Tagesgedanken oder was einem halt so einfällt – wäre auch passend. Aber schon da kam mir der erste Tagesgedanke, die Frage, was mich dazu verleitet, dies öffentlich – sozusagen in Foren im Internet, wo doch fast jeder Zugang hat – kund zu tun. Was bringt mich dazu, meine Gedanken, die eh kein Schwein interessieren, zur Schau zu stellen. Finde ich meine eigenes Geschreibe denn so toll, dass ich das zeigen muss, obwohl ich mir sicher bin, dass ich mich selbst am besten verstehe und andere ohnehin falsch oder gar nicht verstehen, wie ich etwas meine. Ist es, weil ich andere zum nachdenken oder schreiben anregen möchte, was sicher auch nichts bringt, denn wenn jemand denken oder schreiben will, tut er es eh. Oder ist es, weil ich andere selbstlos teilhaben lassen will, ihnen sozusagen mit meinem Geschreibe ein Geschenk machen möchte, was doch ein wenig, wenn nicht gar sehr überheblich wäre. Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich ist es von allem ein bisschen.
Warum veröffentlichen Schriftsteller ihre Poesie? Warum machen bildende Künstler Ausstellungen? Hier geht es wohl auch ums Geld verdienen, denn jene Menschen leben von Kunst, was man mein Geschreibe (wie auch Gebilde!) nicht nennen kann. Nun aber genug damit, da auch das veröffentlicht wird und nach Anerkennung heischend wirkt. Moment! Ja ich will Anerkennung! Ich will beachtet werden! Dies ist mein Kontakt zur Außenwelt! Also, sehr her – ich lebe! Na ja, das kommt wahrscheinlich noch weniger gut an.

So wollte ich gar nicht mit einer neuen Rubrik beginnen. Es war mehr ein Gedanke gestern beim Fernsehen, der mich dazu bringt, abermals zu schreiben. Es war eine Werbung, wo sich eine Familie, Vater, Mutter, Söhnchen und Töchterchen gemütlich auf eine Couch werfen und irgendwas naschen. Um dieses Naschzeug ging es, aber ich sah etwas anderes – nämlich den Gedanken: Warum kann dieser Moment nicht für immer sein? Dieser Moment, wo alle zusammen glückselig ihre Schokostückchen lachend in den Mund stecken. Und kein Gedanke, jemand von dieser netten, glücklichen Familie könnte irgendwann schwerkrank werden, oder sie alle zusammen das Heim verlieren und auf der Straße leben müssten oder schließlich einer von ihnen plötzlich sterben könnte. Nein! Nur dieser eine glückselige Moment sollte für immer bestehen bleiben und nichts weiter passieren. Dieses Wort – passieren – löst bei mir teilweise schon Panik aus. Es ist etwas passiert. Verdammt, es soll nichts passieren!
Bei diesem Gedanken blieb es aber nicht, denn ich dachte an gewisse (meine Lieblings-)Schriften (Advaita-Vedanta), wo es heißt, in tiefster Meditation bist du „Gott“ (für mich eine unendliche und ewige Energiequelle) so nahe, dass du für immer in diesem Zustand bleiben möchtest und dass du wieder in diesem Zustand sein wirst, wenn du stirbst, bis – nun, bis du abermals im Kreislauf des Lebens landest und das so lange, bis du endlich kapiert hast, worum es im Leben geht.
Liegt es in unserer Natur (blöde Formulierung, aber mir fällt nichts anderes ein), sich nach so einem glückseligen Moment zu sehnen, weil wir uns zurück erinnern an das, was wir sind und woher wir kommen? Glückselige Momente in der unendlichen Ewigkeit?

Es gibt Gedanken, oder „Gedachtes“, das man besser für sich behält. Nicht deshalb, weil sie vielleicht beleidigend sein könnten, obwohl auch das zutrifft, denn es bringt absolut nichts, einem anderen schonungslos die Meinung zu sagen. Meinungen wechseln viel zu schnell. Was dich heute noch begeistert, wofür du heute noch total einstehst, kann morgen schon ganz anders aussehen, obwohl sich die Dinge selbst keineswegs ändern. Es sind eher diese Gedanken, es ist dieses Gedachtes, das für einen selbst etwas Magisches, etwas Zauberhaftes hat und man dies von keinem anderen „beschmutzen“ lassen möchte. Natürlich beschmutzt niemand Gedanken, oder verändert sie. Aber ja, vielleicht tut er/sie das, denn durch Beobachtung kann sich doch etwas verändern, wenn auch nur auf quantenphysikalischer oder eben gedanklicher Art.
Das ist kein Widerspruch, da ich vorhin schrieb, die Dinge selbst verändern sich nicht, sondern nur die Meinungen oder Gedanken darüber und nun schreibe ich, dass sich ja doch etwas verändern kann. Ja, die Gedanken sind es, die sich wieder verändern, denn man denkt ja doch daran, wie fasst er oder sie meine nieder geschriebenen Gedanken auf, was mag er oder sie darüber denken?

