Bô Yin Râ wurde am 25. November 1876 in Aschaffenburg als Joseph Anton Schneider* geboren und stirbt am 14. Februar 1943.
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Textausschnitte aus dem Buch „Das Geheimnis“

Aber längst weißt Du, dass Dein Verstand Dich zum Sklaven tausendfachen Irrtums machte, und weise beginnst Du zu werden, indem Du Dur sagst: Dass nie Dein Verstand die Rätsel lösen wird, die Dich in dieser Erdennacht umgeben!
Hast Du endlich dieses Erste erkannt, dann kann ich Dir weiterhelfen, und so Du mir nur vertrauen magst, wirst Du gewisslich keine Enttäuschung erleben“
Siehe, alles, was Di Dein Verstandeswissen gibt, ist nur in dem kleinsten Teil Deines Körpers – in Deinem Gehirn verankert, allein das Wissen, das Dir ewige Nahrung bieten soll, muss Deines ganzen Körpers bewusst werden!
Darauf wollen wir weiterbauen!
Daraus soll Dir die Gewissheit werden, dass Dein Körper Dir vonnöten ist, willst Du zu völliger Erkenntnis kommen!
Nicht von heute auf morgen ist solche Erkenntnis zu erlangen, aber wer sie aus tiefstem Herzensgrunde sucht, dem wir sie sicherlich werden!


Über Geistiges nachzudenken, mag Dich wohl in gewisser Weise fördern, allein zum Ziele führt es nicht.
Wohl kannst Du Dir manches Wissen dieser Erde auf solche Art erwerben, aber sobald Du einmal dieser Erde Leib verlassen musst, wird solches Wissen Dir verloren und zu nichts mehr nütze sein.
Geistiges Wissen ist wahrlich anderer Art! Es kann Dir nur werden, wenn Du mit dem Gegenstand dieses Wissens Dich zu vereinigen magst.
Während vergängliches Wissen stets nur ein Be-greifen, ein Er-fassen, ein Ent-decken, ein Er-finden, ein Er-schließen ist, handelt es sich beim geistigen, ewig bleibenden Wissen um ein Innewerden.
Du kannst im Geistigen nichts erlangen, es sei denn, Du selber lässt dich in Deinem Inneren durch das Geistige wandeln und wirst, was Du erkennen willst.

Man glaubt in seinem Denken Geistiges zu erkennen und weiß nicht, dass Geistiges nie in Gedanken fassbar wird, bevor man es erlebte, da es nur im Erleben wahrhaft empfunden werden kann; in einem Erleben, das nichts mit gedanklichem Erkennen gemeinsam hat.


Gewohnt von Jugend auf, nur in Deinem Denken letzte Entscheidung zu suchen, hast Du die Kraft in Dir verkümmern lassen, durch die Dir Gewissheit im Innewerden kommen soll.
Aber alle Gewissheit, die Dir Dein Denken jemals geben kann, ist nur wie ein Schattenbild jenes gewissen Wissens, das Dir im Innersten wird, sobald Du es vermagst, Dich über Dein Denken zu erheben und selber einzugehen in jenes Reich, davon Dein Denken Dir niemals Kunde bringen kann.

Lass fahren alle erdachte Weisheit und scheine sie Dir auch „Götterwort“, um zu jener Weisheit aus Tat und Leben hinzufinden, die auch der Weisesten dieser Erde hohe Lehren nicht ergründen, da sie in Tiefen ankert, die kein Denken je ermessen kann.
Die Einfalt eines Kindes suche in Dir zu erreichen, durch die Du vermagst, aus Deiner vielfältig gewundenen Enge Dich zu lösen, in der Dich gebunden hält, das nicht Du selber bist.

Der Weg der Wahrheit

Die erste Aufgabe ist nun: sein Alltagsleben als einen Teil seines ewigen Lebens betrachten zu lernen und in eiserner Beharrlichkeit alle Verpflichtung des Alltagslebens zu erfüllen, dass man gewiss zu sein glauben darf, in aller Ewigkeit nichts zu bereuen zu haben, was man in diesem Alltagsleben tun oder unterlassen mag.
Das erste Wegziel, das es zu erreichen gilt, besteht darin, dass man jene Ruhe des sicheren Gewissens erreiche, die solcher beharrlichen Erfüllung der Alltagspflichten früher oder später, aber mit aller Gewissheit folgen muss.

