1. Teil

Zoe ist tot

Das blonde Mädchen tanzt in einem gelben Sommerkleid barfuss auf der Straße, während Philomena und Philemon auf der Bank in dem kleinen Häuschen der Haltestelle auf den Bus warten. Philomena heißt in diesem Leben aber Mona und Philemon ist nur von wenigen Menschen sehbar. Was bedeutet das?
Logisch gesehen, oder mit dem gesunden Menschenverstand betrachtet, tanzt kein blondes Mädchen in einem gelben Sommerkleid auf der Straße und nur eine Frau, so um die 40, wartet an der Haltestelle auf den Bus.
Menschen, die auf den gesunden Menschenverstand und auf die Logik, die bald keinen Bestand mehr haben wird, was diese Geschichte betrifft, einen Furz lassen und sich auf andere Sichtweisen oder Bewusstseinszustände einlassen, werden ein blondes Mädchen und zwei Personen, eine weibliche und eine männliche an der Busstation sehen. Eigentlich wäre das eine der wahren Sichtweisen. Es gäbe aber noch eine andere, aber davon vielleicht etwas später.
Der Bus fährt gerade durch das blonde Mädchen hindurch und hält vor dem menschlichen Paar. Irgendjemand – (wahrscheinlich eine Katze, denn Katzen haben den übersinnlichen Blick und nicht nur das, sie haben, wie ich glaube, eine übersinnliche Wahrnehmung, weil ihr Gehirn auf mehrere oder zumindest andere Frequenzen eingestellt ist, als jenes der Menschheit) – beobachtet, wie sich das blonde Mädchen, in dem gelben Sommerkleid, im Bus hinter das menschliche Paar setzt. Das blonde Mädchen sieht auch das menschliche Paar und die Katze hinter dem Zaun hinter der Haltestelle und als sich ihre Blicke treffen, macht die Katze einen Buckel und faucht. Das blonde Mädchen lächelt und schmiegt sich in den Sitz. Es ist das erste Mal, dass Zoe alleine mit dem Bus fährt.
Das blonde Mädchen heißt Zoe. Zoe ist tot.
Die Katze rollt sich unter dem violettblühenden Fliederbusch zusammen. Schade, dass Flieder von so kurzer Farben- und Duftpracht ist. Ist es nicht! Er blüht, verblüht und stirbt gleichzeitig. Siehst du das denn nicht? Dein Gehirn ist nichts anderes als ein Empfänger, also stell ihn auf die richtige Frequenz ein und nicht auf: Was ist richtig – was ist falsch? Was ist schön – was ist hässlich? Usw.
Das blonde Mädchen lacht hell auf. Niemand weiß warum. Es ist doch noch viel zu klein zum Sterben. Was soll es denn so allein in der Ewigkeit tun, wenn niemand da ist, der ihm sagt, was es tun soll. Geh weiter, blondes Mädchen, das auf den Namen Zoe getauft wurde! Aber sie geht doch weiter. Dies ist nur eine von vielen Frequenzen. Wer eine andere Frequenz einstellt, würde Zoe auf einer Wolke sitzen und einer kleinen Schwalbe zuwinken sehen, die ein totes Insekt im Schnabel hält. Der Tod tötet nichts außer das Ich. Nein, das ist nicht ganz richtig, weil wir zu sehr vom Menschsein ausgehen und hier ein Ich vorrangig ist. Er vermehrt sogar das Ich (wobei es sich nicht um das leidliche Menschenego handelt, aber dazu komme ich noch). Der Tod ist also gar kein Töter – er ist ein Vermehrer!
Armselige Menschen, die dem gesunden Menschenverstand treu bleiben. Sie hängen an ihrem Ich, an dem, was sie ihr Eigentum nennen und… Ach, lassen wir diese Leier, denn sie bringt nichts, da wir alle da durch mussten und müssen und müssen werden. Ja, müssen, denn gewisse Dinge lassen sich nicht umgehen.
Seltsam, nein, es ist gar nicht seltsam – vielleicht verwunderlich oder unverständlich, wie so vieles im Menschenleben, ist, dass Zoe, Philomena und Philemon, wie natürlich auch Mona, sich untereinander kaum, wenn überhaupt wahrnehmen.
Zoes Wahrnehmung ist gar nicht so einfach zu beschreiben und noch schwerer zu begreifen. Das kleine, blonde Mädchen, mit dem gelben Sommerkleid und barfuss, ist stofflich feiner als der Körper Monas. Philemons und Philomenas Stofflichkeit ist übrigens noch feiner als Zoes. Nun, wie oder besser gesagt – was – nimmt Zoe wahr? Zoe ist tot. Also ist Zoe ein Geist oder so etwas in der Art. Ihr stofflicher Körper wurde bereits verbrannt und war einst genauso fest wie Monas Körper jetzt noch ist. Aber da gibt es angeblich so etwas wie die Seele, von der einmal in einem TV-Film gesagt wurde, dass sie zu groß sei, um in einem Körper Platz zu haben. Elbin Lotte (die ich sehr verehrende Frau Lotte Ingrisch) schrieb in einem ihrer Bücher, dass es besser wäre zu sagen, dass die Seele einen oder viel mehr mehrere Körper hat, anstatt der Körper habe eine Seele.
Zoe nimmt nicht nur jene Szenen wahr, als sie auf der Straße tanzte und der Bus durch sie hindurch fuhr und sie beschwingt im Bus Platz nahm – nein, Zoe nimmt ihr gesamtes Leben, vom ersten Schrei, bis zum letzten Atemzug, wahr. Zoe ist gleichzeitig überall dort, wo sie in ihrem Leben war. Unvorstellbar? Nicht für Zoe, die bereits eingesehen hat, dass sie vor einigen Wochen gestorben ist – überrollt von einem Bus, weil sie unvorsichtigerweise auf der Straße getanzt hat.
Ganz anders ist die Wahrnehmung von der weiblichen und männlichen Seite Monas, die Carl Gustav Jung einst Anima und Animus nannte. Ganz, ganz subtil und kaum zu erfassen ist dazwischen auch das Innere Kind, das ich in meinem Schreibwahn fast vergessen hätte.
Zuerst aber zurück zu Zoes Wahrnehmung, die meines Erachtens hochinteressant ist und eine neue Sichtweise der Menschheit darstellen könnte, die durchaus einer Bewusstseinserweiterung gleichkommen würde.
Man beachte! Zoe, das kleine, blonde Mädchen, in dem gelben Sommerkleid und barfuss, das vorhin auf der Straße tanzte und sich, als der Bus durch es hindurch fuhr, an einem Sitz klammerte, nimmt ihr gesamtes Leben in einem einzigen Jetzt wahr. Auch wenn dieses Leben nicht allzu lang dauerte, denn was sind schon acht Jahre? Dennoch, in diesen acht Jahren lernte Zoe mehr als so mancher Mensch, der nach 80 Jahren das Zeitliche segnet. Man bedenke, wie oft Zoe zu ein und demselben ja, wie auch nein gesagt hat, wie oft sie ein und dasselbe für richtig, wie auch falsch hielt. Ein Leben in einem einzigen Jetzt zu erkennen, ist ein Ja und ein Nein gleichzeitig, ein Richtig und ein Falsch gleichzeitig. So gesehen könnte man auch sagen, dass nichts richtig und nichts falsch ist. Es kommt nur auf die jeweilige Situation und das jeweilige Befinden der Person an. Wahrheit, gibt es sie dann überhaupt?
Die nächste veränderte Sichtweise wäre, wie ich bereits erwähnt habe, dass nicht der Körper eine Seele hat, sondern die Seele nicht nur einen, sondern mehrere Körper hat. Was bedeutet dann noch das Ich? Nichts! Absolut nichts, denn die Seele würde dann aus tausenden von Ichs bestehen.
Aber Moment einmal! Wie steht es denn mit unserem Körper? Sind wir uns all unserer Zellen bewusst, aus denen unser Körper besteht? Und – ist es überhaupt UNSER Körper? Der Körper lebt – so viel steht fest. Er lebt auch noch nach dem, was wir Tod nennen, weiter. Er verändert sich etwas drastischer als im lebenden Zustand und vereinigt sich schließlich mit Mutter Erde und ihrem Getier. Wird er verbrannt, verändert er sich ebenso. Vergehen tut nichts. Wohin soll es auch? Es gibt nichts, was sich so einfach in Luft auflöst. Wenn also nicht einmal der Körper, also die Materie, stirbt, dann erst recht nicht das, was Seele, Geist, Energie oder wie auch immer genannt wird, denn Geist ist ja eigentlich das Feste. Richtig gelesen! Nicht die Materie ist fest, auch wenn ich vorhin über Feinstofflichkeit geschrieben habe. Materie kann jederzeit zerstört werden (auch wenn sie nicht vernichtet werden kann!). Geist hingegen ist unzerstörbar.
Was könnten wir in Zukunft nun mit so einer neuen Sichtweise anstellen? Diese Frage sollte sich jede und jeder selbst beantworten, ist doch jeder Mensch, jedes Lebewesen anders. Vielfältigkeit heißt das Universum!
Nun wieder zu Zoe. Wie geschrieben, sie wurde auf der Straße überfahren. Was passierte mit ihr? War sie, als sie leblos hinter dem Bus lag, der mit seinen dicken Reifen und seiner Schwere den zierlichen, kleinen Körper platt fuhr, noch immer die Zoe, die ihre Eltern, ihre Verwandten und Bekannten kannten? Um nicht falsch verstanden zu werden – Zoe ist, wie alle Menschen und alle Lebewesen, ein Einzelfall. Der Tod mag für jeden wie ein Tunnel, an dessen Ende ein sanftes Licht wartet, sein. Aber im nächsten Augenblick dürfte sich das ändern. Manche spuken als Gespenst umher, das die wenigsten bemerken, weil ihr Gehirn auf eine zu rationale Frequenz eingestellt ist. Vor vielen Jahren war das noch anders, deshalb gibt es ja noch diese alten Spukgeschichten und vor allem Märchen. Ja, Märchen und zwar wunderschöne, wenn auch manchmal brutale Märchen, die durchaus lehrreich sein können. Schaut man sich heute Kindersendungen, wird einem doch speiübel. Aber so ist es nun mal, alles hat seine Zeit, auch wenn Zeit relativ ist.
Bei Zoe war es, als würde ein Schalter umgelegt werden. Noch vor kurzem war ihr bewusst, ein kleines blondes Mädchen zu sein, das mit ihrer Schultasche am Rücken (seltsam, dass sie diese als Geistererscheinung nicht dabei hat) auf der Straße tanzte, und im nächsten Moment erstrahlte sie als riesige Seele wie ein unendliches weißes Licht, in der tausende von unterschiedlichen Lebewesen schwimmen.
Leider ist es bei Menschen so, dass sie bei unerklärbaren Dingen stets einen Vergleich brauchen. Manches lässt sich schwer vergleichen, auch wenn „riesige Seele wie ein unendliches weißes Licht, in der tausende von unterschiedlichen Lebewesen schwimmen“ eigentlich ein sehr schöner Vergleich ist.
Kim nannte es bei unseren zahlreichen Gesprächen (Selbstgesprächen) „die Ganzheit des Selbst“ – eine der unzähligen Emanationen der Quelle der Kraft. Die Quelle der Kraft ist – laut Kim – der Ursprung von allem, ohne Anfang, ohne Ende, unendlich und absolut. In ihr ist alles enthalten, was es gab, gibt und geben wird.
Manche Menschen, wenn sie sozusagen hinübergehen, bemerken dieses Umschalten gar nicht, vor allem, wenn sie während des Sterbens nicht losgelassen haben. Manche, eigentlich die meisten, klammern sich noch an etwas, wollen unbedingt noch etwas sagen oder tun, bevor sie in das Jenseits wandern. Dann ist es natürlich schwer, sich bewusst zu machen, dass es kein Ich mehr gibt – dass das Ich immer mehr schwindet, langsam und sanft und es genau deshalb nichts zu klammern gibt. Es ist ja doch immer nur das (menschliche!) Ich, das klammert!
Bei Zoe ging es rasch. Es dürfte bei Kinder allgemein schnell passieren, da sie noch neugierig sind und für Neues offen. Erwachsene haben sich bereits an zu vieles gewöhnt und können deshalb nur schwer loslassen. Es geht ja nicht nur um materielle Dinge, die losgelassen werden sollen, sondern viel mehr um das Bewusstsein und die Wahrnehmung. Der Tod ist ja eine vollkommene andere Frequenz!
Apropos Frequenz! Auch wenn ich weiter oben schrieb, mir wird speiübel, wenn ich an die heutigen Kindersendungen denke, glaube ich, wir müssen uns auch auf diese Frequenz einstellen, selbst wenn wir stets über die Zeit, die wir gerade erleben, schimpfen. Ja, damals war alles viel besser, sagen wir allzu gerne. Aber war es das wirklich? Es sieht irgendwie so aus, als möchte die Seele (Ganzheit des Selbst) alle Möglichkeiten durcharbeiten, obwohl sie diese bereits durchgearbeitet hat, durcharbeiten wird und das alles gleichzeitig. Da staut es sich im Menschenhirn, nä?
Für Zoe ist es ist ganz einfach – sie ist sich ihres kurzen Menschenleben als einzigem und vor allem immerwährenden Jetzt vollkommen bewusst, während sie gleichzeitig auch andere Jetzte (Leben) in sich trägt.

Auf die Gefahr hin dass ich mich wiederhole, was durchaus vorkommt und noch vorkommen wird – ich will mit dieser Geschichte niemanden unterhalten. Vorwiegend schreibe ich sowieso für mich selbst, um in meine chaotischen Gedanken durch das Schreiben ein wenig Ordnung zu bringen und zweitens, - nun, zweitens überlasse ich jene Leser und Leserinnen, die dabei geblieben sind. Das sei jetzt aber nur am Rande erwähnt.

Wie ist das nun, wenn bei Zoe der Schalter umgelegt wurde? Von wem wurde er umgelegt? Und noch wichtiger ist die Frage: Ist Zoe denn noch immer Zoe? Ich bleibe mal bei der zweiten Frage, ob Zoe noch immer Zoe ist. Jein! Also – ja und nein, denn die Bewusstheit Zoe ist auf jeden Fall noch anwesend, genauso das Leben, welches Zoe erlebte. Es gibt nichts, was sich in Luft auflöst, alles ist immer da, weil es immer da war und da sein wird. Geist lässt sich nicht zerstören und Materie verändert sich nur, wobei man Veränderung auch beim Geist feststellen kann. Geist entwickelt sich von Leben zu Leben. Aber dazu später! Wie gesagt, Zoe existiert noch immer, wenn sich der Schalter umlegt. Aber nicht nur Zoe, sondern auch das, was ihre Seele, oder wie Kim es nennt, was die Ganzheit ihres Selbst ausmacht. Und all das ist gleichzeitig. Und nun sind wir schon beim später, was ich eben erwähnt habe. Diese Entwicklung von Schritt zu Schritt erscheint nur uns Menschen so, da unsere Wahrnehmung nun mal so beschaffen ist. Wenn wir etwas beobachten ist es ähnlich: Unsere Augen fixieren etwas Bestimmtes, aber das, was sich rund um das Bestimmte befindet, nehmen wir weniger oder gar nicht bewusst wahr. Gleichzeitige Wahrnehmung wäre der so genannte bewusste Rundumblick. Zoe fühlte sich im ersten Moment wahrscheinlich geteilt (wobei viel mehr das Gegenteil der Fall wäre, denn sie nähert sich mehr und mehr ihrer Ganzheit) und konnte an unterschiedlichen Orten gleichzeitig sein. Ganz einfach, nicht wahr?
Und wer legt nun den Schalter um? Im Grunde genommen niemand, da es gar keinen Schalter gibt. Im Grunde genommen gibt es sowieso nur die Quelle der Kraft, meint Kim, mein Phantasiefreund, mein Alterego (was die geschriebenen Gespräche betrifft) und vielleicht sogar die Ganzheit meines Selbst.
Die Quelle der Kraft ist ohne Anfang und ohne Ende und zugleich ist sie Anfang und Ende. Wir sind nicht aus ihr hervorgegangen, wir sind mikroskopisch kleine Teilchen von ihr. Unserer Schritt-für-Schritt-Wahrnehmung nach müsste ich schreiben, dass das Ankommen in der Quelle der Kraft die allerhöchste Wahrnehmung, das allerhöchste Bewusstsein darstellt. Aber wir sind bereits angekommen. Elbin Lotte schreibt auch, wir leben und zugleich sind wir tot. Wir?
Im Grunde genommen kann ich nur darüber phantasieren. Aber was, wenn gerade die Phantasie eine wahrere Wirklichkeit ist, als die, welche wir eigentlich wahr nennen? Was, wenn Märchen, Sagen und Mythen, wie auch Religionen (auch wenn sie meistens verfälscht in Büchern auftauchen) Wahrheit und Wirklichkeit verkünden? Und wieder frage ich: Wo sind diese Menschen heute, die uns mit derartigen Geschichten verzaubern? Es gibt sie kaum mehr, weil uns die nötige Frequenz dazu fehlt. Wir sind zu einseitig geworden. Statt uns weiter zu entwickeln – so meine Meinung, haben wir uns zwar nicht zurück entwickelt, denn das wäre ja der Hit, nein, wir haben uns verwickelt und zwar ganz schön arg.

Zoe (vielleicht sollte ich ihr als Ganzheit des Selbst einen anderen Namen geben?) nimmt sich als viele wahr und befindet sich gleichzeitig an verschiedenen Orten.
Wie ist das nun, wenn man stirbt und an Wiedergeburt glaubt? Der Glaube zählt nicht allzu viel, denke ich mir. Vielleicht nur in den ersten Momenten, da wir im Leben so einiges gespeichert haben und nicht nur Sender, sondern auch Empfänger sind. Wir speichern und wir senden. Mag schon sein, dass manche am Ende des Tunnels das Licht als Jesus erkennen. Möglich auch, dass Großmama dort wartet. An eine Art Paradies, wo wir uns alle wieder treffen, und für immer dort existieren, kann ich nicht glauben. Das wäre langweilig. Da wäre ich eher für einen ewigen Schlaf.
Einmal traf ich eine Bekannte und wir sprachen über den Tod. Und ich meinte, dass der Tod nicht das Ende sei, da meinte die liebe Frau, dass sie dann sicher müde sei und ihr ein absolutes Ende lieber wäre. So unterschiedlich sieht es aus. Ist es auch so? Wer kann es wissen?

Manchmal sieht Zoes Mutter ihr kleines, blondes Mädchen im Garten. Manchmal sitzt sie einfach nur im Gras und bestaunt eine Blume, wie sie es immer getan hat, wenn im Blumenbeet eine der vielen Blüten sich aufgetan hatte. Und manchmal sitzt sie auf der Schaukel, die am Ast der großen Linde befestigt ist und weder Zoes Mutter, noch Zoes Vater es wagten sie zu entfernen.
Zoes Vater sieht Zoe nicht, auch den anderen Verwandten oder Bekannten ist das kleine Mädchen bisher noch nicht erschienen. Was bedeutet das? Kann Zoes Mutter Geister sehen? Oder ist es vielmehr so, dass Zoes Mutter so sehr trauert und ihr Wunschgedanke alles nur vorgaukelt? Zoes Mutter hat viele Bilder von ihrem kleinen Mädchen im Gehirn gespeichert, auch jene, wo sie einst vor dem Blumenbeet im Gras saß oder auf der Schaukel saß. Bilder dieser Art lässt das Gehirn nicht los, vor allem dann nicht, wenn sie den Schmerz lindern können.
Was aber heißt das für Zoe? Natürlich ist sie da! Sie ist überall dort, wo sie in ihrem kurzen Leben war. Sie sitzt vor dem Blumenbeet und gleichzeitig sitzt sie auf der Schaukel. Gleichzeitig wird sie gerade geboren und gleichzeitig schläft sie in der wunderschönen Wiege, die ihr Vater für sie gezimmert hatte. Gleichzeitig geschieht alles, was in ihrem kurzen Leben passiert ist.
Elbin Lotte schrieb, es kostet Verstorbenen unendlich viel Energie vor ihren noch lebenden Liebsten zu erscheinen. Und wenn sie es tun, können sie entweder nicht loslassen, oder sie tun dem oder der Trauernden einen Gefallen. Deshalb sollte man sie auch nicht allzu lange beweinen, um ihnen den neuen Weg zu erleichtern.
Wenn es keinen neuen Weg für Zoe geben würde, wäre sie neben Buddha im Nirwana, oder bei den Engeln im Himmel. Ich glaube, das Paradies des Mohameds lässt keine Frauen zu. Da kommt man nur als Mann rein. Kinder vielleicht? Ich glaube, es gibt weder so etwas wie ein Nirwana, noch einen Himmel und schon gar kein Paradies, wo Männer von bezaubernden Frauen (den Huris) verwöhnt werden. Das hätten sie wohl gern, was?
Ich glaube, die Ganzheit des Selbst wartet, bis sich das jeweilige Energieteilchen beruhigt hat – im tibetischen Totenbuch heißt es, der Geist wird leer – dann schickt sie es zu einer anderen Aufgabe. Nun, jetzt wird es natürlich mehr als paradox, denn die Ganzheit des Selbst agiert gleichzeitig und ist das Teilchen, das sich bereits mitten in der Quelle der Kraft befindet. Das würde bedeuten, sie schickt nichts, weil es ja schon geschickt wurde.
Alles Bestimmung? Kim erklärte es in etwa so, dass, wenn ich nur eine Handlung anders gemacht hätte, als ich sie machte, wäre das Universum nicht das, was es ist. Alles klar? Nein? Macht nichts, das ist auch nicht wirklich zu verstehen. Wäre es das, wären wir gar nicht hier, sondern vielleicht schon bewusst mitten in der Quelle der Kraft.

