Wenn Menschen dahinscheiden, besonders im Augenblick des Todes, stellen sie durch dieses geheimnisvolle Etwas eine Verbindung zu anderen Menschen her, eine Art Kontinuität. Deshalb werden Kinder häufig genau wie ihre Eltern. Oder Leute, die sich um Alte und Sterbende kümmern, werden oft wie ihre Pfleglinge.


Dona Mercedes nennt dieses geheimnisvolle Etwas im Buch ‚Die Lehre der Hexe’ von Florinda Donner Grau ‚Schatten’, was aber nicht die Seele ist, da der Schatten stärker als die Seele ist.
Als meine Tante einen schweren Schlaganfall hatte, war ich in ihrer Nähe. Meine (irrationale?) Angst vor Rettungswagen und Notarzt trieb mich damals in den Garten, von wo aus ich nichts mitbekam. Ich bekam schon etwas mit, ein Gefühl, als würde sich meine Tante von mir in der Form, wie ich sie kannte, verabschieden, was bedeutet, dass sich damals wohl ein sehr großer Teil ihres Selbst in dieser Welt auflöste. Sie buk besonders gute kleine Salzstangerln. So auch an diesem Tag, der sich bereits zu Ende neigte. Wir feierten damals den Geburtstag meiner Mutter nach und meine Tante befand sich allein in der Küche, als sie den Schlaganfall hatte. Erst die Frau meines Cousins fand sie und verständigte den Notarzt. So saß ich denn im Garten mit kleinen Slazstangerln in einem kleinen Brotkörbchen und fütterte damit Spatzen (Sperlinge), die plötzlich da waren und das Futter freudig entgegennahmen. Und genau diese Szene setze ich mit dem Abschied von meiner Tante gleich. Sie (ein sehr großer Teil ihres Selbst) flog mit den Spatzen, nachdem sie ihr Mahl – Tantes selbstgebackenen Salzstangerln im Magen – beendet hatten in eine andere Welt.
Meine Tante war kein aufdringlicher Mensch. Ihr Schatten würde sie nie lange an irgendjemanden heften. Auch als sie starb, bevor sie einige Jahre im Pflegeheim stumm und halbseitig gelähmt verbrachte, ließ sie nichts als angenehme Erinnerungen zurück.
Desgleichen mein Vater, der sich am Tag vor dem Geburtstag meiner Mutter für immer verabschiedete. Ich sehe ihn in Gedanken oft lachen und in einer gemütlichen Runde bei Wein sitzen, oder mit seinem geliebten Hund spazieren gehen. Ob er (sein Geist?) dies noch immer macht, weiß ich nicht. Auf jeden Fall sind das für mich die schönsten Erinnerungen an ihn.
Bei meiner Mutter ist es anders. Sie war, hart ausgedrückt, eine herrschsüchtige, sehr dominante Persönlichkeit und hing gang besonders an IHREM Haus. Ja, es war durchaus IHR Haus, da es nur auf sie geschrieben war.
Wenn ich heute dieses Haus und vor allem das Zimmer, in dem sie gestorben ist, betrete, rieche ich noch immer ihren Todesgeruch und das nach nun vier Jahren, obwohl ständig gelüftet wird. Vielleicht wäre es interessant, einen Geisterjäger mal dieses Zimmer betreten zu lassen.
Das ist nicht alles, denn von meiner Mutter spüre ich das, was Dona Mercedes den Schatten nennt. Ob es diesen Schatten wirklich gibt, weiß ich nicht, aber die Ähnlichkeit, wie ich es fühle und wie es im oben genannten Buch beschrieben wird, ist verblüffend.
Ich hätte es, bevor ich dies las, so gesehen, dass sich der Geist der Menschen, wenn sie sterben, auflöst und überall, wo sie gerne gewesen sind, was auch noch lebende Menschen sein können, einen Teil ihres Geistes zurücklassen. Deswegen wird der Geist im Jenseits nicht weniger, da es beim Geist nicht um eine Menge und nicht um Zeit oder Raum geht. Geist ist masselos und obendrein unendlich, wie ich glaube, denn von Wissen kann bei mir nicht die Rede sein.
Meine Mutter ließ, im Gegensatz zu meiner Tante und meinem Vater, jede Menge ihres Geistes bei IHREM Haus und auch bei uns zurück. Oft sage ich zu meinem Mann, dass er im Moment ganz wie meine Mutter redet, wobei ich fast ihre Stimme in seiner höre. Und wenn Wu-Li, die Katze meiner Mutter, die wir aufgenommen und nun ganz besonders lieb gewonnen haben, mich manchmal groß ansieht, sehe ich die grauen Augen meiner Mutter prüfend auf mir ruhen.
Es mag alles Einbildung sein, aber wie auch immer – ein Phänomen ist es dennoch.

