Pirschen beschreibt direkte Anwendungen und Handlungsweisen des Kriegers in der Alltagswelt, die bei den Tolteken auch als Tonal oder auch als erste Aufmerksamkeit bezeichnet werden. Es sind Techniken die in jeder Situation des Lebens zur Anwendung kommen können, um Bedingungen zu schaffen die es ermöglichen eine Verbindung zur zweiten Aufmerksamkeit, dem Nagual herzustellen und es ermöglichen aus der Ganzheit des Selbst heraus zu handeln. Beide Ringe der Kraft, erste und zweite Aufmerksamkeit werden aktiviert.

„Du lernst, dich selbst anzupirschen. Das ist genau das, was du schon immer hättest tun sollen, seit du gelernt hast, deinen Verstand zu benutzen.“

Zu meiner Verwunderung sagte Carlos mir, dass er über das Thema ‚Pirschen’ nicht sprechen könne, bevor ich mich nicht auf Leben und Tod seiner Lehren verschrieben hätte.
„Warum?“
„Weil du dich dann gegen mich wenden würdest. Träumen zu lernen führt nicht dazu, dass sich jemand angegriffen fühlt. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass du nicht glaubst, dass Träumen möglich ist. Pirschen – in der Form, in der es die Zauberer praktizieren – ist jedoch ein Angriff auf die Vernunft. Viele Krieger vermeiden es, über das Pirschen zu sprechen, weil ihnen nicht wohl dabei ist. In der Anfangsphase ist der Lehrling einem wahren Kreuzfeuer ausgesetzt und frustriert, weil er sein Ego nicht loslassen kann.
Wie eine Medaille hat das Pirschen zwei Seiten. Einerseits ist es eine der leichtesten Übungen der Welt. Andererseits ist es eine sehr schwierige Technik, nicht weil das Pirschen so kompliziert wäre, sondern weil es sich mit Aspekten von uns selbst beschäftigt, mit denen man sich gewöhnlich nicht beschäftigen will.“

„Pirschen ist etwas, über das nicht offen geredet wird, man muss zwischen den Zeilen lesen können. Dieser Teil des Wissens gehört zu den Lehren für die linke Seite. Es braucht viele Jahre, um sich zu erinnern, worum es eigentlich dabei geht, und noch mehr Zeit, um es auch praktizieren zu können.“

„Wichtige Leute sind nicht im Fluss. Sie blasen sich auf und geben mit ihren persönlichen Eigenschaften an. Sie haben weder die nötige Anmut noch die Geschwindigkeit, sich zu verstecken. Ihre Leuchtkraft ist zu starr. Nur, wenn sie nichts mehr zu verteidigen haben, können sie beweglich werden.
Die Methode der Zauberer besteht darin, sich auf neue Art und Weise auf die Realität zu konzentrieren, in der wir leben. Statt immer neue Informationen anzuhäufen, versuchen sie ihre Energie zu verdichten. Ein Krieger hat gelernt, sich anzupirschen und trägt nicht länger die Bürde, seiner Umwelt ein bestimmtes Bild von sich selbst präsentieren zu müssen. Niemand bemerkt ihn, wenn er es nicht will, und zwar weil er an nichts gebunden ist. Er ist ein Jäger, der gelernt hat, über sich selbst zu lachen.“