.
Hände halten mich fest - drücken mich zu Boden. Ihr tut mir weh - meine Schulter - mein Herz blutet.

Er wollte ihn erstechen. Er wollte ihn wirklich mit dem Messer erstechen. Mehrere Männer mußten ihn mit Gewalt zu Boden drücken, sonst hätte er ihn getötet.

Was redet ihr da? Engelsgesicht, wo bin ich hier?

Ich habe ihn zu euch gebracht, weil ich denke, daß er euch vertraut. Du bist sein Manager und Freund.

Er kann niemals mein Freund sein, wenn ich er sein will. Wo bin ich hier? Warum tragen mich meine Füße immer zu dir, Engelsgesicht? Weißt du, was ich tun wollte? Ich wollte dich und mich erlösen.
Ja, ich verstehe jetzt die Bedeutung seiner Worte, und es ist mir lieber. Ja, damals mit dem Auto - es war auch ein Unfall - kein Selbstmordversuch. Jetzt wollte ich meinen Freund, den ich tot nenne, mit dem Messer erstechen - nein, nicht mich - ihn.
Was sagst du, Herz? Sie will mich? Nein, sie kennt mich nicht.
Du darfst nicht meinetwegen weinen, Engelsgesicht.
(Warum gibst du ihr nicht deinen Körper, wie du ihn allen anderen auch gibst? Warum läßt du es bei ihr nicht zu?)
Sie drängt nicht wie die anderen, und ich weiß, wie sich die anderen quälen.
(Du quälst sie mit deiner Schönheit.)
Ich habe nie darum gebeten, geboren zu werden. Warum hat man mich nie danach gefragt? Herz, du weißt, wie oft ich schon sterben - leben - wollte. Wie kann ich die Menschen jemals verstehen?
(Du hast schon immer zu den Herzen der Menschen gesprochen. Weißt du nichts mehr über die Gespräche, die zu nichts führen?)
Ich weiß, ich spüre die Herzen der Menschen - ihre Leere, die zu nichts führt. Leere kann ich nicht verstehen.

Warum weinst du in der Nacht? Warum hört er deine Schreie?

Es sind böse Träume. Ich bin nicht einsam. Was willst du denn hören? Ausgerechnet du, in dessen Arme sie liegt, die Arme, die meine sein sollten. Was willst du hören?

Die Wahrheit!

Du würdest sie in ihrer Nähe nicht ertragen. Meine Hände sind ihre. Willst du sehen, wie meine Hände ihre werden? Sie berühren meine kleine Schlange und streicheln die Dornen weg.

Bist du verrückt geworden? Pack deinen Schwanz ein und mach deine Hosen zu!

(Frag sie, ob sie deinen Schwanz will!)
Warum treibt ihr mich dazu, euch mein Herz zu zeigen? Ihr könnt nicht verstehen, daß nichts so ist, wie es scheint. Jetzt schäme ich mich, weil ich mir eure geborgte Liebe nahm.
Ich habe euch nur gezeigt, wie meine Hände ihre werden. Ihr wolltet meinen Traum sehen.
Hast du wenigstens meinen Traum gesehen, Engelsgesicht? Hast du meine tiefste Sehnsucht gespürt, die jedesmal über mich kommt, wenn du in meiner Nähe bist? Weißt du, wie es ist, wenn ein erwachsener Mann noch nie die Liebe gefühlt hat, die ihn beschützt? Nein, ich bin noch ein Kind.
Verzeiht, daß ich lebe - daß ich existiere. Verzeiht, daß ich mich nicht gewehrt habe, als der Engel fiel. Laßt mich gehen. Es ist besser, wenn ihr mich nicht seht. Ich will nur mehr vom Spiegel gesehen werden...


Der Doktor kommt in meine Wohnung. Ihm kann ich alles sagen. Es ist egal, wie schwer die Verletzung meiner Schulter ist. Das Innere mußt du heilen, Doktor!

Er hat einen Schlüsselbeinbruch. So hart haben sie ihn zu Boden gedrückt.

Sie drücken mich immer hart zu Boden. Ist es nicht das, wofür ein Freund da ist? Du mußt das Innere heilen, Doktor.

Warum hast du ihnen nicht gesagt, daß du dir das Messer selbst ins Herz stoßen wolltest?

Ich hatte Angst vor ihren Mitleid. Mein Selbstmitleid ist schon so groß. Ihr Mitleid würde mich erdrücken.

Selbstmitleid?

Meinst du auch, daß ich nichts fühlen kann, Doktor? Ich bin wirklich am Ende, und sie sehen das nicht. Manchmal kann ich an nichts anderes mehr denken, als an Angst, Schmerz und Einsamkeit, und manchmal fühle ich nur mehr meine Musik, wenn ich für das Engelsgesicht Lieder schreibe. Soll das wirklich mein Leben sein? Soll ich alles andere vergessen?
Und immer wieder schreie ich in meinem Herzen nach Liebe, die mich beschützt. Niemand hat verstanden, daß meine Hände ihre waren. Es war gut so.

Wirst du jetzt schlafen?

Ja, ich habe keine Angst mehr vor meinen Alpträumen, die mich jede Nacht quälen. Weißt du, daß sich Tag und Nacht für mich nicht ändern?

Niemand kann im Traum Schmerzen fühlen.

Ich kann es, und du weißt, daß ich anders bin. Ich glaube, es ist der Fluch meiner Ausstrahlung. Es ist nicht leicht, wenn ich wieder aufwache. Ich weine und schreie, um mich in das Jetzt zurück zu schleudern. Meine Alpträume lassen mich vergessen, daß es das Jetzt gibt. Du kannst das Jetzt nicht begreifen, weil das Jetzt in Ketten liegt, die deine Handgelenke brechen. Nein, es ist nicht leicht, wenn die Nacht meine alte Vergangenheit ist und der Tag meine neue Vergangenheit ist, wo sie die Türe zusperren und ihre Partys feiern. Nein, es ist nicht leicht für mich, aber sag es mir nicht, sonst zerbreche ich am Selbstmitleid.
Weißt du, daß sich mein Herz gewehrt hat, als ich kämpfte? Es wollte, daß ich dem Engelsgesicht meinen Körper gebe, weil ich meinen Körper jedem gebe.

Es hatte recht.



Aufwachen - kein neuer Tag - kein neues Leben.
Schönes Mädchen, bist du wieder zurück gekehrt? Nein, du hast jemanden mitgebracht und sagst, daß er dein Freund und sie deine Freundin ist. Verzeih mir, daß du meinen Schmutz ertragen mußt. Sie reden wieder und sehen den Zauber in der Luft. Sie sagen, meine Augen beginnen zu leuchten, wenn sie das Engelsgesicht sehen.
Ich will ihre Worte nicht hören. Manchmal glauben sie, ich habe nur auf dich gewartet, schönes Mädchen. Niemand weiß, daß das Engelsgesicht schon immer in meinem Herzen war. Mein Körper schmerzt von Tritten. Ich weiß, daß meine schwarzen Flügeln auch treten können. Mein Freund, der mir den deutschen Dialekt beigebracht hat, warum willst du mich retten? Du kannst mich nicht vor meinem Herzen retten.

Doktor, habe ich Wahnsinn in meinen Augen? Sterbliche beobachten den Tag. Angst pflastert den Weg. Du brauchst dich nicht abmühen - die Hölle ist hier. Licht scheint in meine Augen - es macht mich blind. Nichts öffnet sich. Werden wir einen neuen Tag sehen? Nur Schmerz, was mich erwartet.
Doktor, habe ich Wahnsinn in meinen Augen? Du weißt, wie alleine ich bin. Kannst du mir sagen, was das scheue Reh im Korridor des Studios zu bedeuten hat? Das Engelsgesicht will einen Star aus ihm machen.
Das scheue Reh wollte meine Nähe nicht - aber jetzt hat es mich gesucht. Es war die Nacht, die ich schon immer wollte. Halte mich nur diese Nacht, und ich werde überleben.
Doktor, weißt du, daß das scheue Reh vergewaltigt wurde? Es wehrte sich und mußte dafür ins Gefängnis. Ist das Gefängnis wirklich dazu da, um Menschen, wie mich, vor anderen Menschen zu schützen? Ich bin kein Mensch, wie diese Männer, die das scheue Reh vergewaltigt haben. Ich gebe den Schmerz niemals zurück.

Es gibt auch Justizirrtümer.

Ich glaube, es gibt nur mehr Lügen am Ende des Regenbogens. Damals war das scheue Reh mein, als es nur mit Zärtlichkeit mein Herz berührte. Aber dann hat es meinen Körper genommen und sich selbst verloren.
Doktor, habe ich Wahnsinn in meinen Augen? Sie sagen, daß ich krank bin. Habe ich Wahnsinn im Kopf?
Das Engelsgesicht wartet. Es wird bald wissen, daß ich Wahnsinn in meinem Kopf habe.

Es ist ein Tumor.

Ich habe nicht gespürt, daß die Zeit Veränderungen gebracht hat. Alles zog an mir vorbei. Ich wußte nie, daß ich der Hauptdarsteller bin. Nur die Musik zeigte mir, daß ich lebe.
Das scheue Reh ist bei mir. Sie sagen, daß sie meine Freundin ist. Manche sagen, sie wird die letzte sein. Niemand weiß, daß du es bist, Engelsgesicht. Mein Herz wollte dir schon immer meinen Körper schenken. Mein Herz kennt den Tod. Nein, ich bereue nichts. Ich hätte niemals gewollt, daß ich deinen Körper beschmutze. Nur meine Lippen - meine Zunge - sie haben dir die Wahrheit gesagt. Jetzt kannst du meine Lippen in dir fühlen. Du fühlst auch den Tod. Ich kann das Mitleid in deinen Augen sehen, Engelsgesicht. Das scheue Reh hat mir gesagt, daß du mich liebst. Dein Beschützer sagte es mir auch. Er stellte Bedingungen - Bedingungen der Liebe. Liebe hat keine Bedingungen, Engelsgesicht. Kann er dich wirklich beschützen?
Morgen ist die Operation.