Dostojewski schrieb, man müsse die Russen nach dem beurteilen, was sie selbst von sich halten. Das war vor etwa 140 Jahren und es gefällt mir, auch wenn es sich noch so blöd anhört.
Was soll man darunter verstehen? Fast jeder Mensch hat ein Idol, möchte so oder so sein, sich auf diese oder jene Art bilden, um sein Ziel zu erreichen. Und sein Ziel ist, so ein Mensch zu werden und zu sein, wie er oder sie es sich vorstellt.
Wenn ich mich selbst frage, wie ich gerne sein würde oder wie ich mich selbst sehe, kommt wahrscheinlich etwas ganz anderes heraus, als wenn mich andere Menschen beurteilen. Und mit Sicherheit beurteile ich andere Menschen (obwohl ich nichts und niemanden mehr beurteilen will!) vollkommen anders, als sie sich selbst sehen (wollen!).
Die Frage ist nun, WIE ist man wirklich? Ich glaube, dies lässt sich nie feststellen, solange ein Mensch nicht alle möglichen Situationen durchlebt habt, um seine Reaktion einordnen zu können.
Aber die Idee, Menschen nach ihren Idealen zu fragen und sie danach beurteilen, gefällt mir. Vielleicht trägt diese Art der Suggestion dazu bei, ihr Ziel schneller zu erreichen und eventuell auch ‚bessere’ Menschen zu werden.

In einer meiner sinnlosen (gar nicht wahr, denn ich bin stolz darauf!) Geschichten schrieb ich über den ‚Zwilling’, der eine gewisse Ähnlichkeit mit ‚Tonal und Nagual’ hat. Tonal und Nagual seien das einzig wahre Paar, wie Freund Carlos in seinen wundervollen Büchern schrieb (er schreibt mir aus dem Herzen).
Könnte der Zwilling auch unser (mein Ideal, denn über andere zu urteilen, steht mir nicht zu) Ideal – mein Ideal sein, wie ich oben schrieb? Nicht wirklich, denn der Zwilling ist unwandelbar. Ideale verändern sich ständig. Mal möchte ich so und mal so sein, was immer mich im Moment fasziniert. Aber wer (was?) bin ich wirklich?
Ich würde mich als Pisser bezeichnen. Laut Don Juans Bezeichnung für die drei Menschentypen ist der Pisser einer davon. Er ist derjenige, der allem und allen einen Gefallen tun will und der mit allem und allen Mitleid hat. Die anderen wären Fürze, die das totale Gegenteil des Pissers sind und dann noch jene, die sich in der Mitte der beiden Kategorien bewegen, die Kotzbrocken.
Ja, ich gebe ehrlich und offen zu, dass ich Castaneda-geschädigt bin und das seit vielen, vielen Jahren, seit ich das erste Mal ein Buch von ihm las. Von da an hielt ich ständig Ausschau nach einem Nagual, der mich in seinen Trupp aufnimmt. Kein Scherz! Und die Welt um mich herum wurde zu einem unergründlichen Geheimnis. Bis es zwischendurch wieder etwas nachzuahmen gab. Aber immer wieder zog es mich zu Carlos Castaneda zurück.
Aber wie bereits gesagt, Freund Carlos schrieb mir aus dem Herzen. Auf eine gewisse Weise befand er sich bereits in mir und ich erinnere mich an eine so tolle Rede von mir, als ich so um die 12 Jahre alt war und mit meinem Freund auf einer Parkbank Händchen hielt. Sie klang sehr nach Freund Carlos – besser gesagt, nach Freund Carlos’ Freund und Wohltäter Don Juan, nämlich die wichtigsten Lehren des Nagualismus: 1.) Sich nicht wichtig nehmen, da alles und jeder wichtig oder eben alles und jeder unwichtig ist, sozusagen es keinen Unterschied zwischen allem gibt. 2.) Kein Selbstmitleid und 3.) immer den Weg mit Herz gehen.
So dunkel erinnere ich mich, dass mein damaliger Händchen-halten-Freund nur auf der Durchreise war und es der Tag seiner Abreise war. Ich spielte die Starke und mir war bewusst, dass er auf Nimmerwiedersehen ging, was ich ihm auch sagte und dass es mir gleichgültig ist, da ich es ohnehin nicht ändern kann. Also, wozu traurig sein, da mich das selbst fertig machen würde, was ich nicht will und mein Leben geht ja weiter und ich werde wieder Menschen kennen lernen, an denen mir etwas liegt. Ob ihnen an mir etwas liegt, kann ich nicht beeinflussen, also ist mir das ebenso gleichgültig.
So in der Art sprach damals eine etwa 12jährige, die ich gewesen sein soll. Aber Worte sind nun mal nur Worte. War ich selbst wirklich so, oder lief ich nicht doch nach Hause und heulte mir vor Liebeskummer die Seele aus dem Leib? Nun, allzu viel möchte ich auch nicht verraten!
Nein, das Ideal ist sicher nicht der Zwilling, auch wenn mein Ideal wirklich erstrebenswert wäre und doch unerreichbar, denn der innere Schweinehund schläft nie (auch ein Zitat von Freund Carlos). Der innere Schweinehund, der sich ständig selbst bemitleidet, mit anderen (scheinbar!) Mitleid hat, obwohl dies, wenn man ganz tief reinforscht, sich wiederum nur als Selbstmitleid entpuppt. Ich will gefallen, gut vor anderen dastehen, niemandem wehtun, nirgends anecken – ein echter Pisser eben! Nun aber genug der Selbstbeweihräucherung, denn es geht um den Zwilling, den ich mit dem Nagual vergleiche – dem Teil von uns, der uns zu dem macht, was wir wirklich sind und worüber ich nichts sagen kann, weil ich ihn noch nicht entdeckt habe. Dennoch glaube ich an seine Existenz, weil irgendwie ein Gefühl da ist, dass es noch mehr geben muss. Am ehesten konnte Juan Ramon Jimenez den ‚Zwilling’ in einem seiner bewegenden Gedichte ausdrücken:

Ich bin nicht ich.
Ich bin jener, der an meiner Seite geht, ohne dass ich ihn erblicke,
den ich oft besuche,
und den ich oft vergesse.
Jener, der ruhig schweigt, wenn ich spreche,
der sanftmütig verzeiht, wenn ich hasse,
der herumschweift, wo ich nicht bin,
der aufrecht bleiben wird, wenn ich sterbe.

Zeitdimensionen
Die Unsichtbaren, die Nichtwahrnehmbaren waren wieder unterwegs. Man kann sie vielleicht einen Sekundenbruchteil lang fühlen. Aber nicht so, wie man normalerweise fühlt oder wahrnimmt, sonst würde man sie ja nicht die Unsichtbaren oder Nichtwahrnehmbaren nennen. Es sind jene, die unserer Dimension einen Sekundenbruchteil entweder voraus oder hintennach sind. Es sind die Zeitdimensionen, die uns trennen, da wir noch nichts Genaueres über die Zeit wissen, außer, dass es sie nicht so gibt, wie wir sie wahrnehmen.
Dort draußen, in diesen unzähligen Dimensionen oder Paralleluniversen, gibt es nicht nur andere Wesen, die mitunter für uns sogar unvorstellbar sind, sondern auch uns selbst in anderen Formen. Wenn wir sterben, fühlen wir nach und nach, dass wir mehr sind, als wir uns zu Lebzeiten wahrgenommen haben. Plötzlich erkennen wir unsere Multidimensionalität.
Nie hätte ich gedacht, dass ich das schreibe, aber in der Tat – wir und alles andere sind nichts anderes als Bewusstsein. Hinweg mit den Bewusstseinsblasen – hinweg mit dem Adler, der Bewusstsein verteilt und wieder nimmt. Kein Gott, keine Göttin und schon gar keine Götter haben diese Universen in ihren Händen. Es ist das Bewusstsein und nichts anderes. Ja, man könnte es auch die Quelle der Kraft nennen, die sich ihrer selbst bewusst ist und alles, was aus ihr hervorgeht, ist ebenso bewusst. Mikroben, Bakterien, Viren und all die anderen Kleinigkeiten sind bereits Bewusstsein, obwohl es vielleicht nicht so scheint. Absoluter Schwachsinn? Möglich, denn was weiß ich schon über das Bewusstsein. Es muss nicht bedeuten, sich seiner selbst bewusst zu sein, wie es der Mensch ist. Aber ist er sich seiner selbst wirklich bewusst? Ich denke, er ist es erst, wenn er stirbt, dann erkennt er seine gesamte Kraft genauso wie ein Grashalm, der einknickt und zu Humus wird. Dann breitet er, der Grashalm, sich über ganze Felder aus, um sie mit seiner Kraft zu düngen und wieder zu beleben. Genauso macht es der Mensch mit seinem Geist. Er erkennt seine Ausbreitung und dass Sterben nichts anderes ist als abermals auf Wanderschaft zu gehen.
Die Zeitdimensionen. Man sollte sich wirklich einmal Gedanken darüber machen.

