Dieses Wochenende hab ich mir im TV einen Science-Fiction – Film angesehen.
„Klingt interessant, Mädchen! Erzähl mal!“
Mir wäre lieber, wenn du diesen sarkastischen Unterton weglassen würdest, Kim.
„Hast du denn einen sarkastischen Unterton gefühlt?“
Ja, Kim!
„Macht nichts, Mädchen. Erzähl trotzdem.“
Du bist anscheinend sehr gut drauf heute, Kim.
„Muss ich jetzt was darauf sagen?“
Nein, Kim. Also, in diesem Film wurde erklärt, wie man am schnellsten von Punkt A zu Punkt B kommt.
„Das ist eine uralte Leier der Menschheit, Mädchen. Ich weiß schon, man erklärt es durch ein Blatt Papier, welches man zusammen faltet, wobei dann der Abstand von Punkt A zu Punkt B gleich null ist. Richtig?“
Genau, Kim.
„Und was ist daran so besonders?“
Die Idee, die mir während dieses Films gekommen ist.
„Dir ist eine Idee gekommen? Das klingt wirklich interessant, Mädchen. Wohin ist sie denn gekommen?“
In meine Gedanken.
In diesem Film ging es um ein Raumschiff, welches genau diesen Sprung geschafft hat. Aber niemand wusste so recht, wo das Raumschiff wirklich war. Die Besatzung war verschwunden, - sozusagen tot. Man fand nur Leichenreste und Unmengen von Blutspuren. Es wurde ein zweites Raumschiff nachgeschickt, und als die Besatzung in das erste Raumschiff ging, passierten sehr ungewöhnliche Dinge. Man hatte das Gefühl, dass das Raumschiff lebt, dass es in die Gedanken der Mannschaft des zweiten Raumschiffs eindringt und ihr ihre tiefsten Ängste halluzinierte. Die Halluzinationen waren sehr furchtbar, weil die Mannschaft auch sah, wie die andere Mannschaft gestorben ist - durchbohrte Körper – blutige und brennende Leiber, usw.
Das lebende Raumschiff schien am Ende des Universums gewesen zu sein, was man als Hölle interpretierte. Und hier kam mir die Idee. Die Mannschaft bestand aus Menschen, - und die Menschen befanden sich noch immer im menschlichen Bewusstsein, also konnten sie nicht wirklich sehen, was passiert war und interpretierten dieses Geschehen als die Hölle. Es war vielleicht nicht die Hölle, sondern etwas ganz anderes, was für diese Menschen jenseits ihrer Vorstellungen und ihrer Vernunft zu sein schien. Vielleicht lebte die erste Besatzung noch, konnte aber keinen richtigen Kontakt zur zweiten Besatzung herstellen, weil sie sich bereits in einem anderen Bewusstsein befand.
Der Antrieb des lebenden Raumschiffes bestand aus einer Art schwarzem Loch, und der Wissenschaftler, der es gebaut hat, war natürlich auch an Bord des zweiten Raumschiffes. Er sagte, sein Raumschiff war an einem Ort, den sich die Menschen nicht vorstellen können. Als es von der Erde startete, war es nur ein gewöhnliches Raumschiff, aber als sie es wieder fanden, lebte es. Es muss also an einem Ort gewesen sein, wo alles möglich ist.
Zu meiner Idee gehört natürlich, dass es bei dir auf der Erde genauso gewesen sein muss, als du im Reich des Bösen gekämpft hast. Du warst noch nicht so weit, um dein gesamtes Sein zu erkennen. Du warst noch zu sehr im menschlichen Bewusstsein, und hast dich auch noch sehr im Selbstmitleid gehen lassen. Also hast du das Reich des Bösen auch als solches, nämlich als böse und vernichtend empfunden.
Erst, als du auf der Leuchtenden Welt warst, und sich dein Bewusstsein verändert hat, konntest du diese Dimension, die du dann ja auch nicht mehr Reich des Bösen, sondern die Andere Seite genannt hast, unvoreingenommen und ohne menschliche Interpretation wahrnehmen.
Nun, wäre das nicht DIE Erklärung, Kim?
„Es ist eine sehr menschliche Erklärung, Mädchen. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“
Menschlich?
„Sicher! Schon alleine diese Theorie, indem man ein Blatt zusammen faltet, als ob man den Raum zusammen falten könnte.“
Ich kenne mich bei dieser Theorie zu wenig aus, aber einige sehr bekannte und geniale Physiker scheinen daran zu glauben.
„Mädchen, die Entfernung zwischen Punkt A und Punkt B ist immer null, auch wenn ihr es nicht auf diese Art wahrnehmen könnt. Wir hatten doch schon einige Gespräche dieser Art....“
Warte mal, Kim. Hier geht es um Raumfahrt, - darum, dass man so schnell wie das Licht reisen kann, und, soweit ich diese Theorie verstanden habe, bei dieser Geschwindigkeit ist die Entfernung immer gleich null. Sobald man die Lichtgeschwindigkeit erreicht hat, vergeht keine Zeit mehr. Aus diesem Grund soll es auch so sein, wenn nun ein Astronaut von der Erde, mit Lichtgeschwindigkeit, startet und nach einem Jahr zurück kehrt, sind seine Freunde, die damals noch gleichaltrig waren, bereits alt, wenn nicht schon gestorben, er aber ist kaum gealtert.
„War das schon mal der Fall?“
Nein, Kim.
„Also ist es nur eine Annahme der menschlichen Physiker?“
Ja, Kim.
„Du meinst also, im menschlichen Bewusstsein ist es möglich, dass keine Zeit vergeht, nur weil man mit einer höheren Geschwindigkeit durchs Weltall fliegt?“
Es soll ja auch nicht möglich sein, dass man mit Lichtgeschwindigkeit fliegt, weil – so sagt es, glaube ich zumindest, Einstein – ein Körper von unendlicher Masse sein muss, um mit Lichtgeschwindigkeit fliegen zu können.
„Dann solltet ihr euch endlich dessen bewusst werden, dass ihr von unendlicher Masse seid, Mädchen.“
Sind wir das denn, Kim?
„In deinem letzten Buch – Manola (Die Wahrheit) – erklärte ich Manola, dass jedes Lebewesen ein unendliches Energiefeld ist, welches in unzählige Bewusstseine unterteilt ist. Und mit – jedes Lebewesen – meine ich hier nicht die Ganzheit des Selbst, denn auch das menschliche Bewusstsein ist in unzählige Bewusstseine unterteilt.“
Könnte es dann nicht sein, dass, wenn ein Mensch sich nun mit Lichtgeschwindigkeit bewegt, er wahrnimmt, dass er in Wirklichkeit ein unendliches Energiefeld ist?
„Könnte – ist gut gesagt, Mädchen. Wo wollt ihr denn den Antrieb hernehmen?“
Das ist ja die Krise – zumindest sickert nichts durch. Vielleicht sind die Wissenschaftler schon so weit, und haben einen Antrieb entdeckt, und auch das Material dazu, welches diese Geschwindigkeit aushält. Nur – bekannt ist bis jetzt noch nichts.
„Vielleicht befinden sich die Wissenschaftler auf dem falschen Weg, um dies heraus zu finden?“
Ich dachte, es gibt nichts Falsches, nichts Richtiges.
Kim lächelt milde.
„Im menschlichen Bewusstsein existiert das Gute, wie das Böse – das Richtige, wie das Falsche, - das Weiß, wie das Schwarz, - und – und – und. Egal, wie ihr es nennt – auf jeden Fall erkennt ihr immer zwei Seiten an ein und dem selben Ding, wobei ihr das Ding leider nicht als Ganzes erkennt, sondern es ständig trennt, in dem ihr einen Teil das Richtige, und den anderen Teil das Falsche nennt.
Wenn ich dir sage, dass man nichts trennen kann, meinst du ständig, ihr Menschen seid total daneben und lebt in einer Illusionsdimension – oder in einem Illusionsbewusstsein. Dem ist aber nicht so, Mädchen. Ihr nehmt es nun mal so wahr.
Es ist doch logisch, dass man irgendwann mal einen anderen Weg einschlägt, wenn man zwangsweise erkennt, dass man auf dem üblichen Weg nicht mehr weiter kommt, dass da eine unüberwindbare Mauer steht, die man nicht bezwingen kann.“
Tun das denn unsere Wissenschaftler?
„Ich weiß es nicht, Mädchen – aber ich kann mir vorstellen, dass es einige unter ihnen gibt, die ihren Weg ändern. Du liest doch ständig solche Bücher, wo geschrieben steht, dass man auch das sogenannte Geistige miteinbeziehen sollte. Vielleicht begreift ihr dann einmal, dass man Körper und Geist nicht wirklich trennen kann.“
Also haben die Wissenschaftler und Physiker den Geist vergessen.
„So könnte man es nennen, Mädchen.“
Wo du gerade etwas von Bücher sagst – in meinem letzten Buch - Denken am Rande des Undenkbaren -, welches ich bereits ausgelesen hab, stand folgendes:
Psilocybin (Wirkstoff eines halluzinogenen Pilzes) steht zur Entwicklung des menschlichen Nervensystems in einer einzigartigen Beziehung: Es verwandelt das menschliche Nervensystem in eine Antenne für den Geist Gaias und sorgt so dafür, dass die Menschen sich angemessen verhalten, ganz wie Termiten sich in dem morphogenetischen Feld des Termitenbaues verhalten. Wenn diese Antenne im Menschen nicht vorhanden ist, dann müssen die Menschen sich ihr eigenes Programm ausdenken, und das ist für gewöhnlich machtbesessen, tödlich, kurzsichtig und gierig.
„Was seid ihr denn, Mädchen? Termiten? Oder wollt ihr auf einmal zu Pilzen werden, indem ihr eine Symbiose mit ihnen eingeht?“
Was soll das, Kim?
„Oh! Hattest du denn eben nicht das Gefühl, dass ich mit diesem Text absolut nicht einverstanden bin?“
Irgendwie schon. Aber warum?
„Weil ihr euch auf diese Art niemals vom menschlichen Bewusstsein abwenden könnt. Sicher, es gibt noch Völker, die sich mit halluzinogenen Pflanzen und Pilzen verbinden und sich nach der Natur richten, aber für euch ist das wohl kaum erstrebenswert. Ihr habt das Menschsein erkannt, Mädchen. Also, wozu plötzlich davor flüchten?“
Sag mal, rede ich hier wirklich mit dir, Kim?
„Das musst du selbst wissen, Mädchen. Immerhin schreibst du. Aber ich kann dich beruhigen – ja, ich bin es, ich – Kim, obwohl es kaum mehr ein Ich in mir gibt.
Denk doch mal nach, Mädchen! Es kann nichts wirklich verschwinden. Und ihr könnt auch nichts wirklich zerstören. Sagen eure Wissenschaftler und Physiker nicht auch, dass eure Sonne mal den Geist aufgibt? Und was dann? Von Leben, wie ihr es jetzt noch kennt, kann dann keine Rede mehr sein. Und stell dir dieses Szenario mal vor, Mädchen! Ihr verbrennt, wenn eure Sonne den Geist aufgibt. Ist es dann nicht besser, dass ihr euch selbst den Garaus bereitet, indem ihr alle Natur vernichtet, und somit auch euch selbst?“
Bist du denn nicht mehr für die Naturvölker, Kim?
„Ich bin weder für dies, noch für das, Mädchen. Das steht mir nicht zu, und das weiß ich. So viel ich mich erinnern kann, sagte ich schon mal zu dir, dass der Mensch nicht anders leben kann. Er ist ein Forscher und Ausbeuter. Zumindest so ähnliches hast du es aufgeschrieben.
Seht ihr euch – damit meine ich das sogenannte zivilisierte Volk – denn nicht als Weiterentwicklung dieser Wilden, die man auch Naturvölker nennt?“
Du sagtest aber auch schon, dass gerade diese Wilden, wie du es eben sehr unschön ausgedrückt hast, die wahren Menschen sind, und nicht das zivilisierte Volk, das sich von allem trennt.
„Mädchen, das, was ich sage, ist so was von bedeutungslos.“
Klar, weil du heute dies und morgen schon wieder ganz was anderes sagst.
„Okay, dann sind eben diese Wilden die wahren Menschen. Aber was sagt das schon? Diese Wilden haben auf eurer Erde nicht mehr das Sagen, weil sie eine Minderheit sind. Selbst wenn ihnen manche Regierungen scheinheilig noch ein kleines Plätzchen Erde zukommen lassen, ist es doch in Wahrheit so, dass man diese Naturvölker am liebsten tot sehen würde, weil sie euer Zivilisation und eurem Fortschritt bloß im Weg stehen.“
Das ist aber sehr hart, Kim. So was hätte ich von dir nicht erwartet.
„Mädchen, ich sagte schon anfangs unserer Gespräche, dass du von mir alles erwarten musst. Ich rede von Tatsachen, Mädchen, falls du das noch nicht geschnallt hast. Und es SIND Tatsachen, dass Naturvölker in der Minderheit sind. Oder willst du behaupten, dass sie eure Erde regieren?“
Können wir denn was dagegen tun?
„Können – ja! Die Frage ist nur, ob ihr es auch wollt. Wer verzichtet schon gerne auf eine warme Heizung im Winter, auf seinen Supermarkt, wo er alles, was sein Herz begehrt, bekommt – auf seine Musikanlage, auf sein TV-Gerät, auf seinen Computer, auf sein Auto, auf seine Waschmaschine, auf die unzähligen Fabriken, wo er Arbeit hat, um Geld zu verdienen, damit er sich all seine Wünsche erfüllen kann? Nun, Mädchen?“
Du hast die Flugzeuge vergessen, womit er schneller ans Ziel kommt, Kim.
„Ich hab sicher noch viel mehr vergessen, Mädchen – aber darauf kommt es jetzt nicht an, denn ich denke, du weißt, was ich damit meine. Und der zivilisierte Mensch ist nun mal stolz auf seine Errungenschaften, die sein Leben angeblich erleichtern, damit er Zeit für sich selbst hat. Aber hat er das? Ist es nicht viel mehr so, dass alles viel zu schnell geworden ist, - dass er gar keine Zeit mehr hat?“
Jetzt erinnerst du mich schon wieder viel mehr an den Kim, den ich kenne.
„Mädchen, du kennst mich nicht.“
Meinst du?
„Ja.“
Warum sagst du das?
„Weil es so ist. Deine Vorstellung von mir liegt noch zu sehr im menschlichen Bereich.“
Aber du bist doch auch ein Mensch.
„Auch ist gut. Aber was ist mit all dem anderen, was ich noch bin? Kannst du das begreifen? Oder liegt das nicht eher jenseits deiner Vorstellungen, deiner menschlichen Vernunft?“