Die ganze Welt betet für dich.

Meinst du, daß Gott für den Wahnsinn in meinem Kopf verantwortlich ist?

Du mußt daran glauben, daß du wieder gesund wirst.

Will ich gesund werden? Will ich so werden, wie ihr? Nein, ich bin nicht mehr traurig über den Wahnsinn in meinem Kopf. Es ist wenigstens nicht diese Leere, die ich immer um eure Köpfe gesehen habe.
Wenn ich nach der Operation aufwache, kann ich tot sein - leben. Was nennen sie tot? Es ist auch möglich, daß ich mich nie wieder bewegen kann und niemanden erkennen kann. Engelsgesicht, du bist in meinem Herzen. Dich werde ich immer erkennen.
Aufwachen - neues Leben. Warum freut ihr euch? Was bedeutet euer Lachen - eure Tränen?

Du bist so lange im Koma gelegen, daß wir dachten, du wirst nie mehr richtig leben.

Was ist richtig leben? War ich nicht schon immer im Koma? Doktor, habe ich noch immer Wahnsinn in meinen Augen?


Scheues Reh, ich kann es in deinen Augen sehen - ich habe es schon immer gesehen. Du hättest mich nur halten dürfen. Aber ich konnte es dir nicht sagen. Mein Vater ist noch immer zu weit weg.
Doktor, siehst du, wie sie mich gequält hat? Sie hat gefragt, warum ich mich nicht wehre, obwohl sie so schwach ist. Sie versteht nicht, daß mein Herz viel schwächer ist. Doktor, was fühlst du, wenn du meine kleine Schlange in deinen Händen hältst?

Ich verarzte dich nur.

Sie hat Dornen in meine kleine Schlange gesteckt. Siehst du meinen blutigen Samen? Willst du meinen Körper noch immer nicht?

Du weißt, daß ich keine Kinder mißbrauchen kann.

Wir sind Sterbliche - keine Kinder mehr.

Du hast nichts mit ihr zu schaffen. Sie ist nicht dein Engelsgesicht.

Doktor, manchmal glaube ich, daß du mich wirklich verstehst. Ich war nur neugierig auf das scheue Reh und seine Stimme, weil das Engelsgesicht einen Star aus ihm gemacht hat. Das scheue Reh macht Musik, wie ich.


Kannst du meine Aufregung fühlen, wenn du in meiner Nähe bist, Engelsgesicht? Kannst du fühlen, daß mich dann nur mein Herz vertritt? Es ist niemand da, wenn du den Raum betrittst. Nur wir beide, wie wir über eine Blumenwiese laufen.
Du bist so anders heute, Engelsgesicht. Deine Worte sind ihre Worte - trotzdem kann ich dich verstehen. Spürst du auch nicht, daß sie da sind? Spürst du das scheue Reh und meinen Freund, der mir den deutschen Dialekt gelernt hat, nicht?
Da ist ein Gefühl in mir, das ich nur annähernd spüren kann, wenn ich meine kleine Schlange selbst berühre. Das Gefühl erdrückt mich. Es umhüllt mich und läßt mich alles um uns vergessen. Du neigst dich vor, und ich kann deine weiche Haut sehen. Nie hätte ich gedacht, daß es deinen Körper wirklich gibt. Er ist die Liebe, die mich beschützt. Aber ich kann in deinen Augen sehen, daß du nicht verstehst. Ich kann es an deiner Hand fühlen. Du hast zu viel von ihren Worten in dir, Engelsgesicht.

Sie sagen, daß das Engelsgesicht nun seine Frau wird. Sie ist zu ihm zurück gekehrt. Auch das scheue Reh ist wieder zu mir zurück gekehrt. Es hat mich nur kurz verlassen, weil der Freund, der mir den deutschen Dialekt beigebracht hat, meinen Körper wollte.
Mein Herz ist schwerer denn je. Niemand kennt den Schmerz, wenn du deinen Traum für immer verlierst. Es geschieht zu viel, um verstanden zu werden.
(Sie hat dich nie geliebt. Sie hatte immer Angst vor dir.)
Es ist nicht leicht, daran zu denken, wenn du vor mir sitzt, Engelsgesicht. Sie haben uns alleine gelassen. Jetzt kann ich die Angst in deinen Augen sehen. Keine Angst. Wirst du ihn wirklich heiraten?

Verzeih mein unhöfliches Schweigen.

Deine Augen sagen mir mehr. Ich weiß, du spürst Verbundenheit, wie ich. Ich muß es nicht sagen - nur meine Hand ausstrecken. Komm her zu mir.
Herz, warum übernimmst du die Macht?
Kann meinen Kopf nicht mehr fühlen - meine Vorsätze haben mein Herz verhüllt - mein Herz steht im Vordergrund, wenn wir beide den Raum ausfüllen und ich seine Wände endlich berühren kann. Es sind nicht die Wände des Raums - es ist deine Haut, Engelsgesicht - Maria - mein Mädchen. Keine Worte können das Gefühl ausdrücken, wenn mein Körper nun endlich deinen bedeckt.
Was machst du mit mir?
Es ist mehr als die Liebe, die mich beschützt. Herz, was tust du? Herz, warum hast du dich über mich gestellt?
Verwirrung - ich kann es nicht benennen - nur so ähnlich - Gefühle, stärker als Naturgewalten.
Wo ist das Leben, das früher bei mir war? Keine Worte - nur mehr Gefühle. Kleine Schlange, wo sind deine Dornen? Engelsgesicht, was machst du mit meinem Herzen? Ich weiß, einmal wirst du es mir brechen. Ist es jetzt? Jetzt, wo du gehst? Nein, lehn dich an mich, - meine Schulter ist stark genug. Geh nicht weg! Laß mich nicht alleine mit diesen Gefühlen, die ich zum ersten Mal erkenne!

Nur um die Ecke. Da wohne ich.

Nur um die Ecke - ein paar Stufen zum Himmel. Einsamkeit nach all diesen Gefühlen. Ist es jetzt, wo mein Herz bricht?
Scheues Reh, siehst du meine Tränen? Es ist kalt in dieser Nacht. Es war nicht mein Herz - diesmal war es mein Körper, der sich in ihren drängte. Hast du es gefühlt, scheues Reh? Bald wird sie seine Frau.


Du siehst nicht aus wie eine Braut, Engelsgesicht. Du willst nur glücklich aussehen. Ich will nicht deuten, was ich in deinen Augen sehe.

Du darfst die Braut küssen.

Es ist mir schon schwer genug gefallen, hierher zu kommen. Kein Kuß kann das Herz wieder zusammen flicken. Du hast es gebrochen, Engelsgesicht. Wir beide haben es gebrochen, weil es sich über mich gestellt hat und das Versprechen gebrochen hat. Gebrochene Versprechen sind gebrochene Herzen. Es ist wie ein Abschied für immer.
Mein Herz ist nicht mehr bei mir, mein Freund, der mir den deutschen Dialekt beigebracht hat. Es ist nicht mehr wichtig, was geschieht. Es ist nicht mehr wichtig, daß ein lustiges Mädchen bei uns ist. Es ist nicht mehr wichtig, daß ich die Liebe meines kleines Sohnes nicht fühlen kann. Das Engelsgesicht hat mein Herz mitgenommen.
Leb wohl, mein Herz - jetzt hast du es geschafft und mich für immer verlassen.


Mein Herz klopft an. Für einen Moment will es zurück kommen. Was macht ihr hier, wenn ihr auf Hochzeitsreise sein solltet?

Du hast alles kaputt gemacht! Du Hexe! Du Hure!

Ich will nicht mehr daran denken, wie oft Teile meines Herzens zerbrochen werden. Vater, im größten meiner Schmerzen, sag mir meinen Namen! Vater, bevor ich sterbe, will ich meinen Namen kennen!
Nein, ich darf nicht sterben - nicht den Bräutigam zum Mörder machen. Der Mörder liegt vor euch.

Für uns ist es das Beste, wenn wir uns nie wieder sehen.

Fragt mich nicht, warum es so weh getan hat. Laßt mich den Tod - das Leben - fühlen - nur für einen Moment.
Scheues Reh, du solltest bei ihm sein - seine Arme sind stärker - so stark, wie die Arme des Bräutigams, in denen sie liegen sollte. Sie liegt nicht mehr in seinen Armen. Ich habe sie beschmutzt. Nun will er sie nicht mehr. Meine Nähe zieht alle in die Hölle. Laßt mich den Tod - das Leben - fühlen. Keine Gedanken mehr - keine Gefühle - nur einmal noch. Komm her zu mir. Nur noch einmal - ein aller letztes Mal.


Tournee
Spürst du, daß ich in deinem Blut lebe? Spürst du, wie ich, das Klopfen unserer Herzen, die sich nie wieder loslassen werden?
Hast du ihre Worte gehört, Engelsgesicht? Es waren immer ihre Worte - niemals meine.
(Jetzt will ich eine Blondine mit Riesenbrüsten.)

Ich bin deine Blondine mit Riesenbrüsten.