Verurteile keine Krankheit, keinen Unfall, keinen Mörder, denn der Tod kommt stets zum rechten Moment.
Jene Worte ließ ich mein Phantasiewesen ‚Kim’ sprechen und wünschte mir, Sprache wäre etwas anderes als Ver- und Beurteilung. Sprache ist stets eine Bewertung. Ich bewerte, wenn ich sage, so und so ist dieses und jenes. Ich bewerte, obwohl ich nicht wirklich weiß, wie es ist.
Es geht mir jetzt nicht um Sprache und ver- oder beurteilen, oder bewerten. Immerhin dürften sich viele Menschen sich dessen bewusst sein, dass sie im Grunde genommen nichts wissen, auch wenn sie zu allem und jenem eine so genannte ‚eigene Meinung’ haben.
Es ist viel mehr der Glaube, um den es geht. Glauben heißt, nichts wissen. Und da bin ich schon beim Punkt! Was glaube ich? Ich müsste mir eine ganz andere Frage stellen, nämlich diese: Woran möchte ich glauben? An andere Welten, die nach dem irdischen Tod auf mich warten?
Der Tod ist nur ein Schritt in eine andere Welt.
Auch das ließ ich mein Phantasiewesen ‚Kim’ sprechen und wünschte mir, es gebe ihn wirklich und er warte auf mich in einer Parallelwelt. Dabei hatte ich kein schlechtes Gewissen meinem Mann gegenüber, denn ein Aspekt seines Selbst könnte durchaus Kim sein oder gar Maria, sein geliebtes Weib, während ein Aspekt meines Selbst Kim ist. Immerhin war und ist seine Wesensart mein Ideal, das ich niemals erreichen kann.
Und schon wieder weiche ich vom eigentlichen Thema ab, das ich mir (wieder einmal!) vorgenommen habe. Der Glaube! Nein, nichts von Religionen – nicht einmal Zen, Tao oder der mich sehr faszinierende Advaita-Vedanta. Das sind die Philosophien anderer Menschen, der Glaube anderer Menschen. Wurde Plato zum Religionsstifter ernannt, oder Kierkegaard, deren Philosophie durchaus dafür geeignet gewesen wären? Nein!
Warum dann ausgerechnet Buddha, Jesus, Mohammed? Sie drohten den Menschen mit dem Himmelreich, mit dem Nirwana. Natürlich war es keine Drohung, aber die Aussage, dass es ein Mensch im Jenseits nicht gut haben wird, wenn er auf Erden böse und egoistisch war, trifft doch irgendwie zu. Aber wie auch immer, denn es geht genau um diese Ängstigung, die auch mein verehrter Freund Carlos anspricht. Wenn du nicht dein Ego abliegst, dich der Kraft vollkommen ergibst, wirst du niemals genug Kraft haben, um am Adler vorbei zu kommen. Diese Aussage in seinen Büchern hat mir nie gefallen. Ich mag keine Drohungen dieser Art, dieses wenn du dies oder das nicht tust, dann passiert etwas. Genauso wie das ‚Müssen’ kotzt mich das ‚Wenn-dann’ furchtbar an.
Da ist mir diese Aussage Kims schon um einiges lieber: Wenn du dich der Kraft ergibst, führt sie dich genauso wie früher dein Ego, nur mit dem Unterschied, dass du dich nicht mehr fragst, was für dich herausspringt.
Das Ego entspringt dem menschlichen Körper. Unsere Gehirne sind so kompakt, dass sie ein Ego entwickelt haben, falls ich damit wissenschaftlich richtig liege. Aber egal, denn was ich damit sagen möchte, ist, dass das Ego nur auf irdischer Basis existiert. Es entsteht kurz nach der Geburt und endet mit dem Tod. Was nach dem Tod passiert, hat mit dem Ego, mit dem Ding, mit dem wir uns selbst identifizieren nichts zu tun. Wir nehmen nichts mit in den Tod. Welch wahrer Satz, wobei hier Materie gemeint ist, aber ich meine auch, dass wir nicht einmal Geistiges mitnehmen.
Und was heißt das jetzt? Ist es das, woran ich glauben möchte? Darum geht es nicht, denn es geht nur darum, woran ich glauben KANN! Und in dieser Beziehung gebe ich meinem ehrenwerten Freund Carlos recht, wenn er sagt, dass da draußen das vollkommen Unpersönliche auf uns wartet. Was oder wer immer mit Gott gemeint ist, es oder er/sie ist etwas vollkommen Unpersönliches und wird uns genauso verschlingen, wie es/er/sie uns einst ausgespuckt hat.
Es gibt nichts, was wir tun könnten, um unser erbärmliches Ego, in dem unsere gesamte persönliche irdische Geschichte steckt, zu retten. Damit sage ich durchaus nicht, dass es so ist. Das wäre lächerlich, denn ich weiß es ja nicht, denn manchmal fühle ich etwas ganz anderes, aber mein Ego wurde von klein auf zum denken gedrillt, dass sich alles logisch erklären lässt und wenn nicht, ist die Menschheit noch nicht so weit, es erklären zu können, was aber sicher noch kommen wird. Die Menschheit wurde entzaubert. Wurde sie das wirklich oder hat uns die Wissenschaft tatsächlich aufgeklärt? Wahrscheinlich trifft beides zu.
Es gab in meinem Leben einige Momente, in denen ich mir genau in diesem Moment des Fühlens so sicher war, dass dies wirkliche Magie ist. Aber nachdem der Zauber vorbei war, wurde für mich Zufall oder Einbildung daraus. Der Mensch kann sich ja so viel selbst einreden und einbilden. Da setzt sich einer hin, schaukelt hin und her, summt eine eintönige Melodie und schon fühlt er sich in die Luft gehoben, weil er das geistig beabsichtigt. Er fühlt sich in der Luft und doch klebt er noch immer am Boden. Aber es gibt Zuschauer, die ihn schweben sehen. Und es sind nicht wenige. Welch Phänomen!
Woran also glaube ich oder KANN ich glauben? Ganz ehrlich, ich weiß es nicht und es ist auch vollkommen egal. Wichtiger wäre, das aufzunehmen, was hier und jetzt ist und keine Gedanken darüber zu verschwenden, was denn sein könnte und was nicht. Aber so bin ich nun mal. Es sind für mich keine Gedanken, die ich verschwende – es sind für mich Gedanken, die ich liebe.