Wenn ich davon ausgehe, dass Ideen, Vorstellungen, Phantasien, Visionen – usw., das Fühlen anderer Dimensionen, anderer Wirklichkeiten sind, dann ja. Aber der Mensch geht davon aus, dass all dies in unserem Unterbewusstsein steckt...
„Wo ist dieses Unterbewusstsein, Mädchen?“
Das alles ist anscheinend in unserem Gehirn gespeichert. Das menschliche Gehirn nimmt Dinge auf, die uns selbst oft gar nicht bewusst sind – aus diesem Grund nennt man das dann das Unterbewusstsein. Und irgendwann, wenn uns etwas an die selbe Situation erinnert, was das Gehirn damals gespeichert hat, wobei uns selbst das nicht bewusst war, kommt es hoch – und wir nennen das dann eine Idee – und vielleicht auch Phantasie.
Wir haben schon öfter über Pegasus gesprochen. Der sogenannte Erfinder, oder Entdecker, dieses Fabelwesens hat vielleicht einmal unbewusst ein Pferd gesehen, hinter dem ein eher großer Vogel durch die Luft flog, dass es für einen Moment so aussah, als ob das Pferd Flügeln hätte. Und irgendwann später, als er vielleicht durch einen bestimmten Geruch, oder ein bestimmtes Geräusch an dieses Pferd und dem Vogel erinnert wurde, kreierte er Pegasus, obwohl ihm nicht bewusst war, dass dies sein Gehirn im Unterbewusstsein gespeichert hat.
„So, du meinst also, ihr seid alleine in diesem Universum.“
Das nicht, aber...
„Nein, Mädchen – kein Aber! Ich muss feststellen, du bist auch sehr wankelmütig mit deinen Aussagen. In dieser Hinsicht stehst du mir um nichts nach. Ist es nicht mehr deine Theorie, dass Phantasie und Vorstellung andere Wirklichkeiten sind?“
Theorie, Theorie – was ist schon eine Theorie? Das besagt nichts – außer, dass es so sein KÖNNTE. Im Wörterbuch steht unter Theorie: wissenschaftliche Betrachtung, oder Kenntnis, Lehre. Demnach darf ich es nicht mal Theorie, sondern vielleicht nur Annahme, oder Möglichkeit nennen. Nein, Kim – es ist keine Theorie.
Nun sind wir schon wieder vom eigentlichen Thema abgekommen.
„Wir?“
Ich, Kim. Also, was sagst du zu deinen früheren Kämpfen im Reich des Bösen?
„Dass sie sehr schmerzhaft für mich waren, Mädchen.“
War es so, dass du noch zu sehr mit dem menschlichen Bewusstsein verwurzelt warst?
„Das hatte damit nichts zu tun, Mädchen. Es war, wie es war. Ich suche nicht an einer Begründung, oder nach einem Sinn, obwohl ich versucht habe, dir zu erklären, warum es anscheinend so war. Anscheinend, Mädchen! Ich kann natürlich auch nicht sagen, was gewesen wäre, wenn ich das Reich des Bösen so wahrgenommen hätte, wie ich es jetzt wahrnehme. Mag sein, dass ich dann weiter gekämpft hätte, weil ich dann ja auch die Bereitschaft der Wesen der Anderen Seite gefühlt hätte, dass sie von mir freiwillig umgepolt werden wollen. Aber es war nicht so. Tatsache ist, dass ich ein sehr abschreckendes Reich, mit ebenso abschreckenden Horrorgestalten, wahrgenommen habe, die mich sehr schmerzhaft verletzt haben. Ebenso nahm ich wahr, dass manche Orte in diesem Reich nur mit meinem Blut ausgelöscht werden können.
Wozu also soll ich mir den Kopf darüber zerbrechen, warum ich das damals so und nicht anders wahrgenommen habe? Ich habe es nun mal so wahrgenommen, und es ist auch so und nicht anders passiert. Ob dies alles einen Grund hat, oder nicht, ist mir so was von scheißegal, Mädchen.
Also, lass uns zum nächsten Thema übergehen, von dem du meinst, auf den Punkt kommen zu können.“
Es geht um den sogenannten richtigen Weg, den unsere Wissenschaftler und Physiker einschlagen sollten.
„Ach!“
Ach?
„Ja, Mädchen – diesmal hast du es wirklich 1 zu 1 verstanden. Ich hab dir ein – Ach – zukommen lassen.“
Und was bedeutet dieses – Ach?
„Nun, welche Bedeutung würdest du einem – Ach – geben?“
Es klingt so, als ob du verwirrt oder überrascht wärst, oder auch beides zugleich.
„Klingt es so?“
Irgendwie schon, Kim.
„Nun gut. Was erwartest du nun von mir? Soll ich Wurm sagen, welcher Weg der richtige wäre?“
Wurm?
„Ja, Wurm – oder Staubkörnchen, oder Faden eines unendlichen Netzes. Was immer dir beliebt, Mädchen.“
Du bist ein multidimensionales Wesen in der Gleichzeitigkeit und kennst unzählige Wege.
„Ja, meine Wege, Mädchen. Hörst du mich jetzt lachen?“
Sehr leise, Kim.
„Meine Wege - ist natürlich nicht ganz richtig, denn meine Wege kreuzen unendlich viele Energien, also sind es zum Teil auch die Wege anderer Energien, die sich auf unzähligen Punkten mit meinem Weg kreuzen. Es ist ein sehr chaotisches Bild, wo man kaum Durchblick hat – was heißt kaum? – man hat da keinen Durchblick. Deshalb sage ich auch, dass im Grunde genommen nichts Bedeutung hat, und ebenso, dass hinter all dem kein Sinn steckt, zumindest keiner, den wir wirklich ergründen könnten.
Mädchen, egal, welche Wege eure Wissenschaftler und Physiker machen – es muss einfach immer der richtige sein, denn einen anderen gibt es nicht. Alles andere ist nur Interpretation. Und fang jetzt nicht wieder damit an, mir zu erklären, dass Menschen durchaus Fehler machen.“
Das wollte ich eben, Kim.
„Das weiß ich, deshalb sagte ich das eben auch. Ich bin es leid, mir andauernd nur Interpretationen anhören zu müssen. Tatsachen, Mädchen – was zählt, sind immer nur Tatsachen. Und Tatsache ist, dass ihr nun mal diese Wege und keine anderen geht. Wie also könnt ihr sagen, wenn ihr noch nie einen anderen Weg gegangen seid, dass ausgerechnet dieser der richtige sein könnte? Wäre es denn nicht möglich, dass genau der angeblich falsche Weg euch auf den sogenannten richtigen führt? Dass es anders gar nicht möglich ist, den sogenannten richtigen Weg zu entdecken?
Und jetzt sag mir, was daran falsch wäre?“
Es ist schon richtig, dass wir aus sogenannten Fehlern lernen – und wahrscheinlich gar nicht erkannt hätten, wenn wir nicht das gemacht oder gesagt hätten, was wir im Nachhinein Fehler nennen.
„Na, also! Dann wäre auch dieses Thema geschafft.“
Meinst du, Kim? Gibt es nichts, was du mir noch zur Lichtgeschwindigkeit sagen könntest, - ob sie für Menschen wirklich machbar wäre?
„Wie soll sie denn machbar sein? Nehmt ihr euch denn als unendliche Masse wahr?“
Es muss ja nicht stimmen, dass es nur einer unendlichen Masse möglich ist, Lichtgeschwindigkeit zu erreichen.
„Ich sagte schon vorhin, als wir bei diesem Thema waren, dass jedes Lebewesen ein unendliches Energiefeld ist, - und dazu gehört auch ihr Menschen. Oder seid ihr keine Lebewesen?“
Also wäre es uns möglich?
„Alles ist euch möglich, Mädchen – wenn ihr nur erkennt. Aber in eurem Bewusstsein sind euch nun mal Grenzen gesetzt, deshalb ist euch mit eurer Wahrnehmung nicht alles möglich. Würdet ihr diese Grenzen überwinden, gäbe es natürlich wieder mehr Möglichkeiten. Es gibt in jedem Bewusstsein Grenzen, Mädchen. Und eben all diese Grenzen sind zu überwinden. Sind sie überwunden, ist alles möglich. So einfach ist das.“
Und wie überwinden wir sie?
„Indem ihr euch selbst keine Grenzen setzt. Gut, oder?
Es geht ja nicht darum, dass ihr, indem ihr euch keine Grenzen setzt, plötzlich tun und lassen könnt, was ihr wollt. Immerhin tut ihr das ja schon bereits und nehmt auf die Natur keine Rücksicht mehr. Ihr nehmt ja sehr oft nicht mal auf euch selbst Rücksicht. Das war es wohl, was ich damals gemeint habe.
Was anderes ist es, wenn ihr euch sagt, dass es euch nicht möglich ist, euch mit Lichtgeschwindigkeit zu bewegen, weil ihr keine unendliche Masse seid. Wer sagt euch denn, dass ihr das nicht seid?“
Unsere Wahrnehmung, Kim. Wir nehmen uns als begrenzten Körper wahr.
„Dann legt euch eine andere Wahrnehmung zu.“
Du wirst schon wieder absurd, Kim.
„Ich weiß schon, dass das nicht so einfach ist, Mädchen. Aber auch hier muss ich sagen, dass ich es leid bin, mich andauernd nur wiederholen zu müssen. Es gibt da sehr viel, was man als Mensch tun kann, um anders wahrzunehmen. Und deshalb sagte ich auch zum Thema Naturvölker und Zivilisation, dass keiner von euch auf die bequeme Technik verzichtet. Und so lange ihr das nicht tut, wird sich auch an eurer Wahrnehmung nichts ändern. Ändern kann sich nur was, wenn du dich selbst änderst, Mädchen.“
Aber das unterliegt ja nicht meinem Willen, da du auch sagst, wir Menschen haben keinen Willen.
„Aber ihr könnt euch entscheiden, Mädchen – entscheiden, welchen Weg ihr gehen wollt. Geht ihr nun den anscheinend bequemen Weg, der euch aber unweigerlich in den Abgrund führt, oder geht ihr den anscheinend unbequemen Weg, der euch vielleicht zu einer neuen Wahrnehmung verhelfen könnte, die ihr – oder zumindest eure frühen Vorfahren – vor langer, langer Zeit verloren habt. Es ist also nichts Neues – kein neuer Weg, sondern vielleicht nur diese eine kleine Kreuzung, die ihr damals übersehen habt.“
Sozusagen sind die Naturvölker besser dran als wir.
„Das würde ich gar nicht sagen, Mädchen – denn die meisten Naturvölker haben mit der sogenannten Zivilisation noch keine Bekanntschaft gemacht. Und sieh mal, welche Wünsche die ehemaligen Ureinwohner Amerikas oder sonst wo haben? Sie wollen auch einen Fernseher, wie die Weißen. Sie wollen auch geheizte Wohnungen, einen Job – und – und – und. Sie wollen die Zivilisation kennen lernen, Mädchen – etwas, was ihr schon lange kennt, und aus dem ihr nach und nach am liebsten ausbrechen würdet. Noch sind diese zivilisierten Menschen, die am liebsten ausbrechen würden, in der Minderheit. Aber vielleicht werden es mehr und mehr, - und dann besteht die Möglichkeit, dass ihr alle wieder an dieser so verflixten Kreuzung steht und einen anderen Weg weitergeht als damals. Nur, - was dieser andere Weg bringt, ist wieder etwas anderes.“
Was denn, Kim?
„Mädchen, ich weiß es nicht.“
Du hast die letzten Menschen gerettet, Kim – also musst du es wissen.
„Ich habe gar nichts gerettet, Mädchen.“

Geburt und Tod – Anfang und Ende. Ich hatte den Gedanken, dass dies nur Begriffe im menschlichen Bewusstsein sind. Unsere Wahrnehmung ist nun mal so, dass etwas beginnt und auch wieder endet, weil ja auch unser Leben so beschaffen ist.

Du sagtest einmal, dass ich hier und jetzt existiere und mir dessen bewusst bin. Daran wird sich nie etwas ändern, denn wenn ich tot bin, wird mir der Tod nicht bewusst sein. Also gibt es für mich nur die Existent des Hier und Jetzt. Grob gesagt ist dieses Leben hier und jetzt meine „Zeit“. Es ist eines der unzähligen Mosaiksteinchen im Ganzen.