Du hast mich nicht verstanden, Engelsgesicht. Ich werde dich in meine Hölle ziehen. Du wirst die schwarzen Flügel mit den Dornen erkennen.
(Du kannst nicht lieben!)
Engelsgesicht, hörst du ihre warnenden Worte?
(Du hast die Bilder um meinem Kopf nie sehen wollen!)
Engelsgesicht, hörst du ihre warnenden Worte?
Es wird das Tor zur Hölle werden, wenn ich diese Tür jetzt öffne.

Mit dir ist es wie in einer anderen Welt.

Es ist eine andere Welt, Engelsgesicht - es ist die Hölle.
Was du alles von mir wissen willst! Zum ersten Mal kann ich lachen, ohne traurig zu sein.
Denkst du noch an ihn, der nur kurz dein Bräutigam war? Mein Herz hat sich zwischen euch gestellt. Glaube mir, ich wollte es nicht, aber ich konnte es nicht verhindern. In dem Moment, als wir beide alleine waren, hast du mir alles genommen. Du wolltest es ebenso und konntest es auch nicht verhindern.
Warum bist du stolz? Weil mich die ganze Welt liebt? Engelsgesicht, weißt du nicht - nur einer dieser ganzen Welt, und ich wäre nie mehr einsam. Du verkennst mich, mein Mädchen. Es gibt keinen Star.
Ich kann den Abgrund sehen, vor dem wir beide nun stehen. Wirst du diesen Anblick ertragen? Ich will die Worte in deinen Augen lesen, aber noch habe ich Angst davor. Ich werde so lange bei dir bleiben, so lange du mich willst - so lange die Dornen meiner kleinen Schlange verschwinden. Du kennst die Bedeutung nicht, - es ist eine andere, nicht ihre.
Ja, diese Nacht ist unsere. Nur das Jetzt zählt, und so soll es auch bleiben. Jetzt laß mich glücklich sein.

Du bist sehr einfühlsam. Das ist selten bei einem Mann.

Siehst du mich als Mann?

Als was siehst du dich?

Als Lebewesen. Ich kann nichts dafür, daß mir eine kleine Schlange gewachsen ist.

Sie gibt Gefühle, daß man sich wie in einer anderen Welt fühlt.

Das haben sie auch immer gesagt, aber aus deinem Mund klingt es anders, Maria - mein Mädchen.
Ja, ich bin ein Mensch männlichen Geschlechts.

Du bist verrückt. Verzeih, ich wollte dich nicht kränken.

Warum solltest du mich kränken? Deine Augen sagen mir mehr, als die Worte aus deinem Mund. Daran habe ich nicht gedacht, als du mich verrückt genannt hast. Nein, diese Irrenhäuser haben mir nicht geholfen. Sie haben alles nur noch schlimmer gemacht.

Haben die Therapien nicht geholfen?

Therapie nennt man das?


Die Erinnerungen holen mich ein. Das Spiegelbild zeigt den gefallenen Engel. Mein Mädchen, ich wünschte, du würdest in diesem Moment woanders sein. Nein, ich glaube auch nicht, daß sie die Schwester von diesen Männern war, die mir damals mein Bein gebrochen und mein Auge ausgestochen haben. Es ist vorbei, Engelsgesicht. Es ist alles vorbei, und doch sollte alles erst noch kommen.
Ich habe Angst, daß es die Vergangenheit wieder gibt. Jetzt wo wir zu Hause sind und du bei mir lebst, kann ich fühlen, daß du nur für diese Tournee gelebt hast. Meine Zweifel stechen mein Herz. War es ein Fehler, daß ich mir das Glück wünschte? Verwirrung, nennst du dich Liebe? Spürst du nicht, wie ich unter diesem Schweigen leide, Engelsgesicht? Nein, ich mag es nicht, wenn ein Tonband zu mir spricht. Gebt mir Schmerzen, um mein gebrochenes Herz zu vergessen.
Nein, es war nicht das gebrochene Herz - es war die Zeit der Geduld. Wir haben die Zeit nicht wirklich erfunden Man kann sie in keine Kategorien einteilen. Man kann nichts in Kategorien einteilen. Die Zweifel werden so lange bleiben, bis du keine Angst mehr vor meiner schwarzen Seele hast.

Du bist gut.

Sprich nicht, wenn du die Bilder um meinem Kopf nicht sehen kannst. Manchmal tun deine Worte weh.

Gibt es eine Welt des Todes?

Worte - es sind nur Worte, Engelsgesicht. Der Tod wurde mit den Worten geboren und nähert sich mehr und mehr unseren Schultern. Nein, deine Worte tun nicht weh - es ist mein eigener Schmerz, mein Zweifel, der mich erkennen läßt, daß sie mich Dinge gelehrt haben, die ich nicht verstehen kann. Es ist nicht die Liebe, von der sie sprechen. Die wahre Liebe lebt in unseren Herzen, wie die Bilder um meinem Kopf.

Viele Rockstars haben sich schon als Filmschauspieler versucht.

Sie wird die Dornen meiner kleinen Schlange nicht spüren.



Los Angeles - Hollywood
Der Film ist Nebensache - diesmal weiß ich, daß ich der Hauptdarsteller bin.
Willst du meine Frau werden?
Wie würdest du es nennen, mein Herz?
(Willst du für immer mein Herz behalten?)
Keine Ringe - keine Papiere können jemals das Gefühl ausdrücken, aber deine Augen, wenn sie die Ringe sehen, Engelsgesicht. Das Leuchten deiner Augen ist der Wert unserer Ringe. Unbezahlbarer Schatz, den sie Gold nennen. Darf ich wirklich spüren, wie du mich wärmst, Engelsgesicht?

Ja, ich will deine Frau werden.

Du sagst, daß du diesen Tag nie vergessen willst. Du wirst ihn benennen - die Zeit fixieren.
Manchmal höre ich die leise Stimme meines Vaters. Ich bin wie er, Engelsgesicht. Auch er schöpfte seine Kraft aus dem Leben - der Liebe.
Einmal werde ich aus deinen Tränen süßen Wein machen. Du darfst niemals weinen - niemals meinetwegen.
Nennst du es wirklich den schönsten Tag deines Lebens, mein Mädchen?
Nimm diesen Ring und verliere nie das Leuchten deiner Augen.


München
Die Zeit verändert wieder. Sie läßt das Glück nicht zu. Freund, der mir den deutschen Dialekt beigebracht hat, warum wolltest du sterben?
Nein, bringt mich nie wieder zu ihm, wenn er um das Leben - den Tod - schreit.
Engelsgesicht, wo warst du so lange, während sie die Türe zusperrten und mich zu ihm brachten? Wäre es wirklich besser für ihn, wenn er gestorben wäre?
Mein Mädchen, die Tage waren lang ohne dich.

Ich verspreche dir keinen Rosengarten.

Woher hast du diese Worte? Rosen? Gib mir so viele Rosen, wie ich Dornen auf meinen schwarzen Flügeln habe. Wozu versprechen, wenn das Schicksal kommt, wie es kommen muß.
Manchmal tun deine Worte weh. Manchmal erschrecken mich deine Hände, wenn sie zu schnell zupacken.
Unsere Herzen sind eins, aber noch nicht die selben.
Es dürfen niemals Vorwürfe sein - niemals Vergebung, denn sie ist die schlimmste Rache. Lieben heißt, niemals um Vergebung bitten zu müssen.
Das Jahr der Geduld zeigt mir manchmal auch die Stimme meines Vaters. Mein Vater - erkenne ich dich wirklich?
Ich habe ihn gesehen - dort am Schrank ist er gestanden. Nein, ich laß mich nicht verrückt nennen.
Nein, ich habe nichts ausgelassen, mein Mädchen. Ich nenne das alles das Jahr der Geduld. Wir müssen immerzu lernen, um unsere Herzen zu verstehen. Ganz ohne Vergebung.

Wehre dich!

Nein, auch dir will ich den Schmerz nicht zurück geben, Freund, meiner Freunde der Musik.
Nein, ich habe nicht vergessen, daß neue Freunde der Musik bei uns sind. Ich will sie nicht benennen, denn ich kenne ihre Herzen. Freund, meiner Freunde der Musik, ich wollte dir den Schmerz nicht zurück geben. Sie haben mein Engelsgesicht gehalten. Es will nur von mir gehalten werden.
Nur der Schmerz läßt mich erkennen, daß unser Weg umsonst war. Ich hätte dich niemals in meine Hölle ziehen dürfen. Schmerz, mach mich ohnmächtig.
Das Jahr der Geduld - der Weg war umsonst.
Du siehst kein Messer, mein Mädchen. Es ist nur der Todesengel, der dich vor mir beschützt. Nein, ich habe keine Tochter.
(Ich habe keinen Sohn!)
Worte, so hart - tun weh. Ja, ich weiß, ich fühlte das Glück, als unsere Tochter geboren wurde, aber damals war noch das Jahr der Geduld. Jetzt weiß ich, daß der Weg umsonst war. Es ist kein Messer, mein Mädchen.
Unsere Wege haben sich nur gekreuzt. Da bin ich nun, um zu beobachten, wie du fällst, meine Liebe. Liebe kennt keine Regeln - Einsamkeit ist ein sanfter Weg. Liebe, sterbend von Stunde zu Stunde, wo du weißt, daß du sie brauchst wie eine Droge. Nein, es war nicht deine Hand, die meine Hand gebrochen hat.

Wehre dich!