wahre kunst und wissenschaft

die mathematik musikalisch darstellen
die musik bildnerisch darstellen
das bild dichterisch darstellen
das gedicht häkelnd darstellen
die häkelei physiaklisch darstellen
die physik philosophisch darstellen

die einheit, das eine in allem, das alles in einem, darstellen

„Du ermüdest dich“, sagte der Musikmeister zu Josef Knecht im Glasperlenspiel von Hermann Hesse. Eine berührende Szene, wie Josef sich eifrigst bemüht, seinen Freund und ehemaligen Musiklehrer mit Worten zu unterhalten, während dieser in stiller Heiterkeit, mit seligem Lächeln und friedlich liebenden Blick versinkt.
Sich eifrig bemühen, vielleicht nicht immer nur für den anderen, sondern sehr viel mehr für sich selbst, dem anderen zu zeigen, wie sehr man für andere da ist, wie gut man doch ist.
Seht her, wie gescheit ich bin! Seht her, wie schön ich bin! Seht her, wie…
Dressierte Affen nannte Freund Carlos sie und spielte diesen einst bei einem Interview: „Bitte, mag mich! Bitte, finde mich toll!“
Will ich das? Oder möchte ich nicht viel wie mehr der alte und bereits den Tode nahe Musikmeister sein? Schweigen und endlich erkennen, dass nicht nur „Pro“ sondern auch „Contra“ mich formte und zu der Persönlichkeit machte, die ich bin. Nicht mehr aufbegehren, nicht immer Rechthaben wollen, da Wahrheit und Wirklichkeit relativ und nicht für alle ein und dasselbe darstellt.
„Du ermüdest dich.“ Könnte mein mehrmals tägliches Mantra werden.

Und wenn wir auch, über diesen Regenmacher und seine uns früh und primitiv anmutende Zeit hinaus, noch um weitere Jahrtausende zurückgehen könnten: wir würden, und das ist unser Glaube, mit dem Menschen zugleich überall auch schon den Geist antreffen, den Geist, der ohne Anfang ist und immer schon alles und jedes enthalten hat, was er später je hervorbringt.
Dieser sprachlich so wunderschöne Satz von Hermann Hesse aus seinem letzten Prosawerk spricht mir direkt aus der Seele. Es ist das, was Kim bereits von Anfang unserer Gespräche an meinte, dass die Quelle der Kraft alles in sich habe, was Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft mit einschließt und wohl noch sehr viel mehr.
Des Weiteren schrieb Herr Hesse weitere schöne Zeilen, wie etwa „…denn der Lehrer hat ja nicht dem Schüler zu dienen, sondern beide dem Geist.“ Und weiter: „Jede Förderung eines Schülers, der zwar zu glänzen, aber nicht zu dienen fähig ist, bedeutet im Grunde eine Schädigung des Dienstes, eine Art von Verrat am Geist.“ Jene letzten Zeilen erinnern mich sehr an Freund Carlos’ Schilderung, dass nicht Don Juan, sondern der Geist seine Lehrlinge auswählte, weshalb Don Juan sehr oft über die Titel „Meister“ oder „Guru“ lachte.
Dem Geist dienen, denn er ist es schließlich, dem wir unser Dasein verdanken. Diese Aussage kam bei meiner letzten Geschichte, mit dem, wie mir jetzt scheint, eigenartigen Titel „Nachher“ nicht wirklich zur Geltung. Es war die Rede von der Selbstgestaltung des nächsten Lebens. Die Frage, wer denn das erste Leben gestaltet hat, wäre wohl nicht zu beantworten. Diese Selbstgestaltung stellt sich in meiner Geschichte (meine Geschichte? Wenn alles vom Geist kommt, dann wohl auch sie und so gesehen sind wir viel mehr Handlanger des Geistes als kreative Genies, wie sich manche gerne nennen mögen) als nutzlos heraus, da es ja auch andere Lebewesen, sprich: Menschen, gibt, die ebenso kreativ sind und sich deshalb all diese Pläne gegenseitig im Wege sind. So gesehen wollte ich damit ausdrücken, dass wir sehr wohl unfähig sind, unser Leben selbst zu gestalten, da nicht nur andere, sondern auch der Geist mit eingreift. Und wieder fällt mir ein Spruch ein: Willst du Gott zum Lachen bringen, mach Pläne. Was diese Gedanken wohl am besten ausdrücken.
Es mag spannend sein, über den Tellerrand hinaus zu blicken, aber wenn man noch weiter hinausblickt, wird es paradox, was wohl bedeutet, dass des Menschen Geist ja doch beschränkt ist, was wiederum bedeutet, dass uns der Geist nur ein Teilchen seines gewaltigen, anfang- und endlosen Selbst geschenkt hat.
Wir sind also keine Götter. Anscheinend gibt es sie eh nicht. Da hat doch mal einer gesagt (ja klar, es wurde ohnehin schon alles gesagt, was es zu sagen gibt): Wenn es Götter gäbe, wie hielte ich es aus, kein Gott zu sein. Dennoch macht sich der Mensch sehr oft zum Gott, wenn man bedenkt, was er seiner Umwelt antut. Schon gut, aber es geht bei mir nicht ohne den Menschen (mich natürlich mit eingeschlossen) zu schelten.
Wer oder was ist nun dieser für uns schier unbegreifliche Geist? Ist er persönlich oder unpersönlich? Lässt er uns unser Bewusstsein, wo bereits Wissenschaftler angeblich feststellten, dass Bewusstsein den vergänglichen Körper überlebt? Oder verschlingt der Geist Bewusstsein, wie Freund Carlos’ Adler, der Bewusstsein verleiht und es, wenn er keine dementsprechenden Geschenke bekommt, wieder zurückverlangt? Kim meint, die Quelle der Kraft ist alles. Damit meint er, sie ist alles, was wir uns vorstellen können und natürlich auch das, was über unsere Vorstellungskraft hinausgeht. No na, diese letzte Bemerkung hätte ich mir sparen können. Demnach, mutmaße ich, ist sie persönlich, sonst könnten wir uns keine persönlichen Gedanken machen und würden uns nicht als Ich definieren, wie natürlich auch unpersönlich. Gedanken kann man sich darüber viele machen, nur werden sie wohl kaum dem nahe kommen, was der Geist oder die Quelle der Kraft wirklich ist. Und wenn Kim sagt, dass sie ALLES ist, wäre ja schon alles damit gesagt. Oder etwa nicht?
Dem Geist dienen. Wie? Da gibt es doch so etwas wie die innere Stimme. Man kann diese innere Stimme auch Atman nennen. Nach der Lehre der Advaita-Vedanta Philosophie (ich liebe sie und zugleich ängstigt sie mich) ist Atman identisch mit dem absoluten Selbst Brahman, der so genannten Weltseele. Wie bereits mehrmals gesagt, die Quelle der Kraft hat viele Namen, oder besser gesagt, wir haben dem Absoluten viele Namen gegeben.
Nun, und dann gibt es auch so was wie das Gewissen. Auch wenn gut und böse Richtlinien der Menschheit sind und vielleicht nicht für alle Lebewesen gelten, kann man sagen, dass wohl jeder Mensch weiß, was gut (richtig) und böse (falsch) ist, selbst wenn jeder einen ganz eigenen Horizont hat. Die Frage ist dann nur, warum gab uns der Geist diesen schrecklichen Dualismus. Philosophen meinen, dass es ohne Du kein Ich geben würde. Würden wir alleine im Nirgendwo fest hängen, wären wir ebenso nichts, was irgendwie logisch ist. Und hier beginnt wohl der Dualismus. Das Ich unterscheidet sich vom Du. Ich stelle fest, dass du anders bist als ich. Und so weiter.
Ich könnte meine Gedanken darüber stundenlang spinnen, ohne auf einen grünen Zweig zu kommen. Und so beende ich die geschriebenen (!) für heute mit Don Juans Worten, dass wir Menschen dumm sind, weil wir alles versuchen, um das Universum zu ergründen, jedoch mit dem Wissen, dass wir dies niemals schaffen.