Manche sagen, es gibt nur Bewusstsein. Aber was ist für die Allgemeinheit Bewusstsein? Die Internetseite Wikipedia meint, eine gültige Definition ist aufgrund des verschiedenen Gebrauchs mit verschiedenen Bedeutungen nur schwer möglich. Sehr gut! Ich meine mit Bewusstsein auch nicht das, was uns Menschen bewusst ist oder uns bewusst ist, dass wir existieren. Ist es auch wirklich so? Paul Watzlawick (ich liebe seine Bücher!) fragt nicht umsonst: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Was also ist uns bewusst? Doch nur das, was wir mit unseren Sinnen empfangen können. Wäre da draußen – falls es so etwas wie ein Draußen oder Drinnen gibt – nichts, gäbe es auch nichts zu empfangen und auch kein Bewusstsein.
Ich hingegen meine doch ein ganz anderes Bewusstsein. Es ist eher mit Energie zu vergleichen, wobei selbst dieser Begriff nicht das ausdrückt, was ich wirklich meine. Vielleicht ist „Seele“ oder „Geist“ noch am zutreffendsten.
Hat Bewusstsein etwas mit Wahrnehmung zu tun? Natürlich gibt es so etwas wie ein Wahrnehmungsbewusstsein. Als Zoe noch lebte, nahm sie bewusst das, was ist, wahr. Und es gibt auch so etwas wie ein Speicherbewusstsein. Das sind Gedächtnisinhalte, die bewusst abgerufen werden können. Das ist das, was Zoe wahrscheinlich in der Schule – sie ging bereits in die zweite Klasse – gelernt hatte.
Bewusstsein, Wahrnehmung, Gedächtnis – all das scheinen so etwas wie imaginäre Worte zu sein, - vergleichbar mit imaginären Zahlen. Es sind Begriffe, die wir körperlich nicht wahrnehmen können. Wie dann? Geistig natürlich, obwohl das sicher nichts mit dem Begriff „Seele“ zu tun hat.
Woran ich bei diesem Thema auch denke, ist, ob der Mensch in Punkto Wahrnehmung wirklich das Maß aller Dinge ist. Das, was sich mit seinen fünf Sinnen nicht wahrnehmen lässt, gleicht er durch Technik und Wissenschaft aus. Oder ist es eher so, dass die menschliche Wahrnehmung auch mit Technik und Wissenschaft begrenzt ist? Es könnte auch so sein, dass jedem Lebewesen eine ganz bestimmte Wahrnehmung zukommt. Ähnlich der kleinen Geschichte mit den Blinden, die einen Elefanten abtasten und wo jeder einen anderen Körperteil beschreibt und meint, damit die absolute Wahrheit erkannt zu haben. Man könnte sich das menschliche Bewusstsein als eine Art Blase vorstellen. Und in diese Blase stürzen sich Energieteilchen der Ganzheit, um eine ganz bestimmte Welt wahrzunehmen. Das kam zumindest bei den phantastischen Gesprächen mit Kim heraus. Weiters kam heraus, dass es natürlich unzählige solche Blasen gibt – für jede Spezies von Lebewesen eine.
Nein, ich weiche nicht vom Thema ab, denn ich schrieb schon: Dies ist keine spannende Geschichte, sondern einfach meine Gedanken zu Zoes Tod und nicht nur das. Es kann durchaus weit über Zoes Tod hinausgehen, nämlich zur Frage, was Zoe nach dem schrecklichen Unfall mit dem Bus wahrnimmt und ob das, was sie wahrnimmt überhaupt noch Wahrnehmung oder Bewusstsein genannt werden kann. Immerhin meinte Kim, dass dies hier die einzige Welt ist, die wahrgenommen werden kann. Alles, was darüber hinausgeht – das, was über die Bewusstseinsblasen hinausgeht ist absolute Leere, das so genannte Nichts. Das heißt aber nicht das Aus und Vorbei, sondern ganz einfach etwas anderes als die Begriffe Wahrnehmung und Bewusstsein – Begriffe, die unser jetziges Verständnis übersteigen. Oder kann sich jemand wirklich vorstellen, gleichzeitig an verschiedenen Orten zu sein? Ich meine damit nicht nur ein einziges Ereignis an – sagen wir – zehn verschiedenen Orten, sondern alle möglichen Ereignisse gleichzeitig an Ort eins, wie auch an Ort zwei, eben bis zu Ort unendlich. So wie Zoe – oder verständlicher gesagt, wie Zoes Ganzheit des Selbst, Zoes gesamtes Leben in einem Moment erkennt und wohl auch erlebt. Und wie gesagt, nicht nur Zoes Leben, sondern alle Leben, aus der die Ganzheit nun mal besteht. Ach ja, Kim meinte stets, bitte, nicht wörtlich nehmen, da dies Erklärungen sind, die eigentlich nicht erklärt werden können, wie auch bloß Beschreibung, um eine gewisse Vorstellung zu haben.
In diesem Sinne kann der Mensch gar nicht das Maß aller Dinge sein, was Wahrnehmung und Bewusstsein betrifft. Aber das meine ich gar nicht damit. Ich meine, gibt es etwas Wahrnehmbares, was Menschen ganz und gar nicht wahrnehmen können? Oder gibt es etwas, was nur bestimmte Menschen wahrnehmen können? Menschen, die so etwas wie einen sechsten Sinn haben?
Unlängst meinte ich, dass man Geister nicht sehen kann. Es ist unmöglich, sie zu sehen. Nein, nicht, weil es gar keine gibt, sondern weil Geister unsichtbar sind. Unsichtbar deshalb, weil sie sich in ganz anderen Dimensionen aufhalten, als in der, in die Menschen größtenteils hinein geboren werden.
In dem Buch „Die Physik der Träume“ schreibt Fred Alan Wolf über einen dritten Bereich. In der Philosophie, so schreibt er, wird für gewöhnlich zwischen der Welt des Körpers und der Welt des Geistes unterschieden. Manche Philosophen erkennen durchaus, dass es eine geistige Welt gibt, fundieren den Geist jedoch in der Körperwelt. Dieser Standpunkt heißt Materialismus. Andere, die so genannten Idealisten gehen davon aus, dass sich die Körperwelt aus der geistigen Welt ableiten lässt. Nun soll es also noch etwas geben, das Psychoide oder wie ein Kollege Wolfs es nennt, das gemeinsame Dritte. Dort geht es um Astralebene, Imaginales, psychische Wahrnehmung, pychoides Phänomen und ultradimensionale Existenz, das heißt um Räume des Denkens, das die Wissenschaft weder definieren noch präzise festmachen kann.
So viel zur Wissenschaft! Es wird also doch zugegeben, dass es etwas gibt, was der ach so kluge Mensch weder definieren noch präzise festmachen kann.

Wenn wir uns das menschliche Bewusstsein als eine Blase vorstellen und in ihr Orte wie auch Zeiten fixiert sind, bedeutet das, dass ein Mensch genau an diesem Ort und zu dieser Zeit geboren wird. In diesem Sinn haben wir enormes Glück, denn wir könnten ja auch als arme Schlucker in einem Land, wo Krieg herrscht, geboren worden sein. Es bedeutet aber ebenso, dass wir die gesamte Blase durchleben oder wenigstens erkennen müssen, um das gesamte menschliche Bewusstsein in uns – in der Ganzheit des Selbst – aufzunehmen.
In einem der unzähligen Gespräche meinte Kim einmal, wir hätten nicht einmal noch 10% der menschlichen Bewusstseins- oder wie er es später nannte, Wahrnehmungsblase erkannt, bzw. erlebt.
Vielleicht haben wir uns zu sehr um die Materie gekümmert und dabei den Geist vergessen, da die menschliche Wahrnehmungsblase mit Sicherheit aus mehr Geist, denn aus wahrnehmbarer Materie besteht, falls sie überhaupt aus etwas dieser Art besteht.
Das Fehlen des Geistes verdanken wir wahrscheinlich dem Erbe der griechischen Antike, vorwiegend der Lehre des Aristoteles. Sie vermännlichte die Natur und ihre Götter, zwang sie, ihre Geheimnisse in einer Sprache preiszugeben, mit der nur ein rationaler Kopf etwas anfangen kann. So sagt es zumindest Fred Allan Wolf in dem weiter oben genannten Buch.
Andererseits, wenn ich an die östlichen Länder, wie z.B. Indien denke, in denen Geist angeblich ganz groß geschrieben wird, ist die Menschheit dort auch nicht wirklich weiter gekommen. Frauen gelten als Freiwild und einigen Tieren wird auch nur deshalb Schutz geboten, weil an Wiedergeburt geglaubt wird. Man könnte ja selbst diese Kuh sein, die man gerade schlachtet. Also nichts als Angst um sich selbst, was nicht unbedingt als spirituell hoch angesehen wird.
Um mich wieder Kim zuzuwenden, seine Theorie ist ja, dass sich nichts in all den unzähligen Wahrnehmungsblasen befindet und sie selbst nichts darstellen. Die Energie dieser Art lässt sich nicht mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen, weil sie sich außerhalb unserer Wahrnehmung befindet. Das, was jene Blasen bewirken, ist – laut Kim – nichts anderes als Wahrnehmung. Wir – die wir im Grunde genommen nichts anderes als genau dieselbe Energie sind wie die Blasen und wie auch die Ganzheiten unseres Selbst und wie ebenso die Quelle der Kraft – nehmen uns als Menschen wahr. Katzen nehmen sich als Katzen wahr, obwohl sie ein und dieselbe Energie in einer energetischen Blase sind. Und bei all die anderen bekannten, wie auch unbekannten Lebewesen ist es genau dasselbe.
Vielleicht ist dies eine etwas seltsame Vorstellung und womöglich gäbe es eine verständlichere Bildsprache. Es liegt wohl an meinen eigenen wirren Gedankengängen. Freund Carlos (Carlos Castaneda) schien etwas Logischeres entdeckt zu haben, da er von einem Punkt ausgeht, der sich an den Linien der Welt heftet und so die jeweilige Wahrnehmung fixiert wird. Wenn wir also diesen Punkt willentlich verschieben, könnten wir uns in Tiere oder auch in Pflanzen verwandeln – nein, wir wären dann sogar ein Tier oder eine Pflanze.
Was ich mit all dem sagen will, könnte es doch sein, dass sich Zoe noch immer in der menschlichen Bewusstseinsblase befindet. Ja, klar tut sie das, wenn man das Ganze aus Sicht der Gleichzeitigkeit betrachtet. Ich meine etwas ganz anderes, nämlich, dass es in der so genannten Menschenwelt nicht nur diese eine wahrnehmbare Welt gibt, sondern Parallelwelten, wie auch Zwischenwelten. Wäre es so, könnte noch durchaus eine wunderbare Geschichte über Zoe entstehen, die nach ihrem Tod eine sehr seltsame Reise machte. Aber das wäre nichts Neues, denn schon Alice im Wunderland machte eine Art Reise ins Jenseits.

Jetzt ist ein Teil Zoes im Wunderland. Woran sie sich im Leben noch gestoßen hatte, das konnte sie nun mit Leichtigkeit durchdringen. Der Bus war nichts Festes mehr, auch nicht der Sitz, auf dem sie sich platzierte, aber es war ihr Wille, ihn nicht zu durchdringen, sondern sich auf ihn zu setzen. So probierte sie einige der Sitze aus, bis ihr einfiel, sich auf Monas Platz zu begeben. Mona, das war jene Frau, die Philemon und Philomena und ein Kind in sich trug. Sie war nicht schwanger – das Kind war ihr inneres Kind, vor dem Zoe erschrak, da es krank und mager und vor allem vernachlässigt wirkte. Zoe war nun „in“ Mona und nahm teilweise das Innere der Frau wahr, ihre Sorgen, ihre momentanen Gedanken, die nur schwer für das kleine, blonde Mädchen zu begreifen waren. Mona, die Frau um die 40, hatte ihre Kindheit hinter sich gelassen, genauso wie die Bushaltestelle, an der sie noch vor wenigen Minuten gestanden hatte. Als ob man etwas hinter sich lassen könnte! Zoe „sah“ das arme innere Kind und hörte es weinen. Mona war sich ihrer Dreifaltigkeit nicht bewusst, wie so viele Menschen. Ihr wurde gesagt, sie sei eine Frau und damit identifizierte sie sich voll und ganz. Frau sein bedeutet, Kinder zu bekommen, sie groß zu ziehen und für das leibliche Wohl der Familie zu sorgen. Man mag jetzt einwenden, das sei früher einmal so gewesen, aber weit gefehlt. Dieses Bild ist noch immer in den Menschen einprogrammiert – bei einem mehr, bei anderen weniger, aber es ist da. Nur, was bedeutet der männliche Aspekt, wenn der weibliche für Fortpflanzung und Fürsorge steht? Auch Männer stehen für Fortpflanzung, aber sie können nicht gebären. Das Männliche steht für Beständigkeit, während das Weibliche Veränderlichkeit darstellt. Aber das ist eigentlich Nebensache, denn jeder Mensch, ob männlich oder weiblich, sollte in sich selbst das eigentliche Männliche und Weibliche erkennen und vor allem das Wichtigste, das innere Kind, das mich stets an den Joker in einem Kartenspiel erinnert.
Zoe löst sich von Mona. Es machte sie traurig, das zu fühlen, was diese Frau fühlte. Nun wächst Zoe. Sie wird größer als der gesamte Bus, größer und breiter als die Straße, auf der er fährt, und noch viel größer als die Stadt, in der er fährt. Zoe dehnt sich aus und blickt auf die Welt, umgeben von Schwärze und funkelnden Sternen.

Das, was sie (als Geist) bisher von den lebenden Menschen erfahren hatte, enttäuschte Zoe zu sehr, also suchte sie in anderen Gefilden nach möglichen Abenteuern.
Nur – was fehlte bei den Menschen, das Zoe und vielleicht auch viele andere „Geister“ dazu bewegt, sich von ihnen zu entfernen. Ich glaube, es ist ihre Geistlosigkeit, denn schon viele kluge oder vielleicht auch weniger kluge Menschen haben erkannt, dass Geist sich entfalten, sozusagen auch materialisieren will, aber eine Materialisation von etwas anderer Art.
Zoe fiel vor allem das Fehlen der Dreieinigkeit in den Menschen auf. Es gab keine oder nur wenig Harmonie zwischen Philemon, Philomena und dem Kinde. Meist war das eigene Geschlecht ausschlaggebend, wie im Fall Mona, aber der andere Urtypus und vor allem das Kind verschwanden im tiefen Untergrund.
Waren die Menschen früher, viel früher der geistigen Welt näher als sie es heute sind? Ich finde, die heutigen Menschen nehmen zum Großteil äußere Werte wichtig, während die inneren Werte vollkommen außer Acht gelassen werden.
Es gibt keine echten Mythen mehr und wie ich auch schon anfangs erwähnte, auch keine echten Märchen mehr. Und genau das meine ich mit Materialisation von etwas anderer Art. So genannte primitive Völker haben noch ihre Mythen und Riten, und vor allem haben sie einen Draht zur Natur. Gerade in der Natur, wenn wir Tiere beobachten und die Schönheit der Pflanzenwelt bewundern, können wir die geistige Welt erkennen, aus der all das hervor gegangen ist. Warum trennen wir Menschen uns selbst von der Natur, obwohl auch wir aus der geistigen Welt kommen? Gut, ich bekenne mich zum Idealisten, während Materialisten anderer Meinung sind, obwohl es egal ist, ob zuerst das Huhn und dann das Ei war, wenn man die Gleichzeitigkeit bedenkt. Das heißt, es war alles, es ist alles und wird immer alles sein – die Quelle der Kraft beinhaltet alles ohne Anfang und ohne Ende.
10% haben wir erst in der menschlichen Bewusstseinsblase erkannt? Es scheint, als wäre die Menschheit unheimlich schnell zum Materialismus umgestiegen. Warum ich das schreibe? Weil ich der Meinung bin, dass die geistige Welt um ein Mehrfaches größer ist als die materielle Welt. Wir haben den Geist vergessen. Wir haben unseren wahren Ursprung vergessen. Und vielleicht haben wir deshalb auch jeglichen Respekt vor dem Leben verloren.
Bei einigen Indianerstämmen galten alte Menschen und vor allem Verrückte als heilig. Sie (die Verrückten) waren dem Medizinmann oder Schamanen sehr ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass der Schamane willentlich in die geistige Welt taucht und der Verrückte nicht.
Was passiert heute mit Verrückten? Sie werden weggesperrt, weil sie zu nichts zu gebrauchen sind. Sehr menschlich, oder? Dasselbe passiert auch mit alten Menschen. Bei primitiven Völkern gibt es sicher keine Irrenhäuser oder Altenwohnheime. Da gibt es immer Menschen, die Zeit für diejenigen haben, die etwas brauchen. In unserer heutigen Menschenwelt gibt es dafür keine Zeit, da wird gearbeitet, um sich Dinge leisten zu können, die eigentlich niemand wirklich braucht. Auch das Ich ist immer stärker, mächtiger geworden. Wie entsteht das Ich? Ohne Ich gibt es kein Körperbewusstsein. Das hat einmal ein Wissenschaftler mit Hilfe einer Droge festgestellt. Während die Droge wirkte, fühlte er sich mitten im Schoß der Natur, sah die satten Farben der Welt und identifizierte sich mit ihnen, genauso mit dem Fühlen einer Baumrinde, den Blick zu den Wolken und ihren geheimnisvollen Farben. All das nahm er ohne jegliches Körperbewusstsein wahr. Erst, als die Droge nachließ, spürte er wieder die Gefangenschaft im Körper und das Ich. Der so genannte Sturz aus der Ganzheit des Selbst in die Blase bewirkt das Gefühl von Getrenntheit. Anscheinend ist es nicht bei allen Menschen so. Die wenigen Naturvölker, die es noch gibt, unterscheiden sich sehr von unserem hektischen, profitsüchtigen Leben. Nicht, dass es schlecht wäre – es muss auch das gelebt werden, aber manchmal denke ich mir: Genug ist genug.