So lange kennst du schon meine Augen, aber du hast sie niemals erkannt. Wie fremd deine Stimme klingt - sie schreit in mir. Manchmal war ein Leuchten in deiner Stimme. Jetzt weiß ich, daß ich dir meine schwarze Seele niemals zeigen kann. Laß sie mich mitnehmen, mit dem Todesengel, mein Mädchen.
Der Todesengel hat keinen Platz, jetzt wo die Frau da ist, die wie eine Mutter für mich ist. Sie hat sich auf mich gestürzt und den Todesengel vertrieben.
Liebst du mich?
Wie bitter diese Worte aus meinem Mund erklingen. Kein stolz erhobener Kopf - geknickt und alt schleppe ich mich auf allen Vieren vor deine Füße.
Liebst du mich noch?


Fuerteventura
Keine neue Umgebung kann das Herz verändern, Engelsgesicht. Ich weiß, du nennst sie nicht mehr Freunde, seit du erkannt hast, daß sie die Dornen meiner schwarzen Flügeln sind und sie meine alte Vergangenheit zur neuen Vergangenheit machen. Ich habe den Todesengel nicht gesehen, der den Freund meiner Freunde mitgenommen hat.

Ich habe deine Hand gebrochen.

Weißt du, daß ich es nun zum ersten Mal wage, wirklich in deine Augen zu sehen und den tiefen, braunen See zu erforschen, mein Mädchen? Das Leuchten war immer da, aber tief dahinter - das Vertrauen, das ich nie zu sehen wagte. Ich weiß, sie haben dich geweckt - sie haben dich neugierig gemacht auf meine schwarze Seele. Jetzt sind wir beide bereit, obwohl wir wissen, wie weh es tut.
Niemand sieht, wie ich mich wehre. Niemand sieht, wie ich lerne. Siehst du es in meinen Augen, mein Mädchen?
Die Zeit der Geduld war schwer, aber jetzt erkennen wir sie wirklich. Ich werde dir meine Vergangenheit zu Füßen legen. Es ist nicht der Schmerz, weswegen ich so zögere. Ich habe es noch nie so ausgesprochen, wie jetzt. Ich muß erst lernen, meine Gefühle von damals in Worte zu fassen. Manchmal konnte ich sprechen, ohne zu fühlen. Aber dir will ich die Wahrheit sagen und meine Gefühle in Worte fassen, so gut es geht.
Die Dunkelheit meiner Kindheit - es war der Dachboden. Die Dornen meiner schwarzen Flügeln - es waren die Peitschen, die Ketten, das Heroin, mein verkaufter Körper. Es war nicht Verkaufen. Verstehst du das System? Laß uns jetzt nicht aneinander vorbei reden, mein Mädchen. Ich habe nie etwas verkauft. Du kannst keine Träume verkaufen.

Hast du nie geliebt?

Meine Liebe war tief in meinem Herzen. Ich glaube, niemand wollte meine Liebe - nur meinen Schwanz - meinen Körper. Es war die Angst vor der Einsamkeit, mein Mädchen. Manchmal war es ein Schutz, wenn sie über uns beide gesprochen haben und den Zauber in der Luft gesehen haben.
Siehst du noch immer den Star in mir, mein Mädchen?

Du hättest dich nicht verstecken dürfen.

Mein Herz hat sich versteckt.
Wie ist mein Name, Vater? Wie nennst du mich?

Die Erscheinung war nicht dein Vater. Die Erscheinung ist böse.

(Du bist böse!)
Vater, wie ist mein Name?
Das Jahr des Glaubens und des Vertrauens ist vorbei. Hole es nicht wieder zurück, mein Mädchen. Spürst du nicht die Stimmen unserer Herzen, die unter deiner Brust leben?
Du hast eine weiße Seele, mein Mädchen. Du kennst den Schmerz nicht, wie ich. Ich kenne alle Leiden dieser Welt. Nein, kein Masochist - es war einfach nur das Leben, wie es für mich Bestimmung war.
Einmal glaubte ich, gefallene Engel haben keine Mütter. Wie oft habe ich meine Mutter gesucht. Jetzt hat sie mir geschrieben. Sie will uns beide sehen, weil mich ein Wesen aus einer anderen Welt bedroht.

Glaubst du wieder an ein neues Leben?

Langsam erkennst du meine schwarze Seele. Kein neues Leben kann das Herz verändern.
Mein Spiegelbild hat sich verändert. Es ist das Zeichen für ein wahres, neues Leben. Nein, ich fühle mich nicht schön, aber ich kann dir nicht sagen, daß ich Hörner auf meiner Stirn, Schlangen auf meinem Kopf und schwarze Flügel mit Dornen auf meinem Rücken gesehen habe. Ich kann dir nicht zumuten, so ein Wesen zu lieben.
Langsam werden die Flügel weich und weiß. Ich spüre die Dornen nicht mehr.

Ist es wirklich ein Fluch? Der Fluch kommt von der Erscheinung.

Manchmal wünschte ich, es wäre mein Vater. Aber Herzen können niemals lügen. Damals wollte ich auch meine Mutter finden, und ich wußte, ich hätte sie in jeder Frau gefunden. Aber diese Frau verkaufte mich.
(Diese Erscheinung will dich auch verkaufen - an den Satan!)
Weißt du, daß es kein Gut und Böse gibt? Wir sind unsere Herzen. Alles ist, wie es ist. Nur deshalb finde ich das System am Ende des Regenbogens, wo nur Lügen sind.

Aber du lebst von diesem System. Du bist reich und kannst dir alles leisten.

Man hat mir diesen Reichtum unterschoben - es war niemals mein Herz. Ich kann meine Träume nicht verkaufen.
Es bedeutet mir nichts, was sie teuer nennen.
Unser großes Haus in München - diese Villa auf Fuerteventura - das viele Geld - unsere Tochter wird Zeit haben, ihr Herz zu finden, wenn sie nicht für das System arbeiten muß. Das System ist nicht Natur. Die Natur kommt ohne uns aus, aber wir nicht ohne Natur. Sie sind blind, weil sie ihr Herz vergessen haben. Sie nennen alles teuer, aber sie erkennen den wahren Wert nicht. Hast du das Bild um meinem Kopf damals gesehen, als ich dir die Ringe gab? Das Leuchten deiner Augen ist der wahre Wert. Du weißt nicht, was es für mich bedeutet, wenn mir das Spiegelbild ein Lächeln schenkt. Sie erkennen den wahren Wert des Herzens nicht. Sie haben ihr Herz auf der Suche nach dem Ende des Regenbogens verloren. Es gibt keinen Regenbogen, mein Mädchen. Der Regenbogen ist ein Kreis. Einmal wirst du begreifen, wie schwarz meine Seele wirklich ist.
Es ist ein Zauber, wenn du versuchst, unsere Liebe mit deinen Worten zu beschreiben. Aber es ist nur annähernd das Gefühl. Es sind unsere Herzen, die sich vereinigen. Herzen haben keine Geschlechtsteile. Du nennst es Heiligkeit. Kannst du verstehen, warum ich damals mit diesem Gefühl nicht klar kam?
(Er wurde in seiner Kindheit zu oft vergewaltigt und kann Sex nicht verstehen.)
Der Engel wird weiß, mein Mädchen. Deine Liebe reinigt ihn. Jetzt ist es die Liebe, die mich beschützt - mich reinigt - mich heilt - mich rettet. Verstehst du die Gefühle des Engels, der den langen Sturz überlebt hat?

Du bist anders.

Anders, wie jeder anders ist, der sein Herz nicht verloren hat.

Sie alle haben ihre Herzen verloren. Du bist der einzige.

(Du wirst der eine sein!)
Wie ist mein Name, Vater?
Heiligkeit - die Kirche weiß nicht wirklich, daß sie im Recht ist, wenn sie den kalten Sex der Menschen verurteilt. Sie weiß nicht wirklich, daß die Menschen und auch sie selbst, das Herz verloren hat. Die Kirche gehört zu den Menschen, mein Mädchen. Niemand hat das Recht zu verurteilen - nicht einmal die Kirche, denn sie weiß nicht, daß sie wirklich im Recht ist. Sie kann unsere Heiligkeit nicht erkennen. Weißt du, daß die Religion eine Stütze der Menschen ist? Die wahre Religion ist nur in den Herzen. Alles Wahre ist in den Herzen.
Erkennst du jetzt ein bißchen meine schwarze Seele, die langsam weiß wird?


Cadiz
Meine Augen haben schon immer mehr gesprochen, als mein Mund. Du wolltest die Bedeutung nie sehen, mein Mädchen. Aber jetzt, wo du meine schwarze Seele, die langsam weiß wird, ein bißchen erkennst, siehst du auch die Bilder um meinem Kopf - die Gesten meiner Augen.
Ja, ich mag deine Tante. Sie hat offene Augen. Nur wenige Menschen haben offene Augen. Sie hat auch ein offenes Herz, denn sie erkennt ihre Aufgabe. Sie hat eine Tochter, die nicht ihre Tochter ist. Sie wird ihre schwarze Seele weiß machen. Deine Tante mag es, wenn meine Stimme ihre Sprache spricht. Ich werde ihr einmal mit meiner Musik sagen, wer du für mich bist, mein Mädchen.
(Lotusblume - noch nie habe ich jemanden so geliebt, wie dich - noch nie habe ich an meine eigene Philosophie geglaubt - noch nie hatte ich einen Guru - ich werde nie leugnen können, daß nur du mein Favorit bist - Lotusblume.)