Hochmut kommt vor dem Fall. Das eigene Seelenheil? Und vor allem das Helfersyndrom. Wenn es nicht echt ist, bringt es gar nichts. Und wieder die Frage nach dem eigenen Seelenheil. Was ist mir wichtiger: die anderen oder meine Wenigkeit? Wie zweifelhaft! Schon das Wort „Wenigkeit“ drückt Heuchelei aus. Niemand würde sich selbst Wenigkeit nennen. Oder doch? Vielleicht jene, die erkennen, dass alles, ihre Talente, ihr Inneres wie auch ihr Äußeres, nichts als Geschenke (oder Flüche?) sind, die sie sich niemals selbst erworben haben. Sie helfen wahrscheinlich manchmal wo es absolut notwendig ist, aber viel mehr zeigen sie auf, wie man sich am besten selbst hilft. Immerhin, die Quelle der Kraft hat uns alles gegeben, was wir im Leben brauchen. Und doch haben manche all das schon verloren, bevor ihr Leben wirklich beginnt. Also nicht hochmütig sein und auch nicht unbedingt das eigene Seelenheil im Blick haben. Nicht mal ein Mittelmaß wäre ratsam. Echtheit wäre gefragt. Authentizität nennt man es auch. Die eigene Wahrheit und Wirklichkeit leben, auch wenn es schwer fällt, sich selbst als Arschloch zu erkennen. Ja, alles schon da gewesen, aber es bleibt besser hängen, wenn es mehrmals geschrieben steht. Ganz dick ins Bewusstsein schreiben, wirklich ganz, ganz dick!

Wie du mir so ich dir. Rachegedanken? Vielleicht sollte mal das Persönliche weggelassen werden, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Rache macht blind, sagt Arima. Und auch, dass selbst gut gemeinte Revanchegeschenke sich rächen bedeutet. Was also tun? Kein höfliches Bitte und Danke, wie uns das als Kinder noch wortwörtlich eingebläut wurde? Wo blieb nur die gute alte Hippiezeit, als wir uns kein Blatt vor den Mund, geschweige denn vor den Körper genommen haben? Damals schien alles so echt, so unverblümt, trotz der blumenreichen Ära. Ein Blick genügte und wir wussten Bescheid. Und heute? Wenn Blicke töten könnten. Es gibt ja viel zu viele Rivalen. Und dann das stets geheuchelte Danke, das sie sich sonst wohin schieben können. Wir sehen tiefer. Wir sehen, wie du es meinst! Und wir schweigen dazu und tun nichts. Nichts wie Maya, denn das Lebensrad dreht sich und dreht sich.