Auf die Frage, was denn das Ich – eigentlich: die Persönlichkeit – ist, könnte Zoe eine sehr gute Antwort geben. Aber sicher nicht die Wahrheit, denn jede Persönlichkeit ist individuell verschieden. Zoe, die multidimensionale Zoe, würde sagen, Persönlichkeit ist das, was ich in meinem Leben in mir selbst angereichert habe, wie ich dieses oder jenes wahrgenommen und interpretiert habe. Und genau da setze ich jetzt an, denn das Wahrgenommene und die Interpretation dazu sind ein Thema für sich.
Eigentlich wollte ich jetzt nur über das Ich schreiben und dass einige spirituelle und religiöse Gemeinschaften darauf aus sind, das Ich zu reduzieren oder gar die gesamte Persönlichkeit, wie Castaneda es schrieb, auszulöschen. Wie könnte ich etwas reduzieren oder auslöschen, was ich gar nicht wirklich kenne? Erst wenn ich in etwa weiß, was das Ich oder die Persönlichkeit ist, kann ich reduzieren oder auslöschen.
Und ich denke mal, wenn ich beim Wahrgenommenen und bei der Interpretation ansetze, ist das schon mal ein großer Schritt zum Ich, zur Persönlichkeit. Wie ich schon über die Blinden schrieb, die einen Elefanten beschreiben, indem jeder ein anderes Körperteil befühlte, könnte es sich hier auch um das Wahrgenommene handeln. Jeder und jede nimmt ein wenig anders wahr und deshalb wird auch anders interpretiert. Diesen Unterschied kann ich jedoch nur durch Vergleiche mit anderen feststellen. Hier beginnt meistens ein Denkfehler, nämlich, wenn ich jetzt meine Wahrnehmung mit jemandem vergleiche, von dem gesagt wird, er sei ein hochintelligenter Mensch, könnte es doch sein, dass ich meine Wahrnehmung zurücknehme und sie der seinigen angleiche, obwohl es für mich gar nicht so ist. Wenn der nun so klug ist, so muss er doch recht haben. So denken dann die meisten Menschen und schon ist eine Wahrheit entstanden, die gar keine ist. Natürlich muss es nicht immer so sein – das war nur ein Beispiel. Wenn ich jedoch mich selbst, meine Persönlichkeit erkennen will und feststellen möchte, inwiefern ich mich von anderen unterscheide, muss ich zu mir selbst stehen. Das ist oft schwieriger als es scheint, denn wer will schon als Außenseiter da stehen. Dabei sind wir doch jeder für sich ein Außenseiter. Nur erkennen wir es viel zu selten, weil ja auch oft die Nuancen zwischen den Wahrnehmungen, wie auch die Interpretationen (gerade sie) dazu, viel zu gering sind.
Ich würde die Interpretationen nicht kleinreden, denn sie zeigen, vor allem, wenn sie spontan sind, sehr viel vom Unterbewusstsein, das ja den Großteil der Persönlichkeit darstellt. Das, was uns bewusst ist, ist ja nur die Spitze des Eisbergs. Zum Unterbewusstsein gehören auch unsere (nächtlichen) Träume, Phantasien und Visionen.
Wenn wir wirklich aufmerksam durchs Leben gehen, erkennen wir auch Hinweise für unser Leben – so genannte Wegweiser, wie Kim sie mir einmal in einem unserer vielen Gespräche erklärt hatte. Irgendetwas machte mich damals unruhig, etwas passte nicht und das, weil ich etwas, das ich tun sollte, verweigerte. Es handelte sich um eine Arbeit, die ich einfach nicht machen wollte. Schließlich erklärte mir Kim (mein Unterbewusstes?), dass dies nur ein Wegweiser für später sei. Und er hatte recht damit. Genaueres will ich hier nicht erzählen, denn es geht ja um Zoe, auch wenn das nicht immer so klar ersichtlich ist.
Diese Wegweiser können sehr undeutlicher und ebenso sehr leise sein, aber wie gesagt, wenn man bewusst durchs Leben geht, sich sozusagen selbst beobachtet, in sich hinein lauscht, lassen sich sehr oft Zeichen erkennen, die einen zum umkehren oder zum voranschreiten bewegen.
Das Ich ist also mehr als manche Menschen denken.

Angeblich gibt es auch ein kollektives Ich, aus dem unter anderem Religionen hervor gingen. Ich denke eben an die Vertreibung aus dem Paradies. Ich weiß nicht, ob es noch andere Religionen gibt, in denen ein Gott seine Schöpfung aus einem wundervollen Garten vertreibt, weil sie vom Baum der Erkenntnis naschte. Was brachte die Erkenntnis? Sie war es, die den Menschen erst zum Menschen machte. Ich will nicht sagen, dass wir uns sehr vom Tier unterscheiden, aber zum Gegensatz vom Tier bewerten wir und glauben die Krönung der Schöpfung zu sein. Mir geht es jetzt erst einmal ums Bewerten. Wie weit war Zoe schon in ihrer Entwicklung? Wahrscheinlich zu weit, denn gerade in der Schule beginnt der Weg der Bewertung, die Teilung von dem, was gar nicht geteilt werden kann. Ja, die Teilung von gut und böse, schwarz und weiß, usw. wobei dies bloß die zwei Seiten einer Medaille sind. In dem Sinne sind wir nicht mehr Teil der Natur, denn die Natur wertet nicht und gibt nichts und niemandem Sinn. Ja, auch das gehört zum Menschsein – die Sinngebung. Wir könnten nicht leben, ohne dem, was wir tun oder sagen, einen Sinn zu geben. Sinn und Wertung sind die Pfeiler der Menschenwelt. Auf ihnen wurde gebaut. Und je mehr gebaut wurde, umso mehr wurde die Natur verdrängt, aus der wir hervorgegangen sind. In der Natur, zwischen Tiere und Pflanzen und den Elementen, gibt es kein Gut und kein Böse. Wenn wir uns danach sehnen, diese oder vielleicht auch eine andere Dualität zu überwinden, werden wir scheitern. Vielleicht können wir für eine Weile diesen verfluchten Denkapparat ausschalten, um uns für diese wenigen Minuten wieder zurück ins Paradies zu träumen, aber die Dualität gehört nun mal zum Menschsein. Ob wir wirklich gestraft damit sind? Oft denke ich, ja, - schon deshalb weil wir das Leben und auch den Tod erkennen. Ich sage er-kennen und nicht kennen. Denn kennen tun wir weder das Leben, noch den Tod und das wage ich allen Ernstes zu behaupten. Noch sind wir nicht so weit. Wir stehen erst in den Babyschuhen und ich hoffe, dass wir weiter wachsen und uns nicht selbst vernichten, indem wir alles um uns ausrotten und damit auch uns selbst.

Vorhin schrieb ich, dass wir aus der Natur hervor gegangen sind, dabei ist dies absolut nicht mein Glaube. Ich könnte auch nie sagen, dass wir Menschen den Tieren oder Pflanzen voraus sind. Dies sind andere Welten, andere als die Menschenwelt und doch ist es ein und dieselbe Energie, die sich mal als Mensch, mal als Tier oder mal als Pflanze wahr nimmt und manchmal als alles zugleich.
Zoe erkennt diese Gleichzeitigkeit und Ewigkeit – sie erkennt sich nicht mehr als kleines blondes Mädchen, sondern viel mehr als ein winziger Tropfen aus dem Meer der Unendlichkeit.
Natürlich wiederhole ich mich, aber das muss ich, um selbst zu verstehen – um das, was sich in – nein, nicht in mir, sondern - was sich in meinem Geist windet und dreht, so halbwegs in Worte zu fassen.
Zoe ist nicht mehr Zoe und doch ist Zoe noch immer Zoe, weil nichts vergeht – weil alles ist, weil alles für immer ewig im unendlichen Sein besteht. Zoe wurde nicht geboren; sie fiel als winziger Tropfen Energie in eine imaginäre Bewusstseinsblase und doch blieb dieser winzige Tropfen im Meer der Unendlichkeit, was Kim die Ganzheit des Selbst nennt. Dennoch glaube ich, hat Kim alles nur zu meinem Verständnis so katalogisiert, denn außerhalb der unendlich vielen, imaginären Bewusstseins- oder Wahrnehmungsblasen gibt es keine Trennung. Die Trennung, wie wir sie kennen, besteht aus dem Ich, aus dem Erkennen der Person. Das gibt es bei Tieren sicher auch, nur nicht so intensiv. Warum sonst würden sie ihr Revier verteidigen? Wären sie sich einer Einheit bewusst, würde allen alles gehören.
Nun weiter in meinem Versuchen, etwas zu erklären, das nicht erklärt werden kann, weil es für meinen (wahrscheinlich für die meisten menschlichen) menschlichen Verstand zu hoch ist.
Was passierte, als Zoe auf der Straße liegend, nachdem ein Bus sie überfahren hatte, starb? Man könnte sagen, sie erwachte. Ja, sie wachte auf! Sie war endlich wieder sie selbst und nicht mehr eingesperrt in einen engen, kleinen Körper, der Schmerzen verursacht. Es kennt doch jeder den Spruch, dass es einem in der eigenen Haut zu eng wird oder am liebsten würde man aus der Haut fahren. Mir geht es oft so. Und damit meine ich nicht, dass es mir so geht, wenn ich zornig bin. Das hat damit überhaupt nichts zu tun. Nebenbei komme mir wie eine Marionette vor, an Fäden gezogen und kann nicht aus, weil ich nicht weiß, wie. Manche sagen, wir müssen uns dem Schicksal fügen. Mag sein, aber manchmal können wir dem Schicksal auch entkommen. Zumindest glauben wir das bisweilen. Wie es wirklich ist, das mag wohl jeder für sich selbst entscheiden, wie es eben jeder fühlt.
Also, Zoe fühlte sich wieder geborgen – als sie selbst und sie fühlte alles, was es zu fühlen gibt. Und dieses Fühlen oder vielleicht auch Bewusstsein ist mit nichts zu vergleichen, mit nichts, was wir Menschen kennen, denn es ist die absolute Fülle – es ist das, wovon wir sagen: Alles, was ist.
Wie ich schon geschrieben ist, ist es sicher unvorstellbar für uns Menschen, unser gesamtes Leben, Moment für Moment, wie auch andere Leben und auch all deren Momente, in einem einzigen Jetzt zu erleben. Aber das ist nicht alles, denn dies wäre Stagnation. Wir würden nach dem Tod demnach für immer in einem einzigen Jetzt – auch wenn es alles enthält – gefangen sein. Das wäre sicher nicht erstrebenswert. Eben denke ich an das Herz-Sutra, in dem es heißt, dass es kein Bewusstsein, kein Auge, keinen Mund usw. im so genannten Jenseits gibt. Dem stimme ich durchaus zu, denn es sicher nicht das Bewusstsein und unsere fünf Sinne, die wir kennen. Es ist viel mehr und vor allem viel, viel anders. Zoe kann das bestätigen, denn sie ist aufgewacht und erkennt alles, was ist. Ja, es geht um dieses „alles, was ist“, das so unerklärbar, unerkennbar und unerfassbar für uns ist, eben weil dieser winzige Tropfen, der sich einst in die imaginäre, menschliche Bewusstseinsblase stürzte, zu klein ist. Irgendwie erscheint dies logisch, auch wenn Logik hier keinen Platz mehr hat, denn ein Tropfen Meerwasser kann keinen Menschen am Strand umhauen – eine große Welle schon.
Es ist diese Gleichzeitigkeit – es ist als würde man in einem Raum stehen und an den Wänden hängen zig Bildschirme, auf denen jeweils ein anderes Programm gezeigt wird und man würde all diese Programme gleichzeitig und vollkommen bewusst mitbekommen. Kann das jemand? Und gleichzeitig würde man sich selbst in jedem dieser Programme erkennen – als Nebendarsteller und manchmal vielleicht auch als Hauptdarsteller, was eigentlich keinen Unterschied macht, denn bewegt wird immer. Alles ist Bewegung – alles fließt. Daran halte ich fest, deshalb sagt mir mein Innerstes, mein Geist (Kim?) dass es außerhalb der imaginären Bewusstseinsblasen keine Stagnation, keine wirkliche Leere geben kann. Ja, es gibt Leere, deshalb schreibe ich auch – imaginär – denn die Blasen stehen für etwas, was nicht wirklich erklärt werden kann. Es gibt nur Geist, Energie und dieser Geist, diese Energie ist unendlich und ewig und kann gleichzeitig überall und nirgends sein. Verstanden?

Über die Sinngebung gäbe es einiges zu sagen. Sind wir Menschen es, die den Dingen erst Sinn geben, oder sind wir Menschen es, die den Sinn in den Dingen erkennen? In erster Linie frage ich das deshalb, weil Zoe sehr jung gestorben ist. Welchen Sinn hat es, wenn Menschen so jung sterben, wo doch ihr Leben erst am Anfang steht? Oder hat das, was Zoe als Mensch noch erledigen musste, Ausschlag gegeben für ihren frühen Tod? Es könnte auch sein, dass Zoes Eltern lernen mussten, einen so schweren Schicksalsschlag zu verkraften. Wir könnten jeden möglichen Sinn in Zoes Tod erkennen, wenn wir nur lange genug danach suchen. Was aber bedeutet das?
Ich glaube, die Fäden werden von unseren Ganzheiten gezogen. Sie bestimmen, was mit uns in allen unseren Leben passiert, weil sie es sind, die erkennen wollen. Ja, auch wenn alles gleichzeitig passiert! Immer wieder falle ich auf diese Gleichzeitigkeit herein, weil sie über meinen Verstand geht. Und auch wenn ich mich jetzt zum hunderttausendsten wiederhole, es ist so, dass alles bereits (gleichzeitig) passiert ist und doch streben die Ganzheiten nach Erkenntnis. Ja, und auch die ewige und unendliche Quelle der Kraft, deren Emanationen die Ganzheiten sind, in der alles wohlig und warm eingebettet ist, hat alles (gleichzeitig) in sich und doch strebt auch sie nach Erkenntnis, nach Weiterentwicklung. Nun, wer in aller Welt, soll das verstehen können? Wir wissen nicht einmal zu 100%, ob wir Menschen den Dingen Sinn geben, oder den Sinn in den Dingen erkennen. Um den Menschen nicht ganz runter zu machen, möchte ich glauben, dass wir den Sinn in den Dingen erkennen. Wir haben immerhin erkannt, was der Mond bedeutet – dass er auf Wasser Einfluss hat und Ebbe und Flut bewirkt und auch auf manche Menschen und Wölfe einen gewaltigen Eindruck macht. Dies scheint eine Tatsache zu sein, die wir erkannt haben und so dem Mond durchaus Sinn gegeben haben. Manchen Dingen haben wir sicher auch erst Sinn gegeben und doch würde ich vieles davon anzweifeln, wo manche Menschen meinen, das ergibt keinen Sinn.
Ich möchte noch einmal die Religionen erwähnen, denn auch sie ergeben Sinn. Leider werden sie vernachlässigt. C.G. Jung schrieb, Religionen hätten weiter entwickelt werden sollen, so wie sich der Mensch auch weiter entwickelt. Religionen sind Mythen, nach denen unsere Seelen dürsten. Mythen sind Nahrung für die Seele. Durch Mythen erkennen wir die dunkle, unbewusste Seite unserer Seele. Ich finde seine Definition wunderbar und durchaus logisch. Was ist nur aus dem Menschen geworden, frage ich mich oft. Er wurde zum Opfer der Technik. Welchen Sinn hat das? Entwickelt sich der Mensch zum Roboter? Dann hätten Mythen keinen Platz mehr – dann wäre der Mensch selbst Gott, der sich neu erschaffen hat. Ich glaube, in so einer Welt möchte ich nicht mehr leben, wo alles nur mehr Maschinen sind und ich denke, Mutter Erde würde da auch nicht mehr mit machen. Vielleicht aber wendet sich ja doch noch alles zum Guten. Zum Guten? Roboterdasein wäre das Böse? Sagen wir es so – es wendet sich noch alles zum Natürlichen, denn die Natur ist stärker. Bevor wir die Natur ausrotten, rotten wir uns selbst aus. Aber dazu brauchen wir eine Verbindung zu ihr, die wir zum Großteil verloren haben. Und dazu brauchen wir einen Mythos. Wir müssen den Gott und den Dämon, wie Jung schreibt, in uns erkennen – jeder einzelne von uns muss ihn erkennen, denn Gott und Dämon ist nicht nur etwas Kollektives.

Vielleicht kommt ich auf das Thema „Gott und Dämon“ wieder zurück. Im Moment interessiert mich die Theorie der parallelen Universen. Es könnte ja auch sein, dass Zoe in eines der unzähligen Universen geschlüpft ist – oder zumindest ihr Geist, ihre Seele, ihre Energie (wie immer man das Ewige benennen will). Irgendwann hatte ich den Gedanken, was, wenn wir ständig hin und her pendeln? Wenn wir, z.B., tödlich verletzt werden und es gar nicht spüren und urplötzlich in ein paralleles Universum versetzt werden, als wäre gar nichts geschehen, denn dort sind wir die selben wie hier und es passiert mit uns auch etwas ähnliches wie hier. In diesem Fall würde unser Leben ewig dauern und ich denke, das wäre auch nicht das Gelbe vom Ei, wie man so schön sagt. Aber, falls Zoe nach ihrem Tod in eines der unzähligen Universen geschlüpft ist, kann sie ihr junges Leben neu aufnehmen, da sie dort ja nicht so blöd war und mitten auf der Straße tanzte, als der Bus fast ungebremst auf sie zufuhr. Die parallelen Universen geben uns sozusagen eine zweite, dritte, vierte, usw. Chance, unser Leben auf die Reihe zu bekommen. Das könnte ja möglich sein und hört sich auch nicht so sehr nach ewigem Hamsterrad an, wenn schon, dann nach „täglich grüßt das Murmeltier“.
Kim sagte einst, dass es so viele Universen wie Lebewesen gibt. Er, der geistvoll Geistige, meinte sicher keine materiellen Universen. Übrigens, das geistige Universum wäre, wenn es materiell wäre, unendlich viel, sogar unsagbar viel größer als das materielle Universum, wie prädestinierte Wissenschaftler es zurzeit kennen. Damals las ich gerade über Jane Roberts Seth, weshalb mir wohl dieser Gedanke kam: wenn schon von fünf Menschen, die sich in einem Zimmer befinden, jeder einzelne einen eigenen Aschenbecher kreiert, obwohl eigentlich nur ein Aschenbecher im Zimmer auf dem Tisch steht, könnte ja für jedes Lebewesen (auch für Tiere und Pflanzen und den Elementen, da ja alles aus ein und derselben Energie besteht) ein ganz eigenes Universum existieren. Klar, geistig, denn so viel Platz wäre sicher Verschwendung.
Nur – wie könnte das mit den Bewusstseinsblasen vereinbart werden? Es ist mein Fehler, wenn ich vor meinen inneren Augen ständig viele, viele imaginäre Seifenblasen in einem ebenso imaginären Raum herumschweben sehe und sie mit den unzähligen Bewusstseinsblasen gleichstelle, als wäre es genauso so. Aber da ist nicht wirklich etwas, flüstert Kim mir gerade zu und Zoe, die er an seiner linken Hand führt, nickt lächelnd. Da draußen, obwohl es gar kein Draußen gibt, ist Leere, absolute Leere. Und was ist Leere? Genau! Absolute Leere ist gleichzeitig absolute Fülle.

Götter und Dämonen – ja, sie existieren durchaus, aber auf eine andere Art wie wir sie uns vorstellen. Ob Gott Jahwe zu seinem israelitischen Volk gesprochen hat? Vielleicht war das damals wirklich möglich – jede Energie kann sich verdichten, auch die so genannte negative. Ich spreche jetzt nicht von der Energie, die Atome und all diese winzigen Teilchen beinhaltet, die Energie, aus der ja auch unser Körper angeblich besteht. Kim, der Zoe gerade an der Hand führt, zeigt der Kleinen eben, was Sache ist. Auch wenn es gar nicht so lange her ist, dass Zoe aus diesen Gefilden in die Welt stieß, liegt eine Art Vergessen auf ihr, das erst langsam zurückkommt, auch wenn sie durch ihre multidimensionale Wahrnehmung bereits eine Ahnung der Gleichzeitigkeit bekam. Kim lässt Zoe auf ähnliche Art sehen, wie ich mir das auch manchmal vorstelle: viele, viele Seifenblasen und rundum helle bis dunkle, jedoch farblose, unförmige Gebilde, welche die Ganzheiten des Selbst darstellen. Von ihnen fließen ständig winzige Tropfen in jeweilige Blasen. Die farb- und formlosen Gebilde verbinden leuchtende Fäden mit einem gigantischen Etwas. Dies ist die ewige Verbundenheit mit der unendlichen, ewigen Quelle der Kraft.
Das Bild verändert sich – das heißt, Kim streicht Zoe sanft über die Augen und lässt sie so ein anderes Bild sehen: zwei unterschiedliche Energien! Wie bereits gesagt – nicht die Energien, die auf unserer Erde exstieren, denn auch und vor allem sie (da ja alles auf unserer Erde, laut Wissenschaft, aus Energie besteht) SIND jene Energie, die Zoe jetzt durch Kims „Zauberei“ erblickt. Es sind zwei Arten – die eine sorgt für Bewegung und Veränderung, die andere für Starre und Stagnation. Sie bedingen einander, denn die eine kann nicht ohne die andere sein. Es ist wie bei den zwei Seiten einer Medaille – die in Wirklichkeit eins ist. Es kann also durchaus vorkommen, dass eine von ihnen überwiegt – dann kommt es zur Disharmonie, und Wesen wie Kim müssen eingreifen, um die Harmonie wieder herzustellen. Wesen wie Kim sind Wächter der Universen (wie ich in meinen Büchern „Kim-Saga“ geschrieben habe), denn nur in ihnen kann die Energie, die aus zwei so genannten Polen besteht disharmonisch werden.
Zoe versteht bereits und lächelt. Sie weiß jetzt, dass sie nichts anderes als Energie (vielleicht sollte ich aus Verwechslungsgefahr ein anderes Wort, vielleicht „Geist“ oder „Seele“ verwenden?) IST und sich eine Weile in der menschlichen Wahrnehmungs- oder Bewusstseinsblase nur als Mensch WAHRGENOMMEN hat. Irgendwie ist sie erleichtert – nicht für sich, sondern für alle anderen, die sich eben noch sorgen, die traurig sind und um sie weinen, so wie ihre Mutter eben, die im Garten auf Zoes Schaukel sitzt und sich an das Lachen ihres kleinen blonden Mädchens erinnert, dass sie es beinahe hört.
Das Bild, welches Zoe sieht, ist eines von unzähligen. Auch wenn ich mich wieder wiederhole, das, was wir Menschen Wirklichkeit nennen, können wir nicht wahrnehmen, denn das „Bild der Wirklichkeit“ ist alles und nichts zugleich, ohne Anfang, ohne Ende, zeitlos (gleichzeitig).