Es ist schön, das Strahlen der Augen unserer Tochter zu sehen, wenn die Kerzen des Weihnachtsbaums brennen. Erkennst du den wahren Wert? Weihnachten - was war es damals für mich? Damals, als sie mich auf den Dachboden sperrten - damals, als sie mich im großen Haus in Wien zurück ließen - damals, als ich mir wünschte, nur einer dieser ganzen Welt, und ich wäre nie mehr einsam. Es ist die Bedeutung des Weihnachtsfests. Wir leben jetzt und sehen jetzt das Strahlen der Augen unserer Tochter. Selbst deine Tante kann Kinderaugen bekommen, mein Mädchen. Ist es nicht mehr ein wahres Geschenk, als das Geschenk von ihr, das von fremden Händen geschnitzt wurde, die wir niemals kennen werden? Sagt dir der Name Jesus wirklich etwas? Hast du damals gelebt, als er auf der Erde seine Wunder vollbrachte? Waren es wirklich Wunder, oder nur sein Herz, das die Kraft der Liebe und des Lebens erkannt hat? Nur der wahre und überzeugte Glaube kann Kraft geben. Nein, es ist auch nicht diese Bedeutung. Es sind wirklich nur die Augen unserer Tochter, deiner Tante und deine Augen, mein Mädchen. Ich liebe das Leuchten - es wärmt mich.
Spürst du mein Drängen? Gerade in dieser Stunde, wenn unsere Augen strahlen, spüre ich die leise Stimme meines Vaters - das laute Rufen meiner Mutter. Es ist Zeit, meinen Ursprung zu erkennen.


München
Der Brief in meinen Händen rechtfertigt mein Drängen. Es ist Zeit, meinen Ursprung zu erkennen.

Rumänien
Es ist nicht die Dunkelheit, die ich damals spürte. Der Weg war nicht weit - viel weiter war mein Drängen.

Eile, mein Sohn!

Hörst du das Rufen meiner Mutter? Sie nennt mich nun ihren Sohn.
(Ich habe keinen Sohn!)
Es sind nicht die Worte, die ich gerne sagen würde, Mutter. Ich habe dich ebenso in meiner Musik gesucht, wie das Engelsgesicht. Ihr beide wart schon immer in meinem Herzen. Dem Schicksal kann man nicht entrinnen, Mutter. Niemand hat Schuld. Keine Lügen mehr - keine Vorwürfe mehr.
Willst du wirklich mit uns kommen, Mutter? Nein, es gibt keine Beweise für Liebe - es ist das Schicksal, daß sich unsere Bausteine richtig zusammen fügen. Du wirst die Liebe meines Vaters wieder finden. Ich höre jetzt seine Stimme, die nicht mehr so leise ist.


München
Deine Worte, Mutter - es ist, als habe ich sie schon oft gehört.
(Du wirst der eine sein - du wirst sie anführen.)
Ich habe es immer gewußt, aber ich konnte die Bedeutung nie verstehen. Es ist nicht verstehen - es ist fühlen.
Verwirrung? Es ist viel mehr, mein Mädchen. Du weißt, ich kenne alle Qualen dieser Welt.

Nur noch einmal Schmerzen, mein Sohn. Nur noch einmal, bis du den falschen König besiegt hast.

(Die Erscheinung war der falsche König von der Leuchtenden Welt. Du stammst von der Leuchtenden Welt. Dein Vater war der richtige König. Du ist sein Nachfolger. Du wirst der eine sein.)
Keine Angst, Mutter - Rache war nie mein Fall. Ich will auch nie Vergebung - kenne Verzeihen nicht. Es gibt nie etwas zu verzeihen - es wäre die schlimmste Rache. Weißt du nicht, daß ich sonst mein Herz verloren hätte?

Du bist ein Leuchtendes Wesen. Dein Vater starb durch die Hände der Menschen, die der falsche König beeinflußt hat. Du wurdest von Menschenhände gequält, die der falsche König beeinflußt hat.

Ich wußte schon immer, daß Herzen immer gut sind.

Es war der Fluch des falschen Königs.

(Es war niemals deine Ausstrahlung. Diese Ausstrahlung haben nur Leuchtende Wesen. Aber du bist mehr. Du wirst der eine sein.)
Die Einsamkeit - die Dunkelheit. Erkennst du meine Gefühle von damals, als es begann? Ich sah einen Engel fallen - ich sah ihn hinabstürzen in die unendliche Finsternis. Das Spiegelbild war der falsche König. Das Spiegelbild hatte Hörner an der Stirn - Schlangen auf dem Kopf - schwarze Flügel mit Dornen auf dem Rücken. Jetzt erkenne ich die wahre Bedeutung. Es waren niemals die Menschen - es waren die Dornen der schwarzen Flügeln - die Schlangen des Kopfes. Herzen können niemals lügen, Mutter.
Vater, wie ist mein Name?


Leuchtende Welt
Herz, spürst du auch den Schmerz?
(Du brauchst mich jetzt.)
Wirst du mir wieder neue, tiefere Stellen zeigen, die ich bis jetzt nicht erkennen konnte?
(Du wirst endlich meine wahre Kraft erkennen.)
Ich kenne alle Qualen dieser Welt. Auch dein glühendes Eisenrad und die unzähligen Speere in meinem Fleisch können diese Kraft nicht brechen, falscher König.
Wer bist du, falscher König? Was hältst du in deiner Hand? Ja, ich weiß, ich darf meinen kleinen Sohn nicht sehen - diesmal darf ich ihn noch weniger sehen. Der Todesengel mit der Sense - der Todesengel mit den schwarzen Flügeln, an denen spitze Dornen sind.
Vater, wie ist mein Name?

Manowar, König des Universums!

Vater, deine Stimme in mir.

Töte ihn!

Vater, ich kann ihn nur erlösen. Der Donner umhüllt mich - die Flut kommt ohne Warnung.

Töte ihn!

Vater, wo bist du? Vater, wo bin ich?


München
Es ist dunkel im Raum. Ich kann ihn nicht mehr berühren. Schmerz - mein erster Begleiter - erlöse mich.
Mein Mädchen, wo bist du?
Es ist dunkel. Nur deine Liebe kann mich beschützen. Es gibt keinen gefallenen Engel mehr. Die schwarzen Flügel wurden gebrochen und sind durch weiße ersetzt worden. Mein Spiegelbild - jetzt zeigt es mir wieder den Engel. Nein, mein Mädchen, niemals könnte ich dir zumuten, einen gefallenen Engel zu lieben. Wo sind die Dornen, die mich noch immer quälen.

Der falsche König hat seinen letzten Rachefeldzug gestartet.

Kennt ihr meinen Namen? Mutter, ich habe ihn gesehen. Er hat meinen kleinen Sohn mitgenommen. Der Schmerz ist zu groß. Meine Gedanken verwirren mich. Manowar....


Neuer Tag - neues Leben.
Nennst du mich wirklich gesund, mein Mädchen. Ja, deine Liebe hat mich beschützt und die Schmerzen von mir genommen, die mir der falsche König in seiner letzten Stunde gegeben hat.
Nein, ich bin nicht wirklich traurig, mein Mädchen. Es ist die Verwirrung - die neue Kraft in meinem Herzen. Warum kann mir niemand helfen?

Wie sollte man dem großen König des Universums helfen können?

Großer König des Universums? Mutter, noch vor kurzem war die Welt für mich so klein. Ich hatte nur mein Herz. Ich werde immer nur mein Herz besitzen. Ihr verkennt den großen König.
Schicksal, warum bist du so grausam? Welche Worte liegen nun in meinem Herzen? Worte ohne Bedeutung - der Todesengel - das Grab meines kleinen Sohnes. Ich kann den Raum nicht ermessen - niemals unsere Gäste, die mit mir trauern wollen. Habt ihr gefühlt, daß es den falsche König jetzt nicht mehr gibt? Ihr dürft es noch nicht wissen. Manchmal weiß ich es selbst noch nicht.
(Du wirst sie anführen.)
Wer gibt mir die Antworten?
(Du findest sie im Stein der Könige, der verborgen auf der Leuchtenden Welt nur für dich existiert.)
Ist es nur ein Sinnbild, oder wirklich nur ein Stein?
(Nur ein Stein?)
Herz, ich erkenne die Bedeutung. Nur ein Stein wird das größte Leuchten in meine Augen bringen. Das Spiegelbild wird endlich lachen. Sie kennen den König des Universums nicht. Warum tut es weh, wenn sie mich so nennen?
(Sie wissen nicht, daß dein Herz immer das selbe bleibt.)
Nichts kann das Herz verändern, wenn man es besitzt.
(Dein Herz bist du selbst. Spürst du nicht, daß du Selbstgespräche führst?)
Doktor, ich fühle, daß ich gehen muß. Der falsche König hatte dich nie in seiner Gewalt. Du hattest auch immer nur dein Herz. Einmal werde ich dein Herz führen, wenn du mich brauchst. Einmal werde ich deinen Körper halten und dich in die Ewigkeit führen. Danke, Doktor - du hast mein wahres Spiegelbild immer gesehen.
Laß mich alleine, mein Mädchen. Mein Herz hat dein Herz geprägt. Ich weiß, Entfernungen tun trotzdem weh, auch wenn unsere Herzen für immer zusammen bleiben. Leb wohl, Beschützerin meines Herzens.
Schmerz, mein ständiger Begleiter - du hast dich verändert. Du reißt mich hoch zu anderen Dimensionen, die ich noch nicht berühren kann. Man kann dem Schicksal nicht entkommen. Nenne es nicht Abschied - nenne es Anfang. Mein Freund, der mich Elfenwesen nennt, du hast meinen wahren Namen nun erkannt. Du nennst es Geheimnis. Mag sein, daß es so etwas ist, denn nicht alle dürfen es wissen. Meine Freunde der Musik werden es bald wissen und erkennen, was es bedeutet, der König des Universums zu sein.
Leb wohl, Mutter - Frau, die wie eine Mutter für mich ist, - meine Tochter, - mein Mädchen....


