In „Die feine Gesellschaft“ treffen aristokratische Spießer an der französischen Küste 1910 auf Kannibalen: eine herrlich entfesselte Groteske mit Juliette Binoche und anderen Stars in Höchstform.

Alles beginnt, wie es endet, am Meer, an einer einsamen Küste im Norden von Frankreich; eine betörende Landschaft, gebannt in betörende Bilder. Unbehaust wirken diese Bilder, wie schwebend zwischen Impressionismus und Surrealismus, friedlich und doch irritierend unwirklich. Zwei schwarze Tupfer erscheinen darin, einer strich-, der andere kugelförmig. Letzterer erweist sich als sagenhaft dicker Kommissar. Ein vertrauter Typ, der des komischen Polizisten? Komisch ja – vertraut nein. Spätestens als sich Kommissar Machin zu Boden fallen lässt und die Düne hinunterrollt wie eine Walze, als sei dies die natürlichste Fortbewegungsart der Welt, muss dem Zuseher dämmern, dass er von diesem Kinobesuch alles Mögliche zu erwarten hat. Nur nicht das Erwartbare.

Seit Langem wohl hat kein Film so viel Kunst aufs rücksichtslos Verrückte, aufs grenzenlos Groteske verwendet wie „Die feine Gesellschaft“, das diese Woche in die österreichischen Kinos kommt. Der Film spielt ganz oben und ganz unten, räumlich und sozial: Die adelige Familie Van Peteghem urlaubt im Jahr 1910 in ihrem Haus in Nord-Pas-de-Calais hoch über dem Meer. Unten haust die Muschelsammlerfamilie Brufort, die gegen Geld auch Touristen übers Wasser zu anderen Buchten befördert – und, wie sich herausstellt, noch viel weiter, als diese sich träumen lassen. Zwei Bindeglieder gibt es zwischen diesen Welten: den Kommissar, der herausfinden will, warum immer mehr Touristen spurlos vom Strand verschwinden – und Billie, eine junge Van Peteghem. Oder ein junger? Ist dieses wunderschöne androgyne Geschöpf ein Mädchen, ein Bub, beides? Auf jeden Fall verliebt sich Billie in einen der „primitiven“ Bruforts, den jungen Ma Loute (nach dem der Film im Original betitelt ist) – und er sich in sie.

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Deutscher Titel Die feine Gesellschaft
Originaltitel Ma Loute
Produktionsland Frankreich
Originalsprache Französisch
Erscheinungsjahr 2016
Länge 122 Minuten

Stab
Regie Bruno Dumont
Drehbuch Bruno Dumont
Produktion Rachid Bouchareb
Jean Bréhat
Musik Philippe Lecoeur
Kamera Guillaume Deffontaines
Schnitt Basile Belkhiri
Besetzung
Fabrice Luchini: André van Peteghem
Valeria Bruni Tedeschi: Isabelle van Peteghem
Juliette Binoche: Aude van Peteghem
Jean-Luc Vincent: Christian van Peteghem
Raph: Billie van Peteghem
Brandon Lavieville: Lümmel Rohbrecht
Thierry Lavieville: „Der Ewige“ Rohbrecht
Caroline Carbonnier: Mutter Rohbrecht
Didier Després: Blading
Cyril Rigaux: Böswald
Laura Dupré: Nadège