Betrachtet man das Ganze als Mosaikbild, wird kaum jemand sagen: „Dieses Steinchen beginnt hier und endet dort.“, da es im Ganzen eingebunden ist und zum Gesamtbild beiträgt. Damit will ich sagen, dass es im Ganzen keine Zeit und auch keinen Raum gibt, und so gesehen auch keinen Anfang und kein Ende.
Ich kann über das Steinchen, das ich selbst
bin, nicht hinausblicken. Es ist so ähnlich wie mit dem Auge, das alles, nur nicht sich selbst, sieht.
Wahrscheinlich kam ich deshalb auf den Gedanken: Nackt bin ich gekommen – nackt werde ich gehen. Zeitlich und räumlich gesehen wird mir nichts bleiben, - nicht einmal das so genannte Geistige, wo manche Menschen oft so gerne sagen, dass alles im Herzen bleibt. Oder, dass ein Bettler nicht einmal seinen Bettelstab mit in den Tod nehmen kann, aber seine Erinnerungen werden ihm bleiben. Es werden nicht einmal Erinnerungen bleiben, wenn ich tot bin, weil es dann kein Bewusstsein mehr gibt.

Was bleiben wird, ist das Mosaiksteinchen im Ganzen – und seine Form und Farbe wird vielleicht davon abhängen, wie ich mein Leben gestaltet habe. Das ist übrigens ein sehr interessanter Gedanke! Alle Lebewesen schaffen ein Kunstwerk und es hängt nur von ihnen ab, was daraus wird.

„Gleichzeitig gesehen existiert es doch schon.“

Das kann ich nicht wissen, Kim. Ich bin noch immer nur dieses winzige Mosaiksteinchen, das seine Form und Farbe erst erstellt.
Und jetzt sag mir nur noch eines: Warum leugnen manche Menschen den Tod und sind so felsenfest davon überzeugt, dass es danach etwas gibt?

„Vielleicht haben sie eine andere Vorstellung als du? Immerhin leugnest du den Tod ebenso. Du leugnest mit deiner Darstellung, die du eben erklärt hast, sogar die Geburt. Aber du tust es auf eine andere Art. Manche Menschen träumen von einem Himmelreich, von einer besseren Welt, in die sie gehen werden. Für dich gibt es scheinbar nur dieses eine Leben – und das war’s dann.“

Scheinbar?

„Nun, du sagtest doch, dass dein Bewusstsein nur von der Geburt bis zum Tod reicht und du dir nur des Abschnitts, genannt Leben, bewusst bist.“

Wäre es denn nicht ein Teil der Ewigkeit?

„Wie willst du das mit Ewigkeit vereinbaren?“

Indem ich mich als kleines Mosaiksteinchen des ewigen Ganzen erkenne.

„Und was hast du davon, wenn dein Bewusstsein einmal erlischt?“

Mir wird nicht bewusst sein, dass mein Bewusstsein erlischt, Kim. Wie könnte es mir auch bewusst sein? Ich bin hier und jetzt – und das für eine Ewigkeit. Bewusstsein ist Ewigkeit.

Nimm einmal das Ying-Yang-Symbol her. Das Schwarz stell die Fülle dar – das Weiß die Leere. Früher dachte ich, es ist umgekehrt, - aber nach einer Beschreibung, die ich gelesen habe, wurde ich eines Besseren belehrt. Im Dunklen kann alles sein. In der Dunkelheit verstecken sich viele, viele Gestalten. Aber das Weiße, sozusagen auch das Licht lässt die Leere erkennen. Das Schwarz ist demnach die Fülle des Lebens. Hier ist alles bewusst und alles kann aus der Dunkelheit hervortreten.
Das Ying-Yang-Symbol aber vereinigt beides – das Schwarz und das Weiß. Deshalb besteht unsere Existenz aus Fülle, wie auch aus Leere. Aber die Leere ist uns nicht bewusst.

Und wenn du jetzt sagst, dass andere Menschen etwas ganz anderes erkannt haben, - wie etwa ein Wissen aus längst vergangenen Zeiten, das ihnen nie gesagt wurde, so glaube ich, dass es so etwas wie ein kollektives Bewusstsein gibt. Das lässt sich auch bei den Kindern von heute feststellen, wie leicht sie mit der Technik umgehen, während sich meine Generation noch geplagt hat. Es wäre auch ein Zeichen dafür, dass Materie lebt und weitervererbt wird. Meine Generation setzte den Anfang, den unsere Kinder bereits „in sich“ haben. Das ist nichts anderes als die natürliche Evolution.
So gesehen entwickelt sich ein mehrdimensionales Mosaik – das zu allen Seiten hin ausgebaut wird. Vielleicht sind jene Steinchen, die den so genannten Anfang der Menschheit bezeugen, gar nicht mehr sichtbar, da sie von vielen anderen bereits überlagert sind. Oder vielleicht ist es überhaupt nur ein Steinchen, welches die gesamte Menschheit darstellt.

„Somit kämen wir den unzähligen Geistern der Erscheinungswelt sehr nahe. Der Menschengeist dürfte sich dann als sehr riesiger Mosaikstein zeigen, während die unterschiedlichen Tiergeister eher klein ausfallen.“

Die Geister des kollektiven Bewusstseins. Und vielleicht kämen wir dann auf den Begriff des Überbewusstseins, das alles mit einschließt und gerade deshalb als Leere erscheint.

„Zu füllig, um voll zu sein?“

Das wäre doch eine herrliche Paradoxie!

„Und enorm passend zu unseren Gesprächen!“

Kim, bist du auch der Meinung, dass alles, was ein Mensch tut, Karma auslöst?

„Mädchen, ich habe keine Meinung.“

Weißt du, dass alles, was ein Mensch tut, Karma auslöst?

„Auch darauf kann ich dir keine Antwort geben, weil das vom einzelnen Menschen abhängt.“

Komm mir jetzt nicht damit, dass sich jedes Menschen Traum nach dem Tod erfüllt.

„Sagtest du nicht, dass nach dem Tod nichts mehr ist, - kein Bewusstsein?“

Es ist nahe liegend, dass es so ist, - rein nach all den Beobachtungen, wenn ich tote Lebewesen sehe. Gut, ich kann nicht wissen, ob doch noch etwas in ihnen vorgeht, -aber sie bewegen sich nicht mehr und sie reagieren auf nichts mehr.

„Karma hängt doch mit Wiedergeburt zusammen. Was also wird wiedergeboren? Der bewegungslose und nicht mehr reagierende Körper?“

Das fragst du mich?!

„An irgendetwas musst du doch glauben. Menschen sind nun mal gläubige Lebewesen.“

Wenn du mich so fragst, glaube ich zurzeit an überhaupt nichts. Ich könnte es noch am ehesten mit den alten Worten: Nackt bin ich gekommen – nackt werde ich gehen. – ausdrücken. Und das, was dazwischen liegt, ist eine Art Spiel, - aber ein Spiel, das mitunter sehr ernst genommen wird.

„Und wenn das Spiel vorbei ist, ist es vorbei?“

Es mag noch kurze Zeit Nachwirkungen haben, indem einige Menschen ab und zu an mich denken, oder über mich sprechen. Und wenn es viel später, jene Menschen, die mich kannten, nicht mehr gibt, ist es auch mit den Nachwirkungen vorbei.
So würde ich Karma beschreiben, was allerdings nichts mit Wiedergeburt zu tun hat.

„Dann ist es auch nicht Karma.“

Sagtest du nicht, dass es so etwas wie Karma gar nicht gibt?

„Ich ging davon aus, dass unzählige Aspekte einer Ganzheit des Selbst gleichzeitig in den Erscheinungswelten existieren. In den Erscheinungswelten ist diese Gleichzeitigkeit jedoch nicht wahrnehmbar und erscheint Moment für Moment, - als würden die unzähligen Aspekte nacheinander ihre Leben leben. Wenn aber die Aspekte in Wirklichkeit ihre Leben alle gleichzeitig leben, kann es kein Karma geben, denn warum sollte ein Aspekt für die Taten eines anderen Aspektes einstehen?“

Aber du sagtest, dass ein und derselbe Aspekt im selben Bewusstsein wiedergeboren werden kann, wenn er seine Aufgabe nicht gelöst hat.

„Mädchen, WER bestimmt, welche Aufgabe er zu lösen hat?“

Die Ganzheit des Selbst vielleicht?

„Hattest du nicht etwas dagegen, eine Marionette von irgendetwas zu sein?“

Was hat das damit zu tun?

„Es hat etwas mit dir selbst zu tun. Es wird oft unter Menschen gesagt, dass ihr euch eure Welt selbst konstruiert. Zum Teil ist das richtig, denn wer, wenn nicht der Mensch, hat der Erde ihr momentanes Aussehen gegeben? Das sind Äußerlichkeiten, aber der Mensch besteht nicht nur aus Äußerlichkeiten. Wie ich schon sagte, sind Menschen gläubige Lebewesen, also glauben sie an etwas. Und bekanntlich bedeutet glauben nicht wissen. Ein Glaube kann also niemand bewiesen werden. Und doch existiert er in einer Vielfalt, deren Anzahl gar nicht benannt werden kann.“

Noch mal: Was hat das damit zu tun?

„Ich will damit sagen, dass der Glaube einen Großteil des Menschen ausmacht. Ohne Glaube, zu dem auch Träume und Wünsche gehören, ist der Mensch innerlich leer und besinnt sich nur auf Äußerlichkeiten.“

Du widersprichst dich wieder einmal. Einmal sagst du, dass ich an nichts glauben soll, mich leeren und von allem loslösen soll, - und jetzt das?

„Es ist kein Widerspruch, wenn ich dir sage, dass ich zu beidem stehe.
Ich frage dich: Kannst du dich zu einem Glauben zwingen?“

Nein!

„Glaube kann also niemals zwanghaft sein?“

Nein!

„Ich frage dich abermals: Kannst du dich dazu zwingen, deinen Glauben fallen zu lassen?“

Ich muss wieder – nein – sagen.

„Wie kommst du dann dazu, dir meinen Rat – an nichts zu glauben – zu Herzen zu nehmen? Das wäre doch die reinste Irreführung.“

Nun, dann hast du mich in die Irre geführt!

„Nein, Mädchen, - du hast dich in die Irre führen LASSEN. Der Glaube, von dem ich spreche, hat nichts mit Religionen oder irgendwelchen Dogmen anderer Menschen zu tun. Es ist der Glaube, der aus dir selbst kommt, - der aus deinem Leben und deinen Erfahrungen heraus entsteht und so lange wächst, bis deine letzte Stunde gekommen ist. Dieser Glaube macht unzählige Veränderungen durch, - widerspricht sich vielleicht – geht von einem Extrem ins andere, aber das macht nichts, denn es ist einzig und allein dein Glaube, der dich durch dein ganzes Leben begleitet.“

Jetzt sind wir vom Thema Karma zum Thema Glaube gekommen.

„Kein Wunder, denn Karma ist Teil eines Glaubens. Und wie es aussieht, ist Karma nicht Teil deines Glaubens. Also, wozu über Karma sprechen?“

Wenn ich nicht an Gott glaube, ist das dann auch ein Glaube?

„Ich sagte schon, - der Glaube, von dem ich spreche, hat nichts mit Religionen oder Ähnlichem zu tun. Aber ja, auch das ist ein Glaube, wenn du nicht an Gott glaubst. Es ist sogar DER Glaube, von dem ich spreche.“

Moment, Kim! Sprechen wir von ein und demselben? Verstehst du unter „Glauben“ etwa das, was allgemein Meinungen und Ansichten genannt wird?

„Nein, Mädchen. Meinungen sind bedeutungslos. Sie zeigen nur die unzähligen Seiten ein und desselben Objektes, aber niemals das Objekt als Ganzes. Meinungen und Ansichten gehören zu den Äußerlichkeiten.“

Aber Meinungen ändern sich auch im Laufe eines Lebens. Und dasselbe hast du vom Glauben gesagt, dass er von einem Extrem ins andere fallen kann.
Wodurch entsteht der Glaube? Aus Erfahrungen? Das hast du doch gesagt! Aber Erfahrungen können auch Äußerlichkeiten sein.

„Im Grunde genommen sind sie beides, - Äußerlichkeiten, wie auch Glaube.“

Wenn es nicht um Gott geht, worum geht es bei diesem Glauben dann? Darum, was ich mir vorstelle, was nach meinem Tod passiert?

„Du hast in diesen allerneuesten Gesprächen den schönen Satz: Ich erkenne das Wunder, dass ICH BIN! - geschrieben. Das, Mädchen – DAS nenne ich wahren Glauben. Dieser Satz lässt sich nicht widerlegen. Er ist ein Beweis in sich selbst und dennoch lässt er alles offen. Er drückt in fast meisterhafter Vollendung das Hier und Jetzt aus.
Mehr braucht es nicht, Mädchen.
Der wahre Glaube ist stets ein Geheimnis und etwas Rätselhaftes und kann niemals mit Religionen oder Dogmen in Zusammenhang gebracht werden.
Der wahre Glaube braucht nichts von außerhalb, auch wenn das Leben meistens von Äußerlichkeiten profitiert, denn immerhin bist du nicht das einzige existente Lebewesen. Die Verbindung zum Außen besteht und ist nicht zu leugnen. Und doch hat sie mit dem wahren Glauben nur sehr wenig zu tun.
Und noch einmal: Der wahre Glaube braucht keinen Gott, kein so genanntes heiliges oder höheres Wesen, denn er entsteht in jedem einzelnen Lebewesen selbst.
Und zum Abschluss noch dieses: Der wahre Glaube ist immer HIER und JETZT.“

Auch wenn er von einem Extrem ins andere fällt?

„Tut er das HIER und JETZT?“

Irgendwann einmal – vielleicht?

„Mädchen, irgendwann einmal ist aber nicht hier und jetzt.“

Ich erinnere mich an unsere ersten Gespräche, wo du sehr mutig sagtest, dass Religionsbücher nichts anderes als Märchenbücher sind. Aber dann kam der Widerspruch, als du sagtest, dass nichts erfunden, sondern nur entdeckt werden kann und somit sind auch Märchenbücher ein Teil der so genannten Realität.