Leuchtende Welt
Es ist zu viel geschehen, Herz. Jetzt bin ich mit dir alleine. Welche Kräfte hast du noch in dir? Wie war es dir möglich, in andere Dimensionen vorzustoßen. Es war wie ein Flug in dunkler Nacht. Weißt du, daß du schon einmal hier warst, Herz.
(Dein Körper war im Sanatorium. Die Stimme hat mich zu dir zurück geholt.)
Mein Herz, das ist dein Ursprung. Mein Mädchen mag diesen Frieden nicht - die Leuchtende Welt. Sie hat sich zwischen uns gestellt.

Manowar, König des Universums.

Du nennst dich Mytras - Leuchtendes Wesen - du führst mich zu den anderen, die sich nicht vom falschen König blenden ließen. Wie kann man wahre Herzen blenden?

Wahre Herzen kennen das Böse nicht.

Es gibt kein Gut - kein Böse.

Du hast auch ein wahres Herz, Manowar.

Ich weiß, aber ich muß das Böse kennen lernen, um es zu besiegen. So steht es in der Prophezeiung.
Mein Mädchen, wo bist du?

Du wirst das Universum retten. Es ist deine Aufgabe. So steht es in der Prophezeiung, Manowar, König des Universums.

Nennt mich nicht mit diesem Namen. Er zieht das Böse aus mir hervor. Der gefallene Engel - das Urbild meines Seins. Mytras, wir beide wissen, was Leuchtende Wesen sind, obwohl du das Böse niemals so kennen wirst, wie ich. Es zieht mich hinab in die dunkle Schlucht des kalten Feuers. Ich kann den Schmerz wieder fühlen. Einsamkeit - Dunkelheit - Kälte - Schmerz - laßt mich los!

Du mußt die Prophezeiung zu ende lesen.

Ich habe sie in meinem Herzen. Kein Wort - kein einziger Buchstabe kann das Herz verändern.
Mein Weg des Herzens wird immer diese Welt sein, aber mein Herz sucht Schutz bei meinem Mädchen.
Dein kleiner Sohn und die zukünftige Königin Mytras werden einmal eine neue Ära beginnen. Ich fühle die Veränderung der Zeit. Die Zeit drängt. Fühlst du das Drängen?
Noch ist es dunkel. Stein, wo bist du? Engelsgesicht - mein Mädchen, lebst du noch?
Wo ist mein Herz? Es sehnt sich nach dir, mein Mädchen. Du bist der Weg meines Herzens. Der Stein der Könige wird mich zu dir zurück bringen.
Es war kein Schlaf - es war die Dämmerung des Lebens. Eine Höhle - die Höhle der Könige - sie wird einmal dein Platz sein, mein Mädchen. Jetzt stehen die toten Könige da - mein Vater. Vater, deine Stimme! Vater, der Stein!

Der Stein der Könige wird dir alle Antworten geben.

Jetzt ist es nicht mehr die Einsamkeit - jetzt ist es die Unruhe, die mein Herz lähmt. Die letzten Augenblicke, bevor sich der Stein in mein Herz preßt. Erwartung - Königin aller Freuden. Es ist immer die Erwartung, die das Herz erfreut - niemals der Besitz. Wir können nichts besitzen - nur unsere Herzen, die sich mit unseren wahren Träumen und unseren wahren Wirklichkeiten füllen. Nur dieses eine Mal darf ich es nicht bei der Erwartung belassen. Der Stein ist wie die Rückfahrkarte zur Erde - zu meinem Mädchen. Es muß erfüllt werden.
Der Stein der Könige gab mir Unsterblichkeit, mein Mädchen. Einmal wirst du mir folgen. Ich wußte schon immer, daß Engel niemals sterben - niemals fallen. Herzen sind immer unsterblich.
Ich werde meinen Freunden mein Herz zeigen und sie auserwählen. Es wird einen Kampf geben - einen alles entscheidenden Kampf, der die neue Ära sein wird. Wir beide haben die Kraft, mein Mädchen.
Manchmal kann ich die Zukunft fühlen. Einmal wirst du mir sagen, daß ich nur für diesen Moment gelebt habe, wenn der alles entscheidende Kampf ausgetragen wird. Es wird dein erster Satz der Wahrheit sein. Keine Fröhlichkeit, die du als den Humor eines Leuchtenden Wesens beschreiben wirst, kann das Drängen meines Herzens aufhalten. Ich werde nicht wirklich fröhlich sein, mein Mädchen. Erst die neue Ära wird dir mein Herz zeigen, wie es wirklich ist. Es wird ein weiter Weg, mein Mädchen.
Weißt du, daß der Tod mein eigentliches Schicksal war? Aber ich schlüpfte dem Schicksal aus der Hand und werde es einmal besiegen. Ja, du hast manchmal verstanden, daß ich manche Worte anders deute, als sie.
(Du bist anders.)
Jetzt spüre ich sogar ein bißchen Stolz in meinem Herzen. Hörst du mein Lachen, mein Mädchen? Ich bin deswegen nicht immer traurig, weil die neue Ära noch so lange auf sich warten läßt, aber auch nicht immer fröhlich. Mein Herz spürt das Drängen aller Lebewesen. Weißt du noch, als du damals nicht verstanden hast, daß alle für mich Lebewesen sind. Es kann keinen Unterschied geben - Mann - Frau - Kind - Tier - Pflanze - Stein. Wir können keine Götter sein - niemals - Götter sehen keine Engel fallen.
Langeweile? Niemals, mein Mädchen. Wenn das Herz das Drängen nicht mehr fühlt, wird es in Liebe und Frieden mit der ganzen Wahrheit fühlen. Es wird auch nicht alles das selbe sein. Nur unsere beide Herzen, mein Mädchen. Weißt du nicht mehr, als ich von Individualität sprach? Nichts kann so sein, wie das andere - alles ist, wie es ist. Gott ist eins, aber niemals das selbe - manchmal kann er auch nichts sein.
Trotz des Drängens auf die neue Ära wird mein Leben nicht blind an mir vorbei ziehen. Ich werde fühlen, wie unsere Kinder heranwachsen - wie ihre Kinder heranwachsen - unsere Freunde - die Kinder unserer Freunde - besonders die Zwillinge, unsere nächsten Freunde - der Apfelbaum der Liebe. Ich werde alle Antworten in meinem Herzen finden.
Leb wohl, Leuchtende Welt - neue Heimat der Ewigkeit.
(Engel haben kein Zuhause.)

München
Deine Arme, mein Mädchen - mein Zuhause. Ich bin wirklich wieder bei dir.
Spürst du das Klopfen unserer Herzen, wenn sie sich zuerst nur sanft berühren? Niemand versteht das Wort unserer wahren Liebe. Manchmal muß man auch den falschen Sinn ihrer Worte in den Mund nehmen. Du weißt, daß ich auf dieser Erde nur ein Rockstar bin. Weißt du, wie treu mein Herz wirklich ist? Wie verletzbar es wirklich ist?

Du bist ein Rockstar, der viele Geheimnisse in sich trägt. So etwas, wie du, war noch nie da.

Ich weiß, wie sie es nennen. Kennt ihr nicht die Perlenkette des Lebens? Keiner von uns ist um einen Schritt weiter vorne, oder zurück. Erkennt die wahre Bedeutung, wo ihr doch euer Herz so nah fühlen könnt.
Nein, mein Mädchen, es ist nicht die plötzliche Verwandlung vom kleinen, mißhandelten Jungen zum großen König des Universums. Du überschätzt mich - aber das ist nun mal deine große Liebe. Namen haben keine Bedeutung. Es ist nur meine Aufgabe, das Schicksal zu besiegen.
Euer Lob ist nicht gerecht, Freunde - ihr kennt die wahre Gerechtigkeit nicht. Der kleine, mißhandelte Junge - der gequälte, junge Mann auf der Suche nach seiner Beschützerin - der König des Universums - es ist ein und das selbe Herz. Erkennt ihr es nicht wieder? Ihr überschätzt mich - aber das ist nun mal eure große Liebe.


Nichts kann die Zukunft sichern, wenn das Schicksal noch nicht besiegt ist. Du kannst mich nicht Meister des Schicksals nennen. Es tut nicht weh, wenn man weiß, daß man das einzige Wesen seiner Art ist. Ich bin kein Mensch - kein Leuchtendes Wesen - ich bin der eine....
Der Tod ist für dich nur das Tor zu einer anderen Dimension, mein Mädchen. Auch für dich, Mutter - mein Vater wartet.
Mußt du dich wirklich entscheiden, mein Mädchen? Zukunft - geh weg!
(Du mußt stark werden und vergessen. Du weißt, daß du nur für den Endkampf geboren wurdest.)
Aber was waren deine ersten Gedanken, Herz? War es nicht die wahre Liebe? War es nicht das vollkommene Glück deiner Sehnsucht? Welche Bedeutung hat der Endkampf nun, wenn das Engelsgesicht nicht wieder kommt?
(Es gibt keine Bedeutung mehr. Nur das Böse muß vernichtet werden. Nur dieses Ziel mußt du sehen.)
Wir sind nicht wichtig - wir sind zu klein, Herz.
(Du darfst auch nicht vergessen, deinen Freunden zu zeigen, wie man sein Herz findet. Du wirst sie brauchen, wenn der Endkampf nahe ist.)
Brauchen? Meine Freunde sind in dir, Herz. Wir brauchen nichts - wir besitzen nichts.
(Es ist nicht die Kälte der Menschen, wenn du das Wort - brauchen - benutzt. Du mußt verstehen, daß jeder seines Lebens eigener Schmied ist.)
Einsamkeit?
(Lerne die wahre Einsamkeit verstehen. Sie ist ein guter Lehrmeister.)
Schmerz?
(Er wird dir die Kraft zum Kämpfen geben. Erkenne die wahren Bedeutungen.)
Wirst du wieder kommen, mein Mädchen? Wirst du beim Endkampf bei mir sein? Wirst du unser wahres Ziel erkennen? Unsere Herzen werden die selben sein...
(Ja, die Liebe ist die Größte in uns.....)