Ist dieses erste Wegziel erreicht, dann zeigt sich von selbst das zweite, das darin besteht, dass man über den Alltagspflichten noch andere erkennt, die zwar nicht im Alltag als Pflichten gelten, aber dann als solche empfunden werden.
Nun gilt es, diese Pflichten ebenso zu erfüllen, ohne etwa die Alltagspflichten hintenan zu stellen.
Was diese Pflichten gebieten, wirst Du augenblicklich wissen, sowie Du wirklich das erste Wegziel zu erreichen wusstest.
Für jeden einzelnen zeigen sich diese weiteren Pflichten in anderer Gestalt, und es wäre daher unmöglich, Dir sie näher bezeichnen zu wollen.

Es ist hier nicht von Dir verlangt, dass Du in törichten Bekehrungseifer, jeden, der Deinen Weg kreuzen mag, zu dem überreden sollst, was Dich zu Deiner Selbstgewissheit führte; allein man will, dass auch Du Dich in den Dienst des gleichen Wirken stellst, das Dir schon erste Befreiung brachte, und dass Du durch Dein Beinspiel in gleichem Sinne zu wirken trachtest.
Auch dieses Wegziel bestätigt seine Erreichung durch die bewusste Ruhe de Gewissens, die Dir anzeigt, dass Du es – nicht durch Reden und Dispute – sonder durch Leben, Tat und Handeln zu erreichen vermochtest.

Du wirst auf irgendeine Weise nun produktiv in das Leben Deiner Umwelt einzugreifen haben, nicht etwa indem Du versuchst, hier Missstände auszutilgen, sondern dadurch, dass Du Förderliches im Sinne der Dir bereits gewordenen Erkenntnis, in Deiner Umwelt zu schaffen trachtest.

Bisher warst Du gewohnt, Dich als Spross einer bestimmten Familie, als Sohn eines bestimmten Volkes, als Angehöriger eines bestimmten Kreises zu empfinden, - und das mit gutem Recht.
Bis hierher durftest Du Dich ja noch nicht aus solcher Bindung gelöst empfinden, wolltest Du Hoffnung hegen, jemals Dein Ziel zu erreichen.
Nun aber musst Du alle solche Bindung allmählich vom Gesichtspunkt der Ewigkeit aus werten lernen, denn der ewige Geist gibt sich keinem „Meder“ und keinem „Perser“, keinem „Griechen“ oder „Römer“, - keinem Spross aus diesem oder jenem ehrenwerten Hause, sondern nur: dem nackten MENSCHEN!

Ist so nun im höchsten Bereiche Deines Empfindungslebens nichts mehr zu finden, als der nackte, kosmisch gegebene Mensch, der sich der Gottheit einen will, dann wirst Du Dich erst selbst wahrhaft lieben lernen müssen, wirst immer mehr und mehr Dich selbst nur noch als Liebe zu empfinden suchen dürfen, bis nichts mehr in Dir ist, das etwas anderes als Liebesfeuer wäre.
Also in Liebe verzehrt, wirst Du in dieser glutgeläuterten Region zum Gefäße göttlicher Liebe werden, und in Deinem innersten „Ich“ wird sich Dein „LEBENDIGER GOTT“ Dir einen.

Hier erst hast Du dann Deines Höhenweges Endziel erreicht, aber Du würdest gar bald das Erlangte wieder verlieren, wolltest Du Dich nun, soweit Du als Sohn der Erde auch Deinem Alltag gehörst, Deinen Alltagspflichten enthoben wähnen!
Der Weg ist nun in Dir, auf dem Du fortan zu jeder Zeit, und zwar noch im Augenblick Deines Wunsches, Dich zu Deiner höchsten Höhe im Reiche des Geistes, zu Deiner Einheit mit Deinem lebendigen Gotte erheben kannst; und von dieser höchsten Höhe aus wird auch Dein Alltag Licht empfangen, - ein Licht, das nicht von dieser Erde ist, und irdischem Gesetz nicht unterworfen!
Dann wirst Du vielleicht erfassen können, was jener große Liebende einst lehrte, als er davon sprach, dass das Reich der Himmel „nahe“ sei, und dass man nicht sagen könne, es sei da oder dort, oder glauben dürfe, es komme mit großer Gebärde, denn:
„Das Reich Gottes ist in Euch!“