Wort für Wort. Bedeutung für Deutung. Assoziationen. Einfach ein Wort nach dem anderen, ohne viel darüber nachzudenken. Rohrschachtest, wo man auch schnell sagen muss, was das Bild aussagt. Und dann erfahren sie, wie bösartig ein Mensch sein kann. Ego. Das vielliebgehasste Ego. Nicht wie du mir so ich dir. Ich alles – du nichts. Ist doch viel besser so. Warum teilen, wenn ich alles haben kann? Das ist mein Land, da komm nur ich rein und vielleicht ein paar andere, die mir alles was sie haben geben. Diktatur. Demokratie gab es ohnehin nie. Aber warum sich darüber den Kopf zerbrechen? Man sagt doch, ein einzelner kann nichts erreichen. Andererseits, wenn alle so denken, ändert sich nie was. Was soll sich ändern? Solange sich der Mensch selbst, sich das Menschsein nicht ändert, wird sich nie was ändern. Artgerechte Menschen? Man sollte sich vor ihnen fürchten. Die Angst vor sich selbst. Es ist immer die eigene Angst, die einem zum Wahnsinn treibt. Und das Bösartige, das tief in einem schlummert. Menschen sind wie Tiere? Keineswegs. Wären sie das, würde es eine andere Welt geben, die wir uns nicht mal in unseren kühnsten Träumen vorstellen können. Auch hier geht es um Rang- und Revierkämpfe. Aber auf ehrliche und vor allem primitive Art, denn man sieht doch, wohin uns die hoch gepriesene Intelligenz gebracht hat. Und eines noch, das ich inzwischen gelernt habe: Nicht immer ist die weiße Rasse das Böseste unter der Sonne.

Rückzug. Weg von der Menge. Einsiedelei. Dafür mag es Gründe geben. Gibt es nur einen, ist es nicht echt. Meist ist es ein Egotrip, diese Selbstfindung, von der so viele reden. Nichthandeln, Nichtdenken, Einswerden mit dem Absoluten. Ich mag es nicht mehr „Gott“ nennen. Alles andere ist nicht mehr wichtig. Was kümmert mich die Welt, die ständig vergängliche? Keinen Deut. Soll sie doch den Bach runter gehen. Hauptsache ich bin eins mit dem Ewigen.
Das wäre wohl ein Irrweg. Aber egal, denn Weg ist Weg, alle führen in den Abgrund und wir können nur fallen. Aufsteigen tun die Engel, an die ich genauso wenig glaube wie an einen befehlenden Gott. Was ist schon Glaube? Am Ende sehen wir ohnehin was dabei rauskommt. Oder wir sehen es nicht. Keine Augen, keine Ohren, keine Nase, keinen Mund, keinen Körper, nicht mal Bewusstsein. Tod, du stiller Freund.
Sein und werden. Genau das ist es. Was kümmert es mich, was ich werde, denn ICH BIN bereits. Lasst uns saufen, rauchen und huren! Ehrlichkeit ist stets ein besserer Weg als Heuchelei. Und wissen tun wir es ja, dass nichts übrig bleibt, nicht mal ein winziger und kaum hörbarer Furz.