Und jetzt trifft mich doch glatt der Schlag! Heute Nacht träumte ich von einem Ururur-Uriel. Mir wurde im Traum gesagt, dass es sich hier um den echten, den wahren Uriel handelt. Als ich aufwachte, dachte ich: Da hast du wieder mal was zusammen geträumt!
Aber es wäre gut für eine neue Geschichte. Uriel und Luzifer, die beiden Engel des Lichts sind Freunde und kämpfen gegen die Engel der Finsternis. Also total verkehrt, indem die Bösen die Guten sind. Und nun googelte ich „Uriel“ und was steht da? Er ist der Engel, dessen Name hebräisch und übersetzt „das Licht Gottes“ bedeutet. Ich schwör's, das wusste ich nicht! Ich wusste zwar, dass Uriel irgendein Engel ist, aber dass er es wie mein Lieblingsengel Luzy, mit dem Licht hat, wusste ich nicht.
Das mag jetzt keine besondere Bedeutung haben, aber... Ja, was aber? Cool finde ich es, ja, ganz einfach cool, dass ausgerechnet ich so was träume. Ich, die Realistin, die der Esoterik ziemlich skeptisch gegenübersteht und es deshalb auch mit den Engeln nicht so hat, träumt plötzlich von Uriel, der es mit dem Licht hat.
Übrigens, das mit Luzy, dass er mein Lieblingsengel ist, ist nicht so ernst zu nehmen. Es ist nur so, von den ganzen Engel- und Gottgeschichterln, ist er mir der liebste, weil er sich nicht unterordnet und rebelliert. Uriel dürfte, laut Internet, ein ebensolcher Freigeist sein.
Mag ja sein, dass es so was wie Engel gibt, aber ich denke eher an so genannte höhere Welten, wie sie in den altindischen Schriften erwähnt werden. Lebewesen, die im letzten Leben „brav“ waren, dürfen sozusagen in höhere Welten „aufsteigen“. Aufstieg, also auch nichts neues, was so genannte Esoteriker erfunden haben könnten. Schon die alten Inder schienen davon gewusst zu haben.
Nun, und eben in diesen höheren Welten existieren so genannte aufgestiegene Seelen, die manche Menschen „Engel“ nennen. Könnte ja sein! Wissen tu ich es nicht. Aber der Gedanke fasziniert mich noch immer, den ich eventuell für mich behalten hätte sollen, der Gedanke über Uriel, den wahren Ururur-Uriel.

Es gibt schon etwas, sogar einiges, was ich für mich ganz alleine behalte. Jeder Mensch hat angeblich so ein Fleckchen in sich, das angeblich eine kleine Region im Gehirn ist. Tiere haben das nicht. Deshalb sind sie so ehrlich.
Angeblich befindet sich alles im Gehirn, im menschlichen Gehirn. Bestimmte Regionen im Gehirn sind für bestimmte Handlungen verantwortlich. Erstaunlich ist, dass das Gehirn schon vorher reagiert, bevor wir überhaupt den Gedanken zu einer bestimmten Handlung haben. Irgendwie aber logisch, denn auch Gedanken gehen vom Gehirn aus und wenn wir denken, macht das Gehirn das Denken schon vorher, also weiß es bereits vor uns, was Sache ist. Na ja, doch nicht so logisch, aber irgendwie greifbar.
Das erinnert mich an Tachyonen, hypothetische Teilchen, die sich schneller als mit Lichtgeschwindigkeit bewegen. In einem Buch las ich mal, man könnte diese Teilchen damit erklären, dass, wenn ich eine Frage stelle, die Antwort bereits da ist, bevor ich die Frage überhaupt stelle.
Beim Gehirn erscheint es auch so. Ich habe Hunger, also gehe ich zum Kühlschrank und nehme mir etwas heraus. Das Gehirn „wusste“ all das schon lange vor mir.
Und jetzt meine Frage: Was ist dieses „Mir“, dieses „Ich“, das ständig von meinem Körper, meinen Gedanken, meinem Gehirn, usw. faselt? Babys kennen angeblich noch kein Ich (http://blog.prozesspsychologen.de/wie-en...t-sich-das-ich/). Sie fühlen sich nicht getrennt von allem, wie wir, die sich mit dem so genannten Ich identifizieren. Die meisten Tiere erkennen sich nicht als Ich, als Selbst.
Übrigens, im Buddhismus ist das Ich reine Illusion. Vielleicht ein Wunschdenken, das uns zurückführt zum Baby, zu diesem wohligen Gefühl, eins mit allem zu sein?
Man weiß noch nicht viel über das menschliche Gehirn. Irgendwann in den letzten Jahren hielt mal ein Wissenschaftler während einer Vorlesung ein großes blaues Rechteck, in dem ein winziges, kaum sichtbares Quadrat eingezeichnet war in die Höhe und sagte, das Blau sei das Gehirn und das kleine Rot sei das, was wir über das Gehirn wüssten.
Vielleicht waren doch Buddha oder vielmehr die alten Inder dem Geheimnis näher als alle heutigen Wissenschaftler zusammen. Wer weiß, wer weiß?