Kim erzählt Zoe von den „Wesen der Anderen Seite“, wie er auch mir diejenige Energie erklärte, die für Starre und Stagnation sorgt, während er mit „Wesen Dieser Seite“ eigentlich uns Lebewesen meint, jene Energie, die sich in die unzähligen Blasen stürzt. Das dürfte aber nicht ganz so stimmen, da auch wir so etwas wie Starre und Stagnation in uns tragen, dennoch sind wir hauptsächlich Wesen der Veränderung, Wesen, die Anfang und Ende kennen (Geburt und Tod). Einst hat Kim gegen die Wesen der Anderen Seite gekämpft („Kim-Saga“), wobei es nicht wirklich ein Kampf, sondern viel mehr eine Umverteilung der Energie war. Es gab zuviel Stagnation in der menschlichen Bewusstseinsblase (Kim ist zwar der Wächter einiger anderen Blasen, aber sein Hauptaugenmerk gilt der menschlichen).
Nun zu der wunderschönen Erklärung, die Kim mir einst gab. So sagte er, könne ich, wenn ich Energie pur wahrnehmen würde, täglich mit Schneewittchen frühstücken. Die Wesen der Anderen Seite sind also Märchenfiguren, Wesen der Fantasie, der Mythologie und auch der Religionen. Einst sprach Gott Jahwe zu Moses, er und das Volk der Israeliten dürfen nur einen Gott haben, denn er, Jahwe, sei ein eifersüchtiger Gott. Also gibt es noch mehr Götter! Klar, es gibt die griechischen, römischen, indischen und viele, viele mehr. Nur, warum geben wir Menschen allem stets etwas Menschliches, Tierisches oder Pflanzliches als Merkmal? Damit wir uns etwas darunter vorstellen können, auch wenn Jahwe wetterte, wir sollen uns kein Bild von ihm machen.
Es sieht so aus, als wären alle Religionen und Mythen irgendwie regional verteilt. Welche Götter herrschen in unseren Regionen – in Mitteleuropa? Zuerst waren es die keltischen Götter, bevor durch die Römer alles christianisiert wurde. Jahwe dürfte also ein Gott anderer Regionen sein, wie etwa Israel und Palästina. Er könnte auch unter dem Namen Allah bekannt sein, was durchaus für einen eifersüchtigen Gott passen würde. Demnach ist Jesu Vater eine andere Gottheit. Viel mehr aber nehme ich an, da hier von Dreifaltigkeit die Rede ist, dass Jesus selbst der Gott ist, der ganz einfach menschliche Gestalt angenommen hat, was, laut Kim, den Wesen der Anderen Seite durchaus möglich ist. Als Gott ist er reine Energie, als Jesus ein Teil der reinen Energie und als Heiliger Geist die Verbinden zwischen Gott und Jesus, wodurch ein Wesen als Zweiheit dargestellt wird. Aber all das sind bloß Vermutungen, die zu nichts führen.
Sind die Götter über uns (Europa) weiter gezogen, haben sie sich über andere Regionen begeben? Ich glaube eher, wir haben sie in Stich gelassen und darben einfach nur mehr so dahin. Wir sind seelenlos geworden.
Kim kämpfte nicht gegen die Wesen der Anderen Seite, sondern für sie, um uns Menschen endlich wieder zu beseelen, um uns das Wunder um uns herum sehen zu lassen, den Glauben an etwas, das größer ist als wir, uns wieder zu geben, den wir vor langer, langer Zeit verloren haben.
Zoe nickt Kim zu. Sie weiß, dass wir wieder all die Mythen brauchen, die wir einst hatten. Aber so einfach ist das nicht mehr, da uns die Wissenschaft sehr viel genommen hat. Dennoch ist es durchaus möglich, MIT der Wissenschaft den Mythos wieder auferstehen zu lassen. Elbin Lotte fordert schon lange eine Jenseitsforschung. Das Jenseits, jener Bereich, in dem sich alles wieder selbst findet. Es ist nicht nur der Bereich, in den wir einst wieder hinein wandern, sondern auch der Bereich der Ideen, der Märchen, Mythen, wie auch Religionen. Es ist ein ewiger Bereich, ein unendlicher Bereich und doch herrscht keine Stagnation vor. In diesem Bereich bedingen beide Energien einander, sind eins in absoluter Harmonie. Ein Zustand, den wir Menschen uns nicht mal annähernd vorstellen können.
Ein anregender Gedankengang wäre, ob wir Menschen etwas aus der Phantasie heraus erfinden können, oder ob sich der Spruch – wir erfinden nicht, sondern entdecken – eher bewahrheitet. Wenn ich an die Gleichzeitigkeit denke, dass alles bereits da ist, müsste ich sagen, dass wir nur entdecken, auch das, was wir Phantasie nennen. Schneewittchen soll es geben? Das Mädchen, mit dem ebenholzschwarzem Haar, die Haut weiß wie Schnee und den sieben Zwergen Realität? Ja! Und noch mal ja, auch auf die Gefahr hin als völlig verrückt hingestellt zu werden. Aber eben eine andere Realität als das, was für uns Menschen Realität genannt wird. Es ist die Realität des Geistes, jene Dimension, die jene der Materie um einiges übersteigen würde, wäre sie auch aus Materie. Als Ganzheit des Selbst könnte ich diese wunderbare Dimension wahrscheinlich wahrnehmen, aber ich bin von ihr nur ein winziges Teilchen, das kaum über den Tellerrand hinaus blicken kann, wie man so schön sagt.

Alle Gedanken sind wahr. Diesen Satz sagte mir auch Kim einmal. Es ist das Reich, das bereits Plato kannte und es das Reich der Ideen nannte.
Moment! Da ich Kim eben wieder erwähnte, sagte ich viel weiter oben, dass ich nicht genau sagen kann, wer er wirklich ist. Für mich ist er vieles – manchmal (wie bereits erwähnt) die Ganzheit meines Selbst, oder viel mehr die Verbindung ZUR Ganzheit meines Selbst, dann wieder der Wächter übers Universum, wie in meinen Büchern. Er ist einfach der Zugang zu meiner geistigen Welt und diesmal ist er es auch für Zoe, die er behutsam ins Reich der Toten führte.
Das Reich der Toten – das klingt so endgültig. Ist es nicht, da es nur eine Art Zwischenreich ist, ein Sammeln der Energie, ein Ausruhen, bevor es weitergeht. Kim macht das besonders sanft. Nach dem Ausruhen zeigte er Zoe die wundervollen Dimensionen der unendlichen, ewigen geistigen Welt.
Der nächste Schritt führt in die Ganzheit des Selbst, nachdem die Vorbereitung der multidimensionalen Wahrnehmung stattgefunden hat. Wie ich ja mehrmals sagte, nahm Zoe bereits ihr ganzes Leben in einem einzigen Moment wahr. Unvorstellbar und unnachvollziehbar für uns eindimensional wahrnehmende Wesen.
Es gäbe dann noch einen Schritt, der zur absoluten Vollkommenheit. Ob Zoe schon bereit dafür ist? Es wäre der Schritt in die Quelle der Kraft – in die Einheit, in der es keine Trennung mehr gibt und in der alles möglich ist. Aber – wovon rede ich da? Wir sind bereits dort! Nur - warum nehmen wir es nicht wahr? Wir sind zu klein, Herz. Auch ein Satz von Kim, den er, als er noch in einer der Erddimensionen existierte, aussprach.
Wieder winkt mir Zoe zu. Stimmt nicht, sie winkt Kim zu, der sie eben aus seiner Hand entlässt. Etwas Strahlendes nimmt das einstige kleine, blonde Mädchen auf – wie tausend weiche Hände strecken sich die Strahlen ihm entgegen, betten es in warmes Licht. Zoe lacht so glücklich wie noch nie. Noch einmal höre ich sie hell und klar, dann verstummt sie. Nein, sie lacht weiter, denn als Ganzheit des Selbst herrscht nur Glückseligkeit vor. Sie verstummt, weil ich sie nicht mehr hören kann.

2. Teil

Jenseitsforschung

Wie kann ich etwas erforschen, das sich jenseits von mir befindet? So jenseits, dass ich es nicht einmal erahnen könnte. Ich kann darüber philosophieren oder phantasieren. Aber wie sagte ich im ersten Teil? Man kann nichts erfinden – nur finden, also entdecken. Aber kann ich das, auch wenn ich es nicht mit meinen körperlichen Sinnen erfassen kann? Materialisten würden „nein“ sagen. Idealisten „ja“, denn es ist das geistige Entdecken! Selbst wenn es sich nur um Phantasie handelt – mir macht es einfach Spaß und darum geht es doch.
Also! Was stelle ich mir unter dem Jenseits vor? Es ist die geistige Welt, farb- und formlos. Buddhisten nennen sie auch die geschmacklose Welt. Keine Wahrnehmung, weil es nichts zum wahrnehmen gibt. Einfach, nicht wahr?
Aber was gibt es noch außer Wahrnehmung? Mir kam heute Morgen folgender Gedanke: Wenn ich mich mit meiner Ganzheit verbinde (was nicht unbedingt „totsein“ bedeutet), wie nehme ich dann wahr? Ganzheiten des Selbst sind Geist, Seele, Energie (aber keine vergleichbare wie auf der Erde oder im restlichen Universum) und nehmen gleichzeitig all das, was sie SIND, wahr. Es dürfte dann so sein, als wäre das, was einst ich war, vergleichsweise meine gesamte Heimatstadt, samt allen Lebewesen. Ich bin all das. Und als nächstes würde hinzukommen, dass es keine Gedanken mehr gibt. Geister haben keinen Empfänger. Wir Menschen haben einen – das Gehirn, das auf eine bestimmte Frequenz eingestellt ist und aus dem Jenseits jede Menge empfängt. Aber Moment! Ganzheiten des Selbst sind noch nicht die allerhöchste Stufe, denn sie haben ja doch so etwas wie einen Empfänger, nämlich die Verbindung zur Quelle der Kraft.
Aber im Moment versetze ich mich erst in das Gefühl, meine gesamte Heimatstadt mit allem drum und dran zu sein. Was da alles vor sich geht! Unvorstellbar, oder? All die Momente, die stattfinden – dieses Multiversum aller Lebewesen.
Zur Jenseitsforschung gehören auch die Erddimensionen, nicht nur das, was wir Totenreich nennen. Ich glaube, dass es mehrere Erddimensionen gibt, denn wenn ich daran glaube, dass jeder Gedanke wahr ist, dass wir sozusagen nichts erfinden, so finden jene Gedanken, die sich hier nicht ereignen, in anderen Dimensionen statt. Wenn ich also denke, dass ich eben aufstehe und mir ein Glas Wasser hole und es doch nicht mache, dann mache ich das in einer anderen Erddimension.
Noch etwas zu den Erddimensionen und zwar die Frage, WO sie sind. Hier! Genau hier! Es ist ein und dieselbe Erde, aber die Dimensionen sind eine Sekunde, oder einen winzigsten Teil einer Sekunde entfernt. Es können auch Minuten, Stunden, Monate oder Jahre, ja, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte sein. Und ebenso vor, wie auch nach diesen Zeiteinheiten. Es scheint, als würde Zeit (bei mir) etwas mit Entfernung zu tun haben…

Nun aber zur Jenseitsforschung! Womit beginnen? Klar, am so genannten Anfang! Kann sich irgendjemand an den Anfang, an die eigene Geburt erinnern? Ich, ehrlich gesagt, nicht. Man weiß es also nur von Erzählungen anderer, meistens von den Eltern.
Aus dem Jenseits (aus dem Nirgendwo) gestürzt, entflammt in der menschlichen Wahrnehmungsblase das, was wir Leben nennen. Samenkern und Ei berühren, vereinigen, sich. Das passiert übrigens auch in allen anderen Wahrnehmungsblasen so. Sobald sich etwas zu dem, was wir Leben nennen, entwickelt, liegt es an diesen „Es“, das aus dem Jenseits kommt. Ich bin mir noch immer unschlüssig, wie ich „Es“ nennen soll, denn jede Benennung straft dem Lügen, was „Es“ ist. Es ist einfach etwas, das Leben gibt (IST), das dem Leben Form und Farbe gibt, wenn man so will. Wäre „Es“ nicht, würde es hier nichts geben.
Nun aber die nächste Frage: Warum sind wir hier? Viele Philosophen haben sich über diese Frage schon den klugen Kopf zerbrochen und einige sind sogar daran zerbrochen. Jetzt, mit beinahe 60 Jahren, kann ich mir diese Frage noch immer nicht beantworten. Ich kann mir vorstellen, dass es an den Ganzheiten des Selbst liegt, am so genannten Höheren Selbst, das uns wie Marionetten an Schnüren zieht. Der Sinn des Ganzen wird erst am Schluss beantwortet, also liegt die Frage – warum wir hier sind – erst einmal flach.
Marionetten? Irgendwie glaube ich daran. Sehr sogar und nicht nur irgendwie. Kim flüsterte mir stets zu, dass ich nichts und niemanden verurteilen soll, - keinen Mörder, keine Krankheit, keinen Unfall, denn der Tod kommt stets zur rechten Zeit am rechten Ort. Und da sind wir beim Mörder, denn er ist es, den Menschen aufs Schärfste verurteilen.
Es gibt Schicksale, die keiner erleben möchte. Ich denke eben an den Song von Blind Guardian mit dem Titel „Mordred’s Song“. Mordred, der Gegenspieler von König Artus – eigentlich sein Sohn, der am Ende den eigenen Vater tötet. Es hat nicht um dieses Schicksal gebeten – so ähnlich heißt es in dem Song. Eine Figur in einem alten Spiel, ähnlich dem gefallenen Engel Luzifer, der wahrscheinlich auch nicht um dieses Schicksal gebeten hat. Aber bei Luzifer reden wir eher von einem Wesen der Anderen Seite. Und bei Mordred? Egal! So ein Schicksal kann jeden von uns treffen. Werden manche Mörder gefragt, warum sie gemordet haben – wissen sie es gar nicht. Es kam einfach über sie. Klar, es gibt auch welche, die vorsätzlich morden. Aber warum? Aus welchen Situationen heraus? Warum kamen sie in diese Situationen? Warum sind sie so, wie sie sind, so aggressiv, so sehr gewaltbereit?
Auch der Spruch – beurteile einen Menschen erst, wenn du 100 Meilen in seinen Mokassins gegangen bist – den einst Indianer gesagt haben sollen, trifft hier zu. Wir be- und verurteilen viel zu schnell, weil wir alles persönlich nehmen. Na, klar! Wir sind nun mal Personen und deshalb nehmen wir alles persönlich. Oder will irgendjemand, dass gewalttätige Mörder frei herum laufen? Wohl kaum. Das ist die andere Seite, die ja auch verständlich ist, denn wir wollen nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Familie, unsere Kinder be- und geschützt wissen.
Dennoch, ich glaube ganz fest daran, dass unser Schicksal, unser Leben, bereits bei der Geburt festliegt, denn das, was Leben gibt, weiß. Es weiß, im Gegensatz zu uns, die wir ja bloß alles glauben.

Was war zuerst – das Ei oder das Huhn? Blöde Frage! Aber kann aus dem Nichts etwas entstehen? Es muss so sein, deshalb ist es auch so verwirrend für Wissenschaftler und andere Materialisten, Realisten. Das Jenseits, das Reich der Wesen der Anderen Seite, das Reich der Gedanken, Ideen oder wie auch immer, ist so etwas wie ein Nichts. Es ist geistig und Geist ist etwas Unfassbares, Unsichtbares, und denn nicht wirklich Unfühlbares. Um mich abermals zu wiederholen – dennoch würde es Millionen-, Milliardenmal (wenn nicht mehr) mehr Raum einnehmen als unser sich ständig ausdehnendes Universum. So aber ist es ein Nichts und absolut unnachweisbar. Deshalb schalten wir das, was die meisten Menschen abwertend „Phantasie“ nennen, ein und finden, was wir finden sollen, denn unser Leben ist bereits gelebt - sozusagen vorprogrammiert. Das nennt man Determinismus. Das Gegenteil wäre Indeterminismus, was besagt, dass es in einem bestimmten Bereich der Realität Ereignisse gibt, die auch anders eintreten können oder könnten. Im Grunde genommen stimmt beides, da beides nicht wirklich nachgewiesen werden kann. Sicher kann ich mich entscheiden zwischen all dem, was da ist. Aber wer sagt mir, dass das nicht bereits genauso vorbestimmt war? Bei den kleinsten Teilchen der Materie kann man nie sagen, wie sie sich verhalten werden. Ich denke, das trifft sehr oft auch auf die größeren, auf uns zu. Wie gesagt, für mich besteht kein Unterschied zwischen beiden Thesen. Und man bedenke die Erddimensionen, in denen (es könnte doch so sein!) das, was ich mir hier vornehme, aber nicht tue, geschieht. Wo taucht das Teilchen wieder auf? Es kann nicht vorausgesagt werden, wo und wann. Genauso wäre es mit den Erddimensionen: Wo, in welcher der vielen Erddimensionen, passiert dies oder jenes?

Wo ich gerade bei Materie bin: Als Kim mir einiges zuflüsterte, wollte ich nicht wahrhaben, dass Materie wirklich existiert, denn die Energieteilchen (Seelenteilchen, oder wie auch immer, da ich noch immer keine Benennung gefunden habe) nehmen sich ja nur als das, was die Blasen vorschreiben, wahr. Also nimmt sich so ein Teilchen IN der Blase nur als Mensch, oder Hund, oder Katze, oder was auch immer für ein Lebewesen, wahr. Das heißt, der Körper (Materie) existiert gar nicht, sondern ist bloß eine Wahrnehmung.
Entweder war ich so bockig, dass ich nicht begreifen konnte, dass die Entstehung von Materie an diesen winzigen Teilchen, samt Blasen, liegt oder Kim ist ein Lügner. Hier ist beides falsch, da ich stets meine Phantasie spielen lasse und Kim nichts anderes als Phantasie ist, denn sicher ist nicht alles im geistigen Reich existent – es kommt schon darauf an. Aber worauf? Und ja, ich weiß schon, dass ich Kim in dieser Schreiberei bereits andere Titel, wie Höheres Selbst oder Wächter gegeben habe. Und jetzt soll er plötzlich NUR Phantasie sein? Ehrlich, ich weiß es nicht! Er blieb von meinen unsichtbaren Spielkameraden, die ich als Kleinkind hatte, übrig und mir bis heute erhalten.
Worauf ich hinaus will, ist, dass ich die Theorie, die ich einst hatte, verwerfe. Wir nehmen uns nicht nur als Menschen wahr. Wir haben auch die Gestalt eines Menschen angenommen. Nur – bitte, wir SIND keine Menschen. Wir sind noch immer dieses winzige Tröpfchen, das sich leider nicht nachweisen lässt, aus dem erst Materie, unter anderem die Materie Mensch, entstanden ist. Ein Meisterwerk – fürwahr! Die gesamte Natur ist ein Meisterwerk – geschaffen von winzigen unsichtbaren, unnachweisbaren Teilchen, die jedoch nichts mit den Teilchen unserer Physiker zu tun haben.
Meine einstige Theorie hatte einen Haken, denn warum verschwindet der tote Körper nicht einfach, wenn sich die Teilchen doch nur als Menschen wahrgenommen haben? Ich verglich es mit dem Astronauten, den man noch lange sieht, obwohl er bereits im schwarzen Loch verschwunden ist. Deshalb ist der tote Leib auch noch immer sichtbar, obwohl sich das Teilchen schon wieder in seiner Ganzheit befindet. Das war Schwachsinn, auch wenn es noch immer irgendwie zutrifft, wenn ich sage, dass ich mich nur als Mensch wahrnehmen, aber keiner bin, denn in Wirklichkeit bin ich ein Nichts, das aus dem Nichts gekommen ist, da das geistige Reich nun mal nichts ist.