„Dem stimme ich noch immer zu, aber bedenke, was – z.B. – in der Bibel zu lesen ist, und wie Gott darin dargestellt wird. Selbst wenn die Bibel mehrmals überschrieben, wie auch verfälscht wurde, so war sie doch auch von Anfang an verfälscht.
Wie kann ein Mensch auch so vermessen sein, zu glauben, er würde das Reich der Götter ergründen können? Er wird es, selbst wenn er das Tor zu den Göttern geöffnet hat und einen Blick in ihr Reich werfen darf, dennoch verfälscht beschreiben. Und das aus einem sehr simplen Grund: Er befindet sich im menschlichen Bewusstsein und kann nicht darüber hinaus, während die Götter sich in einem immens größeren Bewusstsein befinden.
Und wenn ich von vorne herein weiß, dass ich dieses Geheimnis ohnehin nicht ergründen kann, dann bleibt mir nun mal nichts anderes übrig, als an dem festzuhalten, was ich WIRKLICH wahrnehme. Und das ist von Mensch zu Mensch verschieden, sobald es sich um andere Dimensionen, um andere Bewusstseinsblasen handelt.“

Und doch versuchen wir Menschen allzu gerne, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen, selbst mit dem Wissen, dass wir es niemals schaffen werden.

„Erinnerst du dich, als ich einmal sagte: Greif nicht nach anderen Sternen, denn du besitzt selbst einen Stern? Mir ging es da nicht unbedingt um die Erde und die Suche nach anderen Wohnmöglichkeiten der Menschheit, sondern auch um die Gedanken, - um das Ergründen anderer Sphären im geistigen Bereich.
Es ist ja so, dass bei allem, was der Mensch tut, Energie verbraucht wird. Jedes Tun hinterlässt einen Moment voller Energien, egal worum es sich handelt. Unter Tun verstehe ich auch geistige Arbeit.
Wenn sich nun ein Mensch sein gesamtes Leben mit jener geistigen Arbeit beschäftigt, die das Geheimnis der Götter, der Entstehung des Universums ergründen sollte, und das mit dem leisen Wissen, dass er es ohnehin nicht schaffen wird, - meinst du nicht, dass er somit seine Lebensenergie verschwendet hat?“

Vielleicht glaubte er, es zu ergründen?

„Selbst wenn er es schaffen würde, - könnte er daran etwas ändern?“

Er hätte das Wissen über die Götter.

„Aber die Götter sind mächtiger als ein Aspekte der Ganzheit, - als ein Aspekte eines Wesens Dieser Seite. Er, als winziger Aspekt, hätte niemals die Möglichkeit, irgendetwas daran zu ändern. Er würde nur wissen, dass es die Götter gibt. Und das würde nur noch zu mehr Abhängigkeit führen.
Sobald ich als Mensch weiß, dass es die Götter gibt, wächst mein Glaube und wird zu Wissen.“

Und wenn der Mensch herausfindet, dass die Götter Seelenfresser sind, und es besser wäre, sich von den Göttern zu befreien?

„Das, Mädchen, wird er niemals herausfinden, denn dazu ist sein Bewusstsein zu klein. So gesehen wäre es also besser, die Beschäftigung mit den Göttern sein zu lassen.“

Ein teuflischer Gedanke!

„Ist es denn nicht so, dass jede Beschäftigung mit Göttern, Engeln und Dämonen Abhängigkeit schafft? Die Menschen beten um alles Mögliche, weil sie glauben, dass ihnen die Wesen der Anderen Seite beistehen und ihnen helfen. Dadurch legen sie ihr Leben in ihre Hände und werden nichts anderes als blinde Marionetten. Sie suchen den Kontakt zu den Göttern durch Kartenlegen, Orakeln und alles Mögliche, nur um von ihnen abhängig zu werden, weil sie sich nicht selbst entscheiden können, obwohl sie diese Möglichkeit durchaus haben.
Allen Lebewesen haben, bzw. sind - das, was sie zum Leben brauchen. Sie brauchen keine Hilfe von ‚oben’. Sie haben, bzw. sind – genug Energie, um ihre eigenen Aufgaben zu lösen.
Und genau das meinte ich damit, als ich sagte: Greif nicht nach anderen Sternen, wenn du selbst einen hast. Du bist dein eigener Stern und hast alle Möglichkeiten, die du für dein Leben brauchst.
Ich sagte dir auch, dass es immer Stärkere, Mächtigere oder Bessere geben wird. Vergleiche werden dich immer wieder nur schwächen, weil du daraus erkennen könntest, dass du schwächer oder schlechter bist als andere. Aber das bist du nicht wirklich. Du bist nur ANDERS, so wie jeder und alles anders ist. Das ist nun mal das Dilemma der Erscheinungswelten, das noch immer nicht wirklich gelöst werden konnte.
Es geht im Leben nicht darum, besser zu sein als andere, sondern um reine Selbsterkenntnis und Selbstverantwortung, und das ohne zu vergleichen.“

Und wie soll das ohne Vergleiche möglich sein?

„Ganz einfach: Erkenne, was du kannst und mach etwas daraus. Erkenne deine Vorlieben, denn nur das, was du gerne tust, gibt Kraft. Aber auch hier gibt es einen kleinen Haken, den ich bereits erwähnt habe, indem du dich fragst: Was will ich?
Im menschlichen Bewusstsein wird es sicher nie ohne Vergleiche abgehen. Aber es kommt auf die wahren Vergleiche an, - auf die Vergleiche ohne Vorbilder. Sei dein eigenes Vorbild. Erkenne deine Talente und fördere sie.“

Ich verstehe, Kim.
Aber warum richtet ein Mensch in Not seine Augen nach oben und beginnt zu beten?

„Programmierung, Mädchen!“

Du meinst, das geschieht unbewusst?

„Natürlich, weil es in ihm steckt – und das seit Geburt an. Bedenke, welcher Mensch so etwas tut. Wenn du die Möglichkeit hast, beobachte einen Menschen in Not, der mit einer Religion aufgewachsen ist, die einen Gott vorschreibt. Er wird mit Sicherheit zu beten beginnen. Dann beobachte einen Menschen, der noch nie etwas von Religionen gehört hat, - für den die Natur selbst der Gott ist. Er wird mit Sicherheit nicht beten.“

Ich denke eben daran, dass die ersten Menschen, laut Bibel Adam und Eva, sich damit begnügen hätten müssen, von allen Bäumen die Früchte essen zu dürfen, nur nicht von dem einen, - dem Baum der Erkenntnis. Aber Luzifer, in Form einer Schlange, verführte sie dazu, indem er ihnen sagte, sie werden mächtiger und weiser, - so mächtig und weise wie Gott selbst.
Das wäre doch eine Metapher mit der Aussage, nicht nach anderen Sternen zu greifen, sondern damit zufrieden zu sein, was man ist und hat. Und somit wäre ja doch Luzifer der Böse, der ja selbst auch mächtiger und weiser als Gott selbst werden wollte.

„Weshalb er auch stürzte und zu einem Wesen Dieser Seite wurde und dasselbe Schicksal wie sie erlebt. Seit diesem Sturz aus dem Reich der Götter verlangen auch die Menschen mehr und mehr und können niemals zufrieden sein.
Aber doch ist Luzifer etwas anders, als die Wesen Dieser Seite, selbst, wenn er seitdem zu ihnen gehört. Er gibt den Menschen und anderen Lebewesen des Universums ein Beispiel dessen, was passieren kann, wenn man nach Höherem greift, aber für dieses Höhere noch nicht bereit ist.
Und zur Selbsterkenntnis gehört nun mal auch, sich nicht zu über- aber auch nicht unterschätzen. Nicht nur Luzifer ist auf die Nase gefallen.“

Aber je öfter man auf die Nase fällt, umso besser lernt man das Aufstehen.

„Und an ein und derselben Stelle treten, während der Fluss des Lebens vorüber zieht.“

Lass uns alles, was wir bisher besprochen haben, vollkommen vergessen – und lass uns so tun, als würden wir uns das erste Mal unterhalten.
„Auch, wenn dieses Gespräch jetzt eine Wiederholung anderer Gespräche sein sollte?“
Ja, Kim. Und zwar genau aus diesem Grund!
„Okay, Mädchen!“
Wir Menschen sind linear wahrnehmende Lebewesen. Für uns gibt es Vergangenheit – das ist die Zeit, die hinter uns liegt. Dann gibt es die Gegenwart, - das Jetzt, der Moment, den wir eben erleben. Als Dittes gibt es etwas für uns Ungewisses, das wir die Zukunft nennen.
In allen Zeiten gab es Menschen, die angeblich Kontakt zu geistigen, oder außerirdischen Wesen haben. Logisch gesehen passiert dieser Kontakt in der Gegenwart, - logisch gesehen vom Menschen aus. Wie sieht es aber für die geistigen oder außerirdischen Wesen aus, die doch eine ganz andere Wahrnehmung haben müssten, die vielleicht die Zeit anders wahrnehmen?
„Du meinst, sie befinden sich im Ungewissen, - in der Zukunft, während der Mensch sich in der Gegenwart aufhält. Und doch findet die Kommunikation statt.“
Genau das meine ich, Kim.
„Was ist daran unverständlich?“
Ich lache, Kim. Also, wenn das für Menschen vollkommen normal ist, dann…
„Was dann? Ich spreche doch auch aus der Zukunft zu dir.“
Okay, - ja, du sprichst aus der Zukunft zu mir. Das hört sich für mich so an, als wäre alles vorbestimmt.
„Was es aber nicht ist, da Menschen in einer ganz anderen Zeit existieren. Der Fehler, die Menschen oft machen, ist, die Zeit mit einem Ort zu vergleichen. Raum und Zeit sind für Menschen einander sehr ähnlich, aber so ist es nicht. Zeit ist ganz anderes Phänomen als Raum.
Aus diesem Grund siehst du darin Vorbestimmung, wenn ich dir sage, dass die Zukunft bereits existiert. Nur ist es so, dass sie für den Menschen nicht existiert, da er in das, was er Zukunft nennt, eben hineinwächst. Andere Wesen, wie etwa manch geistige oder außerirdische Wesen sind bereits in das, was ihr Zukunft nennt, hineingewachsen. Aber ihr Hineinwachsen ist ein ganz anderes als das menschliche Hineinwachsen. Verstehst du?“
Nein, Kim.
„Vielleicht hilft dir diese Erklärung: Die geistigen oder außerirdischen Wesen können euch Menschen eine Möglichkeit eurer Zukunft offenbaren, - was aber nicht heißt, dass genau diese Offenbarung eintrifft. Immerhin handelt ihr und könnt euch zwischen diesem und jenen entscheiden. Der Weg, den ihr geht, liegt offen vor euch – und es steht euch nicht nur ein Weg offen. Euer zukünftiger Weg ist demnach mehrdimensional.
Bedenke einmal, wenn du an einer Kreuzung mit vier Abzweigungen stehst. Du kannst dich für jede Abzweigung entscheiden, aber du weißt nicht, was jede von ihnen für dich bereithält. Manche von den geistigen oder außerirdischen Wesen wissen es aber. Natürlich auch nur bis zu einem bestimmten Grad, da immer wieder solche Abzweigungen auf euch zukommen und es nach mehreren Abzweigungen zu kompliziert wird, um euch eine MÖGLICHE Zukunft vorauszusagen.
Einfach gesagt, ihr kreiert eure Zukunft selbst, - genauso, wie manche geistige oder außerirdische Lebewesen ihre Zukunft selbst kreiert haben.“
Ich verstehe darunter, dass unsere Zukunft mit der von geistigen Lebewesen nichts zu tun hat.
„Richtig, Mädchen! Aber so kannst du genauso sagen, dass deine Zukunft nichts mit der von deinem Nachbarn zu tun hat, da jeder sein eigenes Leben lebt.“
Dennoch existiert mein Nachbar zur gleichen Zeit wie ich.
„Das ist nicht ganz richtig. Seine Zeit ist eine andere als deine.“
Jetzt drehen meine Gehirnwindungen wieder durch, Kim.
„Das glaube ich dir. Und das ist deshalb, weil du dir unter Zeit etwas ganz anderes vorstellst, als das, was sie ist.“
Ist sie eine andere Dimension, ein anderes Bewusstsein als das der Menschen?
„Nein! Für alle Lebewesen im Universum existiert Zeit, - eben nur unterschiedlich, weil es nun mal Lebewesen gibt, die unterschiedlich wahrnehmen. Manche Lebewesen können Zeit als eine Art Vehikel nutzen, um auch mit Lebewesen zu kommunizieren, von denen sie Äonen von Jahren getrennt sind.
Bedenke, dass der Begriff Jahre, Monate, Tage nicht wirklich etwas mit Zeit zu tun hat.“
Was?
„Ich sagte: NICHT WIRKLICH! Diese Begriffe stammen von euch. Damit teilt ihr die Zeit ein, um sie euch bewusster zu machen. Das ist aber schon alles und hat im großen und ganzen NICHT WIRKLICH etwas mit Zeit zu tun.“
Zeit ist für mich die Dauer für eine Handlung, die ich ausführe.
„Ja, aber wie misst du die Dauer, wenn nicht durch ein Zeitmessgerät? Aber Zeit lässt sich NICHT WIRKLICH messen.“
Dann reden wir beide aneinander vorbei, oder du verstehst unter Zeit etwas ganz anderes als ich.
„Natürlich verstehe ich unter Zeit etwas ganz anderes als du, Mädchen. Menschen orientierten anfangs nach den Sternen, - nach den Planeten, die eure Sonne umkreisen. So habt ihr gelernt, die Stunden der Tage und Nächte zu erkennen und einen Kalender zu kreieren.
Nimm meine Worte bewusst auf, Mädchen! Ihr habt Sekunden, Minuten, Stunden, usw. kreiert, - aber nicht die Zeit selbst!“
Willst du damit sagen, die geniale Entdeckung des Kalenders ist für nichts?
„Ganz und gar nicht! Ich sagte doch vorhin, dass ihr euch dadurch die Zeit bewusster gemacht habt. BEWUSSTER, aber nicht wirklich bewusst! Ihr wachst in die Zeit erst hinein, und nebenbei könnt ihr euch ENTSCHEIDEN, WIE ihr in die Zeit hineinwächst. Verstehst du jetzt?“
Wir wachsen in die Zeit hinein. Ja, das klingt gar nicht so verkehrt. Und manch geistige oder außerirdische Wesen sind bereits weiter als wir in die Zeit hineingewachsen.
„Genauso ist es, Mädchen.“
Was ist dann mit Gott, Kim? Steht er über der Zeit?
„Nein, Mädchen. Das, was Gott für euch und eure Vorstellungen ist, existiert für euch noch gar nicht.“
Das ist jetzt aber ein starkes Stück, was du da sagst, Kim.
„Warum? Ich sage ja nicht, dass Gott nicht existiert.“
Warum existiert er dann nicht für uns?
„Weil ihr erst in Gott hineinwachsen müsst. So einfach ist das.“
Ist er die Zeit?
„Nein, Mädchen. Gott ist ALLES.“