Ich denke eben an das arrogante, überhebliche Arschloch, über das ich in meiner letzten Geschichte geschrieben habe. Es nahm sich nie ein Blatt vor den Mund... Und eben denke ich, warum ich stets derart blödsinnige Redewendungen gebrauche!? Was soll das, - ein Blatt vor den Mund? Niemand nimmt sich ein Blatt vor den Mund, sondern sagt, was Sache ist. Auch eine Redewendung? Was Sache ist?
Worauf ich eigentlich hinaus will, ist, dass sich der Mann keine Gedanken um seine Mitmenschen machte. Sie waren ihm wortwörtlich scheißegal. Und es kümmerte ihn auch nicht, was die anderen über ihn sagten oder dachten. In dieser Beziehung war er tatsächlich eiskalt, sozusagen gefühllos, obwohl, und das ist sicher ein Widerspruch, er fühlen konnte, was sein Gegenüber fühlte. Genau das war es doch, was ihn von den Menschen fern hielt. Aber gleichzeitig liebte er die Einsamkeit und das von klein auf.
Sicher war es leicht für ihn, niemanden zu brauchen, denn er hatte Geld genug, brauchte keinen Job, um sein Leben zu finanzieren, weshalb er niemandem in den Arsch kriechen musste, um den Job, oder etwas anderes zu behalten. Diese Redewendung gefällt mir übrigens, - jemandem in den Arsch kriechen. Tut auch keiner wirklich. Oder?
Der Schluss meiner letzten Geschichte ist egal. Man kann sie sich aussuchen, aber meiner Meinung nach passt es am besten, die Nixe zu vergessen und den Mann einfach da unten sterben zu lassen. Immerhin war er eh schon tot, also was soll's? Wieder beleben? Wozu, wenn doch dieser Schluss fast genial ist und aufzeigt, dass er tatsächlich recht hat, indem er zu wissen schien, wie am Arsch die Menschheit wirklich ist. Zuerst schimpfen sie über ihn und sobald er was auslässt, wird er in den Himmel gehoben. Fehlte ja noch, dass sie ihm zu Ehren eine Statue anfertigen ließen.
Es ist noch nicht ganz heraußen, worauf ich tatsächlich hinaus will. Langsam komme ich in Schwung. Es ist eigentlich nichts anderes als das Thema: Sich nicht wichtig zu nehmen. Oder: Sein Ich reduzieren.
Der Mann nahm sich nicht wichtig, aber hatte er sein Ich reduziert? Eher nicht, denn zu seinen Lebzeiten schenkte er niemandem was. Erst, als alles vorbei war, konnte hinter ihm die Sintflut sein. Sollen sie sich halt einige Zeit lang freuen und es sich gut gehen lassen. Schlechte Zeiten kommen bestimmt wieder. Oh ja, garantiert kommen sie wieder!
Wer oder was soll denn sein Ich reduzieren? Ich reduziere mein Ich und frage mich, wie viele Ichs ich denn habe? Die menschliche Welt ist nun mal paradox. Und endlich. Vor allem hat sie ihre Grenzen, die einem unter anderen Paradoxien vor Augen halten. Das tun sie wirklich, - vor die Augen halten. Man sieht sie zwar nicht immer äußerlich, aber innerlich, mit den inneren Augen, die ohnehin sehr viel mehr sehen, wird einem direkt schwindlig vor so vielen Paradoxien.
Sich nicht wichtig nehmen, geht halt auch schwer, wenn alles, wirklich alles geht von mir selbst aus. Immerhin nehme ich wahr, was da draußen in der Welt los ist. Die Welt, das bin ich selbst, genauso wie ich Gott selbst bin, wenn ich nach innen horche. Arrogant und überheblich? Mag sein, dass es so erscheint, wenn man darüber nicht nachdenkt. Dies zu erklären, würde viele, viele Seiten von unzähligen Worten brauchen. Und ich weiß, wie viele Seiten und Worte ich über dieses Thema bereits verschwendet habe. Meine Gespräche, in denen ich versuchte zu erklären, ob es, wie Freund Carlos uns allen nahe legt, möglich ist, sich nicht wichtig zu nehmen und sein Ich zu reduzieren. Und ja, ja, ja, - es ist möglich! Aber auch hier muss der rechte Weg gesehen werden, denn beides trifft zu. Wenn man nicht gerade verrückt oder debil ist, lässt sich dieses scheinbar widersprüchliche Phänomen innerlich begreifen. Ich will nicht – verstehen -sagen, denn es ist eher etwas Subtiles, ein Greifen nach Innen. Ich nehme mich nicht wichtig, indem ich erkenne, dass ich selbst die Welt bin, denn ich kann nie wissen, wie sie wirklich ist, sondern ich kann nur wissen, wie ich sie wahrnehme.
Und selbst, wenn niemand, außer mir dies be-greift, meine letzte Geschichte hat dieses Phänomen irgendwie auf den Punkt gebracht. Es lag wohl auch an der Ähnlichkeit mit dem (relativ) hübschen Sherlock-Darsteller Benedict. Äh, Scherz, oder?