Es ist die Nacht der Nächte - das wahre Ziel.
Ich sehe in deinen Augen, daß dein Herz erkennt, wo du gewesen bist, mein Mädchen. Du mußt lernen, dich vom Verstand der Menschen zu lösen. Spürst du das Drängen? Du mußt, wie ich, lernen, die Perfektion unserer Herzen zu erkennen.

Warum gibt es verschiedene Dimensionen unserer Erde?

Das Reich des Bösen hat sie gespalten. Nur eine Dimension blieb standhaft - es war die Leuchtenden Welt, die Weiterentwicklung der Menschen, die niemals stattgefunden hat. Wir werden das Reich des Bösen besiegen, dann wird es nur mehr eine Dimension geben. Wir beide werden zusammen der eine sein, mein Mädchen, - jetzt, wo du für immer bei mir bist.


Die Nacht des ersten Kampfes - Angst schnürt meine Kehle zu - kein Mitleid mit leblosen Herzen. Es ist keine Rache - nenne es Gerechtigkeit. Was zieht mich hoch? Was läßt mich wieder fallen? Herz, bist du es?
(Geh in die Mitte des Zimmers und laß dich fallen.)
Herz, wo bringst du mich hin?
(Mitten in die Hölle, wo das kalte Feuer der Dämonen lebt.)
Ich weiß, es ist das Ziel. Die Erinnerung an den blutigen Schweiß, als ich meine Aufgabe für immer angenommen habe. Wie sehr wünsche ich mir jetzt in diesem Augenblick nur ein Mensch zu sein - nur ein Mensch mit leeren Bildern um den leeren Kopf.
(Du bist der eine! Du wirst sie erlösen!)
Ich erlöse nur mein Ziel. Ich bin nicht so selbstlos, Herz - du bist es auch nicht. Es ist die Liebe, die das Drängen fühlt - die Liebe, die das Engelsgesicht für immer beschützen wird.
(Es war immer dein Ziel, und du kennst die Kraft der Liebe - des Lebens.)
Selbst Menschen besitzen die Kraft der Liebe und des Lebens. Nur wissen sie nicht, wie man diese Kraft nützen kann.
(Sie hängen ihre Herzen an die falschen Dinge.)
Es gibt nichts Richtiges - nichts Falsches.
(Du lebst jetzt schon für das Paradies.)
Wofür soll ich sonst leben, wenn es das einzige Ziel ist?
Oh, Gott - Schmerz, mach mich nicht ohnmächtig! Wie ist es möglich, in einem Reich wie diesem, Schmerz zu empfinden?
(Ein Dämon hat deinen Körper aufgeschlitzt.)
Muß der König des Universums immer leiden?
(Nur der Schmerz kann dir wahre Kraft geben. Du bist nun mal so.)
Alles ist, wie es ist. Es ist schwer zu akzeptieren, daß der Schmerz mein ständiger Begleiter ist.
(Im Paradies wird er dich verlassen.)
Herz, spürst du mein Drängen?
(Ich spüre viel mehr deine Liebe.)
Herz, mach mich nicht stolz.

Was ist geschehen? Warum bist du verletzt?

Ich war im Reich des Bösen, mein Mädchen. Glaube mir, ich weiß selbst nicht, wie es möglich ist, in einem Reich wie diesem Schmerz zu empfinden.

Gehst du ohne Körper?

Mein Körper wird mich immer begleiten. Das Herz zieht ihn einfach mit, wenn die Konzentration stark genug ist.
Es ist niemals der Verstand - es ist immer nur das Herz - nur fühlen.
Bald werde ich wissen, wer mich gerettet hat. Xilar, - ich fühle deinen Namen, - aber du hättest dir meinen Körper niemals nehmen dürfen. Jetzt bist du wie ich - schnatterhafter König.
Bald werde ich wissen, wer du bist. Galdron, - ich fühle dich in meinem Mädchen. Ihren Körper kannst du nehmen, - stolzes, schönes Geisterwesen.

Du bist größer, als du denkst.

Es gibt nichts Großes - nichts Kleines.


Die Zeit verändert. Ich werde keine Namen nennen. Kleines Mädchen am Fenster, du wirst unsere zweite Tochter sein. Freund der gefallenen Engel, Freund von damals, als das Gift in meinen Venen war, du wirst unser Sohn sein. Nein, es war die Kraft, die dich wieder zum Leben erweckt hat. Meine Kraft?

Du bist größer, als du denkst.

Ich bin der eine.
Eure Bedeutung darf nur sein, daß ihr den Schlüssel zu euren Herzen gefunden habt und selbst ein Ziel haben müßt, um das ihr kämpft. Wahre Kämpfe tragen sich immer nur in den Herzen aus.
Nein, ich lasse nichts aus - aber es hat keine Bedeutung mehr für mich. Die Menschen, die nicht mehr den Rockstar sehen - sie sehen den Teufel. Ja, der Schmerz war groß, aber er war nicht wahr.
Spürst du mein Drängen?
Kein Wesen von einem anderen Stern kann unsere Liebe brechen, mein Mädchen. Vertrauen?
Nein, es hat keine Bedeutung, denn ich weiß, einmal wirst du erkennen.
Spürst du mein Drängen?
Es war nur eine Prüfung für das Universum. Niemals wollte ich wissen, wie groß die Liebe meiner Freunde wirklich ist. Vielleicht hat dies eine Bedeutung - Herzen wirft man nicht achtlos weg. Ich liebe euch, meine Freunde.
Spürt ihr mein Drängen?

Du wärst selbstlos in den Tod gegangen.

Ich bin nicht selbstlos - ich habe mein Herz.


Die Kämpfe gehen weiter, mein Mädchen. Noch sind wir nicht am Ziel. Es wird viel Blut fließen - mein Blut - dein Blut, aber du wirst die wahre Stärke erkennen. Das hat eine Bedeutung.
Spürst du mein Drängen?
Vater, wie ist mein Name?
Nein, Xilar ist nicht wirklich tot. Er hat den dunklen Raum gesehen, wo er das Leben fühlte. Er hat den Namen seiner Einsamkeit erkannt. Die Sonne scheint nicht - der Wind ist still. Wenn du dich ohne Liebe versteckst - einsam in dir. Zeig mir, wie die Götter töten.
Spürst du mein Drängen?
Vater, wie ist mein Name?

Geh zu deinem Vater. Er wird dir helfen und dir einen Rat geben.

Es ist etwas in meinem Herzen, was mich nicht mehr los läßt. Du nennst es meine Vergangenheit - ich nenne es meine Zukunft. Die wahre Bedeutung werden wir erst erkennen, wenn wir das Tor zum Paradies überschritten haben. Ja, ich gehe zu meinem Vater und werde in seinen Augen die Wahrheit der Zukunft erkennen.


Vater, ich bin noch nie in deinen Armen gelegen. Ich habe nie gefühlt, was Vaterliebe sein kann.
Vater, nimm mich in deine Arme. Geh nicht weg.
(Wer soll dem großen König des Universums helfen können?)
Herz, was verbirgst du vor mir? Warum läßt du mich im Ungewissen?
(Die Zukunft ist immer ungewiß.)
Die dunkle Dimension berührt mich - zieht mich mit.
(Es ist zu früh. Dir fehlt der Weg.)
Mein Gott in meinem Herzen - ich kann deine Liebe zu mir fühlen, und ich weiß, einmal wirst du in mein Mädchen schlüpfen und dich ihr zeigen, wie du wirklich bist. Nur du kannst unsere Heiligkeit verstehen, jetzt, wo ich in dir bade. Ich glaube.
Vater, ich bin der eine!
Mein Mädchen, unsere Liebe durfte niemals fallen. Jetzt sehe ich einen Teil unserer Zukunft. Wir werden immer zusammen gehen. Ohne dich ist mein Herz einsam - ohne dich ist mein Herz nicht mein Herz.
(Habe ich dich jemals getäuscht?)
Manchmal - du hast vom wahren Ziel gesprochen.
(Hast du meinen tiefen Glauben an das Engelsgesicht nie gefühlt?)
Ich mußte es gefühlt haben, sonst hätte es dieses Ziel niemals gegeben.
Spürst du mein Drängen?
Mein Mädchen, nun hat wieder eine neue Zeit begonnen. Viele werden gehen - neue werden kommen.
Nenne es nicht Zeit des Todes. Der Tod ist nur ein Schritt in eine andere Dimension.
Es ist nicht die Zeit des Abschieds, Freunde. Wir dürfen niemals traurig sein, wenn die Zeit Veränderung bringt.
Schwiegersöhne - Töchter - Freunde - auch wenn ich euch nicht benenne, viel mehr seid ihr für immer in meinem Herzen.
Es ist die Zeit des Abschieds, Freunde. Ich werde euch alle einmal führen. Ich bin der eine.