Vorhin habe ich aus dem Buch „Eine andere Wirklichkeit“ von Carlos Castaneda eine Textstelle über – kontrollierte Torheit – abgeschrieben.
Das brachte mich auf den Gedanken, was es wirklich bedeutet, sich nicht mehr um sich selbst und seine Mitmenschen zu kümmern, weil nichts wichtig ist, - weil alles „gleich“ ist.
„Das sagte ich dir schon immer, aber du nanntest es stets – gefühlskalt.“
Ich sagte letztens schon, lass uns alle bisherigen Gespräche vergessen und neu anfangen, Kim.
„Okay! Was also möchtest du genau wissen, Mädchen.“
Was mich dazu bringen würde, alles „gleich“ zu sehen.
„Wissen, Mädchen, - DAS Wissen, dass alles gleich IST.“
Und wie kann ich das wissen?
„Indem du erkennst, dass alles aus und derselben Quelle entstanden ist und entsteht. Ich will gar nicht sagen, dass alles Energie ist, denn das, was ich ‚Energie’ nenne, lässt sich mit nichts vergleichen.“
Und wie kann ich das erkennen?
„Durch Beobachtung. Es kommt nie etwas plötzlich aus dem Nichts. Alles, was sozusagen neu entsteht, kommt aus dem, was bereits DA ist. Und das, was bereits DA ist, kam ebenso aus dem, was bereits DA war. So könntest du immer weiter zurückforschen, bis du schließlich an einen Punkt gerätst, wo wirklich einst ein winziger Punkt war, aus dem alles, was DA ist, entstanden ist.
Es ist unwichtig, wer oder was dieser Punkt war, aus dem sich alles entwickelt hat. Darum geht es nicht. Es geht nur darum, dass alles, was geboren oder neu entsteht, immer aus dem hervorgeht, was DA ist.
Dies wäre der einfachste Beweis.“
Gibt es noch andere?
„Ja, es gibt das ‚Sehen’, wie es Carlos so schön in seinen Büchern beschreibt. Durchschnittsmenschen schauen, aber sie ‚sehen’ nicht. Würden sie ‚sehen’, wäre es für sie kein Unterschied, ob sie durch ein achtloses Klatschen eine kleine Fliege erschlagen oder einen ihrer Mitmenschen erschlagen, denn eine kleine Fliegen, wie auch ein Mensch ist aus ein und dem Selben entstanden, - also unterschiedslos.“
Menschen fühlen sich aber nicht schuldig, wenn sie eine Fliege erschlagen. Aber manche fühlen sich schuldig, wenn sie einen anderen Menschen erschlagen. Don Juan führt das auf das Denken zurück.
„Ja, worauf sonst? Menschen denken, dass sie wichtiger sind als kleine Fliegen. So ist es nur logisch, dass sie sich schuldiger fühlen, wenn sie einen Menschen töten, als wenn sie kleine Fliegen töten.“
Und was ist mit den Gefühlen? Sind sie aus dem Denken entstanden?
„Nein, - zumindest nicht immer. Gefühle entstehen aus dem Eigendünkel, aus dem Ego. Es mag jetzt hart klingen, was ich dir jetzt sagen werde, - aber dennoch wage ich zu behaupten, dass es genauso ist.
Jedes Gefühl, das du empfindest, gilt immer nur dir selbst. Auch wenn du meinst, Mitleid oder Mitgefühl für andere Menschen zu fühlen, ist es nicht so, da du stets nur dich selbst reflektierst.“
Und wie ist es mit Liebe, oder mit Hass?
„Was liebst du? Doch nur das, was dir selbst gut tut. Und was hasst du? Doch nur das, was dir selbst schadet. Alle Gefühle sind IMMER persönlich und betreffen dich selbst, - was allgemein das Ego genannt wird.“
Kim, du kannst nicht sagen, dass ein Mensch, der sein Leben für andere hingibt, es nur für sich selbst tut!
„Doch, das kann ich, Mädchen. Ein Mensch, der sich für andere in Lebensgefahr begibt, könnte sich nie wieder selbst in den Spiegel schauen, würde er es nicht tun. Er fühlt sich sogar verpflichtet dazu, ein so genannter Retter zu sein. Und schau dich einmal um, wie gerne sich solche Retter feiern lassen, - auch wenn sie anscheinend bescheiden von sich geben, dass es für sie selbstverständlich ist.“
Du machst die Menschen schlecht, Kim.
„Ganz und gar nicht. Ich sage nur, wie der Mensch IST. Alles, was er sagt und tut, sagt und tut er nur für sich selbst – ohne Ausnahme. Wichtig ist nur er, - auch wenn er behauptet, dass ihm auch andere Menschen und andere Dinge wichtig sind. Ja, andere Menschen und andere Dinge sind FÜR ihn wichtig. Also bezieht wiederum alles nur auf ihn selbst.
Erinnere dich, dass du einmal in einem Buch über eine so genannte Schwachsinnige gelesen hast, die um ihre einzige Verwandte trauerte, als diese starb und sagte: ‚Ich weiß ja, dass ich nur um mich selbst weine, weil ich nun niemanden mehr habe.’
Du siehst, so genannte Schwachsinnige erkennen um einiges besser.“
Das würde heißen, dass uns ohnehin nichts wichtig ist, außer wir uns selbst.
„Genauso ist es, Mädchen. Das löst auch die Trennung aus. Hier bin ich und dort ist die Welt. Aber genau das ist die Illusion, der sich die Menschen hingeben, denn kein Mensch ist von der Welt getrennt.“
Kannst du da wirklich allgemein sprechen, - dass alle Menschen genauso sind?
„Ja, Mädchen, - das kann ich. Genauso sind die Menschen! Das bedeutet nicht, dass die Menschen schlecht oder böse sind. Sie SIND einfach so, dass sie stets nur auf sich selbst bedacht sind.
Oder willst du sagen, dass es bei dir anders ist? Überlege doch einmal. Warum würde es dich besonders schwer treffen, wenn deine Eltern oder dein Mann plötzlich nicht mehr wären? Dir geht es doch zuallererst doch nur um dich selbst. Erst viel später käme dir vielleicht der Gedanke, dass deine Eltern oder dein Mann noch gerne länger auf der Erde gelebt hätten und du sie deswegen betrauerst.“
Irgendwie hast du recht, Kim. Bei Schicksalsschlägen tun wir uns sicher zuallererst selbst leid. Aber wäre es nicht menschlich, auch auf den Anderen bedacht zu sein?
„Ich weiß, wirkliche Menschlichkeit bedeutet für euch Mitgefühl, füreinander da sein, usw. Aber der eigentliche Grund, warum ihr das Menschlichkeit nennt, ist, weil ihr es für euch selbst genauso haben wollt. Ihr seid gut zu euren Mitmenschen, weil ihr damit rechnet, dass diese Menschen auch irgendwann gut zu euch sind.
Ich sagte schon, es wird dir sehr hart vorkommen, was ich dir über die Menschen sage. Aber frage dich, warum es dir hart vorkommt? Kann es nicht sein, dass du die Menschen bis jetzt in einem ganz anderen Licht gesehen hast, - dass du sie sozusagen idealisiert hast?
Weißt du, allzu sehr unterscheidet sich der Mensch nicht vom Tier, denn auch Tiere handeln stets zu ihrem eigenen Vorteil. Aber es scheint so, als würden Tiere dazu stehen. Sie verstellen sich nicht und betreiben keine Schönmalerei wie die Menschen.
Menschen haben sich in ihrem Geiste eine Welt geschaffen, die aber nicht wirklich existiert, denn der Mensch kann seine wahre Natur niemals verschleiern. Seine wahre Natur kommt immer durch, was ja auch klar ersichtlich ist, wenn du dich auf der Erde umsiehst.
Du wirst doch nicht sagen, dass Naturschutz oder andere Hilfsorganisationen nur aus Liebe zur Natur und zu den Hilfsbedürftigen da sind? Da geht es doch nur um den Menschen selbst, weil er auf den Anblick vom Aussterben bedrohter Tiere nicht verzichten will, - und bei den Hilfsbedürftigen geht es darum, dass der Mensch zeigen will, dass er ja doch auch etwas für andere tut.“
Das ist ungerecht, Kim. Es gibt viele Menschen, die ihr Letztes geben, um einen anderen Menschen zu helfen.
„Natürlich! Das sagte ich ja schon, als wir über den Retter, der sein eigenes Leben aufs Spiel setzt, gesprochen haben. Ja, es gibt Menschen, die alles dafür tun würden, um andere Menschen oder was auch immer zu retten, oder ihnen zu helfen. Dennoch tun sie das alles nur für sich selbst.
Aber du hast mich ja gefragt, was es bedeutet, wenn man sich nicht mehr um sich selbst und um seine Mitmenschen, wie auch Umgebung sorgt.“
Ja, - und was bedeutet es?
„Freiheit, Mädchen – absolute Freiheit.“
Gibt es denn solche Menschen?
„Ich fürchte, nein, Mädchen. Aber es gibt andere Lebewesen, die sich nicht mehr um sich selbst und um ihre Umgebung sorgen, weil sie WISSEN, dass Sorge nichts ändert.
Würde ein Mensch so sein, - wäre er kein Mensch mehr. Aber Menschen SIND nun mal so.“
Und ich fürchte, ich muss dir recht geben, Kim. Vor kurzem geschah eine fürchterliche Katastrophe, wo viele Menschen starben. Anscheinend war das ein Schock für alle Menschen. Ehrlich gesagte, kann ich nicht sagen, dass es mich arg erschreckt hat. Mir wurde nur wieder einmal bewusst, wie winzig der Mensch gegen Mutter Natur ist und ihm all seine Technik und sein Fortschritt absolut nichts nützen. Von anderen Menschen hörte ich Aussagen wie etwa: „Stell dir nur vor, du fährst mit Mann und Kind auf Urlaub und musst alleine zurückkehren.“ Fast alle Aussagen bezogen sich immer nur auf den Sprecher selbst, indem er sich an die Stelle derer stellte, die diese Katastrophe erlebten.
„Und das ist absolut natürlich für Menschen, Mädchen. Das ist es ja, was ich dir sagen will. Es ist weder gut noch böse – DAS ist MENSCHLICH. Jeder Mensch nimmt aus sich selbst heraus wahr. Er hat keine andere Möglichkeit der Wahrnehmung. Und genau aus dem Grund bezieht er ALLES auf sich selbst und KANN gar nicht anders.
JEDER Mensch fragt sich nach dem Sinn SEINES Daseins. Für ihn kann es gar keinen anderen Sinn geben, als sein eigenes Selbst.
Es mag manchmal alles durch die rosa Brille scheinen, die ihr euch gerne bei eurem Illusionssehen aufsetzt. Aber wenn ihr euch wirklich einmal bemüht, die Tatsachen zu erkennen, solltet ihr euch eingestehen, dass ihr nun mal einmal genauso seid.
Und wie gesagt, es steckt weder Gutes noch Böses dahinter.
Ein Tier ist doch auch nicht böse, weil es ein anderes Tier tötet, das ihm als Nahrung dient. Und es gibt sogar auch Tiere, - ihr nennt sie ‚krank’ – die grundlos angreifen und töten. Ausnahmen gibt es überall.
Und so ist es auch beim Menschen. Manche töten, weil sie Hunger haben, weil sie sich schützen, weil sie reicher werden wollen, weil sie Lust am Töten empfinden. Gründe gibt es haufenweise.
Ich sagte dir schon immer, dass die Natur grausam ist, - grausam für einen Menschen, der ständig mit rosa Brille durch die Gegend läuft.
Für ein Wesen, das die Tatsachen erkennt, ist alles gleich – alles wie es ist.“