Affengott und Elefantengott, sogar ein blauer Gott, der einst Hirtenjunge war. Vielleicht könnte ich dann glauben, dass Götter wirklich gerecht sind und nicht nur die Menschen als ihre Ebenbilder anerkennen, weil sie ein angeblich höheres Bewusstsein haben als andere Lebewesen dieser Erde. Unsere treuen und hilfsbereiten Hunde, unsere anschmiegsamen Katzen, unsere dienenden Pferde und schließlich jene, die uns durch ihr Fleisch den Hunger stillen und die wir oftmals sehr, sehr schlecht auf ihren letzten Weg behandeln, dass es auf jeden Fall besser wäre, kein Fleisch, keine Wurst mehr zu essen. Warum können wir ihnen keinen Gott, keine Götter zugestehen und sagen, dass nur wir Menschen eine Seele haben? Andererseits gab es doch einen in unseren Breiten, der auch an die Tierseelen glaubte – unser guter Franciscus de Assisio oder Franciscus Assisiensis gebürtig Giovanni Battista Bernardone. Man kann sich also nicht nur an die alten Hindugötter und an ihre heiligen Kühe wenden.
Wie begann es eigentlich, an überirdische Wesen zu glauben? Zuerst war da die Sonne, aber auch sie verließ die frühen Menschen. Statt ihr kam ein fahles Gestirn, das ständig ab- oder zunahm und manchmal gänzlich vom Himmelszelt verschwand. Wohl kaum verlässlich diese beiden und doch wurde einst ein Sonnengott und eine Mondgöttin aus ihnen.
Aber die Götter verlangten Opfergaben, manchmal sogar blutig menschliche, sonst ließen sie es nicht regnen, oder die Ernte fiel aus und viele Menschen verhungerten. Und irgendwann aß einer eine noch unbekannte Pflanze oder einen noch unbekannten Pilz und wurde zum Medizinmann oder Schamanen, weil er plötzlich Dinge wusste, die noch nie zuvor ein Mensch wissen konnte. Über das Totenreich und den Gott des Todes oder den Fährmann, der die Toten über den River Styx in die Unterwelt brachte, wussten nur spezielle Menschen Bescheid. Man musste dazu geboren werden oder harte Prüfungen bestehen.
Obwohl die Menschen immer reifer und aufgeklärter wurden, hörten sie nie auf, an höhere Mächte zu glauben. Ganz besonders die alten und kranken Menschen zieht es magnetisch zum Göttlichen, das sie um Gnade anbetteln.
Knie weder vor einem Gott und schon gar nicht vor einem Menschen, - ruft es in mir, aber denke niemals, du seiest das Höchste und Unabhängigste auf der Welt. Menschen sind genauso wenig göttliche Wesen wie Tiere oder Pflanzen, - tönt meine innere Stimme hallend in der Leere meiner Schädelknochen. Vielleicht mal das Herz einschalten? Als gäbe es da einen Unterschied! Und wie sehr wünsche ich mir zu glauben, so bedingungslos zu glauben, dass es fast schon ein Wissen ist. Zum Teufel mit allen Religionen! Zum Teufel mit aller Esoterik, die eh nur Geschäftemacherei ist! Wir sind im 21. Jahrhundert und blicken im Sternenhimmel bis zum Urknall zurück. Wach auf! Es gibt nichts, das dich vor irgendetwas retten könnte. Das Leben ist tödlich. Das ist die einzige Wahrheit. Schließlich tönt es abermals und Poes Rabe krächzt: Und mein Geist wird aus dem Schatten, den er breitet um mich her, sich erheben – nimmermehr. Nimmermehr! Nimmermehr!
Es kann doch nicht sein, dass Babys sterben, dass Menschen verkrüppelt oder geistig behindert auf die Welt kommen, dass es Reiche gibt, die auf die Armen spucken, dass manche Lebewesen nur leiden und andere Preise für eine ganz besondere Leistung bekommen. Da muss doch etwas dahinter stecken, - so etwas wie Karma! Ich leide für etwas, das ich in einem andere Leben verbockt habe. Genauso muss es sein!
Nimmermehr! Nimmermehr!
Alles nur Wunschdenken. Aber denk mal genauer nach. Wenn du uralt und vielleicht auch kränklich bist, wünschst du dir vielleicht kein neues Leben, sondern Ruhe und Stille, weil du vom Leben müde geworden bist. Du bekommst gar nicht mit, dass es aus und vorbei ist. Du bist tot, mausetot.
Nimmermehr! Nimmermehr, - krächzt der Rabe, denn auch er weiß, dass es nichts und niemanden gibt, der eine Menschenseele auffangen könnte. Wie lächerlich! Wo soll denn diese Seele sein?
Man wird leichter, wenn man stirbt.
Klar, weil alle Luft raus ist und vielleicht auch irgendwelche Flüssigkeiten, die sich wo angestaut haben. Und sag nichts von einem Tunnel, wo am Ende ein Lichtlein strahlt. Den Tunnelblick haben Menschen auch, kurz bevor sie ohnmächtig werden. Außerdem hat der Mensch die unheimliche Fähigkeit, sich alles mögliche einzureden, bis er es schließlich selbst glaubt. Alle Religions- und Glaubensstifter waren Menschen mit dieser Fähigkeit.
Nimmermehr! Nimmermehr!
Du denkst zu sehr mit dem Kopf. Lass doch mal dein Herz sprechen. Und du weißt, das ist bloß eine Metapher. Es gibt etwas im Menschen und vielleicht auch im Tier und womöglich vielmehr in den Pflanzen, das einen Draht zu etwas hat, was nicht benannt werden kann.
Ja, ja, Tao, Zen – alles Wischiwaschipseudophilosophien. Wer hat’s erfunden? – kannst du dich da fragen. Die Schweizer waren's nicht!
Wozu eigentlich darüber nachdenken, wenn es sowieso jeden einmal trifft? Dann bekommen wir eine Antwort oder keine. Aber jetzt leben wir erst mal und zwar so, als gäbe es kein Morgen.
Na, warum nicht gleich! Nimmermehr, nimmermehr…

„Im Mutterbauch hatte der Säugling konstante Körpertemperatur, lag eng zusammengehalten im Fruchtwasser, die Schwerkraft spielte keine Rolle, es hatte gedämpfte Geräusche, keinen Hunger oder Ausscheidungsdrang. Die Umstellungen sind also enorm“, betont DRr. Peter Voitl, Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde in Bezug auf Schreibabys in einer Österreichischen Tageszeitung.
Erinnert das nicht an eine Art Paradies, an ewiges und unendliches Wohlbefinden, an ewige und unendliche Glückseligkeit, die uns in verschiedenen Religionen suggeriert werden? Ich könnte mir vorstellen, dass durch derartige Erinnerungen im Mutterleib, einige Religionen und Philosophien entstanden sind. Und warum sollte sich der Mensch nicht unbewusst daran erinnern können, wo es doch heißt, dass wir nur die Spitze des Gesamtbewusstseins wahrnehmen, wie die Spitze eines Eisberges, während die restlichen 70% oder 80% verborgen bleiben und uns eventuell symbolisch oder auf eine andere subtile Art entschlüsselt werden?

Fussbad.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)

Das Haus, das einst hier stand
Es ist hin
Die Familie, die Menschen, die in ihm wohnten
Sie sind hin
Alles ist hin, hin, hin
Und Jetzt?
Jetzt ist mal ein Fußbad drin!