Warum sind wir hier? In einem Buch las ich gerade, dass kein Tier einem anderen gegenüber so grausam sein kann wie der Mensch zu seinen Mitmenschen. Dem kann ich nur zustimmen, wenn ich an die täglichen Nachrichten denke. Aber, sagen wahrscheinlich einige, es gibt doch auch gute Menschen. Gibt es sie wirklich? Oder ist es nicht eher so, dass das Böse, genauso wie das Gute, in jedem Menschen steckt. Ich verurteile damit nichts und niemanden, denn wie ich auch schon sagte, liegt es vielleicht gar nicht am Menschen selbst, sondern an der „Lebensrolle“, welche die Ganzheit für ihn bestimmte. Auch glaube ich, dass „in“ allen Menschen ein und dasselbe Potential enthalten ist, nur leben nicht alle dasselbe oder gar alles aus, obwohl es vereinzelt Multitalente gibt.

Sartre meinte, Menschen seien Teufel. Also ist die Hölle hier auf der Erde. Es könnte auch der Himmel hier sein und eine bestimmte Religionsgemeinschaft scheint sogar daran zu glauben, dass aus der Erde einst der Himmel hervorgeht und alles für Ewigkeiten in der Glückseligkeit schwelgen wird. Ja, warum nicht? Dennoch würde ich glauben, dass dies auf die Dauer langweilig wird. Da wäre mir eine Art Weiterentwicklung im rein geistigen Reich lieber.
Nun, nehmen wir einmal an, dass Menschen wirklich Teufel sind und vollkommen bewusst böse sind, ohne von irgendwelchen höheren Wesenheiten oder einem höheren Bewusstsein beeinflusst zu werden. Und nehmen wir an, dass es außerhalb dieses Universums so etwas wie ein ewiges Paradies gibt. Wenn nun irgendetwas Unrechtes in diesem ewigen Paradies passiert, gibt es dafür Strafen. Manchmal stelle ich mir vor, dass wir zur Strafe dieses Leben leben müssen. Ja, ja, ich weiß schon, vielen gefällt es hier und viele möchten für immer hier bleiben. Ehrlich? Okay, ich finde die Erde auch wunderschön – die Natur mit ihren unzähligen Bäumen und Pflanzen, die herrlichen Landschaften und die enorme Vielfalt der Tiere. Das alles ist einfach herrlich, wäre da nicht der Mensch, der all das systematisch aus reinem Egoismus und aus reiner Profitgier zerstört. Der Mensch bestimmt über alles, - sogar über sich selbst, über den so genannten Schwächeren, er bestimmt darüber, wem dieses oder jenes Stück Land gehört, er bestimmt, welche Pflanzen hier oder dort wachsen und schließlich und endlich bestimmt er über die Lebensweise der meisten Tiere auf eine sehr grausame Art. Der Mensch malträtiert Mutter Erde, samt all ihren Lebewesen auf schändlichste Art und Weise. Da muss mir einfach jeder Recht geben! Und in solchen Momenten denke ich: Herr, lass mächtige Felsbrocken regnen und lösche die gesamte Menschheit aus, ohne einen einzigen Menschen übrig zu lassen, denn du siehst, selbst Noah und seine Nachkommen haben’s nicht gebracht.

Es könnte aber auch sein, dass die Menschheit nur als Test da ist, um zu prüfen, wie viel die Natur und ihre wahren Geschöpfe aushalten.
Nun aber genug der negativen Vermutungen über unser Dasein, denn selbst die positiven würden nicht weiterhelfen, weil wir einfach zu winzig sind, um den Sinn dahinter zu verstehen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als unser Leben so zu leben, dass es für uns auch lebenswert ist, was natürlich nicht für jeden Menschen möglich ist. Aber auch diese Frage können wir nicht lösen, warum denn manche in ein angenehmes Leben geboren sind und andere in ein katastrophales Leben.
Karma? Durchaus möglich und es gibt ja auch einige Berichte von Menschen, die sich an ein vergangenes Leben erinnern und sogar noch an die Menschen, die damals mit ihnen lebten. Ob das Schwindel ist oder nicht, darüber mag ich nicht nachdenken, denn es ist jedem selbst überlassen, ob er sein Leben auf Lügen aufbaut oder nicht. Das würde ja wiederum ein schlechtes Karma mit sich bringen.

Sagt all das aber irgendetwas über das Jenseits aus?
Der Buddhismus, wie auch alle anderen Abzweigungen davon, sagt aus, dass das Jenseits absolute Leere ist. Um das Jenseits zu verstehen, müssen wir unseren Geist leeren, den wir unser Leben lang mit Schwachsinn gefüllt haben.
Carlos Castaneda lässt in seinen Büchern Don Juan ähnliches sagen, indem er meint, man müsse sein Tonal leer fegen und es mit dem Nagual wieder vereinen. Vor und während der Geburt waren wir nämlich nur Nagual. Das Tonal kam hinzu, als wir durch unsere Lehrer (Eltern, Schullehrer) die Welt als dasselbe erkannten wie sie. Das Tonal sollte nur als Beschützer fungieren, wurde aber im Laufe des Lebens zum eifersüchtigen Wächter, der das Nagual gänzlich aussperrte.
Nun, wem diese Geschichte interessiert, kann es in Freund Carlos’ Büchern oder im Internet jederzeit nachlesen.
Worauf ich hinaus möchte, ist etwas Ähnliches. Als ich sagte, dass winzig kleine Tropfen der Ganzheit unseres Selbst unsere Körper, sozusagen die gesamte Welt, das gesamte materielle Universum formen, könnte ich diese winzig kleinen Tropfen als Leere, wie im Buddhismus oder als Nagual, wie beim Nagualismus (so nennte Freund Carlos seine Lehre) benennen.
Das Jenseits ist ja auch Leere, wie ich bereits mehrmals betonte, denn Geist ist raum- und formlos. Er besteht aus keiner Materie, nicht einmal aus feinstofflicher Materie. Geist ist Leere und höchstens eine Art Vorstellung aus unserem (menschlich gewöhnlichen) Geist. Unser Geist ist demnach dieser winzig kleine Tropfen, der sich im Laufe unseres Lebens mit allem möglichen Schwachsinn gefüllt hat. Wir haben den reinen Geist (uns selbst!) sozusagen beschmutzt!
Kein Wunder, wenn es oftmals heißt, dass wir lernen müssen loszulassen. So, wie wir die Zeit erleben, MÜSSEN wir sogar loslassen, sonst bleiben wir unweigerlich stehen und verpassen das Hier und Jetzt. Unser Leben zieht wie Wolken am Himmel an uns vorbei, aber wir wollen die Wolken festhalten, auch wenn sie uns nass machen und wir uns damit gar nicht wirklich wohl fühlen. Und manche glauben, die Weisheit mit dem Löffel gefressen zu haben, obwohl es nur Luft ist, die sich ohnehin bald hinten rum verabschiedet. Nein, ich ziehe nicht mehr über die Menschen her, denn ich kann nicht wissen, ob es ihnen nicht doch bestimmt ist, ihr Leben in solch einer Dummheit zu fristen. Ach, schon wieder habe ich gelästert!
Nun, was ich wirklich sagen will, ist, dass es diese winzig kleinen Tropfen sind, die uns Aufschluss über das Jenseits geben könnten, und zwar jedem einzelnen selbst. Das Jenseits ist meines Erachtens keine Einheitswelt, obwohl alles Eins ist. Es ist eigentlich genau die Vielheit, wie wir sie auf der Erde wahrnehmen können. Aber eben anders – vielleicht doch so, wie ich Zoes Wahrnehmung nach ihrem Sterben beschrieben habe. Oder wie im Märchenland, wie Alice im Wunderland.
Verlieren wir unsere Erinnerung im Jenseits? Ich glaube, das tun wir, aber nach und nach, je „tiefer“ wir in unser wahres Selbst eintauchen. Demnach wäre es leichter, wenn wir bereits im Leben alles loslassen oder wie Freund Carlos uns die Rekapitulation nahe legt. Wen würde es denn wirklich im Jenseits interessieren, welche Meinungen wir über dies oder jenes hatten? Wie bereits gesagt, - wir haben den reinen Geist eh nur beschmutzt.
Übrigens meint Don Juan, dass unser Bewusstsein vom Adler gefressen wird, wenn wir sterben. Der Adler ist kein wirklicher Adler, es wird nur so benannt, weil er dem Sterbenden hoch und dunkel aufragend wie ein Adler mit weiten Schwingen so erscheint. Nur wenn wir zu Lebzeiten unser gesamtes Leben rekapituliert haben, indem wir es dem Adler vermachen (der es bei der Geburt verteilt und schließlich im Tod wieder zurück haben will), lässt er uns an sich vorbei in die Unendlichkeit.
Im Buddhismus ist es irgendwie ähnlich. Solange wir an irgendetwas haften, wodurch ja erst Karma entsteht, solange bleiben wir im Kreislauf des Lebens stecken. Erst wenn wir uns von allem lossagen, steht uns das Tor zum Nirwana offen.

Ich frage mich, ob ganz bestimmte Lehren zur Erleuchtung, bzw. zur Befreiung führen. Wie kann ein Mensch, der im Dschungel aufwächst und in seinem Leben nie etwas über religiöse Lehren hört, geschweige denn liest (da er mit Sicherheit nie lesen gelernt hat), erlöst werden? Oder ein Buschmann? Also, jemand, der in seinem Leben nie etwas Böses tut – sondern, ganz im Gegenteil, mit der Natur im Reinen ist und in einer friedlichen Gemeinschaft lebt.
Anders, aus unserem Blickwinkel, wäre es beim fanatischen Kämpfer, wie man sie heutzutage aus der Religion des Islam kennt. Ja, aus unserem Blickwinkel, denn diese Menschen halten genau das, was sie tun, für absolut richtig. Gerade diejenigen, welche sich im Namen Allahs selbstlos opfern und so viele Opfer, wie nur möglich, mit ins Jenseits nehmen, diese Menschen stellen nicht einmal in Frage, dass sie Befreiung im Paradies erlangen.
Gerade deshalb kann ich nicht glauben, dass ganz bestimmte Praxen ins Nirwana, ins Paradies oder wie auch immer man die glückseligste Dimension des Jenseits nennen mag, führen. Wir selbst sind es, - jeder einzelne von uns ist es, der sich selbst erleuchtet, befreit und erlöst.
Ja, auch Massenmörder, die (unserer Meinung nach) allerschlechtesten Menschen, können dies schaffen. Warum auch nicht? Im Jenseits gibt es nichts, was uns ver- oder beurteilt, außer uns selbst oder unser Gewissen. Davon bin ich voll und ganz überzeugt. Und ich werde so lange daran arbeiten, bis ich dies erkenne und mein Geist frei von all den Selbstvorwürfen ist.
Irgendwann, irgendwo dankte einst ein Mann einem ehemaligen Mitschüler, weil dieser ziemlich ekelhaft zu ihm war. Er dankte ihm, weil er sonst nie zu so enormer Stärke herangewachsen wäre. Ja, auch das so genannte Böse kann gut sein. Es kommt eben nur auf die Sichtweise an. Und alles, was wir tun, hat nun mal eine bestimme Wirkung. Selbst diese Wirkung kann wie auch immer an- und aufgenommen werden – entweder lerne ich etwas daraus oder ich vergehe vor Selbstmitleid. Das Lernen hört nie auf – auch nicht im Jenseits, also ist es gar nicht so verschieden vom Diesseits, bis auf die Tatsache, dass wir im Jenseits körperlos sind. Das Leben hört nie auf – auch nicht im Jenseits.

Wie kann ich so bestimmt über das Jenseits berichten? Wer kann wirklich über das Jenseits berichten? Wer kann sagen, welche Lehre die wahre Lehre ist? Wer kann sagen, wie man sein Leben richtig lebt? Die Antwort ist immer dieselbe: ICH! Es gibt sogar die Frage: Wer oder was ist Gott? Auch hier ist die Antwort: ICH!
Das mag sich vermessen anhören, aber irgendwie sind wir selbst so etwas wie Schöpfer. Ich will nicht sagen, dass wir uns dieses Leben selbst ausgesucht haben, denn wir sind ja nur ein winziges Tröpfchen eines großen Seins, das ich die Ganzheit des Selbst nenne. Und die Ganzheit des Selbst, von denen es unzählige gibt, ist wiederum nur ein winziges Tröpfchen eines großen Seins, das ich die Quelle der Kraft nenne.
Die Ganzheit meines Selbst hat sich dieses mein Leben ausgesucht. Ich bin ihre Marionette, ohne, dass ich ständig wahrnehme. Manchmal nehme ich es wahr und ergebe mich mehr und mehr meinem Schicksal, indem ich es annehme und das Beste daraus mache, da dies um einiges produktiver ist als zu klagen und zu jammern und im Selbstmitleid ertrinken. Ja, ich kann mich entscheiden, aber wie auch schon gesagt, ist genau diese Entscheidung bereits vorgesehen.
Wir haben keine Beweise, ob es so ist oder ob es nicht so ist. Jeder mag das für sich selbst ausmachen, denn jeder lebt sein eigenes Leben und wird auch im Jenseits in seinem eigenen Sein weiterleben. Nein, nein, das Leben ist nicht die Kehrseite des Todes! Das Leben ist für immer, ohne Anfang und ohne Ende. Die Kehrseite des Todes ist die Geburt. Das habe ich nicht selbst ersonnen, sondern irgendwo gelesen und für absolut gut befunden.
Moment! Was war das jetzt? Jeder lebt für sich im Jenseits in seinem eigenen Sein weiter? Ja, ja und nochmals ja! Das Jenseits, dieses unendliche und ewige Reich, ein Ausmaß ohne Maße, eine Ewigkeit ohne Zeit – das keinen Ort, keine Momente braucht, weil es reiner Geist ist, der sich von uns ach so wissenschaftlichen Menschen nicht messen lässt, obwohl wir glauben, alles, was da ist, erforschen zu können. Nicht, weil das so ist, können wir es uns leisten, uns im Jenseits jeder für sich sein eigenes Königreich zu errichten, sondern wir gerade dort (auch wenn es kein „dort“, da ja raumlos, gibt) individuell und kreativ sein können. Kreativität ist göttlich! Und genau das haben wir hier verlernt, weil wir alles viel zu ernst nehmen. Wir haben vergessen, dass wir die meiste Zeit unseres Seins (die wir im Jenseits und nicht in der materiellen Welt verbringen) geniale Künstler sind. Atlantis, von Plato kreiert, Avalon, ein Mythos der sogar eine Erinnerung in mir weckt, Himmel und Hölle, alle Märchen, wie etwa das Reich Phantasien von Michael Ende (es gibt ja doch auch schöne neuere Märchen!) – all dies sind Zeichen aus dem Jenseits.
Woran erinnere ich mich? Nicht nur an Avalon, sondern auch an Kim und die Leuchtende Welt. Mag sein, aber durch Kim, durch die Gespräche (ich nennen sie Selbstgespräche, weil sie genau das sind) mit ihm habe ich sehr viel über „mein Jenseits“ erfahren.

Um auf den Punkt zu kommen, - das Ich, das ich meine, ist genau da Gegenteil von dem Ich, mit dem wir uns hier in der materiellen Welt identifizieren.
Dazu fällt mir ein – „man“ solle das Ich reduzieren, denn das Ich sei nichts als Illusion. Und „man“ solle auf den inneren, spirituellen Führer hören. Da frage ich mich, wer ist „man“? Wenn „man“ nicht das Ich selbst und auch nicht der innere, spirituelle Führer ist, wer oder was bin ich dann in Wirklichkeit? Genau das, würde ich sagen – dieses subtile Dritte, das in der materiellen Welt das Nichts darstellt.
Wenn ich mir also auf die Fragen: Wer kann wirklich über das Jenseits berichten? Wer kann sagen, welche Lehre die wahre Lehre ist? Wer kann sagen, wie man sein Leben richtig lebt? Wer oder was ist Gott? - zur Antwort gebe: Ich! Denn es ist etwas ganz anderes mit „Ich“ gemeint, als das, was die Bedeutung in der materiellen Welt darstellt.
Dieses „Ich“ ist, wie es Buddhisten ausdrücken, reiner, leerer Geist, ein winziges Teilchen, ein minimaler Tropfen der Ganzheit unseres Selbst.
Alles andere ist Maya – alles nur Illusion! Wirklich? Jein! Geist schafft Materie, das ist meine Ansicht der Welt – und diese Materie ist so was von fest, dass ich mir den Ellenbogen daran blutig stoßen kann. Maya oder Illusion ist die Welt für mich deshalb, weil sich alles verändert. Nichts bleibt wie es ist. Sobald wir meinen, so ist es, hat es sich bereits verändert und schauen wir nochmals hin, ist es vergangen.
Natürlich wäre dann auch das Jenseits Maya und Illusion – geschaffen vom eigenen Geist, der – wie in so einigen Nahtodberichten nachgelesen werden kann – das Leben vor uns abspult und uns ein helles Licht am Ende des Tunnels vorspielt. Es kann auch der liebe Gott sein, der vor uns leuchtet, oder einer der vielen Buddhas, oder wer und was auch immer, es ist im Grunde genommen immer nur der eigene Geist und das ist schön so. Vor allem, wenn wir das wissen! Wissen wir es nicht, kann das Jenseits durchaus zum Albtraum werden.
Es gibt da einen Film, wo Wissenschaftler von Außerirdischen ein Geschenk gemacht wurde, nämlich, dass sich das, was sie denken, Wirklichkeit wird. Der Film wurde schließlich zum Horrorfilm.
Im Grunde genommen wäre es gar nicht schlecht, unseren Geist, eigentlich – unsere Gedanken zu schulen. Vor allem wenn ich an mein eigenes Kopfkino denke, das mir Szenen vorspiegelt, die dann ja doch nicht passieren (?) und ich mir total unnötig in die Hose gemacht habe. Das Fragezeichen setze ich deshalb, weil ich bereits schrieb, dass alle Gedanken wahr sind – wenn nicht hier, dann eben in anderen Dimensionen. Also wäre wirklich besser, unsere Gedanken im Zaum zu halten und sie wie Wolken am Himmel einfach ziehen lassen und auf keinen Fall festhalten. Eine schöne Vorstellung wäre auch ein unendlich weites Meer. Je flacher es erscheint, umso ruhiger und leerer ist unser Geist. Tauchen plötzlich Wellen auf – lassen wir es einfach zu, ohne uns darüber aufzuregen oder zu wundern. Sie verschwinden wieder im unendlich weiten Meer, als hätte sie es nie gegeben. Größer werden die Wellen nur, wenn wir uns darüber aufregen. Sie können durchaus zu Tsunamis werden, wenn uns nicht bewusst wird, dass es bloß unsere herumirrenden Gedanken sind, die uns Angst machen.

Wie ist es nun im Jenseits mit den Sünden? Was ich bereits erwähnt habe ist, dass wir uns ständig selbst strafen, und das bereits hier im Diesseits, weil wir noch immer nicht bereit sind, die Verantwortung für unser eigenes Leben zu übernehmen. Das sollten - müssten wir auch lernen. Ja, ich glaube daran, dass wir für das Jenseits lernen, um dort besser zurecht zu kommen, oder um uns endlich wieder an unser wahres Sein zu erinnern.
Wenn ich mir vorstelle, dass ich mir Vorhaltungen mache, dies oder jenes nicht getan zu haben, obwohl ich hätte tun können, oder etwas tat, was ich nicht hätte tun sollen und dies im Jenseits mit mir ausmachen muss – Mann, was da alles passieren würde bei meinem Kopfkino! Also mache ich das hier und jetzt mit mir aus und versetze mich zurück zu diesem Moment und erkenne, dass ich damals nun mal nicht anders handeln konnte. Schicksal! Vorbestimmung eben! Ich musste diesen Moment nun einmal genauso erleben. Den Sinn werde ich vielleicht einmal sehr viel später erkennen oder vielleicht auch nie. Auch egal, denn der eine große Geist weiß ganz sicher Bescheid. „Wir sind zu klein, Herz“, sagte Kim und er sagt es noch immer.