Du sagtest, Menschen haben sich in ihrem Geist eine Welt geschaffen, die aber nicht wirklich existiert, denn der Mensch kann seine wahre Natur niemals verschleiern.
Das bedeutet doch, dass ein Mensch seinen Eigendünkel niemals ablegen kann, egal, was er tut.
„Er kann ihn ablegen und dadurch absolute Freiheit erlangen. Nur sagte ich, dass er dann kein Mensch mehr ist.“
Was ist er dann? Don Juan und seine Mitzauberer waren auch Menschen, Kim.
„Nein, sie waren keine Menschen mehr. Sie waren Leuchtende Wesen, die zwar noch unter den Menschen, in der Welt lebten, aber sie kümmerten sich nicht mehr darum.“
Das tun Nonnen, Priester oder Eremiten auch.
„Nein, das tun sie nicht, Mädchen. Sie sind aus einem ganz bestimmten PERSÖNLICHEN Grund Nonnen, Priester oder Eremiten geworden, - und das ist ein sehr großer Unterschied zu Don Juan und seine Mitzauberer.“
Meinst du vielleicht, dass sie mit den Menschen und ihrer Welt „fertig“ sind, so wie das Frankensteins Monster in einem Film sagte.
„Frankensteins Monster empfindet in besagtem Film Hass für die Menschen und ihre Welt. Sich PERSÖNLICH um nichts mehr kümmern, ist frei von Hass, - frei von allen PERSÖNLICHEN Gefühlen.“
Und was ist mit Liebe?
„Darüber haben wir schon letztens gesprochen. Kannst du dir eine nicht-persönliche Liebe vorstellen, Mädchen?“
Damit dürfte die bedingungslose Liebe gemeint sein.
„In etwa, - ja, denn nicht-persönliche Liebe stellt keine Bedingungen.“
Irgendwie ist aus dem, was du sagst, herauszuhören, dass es für einen Menschen unmöglich ist, absolute Freiheit zu erlangen. Und doch räumst du ein, dass es möglich ist, denn Don Juan und seine Mitzauberer waren einst Menschen, bevor sie Zauberer, oder auch Wissende genannt, wurden.
„Zweifelst du denn nicht an den Geschichten, die Carlos geschrieben hat?“
Keine Frage, - über gewisse Taten, die Carlos beschrieben hat, zweifle ich sicher. Aber die Möglichkeit, dass es Tatsachenberichte sind, besteht ebenso.
Was ich noch aus dem heraushöre, was du sagst, ist, dass keine Menschen absolute Freiheit erlangen können, weil sie, wenn sie absolute Freiheit erlangt haben, keine Menschen mehr sind. Sozusagen sind Menschen, die gewissermaßen an der Grenze der absoluten Freiheit stehen, gerade davor, Leuchtende Wesen zu werden. Meinst du das, Kim?
„In der Tat, das meine ich!“
Und was bedeutet der Ausdruck „Leuchtende Wesen“? Hat es etwas mit der Leuchtenden Welt zu tun?
„In gewisser Hinsicht hat es etwas mit der Leuchtenden Welt zu tun, da die Leuchtende Welt für Menschen der Jetztzeit Zukunft bedeutet. In der Jetztzeit lebt ihr auf der Erde und nicht auf der Leuchtenden Welt, aber die Evolution schreitet voran. Verstehst du?“
Ich denke schon. Du meinst also, dass sich in der Jetztzeit eine Entwicklung abspielt, in der Menschen nach und nach zu Leuchtenden Wesen werden.
Hat das etwas mit Carlos Castaneda oder mit Don Juans Lehren zu tun?
„Auch, aber nicht nur, denn die Entwicklung hängt nicht alleine von den Menschen und ihren Lehren ab. Bleiben wir dennoch bei Carlos, da er ja gewissermaßen so etwas wie dein Lehrer ist. Geh nicht weiter darauf, was ich eben sagte, denn du wirst zugeben müssen, dass dich seine Bücher verändert haben.
Wie gesagt, bleiben wir bei Carlos, der in seinen Büchern etwas über die ABSICHT geschrieben hat. Die ABSICHT ist eine Kraft, die alles miteinander verbindet. Man kann sie auch den Geist nennen, wo du ja bereits etwas über das ‚Herabsteigen des Geistes’ aus den Büchern abgeschrieben hast. Die meisten Lehren der Menschen kommen nicht direkt aus den Menschen. Die wahren Lehren, die den Menschen etwas nützen, um sich weiter zu entwickeln, kommen direkt aus der ABSICHT.
Manche Menschen nennen sie auch Gott. Das möchte ich auch noch erwähnen, denn Menschen lieben Namen und Benennungen. Sie brauchen einen so genannten realen Bezugspunkt, da ABSICHT alleine zu abstrakt ist und sie sich darunter kaum etwas vorstellen können.
So kannst du sagen, ob es sich um die uralten Veden, um Buddhismus – egal in welcher Form, da es ja mehrere buddhistische Richtungen gibt, oder um irgendwelche andere Schriften aus allen menschlichen Zeiten, - es steckt immer oder meistens ein großer Teil der ABSICHT dahinter.“
Aber es hängt auch von den Menschen ab, denn nicht jeder Mensch fühlt die ABSICHT. Oder?
„Das ist richtig, Mädchen.“
Und wovon hängt es ab, dass ein Mensch die ABSICHT fühlt?
„Natürlich von seiner Entwicklung! Und Entwicklung kann man nicht erzwingen.
Deshalb sagte ich auch, dass der Mensch an sich weder gut noch böse ist, - egal, was er tut. Es ist alles immer davon abhängig, wie weit seine Entwicklung fortgeschritten ist.
Aber ich würde sagen, schreibe weitere Textstellen aus Carlos’ Bücher ab, die du dir notiert hast, - vielleicht findest du ein Thema, worüber wir weiterreden können, um noch tiefer zu gehen.“

Das habe ich nun gemacht, Kim.
Mir fiel aber auf, dass Don Juan sich und seine Mitzauberer auch Menschen nennt, und die Menschen allgemein „leuchtende Wesen“.
„Das sind nun mal seine Erklärungen. Vergiss dabei nicht, dass jede Erklärung wahr ist, die von der ABSICHT kommt.“
Also, die erste Textstelle, die ich abschrieb, ist das mit der „Gefecht der Kraft“. Ich finde die Ausdrücke in Carlos’ Büchern immer sehr dramatisch.
„Die Kraft ist nun mal dramatisch, Mädchen.“
Ist die Kraft dasselbe wie die ABSICHT?
„Ja, Mädchen.“
In dieser Textstelle geht es darum, dass Carlos eine Erklärung dessen haben will, was er gesehen hat, nämlich eine Brücke im Nebel, über die er gehen wollte. Aber Don Juan hielt ihn zurück, weil Carlos, wie Don Juan meinte, zuwenig Kraft hatte.
„Carlos zweifelte. Er glaubte nicht. Aber Don Juan sagte ihm schon früher: Ein Krieger MUSS glauben.“
Willst du damit sagen, dass alles vom Glauben abhängt?
„Ja, aber vom Glauben an sich selbst.“
Weiters sagte Don Juan, als Carlos ihn fragte, wo die Brücke jetzt ist, die er nachts gesehen hat, dass sich unzählige Welten vor ihnen auftürmen, und diejenige, die Carlos jetzt wahrnimmt, nicht die einzige ist.
„Auch wenn du die Gespräche jetzt einen neuen Anfang nennst, MUSS ich erwähnen, dass du dich erinnern sollst, was wir über Manola sagten. Du bist Manola, - jedoch in einer anderen Dimension, - in einer anderen Welt. Und in dieser anderen Welt bin ich dein Vater, der dich mehrmals auf Bewusstseinsreisen mitgenommen hat, in denen du viele andere Welten gesehen hast. Auch diese anderen Welten befanden sich an demselben Ort, von wo aus wir die Bewusstseinsreisen gestartet haben.
Auch sagte ich dir bereits, dass dies kein räumliches, sondern ein zeitliches Problem für die Menschen ist, da sie Zeit mit Raum vergleichen. Ich sagte, Menschen können bis zum gegenüberliegenden Punkt der Erde reisen, oder gar über die Erde hinaus auf den Mond oder auf einen anderen Planeten, - dennoch wechseln sie niemals den Ort. Mit ‚Ort’ meine ich das menschliche Bewusstsein.“
Ich erinnere mich, Kim. Aber laut Don Juan gibt es Unterschiede im menschlichen Bewusstsein, was er anhand der acht Punkte im Menschen erklärt, oder mit den zwei Ringen der Kraft. Zwei dieser acht Punkte sind angeblich nur Zauberern zugängig. Aber über diese zwei Punkte kann man nicht sprechen, da sie außerhalb der Punkte „Sprechen“ und „Verstand“ liegen. Don Juan nennt die zwei Punkte auch das „Nagual“, das, wie mir scheint, auch mit der ABSICHT verwandt ist.
„Vielleicht ist das Nagual auch die ABSICHT, die Kraft, der Geist, oder wie auch immer. Das wäre eine sehr anschauliche Erklärung, auch wenn sie für sehr viele Menschen nichtssagend ist.“
Als Don Juan Carlos in einem Restaurant das Tonal und das Nagual erklärte, konnte er das Tonal mit allem Möglichen erklären, - sogar mit Gott. Don Juan sagte, über alles, worüber man sprechen kann, gehört auf die „Insel des Tonal“, welches er mit dem Tisch darstellte. Auch für den Begriff „Gott“ stellte er etwas auf den Tisch und meinte, dass die Menschen nur über Gott reden, aber sie können ihn nicht willentlich erfahren. Über das Nagual hingegen kann man überhaupt nicht sprechen, - man kann es nur erfahren.
Du aber sagst, dass man die ABSICHT auch Gott oder wie auch immer nennen kann.
„Natürlich, denn Menschen können über alles sprechen, worüber sich nun mal sprechen lässt. Aber bedenke auch, dass es stets nur beim Sprechen bleibt. Menschen reden über vieles, - sie sagen alles Mögliche. Die Frage dabei ist nur, WISSEN sie auch immer, worüber sie sprechen?“
Das ist ein gutes Argument, Kim.
Wenn ich dich jetzt frage, wodurch man das Nagual, die beiden geheimnisvollen Punkte im Menschen, erfahren kann, nehme ich an, wirst du sicher sagen: durch die Entwicklung.
„Du hast es erfasst, Mädchen.“
Und wodurch geschieht die Entwicklung?
„Durch die ABSICHT. Sie lässt stetig einige winzige Tropfen ihrer Allwissenheit in das menschliche Bewusstsein tropfen, und manche Menschen nehmen diese Tropfen auf. Und die Menschen, die jene Tropfen aufgenommen haben, geben sie wieder an andere Menschen weiter. Bestätigt sich das Wissen, das sie weitergeben, festigt es sich mehr und mehr in immer mehr andere Menschen und schließlich wird zur Tat übergeschritten.“
Und das Weltbild der Menschen verändert sich.
„Richtig, Mädchen!“
Da kommen wir schon zum nächsten Punkt, - nämlich zur Illusion.
Don Juan sagt, dass die Welt, die wir wahrnehmen, eine Illusion ist. Sie ist nur durch eine Beschreibung geschaffen worden. Aber sie unterscheidet sich nur geringfügig von der Welt der Zauberer. Der einzige Unterschied ist, dass die Welt der Zauberer umfassender ist.
Du jedoch sagtest, dass es so etwas wie Illusion nicht gibt.
„Lies mal genau, was du eben geschrieben hast. Ich sagte auch nicht, dass es so etwas wie Illusion nicht gibt, da ich dir schon einige Beispiele, was Illusion ist, aufgezählt habe.
Don Juan sprach von Wahrnehmung. Die Wahrnehmung selbst kannst du kaum eine Illusion nennen. Don Juan sagte aber, dass die Welt eine Illusion ist, - und das ist etwas ganz anderes.
Don Juan sagte auch, wenn wir den inneren Dialog unterbrechen, dann ist die Welt so wie sie sein sollte. Ich wollte es vermeiden, zu sagen, dass alles Energie ist, - eben weil ich von einer Energie spreche, die sich mit nichts vergleichen lässt. Aber nun sage ich, dass alles Energie ist. Aber diese Energie lässt sich erst dann wahrnehmen, wenn unsere Wahrnehmung einen bestimmten Level erreicht hat. Und solange dieser Level nicht erreicht ist, brauchen Lebewesen wie Menschen ein Bewusstsein, in dem Beschreibungen Vorrang haben. Also machen sie sich ein Bild von der Welt, in der sie leben. Keines dieser Bilder ist weder gut noch schlecht, da die aus Welt unzähligen Schichten besteht.
Dem Zauberer oder Wissenden steht es frei, für welche Schicht er sich entscheidet. Der Durchschnittsmensch hat nur eine Wahl, solange er sich in der Welt der Sprache und Vernunft aufhält. Und ein sehr hoch entwickeltes Wesen erkennt, dass alles Energie ist, - jedoch eine Energie, die sich mit sich nichts vergleichen lässt. Es scheint für dich jetzt noch eine sehr langweilige, unterschiedslose Welt zu sein, die Welt der Energie, aber nur sie ist das Tor zur Unendlichkeit.“