Das letzte Konzert.
Ich mußte die Menschen an ihre letzte Hoffnung erinnern. Sie waren bereit, einen Teil meines Geheimnisses aufzunehmen. Erinnerst du dich daran, als du das letzte Mal durch die Straßen gegangen bist, mein Mädchen?

Wird er uns retten?

Hörst du noch immer sein Rufen? Es war das Zeichen, daß sie bereit sind.


Leuchtende Welt
Deine letzten Worte, mein Mädchen. Wenn du sie niederschreibst, kann ich das Leuchten deiner Augen fühlen. Erinnerst du dich wieder an alles? Du mußt die Hoffnung in mir spüren - du wirst mir deine Stärke geben.
Komm her zu mir....
Erinnerst du dich, wie alles begann? Hast du dein Herz aufgetankt?


Der Endkampf wartet.

Du wirst der einzige König sein.

Hast du noch immer nicht verstanden, daß Namen keine Bedeutung haben?

Namen nicht, aber Herzen.

Jedes Herz ist, wie es ist. Du kannst eine Katze niemals zum Bellen bringen. Nenne nichts mehr gut - nenne nichts mehr böse. Alles nur Namen, die keine Bedeutung haben. Nur das, was in deinem Herzen ist, hat Bedeutung.

Du wirst Satan besiegen.

Ich habe damals seine Augen gesehen. Ich werde das Schicksal besiegen. Du wirst es verstehen, wenn wir wieder zurück kommen.

Werden wir wieder zurück kommen?

Die unbesiegbare Armee ist versammelt. Spürst du mein Lächeln - meine Angst?
Du erkennst sie alle - die menschlichen Leuchtenden Wesen, die mich schon immer Verbundenheit fühlen ließen.
Erstes Mädchen aus dem großen Haus in Wien, - scheues Reh, - nächste Freunde meiner Freunde, - Kinder unserer Freunde, - Enkel des ewigen Freundes unserer Tochter. Namen haben keine Bedeutung. Wesen aus anderen Welten - aus anderen Dimensionen - Geisterwesen, - euch kann ich benennen, Xilar und Galdron.
Vater, jetzt führe ich sie an! Jetzt erkenne ich die wahre Bedeutung, die keine mehr ist.
Ich sehe einen Engel fallen - goldenes Haar - leuchtende Gestalt - weiße Flügel. Ich sehe ihn hinab stürzen in die unendliche Finsternis. Er bleibt ein Engel.....


Der letzte Kampf
Das Spiegelbild - Hörner an der Stirn - rot leuchtende Augen - das Schicksal des Schmerzes - du warst so grausam. Schwarzes Haar - schwarze Flügel mit Dornen - ihr werdet mich nicht mehr peitschen, - nicht mehr vergewaltigen. Herzen haben keine Geschlechtsteile. Ich bin mein Herz. Ich kämpfe für mein Herz - für meine Bestimmung. Es ist nicht wichtig, wie mein Kampf ist. Kämpft euren eigenen Kampf und kümmert euch nicht um die Fehler der anderen, die keine Fehler sind. Ihr habt nicht ihre Augen - niemals ihre Herzen.
Erkennst du die Bedeutung, Schicksal? Erkennst du das Wahre, - das Unbesiegbare?
Es war der Endkampf, den ich schon bei meiner Geburt sah. Vater, - Mutter, - ich führe sie an!
Das Schicksal liegt in meinen Armen und wehrt sich. Es darf keinen Blick zurück geben, auch wenn mein Leben an mir vorbei zieht.
Kleine Tochter - Tochter aus dem Waisenhaus - Schwiegersöhne - Enkelkinder - lebt ihr noch? Habt ihr das Tor zur anderen Dimension schon überschritten? Manchmal habe ich den Tod gefühlt, als er meine Schulter streifte. Es tat weh, blutenden Herzen zu begegnen, weil ich weiß, wie es ist, wenn das Herz weint. Wenn du es nicht weißt, wirst du niemals blutenden Herzen begegnen. Es war das Schicksal, das mich formte. Es ist nicht mein Stolz, der das Schicksal besiegen wird. Es ist meine Liebe.
Mein Mädchen, du hast mir deine Stärke gegeben, die uns damals so verletzt hat. Jetzt rettet sie uns das Leben.
Du wirst dein Schicksal auch besiegen. Sie alle werden ihr Schicksal besiegen. Erkennst du nun die Bedeutung? Erkennst du nun die wahre Größe? Erkennst du die Perlenkette? Wir alle sind daran aufgefädelt - keiner um einen Schritt weiter - keiner um einen Schritt zurück. Ich wurde nur geboren, um mein Schicksal zu besiegen. Wir alle wurden nur geboren, um unser Schicksal zu besiegen. Herzen können wachsen, wenn man sie erkennt.
Das Schicksal blutet in meinen Armen. Ich kann seine Fratze neben meinem schreienden Herzen fühlen. Noch nie hatte ich Schrecklicheres in meinen Armen. Das Spiegelbild verzerrte sich und nimmt eine größere Form an. Der Tod sitzt auf meinen Schultern. Er saß schon immer dort - seit meiner Geburt. Manchmal nannte ich ihn meinen Bruder.
Schmerz, mein erster Begleiter. Nein, ich habe nichts vergessen. Keine Sekunde meines Lebens auf der Erde und auf der Leuchtenden Welt, das nur mehr das Warten auf den Endkampf war. Habt ihr alle mein Drängen gespürt?
Die Liebe - der Friede - die Aufmerksamkeit - die Einsamkeit - der Schmerz. Es ist so vieles in meinem Herzen, das ich nicht mit Worten benennen kann. Ihr nennt es das Wissen über das gesamte Universum - ich nenne es mein Herz.
Es besteht kein Unterschied zwischen groß und klein. Welches Universum eurer Herzen ist größer - welches ist kleiner? Vergeßt diese Bedeutung und erkennt die Antworten am Ende des Regenbogens in euren Herzen. Sie sind die Kraft des Wahren. Alles ist, wie es ist.
Schicksal, du kannst nicht mehr wachsen. Es hat keine Bedeutung mehr für mich, ob du mich mit deiner Größe verschlingen kannst. Du nennst dich Satan? Es kann nichts Böse mehr geben, wenn es das Gute nicht gibt.
Die Finsternis beginnt zu leuchten. Alle können es sehen. Das Schicksal ist besiegt, Freunde.
Mein Mädchen, jetzt kann ich wirklich glücklich sein. Wenn die Finsternis zu leuchten beginnt, kann es keinen Unterschied mehr geben.


Leuchtende Welt
Es ist nicht mehr der Ring unserer Liebe, der das Leuchten in deine Augen zaubert, mein Mädchen. Jetzt ist es die Liebe und die Reinheit aller Herzen im Universum. Das schwarze Loch der Leuchtenden Welt hat sich geschlossen.

Wie sieht unsere Erde jetzt aus? Wo sind die Tiere der Erde?

Willst du sie sehen?

Dürfen wir unsere Kraft mißbrauchen?

Es gibt nichts mehr zu mißbrauchen. Wir haben das Schicksal besiegt.


Dann hat es keinen Sinn, unsere Erde mit den Tieren zu sehen.

Mein Mädchen, du hast dein Herz erkannt. Willst du unser Leben noch einmal leben?

Es ist in meinem Herzen - verewigt in meinen Büchern - in deiner Musik.
Du schreibst auch - du schreibst über deine Gefühle, die schon damals auf der Erde zeigten, wie seltsam du bist. Aber du hast es nie richtig durchblicken lassen.

Es waren ihre Worte - nicht meine. Aber doch kam alles aus meinem Herzen.

Alle unsere Freunde haben den Endkampf überlebt, - bis auf Melanie.

Das scheue Reh war die letzte, die dem Schicksal die letzte Aufgabe gab. Du weißt, ihr Herz wurde in ihrer Tochter aufgenommen.

Xilars Freundin ist auch tot.

Er wird immer suchen, und einmal wird sein Herz finden. Manchmal kann ich ihn dort sehen, wo einmal die verbotene Zone war, und manchmal sehe ich einen Schatten, dessen Herz seines ist.

Jetzt erkenne ich, warum der Tod seine Schrecklichkeit verloren hat.

Er hat nie Schrecklichkeit besessen. Auch das Leben hat nie Schrecklichkeit besessen.

Gibt es deine Musik noch immer im heiligen Felsen?

Jetzt ist uns alles möglich, mein Mädchen.

Ich kann deine Musik hören, Kim.

Es ist schön, wenn du mich meinen Namen fühlen läßt, mein Mädchen - Maria. Nur dein Name war erwähnenswert.

Unsere Liebe ist einmalig.

Sie zieht sich wie ein roter Faden durch unser Leben und wird uns nie mehr verlassen.

Du hast geschrieben, daß du dein Ziel ändern mußt, als ich in der anderen Dimension war.

Man kann das Herz nicht ändern - auch nicht das Ziel. Was nach dem Ziel kommt, wird immer die Antwort des Herzens sein. Der Weg ist das Ziel.

Wenn es mich jetzt nicht mehr geben würde?

Du würdest immer in meinem Herzen sein, mein Mädchen. Man würde dich nicht sehen - aber ich würde dich immer fühlen. Herzen haben keine Geschlechtsteile.

Wärst du nicht traurig?

Mit dir in meinem Herzen?

Ja, jetzt bist du wirklich glücklich - restlos glücklich.

Kann es im ewigen Paradies anders sein?

Ich liebe dich, Kim.


Ich liebe dich, Maria.





Der Anfang...