Die Vorbereitung auf den Tod erscheint mir wichtig. Klar, zuallererst geht es mir um mich selbst. Wir sind Menschen und wir sind nun mal genauso, dass das Ich meistens an erste Stelle kommt. Wir können anderen Menschen auch nur dann wirklich helfen, wenn wir mit uns im Reinen sind. Nichts ist schrecklicher, als wenn zwei Menschen zusammen sitzen und sich gegenseitig anweinen. Mag sein, dass beiden ein wenig geholfen ist, aber das Problem kann nur dann gelöst werden, wenn man daran arbeitet und erst mal das Selbstmitleid beiseite schiebt.
Wenn wir uns auf den Tod vorbereiten, indem wir mit uns selbst ins Reine kommen, schlagen wir also zwei Fliegen mit einer Klappe. Es tut uns selbst gut, wenn wir mit uns im Reinen sind und gleichzeitig können wir in aller Ruhe und Fürsorge für andere da sein. Aber wie gesagt, zuerst ja doch ich und dann, wenn ich ohne Scheu und vor allem kraftvoll bin, kann ich wirklich voll und ganz für andere da sein. So weit bin ich noch lange nicht, falls das jemanden interessiert. Also, lieber Tod, warte noch ein Weilchen.
Nun, wenn wir all das berücksichtigen und dann auch erledigen, so glaube ich, erwartet uns ein wunderbares Jenseits, in dem wir mit unserem Geist (der wir ja im Grunde genommen SIND) so lange spielen, bis wir seine Reinheit und Leerheit erkennen und in ein nächstes Leben oder uns mitten in die Quelle der Kraft begeben, wo ewige Glückseligkeit herrscht. Nur, wenn wir uns dazu entschließen, so denke ich, müssen wir einst mindestens einmal eine wirklich Heilige oder ein wirklich Heiliger gewesen sein. Mit „heilig“ meine ich jemanden, der hingebungsvoll gelebt hat und ich denke, die geschätzten Leser wissen, was ich damit meine. Na ja, auch davon bin ich noch viele, viele Leben weit entfernt und ich glaube, so viele Menschen haben es bis dorthin (obwohl es kein Dort im Jenseits gibt!) noch nicht geschafft.

Wer oder was ist die Quelle der Kraft? Die Ganzheiten unseres Selbst haben eine Verbindung zu ihr. Quatsch! Wenn ich an die Quelle der Kraft denke, gibt es nur Gleichzeitigkeit, Multidimensionalität und vor allem ewige Glückseligkeit (was immer man sich auch darunter vorstellt, es geht weit über jegliche Vorstellungen hinaus). Die Quelle der Kraft hat keinen Anfang und kein Ende – sie war immer, ist immer und wird immer sein. Sie ist sozusagen, neben der Ganzheit meines Selbst, mein ganz spezielles göttliches Wesen, aus dem alles hervorgeht und all das gleichzeitig in sich trägt. Es gibt kein Außerhalb der Quelle der Kraft – im Grunde genommen auch kein Innerhalb.
Weitere Gedanken meinerseits wären, wenn ich mit jemandem Streit habe, wenn ich jemanden nicht mag, habe ich im Grunde genommen mit mir Streit, mag ich mich nicht. Okay, wir sind verbohrte Menschen, haben das, was ich den reinen Geist nenne (das Teilchen, das Tröpfchen aus der Ganzheit des Selbst), beschmutzt und nur aus dieser Beschmutzung heraus be- und verurteilen wir. Der reine Geist unterscheidet nicht, da er sich stets selbst erkennt. Dies ist wohl am schwierigsten zu lernen, aber auch hier gibt es Hilfen, in dem wir im Gegenüber uns selbst oder, wem das zu schwierig ist, jemanden sehen, den/die wir lieben. Es ist einerlei, denn alles, was wir wahrnehmen, ist nichts anderes als der reine Geist.
Jetzt mag man mich für wahnsinnig halten, - egal, wie erwähnt, schreibe ich für mich und weiß auch, dass dies MEINE WELT ist und ich hoffe sogar, dass sich jeder/jede selbst in seine EIGENE WELT hineinfinden mag.

3. Teil

Meine drei speziellen Lernaufgaben

Bevor ich mir diese speziellen Lernaufgaben schriftlich vornehme, ein paar Gedanken vorweg.
Mein Glaube an all das, was ich hier von mir gebe, wankt manchmal, was ganz natürlich ist, da all das, was ich hier von mir gebe, „in mir“ passiert und ich nie und nimmer Beweise abliefern könnte (ehrlich gesagt, auch nicht möchte). Meine liebe Elbin Lotte dürfte es da leichter haben, da jene, die unsere materielle Welt verlassen haben, mit ihr sprechen. Vielleicht ist es bei Elbin Lotte ähnlich, wie bei Zoes Mutter, die ihr kleines blondes Mädchen im Garten sah und ich mich fragte, ob dies nur an Zoe liegt, die all die Momente ihres Lebens in einem einzigen Augenblick erlebt und sie deshalb auch im Garten erscheint. Nun ja, Beweise hätte Elbin Lotte auch nicht, denn von vielen, die ihre herzensgütigen Bücher nicht zu schätzen wissen, wird sie „Spinnerin“ genannt.
Der Glaube, diesmal allgemein gesehen, könnte auch etwas mit unserem Bewusstsein zu tun haben, vor allem mit dem kollektiven Bewusstsein. Logisch gesehen entstand Bewusstsein erst mit uns Menschen, da angeblich nur Menschen denken und sie sich diese Gedanken schriftlich notieren, wodurch wir auch uralte Überlieferungen kennen. Sozusagen wird das kollektive Bewusstsein ständig von uns Menschen (und vielleicht auch ähnlich entwickelten Lebewesen im Universum?) erweitert oder viel mehr erneuert, da der alte Glaube, hinter allem und jedem einen Geist oder Gott zu sehen, großteils verworfen wurde. Von dieser Warte aus gesehen hieße das, dass der Mensch Geist und Bewusstsein schafft und das Universum sich durch Zufall und Notwendigkeit (laut Demokrit) so entwickelt hat.
Wenn ich jedoch die Gleichzeitigkeit mit einbeziehe, sieht es ganz anders aus. Gleichzeitigkeit bedeutet (grob gesehen), dass alles war, ist und sein wird. Demnach sind wir und unsere Zeit nur ein winziger Teil der Gleichzeitigkeit. Es ist sozusagen doch eine Art Entwicklung, die jedoch bereits passiert ist. Wir erleben alles Moment für Moment IN der Zeit, während Ganzheiten, wie auch die Quelle der Kraft (in ihr IST ja alles, was ist) alles (was je war, ist und je sein wird) in einem einzigen Augenblick (wie Zoe ihr kurzes Leben) IN sich haben. Natürlich ist das, wie weiter oben bereits erwähnt, nicht alles, was IN den Ganzheiten und vor allem IN der Quelle der Kraft steckt, da dies nichts anderes als Stagnation wäre. Da es jedoch zwei konträre Energien (man bedenke wiederum, dass ich dafür kein anderes Wort habe, obwohl es keineswegs mit irgendwelchen Energien, wie wir Menschen kennen, zu tun hat) gibt – eine für Veränderung und eine für Erhaltung – und beide einander bedingen, gibt es weder nur Stagnation, noch nur Werden und Vergehen.
Die Frage nach dem Leben nach dem Tod beschäftigte mich schon immer. Ich glaube, dass Energie (Gedanken, Geist und Bewusstsein sind ja auf eine gewisse Weise Energie) nicht vergeht, sondern sich bloß verändert. Und das Leben nach dem Tod betrifft, meinem Glauben nach, ganz sicher nicht nur den Menschen, da ich ohnehin die meisten Tiere für geistreicher halte als uns Menschen.
Manchmal zweifle ich aber und denke mir, dass alles einmal endet und zwar für immer, weil Platz für Neues gemacht werden muss. Und das Neue hat mit dem Alten absolut nichts zu tun. Jeder und jede von uns hatte seine Zeit und das muss genügen.
Meist melden sich meine Zweifel, wenn ich irgendwo etwas Esoterisches gelesen habe. Die meisten esoterischen Lehren lösen bei mir ein sehr seltsames Gefühl aus – irgendwie zwischen lächerlich und anmaßend. Lächerlich, weil ich an vieles, was neuzeitlich geschrieben wurde, ganz und gar nicht glauben kann und anmaßend, weil vieles vor Egozentrik und Egoismus nur so trieft. Nur mal ein Beispiel, was Astrologie betrifft: Meint denn der Mensch, er sei so wichtig, dass sein winziges Leben in den Sternen steht?
Okay, ich sage ebenso, dass die Antwort auf spirituelle Fragen immer nur „Ich“ ist, selbst wenn die Frage „Wer oder was ist Gott?“ lautet. Aber ich definiere „Ich“ auf eine etwas andere Art, weil ich glaube, dass meine Persönlichkeit weniger als einen Furz wert ist. Da halte ich es absolut mit Freund Carlos, obwohl auch er gewissermaßen zu den von mir so genannten neuzeitlichen Esoterikern gehört, falls seine Geschichten bloß am Schreibtisch erlebt wurden. Aber egal, im geistigen Reich existieren sie, falls (jetzt schleicht sich schon wieder meine Zweifel ein) das geistige Reich existiert.
Auch sagte ich, dass jeder für sich selbst sein „In-sich“ entdecken sollte. Also würden alle esoterische Lehren ohnehin nur für eine ganz spezielle Person gelten, nämlich jene, die es „aus-sich“ erkannt hat. Warum wollen dann alle ihre eigenen Lehren anpreisen und eine Schar Jünger und Jüngerinnen um sich sammeln? Kim sagte mir einst in einem unserer unzähligen Gesprächen: „Ein bereits gegangener Weg hat kein Herz!“
Nun aber zu den drei speziellen Lernaufgaben, wo ich sicher noch viele, viele Nebengedanken dieser Art wie eben einfließen lassen werde.

1.) Das Schicksal annehmen

Tut mir irgendetwas leid, was ich in der Vergangenheit getan oder nicht getan habe? Genau überlegt und aufs innigste in mich gegangen, gäbe es sicher einiges, was ich besser nicht getan hätte oder durchaus in der Lage gewesen wäre, zu tun, aber nicht getan habe. Nur – es ist total sinnlos, sich über so etwas den Kopf, bzw. das Herz zu zerbrechen. Was vorbei ist, ist vorbei. Für uns Menschen gibt es nur den einen, einzigen Moment und ist er geschehen, kommt er nie wieder.
„Ein Krieger mag grübeln und nachdenken, bevor er eine Entscheidung trifft, aber sobald er sie getroffen hat, geht er seinen Weg, frei von Grübeleien oder Gedanken; es erwarten ihn stets noch tausend andere Entscheidungen“, sagt Don Juan zu Freund Carlos.
Wenn ich nun weiter aufs innigste in mich gehe, stelle ich ohnehin fest, dass ich einst gar nicht anders handeln konnte – und das, was ich nicht getan habe, aber dennoch hätte tun können, nicht wirklich hätte tun können. Es passierte genau das, was passieren sollte – also keine Reue, sondern das Schicksal der Vergangenheit annehmen, auch wenn Vorwürfe von anderen Menschen kommen. Ich weiß, was ich mir zutraue und was nicht.
Und wie steht es mit der Gegenwart? Kaum anders!
Ich sehe mir das jetzt einmal mit Hilfe meines eigenen Glaubens und meiner eigenen Vorstellung an. Anders ist es nicht möglich, denn die geistige Welt, das Jenseits oder wie immer ich es nennen mag, ist in Wirklichkeit Leere. Ich meine das im Gegensatz zur materiellen Welt und komme irgendwie auf den Gedanken, dass Leere viel mehr Fülle und Fülle viel mehr Leere bedeutet. Verstanden? Das ist wichtig, weil es ein ganz wichtiger Punkt ist!
Nun zu meiner bildlichen Vorstellung: Die Ganzheit meines Selbst, die besonnen und zufrieden mit der Quelle der Kraft vereint ist (so wie alles stets mit der Quelle der Kraft vereint ist), lässt einen Tropfen in die menschliche Wahrnehmungs- oder Bewusstseinsblase fallen, - einen Tropfen, der (eindimensional und nicht gleichzeitig wahrgenommen!) noch vor kurzem ebenso besonnen und zufrieden mit seiner Ganzheit und der Quelle der Kraft vereint war. Es ist, als würde dieser winzig kleine Tropfen für etwas bestraft werden, was er aber gar nicht getan hat. Es könnte auch sein, dass er sich selbst bestraft und meint, er müsse unbedingt in diese raue, kalte Welt hinab, um etwas ganz Bestimmtes zu erledigen. Unsere Ganzheit besteht aus lauter winzig kleinen Helferlein, die zusammen so etwas wie die Individualität der Ganzheit darstellen. Damit meine ich sicher nicht, dass es Ganzheiten gibt, deren Individualität nur aus Bosheit, Mord und all dem Schlechten, was wir Menschen für schlecht halten, besteht. Für Ganzheiten gibt es kein gut oder böse – sie urteilen nicht, sie SIND einfach und sie SIND genau das, was ihre winzig kleinen Tröpfchen erleben, wahrnehmen und empfinden. In jeder Ganzheit ist all das, was IST, enthalten. Die Ganzheit meines Selbst – da bin ich mir fast sicher – enthält ein Tröpfchen, das einst die Gestalt eines ganz furchtbaren Wesens angenommen hat. Und warum? Um – um es in der eindimensionalen, der Moment-für-Moment – Wahrnehmung auszudrücken – Erfahrung zu sammeln, sich zu entwickeln. Was da alles gleichzeitig passiert, mag ich mir ja gar nicht vorstellen und kann es auch gar nicht. Ich kann es vielleicht zum Teil, indem ich denke, dass alle Tröpfchen (unzählige!) sich, scheinbar getrennt, in allen möglichen Wahrnehmungsblasen befinden. Scheinbar getrennt, da sie ja doch immer EINS in der Ganzheit sind und sich ihre Existenzen in den Blasen sozusagen bedingen. IN der Ganzheit wissen die Tröpfchen genau Bescheid, was sie in ihren Leben in den materiellen Welten tun, weshalb sie sich von dort aus auch selbst lenken. IN den Blasen jedoch sind sie stets verlorene Einzelwesen, die alles vergessen haben. Deshalb könnte man die materiellen Welten (zumindest die menschliche Welt) durchaus die Welt des Vergessens nennen.
Ich denke, mit dieser Erklärung dürfte klar sein, warum uns nichts anderes übrig bleibt, als unser Schicksal zu akzeptieren.
Klagen und Jammern zeugt ohnehin nur von Selbstmitleid, - so meint zumindest Freund Carlos und ich pflichte ihm bei. Dennoch, es ist einerlei, ob wir uns selbst bemitleiden oder nicht, - denn es kommt ohnehin so, wie die Tröpfchen unserer Ganzheit es entscheiden. Und doch (!) sollen wir die Hände nicht in den Schoß legen und sagen: „Es kommt eh, wie es kommen muss, also tu ich gar nichts“ – denn da halte ich es, abschließend der ersten Lernaufgabe, durchaus mit Kims Aussage, die ich bereits erwähnt habe: „Wenn du nur eine Handlung anders gemacht hättest, wäre das Universum nicht das, was es ist.“

2.) Die Gedanken zähmen oder den Geist leeren

„Jeder, der mit einem Kind in Kontakt kommt, ist ein Lehrer, der unaufhörlich die Welt erklärt, bis zu dem Augenblick, wo das Kind die Welt so wahrnimmt, wie sie ihm erklärt wird.“
Spricht zumindest Don Juan, der Lehrer von Freund Carlos. Mir geht es in diesem Fall zwar nicht darum, dass wir die Welt auch anders wahrnehmen könnten, als wir dies im Moment alle miteinander tun, sondern um die Leere, mit der wir geboren werden. Das dürfte zwar auch nicht ganz richtig sein, da weiter entwickelte Föten bereits Sinneswahrnehmungen haben, wie etwa den Herzschlag der Mutter, oder sie spüren Berührungen, hören sogar Musik, usw.
So oft fragte ich mich schon, was anstelle der Gedanken wäre, wenn wir keine Sprache hätten. Nun, wir hätten die Bildsprache, die wir im ersten Moment ja auch haben, denn erst nach dem Bild setzen wir die Sprache hinzu. „Wirkliche Wahrnehmung findet statt, bevor wir den Denkprozess einschalten“, meinte Kim einst in unseren Gesprächen.
Unabhängig davon, dass wir Gedanken brauchen, sie für wichtig halten, weil es ja ein entweder oder gibt und gutes Überlegen für eine wichtige Entscheidung und dies und das, - könnten wir heute überhaupt noch leben ohne zu denken?
Freund Carlos schrieb: „Die Welt ist so-und-so, nur weil wir uns sagen, dass sie so-und-so ist. Wann immer wir aufhören, mit uns zu sprechen, ist die Welt stets so, wie sie sein sollte.“
Viele Meditationsarten helfen uns, die Gedanken ziehen zu lassen, sozusagen den Geist zu leeren.
Ich habe es bis jetzt noch nicht geschafft, außer diese winzig kurzen Momente, die bloß ein Bruchteil einer Sekunde sind, zwischen einem Gedanken der eben endet und der, der eben beginnt. Diese winzig, kurzen Momente sind jedoch zu kurz, um von mir bewusst erkannt zu werden. Dennoch glaube ich, dass genau sie es sind, die uns über das Jenseits etwas Genaueres sagen können.
„Kein Auge, kein Ohr, keine Nase, keine Zunge, keinen Körper, keinen Geist.
Es gibt keine Farbe, kein Geräusch, keinen Geruch, keinen Geschmack, keine Empfindung, keine Gedankeninhalte.
Es gibt keine Bereiche des Sehens, Hörens, Riechens, Schmeckens und Tastens sowie keine Welt des Bewusstseins.“
Der Textausschnitt aus dem wundervollen „Herz-Sutra“ sagt klar und deutlich aus, dass alle unsere Sinne, samt Bewusstsein und vor allem Persönlichkeit, im Jenseits absolut keinen Bestand haben. Warum auch? Wir Menschen sind keineswegs privilegiert. Tiere, Pflanzen und Elemente haben ein und dasselbe Recht.
Was gäbe es noch, außer Meditation und den winzigen Leerraum zwischen zwei Gedanken? Zumindest sich selbst vergessen ist möglich, wenn ich ein interessantes Buch lese oder einen mitreißenden Film sehe. In diesen Momenten bin ich gewissermaßen das, was ich lese oder das, was ich sehe. Ich selbst bin dann nur Wahrnehmung. Der/die Wahrnehmende hat sich aufgelöst.

Was ist Persönlichkeit? Was ist dieses Ich, das so schwer loslassen kann, das sich ständig an irgendetwas klammert und wenn es auch nur Gedanken sind und das sich für so ungemein wichtig hält? Konstruierte Wirklichkeit! Ein Entwurf dessen, wodurch Leben erst möglich ist – jene Energie (Leere), die bildlich gesprochen, in all diesen imaginäre Blasen (die ja auch Energie, bzw. Leere sind) zur Materie wird. Erst hier und NUR hier entwickelt sich die Persönlichkeit, das Ich. Energie selbst kennt kein Ich – kein Du – keine Trennung.
Eine liebe Freundin brachte mich auf die Idee, das, was ich stets Energie nenne und ständig dazu betone, dass dies nichts mit irgendwelchen Energien zu tun hat, wie wir sie kennen, Liebe zu nennen. Jene absolute Leere, das Jenseits, das Reich der Gedanken, der Ideen, die Quelle der Kraft selbst – das wäre Liebe. Jetzt kommt es aber nur darauf an, wie ich Liebe definiere. Menschliche Liebe ist die Harmonie zwischen geben und nehmen. Und Menschen lieben nicht die Person, sondern das, was die Person tut. Dies wäre jedoch nicht das, was ich wirklich meine. Sozusagen müsste ich wieder sagen: Aber nicht die Liebe, wie wir sie kennen. Also bleibe ich, trotz meiner lieben, inspirierenden Freundin, bei „Energie“.