Kim, was ist für dich die „Ganzheit des Selbst“?
„Man könnte sagen, sie ist die Summe aller Teile.“
Existiert sie getrennt von ihren Teilen? Ich meine, ist sie vielleicht mehr als die Summe ihrer Teile?
„Das ist schwer zu erklären, weil du ja mit dem Phänomen Zeit noch einige Probleme hast.
Wie ich dir bereits sagte, ist die Leuchtende Welt für Menschen noch Zukunft. Ähnlich ist es mit der Ganzheit des Selbst. Auch sie ist für dich noch Zukunft.
Vielleicht war meine Benennung – die Summe aller Teile – zu verwirrend für dich, weil da alle Teile, - vergangene, gegenwärtige, wie auch zukünftige mit eingeschlossen sind.“
Könnte man sagen, die Ganzheit des Selbst entwickelt sich durch ihre Teile?
„Von deiner Warte aus gesehen, könnte man sagen, ist es so.“
Greift die Ganzheit des Selbst in unser Leben ein?
„Nicht direkt, aber indirekt leitet sie euch. Ab und zu ist sie das, was du Intuition oder plötzliche Ideen nennst.“
Ab und zu?
„Ja, weil dein Gehirn doch jede Menge speichert und es vorkommt, dass in gewissen Situationen Teile dieses Speichers angezapft werden.“
Also ist es nicht einfach, die „Sprache“ der Ganzheit des Selbst zu erkennen.
„Es wäre einfacher, wenn du deine Persönlichkeit etwas einschränken würdest.“
So gesehen hat Carlos’ Ganzheit des Selbst nichts mit DER Ganzheit des Selbst zu tun.
„Carlos beschreibt die Ganzheit des Menschen. Er schreibt, dass alles, - nicht nur die Menschen, unzähligen Schichten aufweist, wie eine Zwiebel. Damit hat er nicht unrecht, denn es gibt unzählige Ebenen einer Dimension.“
Erddimension, wie du es immer nanntest?
„Ja, man kann es aber auch Ebenen nennen.“
Heute morgen hatte ich das Gefühl, als wäre ich mit einer anderen Ebene verbunden. Ich habe mich mit einer Ente unterhalten. Einige Enten, darunter zwei Wildenten, waren auf der Wiese (die Abkürzung, wenn ich zum Einkaufen gehe). Ich ließ ihnen Zeit, vor mir zu flüchten. Es sind sehr scheue Tiere, die zum Nachbarn gehören, der auf der anderen Straßenseite sein Anwesen hat. Als die Enten an der Straße ankamen, flogen die beiden Wildenten rüber. Die Hausenten watschelten einfach schnell weiter, bis auf eine. Sie flatterte mit den Flügeln und hob ein bisschen vom Boden ab. Als sie dann drüben waren, blieben sie stehen und die eine Hausente stand vor den anderen Enten und breitete laut quakend (klingt für mich so) ihre Flügeln aus, als wollte sie ihnen mitteilen, dass sie ein Stück geflogen ist. Ich lächelte ihr von der anderen Straßenseite zu und sagte leise: „Ja, du bist geflogen.“ Es war für mich, als hätte sie mich verstanden. Es war wie auf einer anderen Ebene, wo sich Menschen und Tiere wirklich verständigen können und sich sicher sind, dass sie sich gegenseitig verstehen.
Meist sind es ja Interpretationen, die Menschen über Tiere aufstellen. Aber heute war ich mir absolut sicher, die Hausente hat mich verstanden und ich sie.
„Ja, auch Tiere können sich über ihre Leistungen freuen. Und du hast diese Freude gespürt und ihren kleinen Flug bestätigt.“
Könnte man das auch eine andere Ebene nennen?
„Nicht wirklich, - aber es könnte trotzdem sein, dass sich sein ‚Montagepunkt’ leicht verschoben hat und du deshalb die Freude der Ente gefühlt hast.“
Der Montagepunkt verschiebt sich ja oft, - aber halt nur leicht. Carlos schreibt, dass er sich nicht nur zu allen Seiten verschieben lässt, sondern auch nach unten oder nach oben. Das wären dann die Gefühlsäußerungen, die man manchmal auch grundlos empfindet.
„Dann hat sich dein Montagepunkt in Richtung ‚Freude’ verschoben, würde ich sagen.“
Unabhängig von der Ente?
„Ihr Flug dürfte der Auslöser gewesen sein. Du warst sicher überzeugt davon, dass Hausenten nicht fliegen können, - zumindest keine weiteren Strecken. Und plötzlich hast du eine Hausente fliegen gesehen und hast es als große Leistung empfunden und dich selbst darüber gefreut.“
Also habe ich nicht die Freude der Hausente gefühlt?
„Wie könntest du das? Du fühlst immer nur dich selbst, Mädchen.“
Dann ist es doch eine Interpretation gewesen.
„Das, was du über andere Lebewesen sagst, ist immer eine Interpretation, - selbst dann, wenn deine Interpretation zutrifft. Es ist DEINE Wahrnehmung, - und Wahrnehmung geht nun mal immer nur von dir selbst aus.“
Es war dennoch ein schönes Erlebnis für mich.
„Das will ich dir auch nicht nehmen, Mädchen.“
Lass uns noch mal über Menschen und Leuchtende Wesen sprechen, Kim. Du sagst, es liegt an der Entwicklung, ob ein Mensch bereits dazu ist, ein Leuchtendes Wesen zu werden. Wie äußert sich diese Bereitschaft?
„Durch Offenheit für alles. Menschen, die bereit sind, interessieren sich für alles, aber sie sind innerlich schon so gefestigt, dass alle anderen Informationen an ihnen abprallen. Das bedeutet, sie nehmen nicht mehr wirklich teil an den Sorgen anderer Menschen, - dennoch sind sie für die Sorgen anderer da. Und wenn sie etwas für andere tun, wird ihnen bewusst, dass es dafür keinen Lohn gibt.“
Du meinst, sie erwarten sich nichts?
„Doch, sie erwarten sich natürlich ein ‚Dankeschön’, oder eben etwas anderes, das ihre Tat bestätigt. Wie gesagt, das ist nun mal MENSCHLICH. Kein Mensch tut irgendetwas umsonst, - und immer tut er es seinetwegen. Aber auch wenn sich ein bereiter Mensch etwas erwartet, WEISS er, dass nicht wirklich etwas bekommt. Ein Mensch, der bereit ist, weiß um seine Menschlichkeit und der seiner Mitmenschen. Verstehst du?“
Ja, seine Mitmenschen geben auch nur, um sich selbst besser zu fühlen.
„Richtig!“
Bereite Menschen sind also irgendwie gleichgültig allem gegenüber. Oder?
„Irgendwie ja, - dennoch liegt ihnen noch immer etwas an ihren eigenen Auftreten. Meist sind es Menschen, die niemandem wehtun wollen, - aber nicht, es allen recht zu machen. Das ist ein Unterschied! Bereite Menschen sind nicht mehr so sehr besorgt um ihr Ansehen, sodass es ihnen auch möglich ist, ihre Meinung offen zu sagen, - jedoch auf eine Art, die nicht verletzend ist.
Grob gesagt, bereite Menschen wissen, dass sie Arschlöcher unter Arschlöcher sind, - also um keinen Deut besser oder schlechter als ihre Mitmenschen.“
Warum sagst du dann – Arschlöcher?
„Ist es nicht deine Empfindung?“
Irgendwie schon, weil mich sehr oft die Selbstverliebtheit der Menschen nervt.
„Glaub mir, es gibt nur wenige Menschen, die sich wirklich selbst lieben, - obwohl sie alles nur für sich selbst tun. Das hat nichts mit Selbstliebe zu tun.
Auch bereite Menschen lieben sich nicht selbst. Sie haben ihr Menschsein einfach akzeptiert. Aber Vorsicht! Sie haben ihr Menschsein AKZEPTIERT, - was nicht bedeutet, sie haben es einfach hingenommen, weil sie es eh nicht ändern können. Das ist ein sehr großer Unterschied! Etwas einfach hinnehmen ist nur ein Sich-gehen-lassen. Klar ausgedrückt, - es ist Selbstmitleid. Wenn ich aber etwas akzeptiere, dann stehe ich dazu. Und genau das tun bereite Menschen.“
Wollen sie nichts an sich selbst ändern?
„Siehst du, das ist genau der Punkt! Es gibt Menschen, die am liebsten von dieser Erde flüchten möchten, weil sie mit dem, was sie sind und haben, nicht zufrieden sind. Wenn ich etwas an mir selbst oder an der Welt ändern will, dann bin ich am jetzigen Zustand nicht zufrieden.“
Du sagtest einmal, genauso wie Don Juan, dass die Kraft Freiwillige verabscheut.
„Das ist richtig, aber dazu fehlt die richtige Erklärung, die ich vorhin angesprochen habe. Viele Menschen rackern sich ab, um so und so zu sein, - um eben besser zu sein als bisher. Aber am Menschen selbst lässt sich nichts verändern. Er IST, wie er IST – und wenn er das akzeptiert, wenn er damit zufrieden ist, hebt ihn das bereits um eine Stufe höher, obwohl er das gar nicht will.
Oft ist die Rede vom blinden Huhn, das auch mal ein Körnchen findet. Und genau das ist es, Mädchen. Im Grunde genommen ist es nämlich schon ein Wollen zur Selbstverbesserung, - und das ist es bereits, wenn ein Mensch erkannt hat, wie und was er wirklich ist. Somit hat er bereits das Weisheitskörnchen gefunden. Ihm liegt nichts mehr an der Schönfärberei der so genannten guten Menschen, denn die Menschen sind weder gut noch schlecht. Alles ist weder gut noch schlecht.“
Boshafte Menschen sind schlecht, Kim.
„Dennoch tun sie, was sie tun müssen. Sicher erscheint es dir grausam, wenn ein Mensch böswillig etwas zerstört. Aber er hat seine Beweggründe, - was immer sie auch sind. Oder meinst du, jene Menschen stehen besser da, die mit dem Finger auf den ‚Bösen’ zeigen und laut nach Bestrafung schreien?“
Tut das ein bereiter Mensch nicht?
„Nein, denn er weiß, dass die Menschen nun mal so sind wie sie sind und alle ihre PERÖNLICHEN Gründe für ihr Tun haben.“
Und wodurch wird dann ein Mensch zum Leuchtenden Wesen?
„So etwas passiert immer sehr plötzlich. Aber jeder Moment passiert plötzlich. Es kann also von einer Sekunde auf die andere geschehen.“
Spürt der Mensch das?
„Auf jeden Fall! Vorerst wird er sich wundern, warum ihn dieses oder jenes überhaupt nicht mehr berührt. Seine Interessen für die Geschehnisse auf der Welt lassen mehr und mehr nach, - und dennoch erscheint ihm der Aufenthalt auf der Erde interessanter denn je. Er beobachtet alles weiter, lebt weiter unter den Menschen, aber wie durch ein Wunder wird er nicht mehr von seinen Mitmenschen einbezogen. Niemand verlangt mehr etwas von ihm, dennoch wird er nicht wie ein Ausgeschlossener behandelt.“
Wie dann?
„Einfach freundlicher, weil seine Ausstrahlung auch eine freundliche ist. Er bringt überall Ruhe hinein. Alleine sein Erscheinen, - anders kann man sein Auftreten nicht nennen, - macht alle gelöster und auch humorvoller. Leuchtende Wesen sind immer fröhlich und liebevoll. Sie können es sich leisten, denn sie erwarten sich nichts.“
Ich habe dich schon einmal gefragt, ob es solche Menschen auf der Erde gibt. Damals sagtest du „Nein“. Heute frage ich dich, ob es Leuchtende Wesen auf der Erde gibt.
„Ja, es gibt einige wenige Leuchtende Wesen auf der Erde. Aber man weiß nichts von ihnen. Wahrscheinlich wissen sie selbst es nicht einmal, dass sie das Menschsein bereits beendet haben.“
Aber was tun sie für die Erde? Was tun sie allgemein Gutes?
„Warum sollten sie etwas Gutes tun? Oder etwas für die Erde tun? Ich würde viel mehr sagen, die tun nichts, was anderen schaden könnte, - oder zumindest richten sie viel weniger Schaden an als die Menschen allgemein. Natürlich gibt es auch Menschen, die wenig Schaden anrichten, - das aber nur, weil sie nicht die Möglichkeit dazu haben.“
Sozusagen scheint Zufriedenheit das Wichtigste sein, was einen Menschen bereit macht. Sehe ich das richtig so?
„Auf jeden Fall.“
Also sind Menschen, die etwas an sich selbst ändern wollen, keine bereiten Menschen.
„Würdest du etwas an dir ändern wollen, Mädchen?“
Ja, ich würde gerne ein Leuchtendes Wesen sein, das sich um nichts mehr sorgt, nicht einmal um sich selbst.
Kim lacht.
„Du brauchst nur eines tun: aufmerksam alles beobachten, - vor allem dich selbst. Wenn dich etwas aufregt, beleidigt, kränkt, oder was immer für Gefühlsregungen in dir ausgelöst werden, - dann frage dich, warum das so ist und ob du es ändern kannst, oder ob es etwas ändert, wenn du dich dagegen wehrst. Und vor allem, lass dich nicht allzu schnell zu Taten hinreißen. Ein Handeln im Affekt bringt dir meist nichts, weil es dir oftmals nachher Leid tut. Das gilt natürlich auch beim Sprechen. Nichts gegen Spontaneität aber nur da, wo sie angebracht ist, - meist bei Kreativität. Aber bei zwischenmenschlichen Beziehungen, außer vielleicht beim Liebesakt, ist Spontaneität kaum angebracht.“

Carlos schreibt in seinem Buch „Das Feuer von innen“ über seine unterschiedlichen Emotionen, die durch die Verschiebung des Montagepunktes ausgelöst werden. Im alltäglichen Bewusstsein fragt er sich ständig, ob Don Juan ihn mag oder nicht mag.
Ich denke, es ist bei uns Menschen generell so, dass wir uns diese Frage ständig stellen, denn die meisten von uns wollen doch gemocht werden. Es ist irgendwie das Spielchen: wie du mir, so ich dir. Dabei erkennen wir kaum, dass wir uns durch dieses Spielchen selbst Abhängigkeit schaffen.
Liebe ist oftmals nichts anderes als Abhängigkeit, weil wir es brauchen, gemocht, geliebt und bewundert zu werden. Wir sind abhängig von jenen Menschen, die behaupten, uns zu mögen.
Ich sehe es also nicht nur einseitig, indem jeder Mensch sich wünscht, gemocht zu werden und dabei nichts dafür gibt. Er gibt sogar mehr, als er glaubt, - nämlich Unmengen von Energie, die er dazu verbraucht, so zu sein, wie ihn der Mensch, der ihm Liebe gesteht, gerne sieht.
Was meinst du dazu, Kim?
„Ich spreche dir nicht dagegen, Mädchen.“
Mehr hast du nicht dazu zu sagen?
„Dazu müsste ich wieder auf unsere älteren Gespräche zurückgreifen, als ich dich fragte, ob dich dein Mann auch dann noch ‚lieben’ würde, wenn du nichts mehr für ihn tun würdest.“
Ja, wir sprachen damals auch über die bedingungslose Liebe.
„Richtig! Aber diese Liebe gibt es im alltäglichen menschlichen Bewusstsein nicht. Es ist also richtig, was du gesagt hast, nämlich, dass es sich nur um gegenseitige Abhängigkeit handelt, - so grausam sich das auch für dich anhört.“
Und im alltäglichen menschlichen Bewusstsein dürfte es auch so sein, dass der Mensch nur nach seinen Taten beurteilt wird und nicht nach sich selbst.
„Im alltäglichen menschlichen Bewusstsein gibt es so etwas wie das Selbst nicht, Mädchen. Das alltägliche menschliche Bewusstsein kann damit nichts anfangen, sondern nur damit, was ein Mensch sagt oder tut. Im alltäglichen menschlichen Bewusstsein ist jeder Mensch gleich, - vollkommen unterschiedslos, auch wenn dir manche sympathisch sind, während dir andere weniger oder überhaupt nicht sympathisch sind. Aber du kann dir weder die Sympathie, noch die Antisympathie erklären. Und so gesehen besteht kein wirklicher Unterschied zwischen den Menschen. Ein Mensch, der dir anfangs unsympathisch war, kann dir, sobald er etwas sagt oder tut, plötzlich sympathisch sein. Umgekehrt ist es natürlich genauso.“
Das ist aber irgendwie ein Widerspruch zu Castanedas Schriften, da er sagt, dass Krieger Menschen der Tat sind.
„Es ist kein Widerspruch. Alle Menschen sind immer Menschen der Tat. Ein Krieger jedoch kümmert sich nicht darum, ob seine Taten anderen Menschen gefallen. Ein Krieger tut, was er tun muss. Durchschnittsmenschen aber tun meistens das, was anderen gefällt, oder eben, was ihnen selbst gefällt. Für sie gibt es immer einen Grund, der Wert für sie hat. Für Krieger ist alles von Wert, oder alles wertlos. Er kümmert sich nicht um solche Nebensächlichkeiten. Für ihn stellt sich auch nicht die Frage, ob er gewinnt, oder verliert.“
Und all das hängt von der Position des Montagepunktes ab?
„Drücken wir es weniger drastisch aus und sagen wir, es hängt vom jeweiligen Bewusstsein ab. Alles ist Entwicklung, und so entwickelt sich auch das Bewusstsein bei jedem Menschen, - bei jedem Lebewesen. Je mehr du in dein Bewusstsein lässt, umso mehr entwickelst du dich. Es kann sich dabei auch um so genannten Müll handeln, - aber eine Erweiterung des Bewusstseins ist es immer. Die meisten Menschen entwickeln sich auf diese Art, denn nur wenige können mit dem, was sie in ihr Bewusstsein lassen, selbst nichts anfangen.
Du bewunderst die Lehren des Don Juan, oder die Lehren des Don Carlos. Aber du bemerkst nicht, dass dies ein und derselbe ‚Müll’ ist, wie alle anderen menschlichen Lehren, die es auf der Erde gibt. Es besteht FÜR DICH kein Unterschied, ob du nun Castanedas Bücher, oder die Bibel, oder die Veden, oder was auch immer verschlingst. All das nimmst du zwar in deinem Bewusstsein auf, weißt darüber so oder so Bescheid, - aber das ist schon alles. Und so gesehen ist es nichts anderes als reiner Müll. Du könntest alles lesen, auch das, was dich überhaupt nicht interessiert. Es hätte denselben Effekt wie die Bücher, die du gerne liest.“
Das war jetzt aber hart, Kim.
„Ja, ich weiß, - die Wahrheit ist immer hart, - manchmal sogar sehr hart. Aber ich weiß, dass du das, was ich dir eben gesagt habe, ebenso weißt.
Es ist okay, wenn du alles Mögliche in deinem Bewusstsein aufnimmst, denn so beginnt Veränderung nun mal. Aber es darf nicht nur beim Aufnehmen und Wissen bleiben. Der Mensch sollte irgendwann auch danach HANDELN und diese Lehre, für die er sich schließlich entschlossen hat, auch LEBEN.“
Aber das wäre nichts anderes als in den Fußstapfen eines bereits gegangenen Weges zu schreiten.
„Dennoch ist es besser, als alles nur aufzunehmen und sich mit Müll voll zu stopfen und nichts dazu TUN. Du WILLST dich verändern. Du WILLST loslassen. Du WILLST nichts mehr persönlich nehmen. Du WILLST dich nicht mehr sorgen, weder um dich selbst noch um andere, um endlich frei zu sein und wirkliche Hilfe für andere Menschen zu sein, die Hilfe brauchen. Dennoch greift dein Wille nicht durch, denn du hast dich, seit wir beide Gespräche führen, um keinen Deut verändert, hast nichts losgelassen, nimmst noch immer alles persönlich und sorgst dich auch um alles Mögliche, was dich eigentlich gar nichts angeht.
Du stehst einfach nur mit der Frage da: WIE geht das alles?“
Das ist richtig, Kim. Ja, ich frage ich mich wirklich, wie ich all das erreichen kann, was ich WILL. Und es ist ebenso richtig, dass sich im Grunde genommen absolut nichts an mir verändert hat, denn tief in mir schlummert noch immer das alte Ich, das ich zu gerne loswerden würde.
Auch wenn ich mir klar mache, dass es absolut sinnlos ist, mich zu ärgern oder gekränkt zu sein, so ärgere ich mich oder bin doch gekränkt. Und dann gebe ich auf und denke mir: was soll’s – ich bin eben so.
Außerdem sagtest du, dass Zwang nichts bringt.
„Könntest du dich denn wirklich dazu zwingen, so oder so zu sein? Ja, du kannst es vortäuschen, so wie die meisten Menschen irgendetwas vortäuschen. Du kannst dein wahres Ich manchmal vor anderen verbergen, aber niemals vor dir selbst.“
Ich bin ein hoffnungsloser Fall, Kim.
„Wenn du es so siehst, steht es ja noch schlimmer um dich, als ich es fühle, Mädchen. Denke einmal nach, was du aus dieser Situation machen könntest, um sie positiver, oder besser gesagt: authentischer wahrzunehmen.“
Ich dachte gerade daran, dass ich Informationen weitergeben kann, - auch wenn ich sie selbst nicht lebe.
„Das tun die meisten Menschen, Mädchen. Und ich sehe nichts Positives darin. Heutzutage gibt es schon so viele Informationen, wobei die meisten davon unglaubwürdig sind, was die Esoterikszene betrifft, dass sie nur mehr Verwirrung stiften.
Du hast vorhin etwas Wunderbares gesagt, - nur klang es voller Selbstmitleid und auch gar nicht echt. Ich meine damit deine Worte: was soll’s – ich bin eben so. Würdest du WIRKLICH dazu stehen, wäre das bereits eine enorme Veränderung. Alles andere ginge dann wie von selbst.
Du verstehst sicher, was ich meine.“
Ich verstehe aber auch, dass das genauso schwer ist wie das, was ich will. Es besteht kaum ein Unterschied. Ich weiß, du hast schon mehrmals zu mir gesagt, dass ich zu mir selbst stehen soll, selbst wenn ich mich selbst als Arschloche sehe. Aber das geht nicht so einfach, Kim.
„Dennoch ist die einzige Möglichkeit zur Veränderung, - so paradox dies auch klingen mag, - dich so zu anzunehmen, wie du bist.
Dies ist übrigens das Problem der meisten Menschen. Die meisten wollen so oder so sein und gehen dadurch an ihnen selbst vorbei. Dennoch verlangen sie insgeheim stets von ihren Mitmenschen, so angenommen zu werden, wie sie sind. Aber wie sollte das funktionieren, wenn sie es nicht einmal selbst schaffen, sich selbst so anzunehmen, wie sie sind? Durch ihr eigenes Verstellen und so oder so sein zu wollen, verlieren sie sich und vergessen, wie sie selbst sind. Ihre Abhängigkeit, die sich selbst geschaffen haben, ist ihre eigene Mauer, die mehr und mehr zur Unüberwindlichkeit werden kann.
Dabei solltest du selbst wissen, dass das, was deine Mitmenschen vielleicht an dir mögen, gar nicht der Wirklichkeit entspricht. Sie lieben nicht dich, weil du ja vor ihnen gar nicht du selbst bist. Sie lieben nur das, was du vortäuschst zu sein. In dem Fall wäre es also egal, ob sie dich mögen oder nicht.
Ich weiß, dass du das weißt, - aber gerade das ist Wissen, welches du wirklich in dein Bewusstsein aufnehmen solltest, und zwar so sehr und so oft, bis du es auch LEBST.
Dazu braucht es keine Lehrer, keine Schriften oder sonst etwas. Dazu brauchst du nur dich selbst!“

Worin besteht der Unterschied zwischen dem Energiefunken, wie ich ihn in meiner paradiesischen Geschichte beschrieben habe und dem menschlichen Ich?

„Das menschliche Ich, wie du es nennst, entsteht aus und durch den Energiefunken. Im Leib deiner Mutter und kurz nach der Geburt bist du noch vollkommen eins mit dem Energiefunken – praktisch der Energiefunke selbst. Und je mehr sich der Körper entwickelt, umso mehr entwickelt sich daraus das Ich.“

Wie Freund Carlos schon schrieb, - während der Geburt und kurz danach bist du noch ganz Nagual.
Warum passiert das? Warum entsteht aus dem Energiefunken überhaupt etwas. Früher gefiel mir unsere Philosophie besser, als wir sagten, dass sich der Energiefunke als das wahrnimmt, was die Bewusstseinsblase vorgibt, obwohl wir ja bereits die Bewusstseinsblase durch etwas anderes ersetzt haben.

„Erinnere dich an die zwei Energiearten, die wir die Wesen dieser und die Wesen der anderen Seite genannt haben. Oder denke an Yin und Yang. Der Energiefunke verändert sich nicht. Immerhin hast du mir diese Rolle auch aufgedrängt.“

Aufgedrängt?

„Okay, ist ein bisschen zu krass ausgedrückt.
Also, der Energiefunke verändert sich nicht. Er ist Teil der Wesen der anderen Seite, während die andere Energieart, die aus ihm entsteht, zu den Wesen dieser Seite gehört. Jene Wesen, die sich ständig verändern, wie das in der materiellen Welt oder Sinneswelt nun mal so ist.“

Das hört sich gut an, Kim. Das hört sich fast so an, als wäre es genauso, obwohl ich geschrieben habe, dass jeder Energiefunke sich vom anderen unterscheidet. Aber Individualität würde ich eher dem Ego zuschreiben.

„Du meinst, Individualität habe etwas mit ständiger Veränderung zu tun? Ich glaube nicht, dass viele Menschen die wahre Individualität erkennen.
Und ja, es ist genauso, nur wird es stets anders interpretiert. Immerhin interpretieren wir auch.
Zu deiner oberen Frage, warum das passiert, kann ich dir keine Antwort geben, außer – es ist eben so.“

Und die Bewusstseinsblasen, zu denen wir anscheinend wieder – natürlich nur anschaulich - zurückgekehrt sind – woher kommen sie?

„Du könntest sie Maya nennen, oder den Spielplatz der Ganzheiten.“

Und die Ganzheiten sind Emanationen der Quelle der Kraft – genauso wie die Egos und das, was in allen Lebewesen entsteht, Emanationen der Ganzheiten sind.

„Grob gesagt könntest du es so sehen, obwohl die Quelle der Kraft eigentlich das Einzige ist, das wirklich existiert. Nur in ihr ist alles, was war, ist und sein wird, enthalten.
Mal ein Beispiel: Wenn ein Mensch geboren wird, ist er noch ganz Energiefunke, der mit seiner Ganzheit ständig verbunden ist.“

Und das bedeutet?

„Das bedeutet, dass er weiß, was und wer er ist. Er kennt all seine Leben. Das verbindet ihn praktisch ebenso mit der Quelle der Kraft, da die Ganzheiten ständig mit ihr verbunden sind.“

Die Quelle der Kraft und die Ganzheiten sind also eine andere Sphäre als die Bewusstseinsblasen, die Energiefunken und die sich aus ihnen entwickelten Ichs. So wie das Reich der Wesen der anderen Seite und das Reich der Wesen dieser Seite.

„So in etwa.“

Mir ist schon klar, dass Worte das alles nie wirklich beschreiben können, Kim.

„Okay! Einst habe ich dir vom Energiesehen erzählt und das, was wir hier beschreiben ist nichts anderes. Es ist nicht die physische Welt, Mädchen!“

Das ist mir auch klar.

„Wenn es das ist, dann ist es ja gut.“

Die Elemente, aus denen das Universum besteht und Pflanzen und vielleicht noch andere Lebewesen scheinen ja kein Ego zu haben – zumindest keines wie wir Menschen oder Tiere und doch entstanden sie ebenso durch einen Energiefunken, der sich in die jeweilige Blase stürzte.

„Ja, Mädchen.“

Du lauerst auf etwas, Kim. Und ich frage mich auch schon, was sich daraus entwickelt, wenn es doch bei Elementen, wie etwa Feuer oder Wasser, kein Ego gibt?

„Es ist eine andere Seinsart, die sich daraus entwickelt. Ob Ego oder die Art, wie man existiert, ist einerlei. Was ist das Wesen des Feuers? Sicher nicht der Energiefunke, sonders das, was aus ihm entsteht.
Du bist nun ganz sicher nicht einem Geheimnis auf die Spur gekommen, dass Wesen, die kein Ego entwickeln göttlicher sind als jene mit Ego.“

Schon gut, Kim.

„Ist es nicht, da sich Lebewesen im Grunde genommen nicht wirklich unterscheiden. Sie haben nicht wirklich Individualität, auch wenn es so scheint. Die wahre Individualität wirst du erkennen, sobald du dich mit deinem Energiefunken vereint hast.“

Das bedeutet Tod.

„Richtig!“

Unio Mystica.

„Du siehst, diese Philosophie lässt sich auf unzählige Arten interpretieren.“