Nun wieder zum eigentlichen Thema: Was kann ich tun, um meine Gedanken zu zähmen. Mir selbst sagen, wenn wieder einmal das Kopfkino einen Horrorfilm spielt, dass dies nur Gedanken sind und ich sie, wie Wolken am Himmel ziehen lasse, oder wie Wellen im Meer versinken lasse.
Nur ein Beispiel: Ich bekomme Panik, wenn ich das Tatü-tatü eines Rettungswagens höre. Warum? Weil sich in meinem Kopf Bilder aller möglichen blutigen Szenarien abspielen, und das, obwohl ich gar nicht weiß, nicht wissen kann, was wirklich passiert ist. Womöglich haben die Rettungsleute nur großen Hunger und wollen freie Bahn zum Supermarkt. Das ist jetzt nur ein Beispiel von vielen, die da in mir passieren.
Auch die Angst in einer großen Menschenmenge unterzutauchen macht mich verrückt, weil da ja so viel passieren könnte. Jemand könnte ausrasten, um sich schlagen, sogar um sich schießen. Aber es passiert nichts – rein gar nichts. Alles nur Vorstellung und noch dazu eine sehr schlechte. Wenn ich mir wenigstens beim Tatü-tatü vorstellen würde, dass jetzt einem Menschen das Leben gerettet wird, der früher, als es noch keine so schnelle Hilfe gab, gestorben wäre, - oder unter der Menschenmenge sich alle die Hände geben und lauthals singen: „Alle Menschen werden Brüder…“ Aber nein, ich denke frei nach Horror. Umdenken? Nein, das bringt nichts, weil ich mit allem, ob sozusagen positiv, wie auch negativ, etwas in den (leeren) Raum setze, was gar nicht ist. Und das, obwohl ich gleichzeitig sage: Alle Gedanken sind wahr – also real! Im Reich der Gedanken sind sie das auch. Gedanken sind Energie (nicht die, von der ich meistens spreche, sondern eine Art „materielle Energie“) und können sich durchaus materialisieren. Es heißt ja auch: Sei vorsichtig mit dem was du dir wünscht, denn es könnte wahr werden.
Da ich jedoch mit dem Thema „Tod“ begonnen habe (Zoe ist tot) – was passiert, wenn wir sterben? Klar, ich weiß es nicht – und ich bin mir fast sicher, dass es niemand weiß, weil noch kein wirklich Toter sozusagen zurückgekommen ist. Dennoch forsche ich im Jenseits und mache mir Gedanken (!) darüber. Im tibetanischen Totenbuch steht, grob gesagt, dass uns nach dem körperlichen Tod Dinge erscheinen, die aus unserem eigenen Geist kommen. Ob nun ein Engel, Jesus, Gott selbst oder die Großmama vor uns steht – es sind bloß Erscheinungen unseres schwer beladenen Geistes.
Dies wäre ein Widerspruch zu dem, dass das Jenseits für jeden von uns sein eigenes Königreich parat hält. Jein! Ich meine, wäre wirklich eine/r von uns bereit, sein verschissenes, kleines Leben im Jenseits weiter zu leben, wenn auch auf etwas andere Art – sozusagen schwerelos, körperlos. Und wenn auch, ich wäre auf jeden Fall enttäuscht, wenn es so wäre. Nicht mal als Geist möchte ich in dieser Welt herumspuken! Nein, ich bin nicht frustriert – vielleicht ein wenig und auch ein wenig enttäuscht von manchen Menschen, vor allem von denen, die das Sagen haben und deshalb der Satz, der die Menschenwelt so wahrhaftig beschreibt, leider noch immer gilt: Geld regiert die Welt.
Lesen wir noch einmal die paar Zeilen aus dem Herz-Sutra:
„Kein Auge, kein Ohr, keine Nase, keine Zunge, keinen Körper, keinen Geist.
Es gibt keine Farbe, kein Geräusch, keinen Geruch, keinen Geschmack, keine Empfindung, keine Gedankeninhalte.
Es gibt keine Bereiche des Sehens, Hörens, Riechens, Schmeckens und Tastens sowie keine Welt des Bewusstseins.“
Wenn wir sterben, sterben zuerst die Sinne ab – einer nach dem anderen und schließlich verlieren wir das Bewusstsein, bevor Herz und Hirn sozusagen den Geist aufgeben. Da ist nichts mehr, was uns ans Menschsein erinnern könnte. Der Tropfen, das Teilchen, das sich aus der Ganzheit unseres Selbst einst gelöst und in der menschlichen Wahrnehmungsblase Gestalt angenommen hat, wandert langsam wieder retour in die Ganzheit des Selbst. Diese Wanderung mag von uns ausgesehen weniger als eine tausendstel Sekunde dauern, aber, wie Kim schon sagte, kommt der Tod stets behutsam und sogar liebevoll und dauert und dauert…
Das tibetanische Totenbuch sagt es so ähnlich und das (ich muss das anmerken!) habe ich gelesen, nachdem Kim mir den Tod erklärte. Damit meine ich nicht, dass Kim wirklich irgendwo existiert und auch nicht, dass ich ein Denkergenie bin (warum, erkläre ich gleich), sondern weil ich aufs kollektive Bewusstsein hinaus will. Es gibt viele Menschen, die ein und dasselbe denken, die über ein und dasselbe nachgrübeln und dann ein und dasselbe Resultat erhalten. Das erklärt unter anderem auch, warum es so viele Gruppenbildungen gibt. Nein, kein Widerspruch, denn trotzdem sind Gedanken nicht haargenau ein und dieselben!
Nun weiter! Das Tröpfchen, Teilchen oder wie die meisten es wohl nennen - die Seele - kehrt zur Mutterseele zurück und hat nichts mehr vom Menschen an sich. Dies gilt übrigens auch für alle anderen Lebewesen, wie auch alle Elemente, so lächerlich sich dies auch anhören mag. Für mich besteht nun mal kein wirklicher Unterschied zwischen allen Lebewesen.
Was also hat die Seele dann noch an sich? Und wozu all diese Leben? Welchen Sinn sollen sie haben? Noch einmal: Warum sollten wir Würmer den Sinn von all dem erkennen können? DAS ist lachhaft, nein – das ist arrogant. Wir sind nicht die Krönung der Schöpfung, auch wenn die meisten Menschen dies glauben mögen. Ich glaube es nicht! Basta!
Aber über die erste Frage möchte ich dennoch ein wenig grübeln, auch wenn sie nie wirklich beantwortet werden kann. Auf jeden Fall hat die Seele nichts Menschliches, Tierisches, Pflanzliches oder eben anderes mehr an sich. Sie ist sozusagen REIN. Und was kommt dem am Nächsten? Leerer Geist, wie man ihn z.B. in der Meditation antrifft. Beschrieben wird leerer Geist oft mit einem Gefühl der Glückseligkeit, wie auch einem Gefühl des Nichtgetrenntseins. Dies dürfte sich aber erst einstellen (falls es dann noch so etwas wie „Gefühle“ gibt!), wenn die Seele wieder mit der Ganzheit vereint ist. Zuvor passiert die beschwerliche Reise, wo sich noch Restposten in ihr befinden, wie etwa die Erscheinungen bestimmter Heiligen oder Verwandten oder was auch immer. Es muss mir gar nicht bewusst werden, dass dies nur Illusionen meines eigenen Geistes sind, wie es im tibetischen Totenbuch erklärt wird. Denn solange ich darauf eingehe, so steht es darin geschrieben, solange werde ich wiedergeboren. Erst wenn ich meinen Geist komplett geleert habe und dies bewusst erkenne, gehe ich ins Nirwana ein. Ich glaube viel mehr, dass mir gar nichts anderes übrig bleibt, als mich (als Seele) zu leeren. Gewissermaßen werde ich geleert, denn die Anziehungskraft zur Ganzheit ist zu groß (wie Kim mir verriet).
Übrigens fiel mir eben noch etwas zum leeren Geist ein: der Tiefschlaf, sozusagen der traumlose Schlaf. Oder gibt es irgendjemanden, der bewusst erkennt, dass er tief schläft?
DAS und genau DAS ist in der Tat das (wahre) Jenseits!
Was aber ist nun das Jenseits, worüber ich die ganze Zeit geschrieben habe – das Reich der Götter, der Märchen und Mythen? Es ist auch ein Jenseits, ein so genanntes Zwischenreich, ein so genanntes Wahrscheinlichkeitsreich, das die Seele nach dem Tod durchläuft und dessen Sinn wir wohl auch nur erraten können. Ich aber möchte zum möglichst tiefsten Grund oder zur möglichst höchsten Spitze vordringen – zur absoluten Leere.
Und nun möge sich jede/r selbst seinen Teil denken und ich gehe weiter zur dritten Lehraufgabe, in der ich womöglich auf genau den Punkt des möglichst tiefsten Grund oder zur möglichst höchsten Spitze stoße – jedoch nur von meiner Warte aus. Viel klügere oder einfühlsamere Lebewesen mögen durchaus viel tiefer oder höher erkennen…

3.) Alles ist die Quelle der Kraft oder reiner Geist

Die Quelle der Kraft ist (laut Kim) das Prinzip von Werden und Sein. Im Werden und Sein lassen sich jene zwei Energien erkennen, die alles, was IST, ausmachen. Wie bereits erwähnt, handelt es sich dabei um die „Wesen dieser Seite“ und um die „Wesen der Anderen Seite“. Wesen dieser Seite stehen für Veränderung, also für das Werden und Wesen der Anderen Seite stehen für Stagnation, also für das Sein.
Es sollte jedoch, um es abermals zu erwähnen, beachtet werden, dass all dies nur eine Art Bild von „etwas“ ist, das im Grunde genommen nicht einmal als Leere erkannt werden kann. Das einzig Greifbare, bzw. Wahrnehmbare ist hier, hier auf unserer Erde, in diesem Universum und vielleicht auch in unzähligen anderen Universen. Das Jenseits, Ganzheiten des Selbst, die Quelle der Kraft können nicht wahrgenommen werden, weil sie jenseits aller Wahrnehmung SIND.

Gibt es einen Unterschied zwischen den Ganzheiten und der Quelle der Kraft? Ich würde ja sagen, da alles was ist einer einzigen, ewigen und unendlichen Quelle entspringt und es sich so gesehen um Emanationen handelt.
Kehrt „es“ auch wieder zurück? Diese Frage ähnelt meines Erachtens jener, die sich Astrophysiker noch vor kurzem stellten: Dehnt sich das Universum für immer und ewig aus oder zieht es sich wieder zusammen? Angeblich dehnt es sich für immer aus. Wäre dies ein Zeichen, dass nichts je wieder zur Quelle zurück kehrt, so wie der Spruch: Ein Fluss kehrt nie wieder zu seiner Quelle zurück?
Und wenn schon, denn alles was IST, ist nichts anderes als die Quelle der Kraft und das unterschiedslos. Dies mag ein Widerspruch zu oben sein, aber wenn alles ein und dieselbe Energie ist, wo, bitte soll ein Unterschied sein? Ein Tropfen Meerwasser hat dieselbe Qualität wie das gesamte Meer (heutzutage sollte man mit dieser Feststellung vorsichtig sein, da viele Stellen in den Ozeanen von Menschen verdreckt werden) – was die Quantität anbelangt, sieht es natürlich anders aus, weshalb ich in den Ganzheiten auch Emanationen der Quelle der Kraft sehe.

„Was machen wir eigentlich, Don Juan?“ fragte ich. „Ist es möglich, dass die Krieger sich nur auf den Tod vorbereiten?“
„Keineswegs“, sagte er und tätschelte mir sachte die Schulter. „Die Krieger bereiten sich darauf vor, bewusst zu sein, und volle Bewusstheit erlangen sie nur, wenn kein Eigendünkel mehr in ihnen übrig ist. Nur wenn sie nichts sind, werden sie alles sein.“

Eine wundervolle Textstelle von Freund Carlos! Nur – ist dies für einen Menschen durchführbar? Was ist Mensch überhaupt? Eine Konstruktion einer der unzähligen Tropfen aus der Ganzheit des Selbst. Dennoch – ohne Quelle der Kraft gäbe es weder Ganzheiten, noch Wahrnehmungs- oder Bewusstseinsblasen, noch Konstruktionen, wie etwa Menschen, Tiere, Pflanzen, Planeten, Universen…
Im gewissen Sinne ist uns die Quelle der Kraft näher als die Ganzheiten. Im gewissen Sinne deshalb, weil es „außerhalb“ der Blasen kein Näher oder Weiter gibt. Es gibt auch kein „Außerhalb“ – ich beschreibe es nur als ein Außerhalb, als Ganzheiten, als Wahrnehmungsblasen. Fast war ich versucht zu sagen: In Wirklichkeit gibt es nicht einmal ein Nichts „da draußen“. Es wäre nicht deshalb dubios, weil ich ja doch nur Vermutungen (meine innere Welt) aufstelle, sondern, weil das „da draußen“ mit Wirklichkeit oder Unwirklichkeit absolut nichts zu tun hat.
Nun weiter! Die Tropfen aus den Ganzheiten sind eine Art Baustein, die sich in den Blasen daran machen, die jeweiligen Lebewesen zu formen. Man könnte auch sagen, die Tropfen schaffen sich eine Art Werkzeug, - das Werkzeug Mensch oder das Werkzeug Wolf. Der Tropfen verschwindet nicht, wenn er das jeweilige Lebewesen fertig geformt hat – könnte er ja nicht, denn Lebewesen wachsen solange, bis sie sterben. Okay, ab einer gewissen Zeit wachsen sie nicht mehr, sondern altern, was sehr vielen Menschen gar nicht behagt.
Nur – WO ist der Tropfen? IM Körper? Es gibt kein WO! Hier rede ich von eben dieser Sphäre, die nicht wahrgenommen werden kann und trotzdem DA ist.
Kim sagte, dass es keine zwei Welten gibt – also kein Jenseits. Es gibt nur das Diesseits. Recht hat er! Denn das, wo es kein WO, kein DA, kein UNTEN, OBEN, usw. gibt, ist nicht existent. Und genau über dieses NICHTEXISTENTE versuche ich zu schreiben
Die Sphären, die nicht wahrgenommen werden können und trotzdem DA sind – sind keine anderen Welten. Das Jenseits, auch wenn ich es mit Märchen und Mythen verbinde, die sich „dort“ befinden könnten, - ist keine andere Welt. Wir sind nicht getrennt – von nichts und niemandem.

Ich schreibe über innere Welten, auch wenn es kein „Innen“ gibt. Es ist alles stets da, es muss nur wahrgenommen werden und diese Wahrnehmung geschieht Schritt für Schritt. Ach, jetzt kann das Jenseits plötzlich wahrgenommen werden? Wie das? Es ist kein Widerspruch, denn woher stammen Märchen, Mythen, Religionen, Ideen, wenn nicht aus eben diesen Sphären, die immer DA sind! Liegt es an der Entwicklung, dass wir nur Häppchenweise gewisse Dinge erkennen? Es betrifft ja auch die Wissenschaften, wo stets etwas Neues entdeckt wird und die alten Gesetzmäßigkeiten über den Haufen geworfen werden.
Rudolf Steiner schrieb über die Akasha-Chronik. In ihr steht alles geschrieben – alles, was es gibt, aber nur wenige können darin lesen.
Big bang? Warum nicht? Wir Menschen sind Lebewesen, die das Leben Schritt für Schritt, Moment für Moment wahrnehmen. Auch wenn gleichzeitig gesehen bereits alles da ist, - die menschliche Wahrnehmung sagt uns etwas anderes.


Kim: „Eure Ahnen wussten von der Kraft und waren allen Geistern dankbar, - so dankbar, dass sie ihnen regelmäßig Opfer brachten. Wenn es einmal nicht so kam, wie eure Ahnen es wünschten, waren sie natürlich traurig und suchten bei sich selbst nach Schuld, - wie und wann sie die Geister beleidigt haben. Aber immer akzeptierten sie die Wege der Geister und waren sich der Abhängigkeit von den Geistern bewusst. Eure Ahnen WUSSTEN, dass es den Geist (die Quelle der Kraft) gibt, - aber die heutigen Menschen GLAUBEN nur, dass es Gott gibt.“
Jene Menschen, die Ahnen, alle Naturvölker, erkannten/erkennen, dass alles untrennbar mit dem einen großen Geist verbunden ist. Die Quelle der Kraft ist das Prinzip – sie ist im Grunde genommen, das Einzige, das (wirklich) IST. Und „in“ diesem IST befindet sich das Werden. DAS ist Gleichzeitigkeit.



Was hat all das nun mit meiner dritten Lernaufgabe zu tun?
In einem Buch über berühmte Yogis habe ich über eine Frau gelesen, die ständig lächelt, weil sie in allem und jedem ihren geliebten Heiligen sieht. Ich weiß nicht mehr genau, ob es sich gar um einen der vielen hinduistischen Götter handelt. Aber egal, – sie erkannte die Einheit, das, was alles verbindet. Sie sah nicht mehr die „Werkzeuge“, die ohnehin vergehen, sondern das, was für immer bleibt, was für immer DA ist – eben jene Kraft, die ich die Quelle der Kraft nenne. Und genau das ist meine dritte Lernaufgabe: In allen Lebewesen das Ewige zu erkennen, das Unveränderliche, die Liebe...
Kims Worte sagen es treffend und damit möchte ich auch abschließen:
„Obwohl die Quelle der Kraft vollkommen unpersönlich ist, oder gerade DESWEGEN, ist sie nichts als Liebe, - reine unterschiedslose Liebe. Es müsste ein neues Wort dafür erfunden werden, denn das Wort „Liebe“ ist genauso abgeschmackt wie das Wort „Gott“.“

4.) Teil

Nachwort oder Sonstiges, was mir noch eingefallen ist

Angeblich begann das Universum mit einem Urknall. Was war vor dem Urknall? Physiker meinen, dass es im Kosmos wie bei einem Feuerwerk zugehen könnte – ein Kommen und Gehen von Universen. Eines entsteht durch einen Urknall – ein anderes vergeht. So gesehen ist der Urknall, mit dem unser Universum entstanden ist, keine Seltenheit und vor dem Urknall unseres Universums war eben der Kosmos.
Worin besteht der Unterschied zwischen den Benennungen Kosmos und Universum? Das Universum ist der gesamte Raum der seit dem Urknall vor etwa 14 Milliarden Jahren entstanden ist. Darin ist alles enthalten was es gibt und uns bekannt ist. Der Begriff Kosmos bezeichnet eigentlich den Raum zwischen allen (möglichen) Universen. Manche sagen wieder, es bestehe kein Unterschied zwischen Universum und Kosmos. Aber wie auch immer, wer mag schon so weit ins Universum zu blicken, um dahinter irgendetwas zu entdecken?
Die Frage, was denn vorher war und was nachher sein wird, zeigt auf, wie beschränkt das Vorstellungsvermögen der Menschheit doch ist. Wir können uns weder den Begriff „endlich“, noch den Begriff „unendlich“ wirklich vorstellen. Was war also, bevor es überhaupt so etwas wie Materie oder Licht gab? Meine Antwort darauf, über die wahrscheinlich laut gelacht (die Galanten lachen im Hinterzimmer oder im Keller) wird, wäre: die Quelle der Kraft. Hätte ich „Gott“ gesagt, würde es auf dasselbe herauskommen, nur mit dem Unterschied, dass ein Gott meist persönlich, die Quelle der Kraft jedoch etwas vollkommen Unpersönliches und gleichzeitig auch wieder etwas absolut Persönliches ist, da sie alles, was IST, wie auch alles, was NICHT-IST, ständig durchdringt.

Mit unserer eindimensionalen Wahrnehmung würde es in etwa so aussehen (nicht vergessen – es kann nichts gesehen werden, da ich hier von Sphären jenseits aller Wahrnehmungen spreche!): Aus der Quelle der Kraft heraus entstehen so genannte Ganzheiten des Selbst. Und nun macht sich aus einer Ganzheit eines der unzähligen winzig kleinen Tröpfchen auf die Reise. Würde es hier so etwas wie Wahrnehmung geben – würde das Tröpfchen unzählige Blasen vor sich sehen. Es entscheidet sich nicht – es wird von der Ganzheit in eine ganz bestimmte Blase geschickt, um ein ganz bestimmtes Leben zu leben. Sagen wir, das Tröpfchen schlüpft in die menschliche Bewusstseinsblase. Dort kommt es darauf an, WO sich das Tröpfchen niederlässt. In der Blase existieren Raum und Zeit, also kommt es darauf an, WO, also in welchem Land, und WANN, also zu welcher Zeit. ein neuer Mensch geboren wird. All das ist in der menschlichen (wie in allen anderen Blasen) Bewusstseinsblase sozusagen ersichtlich.
Im Grunde genommen stellen die Blasen in ihrem Inneren Evolutionen dar. Am so genannten Anfang der (kugelförmigen) Blase, an der Hülle, dürften sich die ersten Menschen befinden und je weiter sich das Tröpfchen ins Innere wagt, um so entwickelter stellt sich die Menschheit dar. Im Mittelpunkt der Blase steht die vollkommene Entwicklung des Menschen.
Falls sich jetzt jemand die Frage stellt, welche Blasen sich neben der menschliche Blase befindet, muss ich sagen, dass es kein „Neben“ gibt – da sich in diesen Sphären alles ganz anders verhält, als wir es kennen und wahrnehmen, - aber ich könnte auch sagen, dass es für jene Wesen, aus denen sich die Menschheit entwickelt hat, keine Blasen gibt. Für Lebewesen, die bereits ausgestorben sind, gibt es keine Bewusstseinsblasen mehr.
Nun weiter! Unser Tröpfchen wird sich irgendwo in Europa und etwa zu der Zeit um 2006 niederlassen und Kraft seiner Fähigkeit ein menschliches Embryo formen, das später den Namen „Zoe“ bekommen wird. Zoes Ganzheit des Selbst (so wie alle Ganzheiten) hat sich, wie ich glaube, nicht nur Ort und Zeit für eines ihrer vielen Teilchen ausgesucht, sondern auch das private Umfeld, wie etwa Eltern, Freunde und Bekannte. Den Grund vermute ich IN der Ganzheit des Selbst, dass alles im privaten Umfeld (Eltern, Freunde, Bekannte, Tiere, usw.) die Teilchen ein und derselben Ganzheit sind. Sie sucht Harmonie in sich selbst, wie es scheint. Für mich eine wunderbare Vorstellung.
Um es noch einmal zu betonen – es gibt keine zwei Welten, auch wenn ich ständig das Universum und das geistigen Reich, das Jenseits wie zwei verschiedene Welten betone. Im Grunde genommen ist alles DA, es muss nur wahrgenommen werden – wie Kim stets sagt.
Als ich schrieb, dass sich unser Tröpfchen irgendwo in Europa niederlassen wird, befand es sich noch immer in der Ganzheit. Die Ganzheiten sind hier – genauso wie die Quelle der Kraft hier ist – hier, mitten unter uns und dennoch unfindbar.
Vielleicht wird diese Sphäre ja doch irgendwann einmal erkannt und sogar gemessen werden können. Angeblich gibt es so genannte Energieteilchen die noch nicht nachgewiesen werden können, weil die Teilchenbeschleuniger zu klein sind.

Ich möchte jetzt nicht Zoes Leben weiter beschreiben, weil das ein anderes Thema sein würde, sondern weiter über die Entstehung des Universums schreiben. Harald Fritsch schrieb in seinem Buch „Vom Urknall zum Zerfall“ vom 8fachen Weg, was eine wunderbare Parallele zum Buddhismus aufweist, aber eigentlich nicht viel damit zu tun hat. Der 8fache Weg stellt die Phasen vom Urknall bis zur Jetztzeit dar. Die achte Phase erleben wir gerade jetzt.
Unter anderem schreibt Fritsch, dass das geistige Universum vom Menschen geschaffen wurde. Das hieße, dass bevor der Mensch war und nachdem er war, kein geistiges Universum existiert. Ich gebe ihm recht, denn es wäre anmaßend zu glauben, das geistige Universum wäre allein für den Menschen da und nur er könne es verstehen. Dem ist sicher nicht so. Als es den Menschen noch nicht gab und Urzeittiere und Urzeitpflanzen unsere wunderschöne Erde bevölkerten, gab es kein Ideenreich, keine Gedankenwelten, keine Märchen, Mythen und Religionen. Zu dieser Zeit war (bildlich gesprochen!) das geistige Reich winzig klein. Und auch wenn der Mensch wieder von der Bildfläche verschwindet, was sicher passieren wird, da nichts im Universum ewig währt, wird das geistige Reich schrumpfen.
Das heißt dennoch nicht, dass wir Menschen alles erfinden – es ist viel mehr eine Art Synchronizität. Wir sind auf diese oder jene Frequenz eingestellt, um aus dem geistigen Universum zu schöpfen. Außerdem beschreibt Fritsch die eindimensionale Wahrnehmung. Ich beschreibe die mehrdimensionale Wahrnehmung, wie Zoe sie kurz nach ihrem Tod hatte. Gleichzeitig gesehen ist alles immer DA. Selbst wenn es keine Menschen mehr gibt, oder es noch keine gab, existiert das geistige Reich, das Jenseits, in und mit all seiner Pracht. Gleichzeitig passiert der Urknall, das Wachsen des materiellen Universums aus dem Nichts heraus (Physiker haben erkannt, dass es keinen Gott zur Erschaffung braucht!), das Zeitalter der Menschheit, usw.

Alles hat Bewusstsein, wie Elbin Lotte sagt – auch Maschinen oder so genannte leblose Gegenstände. Ist das nicht eine wunderbare Vorstellung? Für mich besteht kaum ein Unterschied zwischen den Lebewesen, - kaum – deshalb, weil ich es noch immer nicht vollkommen durchziehen kann, zwischen einem Menschen und einem Käfer nicht zu unterscheiden. Meinem Glauben nach, da alles durch die Ganzheiten, durch die Quelle der Kraft entsteht, besteht kein Unterschied zwischen all den „Werkzeugen“, die durch sie geformt werden. Werkzeuge vergehen, das Tröpfchen, Teilchen oder der Funke (wie immer man es benennt) existiert für immer.
Also sind auch Werkzeuge, so genannten leblose Dinge, vom Funken berührt. Warum auch nicht? Ganzheiten formen uns, hauchen uns Leben ein und mit dieser Kraft formen wir und hauchen so den Dingen Leben ein.

Was bleibt von uns? Wenn wir uns diese Frage früh genug stellen, unser Schicksal akzeptieren, unsere Gedanken zähmen und den Geist leeren und in allem nur die Quelle der Kraft erkennen, wissen wir eventuell was bleibt: Harmonie, absolute Harmonie!

Vielleicht gibt es noch einen vierten Teil, aber diesen möchte ich erst einmal mit den Worten Camus’ abschließen:

„Wenn der Mensch erkennen würde, dass auch das Universum lieben und leiden kann, dann wäre er versöhnt. Entdeckte das Denken im Wechselspiel der Erscheinungen ewige Beziehungen, die sie und das Denken selbst einem einzigen Prinzip unterordnen, dann könnten wir von einem Glück des Geistes sprechen, an dem gemessen der Mythos der Seligen nur ein lächerliches Surrogat wäre.“

Oder noch besser mit Elbin Lottes Worte:

„Das Jenseits ist kein Anderswo, sondern ein Anderswie.“

5.) Teil

Nachschlag, weil mir immer wieder was einfällt

Ja, auch auf die Gefahr hin, dass ich mich mehrmals wiederhole!
Welch Unterschied besteht zwischen – sagen wir – zwischen Zoe und dem Funken aus der Ganzheit ihres Selbst, der sie formte? Wer von beiden hat Ideen, Gedanken, Gefühle, usw.? Meiner Vorstellung nach: beide! Ich denke, für den winzig kleinen Funken (Tröpfchen oder Teilchen, egal, wie ich es nenne) ist es wie ein tiefer Schlaf, sobald er (bildlich!) in eine x-beliebige Blase eintaucht. Löst er sich vom Körper und strebt wieder der Ganzheit zu, wacht er wieder langsam auf, bis sich eben alle Gedanken und Gefühle von ihm gelöst haben.
Warum, zum Geier, identifizieren sich so viele Menschen mit dem Körper und nicht mit diesem überaus erhabenen Funken?
Mir fiel auch ein, zu betonen, dass es keine Rolle spielt, ob sich ein Funke in die menschliche oder in eine Blase für Lindenbäume stürzt, falls es jemandem um die so genannte Intelligenz des Menschen geht. Man mag glauben, ein Mensch erlebt doch um so vieles mehr als so ein stummer, bewegungsloser Baum und man nimmt an, ein Baum habe doch gar kein Bewusstsein, zumindest keines wie ein Mensch. Es mag schon so sein, aber wie auch immer – jeder Funke der Ganzheit des Selbst dürfte mehr (was auch immer) IN sich haben als alle Lebewesen dieses Universums zusammen. Wie sonst könnte er all diese wunderbare Natur geformt haben?
Ja, wie? Und schließlich komme ich abermals zu dem Phänomen, das alles durchdringt, aus dem alles hervorgeht – die einzige Kraft, der einzige große Geist, der alles umschließt: die Quelle der Kraft!

Wie ist das nun mit dem Jenseits? Märchen, Mythen, Religionen, Götter, Engel, Tote? Vielleicht habe ich mich in einen chaotischen Wirbel hinein geschrieben. Das kann schon sein. Beabsichtigt war es aber nicht. Hätte es aber sein können, denn das Jenseits ist Chaos – es ist das reinste Chaos, während das Diesseits, vor allem die menschliche Welt, Ordnung darstellt. Wir sollten uns aber nicht rühmen, weil wir Menschen (die Genies unter uns) einiges zum Jenseits beigetragen, denn im Universum gibt es andere Kaliber, die sicher viel mehr beisteuern. Außerdem ist es nicht so, dass etwas erfunden wird. Es ist viel mehr eine Wechselwirkung – etwa wie ein gleichzeitiges Geben und Nehmen. Und ja nicht vergessen – das Jenseits ist nirgendwo und mitten unter uns!

Den Geist leeren, oder wie im Herz-Sutra – kein Bewusstsein haben usw., bedeutet nicht, dass der Funke, auch wenn er nichts im Nirgendwo darstellen mag – tot ist, wie sich wohl die meisten „tot“ vorstellen – nämlich weg, leer, nichts mehr fühlen, nicht mehr sein. Der Funke IST das SEIN – er ist eingebettet in die Ganzheit des Selbst und diese wiederum ist in die Quelle der Kraft eingebettet. Eigentlich bräuchte ich dieses Gedankenkonstrukt gar nicht und könnte es einfach und klar das Jenseits, den Großen Geist oder eben, wie Kim mir einst zugeflüstert hat, die Quelle nennen. „IN“ ihr (der Quelle) ist das wahre SEIN, auch wenn es unsichtbar ist.
Da fällt mir gerade etwas zum Geistigen, Unsichtbaren ein, bevor ich auf den Punkt komme, den ich eben ansteuerte. Irgendwo habe ich gelesen, dass es jemand begrüßte, während der Urlaubstage nur das Radio in der verwaisten Wohnung an gelassen zu haben. Eine Wasserleitung wäre schlimmer gewesen. Ein wunderbarer Vergleich zwischen Geist und Materie. Oder? Was da alles für Informationen aus dem Radio kommen, zum Unterschied der Wasserleitung, die zwar kostbares, aber ja doch „nur“ Wasser spendet.
Nun weiter! Oben schrieb ich ja auch, dass der winzige Funke mehr IN sich hat, als alle Lebewesen im Universum. Warum dann die Leere, warum dann der Vergleich mit dem Tiefschlaf, mit Koma und anderem, was ich noch erwähnte? Ich weiß nicht, wie es andere wahrnehmen, aber im Tiefschlaf bin ich weg. Ich erinnere mich nachher an nichts. Wenn wir in ein anderes Bewusstsein eintauchen, ist es, als würden wir ein ganz anderes Leben leben. Kehren wir wieder in das alte Bewusstsein zurück, wissen wir nichts vom anderen. Ich weiß nicht, ob es im Tiefschlaf auch so ist, aber angeblich haben Schlafwissenschaftler (seltsamer aber schöner Beruf!) festgestellt, dass das Gehirn im Tiefschlaf am intensivsten arbeitet. Warum, scheint aber niemand zu wissen.

Sich dem „göttlichen“ Funken nähern. In meinem Buch „Herr Graudinger und das Sein oder Nichtsein“ schrieb ich in etwa, je mehr Ego, desto mehr Göttlichkeit. Das würde bedeuten, dass Tiere und Pflanzen den Funken ihrer Ganzheiten näher sind als Menschen.
Was Pflanzen betrifft, fällt mir ein, was Rudolf Steiner schrieb, nämlich, dass Pflanzen so etwas wie die Haarpracht der Erde sind. Demnach hätten Bäume, Sträucher, Blumen und Gräser also keinen eigenen Funken, sondern sind mit der Erde verbunden, die ja auch ein Lebewesen ist. Ich stelle mir den Funken der Erde wundervoll leuchtend vor – ein herrliches inneres Bild! Trotz uns Menschen, die sie verunstalten! Ich glaube, sie weiß sich schon zu wehren – zumindest hoffe ich es. Aber auch ihr Leben geht irgendwann einmal zu Ende, so wie alles im Universum ein Kommen und Gehen ist. Würden wir uns mit dem Funken (Tröpfchen oder Teilchen) der Ganzheit identifizieren, wäre das wie auf einem Bahnhof oder Flughafen – ein Kommen und Gehen, ein Wandern durch alle möglichen Welten und Sphären.
Aber WIE? WIE kann ich mich mit dem Funken (in der indischen Philosophie wird er Atman genannt) identifizieren. Kann ich nicht, weil ich der Funke BIN!
Wie bitte? Ja, aber ich habe mich vergessen, als ich die Bewusstseinsblase durchstoßen und einen Körper gebildet habe, in dem ich nun für einige Zeit wohne. Ich weiß nicht mehr, wer ich wirklich bin, aber da gibt es so viele, die mir sagen wollen, wie ich mich wieder erinnern könnte. Es wäre besser, nicht auf all das zu hören, sondern selbst forschen. Es gibt da etwas, so eine Art innere Stimme, die sehr leise ist. Aber wenn man sie einmal hört, kann sie sehr hilfreich sein zur Bewältigung dieses Lebens, das mitunter ganz schön hart ist.
Wäre es nicht wunderbar, wenn wir erkennen könnten, dass das Leben (alle Leben!) nur ein Spiel ist – Lila, das kosmische Spiel? Wie leicht könnten wir Schmerz und Krankheit ertragen! Wir wüssten, dass wir bald aufwachen. Aber halt! Das wäre wohl kaum der Sinn der Sache (falls wir überhaupt in der Lage sind, einen Sinn dahinter wirklich zu erkennen), wenn ich glaube, dass die Ganzheit meines Selbst in sich selbst absolute Harmonie erschafft, indem sie sich mit Hilfe ihrer unzähligen Funken (mir gefällt diese Benennung besser als Tröpfchen oder Teilchen) genau auf diese Spiele des Vergessens einlässt. Würden wir wissen, worum es geht, würden wir ja nicht mehr mitspielen. Richtig! Wir spielen doch mit! Wir spielen den Neid, die Eifersucht, die Habgier, als würden wir für immer leben. Wir sind die Unsterblichen! Dennoch – nach uns die Sintflut!
Nein, nein, ich schimpfe nicht mehr. Ich glaube, es muss sei sein und zwar so lange, bis wir endlich von selbst erkennen. Genau das ist der freie Wille. Wir können uns entscheiden, wenn wir das wollen – wenigstens zwischen den Dingen, die wir wahrnehmen können. Uns das Blaue vom Himmel wünschen, geht leider noch nicht. Wäre auch nicht gut, da wir uns dann sicher in einem blutigen Horrorfilm befinden würden. Ach, tun wir das nicht schon, wenn wir bedenken, wie viele Kriege im Moment auf der Erde sich ereignen? Also liegt es ja doch irgendwie an unseren Vorstellungen, an unseren Wünschen, nur sind uns diese nicht vollkommen bewusst. Langsam kommen wir der Sache näher. Oder? Der Funke formt sein Haus noch immer und gibt ihm ein wenig Freiheit.

Das Leben UND der Tod sind Zustände des Seins, schreibt Elbin Lotte. Und ich nannte den Körper des Lebens ein Werkzeug! Es gefällt mir trotzdem. Ein Instrument, auf dem die Seele Melodien spielt. Schöne Metapher, oder? Aber manchmal spielt die Seele auch Misstöne.
„Kind Gottes!“ Diese beiden Worte habe ich schon heute nach dem Aufstehen im Badezimmer inwendig gehört und es war eindeutig Kims Stimme. Schon gut, das Kind Gottes ist ein Kind des großen Geistes, das ihre alten Schriften (Gespräche mit Kim) immer besser versteht. Es ist doch wirklich interessant, dass ich etwas schreibe und erst viele Jahre später verstehe und zum Teil auch umsetzen kann, wie etwa, dass Ganzheiten des Selbst ein Konglomerat von Seelen darstellen und die Quelle der Kraft den großen Geist, ohne dem nichts möglich wäre. Unmöglich ist in diesen Sphären ohnehin nichts, außer wir glauben daran. Dennoch, diese Teilungen, Unterteilungen sind nicht nötig, denn wie ich schon mal schrieb, alles den EINEN GROSSEN GEIST zu nennen, würde auch genügen.
Auch wenn das Chaos meiner Schreiberei immer größer wird – ich möchte doch tiefer in den Gedanken eingehen, was möglich wäre, wenn der Mensch tatsächlich bewusst erkennt, was und wer er ist. Weiter oben habe ich geschrieben, dass der Funke sein Haus noch immer formt. Ebenso schrieb ich, dass alles vorbestimmt ist. Egal, was wir tun, gleichzeitig gesehen haben wir es bereits getan. Nur – wir existieren in einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort und nicht in der Gleichzeitigkeit, die ich mit zeitlos und raumlos gleichsetzen kann. Das Jenseits ist zeitlos und ebenso raumlos, aber das muss ich ja wohl nicht mehr betonen. Wir formen die Gleichzeitigkeit jetzt, eben in diesem Moment und schon im nächsten Moment und so weiter. Wir sind nicht nur in (?) einem Körper gefangen, sondern auch in der Zeit und an einem Ort. Und wir haben vergessen. Also, was wäre, wenn uns bewusst werden würde, wer und was wir wirklich sind? Ich weiß, ich habe dieses Thema bereits zerkaut, aber ich möchte es wiederkäuen! Könnten wir Krankheiten verhindern, indem wir diese gewaltige Kraft, die uns „innewohnt“ einsetzen? Zum Teil spüren wir es, wenn das mit den medizinischen Tests von Placebomedizin stimmt. Es gibt etwas, das den Selbstheilungsprozess auslöst. Das Wichtigste ist uns doch die Gesundheit! Für viele ist es auch das Aussehen. Warum werden (an Körper wie auch Psyche) missgebildete Menschen geboren? Was hat da versagt? Das gibt doch wirklich zu denken. Es muss ein ungemein starker Funke sein, der sich auf so ein Leben einlässt.
Übrigens, ich habe extra „Psyche“ und nicht Seele geschrieben, um keine Verwechslung aufkommen zu lassen. Psyche ist für mich das, was denkt, fühlt, also im großen und ganzen das, was die Persönlichkeit ausmacht und so laut ist, dass es den Funken (die Seele) von Tag zu Tag mehr und mehr übertönt, bis bald nichts mehr zu hören ist. Das ist der Moment, wo der Wächter alles übernommen hat und uns einreden will, wir seien der Körper.
Worüber ich auch schon geschrieben habe, ist, dass jene Lebewesen, die das Leben mit uns teilen, wie etwa Eltern, Freunde, Bekannte und natürlich der Lebenspartner, Funken aus ein und dieselben Ganzheit sind. Die Rollen dürften sich, im Fall von Wiedergeburt, natürlich ändern, so lange eben, bis absolut Harmonie in der Ganzheit herrscht, - die gleichzeitig gesehen, ohnehin schon herrscht. Das ist nun mal der Unterschied dieser Zustände, die Elbin Lotte meinte, als sie schrieb, dass Leben und Tod Zustände des Seins sind. Zustände der Seele, denn im Diesseits scheint sie zu schlafen, bis wir ins menschliche Bewusstsein (in der menschlichen Bewusstseinsblase) so weit vorgedrungen sind, um endlich zu erkennen, wer und was wir sind. Wahrscheinlich besteht dann kein Unterschied mehr zwischen Diesseits und Jenseits, denn im Jenseits sind wir viele. Das ist wieder sehr frei ausgedrückt, denn im Jenseits gibt es weder ein Ich, noch ein Wir. Man stelle sich ein total verliebtes Paar vor, von dem ein Partner todkrank ist und gerade stirbt, obwohl er das überhaupt nicht will, denn er will sich nicht vom anderen Partner trennen. Dabei ist er von ihm getrennt! Er nimmt ein Ich und im Gegenüber ein Du wahr. Das ist Trennung! Wie wird er sich wundern, wenn er langsam alle seine menschlichen Wahrnehmungssinne verliert und einem sanften, aber doch immens hellen Licht entgegenschwebt, von dem er anfangs glauben mag, dieses Licht ist Gott. Ja, es ist eine Art Gott – die Ganzheit des Selbst, das eigentlich Ich im Ganzen. Und sobald er in dieses Licht eintaucht, mit ihm verschmilzt, wird er – menschliche beschrieben (!) – ein Aug aufreißen, denn plötzlich ist er eins mit allem, auch mit seinem Partner, von dem er sich nicht und nicht trennen wollte und sich so gegen den Tod wehrte. Dabei ist es der Tod, der wieder vereint und gleichzeitig vermehrt.